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NRW – Wolfsschutz-Deutschland e. V. klagt an: Provozieren Pferdehalter *innen absichtlich Wolfsrisse um eine Abschussgenehmigung zu erhalten?

Umwelt- und Agrarministerin Heinen-Esser scheint nach einem unserer Meinung nach provozierten Wolfsriss im Rudelgebiet Schermbeck auf Abschusswünsche von Ponyhalter *innen nun doch eingehen zu wollen. Wolfsschutz-Deutschland e. V. protestiert erneut auf das Schärfste. Hier unser entlarvender Faktencheck:

Im Oktober 2020 wurde ein Wolfsriss eines Ponys auf einer Weide in Bottrop-Kirchhellen festgestellt und am 4. Januar 2021 wurde ein Pony auf einer Weide in Hünxe tot aufgefunden. Eine Individualisierung der beteiligten Wölfe war in beiden Fällen nicht möglich. Dennoch verlangen Halter *innen im Wolfsgebiet immer wieder die Tötung der Mutterwölfin Gloria. Anfang Oktober 2021 wurde ein Pony mit Kehlbiss auf einer abgelegenen Waldweide wieder in Hünxe gefunden. Umweltministerin Heinen-Esser erklärte einer Pressemitteilung am 12. Oktober dazu folgendes: „Es bereitet mir Sorge, dass nach Schafen, die auf den Weiden geschützt werden müssen, jetzt offenbar auch einzelne Pferde angegriffen werden. Wenn sich der Verdacht bestätigt, dass das Pony von einem oder mehreren Wölfen gerissen wurde, wäre es bereits der dritte Wolfsriss eines Ponys“, sagte Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser… Sobald die Untersuchungsergebnisse des Senckenberg-Instituts und des CVUA sowie die abschließende Analyse des LANUV vorliegen, müsse man die Lage auf aktueller Basis neu bewerten. „Die Frage einer Entnahme ist erneut zu stellen, wenn die Wölfin GW954f an dem Vorfall beteiligt war und die Gefahr besteht, dass verstärkt Pferde Opfer von Übergriffen werden“, so die Ministerin.““

Wie sollen Wölfe wissen, dass Schafe „erlaubt“ sind und Ponys nicht?

Auf unsere gestrige telefonische Nachfrage bei der Pressestelle des Umweltministerium wurde die Aussage der Ministerin noch einmal bekräftig und bestätigt. Das Ergebnis der DNA-Untersuchung stünde erst frühestens Ende der Woche fest. Wir wundern uns sehr, über diesen plötzlichen Stimmungsunschwung der sonst so besonnenen Umweltministerin. Richtig ist es zwar, dass dies tatsächlich der dritte Riss eines Ponys ist. Allerdings haben unsere Faktenchecks und Zaunkontrollen ergeben, dass alle Kleinpferde nicht geschützt waren. Die Wölfin Gloria hat seit mehreren Jahren im Raum Schermbeck ihr festes Revier. Es ist inzwischen auch hinlänglich bekannt, dass Wolfsrisse jährlich ab August zunehmen. Also müssten doch Weidetierhalter *innen, die wirklich um ihre Tiere besorgt sind, ab dieser Zeit besondern auf ihre Tiere achten. Die Größe eines Ponys entspricht in etwa der eines Damhirsches oder eines großen Schafs und passt damit auch in das Beuteschema eines Wolfs. Es ist uns nicht begreiflich, wie Ponyhalter *innen, obwohl sie doch wissen, dass bereits Ponys gerissen worden sind, ihre Tiere praktisch auf dem Präsentierteller servieren.

Rissprovokation für Abschuss?

Unserer Meinung nach ist es offensichtlich, dass wie in Niedersachsen nun auch in NRW, Pferde alleine auf einsame Weiden gestellt werden, um Wölfe zu Rissen zu animieren. Geben sich Halter *innen am Ende sogar noch Tipps, wie ungeliebte Haustiere abgeschoben werden können? Unklar. Fakt ist aber, dass die im Hintergrund eines unten verlinkten TV-Beitrages zu erkennenden Zäune keinen Schutz geboten haben konnten. Das Pony stand demnach alleine nachts auf einer Weide im Kerngebiet des Schermbecker Rudels. Wie sollen Wölfe wissen, dass sie Schafe „dürfen“, weil Halter *innen entschädigt werden und Kleinstpferde nicht, die natürlich auch ins Beuteschema passen, vor allem, wenn sie nachts alleine auf einer Weide gelassen werden? Umweltministerin Heinen-Esser will Zäune für Pferde mit in die Förderrichtlinie aufnehmen. Warum erst jetzt? Es ist schon das dritte Mal, dass Halter *innen ihre Tiere „opfern“. Was sie damit erreichen wollen, ist nicht schwer vorzustellen. Enttäuschend ist es, dass Heinen-Esser nun wohl tatsächlich auf die Abschusswünsche eingehen könnte.

Im Film ist die abgelegene Waldweide deutlich zu erkennen. Angeblich sei der über 20 Jahre alte Rebell ein Therapiepferd für die Tochter gewesen. Umso unbegreiflicher ist es, das Pferd unter derart desaströsen Umständen, wie im Verlauf des Filmes weiter zu sehen ist, zu halten. Die marode Umzäunung würde auch Hunde oder Pferderipper nicht abhalten. Der Unterstand ist in einem katastrophalen Zustand und viel zu klein. Außerdem ist es ganz und gar nicht artgereicht, ein Pferd oder Pony alleine zu halten. Angebliche Spender *innen wollen nun sogar ein neues Pferd spenden. Dabei kann die Alleinhaltung von Pferden durchaus als Tierquälerei bezeichnet werden.

Wolfsschutz-Deutschland e. V. appeliert an die Ministerin auch dieses Mal weiter auf der Seite des Rechts und Wahrheit zu stehen und sich nicht dem Druck der Agrar- und Jagdlobby zu beugen.

 

Pferdehaltung in der Familie des Schäfer O., der auch bereits mehrmals einen Antrag auf Abschuss von Wölfin Gloria gestellt hatte. So sieht die Haltung der Ponys der Schwester von O. im Kerngebiet des Schermbecker Rudels aus. Selbst falls Spannung auf den Litzen sein sollte, kommen Hunde oder Wölfe mühelos unten durch.

 

Hier die nähere Umgebung der Weide, auf der der jüngste Riss passiert sein könnte

Weide mit eingebautem Schlupfloch.
Zwei Litzen.
Stacheldraht.
Und Hochsitze in Weidenähe.
Die Weiden und Höfe sind keinesfalls in Stadtnähe, sondern abgelegen.
Keine 50 Meter vom Rissort entfernt.
Stacheldraht.
Stacheldraht.
Erneut ein Hochsitz direkt neben einer Weide. Will man auf die langersehnte Abschussgenehmigung „vorbereitet“ sein?
Erntejagd oder Wolfsjagd?
Erntejagd oder Wolfsjagd
Freie Sicht auf Weiden.
Weitere abgelegene Waldweide.

 

Pressemitteilung des Umweltministerium NRW vom 12.10.2021: https://www.umwelt.nrw.de/presse/detail/wolfsgebiet-schermbeck-pony-in-huenxe-gerissen-1634054730

Bericht des WDR, das die Ponyweide zeigt: https://www1.wdr.de/nachrichten/wolfsriss-100.html

 

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View Comments (18)

  • Es ist mir neu und habe ich noch nie von gehört das Wölfe ausgewachsene Pferde angreifen. Denke mal das wohl eher die Jäger die Wölfe als Konkurrenten ansehen und diese deshalb auch erschießen wollen. Wenn die Wölfe Wild erlegen kann der Jäger dieses Wild ja nicht mehr verkaufen und hat weniger Geld eingenommen.

  • Ist hier eine Lobby am wirken ? Es müßte doch möglich sein , im EINKLANG mit Wildtieren zu leben !!!!

  • Heute Abend um 20.15 Uhr läuft im Bayerischen Rundfunk die Sendung „Jetzt red i“ mit dem Thema: „Schützen oder Schießen? Die Bauern und der Streit um den Wolf“.

  • "Wenn sich der Verdacht bestätigt, dass das Pony von einem oder mehreren Wölfen gerissen wurde, wäre es bereits der dritte Wolfsriss eines Ponys“, sagte Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser."

    Und was schließen wir intelligenten Menschen daraus, Frau Ministerin?? Dass wir ALLE Weidetiere schützen müssen!!
    Wölfe reißen übrigens auch Wapitis, Elche, Moschusochsen etc.. Warum wohl sollten sie nicht auch Pferde reißen?

  • Das gleiche Theater, wie in Niedersachsen. Heiner Wempe schreibt richtig, denn wenn Wölfe im Rudel jagen, werden auch große Wildtiere nicht verschont. Aber, zurück zu den Ponys. So langsam sollten es auch Pferdehalter begriffen haben, ihre "so ans Herz gewachsenen Tiere" zu schützen und vor allem auch Ponys nachts ein zu stallen. Wer in Wolfsgebieten Nutztiere mutterseelenallein auf einer, teilweise noch ungeschützten Weide ausgerechnet auch noch Ponys sich selbst überlässt, handelt verantwortungslos in hohem Maße und auch grob fahrlässig. Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass es eigenartigerweise auch stets Tiere sind, die Kindern "gehören" und dann in den Medien so richtig auf die Tränendrüsen gedrückt wird. Frei nach dem Motto:" Das Ganze muss endlich Wirkung haben??? Irgend wann muss doch auch Frau Heinen-Esser "weich" zu kriegen sein! Immer wieder fragt man sich aufs Neue bei derartigen Fällen, warum sich Keiner findet, der Anzeige gegen diese Art von Tierhalter stellt.

    • Anzeigen laufen ins Leere, weil Halter nicht verpflichtet sind, ihre Tiere zu schützen.

  • pony und pony ist ein unterschied. shettys oder mini-shettys wiegen keine 100kg und dürften tatsächlich, zumal ohne aufsicht und fluchtmöglichkeiten, relativ lässig von versierten wölfen erlegt werden können, deren fohlen erstrecht. für solche pferdehaltung weidezaunverbesserungen zu fördern, ist tatsächlich eine gute idee. ich glaube allerdings nicht, daß, von einzelfällen mal abgesehen, normale pferdehalter ihre pferde quasi als köder für wolfrisse zur verfügung stellen. eher würde ich da auf lässigkeit, gedankenlosigkeit tippen. bei nutztierhaltern, ev. mit jagdschein, sieht das vielleicht etwas anders aus, aber pferde werden im allgemeinen als hobbytiere gehalten.
    ich gebe zu, daß ich sehr froh über unsere wölfe hier vorort bin. hier ist sehr viel weidehaltung von fleckvieh, angus, limousien und schwarzbunten rindern incl. kälbern, dazu schafe und massenhaft pferde,alles schlecht bis relativ schlecht eingezäunt. einzig der schäfer hatte gerüchteweise mal pech und hat jetzt besser eingezäunt. die kälber werden von den erwachsenen rindern anscheinend geschützt, die pferde, allerdings keine shettys, sind anscheinend eh kein thema für unsere wolfsfamilie, von der man häufig spuren findet. diese familie ist also gut "integriert" und verhindert mit sicherheit das eindringen fremder wölfe. es gibt allerdings hier auch genug rehe, hasen, wildschweine etc. als alternative. ich würde liebendgerne mal unsere wölfe zu gesicht bekommen, ev. bei einem ausritt, ich bin mir sicher, daß unsere pferde, die ganzjährig sehr großzügig auf den weiden leben, die wölfe schon lange kennen und da lässig wären. ein wildschwein würde mir da mehr sorge bereiten.

    • "die kälber werden von den erwachsenen rindern anscheinend geschützt..."
      Ich weiß nicht, warum man diese Mär nicht aus der Welt kriegt. Es gibt keinen Herdenschutz! Lesen Sie bitte "Der weiße Wolf" vom amerikanischen Wolfspapst David L. Mech. Darin wird von ihm beschrieben, welche Strategie Wölfe anwenden, um Herden von Moschusochsen zu attakieren.

  • Solche Wölfe sind umgehend zu entnehmen.
    Es ist nur eine ne Frage der Zeit bis Kinder Opfer dieser Wolfsansiedlung sind. Wölfe laufen mittlerweile unbehelligt durch unsere Ortschaften....am Tag wie in der Nacht. Es gibt in vielen Ortschaften kaum noch Katzen und Hunde.

  • Leider macht dieser Artikel keinen professionellen Eindruck. Aufgrund der Fotos, die teilweise in keinerlei Zusammenhang mit der Haltung der Ponys stehen, soll meines Erachtens nur Stimmung gemacht werden. Wer keinen dreireihigen Außenzaun von einem zweireihigen Innenraum unterscheiden kann, die Vorschriften zum Zaunbau für einen privaten Pferdehalter nicht kennt (Zaun muss wilddurchlässig sein, darf also gar nicht tiefer/enger gezogen werden) und anscheinend die Haltung von Pferden auf dem Balkon präferieren (denn die in der Natur scheint ja vollkommen unnatürlich zu sein), der hat sicherlich auch keine konstruktiven Vorschläge zum Schutz von Weidetieren (und nein, nachts oder sogar tagsüber aufstallen oder in kleine Paddocks stellen ist nicht naturnah! ) ...

  • Auf die geschmacklose Unterstellung, die Ponies seien bewusst geopfert worden möchte ich hier nicht eingehen. Ihre Ausführungen stellen mich als Ponyhalterin aber vor einige Fragen, insbesondere da in diesem Gebiet zwischenzeitlich ein weiteres, in Gesellschaft und Offenstallhaltung lebendes Shetty gerissen wurde. Erwarten Sie von den Pferdehaltern die Aufgabe einer artgerechten Tierhaltung in Offenställen, Aktivställen und Paddockboxen? Oder soll die Landschaft durch 2 Meter hohe komplett stromführende Zäune verschandelt werden? Pferdeweiden sind groß - sieht bestimmt toll aus. Darf man das? Was ist mit den Rehen und Hirschen, die die Wiesen mit beweiden? Also wieder zurück zur Einzelboxenhaft für die Pferde. Was ist denn mit dem Baurecht im Außenbereich? Da war doch was mit "Zersiedelung der Landschaft". Ist das gesetzliche Bauverbot wegen den Wölfen außer Kraft gesetzt? Darf jetzt auf jeder Pferdeweide ein entsprechend großer massiver Stall inklusive. Infrastruktur errichtet werden? Und bitte sehen wir doch davon ab so zu tun als hätten wir es hier nur mit einer Mutterwölfin Gloria zu tun. Wir leben hier mit einem kompletten Rudel ausgewachsener Wölfe direkt am Ruhrgebiet.

  • Wenn es nicht um Pferde geht sondern um Ponys warum schreibt man das nicht gleich so ?
    Die meisten Ponys aber auch Pferde werden als Hobby Tiere gehalten und meistens gibt es dort ein so genanntes Beistellpferd, richtig ? Jetzt mein Tipp: Stellt einen größeren Esel zu dem Pferd oder Pony und eure Pfolen und Ponys sind sicher ! Esel mögen keine Hunde und Wölfe und greifen angreifende Wölfe sofort an und vertreiben oder töten diese sogar. Esel werden in Südlichen Ländern oft als so genannte Herdenschutz Esel gehalten und das ist hier kein Scherz. Info: Es kam aber auch schon sehr oft vor, das sehr Kranke Menschen auf der Weide schutzlose Tiere einfach mal so abschlachten oder stehlen und das wird dann sicher den Wölfen zugeschoben. Vieleicht solten Tierschützer mit großen geeigneten Hunden dort auch mal eine Zeit lang auf Streife gehen um eventuelle Angriffe zu verhindern ? Ich selbst habe einen großen Spanischen Herenschutzhund Mischling und da traut sich sicher ein Europäischer Wolf dran......Es gibt übrigens Kameras die man installieren könnte und die man dann per App und über Handy einsehen kann was dort passiert. Pfolen werden sicher von den Stuten geschützt aber Ponys gehören zumindest Nachts in den Stall, ansonnsten ist das Vorsatz.

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