Ein Verrat an der Natur: EU-Herabstufung des Wolfsschutzes bedroht unsere Wölfe – Wir kämpfen weiter!

Die Entscheidung des Europäischen Rates vom 5. Juni 2025, den Schutzstatus des Wolfs von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabzustufen, ist ein schwerer Rückschlag für den Artenschutz in Europa. Diese Änderung der Lebensraumrichtlinie, im Einklang mit der im Dezember 2024 überarbeiteten Berner Konvention, gibt Mitgliedstaaten mehr Flexibilität für Abschüsse und gefährdet den Fortbestand des Wolfs. Wir von Wolfsschutz-Deutschland e.V. verurteilen diesen politisch gesteuerten Angriff auf die Biodiversität und rufen alle Naturfreunde auf, sich für unsere Wölfe einzusetzen und wir werfen einen Blick auf die Hintermänner dieser fatalen Entscheidung.

Ein erneut schwarzer Tag für unsere Wölfe. Der Rechtsakt tritt 20 Tage nach Veröffentlichung im Amtsblatt in Kraft.

Beispielfoto Wolf.

 

Teil einer größeren Agenda

Die Herabstufung ist kein Zufall, sondern Teil einer gezielten politischen Agenda, die von der Agrar- und Jagdlobby vorangetrieben wird. Unterstützt von COPA-COGECA und Jägerverbänden, hat die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen diesen Kurs eingeschlagen, um wirtschaftlichen Interessen Vorrang vor dem Naturschutz zu geben. Der vielzitierte Wolfsangriff auf von der Leyens Pony 2022 war kein persönlicher Antrieb, sondern ein willkommenes Narrativ, das in diese Agenda eingebettet wurde, um die öffentliche Meinung gegen den Wolf zu wenden. Die Kommission nutzt solche Einzelfälle, um den Eindruck zu erwecken, der Wolf sei eine Bedrohung, die entschärft werden müsse.

Wissenschaft wird ignoriert

Die Grundlage für die Herabstufung – ein von der EU-Kommission in Auftrag gegebener Bericht – ist wissenschaftlich unhaltbar. Ohne Peer-Review und von über 700 Wissenschaftlern sowie IUCN-Spezialisten als unzureichend kritisiert, dient er allein politischen Zwecken. Der Wolf ist in vielen Regionen Europas, einschließlich Teilen Deutschlands, weiterhin gefährdet. Die Behauptung eines „günstigen Erhaltungszustands“ ist ein Trugschluss, der die prekäre Lage regionaler Populationen, etwa in Thüringen mit nur zwei Rudeln, ignoriert. Die Intransparenz der Berner Konvention und die Passivität vieler Mitgliedstaaten haben diesen Rückschritt aber erst ermöglicht.

Unsere Warnungen bestätigt

Bereits vor Jahren haben wir bei Wolfsschutz-Deutschland e.V. gewarnt, dass die Erklärung eines „günstigen Erhaltungszustands“ in Deutschland als Vorwand genutzt werden soll, um die Jagd auf Wölfe zu legalisieren. Diese Befürchtungen werden nun Realität: Der FFH-Bericht 2025 könnte diesen Status ausrufen, obwohl die Datenlage lückenhaft ist. In Niedersachsen spricht Umweltminister Christian Meyer von 44 Rudeln als ausreichend, während Jäger, die am Wolfsmonitoring beteiligt sind, klare Interessenkonflikte haben. Dieses politisch gelenkte Monitoring ist ein Skandal, der den Wolf ins Visier der Jäger treibt.

Die Wahrheit hinter den Zahlen

Die EU verweist auf eine Zunahme der Wolfspopulation von 11.193 im Jahr 2012 auf 20.300 im Jahr 2023 und spricht von 65.500 Nutztierrissen jährlich. Doch Wolfsangriffe machen nur 0,07 % der Verluste bei Schafen und Ziegen aus und die EU finanziert bereits Präventionsmaßnahmen und Entschädigungen über GAP-Mittel. In Deutschland leben die Rudel hauptsächlich in Brandenburg, Sachsen und Niedersachsen, doch regionale Bestände, wie in Bayern, NRW, Hessen oder Thüringen sind fragil. Illegale Tötungen, wie in der Rhön oder in NRW, sowie in Sachsen, wo ganze Rudel verschwinden, zeigen, dass der Wolf mehr Schutz braucht, nicht weniger.

Ein Angriff auf die Biodiversität

Die Herabstufung ist ein gefährlicher Präzedenzfall, der die Jagd auf andere geschützte Arten erleichtern könnte. Der Wolf ist ein Schlüsselakteur in unseren Ökosystemen, der die Biodiversität fördert, indem er Wildpopulationen reguliert. Die Entscheidung widerspricht den Biodiversitätszielen der EU und dem europäischen Recht, das wissenschaftlich fundierte Entscheidungen verlangt. Einige Mitgliedstaaten planen, den strengen Schutzstatus beizubehalten, doch der Druck der Lobby bleibt groß.
Beispielfoto Wolfswelpen.

Die Hintermänner

Die Federation of Associations for Hunting and Conservation of the EU (FACE) ist der europäische Dachverband für Jagdverbände und repräsentiert die Interessen von rund 7 Millionen Jägern in Europa.
FACE ist ein Zusammenschluss von 36 nationalen Jagdverbänden aus 27 EU-Mitgliedstaaten sowie weiteren Ländern wie dem Vereinigten Königreich, Norwegen und der Schweiz. Zu den prominenten Mitgliedsorganisationen gehören:
  • Deutscher Jagdverband (DJV): Vertritt etwa 450.000 Jäger in Deutschland (außer Bayern, wo der Bayerische Jagdverband aktiv ist).
  • Zentralstelle österreichischer Jagdverbände: Repräsentiert Jäger in Österreich, wo alle Jagdkarteninhaber automatisch Mitglieder sind.
  • Fédération Nationale des Chasseurs (FNC): Der französische Jagdverband mit über 1 Million Mitgliedern.
  • Jagdverbände in Italien, Spanien, Kroatien, Rumänien und anderen Ländern, die jeweils nationale Interessen vertreten und eng mit FACE zusammenarbeiten.
Diese Mitgliedsverbände bilden die Basis von FACE und tragen durch Mitgliedsbeiträge und gemeinsame Projekte zur Finanzierung bei. FACE vertritt ihre Interessen auf EU-Ebene, etwa in Brüssel, wo die Organisation ein Büro unterhält.
Die operative und strategische Leitung von FACE liegt bei einem gewählten Vorstand und einem professionellen Sekretariat:
  • Präsident: Seit 2017 ist Torbjörn Larsson (Schweden) Präsident von FACE. Er ist nicht nur Präsident von FACE und der Nordic Hunters’ Alliance, sondern auch ein schwedischer Geschäftsmann und Jäger mit langjähriger Erfahrung in der Jagdpolitik und EU-Lobbyarbeit. Er hat für die Swedish Association for Hunting and Wildlife Management und Swedish Aluminium gearbeitet und setzt sich für flexiblere Regelungen im „Wolfsmanagement“ ein.
  • Ludwig Willnegger wuchs auf einem Bauernhof in Bayern auf, hat einen Jagdschein seit seinem 16. Lebensjahr und kommt aus einer Familie mit Jagdtradition – leitet das Sekretariat in Brüssel und koordiniert die Lobbyarbeit. Er ist ein zentraler Ansprechpartner für politische Entscheidungsträger.
  • Vorstand: Besteht aus Vertretern verschiedener Mitgliedsverbände, die regelmäßig über die Strategie und Prioritäten von FACE entscheiden. Die Vorstandsmitglieder kommen aus Ländern wie Deutschland, Frankreich, Italien und anderen.
Die Führung von FACE arbeitet eng mit den Mitgliedsverbänden zusammen, um eine einheitliche Position zu Themen wie Wolfsmanagement, Waffenrecht und Biodiversitätspolitik zu entwickeln.
FACE finanziert sich hauptsächlich durch:
  • Mitgliedsbeiträge: Nationale Jagdverbände zahlen Beiträge basierend auf ihrer Größe und Mitgliederzahl. Der DJV und die FNC sind aufgrund ihrer Größe bedeutende Geldgeber.
  • EU-Förderprogramme: FACE erhält teilweise Mittel aus EU-Programmen, etwa für Projekte im Bereich Biodiversität und Naturschutz. Auf der Website von FACE wird betont, dass die Organisation an EU-finanzierten Projekten wie „Biodiversity, Hunting, Countryside“ beteiligt ist. Ein Widerspruch in sich.
  • Private Spenden und Sponsoring: Es gibt Hinweise, dass jagdnahe Unternehmen, etwa aus der Waffen- oder Outdoor-Industrie (z. B. Blaser, Sauer), FACE unterstützen könnten, obwohl konkrete Sponsoren nicht öffentlich detailliert aufgelistet sind.
  • Veranstaltungen und Mitgliedsaktivitäten: Einnahmen aus Konferenzen, Workshops und Jagdveranstaltungen tragen ebenfalls zur Finanzierung bei.
Die genaue Finanzstruktur ist nicht vollständig transparent, da FACE als gemeinnützige Organisation nicht verpflichtet ist, detaillierte Finanzberichte öffentlich zu machen. Kritiker wie Green Impact und auch wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V.werfen FACE vor, durch die Unterstützung der Waffenindustrie und anderer kommerzieller Akteure Interessenkonflikte zu haben.
Verwaiste Welpen und zerschossene Familienstrukturen werden für viel Leid und mehr Weidetierrisse führen. © Brigitte Sommer
FACE ist in ein breites Netzwerk eingebunden, das ihren Einfluss in Brüssel und international stärkt:
  • Politische Kontakte: FACE arbeitet eng mit EU-Institutionen wie der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament und dem Europarat zusammen. Sie ist im EU-Transparenzregister eingetragen und führt regelmäßige Lobbygespräche, etwa zur Lebensraumrichtlinie oder zur Berner Konvention.
  • Zusammenarbeit mit Agrarverbänden: FACE kooperiert mit COPA-COGECA, dem Dachverband der europäischen Landwirte, insbesondere in der Wolfsdebatte, da beide Gruppen eine Reduzierung der Wolfspopulation fordern. Diese Allianz war maßgeblich an der Herabstufung des Wolfsschutzes beteiligt.
  • International Union for Conservation of Nature (IUCN): Als Mitglied der IUCN gewinnt FACE Glaubwürdigkeit im Naturschutzbereich, obwohl ihre Positionen (z. B. zur Wolfsjagd) oft mit denen von kleinen Naturschutzorganisationen kollidieren.
  • Waffenindustrie: FACE setzt sich für ein liberales EU-Waffenrecht ein, was sie mit Akteuren aus der Waffenindustrie wie Herstellern (z. B. Blaser, Merkel) oder Händlern verbindet. Konkrete Namen von Sponsoren werden jedoch selten öffentlich genannt.
  • Regionale und lokale Akteure: In Ländern wie Deutschland (DJV, Bayerischer Jagdverband), Österreich (Jagd Österreich) oder der Schweiz (Schweizerischer Alpwirtschaftlicher Verband) unterstützen regionale Jägergruppen die Ziele von FACE, etwa durch Kampagnen für ein „praktikables Wolfsmanagement“.
FACE hat maßgeblich die Herabstufung des Wolfsschutzes von „streng geschützt“ auf „geschützt“ in der Berner Konvention (Dezember 2024) und der EU-Lebensraumrichtlinie (Juni 2025) unterstützt. Die Organisation argumentiert, dass die wachsende Wolfspopulation (20.300 Wölfe in der EU, 2023) Konflikte mit Landwirten und Jägern verursacht und ein reguliertes Management notwendig ist. Kritiker wie wir von Wolfsschutz-Deutschland e.V. und Green Impact werfen FACE vor, wissenschaftliche Fakten zu ignorieren und die Interessen der Jagd- und Agrarlobby über den Naturschutz zu stellen. Insbesondere die enge Zusammenarbeit mit COPA-COGECA und die Unterstützung durch konservative Politiker (z. B. CDU/CSU, FDP) haben den politischen Druck für die Herabstufung verstärkt.

Wer steht letztlich hinter FACE?

Hinter FACE stehen in erster Linie die nationalen Jagdverbände und ihre Mitglieder, also Millionen von Jägern in Europa, die durch Beiträge und Engagement die Organisation tragen. Die Führung (Torbjörn Larsson, Ludwig Willnegger) koordiniert die Lobbyarbeit, während Agrarverbände wie COPA-COGECA und möglicherweise Teile der Waffenindustrie als strategische Partner agieren. Politische Unterstützung kommt von Parteien, die angeblich ländliche Interessen vertreten, wie CDU/CSU, FDP oder in anderen Ländern konservative und liberale Kräfte.

Wahre Probleme der Landwirtschaft – Warum die Wolfsjagd ablenkt

Die Herabstufung des Wolfsschutzes in der EU lenkt von den tatsächlichen Herausforderungen der Landwirtschaft ab, die Landwirte weitaus stärker betreffen als Wolfsangriffe (nur 0,07 % der Nutztierverluste).
Strukturwandel und wirtschaftlicher Druck: Sinkende Marktpreise, steigende Produktionskosten (z. B. für Dünger, Energie) und ungleiche Agrarsubventionen bedrohen kleine und mittlere Betriebe. Viele Landwirte kämpfen mit der Rentabilität, besonders in der Weidetierhaltung.
  • Landnutzungskonflikte: Umwidmungen von Agrarflächen für Infrastruktur (z. B. Windparks, Autobahnen) oder Naturschutzgebiete schränken die verfügbare Fläche ein. Landwirte werden durch solche Maßnahmen eingeschränkt, immer mehr könnte es sich auch um direkte Enteignungen drehen.
  • Konkurrenz durch Fleischalternativen: Der Markt für 3D-gedrucktes und pflanzliches Fleisch wächst (Prognose: 504,88 Mrd. USD bis 2030). Dies bedroht die traditionelle Viehzucht, da Verbraucher zunehmend nachhaltige Alternativen bevorzugen, während Landwirte oft nicht auf diese Märkte vorbereitet sind.
  • Klimaschutzhandel und Regulierungen: Strenge Umweltauflagen (z. B. Dünge- und Pestizidverordnungen) erhöhen die Kosten und erfordern Anpassungen, die kleine Betriebe überfordern können. CO2-Auflagen verschärfen die Lage.
  • Abhängigkeit von globalen Märkten: Landwirte stehen im Wettbewerb mit billigen Importen und großen Agrarkonzernen, die durch Investoren wie BlackRock unterstützt werden. Dies drängt kleinere Betriebe an den Rand.
  • Waldrodungen verschärfen die Krise der Landwirtschaft durch Verlust von Biodiversität und Wasserrückhalt. Zusammen mit wirtschaftlichem Druck, Landnutzungskonflikten, strengen Regulierungen und Konkurrenz durch Fleischalternativen sind sie ein zentrales Problem, das dringende Maßnahmen erfordert. Die Wolfsjagd löst keines dieser Probleme, sondern lenkt von Lösungen wie nachhaltiger Landwirtschaft, Bodenschutz und echten Wäldern statt Plantagen ab.
Die Wolfsdebatte, angeführt von der Jagdlobby (FACE, DJV) und Agrarverbänden (COPA-COGECA), schafft ein Feindbild, das die strukturellen Probleme der Landwirtschaft überdeckt. Herdenschutzmaßnahmen, finanziert durch EU-GAP-Mittel, sind effektiver als Jagd und Wölfe fördern nicht nur Biodiversität, indem sie Wildschäden reduzieren, sie sind Teil unserer Natur. Die Fokussierung auf den Wolf verhindert Lösungen wie Förderung nachhaltiger Anbaumethoden, Umschulung für neue Märkte oder bessere Entschädigungen.
Beispielfoto Wolfspaar. © Brigitte Sommer

Die Klage von Green Impact: Ein Hoffnungsschimmer

Die Klage von Green Impact und ihren Partnern vor dem EuGH ist ein entscheidender Schritt, um den Wolf zu schützen. Die Organisationen argumentieren, dass die Herabstufung nicht nur wissenschaftlich unbegründet ist, sondern auch gegen die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) und das EU-Recht verstößt. Der EuGH hat bereits 2024 klargestellt, dass Abschüsse nur bei einem nachweislich günstigen Erhaltungszustand erlaubt sind – eine Voraussetzung, die in vielen Regionen, etwa in der kontinentalen Region Europas, nicht gegeben ist. Die Kläger verweisen zudem auf Verfahrensfehler und die Intransparenz der Berner Konvention, die durch die eilige Abstimmung ohne ausreichende wissenschaftliche Prüfung gekennzeichnet war.
 Über die Möglichkeiten, die es jetzt in Deutschland gibt, berichteten wir hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2025/05/18/der-wolf-und-der-schutz-ein-gerichtsfall-in-europa/

Unser Aufruf

Wir von Wolfsschutz-Deutschland e.V. fordern ein Moratorium für die Herabstufung, bis über die Klage entschieden ist, sowie eine lückenlose Aufklärung darüber, wie diese Abstimmung so zustande kommen konnte. Wir fordern ein EU-weites, unabhängiges Wolfsmonitoring, Der Wolf ist kein Problem, sondern ein unverzichtbarer Teil unserer Natur.  Unabhängig, unbeugsam, immer an der Seite der Wölfe!

Quellen:

Wir freuen uns über finanzielle Unterstützung:

Konzerne und Lobbyisten bestimmen immer mehr –  und nicht im Interesse der Bürger und nicht zum Wohle der Natur – mit. Deshalb ist es essentiell, dass es Vereine wie Wolfsschutz-Deutschland e. V. gibt, die völlig unabhängig sind. Kein Vorstandsmitglied sitzt in einer Partei. Parteien mischen auch nicht bei uns mit und wir nehmen keine Lobbygelder an. Wer uns unterstützt, kann sich also sicher sein, dass wir stets im Sinne unserer Wölfe handeln. Wir sind nicht bestechlich. 

Doch wir Helfer brauchen auch Hilfe. Bitte unterstützen Sie uns mit einer Spende. Auch mit einem Dauerauftrag von 5 Euro im Monat können wir viel Gutes tun und weiter für unsere Wölfe kämpfen. https://wolfsschutz-deutschland.de/spenden-2/

Wolf bei Drückjagd in Brandenburg getötet – Wolfsschutz Deutschland e. V. stellt Strafanzeige

BEISPIELFOTO

Ein Jäger soll bei einer Jagd in Brandenburg absichtlich einen Wolf erschossen haben. Das Tier habe die Jagdhunde attackiert und sich auch von einem Warnschuss nicht vertreiben lassen. Die Polizei würde bereits ermitteln. In Brandenburg ist möglicherweise zum ersten Mal ein Wolf absichtlich von einem Jäger erschossen worden. Bei Rädigke im Kreis Potsdam-Mittelmark soll ein niederländischer Jagdgast am vergangenen Freitag bei einer sogenannten Drückjagd auf das Tier geschossen haben, schreibt rbb 24 gestern https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2019/01/erschossener-wolf-jaeger-niederlande.html  Thomas Frey vom Brandenburger Umweltministerium habe den Vorfall bestätigt. Es gibt allerdings bislang noch keine offizielle Pressemiteillung dazu.

Dass ein toter Wolf in diesem Zusammenhang geborgen worden ist, bestätigte auch Hans Joachim Wersin-Sielaff vom Brandenburger Umweltministerium am Montag.

Wir von Wolfsschutz Deutschland e. V. verurteilen dies Tat auf das Schärfste und wir stellen Strafanzeige gegen

  1. Unbekannt wegen Verstoß gegen § 44 Abs. I Nr. 1 und 2 BNatSchG, § 1 Satz 2 Tierschutzgesetz wegen Tötung eines Wolfes
  2. Untere Jagdbehörde Landkreis Potsdam-Mittelmark, weil sie die Drückjagd im Wolfsgebiet während der Paarungszeit gestattet hat, § 44 Nr. 2
  3. Jagdpächter Franz Clemens Hoff, Rädigker Gebiet, der als langjähriger, erfahrener Jagdleiter wissen muss, dass zwischen Januar und März Paarungszeit der Wölfe ist und er auch den DJV-Leitfaden „Hundearbeit im Wolfsgebiet“ kennen musste.

 

 

Neues aus Schilda – Kommentar von Dr. Hans-Holger Liste

Kommentar – Wie Grünböcke zu Gärtnern werden! Neuigkeiten zum „Warnung-vor-dem-Wolfs-Schild“ in Kemnitz, Landkreis Teltow-Fläming.

Wenn Übeltäter zu Wohltätern und Opfer zu Straftätern erklärt werden, verlieren Rechtsstaat und seine Organe ihre Glaubwürdigkeit. Unverkennbar am Beispiel von Jäger und Wolf in Deutschland. Teile der in hiesigen elitären Machtstrukturen bestens vernetzten Jägerschaft stilisieren sich mit Unterstützung von Politik und hörigen Medien zu Rettern von Kind, Hund und Natur, während der Wolf zum Staatsfeind Nr. 1 erklärt wird. Da stört nicht, wenn die Fakten ein ganz anderes Bild sprechen.

Bis zu 40 Tote im Jahr durch Jäger

Beispielsweise, dass jedes Jahr in Deutschland bis zu 40 Menschen durch Jäger und Jagdwaffen sterben1. Hinzu kommen tausende durch Jäger erschossene Haustiere wie Hunde und Katzen. Und Wölfe? Die haben nicht einen Menschen oder Hund seit Rückkehr nach Deutschland attackiert, verletzt oder geschweige denn getötet! Auch in Nordamerika, wo es ohne Unterbrechung immer Wölfe gab, gibt es keinen einzigen Wolfsangriff gegen Menschen. Trotz dieser eindeutigen Fakten werden u.a. Teile der Jägerschaft nicht müde, vor dem ach so „bösen“ Wolf zu warnen. Krönung dieser Volksverdummung ist das Schild in Kemnitz in Brandenburg (mein FB-Beitrag vom 15.10.2018). Das ist Hetze und Verleumdung gegen eine ökologisch äußerst wichtige Kreatur der Natur und eine entsprechend gesetzlich streng geschützte Tierart. Und warum diese Kampagne? Es geht gierigen Teilen der Jägerschaft schlicht um erneute Ausrottung des Wolfes, nämlich um die geschundenen Wälder sowie ausgeräumten Fluren und deren essbaren Wildtiere wieder ganz für sich alleine zu haben. Das ist offener Egoismus einiger Weniger auf Kosten Anderer und schadet die für uns Alle lebenswichtige Gesundheit von Natur und Ökosystemen.

Teile der Jägerschaft von Gier getrieben

Diesen von Gier getriebenen, Ökologie missachtenden und Natur zerstörenden Alleinanspruch von Teilen der Jägerschaft auf natürliche Lebensräume und deren Früchte können, wollen, sollten und werden wir nicht akzeptieren. Und auch Politiker und Verwaltungen sollten diese egoistischen Interessen einiger Weniger nicht ignorieren sondern unterbinden, da sie sich gegen das langfristige Wohl der gesamten Gesellschaft richten. Politiker sind eidesstattlich dem Wohl der Mehrheit der Gesellschaft verpflichtet und nicht dem Geld und Einfluss weniger Egoisten und deren Lobbyisten. Doch einige dieser gewählten „Volksvertreter“ scheinen genau das nicht verstanden zu haben. Sie tolerieren und unterstützen u.a. die Verwandlung von Grünböcken zu Gärtnern. 

Hier unser erster Bericht mit Foto  https://wolfsschutz-deutschland.de/2018/11/06/schilda-wahnsinn-in-brandenburg-schreiben-sie-der-stadt-kemnitz-ihre-meinung/

Dr. Hans-Holger Liste, Wolfsteamleiter Brandenburg 

Schild(a)-Wahnsinn in Brandenburg? Schreiben Sie der Stadt Kemnitz Ihre Meinung

 

Als würde es in Deutschland nicht schon genug Schilder-Irrsinn geben, sorgt die Jägerschäft in vielen Gebieten für zusätzliche Verwirrung unter Wanderern, Radfahrern und Spaziergängern. Nicht selten finden sich Schilder, die auf die Gefahr von Tollwut hinweisen. Dabei gibt es diese Krankheit in Deutschland seit Jahrzehnten nicht mehr. Sie wurde durch Impfköder ausgerottet, die von Naturschützern in Helikoptern abgeworfen wurden. Die Jägerschaft, die sich immer wieder gerne auf die Fahne schreibt, selber an der Beseitigung der Tollwut einen Anteil zu haben, hatte hierauf so gut wie keinen Einfluss. Ebenso werden oft Schilder in den Wald gehängt, dass eine Gefahr für Hunde oder Kinder bestünde, da Fuchsräude in den Gebiet vorkommen würde.

Schilda ist eigentlich ein fiktiver Ort, in dem die etwas unterbelichteten Schildbürger in einer Sammlung von Schwänken zuhause waren. Gibt es ein neues Schilda in Kemnitz (Brandenburg)?

Den Vogel abgeschossen, hat ein nämlich ein Schild mit der Aufschrift: Achtung Wolf-Streifgebiet Hunde anleinen und Kinder beaufsichtigen, das eines unserer Vereinsmitglieder während einer Wolfsschutzpatrouille auf einem gut befahrenden Radweg entdeckt hat.

Es ist nachgewiesen, dass es in den rund 20 Jahren, in denen der Wolf wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist, keinen einzigen Angriff von einem Wolf auf einen Menschen gab. Dafür kamen aber mindesten 241 Wölfe (www.dbb-wolf.de ) durch die Schuld von Menschen um. Nach unserer Ansicht nach schürt ein solches Schild unbegründete Ängste und Panik.

Es ist auch nicht im brandenburgischen Wolfsmanagementplan vorgesehen, dass solche Schilder im Wald angebracht werden sollen.

Ein Privatgrundstück ist hier weder zur erkennen noch ausgewiesen. Zudem schädigt die Anbringung des Schildes den Baum.

Bitte schreiben Sie Herrn Radke von der Gemeinde Kemnitz Ihre Meinung. Die Daten finden Sie hier:

Antwort der Gemeinde auf unsere Bitte, das Schild zu entfernen  Freitag, 02. November 2018 um 08:52 Uhr

Von: „Radtke, Maurice, Gemeinde Nuthe-Urstromtal“ <m.radtke@nuthe-urstromtal.de>

Betreff: Gemeinde Kemnitz: Entfernung Warnschild

Sehr geehrter Herr Liste,

 

auf Ihre o. g. E-Mail vom 16. Oktober 2018 nehme ich Bezug.

 

Da das Schild auf einem Privatgrundstück angebracht ist und auch sonst keine öffentlichen Belange betroffen sind, hat die Gemeindeverwaltung hier keinen Anlass tätig zu werden.

Es handelt sich um ein nichtamtliches Hinweisschild, das auf Privatgrundstücken ohne Einwilligung der Gemeinde angebracht werden darf.

 

Grundsätzlich ist von einer Gefahr für Tiere und Menschen durch den Wolf auszugehen.

Das Schild hat einen hinweisenden Charakter mit Sicherheitshinweisen und schürt aus Sicht der Gemeindeverwaltung keine Vorurteile gegen Wölfe.

 

Mit freundlichen Grüßen.

 

i.A.

Maurice Radtke

 

Fachbereich III

Telefon: 03371 68627

E-Mail: m.radtke@nuthe-urstromtal.de

 

Hier unsere Antwort:

Sehr geehrter Herr Radtke,

 

vielen Dank für ihre Antwort. Leider können wir ihre geäußerten Ansichten zur Sache überhaupt nicht teilen sondern müssen diesen hier in aller Form widersprechen.

Wölfe waren bis zu ihrer Ausrottung durch den Menschen und sind nun endlich wieder Teil der in Deutschland heimischen Fauna. Als Apex-Prädatoren erfüllen sie seit Hundertausenden von Jahren von der Natur gegebene essentielle Funktionen in einheimischen Ökosystemen, die der Mensch im Allgemeinen und die Jägerschaft im Besonderen unfähig und unwillig sind zu erbringen. Wölfe stellen somit keine Gefahr für Mensch und Tier dar, sondern sie bilden im Gegenteil eine unverzichtbare Komponente der natürlichen Lebensgrundlagen für Pflanzen, Tier und Mensch. Gefahr für Flora und Fauna und damit für unser eigenes Überleben geht dagegen vor allem vom Menschen selbst aus. Hierzu verweise ich sie u.a. gerne auf den gerade veröffentlichten Living Planet Report 2018 des WWF. Dieser belegt schonungslos das Ausmaß des menschlichen Raubbaus an der Erde. „Unser Lebensstil ist wie Kettenrauchen und Komasaufen auf Kosten des Planeten“, so eine Kernaussage im genannten Bericht. Insofern wären Warnschilder vor dem Menschen gerechtfertigt! 

Ihr Kommentar als öffentlicher Gemeindevertreter „Grundsätzlich ist von einer Gefahr für Tiere und Menschen durch den Wolf auszugehen“ zeugt leider von fachlicher und sachlicher Unwissenheit, die für einen Vertreter öffentlicher Interessen als sehr kritisch zu bewerten ist. Nicht einem dokumentierten Fall von Todesgefahr für Menschen durch den Wolf stehen u.a. alleine in Deutschland jährlich eine Vielzahl an menschlichen Todesopfern durch Jäger gegenüber plus tausende durch Jäger getötete Katzen und Hunde. Wenn also Warnschilder in ihrer Gemeinde und anderen Kommunen gerechtfertigt und notwendig wären, dann u.a. solche vor den Gefahren durch die Jägerschaft. Rotkäppchen ist eben kein guter Berater, wenn es um die Darstellung der tatsächlichen Rollenverteilung zwischen Wolf und Jäger geht.   

Angesichts der o.g. Tatsachen fordern wir sie hiermit erneut auf, für eine Entfernung dieser volksverdummenden sowie Angst und Vorurteile schürenden Warnschilder gegen den Wolf zu sorgen. Als Vertreter von öffentlichen Interessen und Wohlergehen sollten sie besser auf die eigentlichen Gefahren für Mensch und Tier hinweisen und sich stärker für deren Abstellung einsetzten. Dazu empfehle ich u.a. Initiativen zum Verbot des Einsatzes von giftigen PSM auf dem Acker, zum Boden- und Klimaschutz, zum Schutz durch ökologischen Umbau unserer Wälder vor zukünftig wahrscheinlicheren Waldbränden usw.    

 Dr. Hans-Holger Liste, Mitglied von Wolfsschutz Deutschland e. V.