EU will Wolfsschutzstatus in der Berner Konvention herabsetzen

Die Kommission legt heute einen Vorschlag für einen Beschluss des Rates vor, den Schutzstatus des Wolfs im Rahmen des internationalen Abkommens der Berner Konvention von „streng geschützt“ zu „geschützt“ herabzustufen.

Ohne eine Änderung des Schutzstatus des Wolfs im Rahmen des Berner Übereinkommens – vorbehaltlich der Zustimmung der EU-Mitgliedstaaten und anderer Vertragsparteien des Berner Übereinkommens –, kann sein Status auf EU-Ebene allerdings nicht geändert werden. Der Vorschlag entspreche weitgehend dem Standpunkt, den das Europäische Parlament in seiner Entschließung vom 24. November 2022 formuliert hat heißt es heute in einer Pressemitteilung.

Beispielfoto Wolf. ©Brigitte Sommer

Präsidentin Ursula von der Leyen wird folgendermaßen zitiert: „Die Rückkehr des Wolfs ist eine gute Nachricht für die Artenvielfalt in Europa. Die Dichte der Wolfsrudel in einigen europäischen Regionen ist inzwischen jedoch zu einer echten Gefahr geworden, insbesondere für die Nutztierhaltung. Die lokalen Behörden fordern größere Flexibilität für das aktive Management kritischer Wolfspopulationen. Dies sollte auf europäischer Ebene erleichtert werden, und der von der Kommission heute eingeleitete Prozess ist ein wichtiger Schritt dahin. Ich bin fest überzeugt, dass wir gezielte Lösungen finden können und werden, um nicht nur die biologische Vielfalt, sondern auch die Lebensgrundlage unserer Landbevölkerung zu schützen.“

Kniefall vor der Lobby

Der für Umwelt, Meere und Fischerei zuständige EU-Kommissar, Virginijus Sinkevičius: „Mit dem Vorschlag zur Änderung des Schutzstatus des Wolfs im Rahmen des Berner Übereinkommens wird anerkannt, dass die Herausforderungen, die sich aus den wachsenden Wolfspopulationen ergeben, angegangen werden müssen, ohne das Ziel der Erhaltung der Artenvielfalt und eines günstigen Erhaltungszustands dieser Spezies aus den Augen zu verlieren. Die Kommission wird die nationalen und lokalen Behörden weiter mit finanziellen Mitteln und Leitlinien unterstützen, um die Koexistenz mit Wölfen und anderen großen Raubtieren zu fördern. Investitionen in Schadensverhütungsmaßnahmen bleiben von entscheidender Bedeutung für die Verringerung der Nutzviehrisse.“

Der Kommissar für Landwirtschaft, Janusz Wojciechowski, führte aus: „Aus Gesprächen mit Landwirten und ländlichen Gemeinschaften weiß ich, welche erheblichen Herausforderungen die Rückkehr des Wolfs in zahlreichen Gebieten insbesondere für die Weidewirtschaft in einem bereits komplizierten sozioökonomischen Kontext bedeutet. Der heutige Vorschlag trägt diesen Herausforderungen Rechnung und basiert auf einer eingehenden Analyse aller verfügbaren wissenschaftlichen und technischen Daten. Ich möchte diese Gelegenheit ergreifen und die Mitgliedstaaten auffordern, die verfügbaren EU-Finanzmittel in vollem Umfang zu nutzen, um Investitionen in Schadensverhütungsmaßnahmen zu fördern, die notwendig sind, um die Gefahren für die Viehbestände zu verringern.“

Eine eingehende Analyse zeige, dass die Wolfspopulationen in den letzten zwei Jahrzehnten erheblich zugenommen haben und immer größere Gebiete besiedeln. Es gebe mehr als 20 000 Wölfe mit meist wachsenden Populationen und expandierenden Streifgebieten sowie Rudel mit Welpen in 23 Mitgliedstaaten. Dies sei ein Erhaltungserfolg, der durch gesetzlichen Schutz, eine sensibilisierte Öffentlichkeit und die Verbesserung des Lebensraums ermöglicht worden wäre. Diese Zunahme bringe den Wolf jedoch zunehmend in Konflikt mit menschlichen Aktivitäten, insbesondere durch Nutzviehschäden, wobei bestimmte Gebiete und Regionen stark betroffen wären.

20.000 Wölfe in 23 Mitgliedsstaaten als großen Erfolg zu verkaufen und damit zu begründen den Schutzstatus herab zu setzen, ist nach Meinung von Wolfsschutz-Deutschland e. V. schon etwas absurd. Sollen mit der Herabsetzung auch wahre Massaker an Wölfen wie in der Schweiz und Österreich nachträglich einen Anschein des Legalen verpasst bekommen? 

Da sich die Gegebenheiten geändert hätten, sei nun eine Anpassung des rechtlichen Schutzstatus gerechtfertigt, um allen Vertragsparteien des Berner Übereinkommens größere Spielräume beim Wolfsmanagement zu geben und gleichzeitig das übergeordnete rechtliche Ziel beizubehalten, einen günstigen Erhaltungszustand für die Art zu erreichen und aufrechtzuerhalten. Es stehen EU-Mittel zur Verfügung, um angemessene Investitionen in geeignete Schadensverhütungsmaßnahmen zu fördern, die für die Verringerung der Nutzviehrisse durch den Wolf von entscheidender Bedeutung bleiben.

Fakt ist, dass z. B. in Deutschland in einigen Bundesländern, wie zum Beispiel in NRW die Summen von den Weidetierhalten gar nicht abgerufen worden sind, oder wie in Niedersachsen, der EU-Topf von der Landesregierung nicht abgerufen worden ist.

Nun liege es an den Mitgliedstaaten, über diesen Vorschlag zu entscheiden. Sobald der Vorschlag angenommen wäre, würde er von der EU dem Ständigen Ausschuss des Berner Übereinkommens vorgelegt. Je nachdem, wie die Entscheidungen im Rat und im Ständigen Ausschuss des Berner Übereinkommens ausfallen, könnte die Kommission dann vorschlagen, den Schutzstatus des Wolfs in der EU anzupassen.

Hintergrund

Das Berner Übereinkommen ist ein 1979 geschlossener zwischenstaatlicher Vertrag des Europarats zur Erhaltung der wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume in Europa, insbesondere jener, deren Erhaltung die Zusammenarbeit mehrerer Staaten erfordert. Im April 2024 wird es 50 Vertragsparteien umfassen, darunter alle EU-Mitgliedstaaten. Mit der Habitat-Richtlinie der EU wurden die Anforderungen des Berner Übereinkommens umgesetzt; in ihr ist ein strenger Schutz der meisten Wolfspopulationen in Europa vorgesehen, wobei Ausnahmeregelungen möglich sind.

 

Quelle: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_23_6752?fbclid=IwAR0lSRl8F76IpZmYqlSBakw7w4SUMPVOy8nQshHYivjC7AoBC9D02rquFGg

Wir freuen uns über Unterstützung

Es ist leider Fakt, dass der Schutz der Wölfe in Zukunft wohl immer mehr über Gerichte und Anwälte durchgesetzt werden muss. Deshalb brauchen wir auch dringend finanzielle Unterstützung. Unser Verein wird nicht staatlich gefördert, was uns zum einen tatsächlich auch sehr unabhängig macht, zum anderen aber natürlich auch unsere finanziellen Möglichkeiten begrenzt.

Schon kleine, regelmäßige Beiträge, wie z. B. ein monatlicher Dauerauftrag von 5 Euro können uns helfen. Seit Vereinsgründung vor fünf Jahren standen wir ohne wenn und aber und politische Winkelzüge auf der Seite der Wölfe und wir widersprachen unerschrocken Politkern ebenso wie anderen Verbänden. Gerade in diesen schweren Zeiten ist ein Verein wie der unsere essentiell.

Wolfsschutz-Deutschland e.V.

Berliner Sparkasse

IBAN DE79 1005 0000 0190 7118 84

BIC BELADEBEXXX

Auch Paypal ist möglich: https://wolfsschutz-deutschland.de/spenden-2/

 

So könnt Ihr uns aktiv in den Wolfsgebieten helfen:

 

Wir freuen uns über neue Mitglieder aus allen Wolfsgebieten in Deutschland, die uns aktiv vor Ort draußen helfen wollen. Der erste Schritt ist ein Mitgliedsantrag:
Angriffe sind nicht zu befürchten, da wir die Identität unserer Aktiven nicht heraus geben.
Ihr könnt uns auch untersützen, in dem Ihr unsere Merchandisingprodukten gegen Spende erwerbt: https://wolfsschutz-deutschland.de/2023/12/11/jetzt-aber-fix-mit-weihnachtsgeschenken-woelfen-helfen/

6 Gedanken zu „EU will Wolfsschutzstatus in der Berner Konvention herabsetzen

  1. Ich bin für sofortigen Austritt aus der EU!

    WELT:
    Kein Wolfsangriff auf Mann im Elbe-Elster-Kreis
    Stand: 17:03 Uhr | Lesedauer: 2 Minuten
    Ein Mann wird beim Gassigehen von einem Tier schwer verletzt. Schnell macht eine vage Vermutung die Runde: Kann es ein Wolf gewesen sein? Fachleute kommen zu einem eindeutigen Ergebnis.
    Anzeige

    Ein Spaziergänger bei Doberlug-Kirchhain (Elbe-Elster-Kreis) ist nach Laboranalysen nicht von einem Wolf sondern von einem Hund angegriffen worden. Das habe das Senckenberg Zentrum für Wildtiergenetik in Hessen mittels Untersuchungen genetischer Proben nachgewiesen, teilte das Landesamt für Umwelt am Mittwoch mit. «Bei dem angreifenden Tier handelte es sich demnach eindeutig um einen Haushund. Die Beteiligung eines Wolfes wird ausgeschlossen.»

    Ein 47-Jähriger war mit seinem Hund vor mehreren Tagen im Wald unterwegs. Ein fremdes Tier habe seinen Hund angegriffen. Als der Mann einschritt, sei er mehrfach gebissen und schwer verletzt worden. Es stand die Frage im Raum, ob es sich um eine Wolfsattacke gehandelt haben kann.

    Um Klarheit zu bekommen, seien bereits auf der Intensivstation des Krankenhauses Finsterwalde genetische Proben von dem Verletzten genommen worden, teilte das Landesumweltamt weiter mit. In allen untersuchten Proben seien genetische Spuren eines weiteren Hundes festgestellt worden.

    Auch genetisches Material des Hundes des Verletzten sei damit abgeglichen worden. «Es handelt sich eindeutig um zwei verschiedene Individuen», so die Behörde. Um welche Rasse es sich bei dem fremden Hand handelt, könne jedoch nicht bestimmt werden. Auch der Spaziergänger selbst habe im Polizeibericht stets von einem angreifenden Hund gesprochen, hieß es.

    Das Zentrum für Wildtiergenetik ist das nationale Referenzzentrum für genetische Untersuchungen bei Wolf und Luchs in Deutschland. Ihre Untersuchungen sollen Aufschluss über den Wolfsbestand geben. Jährlich werden dort rund 5000 DNA-Analysen durchgeführt.

  2. In diesen Zeiten werden viele Entscheidungen zu Lasten der Natur und der Artenvielfalt getroffen. Es ist zu befürchten, dass das allgegenwärtige Artensterben nicht ausreicht, um Politik und Allgemeinheit zum Umdenken zu bewegen. Es ist einfach nur unfassbar, aber auch verständlich, angesichts sinkender Bildungsstandards und entsprechender Testergebnisse in der Gesellschaft.

  3. Ich selber wohne in Österreich und bin entsetzt darüber wie leicht und leichtfertig in Österreich ein Wolf niedergemetzelt werden kann. Die Landwirte wollen sich nicht darauf einstellen, dass es eben den Wolf gibt. Es mussten schon viele Menschen schmerzhaft lernen, dass alles einem steten Wandel unterworfen ist. Doch einsehen wollen es nur wenige. Wie eben diese Landwirte. Da ist es einfacher nach Lösungen im Außen zu suchen und nach der Flinte zu greifen, als das eigene Verhalten zu ändern. Nur: der Wolf ist in Mitteleuropa angekommen und wird uns hoffentlich lange erhalten bleiben.

    Es ist ein falsches Signal den Abschuss zu erleichtern, ohne die entsprechenden Unterstützungen für Schutz zur Verhinderung und Förderungen bei gelegentlichen Wolfsrissen im Zusammenspiel mit Bildung und Aufklärung mindestens ebenso zu forcieren, wenn nicht die Anstrengungen diesbezüglich zu verzehnfachen.

    Hoppla … leider wird dies wohl nicht geschehen, denn der Wolf wirft keinen Profit ab. Zumindest keinen direkten in Euro zu messenden Profit. Allerdings ist der zu erwartende Nutzen eben kein Monetärer. Ein „Investment“ in eine intakte Natur wirft eben keine zu erwartende Dividende in den nächsten Jahren ab. Es handelt sich eher um ein generationenübergreifende Investition. Ich persönlich werde wohl wenig davon profitieren, jedoch der zu erwartende Nutzen bereichert dennoch mein Leben im Gedanken an die nächsten Generationen. Es scheint, dass zu wenig Menschen in diesen Kategorien denken wollen oder können.

  4. Die Bildung sinkt, die Politik betreibt Spaltung, die Lobbyisten haben das Sagen, durch mangelndes Wissen der Bevölkerung, was ja gewollt ist, sehen wir die Auswüchse.
    Es wird geredet und das meiste sind Lügen, das sehe ich, wenn ich mir mal die Tagesschau antue. Meistens muss ich sofort abschalten.
    Hass und Hetze, keine Empathie. Wildtiere sterben, man nimmt ihnen den Lebensraum und die Tiere, die sich anpassen, sind dann auch zu viel, man kann ja schießen. Es ist ein gesellschaftlicher Niedergangund zurück in die Vergangenheit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.