Angriffe auf Pferde: 280 irren Rippertaten stehen nur 16 Wolfsangriffe gegenüber – Abschussforderungen von Pferdehaltern unverhältnismäßig

Spätestens, wenn ein Pferd verletzt wurde, ist dies auch für die Polizei keine Bagatelle mehr, betont Dr. Helga Ihm, Kriminalpsychologin beim Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz. Denn das Potenzial von Menschen, die Tiere quälten, ist bedeutsam für mögliche spätere Delikte, bei denen gewalttätige Verhaltensmuster auch gegen Menschen umgesetzt werden.“ Wir haben uns mal die Statistik angeschaut. Statistiken zeigen, dass Menschen als Haupttäter für Gewalt an Pferden verantwortlich sind. Sind also Krokodilstränen von Haltern sowie Forderungen nach Abschuss von Wölfen nach wirklich extrem seltenen Angriffen berechtigt? Wolfsschutz-Deutschland e. V. sagt: „Nein!“

Beispielbild Pferd ©Brigitte Sommer

In den Jahren 2015-2016 gab es 280 registrierte Fälle von sogen. „Pferderippern“.  Bereits in den Jahren zuvor, von 2014 bis August 2016, wurden 210 Fälle polizeilich erfasst. Diese Zahlen beinhalten Angriffe auf Weidepferde und im Stall eingestellte Tiere. Rechnet man die nicht angezeigten Taten hinzu, dürfte diese Zahl noch höher sein. Tendenz steigend. Nicht erfasst hierbei sind die Tätlichkeiten, welche Pferden/ Ponys im Reitsport, im Zirkus und sonstigen Freizeitaktivitäten zugefügt wurden, wie unten beschrieben.
Für 2018-2019 liegen leider keine verlässlichen Daten vor, da diese Straftaten nicht gesondert, sondern lediglich als „Umwelt-Tierschutz-Delikte“ pauschal erfasst werden. Schätzungsweise und nach Berichten in den Medien dürfte sich die Zahl der –dokumentierten „Pferderipper“-Fälle- ebenfalls auf 280 und mehr belaufen. Laut offizieller Statistik stehen dem 16 Angriffe von Wölfen gegenüber, wobei nicht in allen Fällen zu 100% eine Wolfsbeteiligung nachgewiesen werden konnte. Hierbei muss erwähnt werden, dass es sich meist um ungenügend, teils sogar gänzlich ungeschützte Tiere gehandelt hat.

Bei Misshandlungen und sogar Tötungen durch Menschen sind zwei Hauptmerkmale auffällig: ein hohes Maß an krimineller Energie und eine Bereitschaft zu massiver, oft sexuell motivierter Gewalt. Überwiegend sind
es männliche Täter, deren Gewaltbereitschaft sich auch in Folge gegen Menschen,  oft Frauen, wenden können.

In 40% aller kriminalistisch registrierten Fälle waren es sexuell motivierte Gewalttäter, die besonders den Genitalbereich des Pferdes verletzten.  Dann gibt es die zoophilen Täter, welche Sodomie ausübten, ebenso die kriminaltechnisch als „JÄGER“ aufgeführten Täter, die im Besitz einer Waffe sind, aus Distanz töten und eine Trophäe mitnehmen. So wie es auch Gang und Gebe bei Hobbyjägern nach Wildtierabschüssen ist.

Beispielbild Pferd © Brigitte Sommer

Darüber hinaus gibt es die Fetischsammler, die den Tieren ein Körperteil, oft den Schweif oder Ohren abschneiden. Den Grausamkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Der spezifisierte „klassische Gewalttäter“ lebt negative Emotionen aus wie Wut oder Rache, die er/ oder auch sie, -noch nicht- an Menschen auslebt.

Nicht verschwiegen werden darf auch die subtile Gewalt, die in Form  von tierwidriger Dressur im Zirkus, im Reitsport (z.B. scharfe Sporen, massiver Einsatz von Gerte, Rollkur u.v.A.) angewandt wird. Das traurige Bild eines mit dem Pony in der Fußgängerzone bettelnden Zirkusmenschen dürfte bekannt sein. Diese Tiere stehen oft im Winter stundenlang mitten im Einkaufstrubel, sind Lärm und Abgasen ausgesetzt.  Sie haben kein Wasser, sind an einem Seil gehalten, ohne einen Platz zum Ausruhen bzw. eine weiche Unterlage. Sie stehen den ganzen Tag in der Kälte am Asphalt. Auch das ist eine Gewaltanwendung, die leider kriminaltechnisch nicht erfasst wird.

Ein vierfacher Frauenmörder in Duisburg gab an, neben seinen menschlichen Opfern auch Nutztiere wie Pferde, Schafe und Rinder gequält und getötet zu haben. Die Zusammenhänge zwischen Gewalttaten an Pferden bzw. Tieren und
an Menschen sind klar ersichtlich.

Herdenschutz gehört überall dort zur guten fachlichen Praxis der Nutztierhaltung, wo Wölfe dauerhaft vorkommen. Wölfe unterscheiden nicht zwischen wildlebenden und domestizierten Huftieren. Sie töten zur Nahrungsaufnahme solche Tiere, die sie leicht überwältigen können.
Sie töten nicht aus Lust, Mordgier, Rachsucht oder persönlichem Vergnügen. Die Art und Weise der Weidetierhaltung muss an die Anwesenheit von Wölfen angepasst werden. Sollte das nicht möglich sein für die Tierhalter, denen etwas an ihren Tieren liegt?

Interview und Text sowie Statistikauswertung: Gudrun Zimmermann
Wolfsschutz-Deutschland e. V.

Quellen: http://www.dbb-wolf.de

Alexandra Stupperich, Helga Ihm, Micha Strack, Valerie Grzanna, Britta Petercord, Carola Schiller, VGT Ö.

6 Gedanken zu „Angriffe auf Pferde: 280 irren Rippertaten stehen nur 16 Wolfsangriffe gegenüber – Abschussforderungen von Pferdehaltern unverhältnismäßig

    1. Guten Tag,
      Natürlich haben Sie vollkommen Recht was Wölfe,und den zu erbringenden Weideschutz durch jeden Tierhalter.
      Es hilft aber nicht den Wolf mit Straftätern zu vergleichen.
      Und es wird Pferdehalter, zu denen ich zählte und von denen ich viele kenne, sicher eher aufbringen und beruhigen.
      Ich bin überzeugter Wolfsschützer
      Heike

  1. Die Tierrechte müssen endlich weltweit über die UN verbindlich implementiert werden. Verstöße dagegen müssen in Zukunft hoch bestraft werden. In der EU und auch hierzulande müssen Tierrechte ohne Ausnahmen ins Grundgesetz und andere relevanten Rechte und Rechtsnormen aufgenommen werden. Vielfach werden selbst eklatanteste Vergehen und Torturen gegenüber unseren Mitgeschöpfen ( so z.B. in der heuchlerischen Pharmaindustrie, die immer noch steigende „Verbrauchszahlen“ hat und in denen Tiere in widerlichster Weise missbraucht und vernutzt werden) als Bagatelle abgetan, wenn es überhaupt- was eher die Ausnahme ist auf den Rechtsweg geht. Man muss endlich dazu kommen solcher Schwerstkriminellen Tierquäler das Handwerk zu legen. Und das ist wie im vergleichbaren humanen Bereich -nach Verurteilung- die lebenslange Sicherungsverwahrung im Strafvollzug und/oder dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie ohne wenn und aber.

  2. Die meisten „Weidetiere“ -also Tiere die vom Menschen quasi in Sklaverei gehalten und zu dessen Vergnügen und/oder deren Vernutzung hervorgebracht und zu Mängelwesen gezüchtet wurden, sind absichtsvoll künstlich gezüchtete „Krüppel“, denen ihre natürlichen Instinkte durch Qualzucht weggenommen wurden. Diese können sich im Unterschied zu freien, wilden Tieren weder in angemessener Weise gegen Predatoren (natürlicherweise Karnivoren die nur kranke und eben schwache Tiere herauslesen) noch gegen Menschen die ihnen nachstellen wehren, zumal wenn von letzteren -in der Regel ohne Not ( menschlicher Jäger) und/oder zum Vergnügen (psychisch Kranke)- mit Distanzwaffen und mit allerlei zum Quälen geeigneter Gegenständen nachgestellt wird. Die Natur braucht aber den Menschen nicht- erst Recht nicht sein Milliardenheer künstlich kränklich gemachter Tiere. Aber der Mensch braucht die Natur. Nur grünlich angehauchte „Möchtegerns“ -Illusionäre wie sie mittlerweile überall wie in einer Art Sterbehospiz ihre fatalistische Ideologie mit der Routine von Zombies an die Menschheit bringen, sehen in der menschgemachten Kultur-und Industriesteppe noch etwas Bewahrenswertes. Aber Ruiniertes, Zerstörtes lässt sich eben nur schlecht bewahren und taugt allenfalls für humoristische Einlagen oder Zynismus.
    „Wer heute versucht, etwas Bewahrenswertes zu bewahren, der muss schon fast ein Revolutionär sein.“ meinte schon das sozialdemokratische Urgestein Erhard Eppler. Heutzutage muss man einfach nur noch sich selber spielen, und kann sich darauf verlassen, dass die anderen darauf hereinfallen, und das selbe tun, möchte ich hinzufügen. Denn wenn das Palllativ noch die Krankheit evoziert die es bekämpfen sollte, hat man einen schönen Kreislauf des Schwachsinns, der sich selbst am Leben erhält.

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