Ein Wolf wird Maskottchen bei der nächsten Fußballweltmeisterschaft. Warum uns das ganz besonders freut.

 

Tanzen wir mit dem Wolf?

Eine Art Talk-Show diskutiert minutenlang die Frage, ob die Wahl des WM-Maskottchens wirklich eine gute Wahl war, hüpft doch im nächsten Jahr ausgerechnet ein Wolf durch russische Innenstädte und Stadien. Ein Wolf, der zwar freundlich lächelt, aber eben auch für Blutrünstigkeit und Hinterlistigkeit stehe, war am 02.12.17 in einem Bericht vom Deutschlandfunk zu lesen. Hier der Link dazu. Ein Foto des neuen Maskottchens ist auch zu sehen. http://www.deutschlandfunk.de/wm-gruppenauslosung-in-moskau-tanzen-wir-mit-dem-wolf.720.de.html?dram%3Aarticle_id=402150

Dazu ein Kommentar von Petra Klages, Kriminologin, Tierschützerin und Mitglied bei Wolfsschutz Deutschland in Pro Naturschutz Sachsen e. V. (GRÜNE LIGA Sachsen)

 

Der Wolf ist da und die WM wird mit ihm gefeiert

 

 

Das Maskottchen der Fußball WM 2018 ist ein starker Held, ein ausgesprochen ästhetisches und zudem sehr soziales Tier – ein Wolf –  wie sollte es auch anders sein. Er steht für unerschütterliche Tugenden wie Stärke, Treue, Intelligenz, Familie, Ausdauer, Mut und Kraft. Noch weitere Eigenschaften aufzuzählen, wäre müßig und würde wohl eher ermüden, da unzählige Seiten damit gefüllt werden könnten.

 

 

Deutsche Märchen

 

Wie aber stehen die deutschen Landwirte, die deutschen Politiker zum Wolf? In Deutschland wäre der Wolf als Maskottchen derzeit nahezu undenkbar. Wurde doch der Wolf jüngst bedauernswertes Opfer eines sehr unseriös wirkenden Wahlkampfes und schürte in der Bevölkerung pathologisch anmutende Phobien. Einige Jäger machten sich sogar strafbar indem sie das streng geschützte Tier illegal „beseitigten“.

 

Der „böse“ Wolf, der Nutztiere reißt und Menschen bedroht – so wurde und wird „berichtet“. Manch aufmerksamer Mitbürger konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Erben der Gebrüder Grimm die Werbetrommel für eine neuerliche Ausrottung des gerade erst nach Hause zurückgekehrten Wolfes rühr(t)en. Und das, wo Deutschland ohnehin massive Probleme mit dem Artensterben hat. Sind einige Deutsche tatsächlich so unbelehrbar und glauben noch an Gruselmärchen?

 

 

Landwirte

 

Tatsächlich rückten einige Landwirte, die offensichtlich kein Interesse hatten, ihre Nutztiere ausreichend zu schützen in den Fokus der Medien. Unglaublich blutrünstige Geschichten hatten sie zu berichten. Unerwähnt blieb jedoch häufig, dass genau diese Landwirte und Nutztierhalter selbst verantwortlich waren. Kategorisch lehnten sie Schutzzäune und Herdenschutzhunde ab – und selbst mittelgroße Hunde konnten ihrem Jagdinstinkt uneingeschränkt folgen und nahezu ungehindert schutzlose Tiere reißen. Möglicherweise war mit ein Grund für die Weigerung oder Ignoranz dieser Tierhalter, dass sie selbst die Jagd ausüben und unverändert hohe „Abschussquoten“ erzielen woll(t)en. Purer Eigennutz und Verantwortungslosigkeit gingen also wohl teilweise zu Lasten der bedauernswerten, wehrlosen Nutztiere, die so zum Freiwild für wildernde Hunde und natürlich auch für hungrige Wölfe wurden.

 

In der Öffentlichkeit wurde nach mutmaßlichen Wolfsrissen lediglich bekannt, dass der Wolf „schon wieder“ blutrünstig (was er definitiv nicht ist) Nutztiere gerissen hätte. Oft war noch nicht einmal klar, dass es der Wolf war; häufig stellte sich dann später heraus, dass mal wieder ein Nachbarshund der Übeltäter war. Die Aufklärung dieser Risse wurde in den Medien nicht entsprechend klargestellt und die Bevölkerung im Irrglauben des „blutrünstigen Übeltäters Wolf“ gelassen.

 

 

Medien

 

Die Presse bediente die reißerische Sensationslust und eine neutrale oder korrigierende Berichterstattung – wie sie notwendig wäre – fand in der Regel gar nicht erst statt. Politiker nutzten die Ängste und die Gier einiger jagender Mitmenschen und verschworen sich auf der Jagd nach Wählerstimmen gegen den „bösen Wolf“. Gar so viele Menschen haben es denn wohl doch nicht geglaubt – das zeigen die Wahlergebnisse recht deutlich.

 

 

Insgesamt weit gefehlt  und teilweise sehr offensichtliche Phantastereien

 

… Der Wolf ist ein Räuber und die einzige Konkurrenz, die dem  „Raubtier Mensch“ die Beute streitig macht. Er jagt jedoch nur das, was er zum Überleben benötigt. Das kann man vom Jäger Mensch leider nicht behaupten. Der Wolf hält sich in der Regel von Menschen fern – das sagt ihm schon sein Instinkt.  Diesen Instinkt haben jedoch leider nicht alle Menschen, aber vielleicht lernen sie es noch.

 

Aufmerksame Landwirte und Nutztierhafter können ihre Tiere, wenn sie es denn wollen, sehr wohl effektiv gegen den Wolf und wildernde Hunde schützen und einige tun dieses auch. Finanzielle Mittel stehen schon seit Jahren zur Verfügung. Allein – es mangelt so oft am Willen und gruselige Wolfsgeschichten greifen zur Zeit bei manchen Mitmenschen besser, als Logik und Vernunft. Wir dürfen nicht vergessen: Menschen können sich selbst und selbstverständlich ihre Tiere schützen, eine reale Gefahr an sich geht vom streng geschützten Wolf nicht aus, auch wenn gerne anderes behauptet wird.

 

 

Ureinwohner

 

Ein Ureinwohner ist endlich nach Deutschland zurückgekehrt und findet Landschaften vor, in denen er sich erst wieder zurechtfinden muss vor. Er ist ein stolzes Tier, geprägt von Ausdauer, Stärke und unerschütterlicher Treue zu seinem Rudel. Seine Schönheit und seine sehr sozialen Eigenschaften begeistern immer mehr Menschen, die sich zunehmend für ihn einsetzen. Das sollten nun auch in immer stärkerem Maße (nicht nur) die Deutschen tun.

 

 

Freuen auf die WM

 

Verabschieden wir uns endlich von den schaurigen Märchen, die jeglicher Logik entbehren. Freuen wir also gemeinsam auf eine spannende WM und den Wolf, der als Maskottchen für eine Weltmeisterschaft wohl passender nicht sein könnte!

4 Gedanken zu „Ein Wolf wird Maskottchen bei der nächsten Fußballweltmeisterschaft. Warum uns das ganz besonders freut.

  1. Herzlichen Dank für den obigen Kommentar! Damit ist eigentlich alles gesagt! Leider wird dieser inhaltlich gute Kommentar zum Thema Wolf nur von sehr wenigen und interessierten Menschen gelesen, wenn er nicht weiter in den Medien verbreitet wird!
    Es wäre schön, wenn die russische Werbetrommel mit dem Wolf als Maskottchen nicht nur der Fußball – WM sondern auch dem Ansehen und der Akzeptanz des Wolfes auf der ganzen Welt (dazu gehört vor allen Dingen auch Deutschland), verhelfen würde!

  2. Wir müssen dafür sorgen und dazu verhelfen , das Ansehen und die Akzeptanz des Wolfes auf der ganzen Welt und insbesondere in Deutschland zu verbessern; das sind wir ihm schuldig.
    Für mich ist der Wolf der Inbegriff für Tugenden, die der Mensch gerne für sich in Anspruch nimmt:
    Er steht für die unerschütterlichen Tugenden wie Stärke, Treue, Intelligenz, Familie, Ausdauer, Mut und Kraft,
    und zwar ohne wenn und aber.
    Ein besseres Maskottchen hätte die Fußball WM 2018 nicht wählen können

  3. Besser kann ein Kommentar zum Thema Wolf nicht sein! Schade nur, dass er wohl fast nur von Menschen gelesen wird, die diese Meinung teilen. Wolfshasser und Besserwisser lesen in wohl nur selten.

  4. Danke Frau Klages für Ihren sachlichen Kommentar , ich finde auch , dass der Wolf ein sehr würdiges und schönes Maskottchen für ein Sportereignis ist . Ich wünschte, die Bevölkerung Russlands würde das auch so sehen.
    Es wird aber leider wie schon in der Ukraine zur Fussball-EM der F rauen eine Schattenseite geben : Man wird die Straßen der russischen Austragungsorte von Straßenhunden“säubern“, um einen guten, sauberen Eindruck zu erwecken . Und kaum einen der Profis wird sowas stören, wenn das Geld stimmt, schaut man nicht so genau hin, was rundherum passiert. Siehe Eurovisions-Contest.
    Für den Wolf ist es zumindest eine weitere Chance auf Akzeptanz , wenn die Welt auf Russland schaut und eine gute WM erlebt , die Menschen zueinander bringt.

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