Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wollen Schnellabschüsse einführen

Niedersachsen machte es vor und legte prompt eine Bruchlandung hin. Nichtsdestotrotz wollen, trotz fehlender Evidenz und Unvereinbarkeit mit Deutschen und EU-Gesetzen, vier weitere Bundesländer das Schnellabschussverfahren von Bundesumweltministerin Lemke (Grüne) einführen. Für uns von Wolfsschutz-Deutschland e.V. ist dies ganz klar politisch, statt wissenschaftlich motiviert. Lesen Sie hierzu unseren Bericht.

Darauf haben sich bereits am 13. März die „wolfsreichen“ Bundesländer  Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg  in Schwerin geeinigt. Trotz einer krachenden Niederlage vor Gericht in Niedersachsen ist bislang keine Abkehr zu erkennen.

Beispielfoto Wolf. © Brigitte Sommer

Sachsen-Anhalts Umweltminister Armin Willingmann (SPD) begrüßte die Entscheidung und kündigte an, dass man die Regeln schnell umsetzen wolle. Unter Till Backhaus (SPD – Mecklenburg-Vorpommern) werden nun sogar zusätzlich der Wolf sowie Wolfshybriden ins Jagdrecht aufgenommen und das Wald-Vor-Wild-Konzept etabliert, was Abschießen von Wildtieren im großen Stil bedeutet, weil sie angeblich dem Wald schaden. Auch in Sachsen ist der Wolf bereits im Jagdrecht, es tritt aber automatisch eine ganzjährige Schonzeit in Kraft. Lobbyisten versprechen sich wohl künftig dennoch einen Vorteil, wenn der Schutzstatus des Wolfs in der EU herabgesetzt werden würde.

Jens Gieseke von der evp beschwerte sich am 16. April darüber, dass die Herabsetzung des Schutzstatus an Deutschland und Spanien scheitern könnte. „Damit wird es wohl nichts mit einem aktiveren Management der Wolfsbestände in nächster Zeit. Die belgische Ratspräsidentschaft hat bisher keine Abstimmung im Umweltministerrat zugelassen, und auch diese Woche wird es keine Entscheidung geben,“ beschwerte er sich auf Facebook.

Der Landesjagdverband in Brandenburg dringt darauf, dass rasch Regelungen für einen schnelleren Abschuss von Wölfen nach Weidetier-Rissen getroffen werden. „Der Abschuss schadenstiftender Wölfe muss in Brandenburg zur Routine werden“, forderte der Geschäftsführer des Landesjagdverbandes, Kai Hamann. Umweltminister Axel Vogel sprach sich schon kurz nach der Umweltministerkonferenz für Lemkes Lösungsvorschlag aus.

Wölfe verursachen gar keinen großen Schaden, sollen aber dennoch getötet werden

Ziel der so genannten AG Wolf sei es gewesen, die neuen Kriterien für eine Wolfsentnahme möglichst einheitlich zu definieren und ein einheitliches Verwaltungshandeln dieser besonderen Form der artenschutzrechtlichen Ausnahmeregelung beim Wolf für die Entnahmen in den Ländern zu ermöglichen, wurde Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD), in einer dpa-Meldung zitiert. In den Gesprächen sei man „auf einen weitestgehend gemeinsamen Nenner gekommen“ und habe das Versprechen eingehalten, bis zum Beginn der Weidesaison den Rahmen für die beschleunigte Entnahme von „schadensstiftenden Wölfen“ abzustecken.

700.0000 Euro Schaden, den die Wölfe im Schnitt im Jahr verursachen, wären allerdings kein besonderer Schaden, so Wolfsexperte Dr. Carsten Nowak bei einem Vortrag in Frankfurt am Main. Dazu würden auch meist ungeschützte, oder nicht ausreichend geschützte Nutztiere gerissen werden.

Zum Vergleich: Versicherungen regulieren jährlich über 200.000 Marderschäden an den Fahrzeugen ihrer Kaskokunden. Die Kosten liegen aktuell bei über 60 Millionen Euro im Jahr.

Zukünftig wollen auch Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern einfach irgendeinen Wolf, der sich innerhalb von 21 Tagen im Umkreis von 1.000 Metern um eine Rissweide herum blicken lässt, töten lassen. Ohne DNA-Abgleich, der es ermöglichen würde, den Verursacher zu bestimmen. Schließlich werden sogar sehr viele Risse durch Hunde verursacht oder Weidetiere sterben durch Krankheiten oder eines natürlichen Todes und werden durch große und kleine Beutegreifer nachgesorgt.

Dabei heißt es weiter in dem dpa-Artikel, dass für die Bemessung eines erhöhten Rissaufkommens künftig ein Betrachtungszeitraum von sechs Monaten herangezogen werden solle. Wie oft ein Wolf den Schutzzaun überwunden hat, oder wie viele Herdentiere er getötet haben muss, bevor er zum Abschuss innerhalb von drei Wochen freigegeben werden kann, wird nicht definiert. Berücksichtigt werden sollen Vorfälle, die sich in einem Wolfsrevier von 200 bis 500 Quadratkilometern Größe ereigneten. Um auch sicher feststellen zu können, dass der richtige Wolf erlegt wurde, sollen Hinweise zum Verursacher der Wolfsrisse sorgfältig dokumentiert werden. Eine genetische Analyse vor der Abschussgenehmigung sei nicht erforderlich, hieß es. Elterntiere von unselbstständigen Welpen sollen allerdings auch künftig nicht geschossen werden.

Wie genau Elterntiere erkannt werden sollen, wird auch nicht näher definiert.

Wolfsexperte Carsten Nowak musste in einem Vortrag einräumen, dass auch bei dem bislang eingesetzten Verfahren mit DNA-Abgleich noch nie der richtige Wolf erschossen worden wäre. Wir berichteten hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2024/02/11/wolfsexperte-sagt-in-deutschland-ist-noch-nie-der-richtige-wolf-entnommen-worden/

Konsequenter Herdenschutz statt Wolfsabschuss

Protestaktion vor dem Brandenburger Tor. ©privat. von rechts: Lara G., Brigitte Sommer.

Wenn es aber bislang  nie die Richtigen gewesen sind, machen Einzel- und die neuen Schellabschüsse doch erst Recht gar keinen Sinn, sondern einzig und alleine konsequenter Herdenschutz schützt Wölfe und Nutztiere. Wolfsschutz-Deutschland e. V. plädiert seit Jahren dafür, ganz Deutschland zum Wolfsland zu erklären und überall einheitlich zu fördern, aber auch zu fordern.  „Nur Null-Wolfsabschuss motiviert wirklich zum Herdenschutz.“ Denn welchen Vorteil sollen Bauern und Wolfsgegner davon haben, wenn sowieso nie die „richtigen“ Wölfe abgeschossen worden sind und Risse hauptsächlich an ungeschützten Weiden stattfinden?

Solche vermeintlichen Lösungen klingen eher nach einer sinnlosen, mittelalterlich anmutenden Vendetta, als nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nach dem neuesten Stand.

In Niedersachsen ist Umweltminister Meyer mit seinem Schnellschuss auf Wölfe bereits krachend gescheitert. Wir berichteten hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2024/04/12/ausgeschossen-in-der-region-hannover-gericht-kippt-schnellabschuss-endgueltig/

Wolfsschutz-Deutschland e. V. mahnt zudem an, dass die Steuerzahler für verlorene Gerichtsprozesse aufkommen müssen, für Verfahren, die nicht im Interesse der Allgemeinheit geführt werden, sondern durch den Einfluss der Agrar- und Jagdlobby, die Einfluss auf die Politik nimmt.

Petition gegen Schnellabschüsse:

Bitte unterzeichnen und teilen Sie unsere Petition gegen Schnellabschüsse: http://innn.it/wolf

 

Quellen:

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/wolf-abschuss-neue-regeln-problemtiere-100.html?fbclid=IwZXh0bgNhZW0CMTAAAR1k5iK_ndW29s-4qg1nkbFvCmXgGE_UKPBTUxYFYaJ_YKjbkx9NWUOqt5M_aem_AYZxC7SVc6W-NuRWEoLkRLB3MvJZj3OWeX-OmapieOcjdxSD_wwlPCyzC2aYjpuXDdzJ48TK_Ec4cjtQvoqGK2r3

https://www.regierung-mv.de/Landesregierung/lm/Service/Presse/Aktuelle-Pressemitteilungen/?id=199447&processor=processor.sa.pressemitteilung

https://www.regierung-mv.de/Landesregierung/lm/Service/Presse/Aktuelle-Pressemitteilungen/?id=199461&processor=processor.sa.pressemitteilung

https://www.sueddeutsche.de/wissen/tiere-schwerin-ag-wolf-legt-kriterien-zum-abschuss-von-problemwoelfen-vor-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-240313-99-326918

https://www.facebook.com/gieseke.europa

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/04/jaeger-fordern-zuegige-regelung-fuer-schnellabschuesse-von-woelf.html

https://wolfsschutz-deutschland.de/2023/12/05/skandal-schnellabschuesse-von-woelfen-auf-umweltministerkonferenz-beschlossen/

 

Wir freuen uns über Unterstützung

Es ist leider Fakt, dass der Schutz der Wölfe in Zukunft wohl immer mehr über Gerichte und Anwälte durchgesetzt werden muss. Deshalb brauchen wir auch dringend finanzielle Unterstützung. Unser Verein wird nicht staatlich gefördert, was uns zum einen tatsächlich auch sehr unabhängig macht, zum anderen aber natürlich auch unsere finanziellen Möglichkeiten begrenzt.

Schon kleine, regelmäßige Beiträge, wie z. B. ein monatlicher Dauerauftrag von 5 Euro können uns helfen. Seit Vereinsgründung vor fünf Jahren standen wir ohne wenn und aber und politische Winkelzüge auf der Seite der Wölfe.  Gerade in diesen schweren Zeiten ist ein Verein wie der unsere essentiell, der sagt, was ist und sich mutig Lobbyisten in den Weg stellt.

Wolfsschutz-Deutschland e.V.

Berliner Sparkasse

IBAN DE79 1005 0000 0190 7118 84

BIC BELADEBEXXX

Auch Paypal ist möglich: https://wolfsschutz-deutschland.de/spenden-2/

Glück gehabt – Wolf überlebt Kollision mit Auto bei Schleife in Sachsen

Wolf im Glück

Am Montagmorgen, den 27.08, 18  sei dem LUPUS Institut durch die Polizei ein Verkehrsunfall mit einem Wolf gemeldet worden, bei dem dieser verletzt worden wäre, antworte uns das Institut auf unsere Nachfrage zu einem Zeitungsbericht, in dem die Rede davon war, dass der Wolf lebend eingesammelt worden sei. Dieser Bericht entspräche nicht den Tatsachen, so ein Mitarbeiter des Institutes. Das LUPUS Institut informierte daraufhin einen Tierarzt sowie zuständigkeitshalber den Landkreis Görlitz. Beim Eintreffen vor Ort hätte sich das Tier bereits vom Feld in ein Waldstück zurückgezogen. Es sei noch einmal kurz gesehen worden. Der Wolf hätte gehumpelt, setzte jedoch alle vier Beine auf und sei so mobil gewesen, dass er sich bei Annäherung zurückziehen konnte. In Absprache mit dem Tierarzt wäre nicht versucht worden, das Tier einzufangen. Am Unfallfahrzeug seien Haare für eine genetische Untersuchung sicher gestellt worden. 

Schilder auch in Deutschland

Auf der polnischen Seite der Neiße finden sich überall Schilder, die Autofahrer mahnen, langsam zu fahren. Die Jungtiere sind inzwischen so mobil, dass sie auch alleine oder mit den älteren Geschwistern Streifzüge unternehmen. Angepasstes Fahren kann Wolfsleben retten. Wir von Wolfsschutz Deutschland e. V. möchten uns dafür einsetzen, dass auch in Deutschland in Wolfsgebieten Schilder angebracht werden.

Achtung: Teenager sucht erste eigene Bude!

Die Jungwolfwandersaison hat begonnen. Bitte gerade jetzt mit Vorsicht und Bedacht Auto fahren. 

 

Viele Menschen sind nur im Herbst, wenn die Tage kürzer werden, darauf vorbereitet, langsamer und vorsichtiger zu fahren. Nicht nur das fallende Laub macht die Straßen gefährlich, auch Wildtiere, die urplötzlich die Straße überqueren, können Unfälle verursachen. Doch kaum jemand ist darauf eingestellt, gerade jetzt im Hoch- und Spätwinter, wenn die Tage wieder länger werden, noch einmal mit Wildwechsel zu rechnen. Dabei beginnt gerade jetzt eine ganz besondere Zeit im Wolfsjahr. Die Paarungszeit steht kurz bevor und die Jungwölfe verlassen ihr Rudel, um sich ein eigenes Revier zu suchen. Dabei geraten sie leicht in große Gefahr, überfahren oder Opfer von illegaler Tötung zu werden.

Einer der faszinierendsten Beutegreifer ist seit knapp 20 Jahren nach Deutschland zurückgekehrt. Unsere wildreichen Wälder bieten ihm viel Nahrung und er kommt sehr gut in unserer Kulturlandschaft zurecht.  Wölfe leben, wie wir Menschen auch, in Familienverbänden. Mutter und Vater bleiben zusammen. Sie besetzen ein Revier, dass sie gegen andere Wölfe verteidigen. Wenn die Lebensbedingungen dort gut sind, erwarten sie Nachwuchs, der im Frühjahr auf die Welt kommt. Oft helfen die einjährigen Welpen noch bei der Aufzucht der Welpen mit. So wie der Wolf Pumpak aus dem polnischen Ruszow-Rudel, der hier, wie im Video zu sehen, im Alter von einem Jahr seine Geschwister sittet, während die Mutter auf Jagd ist. Die zweijährigen Jungtiere sind zu diesem Zeitpunkt schon abgewandert.

Ganz Deutschland ist Wolfserwartungsland. Der Wolf ist in Deutschland streng geschützt und er darf nicht abgeschossen werden. Bei uns leben inzwischen um die 500 Wölfe. Platz wäre leicht für das Vierfache. Seit Anfang des Jahres (Quelle: DBB-Wolf) sind bereits neun Wölfe überfahren worden. Bitte fahren Sie deshalb gerade jetzt besonders vorsichtig. Da Jungtiere leicht 70 Kilometer pro Tag zurücklegen, kann jetzt praktisch überall ein Wolf auftauchen. Besondere Vorsicht beim Fahren ist in der Oberlausitz und allen anderen neuen Bundesländern und in Norddeutschland geboten.

Wolfsteenager sind im Verhalten vergleichbar mit menschlichen Teenagern. Sie sind unerfahren, gehen Risiken ein. Sie sind neugierig und neigen zur Selbstüberschätzung. Sie sind genauso groß wie ihre Eltern, aber im Gegensatz zu einem erfahrenen Altwolf lassen sie sich auf ihren Wanderungen blicken. So ist es völlig normal, dass ein solches Jungtier auch mal durch Ortschaften streift, oder Feldwege und Radwege benutzt. Schließlich kommt ein Wolf dort schneller voran, als im Gelände. Sein Ziel ist es, ein für ihn geeignetes Revier zu finden.

Oft werden Filme, die Landwirte von Traktoren aus machen, in soziale Netzwerke gestellt. Sie sollen beweisen, dass Wölfe die Scheu verloren hätten. Doch dies stimmt ganz und gar nicht. Die Jungtiere kennen Traktoren und Fahrzeuge. Sie erkennen allerdings nicht sofort, dass sich ein Mensch darin befindet. Bitte niemals solche Filme in sozialen Netzwerken teilen. Sie landen garantiert auf Wolfshasserseiten. Dort werden Lügengeschichten verbreitet. Oder Onlineausgaben von Tageszeitungen bringen diese Filme, übertitelt mit reißerischen Überschriften, die nichts anderes als Panik schüren sollen.

Wer einem Jungwolf  begegnet, der sollte sich bewusst machen, dass ihm in diesem Moment ein ganz wunderbares Naturerlebnis geschenkt worden ist. Es ist möglich, dass das Jungtier nicht gleich flüchtet, sondern neugierig schaut. Wem diese Situation unangenehm wird, kann sich großmachen, laut sprechen und gegebenenfalls mit einem Stock nach dem Tier werfen. Bitte keine Filme oder Fotos von einer solchen Begegnung ins Netz stellen. Schon gar nicht mit Ortsangaben. Niemals einem Jungtier etwas zum Fressen zuwerfen. Es könnte diesem Tier zum Verhängnis werden, mit Menschen positive Erinnerungen zu verbinden. Denn in Deutschland herrscht noch immer das „Rotkäppchensyndrom“. Dabei stehen wir Menschen ganz und gar nicht auf dem Speiseplan von Wölfen. Sie ernähren sich zu über 90 Prozent von Wild. Natürlich verschmähen sie auch Schafe nicht, wenn sie ihnen ungeschützt auf dem Silbertablett serviert werden. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten Weidetiere zu schützen. Entschädigungszahlungen gibt es ebenfalls.

Jeder kann mit einer vorsichtigen Fahrweise und mit klugem, medienreflektiertem Handeln dazu beitragen, dass ein Jungwolf auch das Erwachsenenalter erreichen kann.