Toni Seiler: Von Wölfen, Hunden und Menschen

Toni Seiler starb am 30. August 2019 und er hinterlässt bis heute große Lücken. Er war nicht nur ein beliebtes Mitglied unseres Vereins Wolfsschutz-Deutschland e.V. und ein Förderer der Initiative „Menschen für Wölfe“ von Brigitte Sommer und Volker Vogel, sondern auch ein bedeutender Wolfskenner, der eng mit dem bekannten Wolfsforscher Erik Zimen zusammenarbeitete. Nach Erik Zimens Tod im Jahr 2003 beendete Toni Seiler seine Arbeit mit Wölfen. Die selbsternannten Wolfskenner, die nach Zimens Tod plötzlich wie Pilze aus dem Boden wuchsen, waren ihm ein Dorn im Auge, denn Ahnung von Wölfen hätten die nicht, wie er uns erzählte. Toni Seiler, der auch als Hundetrainer arbeitete, hinterließ unter anderem einige Skripte zum Thema Wolf  und Hund. Mit Erlaubnis seiner Witwe Susan veröffentlichen wir hier einen Auszug daraus. Darin räumt er mit vielen Vorurteilen gegenüber Wölfen auf und spricht, wie man ihn kannte, Klartext.

Toni Seiler setzte sich mit all seiner Kraft für die Wölfe ein. Seine Zusammenarbeit mit dem Wolfsforscher Erik Zimen prägte sein Leben in und mit der Natur. Foto: Brigitte Sommer

Die Märchen vom „bösen Wolf“

Bei den Märchen der Brüder  Grimm sollte man bedenken, dass es sich in der damaligen Zeit, also Anfang des 19.Jahrhunderts, um „Erziehungsgeschichten“ handelte, aufgezeichnet und gesammelt von den Brüdern Grimm. Schauen wir uns mal expliziet „Rotkäppchen und der Wolf“ an. Ein Märchen, das ursprünglich übrigens aus Frankreich stammt, (100 Jahre vor der Veröffentlichung durch die Brüder Grimm). Bei genauerer Betrachtung des Märchens, zwischen den Zeilen, erkennt man sehr schnell, dass in dieser Geschichte nur zwei menschliche Wesen Angst und Furcht vor dem Wolf gemacht wird, zum einen der Großmutter (Frau), zum anderen Rotkäppchen (Kind), aber keinem Mann!

Bedenkt man nun, in welcher Zeit das Märchen spielt (also 1820-1830), so liegt die Erklärung dafür auf der Hand. Die Geschichte schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Frauen und Kinder mieden aus Angst vor dem Wolf den Wald, um etwa Beeren, oder Pilze zu sammeln und waren somit auch keine Quelle der „Unruhe“ für das jagdbare Wild.

Männer hingegen benötigten die Landgrafen, Kurfürsten und sonstigen Jagdherren als Treiber bei der Wolfsjagd. Unter diesem Gesichtspunkt wird aus dem ach so schönen Märchen eine grauenhafte Geschichte, die dem Wolf bis heute noch mitspielt, bis zur Ausrottung in vielen europäischen Ländern. Nun, Märchen über und um den Wolf gibt es noch heute. Da sind zum Beispiel die ewig gestrigen Jäger mit ihrer Mär, der Wolf würde Rehe,  Hirsche, Wildschweine, Hasen etc. im Bestand reduzieren, oder gar ausrotten. Diesen Herrschaften gebe ich folgendes zu bedenken:

  1. Die Population von Beutegreifern ist immer abhängig vom Beutevorkommen. Man benötigt nicht die mathematischen Fähigkeiten eines Albert Einstein, um zu verstehen, dass bei zunehmender Reduzierung der Beutetiere sehr bald der Bestand nicht mehr ausreicht, um bei gleicher Anzahl von Wölfen all diese ausreichend zu ernähren. Dies würde bedeuten, dass sich Beutegreifer ihre eigene Existenzgrundlage vernichten. Doch diese Fähigkeit hat bislang nur eine Spezies bis zur Perfektion entwickelt… der Mensch!
  2. Eines hat der Wolf mit Sicherheit mit uns Menschen gemein: Er geht immer den Weg des geringsten Widerstands und dem geringsten Risiko. Das bedeutet, dass er immer das schwächste Wild jagd, also kranke, junge, oder alte Tiere. Die Trophäenträger bleiben den Jägern erhalten! Die natürliche Auslese, die der Wolf betreibt, würde den Wildbestand gesunden, die jagdliche Auslese nicht!

Es gibt noch eine zweite Gruppe von Wolfsgegnern und Märchenerzählern: Die Schäfer. Interessant ist, dass die Feindschaft und Abneigung bis hin zum Hass bei uns in Deutschland besonders groß ist. Bei Dreharbeiten zu einem Dokumentarfilm hatte Zimen in den Abruzzen auch Kontakt zu einem Schäfer, der den ganzen Sommer mit seiner Herde und seinen Hunden auf den Bergweiden verbrachte. Natürlich war Erik interessiert daran, zu erfahren, wie ein Schäfer, der etwa sechs Monate im Jahr in einer Gegend verbringt, in der es freilebende Wölfe gibt, über den Wolf denkt. Erik war überrascht, dass der Schäfer keine Angst vor den Wölfen hatte und dass er es als normal empfand, dass gelegentlich ein Schaf gerissen wurde (In Italien wurde schon damals Schäfer für Risse durch den Wolf entschädigt!). Die weitaus größere Überraschung erlebte Erik Zimen paar Tage später, als er im Heimatdorf des Schäfers dessen Bruder kennenlernte. Als er ihn nach seiner Meinung über die Wölfe in den Bergen befragte, sagte er: „Oh, die sind gefährlich“. Auf Eriks erstaunte Frage, wie es denn sein könne, dass sein Bruder, der allein mit seinen Tieren dort oben lebe und keine Angst habe, bekam er zur Antwort: „Der hat ja auch keinen Fernseher“. Wie man sieht: Fernsehen bildet…

Die Mär vom „Blutrausch“ und der „Mordgier“ der Wölfe

Da gibt es auch die Mär vom „Blutrausch“ und der „Mordgier“ der Wölfe. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, mit diesen idiotischen Begriffen aufzuräumen. Um besser zu verstehen, wie es aus Unwissenheit dazu kommt, Beutegreifer mit diesen Attributen zu belegen, muss man erst einmal den Begriff Triebhandlung verstehen.

Jede Triebhandlung wird durch den sogenannten „Triebauslösenden Reiz“ initiiert. Das bedeutet, nur dieser Reiz versetzt das Lebewesen in die entsprechende Triebstimmung. Das ist auch bei Menschen so, hier wäre z.B. der Sexualtrieb zu nennen. Bei Beutegreifern ist der Beutetrieb in dem Moment aktiviert, wenn das ins Beuteschema passende Tier die Flucht ergreift. Wie durch einen Schalter nimmt dann die Triebhandlung ihren Lauf. Und zwar durch eine „gesetzmäßig“ aufeinander folgende Handlungskette. Beim Beutetrieb geschieht das wie folgt:

  1. Jagen
  2. Packen
  3. Töten
  4. Verschnaufen und fressen.

Das Fressen ist die sogenannte Triebbefriedigung. Bei Misserfolg – schließlich ist nicht jede Jagd erfolgreich – entstehen Ersatzhandlungen, wie z.B. in die Luft schnappen und gähnen.

Mit diesem Wissen stellen wir uns nun mal vor, ein Wolf überwindet den Zaun von einem Nachtgatter. Dann rasen die Schafe in Panik durch das begrenzte Areal. Die Handlungskette beginnt mit einer logischer Weise sehr kurzen Jagd. Das erste Schaf wird gepackt und dann getötet. Zum Fressen kommt der Wolf allerdings nicht, denn um ihn herum rasen die anderen Schafe und das bedeutet für diesen Wolf, dass er nicht zur Triebbefriedigung kommt, sondern immer wieder packen und töten muss, bis zur Verausgabung.

In der freien Natur könnte er z.B. bei einem Rudel Damwild ein schwaches Tier reißen. Während dessen würde das übrige Rudel entkommen. Also: Der Wolf, der mehrere Tiere reißt und tötet, handelt nicht im Blutrausch, oder aus Mordlust, sondern weil er dem, ihm angeborenen Trieb folgen muss, er kann nicht anders! Das Gleiche passiert übrigens bei einem Fuchs im Hühnerstall. Bei unseren Hunden laufen exakt die gleichen Mechanismen ab. Übrigens: Man kann den Hund nur verstehen, wenn man seinen Vorfahren, den Wolf, versteht! Warum dies so eminent wichtig ist, begründet sich schon aus der Tatsache, dass ausnahmslos alle Hunde die gleiche Sozialstruktur besitzen, wie der Wolf. Und diese Sozialstruktur ist der von uns Menschen entsprechend!

Toni Seiler in seinem wunderschönen Garten bei einem unserer Gespräche.

Meine eigenen praktischen Erfahrungen mit Wölfen begannen im April 1991. Erik Zimen, der zu dieser Zeit im Auftrag der ARD auf einer Tschukschen Halbinsel für eine Dokumentation über die Tschukschen im äußersten Nordosten Sibiriens weilte, bekam just zu dieser Zeit die Nachricht aus Italien, dass er seine vier „Filmwölfe“ aus dem Gehege in den Abruzzen wegholen müsse, da dieses Gehege dringend für eine andere Verwendung benötigt werde. Wie dringend dies war und wie schnell sich diese Konsequenzen aus dieser Situation entwickeln würden, wurde mir schnell klar, als mich Erik montags abends anrief. Er fragte mich, ob es mir möglich wäre, innerhalb einer Woche (!) ein „provisorisches Gehege“ zu bauen. Vorausschicken muss ich, dass die vier Wölfe bereits an den Zoo in Zürich verkauft waren, der Zoo aber noch kein Gehege zur Verfügung hatte und die finanziellen Mittel zum Bau eines Geheges erst freigegeben werden sollten, wenn das bereits im Bau befindliche Futterhaus fertiggestellt sei. Hinzu kam, dass man ein bestehendes Rudel (drei Fähen, ein Rüde) nicht in ein Gehege mit bereits vorhandenen Wölfen integrieren kann. Und: Es gab keinen Zoo, oder Tierpark mit einem leerstehenden Gehege!

Erik Zimen hatte durch Dr. Dirk Neumann von mir und der Möglichkeit erfahren, ein für die Wolfshaltung geeignetes „Provisorium“ zu erstellen. Es folgten zehn Tage, fast ohne Schlaf, dafür mit sehr viel Schweiß, harter Arbeit und ganz viel Kaffee… Dr. Dirk Neumann (er starb 2014) leitete von 1983 bis 2008 eine Wolfsschule in Hanau, Wiesbaden und Kalletal. Sein 15-köpfiges Wolfsrudel war das weltweit erste dressierte Wolfsrudel.  Durch seine Forschungen konnte er mit dem in vielen Köpfen verankerten Bild vom „bösen Wolf“ aufräumen.

Ergänzung:

Toni Seiler gelang es, auf seinem Grundstück ein Wolfsgehege zu errichten, in dem er auch Wölfe großzog. Mit seiner Lieblingswölfin Inge besuchte er auch Schulen und erklärte Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrerinnen und Lehrern das Wesen der Wölfe.

Ein Foto aus glücklichen Tagen: Toni Seiler mit seiner Wölfin Inge in seinem Wolfsgehege. Mit Inge besuchte er auch Schulen, um Kinder und Lehrerinnen und Lehrer über den Wolf aufzuklären.

 

Die „Gefährlichkeit“ der Wölfe

Der Wolf spaltet die heutige Menschheit (zumindest in Deutschland). Die einen sehen in ihm die gefährlichste, blutrünstigste Bestie, die nur darauf wartet, kleine Kinder, Omas, Schafen, Ziegen zu reißen, andere sehen im Wolf eine „Mitkreatur“, die man sich am liebsten zu Hause in der Wohnung halten möchte. Wieder andere akzeptieren den Wolf als Wolf und schätzen sein Wesen. Die beiden  ersten Einstellungen gehen völlig an der Realität vorbei.

Die „selbsternannten Wolfsforscher“ unserer Zeit werden spätestens seit dem Tod von Erik Zimen nicht müde, gebetsmühlenartig von ihrer Alphaposition bei ihren Gehegewölfen zu erzählen. Auch das gehört in den Bereich der Märchen und entspringt entweder der Unwissenheit, oder der Profilneurose derer, die solche Behauptungen aufstellen. Für diese selbsternannten Wolfsforscher wäre es sicher sehr hilfreich, das Buch „Der Wolf“ von Erik Zimen zu lesen.

Da gibt es aber auch ganz tolle, geniale „wissenschaftliche“  Tests zwischen Hunden und Wölfen, bei denen der Wolf deswegen schlechter abschneidet als der Hund, weil sich die Hunde auf den Menschen beziehen, ihn beobachten und auf dessen Handzeichen reagieren, weil er sich im Laufe der Zeit an den Menschen angepasst haben soll. Wow, welch geniale Entdeckung! Und für solche Test werden auch noch Forschungsgelder ausgegeben!

Wie wäre es denn, wenn man erst einmal klarstellen würde, was den Unterschied zwischen Hund und Wolf ausmacht? Die Wölfe in diesen Forschungsversuchen sind/waren natürlich Handaufzuchten, sonst wären sie für solche Tests auch nicht zu gebrauchen. Somit handelt es sich bei solchen „Forschungstest“ also um zahme Wildtiere. Bei den Hunden wiederum handelt es sich um Haustiere, die seit etwa 15 000 Jahren domestiziert sind. Das bedeutet nicht, dass sich der Hund dem Menschen angepasst hat, sondern er im Laufe dieser Zeit die Fähigkeit entwickelt hat, sich auf den Menschen und Seinesgleichen zu prägen und zu sozialisieren! Die Folge davon ist, dass er den Menschen als artgleich einen Rang höher anerkennt und demzufolge versucht, die Gesten, Mimik und den Augenausdruck zu deuten, den damit ist er verbunden mit dem täglichen Leben seines „Menschenrudels“.

All dies kann und tut der Wolf bei uns Menschen nicht. Für den Wolf sind wir, wenn wir ihn mit der Flasche aufziehen und auch noch bis zum Erwachsensein, die Ziehmutter/Ziehvater. Beim erwachsenen Wolf wird der, der ihn aufgezogen hat, zum Sozialpartner, sprich Freund! Nicht mehr, aber auch nicht weniger! Er spielt in der Rangordnung keine Rolle. Die Fähigkeit bei uns Menschen, Mimik, Gestik, Augenausdruck usw. zu deuten, kommt bei der Betrachtung des Hundes ein erhebliches Maß an Bedeutung zu. Sie ist ein Teilbereich der vom Wolf ererbten Sozialstruktur.

Der Wolf ist intelligenter als der Hund

Die exakte Deutung der verschiedenen Signale lernen Hunde und Wölfe bereits in ihrer frühesten Kindheit. Wölfe können und brauchen dies nur untereinander und nicht beim Menschen. Das ist auch der Grund, warum sich der Wolf bei den vorgenannten Tests nicht auf die Menschen bezieht und deshalb fälschlicherweise schlechter abschneidet. An Intelligenz ist der Wolf dem Hund haushoch überlegen!

Wenn Toni anfing, über Wölfe zu reden, hörten wir gebannt zu. Hier ein Foto zusammen mit Brigitte Sommer und Volker Vogel

Eine weitere Klarstellung tut an dieser Stelle dringend Not. Die Wolfsbeobachtungen im Freiland, also in der Wildnis und im Gehege und die daraus resultierenden „Lehren“ im Bezug auf Umgang und die Erziehung von unseren Haus- bzw. Familienhunden.

Eine Unwahrheit wird auch dann nicht wahr, wenn sie immer und immer wieder verbreitet wird. Ich meine hier die Behauptung , man könne nur aus der Freilandbeobachtung den richtigen Umgang mit Hunden lernen. Es gibt einen gravierenden Unterschied im Verhalten des Wolfs und der besteht darin, dass ein rangniedriger Wolf in der Natur das Rudel, also die Familie, jederzeit verlassen kann. Im Gehege kann er das nicht. Unsere Hunde leben mit uns in der Familie (im Rudel), ebenfalls auf begrenztem Raum. Diesen Raum kann er auch nicht verlassen.

Wo lassen sich also jetzt ähnliche, oder gleiche Verhaltensmuster als Hilfe zur Hundeerziehung heranziehen?

„Der Alpharüde hat ausgedient, es lebe das Kollektiv“. Diesen Satz fand ich in einer Hundezeitschrift. Was will uns der Verfasser damit sagen? Er will sagen, dass die Hundebesitzer nicht mehr den Rudelführer für ihren Hund spielen brauchen. Mit anderen Worten: Lasst euren Hund im Kollektiv der Familie mitbestimmen.

Für alle, die unwissenden Hundebesitzer, die sich das zur Maxime für den Umgang mit ihrem Hund auf die Fahne schreiben wollen, habe ich nur einen Rat: Legen Sie sich eine Katze zu! Ihr Hund wird es bei aller Mühe ihrerseits nicht schaffen, sich wie eine Katze zu verhalten. Seine soziale Struktur ist ihm angeboren und damit das Bedürfnis nach Führung! Bekommt er diese Führung nicht, wird er früher, oder später versuchen, diese selbst zu übernehmen. Na dann, viel Spaß…

Ich erlebe immer häufiger, dass das Wort „Führung“ als Synonym für Autorität steht und die ist heutzutage oft auch negativ belegt. Ist das Fazit daraus, den Hund antiautoritär zu erziehen? Nein!

Es ist meiner Meinung nach unschwer zu erkennen, dass Führung zur Erziehung gehört. Erziehung ohne Führung führt zwangsweise ins Chaos. Hundebesitzer, die ihren Vierbeiner ohne Führung erziehen wollen, erleben dann mit ihrem Liebling Verhaltensauffälligkeiten oder Ungehorsam, bis hin zur Aggression gegenüber Familien-Rudelmitgliedern. (Toni Seiler)

„Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.“ (Immanuel Kant)

 

Weitere Info: Nachruf von 2019: https://wolfsschutz-deutschland.de/2019/09/10/unser-vereinsmitglied-toni-seiler-ist-tot-als-mensch-und-wolfsexperte-ein-schmerzlicher-verlust/

 

Unterstützen Sie bitte unser Projekt „Menschen für Wölfe“

 

Bei den Dreharbeiten mit Toni Seiler (Mitte): Brigitte Sommer und Volker Vogel

 

Und hier der erste Trailer zum nicht kommerziellen Dokumentarfilm „Menschen für Wölfe“

In ihrem nicht kommerziellen Dokumentarfilm „Menschen für Wölfe“ gehen die Journalistin und Fotografin Brigitte Sommer und der Journalist Volker Vogel auf Spurensuche und besuchen Prominente und „ganz normale“ Menschen, die sich über die Wiederkehr des Beutegreifers freuen. Brigitte Sommer: „Sollten wir mit dem Film einen Gewinn erwirtschaften, spenden wir ihn dem Verein Wolfsschutz-Deutschland e.V.“

 Als vor etwa 150 Jahren der letzte Wolf in Deutschland getötet und die Raubtiere damit ausgerottet waren, kursierte der Wolf nur noch als böse Bestie im Märchen „Rotkäppchen“. Mit der Öffnung der Grenzen zum Osten Europas suchte sich der Wolf vor über 20 Jahren auch bei uns wieder ein Zuhause.

Volker Vogel: „Gerade jetzt, da die Bundesregierung mit der „Lex Wolf“ beschlossen hat, dass künftig praktisch auf jeden Wolf geschossen werden kann, wollen wir versuchen, den Politikern und Lobbyisten Paroli zu bieten.“  Ziel ist es, den Dokumentarfilm auch in die Kinos zu bringen, doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Volker Vogel: „Wir haben keinen Zeitdruck, denn unser Filmprojekt ist ja nicht kommerziell.“

Volker Vogel führt die Regie und ist zugleich Produzent des Films,  die erfahrene Fotografin Brigitte Sommer führt die Kamera und agiert als Co-Produzentin. Allein die Vorarbeiten zu diesem Dokumentarfilm haben eine lange Zeit beansprucht. Volker Vogel: „Wir haben einige Wolfsgegenden in Deutschland abgefahren und nach passenden Drehorten gesucht und auch ein vorläufiges Treatment, also eine Art Drehbuch, geschrieben.“

In den kommenden Monaten werden Brigitte Sommer und Volker Vogel  mit ihrem Filmbus in ganz Deutschland unterwegs sein, um Interviews zu führen. Der Zeitaufwand dabei sei immens.  „Wenn man ein solches Projekt umsetzen will, dann muss man sich voll und ganz darauf konzentrieren. Ohne Professionalität in allen relevanten Bereichen geht das nicht“, erklärt Volker Vogel. Um das alles zu verwirklichen, benötigen die Beiden noch Spenden und Sponsoren.

Aufgrund der zahlreichen Nachfragen ist aus „Menschen für Wölfe“ inzwischen eine Initiative entstanden. Eines der Projekte daraus ist ein kleiner Comic, der das erste Lebensjahr von Wölfen erklärt und u.a. kostenlos Kindergärten zur Verfügung gestellt werden soll.

Spenden werden dringend benötigt

Da dieses Projekt sehr aufwendig ist und die Filmemacher für ihren Film keine Förderung erhalten, da der Film ja nicht kommerziell ist, gibt es hierzu ein Crowndfunding-Projekt  unter https://www.gofundme.com/Menschen-fur-wolfe über das gespendet werden kann. Gespendet werden kann auch über den Link PayPal.Me/menschenfuerwoelfe. Wer per Banküberweisung spenden will, schickt einfach eine E-Mail an menschenfuerwoelfe@pr-nanny.de

Vogel: “ Menschen für Wölfe“ hat sich somit auch als Initiative entwickelt, die nicht nur den Dokumentarfilm erfasst, sondern alle relevanten Bereiche der Öffentlichkeitsarbeit.“ Wie aufwendig eines solches Filmprojekt ist, kann man hier nachlesen: https://www1.wdr.de/kultur/film/dokmal/ein-film-entsteht/finanzierung-100.html

Um alle Interessierte auf dem Laufenden zu halten, gibt es unter  www.menschen-fuer-woelfe.com einen Blog unter https://www.facebook.com/MenschenfuerWoelfe/ eine Facebookseite. Vogel und Sommer berichten dort kontinuierlich über ihr Projekt. Ein kurzer Trailer (siehe Beginn des Textes) zum Film ist auch auf dem Youtube-Kanal „Menschen für Wölfe“ zu sehen.

Mit „Wolfsblut“ haben Brigitte Sommer und Volker Vogel einen Sponsoren gefunden, der mit seinem Konzept BEAa (Beobachten, Empathie entwickeln und dadurch Ängste abbauen) in der Wolfslandschaft im Nationalpark Hunsrück-Hochwald ihren Vorstellungen von wissenschaftlichem Engagement widerspiegelt.

Jeder, der Teil dieses Films werden will und selbst etwas darüber erzählen will, warum er für und nicht gegen Wölfe ist, kann sich über das eingerichtete Kontaktformular auf www.menschen-fuer-woelfe.com oder per E-Mail an menschenfuerwoelfe@pr-nanny bei den Filmemachern melden.

Ferienzeit ist Lesezeit: Buchverlosung unter allen Spendern

Brigitte Sommer beschäftigt sich schon seit ihrer Kindheit mit dem Wolf.  Im Wildpark „Alte Fasanerie“ in Hanau durfte sie das erste Lebensjahr von Polarwölfen begleiten. Daraus entstanden ist ein kleiner Bildband, den es übrigens als kleines Dankeschön für Wolfsfreunde gibt, die für das Projekt etwas spenden. Weil die Ferienzeit immer auch Lesezeit ist, gibt es aktuell bis Ende Juli 2019 eine Verlosungsaktion von „Menschen für Wölfe“ unter https://www.menschen-fuer-woelfe.com/blog/b%C3%BCcherverlosung-unter-allen-spendern

„Wo der Wolf ist, wächst der Wald“… lautet ein russisches Sprichwort.  Wie Brigitte Sommer erklärt, habe das auch einen wahren Charakter, denn der Wolf sei in der Lage, Schäden in der Natur zu heilen.  Anders als menschliche Jäger, sei der Wolf nicht auf Trophäen aus. Er töte, um seinen Hunger zu stillen. Dabei wähle er nicht die stärksten Tiere aus, sondern die Schwachen und Alten. Wo Wölfe leben würden, hätten auch andere, seltene Tiere und Pflanzen wieder eine Chance.

Als kleines Dankeschön gibt es für Spender und Sponsoren u.a. auch diese T-Shirts.

In ihrem Dokumentarfilm wollen Brigitte Sommer und Volker Vogel  aufklären über den Wolf. „Wölfe sind keine Kuscheltiere, man muss sie als die Beutegreifer, die sie sind, akzeptieren.“ Zugleich sei der Wolf sehr scheu, er meide die Menschen, die überhaupt nicht seinem Beuteschema entsprechen würden. Auch hierüber werden Experten im Film Auskunft geben.

Eines der ersten Interviews führten die beiden Filmemacher mit Toni Seiler. Er war Weggefährte des international bekannten Wolfs-und Hundeforschers Erik Zimen, der leider schon verstorben ist. Seiler zog in einem Gehege im Westerwald unter wissenschaftlicher Begleitung zahlreiche Wölfe auf. Auch Toni Seiler räumte auf mit den Angstszenarien über die Wölfe. Kein Wolf habe in den vergangenen 150 Jahren in Deutschland einen Menschen  angegriffen.  Er selbst hatte in zahlreichen Vorträgen in Schulen und anderen Einrichtungen über den Wolf aufgeklärt. Mit dabei war seine handaufgezogene Wölfin Inge.

Vogel: „Wir müssen dem Wolf helfen, damit er bleiben kann. Unser Film und unsere Initiative sollen dazu beitragen.“

Unser Vortrag mit dem bekannten Wolfsforscher Toni Seiler, zusammengefasst von Mel Green

Von links: Angelika Zipper-Hüttges, TWH Anori pura Gioia, Brigitte Sommer, Toni Seiler und Mel Green.

Ein Kommentar von Mel Green, 30.08.2018

Referent: Toni Seiler, Besitzer der bekannten Hundeschule Seiler. Seiler ist ein Fachmann auf dem Gebiet von Wölfen und Hunden. Er war jahrelang Wegbegleiter des international bekannten Wolfsforschers Erik Zimen.

Seiler lernte den Verhaltensforscher Zimen 1991 kennen, in der Zeit, als er mit seiner Hundeschule begann. 1993 führte Seiler im Auftrag von Erik Zimen auf seinem Gelände seine erste Handaufzucht von Wölfen durch. Von seinen Erfahrungen und seinem Wissen über den Wolf will er den Zuhörern am 25. August erzählen und auch darüber, dass  freilebende Wölfe nicht böse sind, auch wenn das von einigen Leuten immer wieder behauptet wird. Seiler: „Die Besucher werden Dinge erfahren, die sie aus einem Buch gar nicht lernen können“.

Soweit so gut lautete die Ankündigung.

Es war einer dieser recht bewölkten und durch jedes Kleidungsstück ziehenden, windigen Tage, die einem spontan nach jeder Hitzewelle erstmal den Gedanken an warme Decken, Lebkuchen und vielleicht auch Kaminfeuer in den Kopf rufen lassen.

Gekommen waren dennoch einige Leute. Das Café war auf zwei Ebenen voll besetzt, selbst die eingekehrte Radfahrergruppe, die wohl eher zufällig dazustieß, blieb nach ihrem Mittagstisch bis zum Ende des Vortrages und der anschließenden Fragerunde.
Es saßen gemischt alle Altersgruppen und wohl auch jene, die im Vortrag bzw. danach kritische Fragen stellten.

Aber von vorne:
Nach der Vorstellung des Referenten durch die Vereinsvorsitzende Brigitte Sommer, folgte eine kurze Einleitung darüber, wer er ist, was er macht oder gemacht hat und das es letztlich die vielen, oft negativen Medienberichte über den Wolf gewesen sind, die ihn dazu bewogen haben, wieder einen öffentlichen Vortrag zu halten, da er sich jedes Mal über das ärgere, was alles in den Medien NICHT erzählt wird. Vielmehr wurde die Frage in dem Raum gestellt, ob „er“ vielen Menschen so Angst macht, weil „er“ uns so ähnlich in seinen sozialen Strukturen ist?
Sicher ein Wolf ist und bleibt ein Raubtier, aber dieser Hass der ihm auch hier in Deutschland entgegenweht steht in absolut keinem Verhältnis und rührt noch aus längst vergangenen Zeiten.

Er nannte hier als Beispiel das Märchen um „Rotkäppchen“.
Erwähnt wurde, dass das Märchen im Original von „dem bösen Mann“ handelte, nicht von „dem böse Wolf“.
Erst durch die Verbreitung der grimmschen Übersetzung, wurde eine Analogie zwischen „dem bösen Mann“ und der „Bestie Wolf“ geschaffen, nicht zuletzt um den ganzen „Rotkäppchen“, also den jungen, unverheirateten Frauen, eine Scheu und Angst gegenüber allen Männern (die nicht der Ehemann waren) einzubläuen.
Ebenso wurde das Motiv aufgegriffen von den Großgrundbesitzern, Gutsherren und Fürsten gegenüber ihrem Gesinde, damit es aus dem Wald fern bleibe und so keine Beeren oder Pilze von ihrem „Herren“ stehle. Dabei allen voran wurde dieses Bild den Frauen, Kindern und Alten vermittelt, da sie ja die „Sammler“ waren.
Den Männern, also den „Jägern“ oblag die Pflicht, bei jeder Sichtung eines Wolfes, auf eigene Unkosten, ihrem Lehnsherren ihren Dienst zu erweisen, einzig ausgenommen dieser Pflicht war der Priester/ Pfarrer und der Lehrer.
Aus alten Kirchenchroniken sind Aufzeichnungen vorhanden, die diese Wolfsjagden belegen und auch von seltsamen Begegnungen zu berichten wussten, z.B.:
Eine Frau, die wegen Besorgungen in eine andere Ortschaft lief, musste mal.
Dazu begab sie sich an den Waldrand ins Gebüsch und fiel rücklings in eine der damals viel verwendeten Wolfsgruben, 3m x 4m tief.
Zu ihrem Leidwesen sah die Dame nachdem sie sich wieder berappelt hatte, dass sie mit einem Wolf zusammen in dieser Falle steckte. Trotz dessen ward ihr nichts geschehen, auch nicht nach vielen Stunden, als man sie endlich ob ihres Hilfegeschreis fand, im Gegenteil, der Wolf, so steht es geschrieben, hätte in der Ecke gekauert und sei starr geblieben.

Herr Seiler nahm diese Geschichte zum Anlass und transportierte sie auf ein Beispiel wie er seinen ersten „Wolfskontakt“ erlebt hatte.
Über Herrn Erik Zimen, dem er einen Gefallen tun wollte, „du hast doch da ein großes Grundstück zur Verfügung…könntest du dir vorstellen…?“, lebten vier „Film“-Wölfe über drei Jahre bei ihm. Bis die Tiere aus ihrem Tierpark in den Abruzzen nach Deutschland gebracht worden sind (natürlich früher als gedacht, sodass das Gehege für eben jene noch gar nicht fertig gebaut war und sie noch mehrere Tage in einem Hundezwinger – zu viert – verbringen mussten) und sie das erste Mal Futter bekamen, vergingen insgesamt neun Tage.
Selbst nach diesen neun Tagen dauerte es eine lange Zeit, bis die Wölfe im Gehege ihre Deckung verließen und sich an das Futter heran getrauthaben – kein Geknurre, (Gekläffe sowieso nicht), keine Aufregung, keine Bestie.

Diese Unsicherheit, die den Tieren selbst als „gezähmte“, also handaufgezogene Wesen anheim wohne, sei durch jahrhundertlange Jagd und Nachstellung entstanden und inzwischen angeborener, also genetisch belegbarer, Instinkt der Grauwolfpopulationen – Im Gegensatz zu zum Bespiel zu den Wölfen in Amerika (Timberwölfe) oder auch Polarwölfen, die weitaus „unbedarfter“ und „neugieriger“ gegenüber menschlicher Anwesenheit sind, da sie keine derartige Nachstellung erlebt haben, wie die Wölfe auf dem europäischen Kontinent.

Eine Handaufzucht eines Wolfes kann übrigens nur dann erfolgreich sein, wenn das Welpe innerhalb der ersten zehn Lebenstage von seiner Mutter getrennt wird.
Einen Tag zu spät und es funktioniert nicht mehr.
Dabei gab er zu verstehen, dass er es zweierlei sehe, dass sogenannte Wolfshunde gezüchtet werden. Auf der einen Seite sind die Besitzer oft überfordert (aber das träfe auf leider sehr viele „normale“ Hundebesitzer genauso zu) oder wollen nur das coole Prestigeobjekt besitzen, aber andererseits hat er ja auch schon selbst eine handaufgezogene Wölfin, „Inge“, als positiven Botschafter eingesetzt.
Auch käme es aus Ermangelung an Wissen immer wieder zu Verwechselungen von Wolfshunden mit echten Wölfen, zu welchen er auch schon mehrfach gerufen worden war.


Wölfe sind scheu, sehr scheu sogar.
Und sie verschwenden keine Energie, denn Energieverschwendung ist in der Natur nicht vorgesehen. Dabei nannte er ein Beispiel welches ihm mit „seinen“ Wölfen passiert sei:
Vor dem Gehege lag ein Apfel auf dem Boden. Die Wölfe, die seine Ankunft bereits erwartet haben, saßen in einer Reihe an dem Gehegezaun.
Irgendwie hatte Seiler das dringende Bedürfnis, den Apfel aufzunehmen und wie ein „Bällchen“ den Tieren zuzuwerfen. Diese hätten dem Apfel zwar hinterhergesehen, aber damit zu „spielen“ darauf kam keiner.
Sicher, Tierkinder „spielen“ auch mit ihren Eltern oder Geschwistern, allerdings hat da das Wort „spielen“ die Konnotation des Wortes „lernen“, welches das lateinische Wort für „spielen“ wohl auch hergebe. Frei übersetzt wird spielerisch (auf eine leichte Art) gelernt, was für das Überleben und die Existenz später einmal wichtig werden wird.
Eines dieser wichtigen Merkmale die das spätere Leben garantieren ist die Nahrungsaufnahme.

 

Die Nahrungsaufnahme ist eine Triebhandlung.
Triebhandlungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie nur dann vorübergehen, wenn die vom Körper „verlangte“ Handlung ausgeführt wird.
Am deutlichsten und einfachsten erklärt werden kann dies anhand des Sexualtriebes, der erst nach der Verpaarung quasi ein „Stop“ dem Körper signalisiert.
Wölfe und auch andere Caniden wie Füchse etc, handeln bei der Nahrungsaufnahme nach dem Schema „jagen – packen – töten“.
Erst der Tod der Beute signalisiert „Pause machen, verschnaufen und dann futtern“.

 

Nun ist es in der Wildnis so, dass Wölfe aus einer Gruppe von Tieren allenfalls eines anfallen und bis das Schema „Jagen – Packen – Töten“ vollzogen ist, die anderen Tiere der Gruppe schon geflüchtet sind. Nicht so in einem schlecht gesichertem „Pferch“ oder auf einer schlecht gesicherten Weide.
Auch hier berichtete er davon, dass er selbst einmal den Fehler gemacht habe und seine Hühner die er damals hielt in einem Gehege hatte, dass zwar eingezäunt war, aber eben nicht gegen ein Unterwühlen gesichert. Acht von zehn Hühnern hat er dadurch an den Fuchs verloren – was er diesem nicht zum Vorwurf macht, sondern eher sich selbst, denn mit seiner Erfahrung hätte er sich das denken und entsprechend dagegen absichern können. Der Fuchs habe nur das gemacht, was sein „Programm“ im Körper vorgegeben habe, nämlich „jagen – packen – töten“ bis das vermeintliche eine Beutetier (die ja mehrere sind und wild umherflattern) endlich tot ist und er fressen darf. Er sagte, dass der Fehler ganz klar bei ihm gelegen habe.

Aus diesem Grund brachte Herr Seiler noch einmal zum Ausdruck, dass es die Verantwortung der Weidetierhalter sei, ihre Tiere bestmöglich zu schützen, dabei ist es unerheblich ob es sich um eine Hobby- oder gewerbliche Haltung von Tieren handele. Es gibt Unterstützung und finanzielle Förderung und es ist auch so, dass Hobbys nun auch Geld kosten. Bedauerlich sei, dass die Unterstützung der Weidetierhalter oft sehr bürokratisch sei, dort sieht er ebenfalls Handlungsbedarf.

An dieser Stelle kam die Frage auf, ob Wölfe ihre Beute noch lebend anfressen würden, da so was in den Medien auch verbreitet wird.
Dies verneinte Seiler vehement und erklärte, dass die Beute immer erst tot angefangen wird „aufzubrechen“. Es könne vielleicht zu einer Verletzung kommen und das Beutetier könne flüchten, aber ein Wolf beiße kein Tier an und lasse es lebendig z.B. auf der Weide zurück, mit erneutem Verweis auf den oben beschriebenen Trieb, zudem töte der Wolf durch den sogenannten Kehlbiss.

Zum Schluss berichtete Herr Seiler darüber, wie unterschiedlich die verschiedenen Wolfsarten in ihrer Entwicklung doch seien, ganz besonders wie schnell die Entwicklung bei Polarwölfen von statten gehe:
„Seine“ Grauwolfwelpen konnten mit zwölf Tagen gerade mal halbwegs von A nach B tapsen, wohingegen die Polarwolfswelpen mit gleichem Lebensalter schon sicher gelaufen seien und erste Beute (in Form eines Handtuches, welches zum Füttern an der Lehne des Stuhles hing) gemacht haben, was wohl dadurch bedingt ist, dass in der Arktis keine Zeit verloren werden darf, bevor der Winter wieder zurück ist.

Herr Seiler sei er sehr dankbar über alle Erfahrungen die er mit allen „seiner“ Tiere erleben durfte. Viele Dinge, die in keinem Lehrbuch gestanden hätten, seien ihm erst durch  Beobachten und mit der Zeit verständlich geworden. Deswegen sei es ihm umso mehr ein Anliegen, dem Wolf durch fachkundige, sachliche, aber auch persönliche Erfahrungen zu mehr Verständnis zu verhelfen.

Vortrag über Wölfe vom Verein Wolfsschutz-Deutschland mit Wolfsexperten Toni Seiler

Vortrag über Wölfe vom Verein Wolfsschutz-Deutschland mit Wolfsexperten Toni Seiler
Ein kleiner Blick zurück: Toni Seiler beim Heulen mit der Wölfin Inge, einer seiner Handaufzuchten. Foto: Privat

 

Hergenroth  – „Faszination Wolf“ nennt sich ein Vortrag, den der bundesweit agierende Verein Wolfsschutz-Deutschland e.V. zusammen mit Regine Pereira am Samstag, den 25. August, in Elsa´s  Café in der Waldstraße 1, in Hergenroth (Westerwaldkreis, Nähe Westerburg) veranstaltet. Beginn ist um 16 Uhr, der Eintritt ist frei. Referent ist Toni Seiler, Besitzer der bekannten Hundeschule Seiler. Seiler ist ein Fachmann auf dem Gebiet von Wölfen und Hunden. Er war jahrelang Wegbegleiter des international bekannten Wolfsforschers Erik Zimen.

Seiler lernte den Verhaltensforscher Zimen 1991 kennen, in der Zeit, als er mit seiner Hundeschule begann. 1993 führte Seiler im Auftrag von Erik Zimen auf seinem Gelände seine erste Handaufzucht von Wölfen durch. Von seinen Erfahrungen und seinem Wissen über den Wolf will er den Zuhörern am 25. August erzählen und auch darüber, dass  freilebende Wölfe nicht böse sind, auch wenn das von einigen Leuten immer wieder behauptet wird. Seiler: „Die Besucher werden Dinge erfahren, die sie aus einem Buch gar nicht lernen können“.