Wolfsschutz unterwegs in einer Station für Eichhörnchen – Kleine Nager mit großem Glück
Kleine Nager im großen Glück. Tanja Schäfer (45) kümmert sich ehrenamtlich um verwaiste Eichhörnchen.
„Ich bin Eichhörnchenmama auf Zeit!“
Wir von von Wolfsschutz Deutschland waren wieder einmal unterwegs und haben mal wieder über unseren Tellerrand hinausgeschaut. Die Hitzewelle hat Deutschland fest im Griff. Viele Wildtiere sind jetzt auf unsere Hilfe angewiesen. Vögeln und andere Wildtieren kann mit dem Aufstellen von Wasserschalen geholfen werden. Unbedingt täglich saubermachen. Nicht nur Menschen in der Stadt leiden zur Zeit ganz besonders, auch Einhörnchen sind jetzt oft in besonders großer Not. Wir haben eine Eichhörnchenstation besucht.
Sie heißen Aladin, Jasmin, Cinderella, Trisella, und sie leben mit weiteren Artgenossen im Haus und im Garten von Familie Schäfer. Von nicht einmal 20 Gramm-Babys bis zum ausgewachsenen Eichhörnchen genießen sie alle den Rundum-Service, der ihnen geboten wird. Dank Tanja haben die kleinen Nager eine zweite Chance. Die 43-kümmert sich seit mehreren Jahren um Eichhörnchen in Not. Die meisten von Ihnen haben gute Chancen, bald ausgewildert zu werden und später eine eigene Familie zu gründen,“ erzählt Tanja während sie die Babys mit Milch, Bauchmassagen und Streicheleinheiten versorgt. „Wie alle Babys brauchen auch Wildtiere in den ersten Lebenswochen ganz viel Zuwendung, Aufmerksamkeit und je nach Alter regelmäßig Aufzuchtsnahrung aus spezieller Ziegenmilch.“ Für Tanja heißt dies auch nachts immer wieder aufstehen, Spezialaufzuchtsmilch mit Fencheltee mischen und Bäuchlein massieren. Ein echter Knochenjob und doch gibt es nichts, was die sympathische Hessin mit mehr Glück erfüllen würde. „Es gibt kein größeres Geschenk, als zuzusehen wie unsere Kleinen später gesund und munter in die Freiheit springen.“ Manchmal schafft es ein Hörnchen trotz bester Pflege nicht. Dann heißt es Abschied nehmen. „Die meisten Tiere haben eine schwere Gehirnerschütterung, oder sie wurden von Katzen oder Hunden gebissen. Deshalb ist oft der erste Schritt, den Tanja unternimmt, der zum Tierarzt. Gerade nach Bissen sterben die kleinen Eichhörnchen oft an inneren Verletzungen. Manchmal sind aber auch spezielle Viren im Spiel. Deshalb lasse ich verstorbene Tiere immer obduzieren.“ In der Saison, die im März anfängt und bis weit in den Winter hineingeht, kommt Tanja kaum noch zum Schlafen. Neben den vier Neuzugängen versorgt sie aktuell zehn weitere Hörnchen.
Die meisten brauchen zwar keine Milch mehr, aber für sie schnippelt Tanja täglich frisches Obst und Gemüse. In der Voliere im Garten ernähren sich die Eichhörnchen schon von Nüssen, und Tanja entlässt sie bald aus dem Auswilderungsgehege. Meistens bleiben die Eichhörnchen noch eine Weile in der Nähe und sie finden auch noch Futter im Garten, doch bald werden die Besuche immer seltener, bis sich die Hörnchen schließlich für immer verabschieden. Das ist nicht immer einfach für Tanja, doch wichtiger Bestandteil ihres Jobs. „Wer ein Wildtier bei sich aufnimmt und großzieht, muss loslassen können und gleichzeitig enormes Fachwissen haben. Eichhörnchen sind keine Haustiere. Sie brauchen ein Leben in Freiheit.“ Wobei gerade das immer schwieriger wird, weiß auch Tanja. „Viele Wildtiere zieht es immer mehr in die Stadt, aber gerade bei Eichhörnchen wird dies zu einem tödlichen Problem, denn in den Städten werden immer mehr alte Bäume abgeholzt, in denen die Eichhörnchen normalerweise ihre Bruthöhlen, so genannte Kobel, bauen. Zudem werden ganze Gebiete durch Schnellstraßen regelrecht abgekesselt. Mangels Bäumen wählen viele Eichhörnchenmütter dann die riskante Alternative und bauen ihre Kobel unter Dächern, aus denen die Jungen dann regelmäßig abstürzen.“ Gäbe es Menschen wie Tanja nicht, würden unzählige Jungtiere qualvoll sterben.
Über hundert Tiere hat sie schon gerettet. Neben ihrer kompletten Freizeit investiert sie rund tausend Euro im Jahr dazu aus eigener Tasche. Ihre Leidenschaft für Eichhörnchen begann, als sie vor einem Jahr einen verletzen Buntspecht wieder aufgepäppelt und in den Wald entlassen hat. „So kam ich auf die Idee, auch Eichhörnchen in Not wieder aufzupäppeln. Natürlich hatte ich mich vorher umfangreich über die kleinen Nager informiert und ich stehe auch heute noch mit anderen Wildtierauffangstationen in Kontakt. Eichhörnchen geraten immer öfter in Not. Für mich ist es wichtig, dass unsere Kinder und Enkel auch noch in zwanzig oder vierzig Jahren Wildtiere in der Natur beobachten können. Damit Eichhörnchen auch in Zukunft eine Chance haben, kann jeder jeder etwas tun. Nicht alle können Eichhörnchen pflegen, aber alle Stationen sind auf Spenden angewiesen und ich bin gerade dabei einen bundesweiten Fahrdienst für verletzte Tiere ins Leben zu rufen.“ Denn oft sind Leute, die Eichhörnchen finden, nicht bereit, das Tier zur nächsten Station zu bringen. „Für uns Pfleger ist es aber kaum möglich, bei zehn Tieren, die alle zwei Stunden Milch brauchen, länger das Haus zu verlassen.“ Wie wichtig, die Arbeit von Menschen, wie Tanja ist, zeigt sich auch im Wald selbst, denn die kleinen, flinken Nager tragen zur Verjüngung des Forstes bei. „Eichhörnchen verstecken im Herbst Nüsse und Samen für ihre Winternahrung im Boden. Weil sie aber nicht mehr alles wiederfinden, keimen viele Saaten im Frühling aus und lassen so neues Grün sprießen.“
Heute ist Tanjas Projekt auch eine anerkannte Wildtierstation. Wer sie unterstützen möchte findet hier weitere Infos: http://www.wildtierhilfe-roedermark.de