Fake News: Kleine Mädchen wurden nicht vom Wolf gebissen, sagt „Wolven in Nederland“

Presseberichte in den Niederlanden und insbesondere auch in Deutschland überschlugen sich in den vergangenen Wochen über angebliche Beißvorfälle mit Kleinkindern in einem Naturschutzgebiet bei Utrecht. Dabei kam es zu regelrechten Hetzkampagnen, die an Irrationalität kaum zu überbieten waren. Nun stellt sich heraus, dass diese Berichte wahrscheinlich gelogen, aber auf jeden Fall stark übertrieben waren. Niederländische Wolfsexperten sagen nämlich, dass es in Wirklichkeit ganz anders war. Trotzdem plant die Region Utrecht einen Abschuss.

Wölfe kommen kaum noch zur Ruhe. Medien haben dem Beutegreifer den Krieg erklärt. Beispielfoto Wolf, © Brigitte Sommer

Die Facebookseite von „Wolven in Nederland“ schreibt, dass die Medienberichte über drei Vorfälle mit einem Wolf im Bereich Leusden und Austerlitz zum Großteil nicht gestimmt hätten.

Die Hetzberichte gingen quer durch die Medienlandschaft. Auch die so genannte Qualitätspresse hielt sich mit wilden Vermutungen nicht zurück.
Nicht alle hielten sich an den Konjunktiv. Ein Agrarlobbyblatt stellte sogar eine Tatsachenbehauptung in die Headline.

 

„Wolven in Nederland“ berichtete vorgestern in einem Update darüber, was nach deren Einschätzung wirklich passiert ist

Das Gebiet, in dem die Wölfe leben, sei ziemlich groß und es hätte zudem auch ein großes Areal, das nicht betreten werden dürfe: Das Militärgebiet. Da dort aktuell viele Nato-Übungen stattfinden würden, hätten die Wölfe dort ausweichen müssen.  Die Region zeichne sich durch eine sehr begrenzte Beutegemeinschaft (im Wesentlichen nur Rehe und kleinere Tiere) mit geringer Dichte aus.
Der erste Vorfall – an dem ein kleiner Hund verschwand,  hätte sich direkt nach dem Ausweichen der Wölfe aus dem Truppenübungsplatz ereignet. Das Rudel hätte sich ein neues Ruhegebiet ausgesucht, in dem der kleine Hund wohl in die Quere gekommen ist. Es wird angenommen, dass der Wolf, der den kleinen Hund verschleppte, eines der Elterntiere des Rudels ist.
Der zweite Vorfall hätte einen Rendevouzplatz betroffen. So wird der Ort genannt, an dem sich alle Rudelmitglieder z. B. nach einer Jagd versammeln und wieder finden. In Den Treek fände keine Überwachung statt, sie sei nicht erlaubt.  „Wolfven in Nederland“ sei deshalb nicht ausreichend informiert gewesen. Ein Kind hätte sich unabsichtlich dem Wolf mit seinen Welpen genähert. Ein Elterntier wollte die Welpen verteidigen, wobei DNA auf der Kleidung des Mädchens gefunden wurde.  Die Verletzungen des Mädchens seien von mehreren Experten untersucht worden: Die Schlussfolgerung sei, dass sie nicht von einem Biss stammen könnten.
Wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. hatten auch eine Anfrage an die Niederländische Polizei gestellt und auch in der Antwort an uns war nicht von einem Biss die Rede, sondern davon, dass die DNA eines Wolfs an der Kleidung nachgewiesen worden sei. In mehreren niederländischen Berichten war zu lesen, dass das Mädchen umgerempelt worden sei und vom Sturz Schürfwunden davon getragen habe.
Der Kontakt könnte aus einem Stoß oder einem Schlag bestanden haben, woraufhin das Kind gestürzt sei, beschreibt es auch „Wolven in Nederland“. Es wird angenommen, dass es sich bei dem beteiligten Wolf um eines der Elterntiere des Rudels handelt. Inzwischen ist ein größerer Bereich des Naturschutzgebietes Den Treek (vorübergehend) Ruhezone und gesperrt.
Beim dritten Vorfall sei ein Wolf auf einen streunenden Hund zugerannt und habe dabei erneut ein Kind umgestoßen. Es handele sich um einen Einzelwolf, der auch in dieser Region lebt und seit einem Jahr Interaktionen mit streunenden Hunden zeigen würde.
„Alle drei Fälle hatten einen unglücklichen Auslöser, wobei die ersten beiden Vorfälle auf die Unruhen auf dem Militärgelände und der dritte Vorfall auf das anhaltende Versäumnis zurückzuführen ist, freilaufende Hunde anzuleinen,“ so der Vorwurf von „Wolven in Nederland.“
„Wolves in the Netherlands“ ist seit 2008 eine Wissensplattform über Wölfe in den Niederlanden. Die Mission bestehe darin, ein konfliktfreies Zusammenleben mit Wölfen in den Niederlanden zu ermöglichen, heißt es auf der Webseite: http://www.wolveninnederland.nl

Die Plattform setzt sich aus folgenden Unterstützern zusammen: Ark Rewilding Nederland, Canine Efficiency, Free Nature, Jagersvereniging, Landschap Overijssel, Natuurmonumenten, NOJG, Radboud Universiteit, Studio Wolverine, Van Bommel Faunawerk, Wolf-Fencing Nederland sowie Zoogdiervereniging.

Trotzdem Abschuss geplant

Eine heutige telefonische Nachfrage bei Jelmer Geerds von der Provinz Utrecht ergab, dass man mit der DNA-Analyse einen Wolfsexperten gebeten habe, die Vorfälle weiter zu klären und die Provinz so schnell wie möglich zu informieren. Die Provinz hat definitiv das LVVN-Ministerium und die betroffenen Gemeinden Zeist, Leusden, Woudenberg und Utrechtse Heuvelrug um Unterstützung und Zustimmung zu einer geplanten Abschussverfügung gebeten.

Es könne aber auch sein, dass statt eines Abschusses das Einfangen, Besendern und das Beschießen mit Paintball-Munition zur Vergrämung stattfinden würde. „Wolven in Netherlands“ sei keine offizielle Stelle und deshalb könne man sich auch nicht zu deren Aussagen äußern. Man wolle selbst auf die Einschätzung eines offiziellen Wolfsexperten warten. Wann diese Einschätzung eintreffe, könne man nicht sagen.

Am 31. Juli riefen die Provinz und die Gemeinden Leusden, Zeist, Woudenberg und Utrechtse Heuvelrug Einwohner und Besucher auf, in den Wäldern der Utrechtse Heuvelrug sehr vorsichtig zu sein. Es wird dringend davon abgeraten, die Wälder des Utrechtse Heuvelrug in den genannten Gemeinden mit kleinen Kindern zu besuchen.

Quellen:

https://www.facebook.com/WolvenInNederland/

Wir freuen uns über Unterstützung

Schon kleine, regelmäßige Beiträge, wie z. B. ein monatlicher Dauerauftrag von 5 Euro können uns helfen. Seit Vereinsgründung vor fünf Jahren standen wir ohne wenn und aber und politische Winkelzüge auf der Seite der Wölfe und wir widersprachen unerschrocken Politkern ebenso wie anderen Verbänden. Gerade in diesen schweren Zeiten ist ein Verein wie der unsere essentiell.

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Tiere büßen für die Dummheit der Menschen

Wenn Menschen den Lebensraum von Tieren nicht mehr einschätzen und akzeptieren können, so hat das meist noch schwerwiegendere Folgen für die Tiere als für die betroffenen Menschen. In den Niederlanden schnappte ein Wolf nach der Kleidung eines Mädchens, in den Alpen wurden mehrere Wanderer von Kühen schwer verletzt, eine Bärenmutter wurde nach Angriffen am Gardasee getötet, ein Eisbär wurde nach einem Angriff auf einen Forscher getötet und vor der Küste Spaniens versenkten Orcas eine Segeljacht. Warum scheint es hier als Lösung nur das Töten des Tieres zu geben? Eine Spurensuche.

Fast immer endet ein Angriff auf Menschen für ein Tier tödlich. Reflexhaft scheint es nur eine Lösung zu geben: Ein Tier, das es wagt, einen Menschen anzugehen, scheint sein Recht auf sein Leben in dem Moment eingebüßt zu haben. Dabei scheint es völlig egal zu sein, dass es oft die Menschen selbst sind, die einen respektvollen Abstand nicht einhalten und in den Lebensraum des Tieres eingedrungen sind.

In der Region Utrecht in den Niederlanden hat sich ein Wolfspaar mit Welpen sowie ein Einzelwolf niedergelassen. Hier leben auf dichtem Raum Menschen und Wölfe zusammen. In der Zeit der Aufzucht der Welpen sind die Wölfe besonders vorsichtig und nervös. Sie wollen ihre Welpen beschützen. Das Naturschutzgebiet bei Leusden sollte nach einem Vorfall mit einem Hund am Samstag, den 6. Juli, gemieden werden. Dazu hatte die Provinz auf Anraten von Wolfsexperten aufgerufen. Viele Menschen hielten sich nicht daran und der Druck auf das Gebiet und die darin lebenden Wölfe blieb hoch. Zu einem zweiten Vorfall kam es mit einem Mädchen aus einer Kita-Gruppe am 16. Juli. Das Mädchen war wohl gestürzt und hatte sich Schrammen zugezogen, nachdem ein Wolf nach einem Kleidungsstück geschnappt hatte. An dem Kleidungsstück konnte jetzt auch in einem DNA-Ergebnis bestätigt werden, dass es sich tatsächlich um einen Wolf gehandelt hatte. So entschloss sich der Bürgermeister von Leusden am 18. Juli für die Sperrung eines Kerngebiets per Notverordnung. Betroffen ist die Kernzone des Naturschutzgebietes und das Gut Den Treek. Sie sind bis zum 1. September 2024 gesperrt. Es seien Vergrämungsmaßnahmen mit Farbbeutelgewehren geplant.

Auch Wölfe wollen ihre Nachkommen beschützen.

 

Neben dem Betretungsverbot für das Gebiet rät die Provinz Utrecht jetzt auch den größeren Teil des Naturschutzgebiets zu meiden. Erholungssuchende, Sportler, Wanderer und (angeleinte) Hunde können störend wirken und neue Konfrontationen verursachen. Da diese Konfrontationen nicht nur für die Beteiligten beängstigend sind, sondern auch den Wolf bedrohen, sei es wichtig, dass sowohl für Menschen, als auch für Tiere Ruhe herrscht. Dies sei notwendig, um die Sicherheit sowohl der Menschen als auch der anwesenden Wölfe zu gewährleisten.  Polizei und Behörden appellieren dabei an den gesunden Menschenverstand.
Durch Hundebisse sterben in Deutschland übrigens in jedem Jahr Menschen, ohne dass darüber größeres Aufhebens gemacht wird: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157642/umfrage/todesfaelle-durch-hundebisse-nach-bundeslaendern-von-1998-bis-2007/
Bei dem Wildtier Wolf scheint ein kleiner Vorfall zu genügen, um Hysterie auszulösen. Dabei gibt es noch viel gefährlichere Haustiere.

Eskalation der Dummheit?

Kühe halten die meisten Leute für harmlos. Dabei werden jährlich etliche Menschen verletzt. Reflexartige Tötungen gibt es aber meist nur nach Angriffen von so genannten Raubtieren auf Menschen.

Dass es eben mit diesem gesunden Menschenverstand bei vielen Zeitgenossen nicht weit her ist, zeigen tragische Vorkommnisse mit Kühen in den Alpen. Zwei Kühe haben am vergangenen Donnerstag in Heiterwang einen 65-jährigen und auch eine 40-jährige Frau verletzt. Die Frau sei zusammen mit ihrer Tochter eine Stunde vor dem Mann angegriffen worden. Obwohl er von den beiden Frauen gewarnt worden war, setzte er seinen Weg unbeirrt weiter. Als Folge musste der Mann nach dem Angriff der Kühe schwer verletzt mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen werden. Schilder hätten auf angreifende Kühe hingewiesen.

Feldzug gegen alles Wilde?

In Italien wurde eine Mutterbärin erschossen, weil sie Jogger angegriffen hatte. Jetzt müssen ihre Jungen wahrscheinlich elendig verhungern. Dies prangern italienische Tierschützer an.
Immer wieder war von Orcas zu lesen, die vor der Küste Spaniens Jachten angriffen. Nun wurde eine Jacht versenkt.

Im Osten Grönlands ist ein deutscher Wissenschaftler von einem Eisbären attackiert und schwer verletzt worden. Wie der grönländische Rundfunksender KNR berichtete, ereignete sich der Zwischenfall am vergangenen Freitag auf der Insel Traill Ø. Der Mann war Teil eines deutschen Forschungsteams, so KNR. Nach dem Angriff wurde der Verletzte in die Station Mestersvig gebracht und später in ein Krankenhaus auf Island verlegt, sagte eine Sprecherin der grönländischen Polizei der Deutschen Presse-Agentur. Sein Zustand sei zunächst kritisch gewesen, habe sich mittlerweile aber stabilisiert. Nach dem Vorfall wurde der Eisbär erschossen. Dabei ist es bekannt, dass im Sommer zahlreiche Eisbären auf das Zufrieren des Meeres warten. Zwei abgemagerte Eisbären seien „erlegt“ worden, weil sie einem Fußballplatz zu nahe kamen.

Menschen sind viel gefährlicher für Menschen als Tiere für Menschen

Die größte Gefahr für Menschen sind allerdings nicht die Tiere, sondern andere Menschen. Wir berichteten hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2024/02/25/wir-stellen-vor-das-fuer-menschen-gefaehrlichste-lebewesen/

Christian Morgenstern sagte einst: „Weh dem Menschen, wenn nur ein einziges Tier im Weltgericht sitzt“

Tiere haben kein Ego und kennen deshalb, im Gegensatz zu uns, beispielsweise auch keine Rache. Sie folgen lediglich ihrer Natur. Wir Menschen haben es allerdings in der Hand, auch die Rechte von Tieren zu respektieren und das reflexhafte Töten aus Rache und Angst zu beenden. Denn wir Menschen sind auch ein Teil der Natur und wir sollten unbedingt wieder lernen, dies zu respektieren.

Geben wir ihnen nicht den Raum und benutzen unseren Verstand, werden wir auch von unserer Natur immer mehr abgekoppelt werden.

 

Quellen:

https://www.wochenblatt-dlv.de/regionen/oesterreich/wanderer-kuehen-schwer-verletzt-warnung-wind-geschlagen-577644

https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/tiere/id_100459016/italien-gefaehrliche-baerin-nach-angriffen-auf-touristen-am-gardasee-tot.html?fbclid=IwY2xjawEW_HpleHRuA2FlbQIxMQABHbuPH4UnlokgxE8C89N1QPo0D6dJfXoSG_I_rNSF_-x2sLmizqaO8I11yw_aem_u8yJ48ahh53Inl987eBXbg

https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/tiere/id_100459790/groenland-eisbaer-attackiert-deutschen-forscher-und-verletzt-ihn-schwer.html

https://www.nius.de/news/angriff-von-killer-walen-vor-der-kueste-spaniens-orcas-versenken-segeljacht/6712357d-4674-46e6-a3ae-094334e589ce?fbclid=IwY2xjawEW_vhleHRuA2FlbQIxMQABHS4mhc_O5Ty5ti-89bpIR7NMR73A-YbmfIvHFbUGjK2i86-TZ47Y8tipFQ_aem_JleRX4K2xFWPp-05Cs925Q

https://www.provincie-utrecht.nl/actueel/nieuws/dna-onderzoek-bevestigt-wolf-betrokken-bij-incident-16-juli?fbclid=IwY2xjawEXH7tleHRuA2FlbQIxMQABHe_ipa6Yl35AEQY4GbtAfrBUOf_l8EExx6Sn1YkiqTBL7AjekZlv0h6LiQ_aem_oGORW6-bYe3WlRgpfxPHhA

 

Wir freuen uns über Unterstützung

Schon kleine, regelmäßige Beiträge, wie z. B. ein monatlicher Dauerauftrag von 5 Euro können uns helfen. Seit Vereinsgründung vor fünf Jahren standen wir ohne wenn und aber und politische Winkelzüge auf der Seite der Wölfe und wir widersprachen unerschrocken Politkern ebenso wie anderen Verbänden. Gerade in diesen schweren Zeiten ist ein Verein wie der unsere essentiell.

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