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Offener Brief an EU-Kommissar Karmenu Vella: Bitte erteilen Sie Schleswig-Holstein und Niedersachsen eine Rüge wegen der gesetzwidrigen Abschusserlaubnis!

Offener Brief an die Europäische Kommission –  nature@ec.europa.eu

Und EUKommissar Karmenu Vella:

Bitte erteilen Sie den Deutschen Bundesländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein eine Rüge wegen einer gesetzwidrigen Abschusserlaubnis von zwei Wölfen

Sehr geehrter Herr Vella,

In Niedersachsen und Schleswig-Holstein wurde jeweils eine Abschusserlaubnis erteilt. Im Falle von Niedersachsen könnte dies eine ganze Wolfsfamilie betreffen, denn zur Zeit ist die Paarungszeit. Der Niedersächsische Umweltminister soll eine Abschusserlaubnis auf den Leitwolf (GW717m – Roddy) einer ganzen Wolfsfamilie bereits in der vergangenen Woche gegeben haben. Wolfsfreunde erfahren dies durch die Presse. Es gab bis dato keine offizielle Mitteilung des Ministeriums. Dies alleine dürfte ja alles andere als legal sein. Die Wölfin könnte also sogar erneut tragend sein. Würde nun der Leitrüde erschossen werden, würde dies nicht weniger, sondern mehr Angriffe auf Weidetiere nach sich ziehen. Denn die Wölfin müsste den Nachwuchs alleine durch bekommen und wäre auf die Mithilfe von zwei unerfahrenen Jungtieren aus dem Vorjahr angewiesen. Ein Abschuss des kompletten Rudels, wie auch Presseberichten zu entnehmen ist, verstößt außerdem ganz klar gegen die EU Verträge, die auch Deutschland unterzeichnet hat. Besonders brisant: es könnten sogar ungeborene Welpen dadurch getötet werden. Außerdem sind zur Zeit jede Menge wandernder Jungwölfe in allen Gebieten Deutschlands zu erwarten. Wie will man so sicher feststellen können, welchen Wolf man vor der Flinte hat? Vorheriges Einfangen, Blutentnahme und Feststellung der DNA verstößt ebenfalls gegen das Tier- und Artenschutzgesetz.

In einer Antwort von Nicola Notaro auf eine Eingabe des Sächsischen Landrats Harig ist folgendes zu lesen. Zitat: „Lassen Sie mich bitte klarstellen, dass sich der Wolf in Deutschland in einem ungünstigen-schlechten Erhaltungszustand befindet, obwohl er sich in einigen anderen europäischen Mitgliedsstaaten in einem günstigen Erhaltungszustand befindet.“ Hier der komplette Brief: Schreiben EU Kommission an Landratsamt Bautzen wg. Schutzstatus Wolf

Zudem steht darin. Zitat: Zudem böte eine Ausdünnung des Wolfsbestandes keine Alternative zum Herdenschutz, weil nicht geschützte Weidetiere weiterhin angegriffen werden könnten. Die Deklaration bezieht sich auch auf die Sicherheit des Menschen und erläutert, wie die bereits bestehenden Ausnahmegründe von Artikel 16 der FFH-Richtlinie und des § 45, Absatz 7 des Bundesnaturschutzgesetzes angewandt werden können, um Wolfpopulationen zu managen.

Würde also der Leitwolf, bzw. das ganze Rudel erschossen werden, würde das für Weidetierthalter dort nichts ändern, denn die nächsten Wölfe würden sich in dem Gebiet ansiedeln.

Ausnahmegründe bestehen hier weder nach Artikel 16 noch nach § 45, Absatz 7.

Als Grund, den Rodewaldwolf, bzw. das komplette Rudel abzuschießen, wird angegeben, dass es Angriffe und Risse auf Minishettys und Minishettyfohlen gegeben habe. Diese Pferderassen sind nicht größer als ein Schaf. Wie soll ein Wolf wissen, dass Besitzern von Schafen Schadensersatz gezahlt wird (neuerdings laut EU sogar 100 % und auch 100 % der Anschaffungskosten von wolfsabweisenden Zäunen) und bei Kleinpferden und Kälbern weder Schutzvorrichtungen in Niedersachsen  gefordert, noch gefördert werden?

Seit mehr als einem Jahr ist bekannt, dass in der Gegend um Rodewald Wölfe leben. Besitzer von Kleinpferden hatten also genug Zeit, sich auf die Situation einzustellen. Bei der Pferdehaltung handelt es sich zudem um ein Hobby und Privatvergnügen, das hier mit einem berechtigten Interesse der Allgemeinheit und der Gesetzeslage der EU kollidiert. Hier sollen anscheinend private Interessen gegen Interessen der Allgemeinheit ausgespielt werden. Können oder wollen Besitzer ihre Tiere nicht schützen, sollten sie Überlegungen anstellen, ihr Hobby aufzugeben. Schützt ein Hobbyhalter/in seine/ihre Tiere nicht, kann dies eigentlich auch tierschutzrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Die Rissstatistik zeigt keine extremen Rissvorfälle auf.  Diverse Vorfälle sind noch gar nicht ausgewertet und so steht damit überhaupt nicht fest, selbst wenn es tatsächlich Wolfsrisse gewesen sein sollten, um welche Tiere es sich genau gehandelt hat.
https://www.nlwkn.niedersachsen.de/…/nutztierschaeden-16170…

Warum setzt Herr Lies auf Wolfsabschuss, statt entsprechende Zäune für Shettys und andere Ponys sowie deren Fohlen in den Wolfsmanagementplan aufzunehmen? Bei gewerblichen Züchtern sollte dies genauso geregelt werden, wie bei Berufsschäfern. Warum wird von Minipferdebesitzern und Besitzern von Kleinlamas und anderen Hobbytieren gar kein Zaunmanagement gefordert? 

Für die Abschusserlaubnis des Wolfs in Schleswig-Holstein  (GW 924m – Dani) macht Umweltminister Albrecht das angeblich mehrmalige Überwinden von wolfsabweisenden Zäunen geltend. Wir haben belegt, dass die meisten Zäune im Landkreis Pinneberg, für den die Abschusserlaubnis gilt, in dem sich Wolf Dani vorwiegend aufhält, eben nicht fachgerecht sind. Siehe hier unser Faktencheck: https://wolfsschutz-deutschland.de/2019/01/31/umweltminister-albrecht-gruene-gibt-schiessfehl-auf-dani-wir-protestieren-und-zeigen-schlimme-zaunzustaende/

Fakten in unserem Check lassen sehr daran zweifeln, dass die schwarz-grüne Koalition in Schleswig-Holstein sich überhaupt an die entsprechenden EU-Verträge zum Wolf halten will.„Der Wolf gehört nicht zu Schleswig-Holstein“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Thomas Hansen, vor über 100 Gästen auf dem Jahresempfang seiner Partei. Wolf Dani sind mehrere Nutztierrisse nachgewiesen worden. 

Richterin a. D. Almuth Hirt sagt folgendes dazu Zitat:  „Schäden, die Hobbyschafhalter durch Wölfe erleiden, scheiden von vornherein aus. Erforderlich sind vielmehr erhebliche Schäden gewerblicher Tierhalter. Ein erheblicher Schaden ist nur ein grundrechtsrelevanter Schaden am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb. Solch ein Schaden ist anzunehmen, wenn der Betrieb infolge des Artenschutzes schwer und unerträglich betroffen ist, obwohl der Betriebsinhaber alle Anstrengungen unternommen hat, dem entgegenzuwirken.“

Alle Anstrengungen sind noch nicht unternommen worden. Dies ist auch auf keinen Fall gegeben, wenn nur ein paar Schafe einer Herde betroffen sind. Zumal die Schäden durch Wolfsrisse gerade mal 1-2 % der natürlichen Letalität bei Schafen ausmachen.

Dazu kommt noch, dass EU-Kommissar Phil Hogen erst kürzlich auf der Grünen Woche Weidetierhaltern erneut zugesagt hat, dass alle Schäden, die von Wölfen verursachst werden, aus einem EU-Topf übernommen werden können. Das heisst im Klartext: 100%iger Schadensersatz. 

Den betroffenen Schäfern sind demnach also bis dato gar keine schweren oder unerträglichen Schäden entstanden.

Außerdem wurde bislang nichts unternommen, um die Zäune zu verbessern, auch eine Vergrämung wurde nicht in Angriff genommen.

Damit sind beide erteilten Genehmigungen zur Tötung der Wölfe eindeutig unwirksam wie auch illegal. Bitte erteilen Sie beiden Ministern eine Rüge und unterbinden somit die illegale und unmoralische Tötung der Wölfe.

Mit freundlichen Grüßen

Brigitte Sommer

Vorsitzende Wolfsschutz Deutschland e. V.

 

 

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Wolfsschutz:

View Comments (86)

  • Danke dafür, Brigitte! Lasst uns hoffen, dass etwas passiert, bevor etwas Unabänderliches passiert ist...

    • Ich kann nur hoffen die Wölfe können weiter in Frieden leben! Ich hasse die Politiker!

      • Ich kann Ihnen nur beistimmen und ich kann es langsam bzw. gar nicht mehr ertragen jeden Tag diese - und jetzt vergesse ich hier einfach mal meine Kinderstube und sage es frei heraus - Schieß -und damit Scheißnachrichten von diesen völlig abgehobenen und arroganten (mir lagen ganz andere Wörter auf der Zunge / Schreibtaste) Politikern zu lesen. ICH ERTRAGE ES NICHT MEHR!!! Lasst verdammt noch mal endlich die Tiere da wo sie sind! Sie haben dieselbe Daseinsberechtigung wie wir! Wir Tierschützer sollten ernsthaft darüber nachdenken gegen diesen populus juristisch vorzugehen - was meint ihr - meine Mitstreiter. Die machen da ´oben´ was sie denken, scheren sich einen Dreck um uns, intelligente und mitdenkende und mitfühlende Menschen und halten uns alle für doof??!!

        • .… das sind auch meine Gefühle....Tiere, Umwelt und Bürger.... alle werden wir verkauft.... treiben wir endlich diese Regierenden aus ihrem " Palast" …. holen wir uns die Demokratie....

  • Es wurden Befehle zu Morden gegeben. Jetzt werden bezahlte Mörder gesucht, die die ministeriellen Befehle umsetzen. Schande auf die bezahlten Mörder, die bereit sind, für Geld unsere Wölfe zu morden.
    Man sollte die Namen veröffentlichen.

  • danke für diesen guten Brief. Hoffentlich bekommen diese Politiker, die nur an Abschüsse denken, endlich klare Grenzen gesetzt und den Tierhaltern wird klar gemacht, dass sie Verantwortung für ihre Tiere zu tragen haben. Die Wölfe sollen frei in unserem Land leben ohne ständig verfolgt zu werden.

  • Zum K..... solche Politiker!!! Aber nützt es, wenn die EU eine Rüge erteilt? Ist das nicht zu wenig? Das müßte doch zumindest eine saftige Strafe nachsichziehen.

  • Liebe Brigitte, vielen Dank. Wollen wir hoffen, dass die EU den diesbezüglichen deutschen Politikern endlich eine klare Ansage pro Wolf erteilt. Wenn nicht, ist zu befürchten, dass noch mehr Politiker in anderen Bundesländern versuchen werden die geltenden EU-Verträge auszuhebeln; weitere Abschussgenehmigungen werden dann folgen.

  • Was ich nicht verstehe,warum muss alles freies Weideland mit sogenanntes Nutzvieh belagert bzw. bebaut werden?Dieses Land gehört nicht nur dem Bauern, sondern auch den Steuerzahler da Zahlung von Subventionen!!! Warum soll der Steuerzahler Schafszäune bezahlen?? Das Problem ist die Massenviehhaltung und nicht der Wolf!! Hier kommt das stramme Versagen der Politik zum tragen,selbstgemachte Probleme wegzuschießen!! Noch schlimmer das Verhalten des sJagdverbandes,welcher immer behauptet ,Naturschutz zubetreiben!!Ich finde solch ein Negativverhalten der Politik nicht mehr vertretbar( Grüne u.CDU)!!!

  • Super Brigitte, genau so ist es. Wir stehen voll hinter den Wolf- wenn wir könnten würden wir uns vor dem Wolf stellen!! Keinen Abschuss für unsere Wölfe. Verkürzung der Jagdstrecken oder gar keine Jagdstrecken wo sich unsere Wölfe nieder gelassen haben. Jeder muss seinen Besitz schützen. Egal ob Hobby oder Nutztierhalter! Kniehohe Zäune verstoßen gehen das Tierschutzgesetz. Eigentlich gehören die Halter wegen Vernachlässigung angezeigt.

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