Wolfsmonitoring: Zwölf Rudel in Niedersachsen verschollen?

Zum Ende des Sommers können für Niedersachsen 44 Wolfsrudel und 4 residente Einzelwölfe bestätigt werden, geben die Niedersächsischen Jäger, die für das Wolfsmonitoring zuständig sind, jetzt bekannt. Es kommen zwar wahrscheinlich noch Nachmeldungen, doch von 12 Rudeln fehlen allerdings bisher Daten. Hier unser Bericht…

In 30 Rudeln konnte bislang Reproduktion nachgewiesen werden, dabei wurden mindestens 63 Welpen registriert. In zwei weiteren Rudeln wurde der Status durch den Nachweis von mind. 3 Wölfen bestätigt. Für 12 Rudel fehlt noch die diesjährige Statusbestätigung. In 4 weiteren Gebieten sind residente Einzelwölfe unterwegs. Dieses Zwischenfazit bestätige den Wachstumstrend der letzten Jahre, heisst es weiter.

Beispielfoto Wölfe. ©Brigitte Sommer

Die Jägerschaft deutet einen neuen Höchststand an Territorien aus den Daten. Ganz so optimistisch wie die Jägerschaft sehen wir den Wachstumstrend in Niedersachsen nicht. Zumal man nicht weiß, wie viele geheime Schießgenehmigungen von Umweltminister Olaf Lies noch offen stehen. Schaut man sich die Wachtumskurve für Niedersachsen, aber auch von ganz Deutschland auf einem Diagramm auf DBB-Wolf an, verlangsamt sich das Wachstum im Vergleich zu den Anfangsjahren der Rückkehr der Wölfe deutlich. Der Straßenverkehr ist noch immer die größte Gefahr für Wölfe. Erst im August wurde ein Altwolf aus dem Territorium Rodewald totgefahren.

Bislang nicht bestätigte Rudel

Rodewald

Bad Bodenteich

Herzlake

Nordhorn

Ostenholzer Moor

Sulingen

Rehden

Uchte

Wedemark

Werlte

Wietze

Buchholz

 

Hoher Anteil von Rissen nicht vom Wolf verursacht

Insgesamt seien im II. Quartal wurden insgesamt 192 Tiere getötet oder so stark verletzt worden, dass sie eingeschläfert werden mussten. Die Anzahl der Übergriffe sei imVergleich zum letzten Quartal (73Fälle) um 6,85 Prozent gestiegen. Bei 55 Fällen wurde der Wolf als Verursacher amtlich bestätigt, in keinem Fall hätte der Wolf als Verursacher ausgeschlossen werden können. In 14 Fällen wäre eine sichere Feststellung des Verursachers nicht möglich gewesen. Neun weitere Fälle befänden sich noch in Bearbeitung. Die meisten Übergriffe (45) hätte es auf Schafe gegeben, davon hätten 36 Übergriffe dem Wolf zugeschrieben werden können. Am zweitstärksten seien Rinder betroffen gewessen, hierbei sei es zu 24 Übergriffen gekommen, von denen elf auf den Wolf als Verursacher zurückzuführen gewesen wären. Weiterhin hätte es Übergriffe auf Gatterwild, Pferde und Ziegen gegeben.

Wir können es nur immer wieder wiederholen, dass der Schutz der Weidetiere die beste Versicherung vor Angriffen von Wölfen und auch anderen Tieren ist.

Kurz vor den Landtagswahlen wird noch einmal Stimmung gegen Wölfe gemacht

Wolf reisst Pony von Familie von der Leyen hieß es vor ein paar Tagen in der Klatschpresse. Die EU-Kommisionschefin sei „fürchterlich mitgenommen“. Auch der NDR brachte zeitnah einen Bericht von den Weidenachbarn der Familie von der Leyen heraus. Man schaue sich im verlinkten Bericht doch mal die angeblich wolfssicheren Zäune der ersten Protagonistin im Hintergrund bei der Szene an, in der sie die Fohlen streichelt. Die zweite Protagonistin sieht sich erst gar nicht in der Verantwortung ihre Tiere zu schützen und vergleicht den Tod ihres Pony mit wildernden Hunden, die Rehe und Hirsche töten. Ihrer Ansicht nach wäre es wohl nur recht und billig, wenn der Jäger auch Wölfe abschießen dürfte. Noch steht das Ergebnis, ob es tatsächlich ein Wolf war, noch gar nicht fest, dennoch werden Abschüsse gefordert. Auch dass das Pony hochbetagt war, wird kaum erwähnt. Und auch Umweltminister Olaf Lies meldete sich wieder einmal zu Wort. Er würde wohl gerne noch schneller und noch geheimer schießen lassen.

 

Quellen: https://www.wolfsmonitoring.com/monitoring/wolfsterritorien

https://www.dbb-wolf.de/totfunde/aktuelle-ereignisse

https://www.dbb-wolf.de/Wolfsvorkommen/territorien/entwicklung-diagramm?Bundesland=Niedersachsen&Mitwlp=0

https://www.wolfsmonitoring.com/fileadmin/dateien/wolfsmonitoring.com/Berichte_und_Literatur/2022_II_Quartalsbericht_Wolfsmonitoring.pdf

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Wie-Pferdehalter-gegen-den-Wolf-aufruesten,hallonds75330.html?fbclid=IwAR1__unC4Zs-H9fkf55-IJXdxe7x3XpJszO6w304WYmnD2p-qxRmRH7vKys

https://www.nord24.de/der-norden/umweltminister-fordert-mehr-eingriffsmoeglichkeiten-nach-wolfsrissen–85428.html?fbclid=IwAR06u98YV1EFKQvJUEx6Qe-aMTQMYso8QHXYnS-Gb4qTdjOylN8h9GEmjCY

Große Exklusivreportage NRW: Wölfe im Fadenkreuz zwischen Rotkäppchenhysterie, Anfütterung, Fake-News und geplanter Wolfsverordnung

Die Hysterie in Nordrhein-Westfalen scheint kaum mehr Grenzen zu kennen. In unserem neuesten Faktencheck berichten wir über PonyhalterInnen, die mutmaßlich lieber ihre alten Tiere opfern, als sie zu schützen, von Landräten, die ungeniert Abschüsse fordern, obwohl Weidetiere nicht geschützt waren, von einer Bürgerwehr gegen Wölfe in Schermbeck und von einer Umweltministerin, die plant auch für NRW eine Wolfsverordnung nach Niedersächsischem Vorbild zu kreieren. Und das, bei gerade mal zwei Wolfsrudeln im Land. Alle Kosten für Zäune werden sogar zukünftig komplett übernommen. Warum sind ProblemtierhalterInnen trotzdem nicht zufrieden? Wir waren erneut in einigen Gebieten unterwegs um uns selbst einen Eindruck zu verschaffen und um unsere Aktiven zu unterstützen.

 

Vereinsvorsitzende Brigitte Sommer in NRW zur Unterstützung unserer Aktiven unterwegs.

 

 

Patrouille NRW im Gebiet des Leuscheider Rudels Teil 1. Wir hatten gehofft, dass unser Wolfshündin Liv ein paar Spuren finden, aber an dem Tag hatten wir kein Glück. Der Neuwieder Landrat Achim Hallerbach fordert den Abschuss des Rudels. Fachleute lehnen dies jedoch ab. Das Gebiet ist weitläufig und teilweise sehr unzugänglich und bergig. Das Leuscheider Rudel wechselt zwischen NRW und RLP hin und her und war bislang nicht weiter auffällig. Jetzt verlangt die Lobby allerdings den Abschuss einzelner Tiere, was überhaupt nichts bringen würde.

 

Faktencheck – Patrouille NRW im Gebiet des Leuscheider Rudels Teil 2.

Hohe fünfstellige Beträge als Subvention, dennoch wird Abschuss gefordert

 

Bei fast allen Wolfsabschussforderungen von WeidetierhalterInnen betonen diese oft ihre Liebe zu den ihnen verantworteten Tieren. Wölfe dagegen werden oft als grausame Bestien dargestellt, doch wie es um die Liebe von vielen HalterInnen wirklich zu ihren aussieht, offenbart sich wieder einmal hier.
Diese beiden Zwergziegen, wie oben im Film zu sehen, sind eindeutig krank. Der Halter ist von uns benachrichtigt worden. Er alleine hatte hier also die weitere Sorge zu tragen.
Wir haben uns noch mit einigen HalterInnen vor Ort unterhalten können. Im Gegensatz zu den Hassattacken im Netz sind hier tatsächlich Gespräche auf Augenhöhe möglich. Viele sind der Ansicht, ein Anrecht darauf zu haben, von Naturschutzvereinen oder der Allgemeinheit finanziert zu werden, wenn sich Wölfe in der Gegend ansiedeln. Schließlich wollten sie die Wölfe nicht, müssten aber damit leben. Dass sie ihre Betriebe oder ihr Hobby in eigener Verantwortung betreiben, wollen sie nicht gelten lassen. Wie bei ganz vielen anderen Tierhaltern ist hier eine Unselbstständigkeit und wie gesagt, eine starke Erwartungshaltung zu erkennen. Sie lieben angeblich Tiere, aber Wölfe und andere Beutegreifer eben nicht. Sie sind der Meinung, dass Wölfe, die Weidetiere reißen, abgeschossen werden sollten. Von uns von Wolfsschutz-Deutschland e. V. will sich eigentlich keiner beim Zaunbau helfen lassen, weil dann unterschreiben werden müsste, nicht in der Öffentlichkeit gegen Wölfe zu hetzen. Wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. halten solche Almosen auch nicht für zielführend. Eher müssten die HalterInnen in die Lage gebracht werden, selber für Zäune zu sorgen und Firmen für deren Bau zu beantragen, was auch der Wirtschaft zugute käme. Die so genannte „selbstlose“ Hilfe von TierschützerInnen, ist oft nur dazu da, das eigene narzisstische Ego in den Vordergrund zu stellen. Es macht sich halt gut, wenn man die Bildchen immer wieder posten kann. Einige HalterInnen sind der Meinung, dass ein Verein wie unserer Druck auf Politiker ausüben sollte, damit die WeidetierhalterInnen ordentlicher von Staat, bzw. der Gesellschaft bezahlt werden. Dass sie sich selber von der Politik und Medien auf Abschussforderungen lenken lassen, die ihre Situation überhaupt nicht verbessern, erkennen sie anscheinend nicht. Auch, dass es die Aufgabe der WeidetierhalterInnen selber wäre, der Politik Druck zu machen, sehen viele nicht so.
Schäfer D. hat beispielsweise über 50.000 Euro an Subventionen erhalten, selbst keinen Riss zu beklagen und er fordert trotzdem Wolfsabschüsse.

 

 

Blick ins Revier des Leuscheider Rudels. Wanderschäfer am der Sieg bei Eitorf. Angeblich soll dort auch ein Riss stattgefunden haben.

 

 

Faktencheck und Zaunkontrolle bei Schäfer Simon D. an der Grenze des Leuscheider Rudels. Teil 1
Schäfer D. hat aufgerüstet, nachdem er nach eigener Aussage, Wolfsrisse auf einer wohl nicht ausreichend geschützten Weide zu beklagen hatte. Wir haben die Zaunkontrolle genehmigt bekommen und haben uns auch mit ihm unterhalten. Nur Fotos durften wir nicht von ihm machen. D. fordert den Abschuss von Einzeltieren, die für Risse verantwortlich sind. Er beklagt, dass die Schäden von wandernden Jungwölfen, die in Gebieten reißen, die kein Fördergebiet sind, nicht entschädigt werden. Hier geben wir ihm sogar Recht. Wir fordern schon lange, dass ganz Deutschland zum Wolfsgebiet erklärt wird, und überall gefördert und gefordert wird. Allerdings sehen wir gar keinen Grund, hier einen Wolf abzuschießen. Vor allem: was für einen Lerneffekt sollte dies auf das verbleibende Rudel haben? Rachegedanken und Strafgedanken haben nur wir Menschen. Wölfen ist dies fremd.
Faktencheck/Zaunkontrolle Teil 2, bei Schäfer D. Diesen Film hatten wir vor dem Treffen mit dem Schäfer gedreht. Bei der Messung in seiner Anwesenheit hatte sich ergeben, dass das Netz hinter Stacheldrahtzaun überall 10.000 Volt aufweist.
Allerdings könnte man mit bösem Willen hier eine „Überwindung“ eines wolfsabweisenden Zauns kreieren, indem man die HSH wegnimmt. Dieses Gebüsch ist auf jeden Fall als Kletterhilfe geeignet. Natürlich wollen wir diesem Schäfer dies nicht unterstellen, doch beim Schermbecker Rudel kamen solche Tricks bereits vor.
Dieser Zaun ist ein Kandidat für Schlagzeilen wie „Wölfe haben zwei Meter hohen Zaun überwunden.“ Vorne ist dieser Zaun tatsächlich knapp 1,80 Meter hoch und doppelt mit Wildzaun gelegt. Allerdings komplett ohne Spannung. Etwas weiter hinten gelangt man zu einer Böschung, die den Zaun von 1,80 auf 1,40 „erniedrigt“. Dort könnten sowohl Hunde als auch Wölfe drüber gelangen. Zu sehen in Teil 2 des Videos.
Damwildgehege im Gebiet des Leuscheider Rudels. Teil 2. Hier ist zu erkennen, wie der Zaun durch die Böschung im hinteren Teil niedriger wird.

Blick ins Gebiet des Schermbecker Rudels

Aktueller Blick ins Schermbecker Wolfsgebiet

Nachtfröste lassen den Wald wie im Märchen wirken.

Blick aus einer unserer Forschungskameras, irgendwo in NRW
In allen Wolfsrevieren in NRW gibt es reichlich Beutetiere. Neben den Rudelgebieten in Schermbeck und Leuscheid, gibt es auch aktuelle Nachweise bei Haltern, im hohen Venn in der Eifel, bei Coesfeld und bei Minden-Lübecke.
In der bundesweiten Wolfsverbreitungskarte sind auch die Nachweise NW oben links gut zu erkennen. Das Leuscheider Rudel wechselt zwischen NRW und RLP.
Ab 2022 werden in dem besonders betroffenen Wolfsgebiet Schermbeck Schutzmaßnahmen jetzt auch für Kleinpferde (Ponys), Fohlen und Jungpferde finanziell gefördert. Zudem wird ab 2022 die Landwirtschaftskammer NRW die Prüfung und Förderung von Herdenschutzmaßnahmen vollständig übernehmen.

Zaunkontrolle beim Schermbecker Rudel: Angeblicher Ponyriss noch nicht in Rissliste NRW aufgenommen

Die Gegend in der Nähe des angeblich neuesten Ponyrisses müsste eigentlich „Auf der Pferderanch“ heißen. Hier reiht sich eine Koppel an die Nächste. Dort wo mutmaßlich am 14.12.21 das 35 Jahre alte Pony „Lilly“ gerissen wurde, sieht ähnlich aus. Alles in Allem sind die Pferdekoppeln links und rechts der schmalen Straße nicht gut geschützt bzw. gar nicht. Die Weide ist allerdings hier in einem verlinkten Filmbeitrag von RTL zu sehen: https://www.stern.de/gesellschaft/wolf-in-deutschland–rudel-reisst-pony-auf-weide—besitzer-schockiert-31429540.html?fbclid=IwAR0iKYlAwq6ZO03-b-h-JVBj5xyFMHQ01txI6Mt_RvcuybIzQt0LrRythXg
Wir alle gerissenen Ponys war auch dieses Tier über 30 Jahre alt und damit hochbetagt. Inwzwischen müsste es sich doch eigentlich bei PonyhalterInnen herumgesprochen haben, alte und schwache Tiere zu schützen, indem sie beispielsweise nachts eingestallt werden. Doch nun behaupten die HalterInnen, dass Ihnen das Umweltministerium nicht erklärt hätte, wie sie ihre Tiere schützen könnten. Stattdessen patrouilliert dort jetzt nach eigenen Aussagen eine vermummte Bürgerwehr.
Quellen:
PM Wolfsnachweise bei Minden-Lübecke
Link zur Rissliste:
PM 100-%ige Finanzierung von Schutzmaßnahmen:
PM Wolfsnachweis im Kreis Coesfeld:
PM Wolfsnachweis im Hohen Venn:
Bericht zur geplanten Wolfsverordnung:
Bericht über Schäfer D.´s Abschussforderung Leuscheider Rudel:
Bericht über Landrat zur Abschussforderung Leuscheider Rudel:
Radiobeitrag über die Bürgerwehr gegen Wölfe im Bereich Schermbeck:
Info über das Leuscheider Rudel:

Weitere tote Ponys in NRW: Alle Warnungen zu Rissgefahren ab August ignoriert

Die Situation im Wolfsgebiet Schermbeck um gerissene bzw. verletzte Ponys nimmt derzeit immer unverständlichere Ausmaße an.  Dabei könnten alle Ponys noch leben, hätte man auf  Warnungen von Wolfsschutz-Deutschland e. V. gehört. Laut aktuellem DNA-Ergebnis ist der erste Riss Wölfin Gloria nicht nachzuweisen.

Shetland-Ponys und andere Kleinpferde können sehr wohl ins Beuteschema von Wölfen passen. Vor allem, wenn sie alt, wie bei allen Rissen im Schermbecker Wolfsgebiet, oder nicht fit sind. Beispielbild Shetty Pixabay

Auch nach dem Riss des 20jährigen Therapieponys „Rebell“ in der Nacht vom 10. auf den 11.10.21 in Hünxe wurden dort erneut weitere Ponys und Pferde sich selbst überlassen. Das Drama nahm auf einer ungeschützten Weide am Kirchhellen – Wesel  Weg seinen Lauf. Ein ebenfalls älteres Shetlandpony wurde vermutlich in der Nacht vom  19. auf den 20.10.21 gerissen. Seltsamerweise wurde das tote Tier erst am nächsten Tag in der Mittagszeit von Spaziergängern entdeckt, da die Besitzer außerhalb des Gebietes wohnen. Am 22. Oktober wurde schleißlich Pony Max ebenfalls tot aufgefunden.

Zum Pony Rebell gibt es jetzt ein Ergebnis der DNA-Analyse. Es war tatsächlich ein Wolf, doch der Verursacher ist nicht zuordnenbar. https://wolf.nrw/wolf/de/nachweise

Zur Zeit beginnt die Wandersaison von jungen Wölfen, die ihr Rudel verlassen, um ein eigenes Revier zu suchen. Es ist also anzunehmen, dass das Schermbecker Rudel gar nicht für die aktuellen Risse verantwortlich ist.

Totes Pony einfach unter Plane liegen gelassen

Unsere anschließenden Recherchen ergaben, das dieses tote Pony weiterhin, mit einer Plane bedeckt, auf genau dieser Weide verblieb. Grund  dafür war, dass erst die Besitzer des Tieres ausfindig gemacht werden mussten. Das ist bis dahin auch durchaus verständlich, aber warum dieser Zustand nach dem Eintreffen der Eigentümer nicht umgehend geändert wurde ist für uns nicht nachvollziehbar.  Tatsache ist, das das Pony wohl noch die ganze Nacht dort gelegen haben muss (dieses bestätigten uns Anwohner). Auf dieser Wiese befand sich zu diesem Zeitpunkt auch noch die etwa 40 Jahre alte Stute, die schon seit über 20 Jahren mit dem Shetlandpony zusammen dort gehalten wurde. Was dann passierte konnte man dann am nächsten Tag wieder in der Zeitung lesen: der nächste Wolfsangriff ging durch die Presse. Jene betagte Stute wurde dabei verletzt. Wenn man diese Hintergründe bedenkt, war das leider fast zu erwarten. In unseren Augen ist das nicht nur fahrlässig, sondern skrupellos und einfach ungeheuerlich!

Das gescheckte Pony ist tot, das andere wurde in der darauf folgenden Nacht verletzt, während das tote Pony einfach unter einer Plane liegen gelassen wurde. Erst im September hatten wir diese Weide kritisiert.
Weide des Ponyrisses von vorne betrachtet. Gut sichtbar die nicht funktionstüchtigen Zäune, die vor gar nichts schützen. Beide Pferden waren hochbetagt.

Und da wundern sich tatsächlich die Weidetierhalter, das wir eine Anfütterungstaktik durchaus für denkbar halten und diese auch in den medialen Raum stellen? Was wären wir denn für Wolfsschützer, wenn wir das nicht in Erwägung ziehen würden?

Und um hier keine falsches Bild aufkommen zu lassen, uns tut es um jedes tote Tier genauso leid. Einige von uns hatten bzw. haben ebenfalls Pferde, manche auch Ziegen und Schafe. Aber, wer seine Tiere liebt, der schützt diese eigeninitiativ und wartet nicht auf Fördergelder für wolfsabweisende Zäune.

Die Vernetzung der Weidetierhalter läuft doch ansonsten auch recht unproblematisch, da kann man sich doch untereinander sicher auch mit Notunterbringungen behilflich sein, wenn der eine oder andere so schnell keinen sicheren Stall zur Verfügung hat.

Die dringende Bitte, Ponys ab August nachts einzustellen, wird seit Jahren ignoriert

Anhand des Rodenthaler Rudels in Sachsen hatten wir bereits vor drei Jahren aufgezeigt, dass Risse ab August wahrscheinlicher werden. Diese Statistik ist auf alle Rudel in Deutschland übertragbar: https://wolfsschutz-deutschland.de/2017/11/22/liegt-es-am-mangelnden-willen-der-hobbytierhalter-wir-haben-uns-die-rissstatistik-des-rosenthaler-rudels-mal-genauer-angesehen/

Dabei sind vermehrte Risse ab August absolut logisch nachvollziehbar. Denn die im Frühjahr geborenen Welpen sind nun fast schon so groß wie ihre Eltern und brauchen nun mehr Fleisch. Auch ältere Geschwister, die noch mit auf die Welpen aufgepasst haben, müssen bevor sie abwandern, noch mitversorgt werden. Dazu kommen bereits abgewanderte Jungtiere, die unterwegs ebenfalls Beute benötigen. Da Wölfe Opportunisten sind, wählen sie den einfachsten Weg, Beute zu machen.

Nicht umsonst wurde bereits seit dem Riss von Pony „Rebell“ durch die Behörden die dringende Empfehlung an die Weidetierhalter ausgesprochen, ihre Ponys und Kleinpferde nachts einzustallen. Es sei wichtig, „die Weiden mit potenziell gefährdeten Haus- und Nutztieren, das sind neben Schafen, Ziegen und Gatterwild auch Kleinpferde, wolfsabweisend zu zäunen“ und die Tiere „in den dunklen Tag- und Nachtstunden in einen Stall zu verbringen“, wird der Staatssekretär Heinrich Bottermann in einer Mitteilung des Ministeriums zitiert. „Bei der Landwirtschaftskammer haben wir für die Herdenschutzberatung eine Hotline eingerichtet, die unter anderem auch zu wolfsabweisenden Zäunen berät.“

Ganz aktuelles Foto aus dem Kerngebiet des Schermbecker Rudels, nicht weit von den toten Ponys entfernt, die nur mit Stacheldraht, bzw. zwei oder nur einer Litze eingezäunt gewesen waren. Der Mais ist besser geschützt als Weidetiere. Und hier beschwert sich neimand darüber, dass keine Wildtiere hindurch können.

Hotline für Weidetierhalter *innen

Die Durchwahl der Servicehotline Herdenschutz der Landwirtschaftskammer ist 02945 989898. Weitere Informationen zum Thema gibt es auf der Internetseite der Organisation.

Bislang werden solche Schutzmaßnahmen aber für die Pferdehaltung nicht öffentlich bezuschusst. Landesumweltministerin  Ursula Heinen Esser hat Mitte des Monats angekündigt, das sich das ändern soll.  Wir berichteten hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2021/10/19/nrw-wolfsschutz-deutschland-e-v-klagt-an-provozieren-pferdehalter-innen-absichtlich-wolfsrisse-um-eine-abschussgenehmigung-zu-erhalten/

Das scheint aber noch nicht jeder als notwendig zu erachten, denn auch am 22.10.21 gab es erneut eine Rissmeldung. Auf dem Gehöft schwarze Heide in Hünxe soll eine Ponyherde von fünf Kleinpferden von ihrer Weide in die Nähe von Stallungen gejagt worden sein. Dabei wurde das 22 Jahre alte Shetland Pony „Max“ getötet. Die Tiere leben in einer Offenstallhaltung, der Zaun war nicht wolfsabweisend, und sollte in Stand gebracht werden.

Eine der Stromlitzen sei durchtrennt gewesen, weitere Infos gibt es dazu nicht.

Wir können nur immer wieder betonen, dass  wir vor diesen Entwicklungen eindringlich gewarnt haben, so wie schon im August diesen Jahres in unserem großen NRW-Faktencheck https://wolfsschutz-deutschland.de/2021/09/01/exklusiv-faktencheck-fotoreportage-und-zaunkontrollen-aus-dem-wolfsgebiet-schermbeck-nrw/ :  sollten die Weidezaunsituationen, bzw. die Haltebedingungen der dort stehenden Tiere nicht adäquat angepasst werden, sind weitere Übergriffe vorprogrammiert. Präventivmaßnahmen heißt das Zauberwort, wer dazu nicht bereit ist, sollte nicht die Schuld bei den Wölfen suchen, sondern einfach nur mal in den Spiegel schauen. In unseren Augen stellt das ignorante und fahrlässige Verhalten der Tierhalter einen Skandal ohne gleichen dar. Unsere Warnungen werden vehement in den Wind geschlagen, und die Schuld immer bei den Wölfen oder den Behörden gesucht. Sich allerdings anschließend immer als „Opfer“ darzustellen und sich dann anschließend dramatisch in Szene zu setzen, ist einfach nur dreist und irgendwann auch unglaubwürdig.

Es sind mittlerweile haarsträubende Zustände, die man im Gebiet des Schermbecker Wolfrudels vorfindet.

Weiter unbequem und schonungslos ehrlich

Selbst uns von Wolfsschutz Deutschland e. V. verschlägt es bei soviel Dreistigkeit die Sprache!

Auch wir bleiben weiter unbequem, aber dafür schonungslos ehrlich – so wie man es von Wolfsschutz-Deutschland e. V. kennt.

Hier unser Statement auf unserer FB-Seite:

Pferderipper, die unbeachtete Gefahr

Spätestens, wenn ein Pferd verletzt wurde, ist dies auch für die Polizei keine Bagatelle mehr, betont Dr. Helga Ihm, Kriminalpsychologin beim Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz. Denn das Potenzial von Menschen, die Tiere quälten, ist bedeutsam für mögliche spätere Delikte, bei denen gewalttätige Verhaltensmuster auch gegen Menschen umgesetzt werden.“ Wir haben uns mal die Statistik angeschaut. Statistiken zeigen, dass Menschen als Haupttäter für Gewalt an Pferden verantwortlich sind. Sind also Krokodilstränen von Haltern sowie Forderungen nach Abschuss von Wölfen nach wirklich extrem seltenen Angriffen berechtigt?

https://wolfsschutz-deutschland.de/2021/01/14/angriffe-auf-pferde-280-irren-rippertaten-stehen-nur-16-wolfsangriffe-gegenueber-abschussforderungen-von-pferdehaltern-unverhaeltnismaessig/

 

Hobbyjäger erschießen regelmäßig Pferde

Alleine in diesem Jahr sind schon wieder mindestens zehn Fälle bekannt, in denen Hobbyjäger Pferde mit Wildtieren verwechselt haben und diese erschossen haben. Seltsamerweise findet man hier keinen einzigen Bericht darüber, dass Halter und Halterinnen großartig in der Presse darüber wehklagen. Hier das neuestes Beispiel: https://www.swr3.de/aktuell/nachrichten/jaeger-erschiesst-pferde-100.html

Weitere Quelle: https://rp-online.de/nrw/staedte/dinslaken/wolfs-angriffe-in-huenxe-auch-ponys-sollen-jetzt-nachts-in-den-stall_aid-63680307?fbclid=IwAR2KYMEJw9q9JokxfFcUlbWp1wvR0y_MphVlY4IOQPsMuv44YadI4Och6rE

 

 

 

NRW – Wolfsschutz-Deutschland e. V. klagt an: Provozieren Pferdehalter *innen absichtlich Wolfsrisse um eine Abschussgenehmigung zu erhalten?

Umwelt- und Agrarministerin Heinen-Esser scheint nach einem unserer Meinung nach provozierten Wolfsriss im Rudelgebiet Schermbeck auf Abschusswünsche von Ponyhalter *innen nun doch eingehen zu wollen. Wolfsschutz-Deutschland e. V. protestiert erneut auf das Schärfste. Hier unser entlarvender Faktencheck:

Im Oktober 2020 wurde ein Wolfsriss eines Ponys auf einer Weide in Bottrop-Kirchhellen festgestellt und am 4. Januar 2021 wurde ein Pony auf einer Weide in Hünxe tot aufgefunden. Eine Individualisierung der beteiligten Wölfe war in beiden Fällen nicht möglich. Dennoch verlangen Halter *innen im Wolfsgebiet immer wieder die Tötung der Mutterwölfin Gloria. Anfang Oktober 2021 wurde ein Pony mit Kehlbiss auf einer abgelegenen Waldweide wieder in Hünxe gefunden. Umweltministerin Heinen-Esser erklärte einer Pressemitteilung am 12. Oktober dazu folgendes: „Es bereitet mir Sorge, dass nach Schafen, die auf den Weiden geschützt werden müssen, jetzt offenbar auch einzelne Pferde angegriffen werden. Wenn sich der Verdacht bestätigt, dass das Pony von einem oder mehreren Wölfen gerissen wurde, wäre es bereits der dritte Wolfsriss eines Ponys“, sagte Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser… Sobald die Untersuchungsergebnisse des Senckenberg-Instituts und des CVUA sowie die abschließende Analyse des LANUV vorliegen, müsse man die Lage auf aktueller Basis neu bewerten. „Die Frage einer Entnahme ist erneut zu stellen, wenn die Wölfin GW954f an dem Vorfall beteiligt war und die Gefahr besteht, dass verstärkt Pferde Opfer von Übergriffen werden“, so die Ministerin.““

Wie sollen Wölfe wissen, dass Schafe „erlaubt“ sind und Ponys nicht?

Auf unsere gestrige telefonische Nachfrage bei der Pressestelle des Umweltministerium wurde die Aussage der Ministerin noch einmal bekräftig und bestätigt. Das Ergebnis der DNA-Untersuchung stünde erst frühestens Ende der Woche fest. Wir wundern uns sehr, über diesen plötzlichen Stimmungsunschwung der sonst so besonnenen Umweltministerin. Richtig ist es zwar, dass dies tatsächlich der dritte Riss eines Ponys ist. Allerdings haben unsere Faktenchecks und Zaunkontrollen ergeben, dass alle Kleinpferde nicht geschützt waren. Die Wölfin Gloria hat seit mehreren Jahren im Raum Schermbeck ihr festes Revier. Es ist inzwischen auch hinlänglich bekannt, dass Wolfsrisse jährlich ab August zunehmen. Also müssten doch Weidetierhalter *innen, die wirklich um ihre Tiere besorgt sind, ab dieser Zeit besondern auf ihre Tiere achten. Die Größe eines Ponys entspricht in etwa der eines Damhirsches oder eines großen Schafs und passt damit auch in das Beuteschema eines Wolfs. Es ist uns nicht begreiflich, wie Ponyhalter *innen, obwohl sie doch wissen, dass bereits Ponys gerissen worden sind, ihre Tiere praktisch auf dem Präsentierteller servieren.

Rissprovokation für Abschuss?

Unserer Meinung nach ist es offensichtlich, dass wie in Niedersachsen nun auch in NRW, Pferde alleine auf einsame Weiden gestellt werden, um Wölfe zu Rissen zu animieren. Geben sich Halter *innen am Ende sogar noch Tipps, wie ungeliebte Haustiere abgeschoben werden können? Unklar. Fakt ist aber, dass die im Hintergrund eines unten verlinkten TV-Beitrages zu erkennenden Zäune keinen Schutz geboten haben konnten. Das Pony stand demnach alleine nachts auf einer Weide im Kerngebiet des Schermbecker Rudels. Wie sollen Wölfe wissen, dass sie Schafe „dürfen“, weil Halter *innen entschädigt werden und Kleinstpferde nicht, die natürlich auch ins Beuteschema passen, vor allem, wenn sie nachts alleine auf einer Weide gelassen werden? Umweltministerin Heinen-Esser will Zäune für Pferde mit in die Förderrichtlinie aufnehmen. Warum erst jetzt? Es ist schon das dritte Mal, dass Halter *innen ihre Tiere „opfern“. Was sie damit erreichen wollen, ist nicht schwer vorzustellen. Enttäuschend ist es, dass Heinen-Esser nun wohl tatsächlich auf die Abschusswünsche eingehen könnte.

Im Film ist die abgelegene Waldweide deutlich zu erkennen. Angeblich sei der über 20 Jahre alte Rebell ein Therapiepferd für die Tochter gewesen. Umso unbegreiflicher ist es, das Pferd unter derart desaströsen Umständen, wie im Verlauf des Filmes weiter zu sehen ist, zu halten. Die marode Umzäunung würde auch Hunde oder Pferderipper nicht abhalten. Der Unterstand ist in einem katastrophalen Zustand und viel zu klein. Außerdem ist es ganz und gar nicht artgereicht, ein Pferd oder Pony alleine zu halten. Angebliche Spender *innen wollen nun sogar ein neues Pferd spenden. Dabei kann die Alleinhaltung von Pferden durchaus als Tierquälerei bezeichnet werden.

Wolfsschutz-Deutschland e. V. appeliert an die Ministerin auch dieses Mal weiter auf der Seite des Rechts und Wahrheit zu stehen und sich nicht dem Druck der Agrar- und Jagdlobby zu beugen.

 

Pferdehaltung in der Familie des Schäfer O., der auch bereits mehrmals einen Antrag auf Abschuss von Wölfin Gloria gestellt hatte. So sieht die Haltung der Ponys der Schwester von O. im Kerngebiet des Schermbecker Rudels aus. Selbst falls Spannung auf den Litzen sein sollte, kommen Hunde oder Wölfe mühelos unten durch.

 

Hier die nähere Umgebung der Weide, auf der der jüngste Riss passiert sein könnte

Weide mit eingebautem Schlupfloch.
Zwei Litzen.
Stacheldraht.
Und Hochsitze in Weidenähe.
Die Weiden und Höfe sind keinesfalls in Stadtnähe, sondern abgelegen.
Keine 50 Meter vom Rissort entfernt.
Stacheldraht.
Stacheldraht.
Erneut ein Hochsitz direkt neben einer Weide. Will man auf die langersehnte Abschussgenehmigung „vorbereitet“ sein?
Erntejagd oder Wolfsjagd?
Erntejagd oder Wolfsjagd
Freie Sicht auf Weiden.
Weitere abgelegene Waldweide.

 

Pressemitteilung des Umweltministerium NRW vom 12.10.2021: https://www.umwelt.nrw.de/presse/detail/wolfsgebiet-schermbeck-pony-in-huenxe-gerissen-1634054730

Bericht des WDR, das die Ponyweide zeigt: https://www1.wdr.de/nachrichten/wolfsriss-100.html