EU: Wolfsschutzstatus soll in drei Monaten gesenkt werden

Die Unterzeichnerstaaten der Berner Konvention haben den Schutzstatus der Wölfe von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabgesenkt, teilte heute die Presseabteilung des Europarates in Straßburg mit. Schon klatscht sich die Agrar- und Jagdlobby in die Hände, doch diese könnte sich zu früh freuen.

Nachdem für die heutige Entscheidung eine Zweidrittelmehrheit nötig war, könnte noch ein Drittel der Unterzeichnerstaaten ein Veto einlegen. Also lohnt es sich weiter, zu protestieren. Umfragen ergaben, dass  die meisten Bürger den Schutzstatus der Wölfe in ihren Ländern erhalten wollen. Die Entscheidung aus Brüssel zeigt, dass man nicht den Willen der Bürger umsetzt, sondern Ansprüchen von Konzernen und der Waffenindustrie gerecht werden will. Die Waffenindustrie verdient nicht nur an Kriegen, die die Menschen gegeneinander führen Milliarden, sondern auch am Krieg gegen unsere Wildtiere in den Wäldern.

Beispielfoto Wölfe.

Welche Länder wie abgestimmt haben, wurde nicht einmal bekanntgegeben. Die EU-Kommission dürfte ebenso für den Vorschlag gestimmt haben, wie Österreich. Ebenso die Schweiz, die sich bereits 2022 für eine Herabsenkung des Wolfsschutzes stark gemacht hatte – damals scheiterte es aber unter anderem am Nein der EU. Die Schweiz killt gegen den Willen des Stimmvolkes bereits jetzt ganze Wolfsfamilien im großen Stil.

Bisher sind 49 Staaten und die Europäische Union der Konvention beigetreten (Stand Juni 2024). Darunter befinden sich außerdem vier afrikanische Staaten (Burkina Faso, Marokko, Senegal und Tunesien), da dort auch europäische Vogelarten überwintern. Deutschland ist seit 1985 Vertragsstaat.

Sowohl die Umfrage zum ersten Wolfsreport, als auch die Umfrage der EU Kommission zur Senkung des Schutzstatus führten zu dem Ergebnis: Die Mehrheit (77 Prozent im Wolfsreport und 71 Prozent in der EU-Studie) befürworte die Beibehaltung des bestehenden strengen Schutzstatus des Wolfes.

In Deutschland könnte sich die Herabsetzung des Schutzstatus vor allem dort dramatisch auf die Wölfe auswirken, wo der Wolf bereits im Jagdrecht ist. Auch könnten sich Politiker dazu entschließen, den „gesunden Erhaltungszustand“ festzusetzen und mit der Jagd auf Wölfe im Rahmen von „Regionalem Bestandsmanagement“ zu starten.

Jagd für Grüne und BSW nicht mehr tabu

In Niedersachsen freut sich Christian Meyer (Grüne) über die Entscheidung. Zitat: „Daher sollte jetzt durch eine ausstehende Änderung der FFH-Richtlinie ausschließlich zur Tierart Wolf den Ländern endlich ein regional differenziertes Bestandsmanagement ermöglicht und die Entnahme von ProblemwöIfen zum Schutz der Weidetiere erleichtert werden. Ich setze mich seit langem beim Bund und der EU dafür ein, den rechtlichen Rahmen für ein regional-differenziertes Wolfsmanagement zu schaffen. Auch die Umweltministerkonferenz hat vergangene Woche einstimmig die Zustimmung der Bundesregierung zur Änderung der Berner Konvention begrüßt und weitere Schritte eingefordert. Darum begrüße ich die Entscheidung des ständigen Ausschusses der Berner Konvention sehr, wir kommen damit einem regional differenzierten Wolfsmanagement damit einen großen Schritt näher.“

Erneut ein starkes Indiz dafür, dass alle Parteien „umfallen“, sobald sie auch nur in Positionen gewählt werden, die ihnen scheinbar Macht verleihen. Das zeigt auch die Position des Bündnis Sarah Wagenknecht in Brandenburg. Dass praktisch alle Parteien im Gleichklang laufen, denen Tierschützer dies nicht zutrauen wollten, deutet erneut darauf hin, dass eine andere  Macht im Hintergrund steuert. Dies kann man unter anderem auch am Werdegang der Staatssekretäre erkennen. Sie kommen aus einer ganz bestimmten Schmiede. Und Konzerne, die hinter dieser Schmiede stecken,  sind genauso wenig an Gesundheit, wie an Klima, wie an Naturschutz, wie an Tierschutz oder Menschlichkeit interessiert. Zitat: Für die bevorstehende Regierung aus SPD und Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ist künftig die Jagd auf die Tiere nicht mehr tabu. Es soll Möglichkeiten geben, den Wolfsbestand zu verringern.

Wölfe vermehren sich nicht exponentiell

Bereits vor zwei Jahren kündigten wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V.  mit einem Bericht über die jährliche Pressemitteilung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) an, dass man wohl eine damals schon eine Bestandsregelungen plante, obwohl die Vermehrung der Wölfe in Deutschland praktisch stagnierte. Auch die aktuellen Zahlen des BfN zeigen deutlich, dass eine Wolfsregulierung aus wissenschaftlicher Sicht fragwürdig wäre.

Die meisten Wolfsrudel lebten im Monitoringjahr 2023/2024 (1. Mai 2023 bis zum 30. April 2024) in Brandenburg (58), gefolgt von Niedersachsen (48) und Sachsen (37). Neben den 209 Rudeln sind zusätzlich 46 Wolfspaare sowie 19 sesshafte Einzelwölfe bestätigt. Im vorhergehenden Monitoringjahr 2022/2023 wurden 185 Rudel, 58 Paare und 22 sesshafte Einzelwölfe nachgewiesen (aktualisierter Stand vom 26.11.2024). In den beiden vergangenen Monitoringjahren zeigen die Daten aus dem Wolfsmonitoring der Bundesländer damit einen geringeren Anstieg der Anzahl an Territorien als in vorherigen Monitoringjahren.

 

Quellen:

https://www.umwelt.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/pressemitteilungen/umweltminister-meyer-eu-kommission-muss-jetzt-endlich-die-ffh-richtlinie-fur-den-wolf-andern-237694.html

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/spd-und-bsw-einig-nicht-nur-einzelne-wölfe-schießen/ar-AA1v0UbN?ocid=winp1taskbar&cvid=29deef00d13a483dae8e77070e72f656&ei=159&fbclid=IwY2xjawG7y2ZleHRuA2FlbQIxMQABHTGgj3keRdrOQZQfl-qUMakraGEVYVhuKxJ3aNPqoziXtvJC5nexwFcWIg_aem_1Sf9YCWSVdr8Qn9B_wFpdg

https://wolfsschutz-deutschland.de/2022/11/28/wolfsvermehrung-in-deutschland-stagniert-nahezu/?fbclid=IwY2xjawG70fZleHRuA2FlbQIxMAABHc3BUfo9BnR10wTfJkBbmjh49YDzXF9aesnt9wg3VEG3mW-kJWKbNKdAHg_aem_CT8VsfhOu6rt3YIUTMtG4Q

https://www.bfn.de/pressemitteilungen/aktuelle-zahlen-und-daten-zum-wolf-deutschland-bundesweit-209-rudel-bestaetigt?fbclid=IwY2xjawG70q5leHRuA2FlbQIxMAABHTATid_0HYbShVLtiw3sRkxgKRaaIuD-hxmBW2V2X9cBBOqUe77oFitfWw_aem_iLMdTjwWgag_w-AImz17mg

https://germany.representation.ec.europa.eu/news/berner-konvention-flexiblerer-umgang-mit-wolfspopulationen-2024-12-03_de

Wir freuen uns über finanzielle Unterstützung

Für Spenden ab 20 Euro gibt es ganz neu unseren exklusiven Wolfskalander für 2025. Wie das Bestellen funktioniert, ist hier ganz genau erklärthttps://wolfsschutz-deutschland.de/2024/09/24/unser-wolfskalender-2025-ist-da/

 

 

Umweltminister Lies will in Niedersachsen heimlich Wölfe abschießen – Wolfsschutz Deutschland e. V. kündigt Strafanzeigen an

Laut Antworten der Niedersächsichen Landesregierung auf eine kleine Anfrage der GRÜNEN vom 20.11.2020, will das Umweltministerium weder Schützen noch Ausnahmegenehmigungen zum Abschuss von Wölfen nennen und veröffentlichen. „Damit umgeht Umweltminister Lies (SPD)  das Recht der Öffentlichkeit auf Information“, so die Vorsitzende von Wolfsschutz Deutschland e. V., Brigitte Sommer. Schließlich muss selbstverständlich die Öffentlichkeit informiert werden, und man könne nicht einfach wild und heimlich drauflos schießen. Nach jeder Ausnahmegenehmigung müsse  es schließlich Verbänden, Vereinen sowie anderen Parteien möglich sein, Widerspruch einzulegen und rechtliche Wege zu beschreiten, z. B. Klagen einzureichen oder Anzeigen zu stellen. Würden Abschussgenehmigungen erst gar nicht öffentlich bekannt, würde jeglichem Einschreiten und Nachprüfen ein Riegel vorgeschoben werden. Wir fordern Umweltminister Lies sowie das Umweltministerium auf, unverzüglich bekanntzugeben, auf welche Wölfe Abschüsse verfügt worden sind! „Außerdem kündigen wir Strafanzeigen gegen den Umweltminister und Ausübende an, sollten Wölfe nach heimlichen Schießgenehmigungen zu Tode kommen.“

 

Heimliche Abschussgenehmigungen für gleich mehrere Wölfe

Laut einem Bericht der „NOZ“ wären derzeit in Niedersachsen gleich mehrere Problemwölfe zum Abschuss freigegeben, darunter Wolf Roddy mit der Kennung GW717m aus der Region um Rodewald (Landkreis Nienburg). Über eine Million Euro kostete bisher die erfolglos Jagd auf das Rodewaldrudel. Wir berichteten u. b. hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2020/02/27/anfrage-der-gruenen-deckt-auf-umweltminister-lies-spd-verrennt-sich-in-wolfsjagd-in-niedersachsen-dabei-geht-es-um-millionen/
Wir von Wolfsschutz Deutschland e. V. haben mehrfach nachgewiesen, dass das Rodewalder Rudel kein Problemrudel ist, wie z. B. mit einer Zaunkontrolle auf der Pferdeweide, die als Begründung für die neueste Abschussverfügung hergenommen worden ist: https://wolfsschutz-deutschland.de/2020/12/08/schiessbefehl-rodewaldrudel-niedersachsens-weg-in-die-lobbykratie/ Darüber hinaus habe der Landkreis Uelzen als untere Naturschutzbehörde Ausnahmegenehmigungen für zwei Tiere erteilt, hätte ein Kreissprecher der „NOZ“ bestätigt, schreibt das Blatt heute. Nach Informationen der NOZ soll es weitere Genehmigungen geben, die auch das Ministerium als oberste Naturschutzbehörde erteilen könne. Das Ministerium wollte auf Anfrage der NOZ aber keine Zahl nennen. Bei erfolgtem Abschuss werde darüber aber informiert, hieß es gegenüber der NOZ. In der Antwort auf die kleine Anfrage der GRÜNEN werden insgesamt zwölf Wölfe als Problemwölfe benannt. Zur Entscheidung wurden weder Rechtsgutachten herangezogen, noch wurde sich mit BMU, BfN oder der DBB-Wolf abgestimmt.

Wölfe sollen noch 2021 in Niedersachsen ins Jagdrecht

Eine Novelle des Niedersächsichen Jagdgesetzes befände sich in der Vorbereitung und solle noch 2021 in den Landtag eingebracht werde, heisst es in der Antwort auf die kleine Anfrage der GRÜNEN. Und dies, obwohl der Bund niedersächsischen Jagdgelüsten bereits eine Absage erteilt hatte. Wir berichteten hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2020/11/13/aus-der-traum-mit-der-wolfsjagd-bund-erteilt-niedersachsens-regierung-eine-absage/ Sollte dies wirklich in die Realität umgesetzt werden, müsste dieses aber gleichzeitig eine ganzjährige Schonzeit für den Wolf bedeuten, genauso wie es in Sachsen praktiziert wird, wo der Wolf seit einigen Jahren im Jagdrecht ist.

Wolfsschutz Deutschland e. V. kündigt Anzeige gegen Minister und Ausübende an

Die Öffentlichkeit derart vor vollendete Tatsachen zu stellen, dürfte weder deutschem Naturschutzrecht noch EU-Recht entsprechen, und wir sind entsetzt über dieses Handeln nach Wild-West-Methode. Sollten Wölfe tatsächlich umgebracht werden, erstatten wir Anzeige gegen Minister und Ausübende. Gleichzeitig fordern wir den Umweltminister auf, endlich die einseitige Lobbypoltik für die Jägerschaft zu beenden, der er wohl selber angehört. Mit seinem Schweigen Jagdausübende und andere Häscher schützen zu wollen, spricht Bände und ist unserer Ansicht nach überhaupt keine Begründung, die Öffentlichkeit nicht zu informieren.

GRÜNE drohen mit Klage

Die GRÜNEN im Niedersächsischen Landtag haben die Landesregierung aufgefordert, Abschussgenehmigungen für Wölfe künftig wieder zu veröffentlichen. Fraktionsvize Christian Meyer sagte gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ), dass seine Partei ansonsten den Weg einer Klage vor dem Staatsgerichtshof in Bückeburg einschlagen werde. Das Umweltministerium komme in Sachen Wolfsabschüssen den Auskunftspflichten gegenüber dem Parlament seiner Auffassung zufolge nicht nach, so Meyer.

Die GRÜNEN hatten Umweltminister Olaf Lies (SPD) bereits vor einigen Tagen eine scheinheilige Wolfspolitik vorgeworfen. Der Minister verliere immer wieder große Worte zu immer neuen Verfügungen und Abschussplänen, sagte der GRÜNEN-Abgeordnete Christian Meyer. Aus der Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der GRÜNEN gehe hervor, dass das Land der Einschätzung des Bundesumweltministeriums folgt, dass der Wolf weiterhin bedroht ist. Trotzdem wolle der Minister mit der Aufnahme der Tiere ins Jagdrecht vorgaukeln, Wölfe könnten gejagt werden. In Wirklichkeit bleibe der Wolf aber ganzjährig geschützt.

Hier die Antworten der Landesregierung Niedersachsen auf die kleine Anfrage der GRÜNEN vom 20.11.2020 mit Schießgenehmigung – https://www.landtag-niedersachsen.de/Drucksachen/Drucksachen_18_10000/08001-08500/18-08302.pdf

Stand Wolfsmonitoring: 35 Rudel und zwei Paare: https://www.wolfsmonitoring.com/monitoring/wolfsterritorien/

Bericht des NDR: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Wolf-Abschuss-Gruene-erwaegen-Klage-gegen-Landesregierung,woelfe660.html?fbclid=IwAR3Pzhh_cWZMjEqtMcsSyd-PIjFcTNARG6468SGxkFyRYj3h2s-LyziBwxA