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Mit Mahnfeuern direkt zurück ins Mittelalter!

In Deutschland brennen wieder Feuer. Sie zeugen von nichts anderem als von rückwärts gerichtetem und naturfeindlichem Gedankengut, von dem man glaubte, dass es im Mittelalter ausgestorben wäre. Damals wurden Hexen und Andersdenkende verbrannt. Die Symbolkraft so genannter „Mahnfeuer“ von Weidetierhaltern könnte nicht exemplarischer dafür sein, dass einfach kein Wille vorhanden ist, sich mit Wölfen und der Natur zu arrangieren. 

Im Mahnfeuer-Aufruf fordert Wendlin Schmücker vom „Förderverein der deutschen Schafhaltung“ das „Regulieren der Bestände“ und ein Raumplanungskonzept, „das  Wolfsrudel in urbanen Gebieten oder in Gebieten mit Weidetierhaltung grundsätzlich nicht mehr duldet“. Wegen zunehmender Wolfsschäden „infolge des ungehemmten, unkontrollierten Populationswachstums“ stünden immer mehr Betriebe vor immer größeren Problemen. Wölfe würden durch „ihre rasante Vermehrung und Ausbreitung“ zur Bedrohung für die artgerechte Weidetierhaltung, so der Schäfer aus Niedersachsen. Schmücker hat auch schon mit einem erfolglos gebliebenen Waffenschein-Antrag zum Schutz der Herden Aufsehen erregt,“ schreibt die Südwestpresse.   Hier der komplette Artikel mit einem Kurzkommentar von uns:  https://www.swp.de/suedwesten/mahnfeuer-gehen-den-wolf-30918870.html?fbclid=IwAR2_0Z_x3VqWW1PUy3ktOffwTxQQ87E2ReO7xbpGQYIKkhh7W5v-V3yydBQ

Kommentar von Brigitte Sommer, Vorsitzende Wolfsschutz Deutschland e. V.

Von Herrn Schmücker sind wir leider solche alternativen Fakten gewohnt. Vergangenes Jahr wollte er sich schon eine Waffe zulegen und selber auf Wölfe schießen zu können. Das scheiterte aber schon daran, dass er keine Waffenbesitzkarte erhielt. Abgesehen davon, wäre ein Abschuss auch strafbar gewesen. Um ihn davor zu bewahren, haben wir ihm eine Seifenblasenpistole geschenkt. Sie macht keinen Krach, ist auf natürliche Weise wiederauffüllbar und liegt gut in der Hand. Außerdem würden die Schafe nicht durch den Krach einer wirklichen Pistole erschreckt und traumatisiert werden. Sie passe auch zu den vielen Seifenblasen, die er zum Thema Wolf verbreitet, haben wir in einem Begleitschreiben vermerkt.

Wolfsbestand in Deutschland nach wie vor gefährdet

Dass sich Wölfe rasant vermehren würden, gehört zum gleichen Seifenblasenrepertoire des Herrn Schmücker. Die EU hat erst im September 2018 erneut bestätigt, dass sich die Wölfe in Deutschland noch immer nicht in einem sicheren Erhaltungszustand befinden. Auch hat die EU bestätigt, dass Fachleute des LUPUS-Instituts eine Sättigung des Wolfsbestandes in Sachsen nachgewiesen haben. Im Klartext: Wo kein Platz mehr vorhanden ist, vermehren sich die Wölfe auch nicht weiter. Entweder Herr Schmücker will sich nicht mit der Biologie des Wolfes auseinandersetzen, oder er verbreitet absichtlich alternative Fakten. Der Bestand an Wölfen richtet sich nach dem jeweiligen Nahrungsangebot, das bei uns in Deutschland unglaublich hoch ist. Der hohe Bestand an Rehwild und Hirschen wurde auch durch ganzjährige Fütterungsaktionen von Jägern mit verursacht. Wölfe sind also vor rund 20 Jahren zurück nach Deutschland gekommen, weil die Wälder und Kulturlandschaften voller Wild sind. So genannte Nutztiere machen nur 1,1 Prozent in der Ernährung des Wolfs aus. Waren es vor zwanzig Jahren offiziell zwei Wölfe in Sachsen, sind es nun zirka 700 Tiere, die hauptsächlich in Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt leben. Große Teile von Deutschland sind noch völlig unbesiedelt, bzw. es ziehen dort nur vereinzelte Jungwölfe durch. So genannte Rudel in Deutschland sind kleine Familienverbände mit den Elterntieren und den einjährigen Welpen, die oft noch mit der Aufzucht der aktuellen Welpen helfen, die immer Ende April, Anfang Mai geboren werden. Zweijährige Jungtiere wandern ab, um sich ein neues, eigenes Revier zu suchen. Und hier kommt der Knackpunkt. Unterbricht man diese Wanderung der Jungwölfe oder schießt gar Wölfe in Gebieten ab, wird der Vermehrungszyklus unterbrochen. Dies ist ein erster Schritt zur Ausrottung der Wölfe. Es ist nicht möglich, Wölfen Reservate zur Verfügung zu stellen und sie in so genannten Wolfsfreien Zonen zu erschießen, ohne dass ihre Bestände gefährlich zurück gehen. Das Ergebnis sieht man gerade in Nordamerika, wo der Bestand in den Nationalparks Denali, Yellow-Stone und BANF dramatisch zurückgeht, weil Wölfe außerhalb dieser Schutzgebiete erschossen werden dürfen. Auch verteidigen Wölfe ihr Revier gegen andere Wölfe. Eine Wolfsfamilie braucht mindestens 250 Quadratkilometer. Ein Zuviel an Wölfen in einem Gebiet kann es also auch nicht geben.

Weidetierhalter erhalten alles bezahlt

Weidetierhalter in den meisten Wolfsgebieten erhalten jetzt sogar 100 Prozent Förderung und 100 Prozent Erstattung von Schäden, also von Zäunen bis hin zum Kauf von Herdenschutzhunden. Es gibt also gar keinen Grund, Mahnfeuer gegen Wölfe zu errichten. Dass Herdenschutz wirkt, wurde beispielsweise in Niedersachsen sogar statistisch nachgewiesen. Schaut man sich die so genannten Nutztierrisslisten an, wie z. B. in Sachsen, fällt auf, dass unter den Bemerkungen sehr oft aufgeführt ist, dass die Tiere nur unzureichend oder gar nicht geschützt waren. Genau das weisen wir immer wieder mit Zaunkontrollen nach. Speziell in Sachsen wird sogar auch noch die tierschutzrechtlich bedenkliche Anpflockhaltung praktiziert. Wir von Wolfsschutz Deutschland e. V. werfen Herrn Schmücker vor, dass bei ihm und vielen Weidetierhaltern einfach kein Wille vorhanden ist, sich endlich darauf einzulassen, was eine Mehrheit der Bürger in Deutschland möchte. Anscheinend fühlen die Weidetierhalter sich in ihren Forderungen von der Politik unterstützt, und es erscheint ihnen einfacher, nach Wolfsabschuss zu schreien, als zu schützen. Tatsächlich werden sie von der Politik und von den Bauernverbänden aber gar nicht unterstützt. So blockiert die GroKo weiterhin Weidetierprämien und auch in Brüssel wurde vor Kurzem keine Agrarwende, von der kleine Schäfereibetriebe profitieren würden, beschlossen. Stattdessen bleibt alles beim Alten. Subventioniert werden vor allem die Großen, die immer größer werden müssen, um zu verdienen. Was wiederum die Massentierhaltung und die damit verbunden Umweltprobleme wie Gülle und Nitratbelastung, vorantreibt. Herr Schmücker hätte also in Wirklichkeit alle Hände voll zu tun, um tatsächlich für seine Verbandmitglieder etwas zu erreichen. Doch stattdessen sucht er einen Sündenbock, den er in dem wehrlosen Tier Wolf zu finden glaubt. Doch am Wolf liegt es nicht, dass immer mehr Schäfereien schließen müssen. Wolle wird billig aus Australien importiert und Fleisch ist in Deutschland nicht gefragt. Auch hier ist die Gefrierware aus dem Ausland billiger.

Mahnfeuer sind Tierquälerei und Umweltsünde zugleich

Außerdem sind Mahnfeuer, gerade in Bezug auf die immer trockener werdenden Jahreszeiten geradezu fahrlässig, was die Brandgefährdung betrifft. Zudem verbrennen viele Kleintiere, die im aufgeschichteten Reisig Schutz suchen jämmerlich und unter fürchterlichen Qualen. Auch die CO2-Bilanz von solchen Feuern ist eine Umweltsünde.

 

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View Comments (32)

  • Schlimmer kann es doch echt nicht mehr werden. Der Wolf ist mein Lieblingstier, ich habe mich so gefreut als er endlich wieder da war. Hätte echt nicht gedacht das ich es noch überlebe, und dann sowas. Schande über Deutschland. Ich schäme mich.

    • Heute wird über das weltweite Artensterben berichtet. Deutschland leistet dazu einen beachtlichen Beitrag! Und nicht, weil wir sonst verhungern würden, sondern aus Ignoranz und Gier, wie man am Umgang mit den Wölfen gut beobachten kann.

  • Herr Schmücker sollte lieber sein Gehirn einschalten. Bestimmt arbeitet er schon an einen Buch, besser gesagt Pamphlet wie den Hexenhammer von Kramer. Er wird es den Wolfshammer nennen. Solche Menschen setzen sich über alles und jedem hinweg. Gerade in einer Zeit wo wir jedes Tier auch Insekten brauchen, zündeln solche Menschen noch Feuer. Dabei überstehen laut Fachleuten unsere Wälder keinen so heißen Sommer mehr. Zumindest werden die Wälder großen Schaden nehmen. Wieviel Wasser meine riesige Blautanne brauchte, war wirklich sehr schlimm. Und jetzt hoffen wir auf jeden Regenschauer. Aber Volldeppen die Wölfe ausrotten wollen, interessiert doch kein Waldbrand. Und wer herum zündelt, nimmt einen Flächenbrand in kauf. Leider trifft es wieder die Tiere.

    • Hätte Herr Schmücker ein Gehirn,dann würde er nicht so verantwortungslos handeln.
      Ansonsten kann ich Ihrem Kommentar nur beipflichten.
      Mahnfeuer? Ich dachte,ich lese nicht richtig. Das ist doch morbide.
      Wenn sich Wölfe doch nur wehren könnten..

  • Ist dies nicht gotteslästerlich ihn wieder auszurotten, oder täuschen diese „recht schaffenden“ rechtskonservativen erneut einen rechtsfreien Raum in der sie wie damals extralegal die Hexen verbrannten, Todsünde begangen zu töten.
    Dies pervers ein Widerspruch. Es kann ja sein das ein Bauer oder Schafhirt traditionell sehr fleißig ist, aber auch weil er es muss wegen des direkten Zusammenhang Arbeit und Erfolg.
    Aber mit dem Nachdenken und der Nachhaltigkeit … könnte er dank Zuschüsse für Schutzmaßnahmen kostenneutral der alten Entwicklung Wölfe gehören und schaffen einen gesunden Wald anpassen. Aber dann würde er ja denen, vorn denen er aufgehetzt wurde (Stichworte Lobbyarbeit, Subventionen) in den Rücken fallen. Demnach ist doch anzunehmen dass zwei Ministerien gegeneinander arbeiten oder ein schizophrene Scheindebatte führen.
    Vielleicht wäre es ja angebracht dass Naturschützer und Psychologen zusammenarbeiten um den Nutztierhaltern die Angst vor den neuen Erfahrungen nehmen und Ihnen den Kopf öffnen dass sie sich zunächst erst einmal echt einlassen und dann nach längerer Erfahrung sich Meinung bilden.

    Denn diese Phänomen Angst vor dem Unbekannten (alten Geschichten aus dem Mittelalter) gibt es auch in anderen Bereichen, da komischerweise haben Politiker keine Skrupel auch gegen Minderheiten (geringes Wählerpotential) zu entscheiden.

    Ich stamme nicht aus Franken, aber ich war sehr erstaunt das man hier symbolisch noch Hexen verbrennt. Als ich dies bemängelte bekam ich zu hören das ist doch nur für die Kinder.
    (Ohne Kommentar)
    Ich dachte immer der Mensch handelt mit dem Verstand. Aber das ist leider ein wahrer Irrglaube!

  • MAHNFEUER??? Nicht euer Ernst...Was momentan in diesem Lande so alles aus den hintersten Ecken gekrochen kommt, ist sowas von gruselig...aber je öffentlicher sich das Übel macht, desto ausrottbarer wird es!!

  • Blödheit kennt wirklich keine Grenzen.
    Die zünden in ihrem übertriebenen Wahn noch ihre Wälder an.
    Und die EU schaut zu, obwohl der Wolf, auf dem Papier zumindest, gleich 3-fach geschützt ist.
    Ich verstehe nicht, dass das nicht endlich jemand stoppt.

  • - ich kenne aus meiner Jugend Bilder von Schäfern mit ihren friedlich weidenden Schafen, und mit einem Hütehund der kleineren Rassen. Der Schäfer auf einem Stock gestützt die Umgebung bestaunend.
    Heutzutage ist Schäfern vermutlich durch die natürliche Rückkehr des Wolfes mit zusätzlicher Arbeit verbunden: Vorgeschriebene sichere Wildzäune sind fachgerecht aufzustellen und vorzuhalten, mit großen Herdenschutzhunden zusammen arbeiten zu müssen, was zusätzlichen Sachverstand erfordert.
    Allerdings werden Materialien und ggf. nachgewiesene Risse vergütet.
    Ohne zu Arbeiten - die Schafe fressen sich alleine schlachtreif - ist die Schäferei nicht zu bewältigen.

  • man hätte früher mehr für Bildung tun müssen. Man sieht immer wieder wir kurz manche Leute denken. Dabei ist es doch gerade in Sachen "Wolf" so einfach. Vernünftiger Herdenschutz, der noch dazu zu 100 Prozent bezahlt wird, auch mit Hunden und keiner braucht mehr über den Wolf zu reden. Das ist doch jetzts schon so oft bewiesen und belegt worden, man braucht nur lesen zu können.

  • Bei uns zündeten kürzlich auch einige Bauern ein Mahn Feuer. Ich habe es mir nicht nehmen lassen und bin am Samstag Abend dort hin gegangen und habe mir die Argumente angehört. Es waren Haar genau die gleichen und der Bauernverband hatte noch große Info Tafeln ( DINA 2) geliefert, die an den Planken der Hänger gut sichtbar angebracht waren. Nachdem ich mir diesen unglaublichen Unsinn angehört hatte, meldete ich mich zu Wort und habe denen ihre Argumente widerlegt. Danach wurde es still. Nur einer lief, wie von der Tarantel gestochen, schreiend herum und wetterte etwas von "Kultur Landschaft". Die meisten solcher Teilnehmer verfügen über kein Fach Wissen bezüglich des Themas " Wolf ", sondern labern lediglich das nach, was z.B. Bauern und Jagd Verbände ihnen vorkauen und direkt in den Mund legen. Es sind Menschen, die aus Prinzip den Wolf nicht haben wollen. Große Schuld an dem ganzen Debakel trifft auch die Medien, denn nach Rücksprache mit NABU und BUND wurde mir gesagt, dass bereits so viel Nachfragen seitens der Presse vorliegen, dass sie nicht in der Lage wären, noch Termine zu vergeben. Das nenne ich ein Armutszeugnis, das Medien sich ausstellen, denn Schlagzeilen hinterher zu jagen und alles auf dem Rücken des Wolfes aus zu tragen, ist für mich unmoralisch und verwerflich.

  • Ich dachte immer, die Menschheit hätte sich weiter entwickelt, aber falsch gedacht!!!
    Der Wolf hat mindestens wie wir sein Leben verdient, bitte alle helfen!!!

    • Die Menschheit hat sich leider keinen Deut weiterentwickelt. Optisch und technisch ja aber ansonsten tiefstes Mittelalter. Es würde mich auch nicht wundern, wenn sie sich eines Tages selbst abschafft. Schade wäre es dann nur um all die Guten! Die, die sich immer engagieren und zum Wohle von Mensch und Tier handeln. Das große Artensterben, das zzt große Schlagzeilen macht wird wahrscheinlich auch wieder so eine Seifenblase sein..... die Menschheit ist einfach zu blöd und zu egoistisch und zu gierig um verantwortungsvoll zu handeln. Traurig aber wahr.

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