Skandalöse Praxis in Hessen: Verletzter Wolf neben B27 getötet – Wo bleibt der Tierschutz?

Am 8. Mai 2025 ereignete sich ein weiterer tragischer Vorfall, der die fragwürdige Praxis im Umgang mit verletzten Wölfen in Deutschland offenlegt. Ein Rüde wurde schwer verletzt neben der Bundesstraße 27 zwischen Bebra und Mecklar aufgefunden – und statt ihm zu helfen, wurde er von der Polizei „erlöst“. Wolfsschutz-Deutschland e.V. ist entsetzt über diesen erneuten Fall, der exemplarisch für ein System steht, das Wölfe nicht als schützenswerte Lebewesen, sondern als Problem behandelt.

Laut der Pressemitteilung von HessenForst wurde der Passant, der das Tier entdeckte, Zeuge eines dramatischen Szenarios: Der Wolf lebte noch, als die Einsatzkräfte eintrafen. Doch anstatt alles zu unternehmen, um das Leben des streng geschützten Tieres zu retten, entschied die Polizei vor Ort, den Wolf zu erschießen. Ein Sprecher von HessenForst bestätigte uns, dass der Polizist die Lage so eingeschätzt habe, dass eine Tötung – euphemistisch als „Erlösung“ bezeichnet – notwendig gewesen sei. Diese Einschätzung ist nicht nur fragwürdig, sondern steht im krassen Widerspruch zu modernen Tierschutzstandards.
Beispielfoto Wolf mit Verletzungen. © Brigitte Sommer
Es ist ein Skandal, dass in Deutschland 2025 immer noch die Praxis vorherrscht, verletzte Wölfe routinemäßig zu töten, anstatt sie zu retten. Während Länder wie Italien, Tschechien und Polen längst zeigen, dass die Rehabilitation verletzter Wölfe möglich ist – etwa durch Wildtierrettungszentren wie das Monte Adone Recovery Centre in der Emilia-Romagna, wo Wölfe wie der Rüde „Nemo“ erfolgreich gerettet wurden – scheint Deutschland in der Steinzeit des Tierschutzes steckengeblieben zu sein. In Italien wurden 2025 bereits mehrere Wölfe nach Unfällen oder Angriffen aufgepäppelt und wieder ausgewildert. Warum ist das hier nicht möglich?
Noch skandalöser ist die Rechtslage in Deutschland: Wer einen verletzten Wolf rettet, macht sich strafbar. Diese absurde Regelung, die auf dem Bundesnaturschutzgesetz basiert, zwingt Einsatzkräfte und Bürger dazu, tatenlos zuzusehen oder aktiv ein geschütztes Tier zu töten. Das ist nicht nur ethisch verwerflich, sondern steht im Widerspruch zu internationalen Standards wie der Berner Konvention, die den Wolf schützen soll. Die Realität in Deutschland zeigt: Der Schutzstatus des Wolfes ist auf dem Papier vielleicht existent, aber in der Praxis wird er mit Füßen getreten.
HessenForst, das seit 2024 das Wolfsmonitoring übernommen hat, trägt mit seiner undurchsichtigen Informationspolitik zusätzlich zur Verschleierung solcher Vorfälle bei. Warum gibt es keine detaillierten Berichte über die Verletzungen des Tieres? Warum wurde nicht einmal der Versuch unternommen, den Wolf zu stabilisieren und in eine Päppelstation zu bringen? Stattdessen wird die Bevölkerung vor vollendete Tatsachen gestellt, ohne dass die Möglichkeit besteht, solche Entscheidungen rechtlich anzufechten oder Transparenz zu fordern.

Wolfsschutz-Deutschland e.V. fordert ein sofortiges Umdenken:

  1. Verletzte Wölfe retten statt töten: Es müssen bundesweit Wildtierrettungszentren eingerichtet werden, die auf die Behandlung von Wölfen spezialisiert sind.
  2. Rechtslage ändern: Die Strafbarkeit der Rettung verletzter Wölfe muss aufgehoben werden. Tierschutz darf nicht kriminalisiert werden!
  3. Transparenz und unabhängiges Monitoring: Das Wolfsmonitoring muss an unabhängige NGOs übergeben werden.
  4. Aufklärung statt Vertuschung: Solche Fälle dürfen nicht im Verborgenen bleiben. Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf vollständige Informationen.
Dieser Vorfall ist ein weiteres trauriges Beispiel für die Herzlosigkeit im Umgang mit Wölfen in Deutschland. Der Rüde neben der B27 hätte eine Chance verdient gehabt. Stattdessen wurde er ein weiteres Opfer eines Systems, das den Wolf lieber tot sieht als lebendig. Wie viele Wölfe müssen noch sterben, bis ein Umdenken stattfindet? Wir rufen alle Unterstützer auf, sich aktiv für den Schutz unserer Wölfe einzusetzen: Werden Sie Mitglied bei Wolfsschutz-Deutschland e.V. und helfen Sie uns, diese unhaltbaren Zustände zu beenden.
Quelle:

Wir freuen uns über finanzielle Unterstützung:

Konzerne und Lobbyisten bestimmen immer mehr –  und nicht im Interesse der Bürger und nicht zum Wohle der Natur – mit. Deshalb ist es essentiell, dass es Vereine wie Wolfsschutz-Deutschland e. V. gibt, die völlig unabhängig sind. Kein Vorstandsmitglied sitzt in einer Partei. Parteien mischen auch nicht bei uns mit und wir nehmen keine Lobbygelder an. Wer uns unterstützt, kann sich also sicher sein, dass wir stets im Sinne unserer Wölfe handeln. Wir sind nicht bestechlich. 

Doch wir Helfer brauchen auch Hilfe. Bitte unterstützen Sie uns mit einer Spende. Auch mit einem Dauerauftrag von 5 Euro im Monat können wir viel Gutes tun und weiter für unsere Wölfe kämpfen. https://wolfsschutz-deutschland.de/spenden-2/

Frost und Dreizehn – eine Liebesgeschichte, die das Herz zerreißt

Es gibt Geschichten, die zeigen, dass Liebe keine Grenzen kennt – auch nicht zwischen unseren Mitlebewesen. Die Geschichte von Frost und Dreizehn, zwei Wölfen aus den Wäldern Polens, ist eine solche Erzählung. Sie beginnt mit Schmerz, führt durch Hoffnung und endet in stiller Trauer – eine wölfische Love Story, die die Menschen mit all ihrer Technik und Wissenschaft demütig machen sollte.

Frost, ein kräftiger, erwachsener Wolf aus den Wäldern rund um Barlinek, war den Forschern bereits bekannt. Seine Geschichte hatten sie zuvor erzählt: ein Tier, das schwer verletzt in ein Fangseil geraten war, dessen Wille jedoch ungebrochen blieb. In der Rehabilitationsstation Mysikrólik kämpfte er mit jeder Faser seines Seins darum, aus dem Heilungsgehege zu entkommen. Seine Wunden waren tief, doch seine Sehnsucht schien tiefer. Die Betreuer glaubten, er vermisse die Freiheit, seine Familie, die irgendwo im Barlinecker Urwald auf ihn wartete. Also taten sie, was sie für richtig hielten: Sie verkürzten seine Behandlung und ließen ihn am ersten März zurück in die Wildnis ziehen. Sie hofften, ihm damit Frieden zu schenken.
Haben Wölfe erst einmal ihren Partner gefunden, bleiben sie sich ein Leben lang treu.
Doch Frosts Geschichte nahm eine Wendung, die alle überraschte. Die Daten seines Telemetrie-Halsbands zeigten: Er bewegte sich kaum. Die Forscher schrieben es seinen Verletzungen zu, dachten, er brauche Zeit, um zu heilen. Wie falsch sie lagen. Die Wahrheit enthüllte sich am Morgen des 13. März, als ein Anruf das Team erreichte. In der Nähe von Barlinek, dort, wo Frost sich aufhielt, lag ein kranker Wolf auf einem Feld – reglos, ein Schatten seiner selbst. Fotos und ein Video wurden geschickt. Es war eine junge Wölfin, ohne Sender, aber mit einer grausam verletzten Pfote. Zwei, vielleicht drei Wochen alt musste die Wunde sein, ein stummer Zeuge eines Unfalls, der sie wohl so schlimm verletzt hatte.

Hier ist die Original-Geschichte aus Polen:

Das Team packte seine Sachen, eine Transportkiste, und fuhr 600 Kilometer in einem Wettlauf gegen die Zeit. Als die Helfer ankamen, bot sich ein Anblick, der ihnen den Atem raubte: Die Wölfin lag gestreckt auf der Erde, ihr Körper von Krämpfen geschüttelt, ihre Augen voller Schmerz und doch seltsam klar. Sie war vermutlich in der Läufigkeit – ein Moment, der Leben hätte schenken sollen, wurde ihr zum Todesurteil. In Bielsko-Biała, im Rehabilitationszentrum Mysikrólik, kämpften die Betreuer um sie. Die Tierärztin Izabela Całus stellte eine erschütternde Diagnose: Tetanus. Eine heimtückische Bakterie, die ihren Körper versteifte, ihre Kiefer verschloss und ihr Leben stahl. Medikamente, Infusionen – nichts half. Am nächsten Tag erlosch ihr Licht und sie starb. Die Forscher nannten sie Dreizehn, nach dem Tag ihres Fundes, nach dem tragischen Ende ihrer Reise.
Und Frost? Er war bei ihr gewesen. Die Daten seines Halsbands zeigten, dass er am Morgen des 13. März, gegen 6 Uhr, an ihrer Seite war. Als das Team sie holte, blieb er zurück – doch er kehrte wieder und wieder an diesen Ort zurück. Er lief weiter, ja, doch etwas zog ihn immer wieder dorthin, wo er sie verloren hatte. Seine geringe Mobilität? Kein Zeichen von Schwäche, sondern von Treue. Frost hatte seine Partnerin nicht verlassen. Er hatte bei ihr gewacht, während sie starb, ein stiller Wächter in einer Welt, die die Menschen nur mit Zahlen und Karten zu verstehen versuchen.
Diese Geschichte ist mehr als eine wissenschaftliche Notiz. Dank Telemetrie und Fotofallen konnten die Forscher einen Blick auf etwas werfen, das größer ist als Daten: die tiefe, unerschütterliche Bindung zwischen zwei Wölfen. Frost und Dreizehn erinnern die Menschen daran, dass Liebe nicht nur ein menschliches Privileg ist. Sie ist wild, roh und manchmal so schmerzhaft schön, dass sie sprachlos macht. In diesem Fall hat ein Sendehalsband wirklich wertvolle Dienste geleistet, doch oft bewirken Besenderungen leider genau das Gegenteil. Wir berichteten hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2025/03/13/woelfe-mit-sendern-notwendigkeit-oder-ueberfluessiges-risiko/
Während in Deutschland immer wieder verletzte Wölfe sofort getötet werden, machen es Italien und Polen vor, wie es richtig ist.