Wolfsschutz-Deutschland e. V. protestiert gegen die einfältige Wolfsverordnung NRW

Auf Druck der Lobbyisten hat wohl nun auch die nordrheinwestfälische Umweltministerin Ursula Heinen-Essser eine Wolfsverordnung kreiert, die sich an der niedersächsischen Wolfsverordnung orientiert und der Tötung von Wölfen praktisch Tür und Tor öffnet. Auch in dieser Wolfsverordnung ist eine Besenderung von Wölfen festgeschrieben, was nicht nur unserer Meinung nach völlig irrsinnig ist und die „Entnahme“, also das Erschießen von Wölfen erleichtern soll. Wie bei allen anderen Wolfsverordnungen, die es unter anderem schon in Brandenburg und Sachsen gibt, sind die Begrifflichkeiten sehr schwammig formuliert und können jederzeit zu Gunsten der Lobbyisten umgesetzt werden. Das bedeutet im Klartext, dass das Abschießen von Wölfen schon beim geringsten Schaden beschlossen werden kann. Auch der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen scheint es dabei egal zu sein, dass seit zwei Jahren ein Pilotverfahren (eine Vorstufe zu einem Vertragsverletzungsverfahren) der Europäischen Union bezüglich des Umgangs der deutschen Behörden mit dem Wolf gibt. Wir von Wolfsschutz-Deutschland e.V. protestieren gegen diese neue Wolfsverordnung, die wohl nur zustande kam, weil Nutztierhalter und Pferdehalter in NRW kein Interesse haben, ihre Tiere wolfssicher unterzubringen.

Wie bitte? Da guckt selbst der Wolf erstaunt. ©Beispielbild Wolf Brigitte Sommer

Im Mittelpunkt der Wolfsverordnung stehen – wie sollte es auch anders sein – natürlich mögliche „Entnahmen“ von Wölfen.  Wörtlich heißt es: „Die Beurteilung des Erhaltungszustandes der Population im Sinne von § 45 Absatz 7 Satz 2 des Bundesnaturschutzgesetzes wird auf Grundlage einer Stellungnahme der obersten Naturschutzbehörde getroffen. Bei Gefahr im Verzug bedarf es keiner vorherigen Benachrichtigung.“ Mit anderen Worten, sagt die Oberste Naturschutzbehörde, es gibt genug Wölfe, beginnt die Jagd auf sie. Derweil ist überall nachzulesen und von der EU-Kommission bestätigt, das bei der Population der Wölfe in Deutschland längst noch nicht von einem ausreichenden Bestand auszugehen ist. Hier muss auch auf die bestehenden FFH-Richtlinien geachtet werden, in denen der Wolf nach wie vor als schützenswertes Tier eingestuft wird. Mit anderen Worten: Die Oberste Naturschutzbehörde kann gar nicht den Erhaltungszustand gemäß §45, Absatz 7, Satz 2, Bundesnaturschutzgesetz einordnen. Eine solche Einordnung würde die EU-rechtlichen Vorgaben überhaupt nicht erfüllen.

Dass Umweltministerin Heinen-Esser sich gerade die niedersächsische Wolfsverordnung zum Vorbild genommen hat, zeugt nicht gerade von guter Kenntnis, denn gerade die Umweltpolitik des niedersächsischen Umweltministers Lies steht im Fokus der Ermittlungen der EU-Kommission. Lies hat bereits einige Abschussgenehmigungen von Wölfen genehmigt, und das geheim, ohne es öffentlich zu machen. Dafür hat er nach einer Klage der Grünen in Niedersachsen wegen seines nicht öffentlichen Vorgehens bereits eine gerichtliche Niederlage einstecken müssen.

Die Wolfsverordnung für Nordrhein-Westfalen ist in allen Punkten sehr schwammig verfasst. Konkrete Zahlen, Vorgaben, werden erst gar nicht gemacht, auch nicht bezüglich möglicher Vergrämungen von Wölfen. Im Paragraph 3 der Verordnung ist festgehalten, dass es auch Weidetierhaltern erlaubt werden soll, Wölfe zu vergrämen. Eine völlig verrückte Idee, den Tierhalter haben keinerlei Wissen darüber, wie Wölfe vergrämt werden können. Stattdessen sollten sie sich lieber besser auf Herdenschutzmaßnahmen konzentrieren. Auch die mögliche Art der Vergrämung spricht Bände. Zitat: „Geeignete, nicht letal wirkende Geschosse sind die zur Wildtiervergrämung bestimmten zylindrischen, hohlen Weichgummigeschosse, faserige Weichgummigeschosse oder vergleichbare Gummigeschosse, die aus Jagdwaffen verschossen werden. “  Diese Geschosse können sehr wohl erhebliche Verletzungen verursachen. Mögliche Konsequenzen: Verletzte Wölfe werden aufgefunden, die dann getötet werden, denn das ist ja erlaubt. Zudem könnten mit Gummigeschossen auch Menschen erheblich verletzt und sogar getötet werden.

Immer wieder wird auch in dieser Wolfsverordnung die Bedrohung von Menschen aufgeführt. Zitat aus dem Paragraph 3:

„Ein für den Menschen unerwünschtes Verhalten liegt vor, wenn sich ein Wolf mehrfach

1. einem Menschen, der sich weder in einem Fahrzeug noch auf einem Hochsitz aufhält, auf eine Entfernung von unter 30 Metern nähert oder diesen in einer Entfernung von unter 30
Metern duldet und es sich nicht um einen Welpen handelt,
2. in einer Entfernung von unter 30 Metern zu von Menschen genutzten Gebäuden aufhält oder
3. innerhalb von im Zusammenhang bebauten Ortsteilen aufhält und sich nicht verscheuchen lässt.

Das z.B. unerfahrene Jungwölfe auf ihrer Suche nach einem eigenen Revier immer wieder Menschensiedlungen durchstreifen, scheint bei den Politikern noch immer nicht angekommen zu sein, bzw. sie ignorieren dies bewusst. Eine in der Wolfsverordnung festgelegte Entfernung zwischen Gebäuden, Menschen und Hochsitzen der Jäger (!)  von 30 Metern ist zudem eine willkürliche Festsetzung, die ausgelegt werden kann, wie es einem gefällt.

Sehr interessant, aber auch nicht verwunderlich ist, dass Herdenschutzmaßnahmen in dieser Wolfsverordnung mit keinem Wort genannt werden. Hier wird nur der Wolf als Verursacher genannt, nicht aber die eigentlichen Pflichten der Weidetierhalter. Auch diese Wolfsverordnung liest sich so, als müssten Weidetierhalter ihre Tiere erst gar nicht schützen.

Empathielos ist auch der Paragraph 8 der Wolfsverordnung verfasst. Hier geht es um die Entnahme eines schwer verletzten oder erkrankten Wolfes. Schon der Wortlaut assoziiert, dass an eine Behandlung von erkrankten Wölfen gar nicht erst gedacht wird. Wörtlich ist zu lesen: „Die Entnahme eines Wolfes ist aus zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen
Interesses nach § 45 Absatz 7 Satz 1 Nummer 5 des Bundesnaturschutzgesetzes zugelassen, wenn dieser so schwer verletzt oder erkrankt aufgefunden wird, dass er nach dem Urteil einer
Tierärztin oder eines Tierarztes erhebliche Schmerzen erleidet und aus eigener Kraft nicht mehr gesunden wird.“ Außerdem wird für den Fall des Auffindens schwer verletzter Wölfe eine Ausnahme vom Tötungsverbot erteilt. Die Behandlung eines verletzten, oder erkrankten Wolfs ist also gar nicht vorgesehen. Anders als in Italien schon mehrfach praktiziert, soll der Versuch, einen verletzten, oder erkrankten Wolf zu behandeln, gar nicht versucht werden.

Wir werden zudem bei der EU Beschwerde gegen diese Wolfsverordnung einlegen.

Quelle: Wolfsverordnung NRW https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMV17-6635.pdf

 

 

 

30 Gedanken zu „Wolfsschutz-Deutschland e. V. protestiert gegen die einfältige Wolfsverordnung NRW

  1. Da sieht man wieder mal deutlich, dass der Fachkräftemangel auch in der Politik von NRW böse Blüten treibt. Dies noch gepaart mit schreiender Inkompetenz ist das Todesurteil für jeglichen Wildtierbestand. Wenn all das nicht so traurig wäre, könnte man glatt darüber lachen. Doch allein schon der Gedanke, dass viele (auch ich) große Hoffnung auf ein Eingreifen der ungeliebten EU hegen, treibt mir schon die Tränen in die Augen.

  2. Zum Glück sind im Mai Wahlen. Mein Kreuz bekommen die jetzigen Parteien nicht mehr.
    Die EU sollte viel härter gegen solche Bestimmungen vorgehen. Der Wolf und alle anderen Waldtiere gehören geschützt und nicht sinnlos getötet.
    Was Du nicht willst, was man Dir tut, das füg auch keinen anderen zu.

  3. Schon mal ein guter Anfang die Wolfsverordnung denn so kann es nicht weiter gehen das Nutztiere gerissen werden und immer mehr Schaden durch den Wolf verursacht wird nächste Schritt wäre das der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen wird

    1. Die einzige Kreatur, die Schaden verursacht, ist der Mensch. Wölfe müssen, wie alle anderen Kreaturen auch, Nahrung zu sich nehmen. Wenn sich Tierhalter weigern, „ihre“ Tiere zu schützen und diese den Wölfen somit auf dem Silbertablett servieren, kann man ihnen absolut keinen Vorwurf machen. Aber das möchte das Landvolk ja partout nicht verstehen. Übrigens hat der Homo Sapiens „seine“ „Nutz“-tiere auch nicht zum Kuscheln, sondern zum Verspeisen. Es ist erschreckend, dass die Politik nicht durchgreift und bestehende Gesetze umsetzt, sondern den krawallmachenden Wolfshassern auch noch aufwischt. Armes, verblendetes, naturfeindliches deutsches Land.

    2. Sehr geehrter Herr Ulbrig,
      Sie scheinen mir relativ uninformiert zu sein, was Wölfe betrifft!
      Schafe machen nur 1% der Nahrung beim Wolf aus, und das auch nur, weil sie oftmals unzureichend geschützt sind. Den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen bringt überhaupt nichts, da er über den höchsten Schutzstatus verfügt und nicht geschossen werden darf!

  4. Der Wolf muß zum Abschuß freigegeben werden! Die Anzahl wird hier einfach zu groß! Jeden Tag neue Hiobsbotschaft! Heute lief er nachmittags durchs Nachbarort, vor 3 Wochen verfolgte einer unsere Pächterin, gestern lief einer quer durch den Hof einer Freundin tagsüber usw….die unzähligen Risse nicht zu vergessen! Unsere Weide- und Nutztiere sollten einen höheren Stellenwert haben! Wer kommt für unsere Ängste und unsere wertvollen Tiere auf? LG

    1. Was ist dabei, wenn ein Wolf durch den Ort läuft? Menschen laufen doch auch im Wald herum! Dass ein Wolf eine Pächterin verfolgt haben soll, scheint mir sehr an den Haaren herbeigezogen zu sein. Sie sollten bei der Wahrheit bleiben und hier nicht Ihre Alpträume oder Ihr Wunschdenken wiedergeben. Menschen haben die Erde – und auch das deutsche Land – nicht für sich gepachtet. Andere Kreaturen haben dasselbe Daseinsrecht. Wenn Sie so Angst vor der Natur haben, rate ich Ihnen, weniger Märchenbücher zu lesen oder in eine „sterile“ Grossstadt zu ziehen. Dort lauern aber möglicherweise ganz andere Gefahren, wie ein Wölflein. Übrigens, wo bleibt der Stellenwert für „Ihre“ „Nutz“- und „Weide“-tiere, wenn sie grausam abtransportiert und geschlachtet werden? Erschreckend, wie natur- und tierfeindlich das deutsche Land ist. Vielleicht sollten Sie einmal Ihre Verblendetheit ablegen und sich umfassend informieren; jedoch bitte aus seriösen Quellen und nicht bei krawallmachenden Wolfshassern!

      1. Super Antwort, vielen Dank dafür! Besser kann man es nicht formulieren um dieser dekadenten Gesellschaft den Spiegel vor zu halten.

    2. …aber Spezies Mensch darf sich überall ausbreiten? Warum halten sie sich für die Krone der Schöfung? Wer oder Was gibt Ihnen das Recht? Intelligenz, Empathie, Instinkte im positiven sine kann es kaum sein. Denn die Spezies Mensch zerstört unseren Planeten und sägt am eigenen Ast! Wie DUMM kann Mensch sein?

    3. Ist was passiert? Bis jetzt hat kein Wolf einen Menschen verletzt. Die Nutztiere gehören eingezäunt, dann passiert auch denen nichts. Ein wenig mehr Tierliebe wäre angebracht.

    4. Koennen Sie sich vorstellen, dass Menschen abgeschossen werden, weil es viel zu viele gibt? Es ist nicht unser Recht, zu töten, was uns nicht passt, dass es lebt! Homo sapiens? Dass ich nicht lache!

  5. Der Wolf hat einen schlechteren Ruf als er in Wirklichkeit ist. Und das Märchen ,daß Wildtiere i n der freien Natur genügend zu Fressen finden ist alt und stimmt schon lange nicht mehr, da der Mensch überall zu seinen Gunsten eingreift und alles ins Ungleichgewicht bringt. Weidetierhalter müssen ihre Weidetiere halt auch schützen und investieren! Im Sinne einer Artenvielfalt und dem Wissen ,daß jedes Wesen auf der Welt eine Aufgabe/Talente hat, darf diese Verordnung nicht durchkommen! Außerdem spielt sie den machtgeilen blutrünstigen Jägertypen i n die Hände! In anderen Ländern legen die Menschen den Wildtieren etwas zu Fressen hin und haben ihre Ruhe, warum macht man das in Deutschland nicht, wo tonnenweise Lebensmittel weggeworden werden?

    1. Sehr geehrte Frau Friedrich,
      eine Fütterung von Wölfen ist nicht nötig, es gibt ausreichend Wild (Rehe, Wildschweine) in Deutschland, da muss kein Wolf hungern;-)

      1. Teilweise richtig, aber nur teilweise. Wenn man die Verbreitungskarte des Rotwildes in Deutschland über die Verbreitungskarte der Wölfe legt, dann kann man sehen woran der Wolf sich orientiert bei seiner Ausbreitung. In Baden-Württemberg z.B. ist der größte Teil des Landes per Gesetz zu Rotwildfreiem Gebiet erklärt und Wölfe gibt es fast gar nicht, und wenn ja, dann dort wo es Rotwildvorkommen gibt (Schwarzwald). Die Rotwildfreien Gebiete gehören aufgelöst, dann kommt der Wolf mit dem Rotwild.

      2. Stimmt nur Teilweise. Wenn man über die Verbreitungskarte des Wolfes in Deutschland die Verbreitungskarte des Rotwildes legt, sieht man woran der Wolf sich orientiert. In Baden-Würrtemberg gibt es kaum Rotwild, ebenso wie Wölfe. Der Wolf ist nur dort, wo es Rotwild gibt (Schwarzwald). Die allermeisten Landesteile sind per Gesetz zu Rotwildfreien Zonen erklärt. Wenn diese abgeschafft würden, käme mit dem Rotwild der Wolf. Warum schafft man die rotwildfreien Gebiete nicht ab??? Ein Schelm, der böses dabei denkt…

  6. Der Wolf ist von der Natur geschaffen und wieder einmal wird das nicht respektiert. Soviel zur Zeitenwende. Wer Angst um seine möglichen Beutetiere ( Nutztiere) hat, muß sie eben mit geeigneten technischen Hilfsmitteln schützen. Das Abschießen von Wölfen ist nicht geeignet, da es für Wölfe ja offensichtlich keine Grenzen gibt. Die rote Liste kann um den Wolf wohl jetzt schon erweitert werden.
    Hier wird mal wieder deutlich, dass einige Politiker die Zeichen der Zeit nicht erkennen wollen. Meine Stimme wird es für die derzeitige Landesregierung wohl damit nicht mehr geben.

  7. Geht`s noch ??? Lernt ENDLICH MIT DER NATUR zu leben UND NICHT GEGEN DIESELBE !! Die Natur hat nicht umsonst die Entwicklung des Wolfes veranlaßt ! Eine Fehlentwicklung ist dieses hübsche Tier nun wirklich nicht !

  8. Vielleicht wäre es sinnvoller, die Kommentarfunktion abzuschaffen, wenn nun auch Wolfshasser hier ihren planlosen Unsinn wiedergeben dürfen…

  9. Eine Fütterung von frei lebenden Wölfen ist unsinnig, da der Wolf dann den Menschen mit Futter in Verbindung bringen wird, und dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn er versucht, sich dem Menschen zu nähern. Den Wolf kann man nicht mit Rehen oder Hirschen vergleichen.

  10. Wölfe füttern wäre kontraproduktiv, aber wenn wir die Jäger aus dem Wald vertreiben, haben die Wölfe auch ihre Nahrung und können ihren ökologischen Auftrag erfüllen.
    Die Nutztierhalter sollen ihre Tiere schützen und nicht jammern, denn denen geht es nur ums Geld, das sie mit den Tieren verdienen. Liebe und Empathie Fehlanzeige!

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