Alles Lüge? Keine Hinweise auf Wolfsangriff auf Reiterin

Das Ergebnis der Untersuchung ist nun da. Am Ort des angeblichen Angriffs bei Nesse in Niedersachsen wurden lediglich Fellreste eines Hundes gefunden. Dies teilte ein Sprecher der Landwirtschaftskammer jetzt mit.

 

Beispielbild Wolf. © Brigitte Sommer

Seit Ende April sind zahlreiche tendenziöse Artikel mit teilweise sogar Tatsachenbehauptungen in der Überschrift erschienen. Ob die Massenmedien absichtlich den Eindruck erwecken wollten, dass der Täter wirklich fest stand, oder ob sie voneinander abschrieben, kann nun nicht mehr geklärt werden. Vielen Lesern wird sicherlich eher die negative Berichterstattung als die Korrektur in Erinnerung bleiben, die sich dazu noch hinter Bezahlartikeln mit unklaren Überschriften  versteckt. So titelte die Frankfurter Rundschau „Ausritt wird zum Albtraum: Reiterin und Pferd wohl von Wolf attackiert“. Leser erfuhren erst im Fließtext, dass das Ergebnis in Wirklichkeit nicht feststand und die Polizei auf Hund schätzte. Mehr als sechs Wochen Zeit verging zwischen tendenziösen Berichten und der Bekanntgabe des Ergebnisses. Für Wölfe wirkt sich dieser „Rufmord“ katastrophal aus. Auch das Tageblatt verrät in einem aktuellen Artikel das Ergebnis erst im Fließtext. Um den Artikel zu lesen, muss er zudem noch bezahlt werden. Dies schreckt viele Leser wohl eher ab.

In sozialen Netzwerken peitschten sich Reiterinnen mit Hysterie und Hass auf Wölfe gegenseitig hoch

Dies sind die Fakten:

Eine 34-jährige Bremerhavenerin behauptete, dass sie und ihr Pferd und bei Nesse von einem Tier angefallen worden wären. Die Polizei Schiffdorf beschrieb bei der Unfallaufnahme  „einen herrenlosen Hund mit wolfsähnlichem Aussehen“ Das Tier hätte das Pferd gebissen, die Reiterin sei unverletzt gewesen.

Hundehaare am angeblichen Tatort

In den sozialen Medien wurde der Vorfall hochgepuscht: Die Reiterin und ihr Pferd seien nur glimpflich davon gekommen, weil ihr Hund das angebliche Raubtier vertrieben haben soll. Sofort war von einer Wolfsattacke die Rede gewesen. Es sei aber tatsächlich gar nicht nachzuweisen, dass es sich um einen Wolf gehandelt habe, teilte Wolfgang Ehrecke, Sprecher der Landwirtschaftskammer, jetzt dem Tageblatt mit. Die Kammer wird bei mutmaßlichen Wolfsattacken eingeschaltet, um zu ermitteln, ob es tatsächlich ein Beutegreifer war.
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In diesem Fall hätte sich die Reiterin selbst an die Kammer gewandt, so das Tageblatt. Die Experten hätten daraufhin am Ort der Attacke bei Nesse Tierhaare und Spuren gesichert. Die Haare, die dort gefunden worden seien, seien im Labor untersucht worden. Das Ergebnis: Es habe sich um Hundehaare gehandelt, so Ehrecke zum Tageblatt.
Am Pferd, das durch den Biss verletzt worden sei, konnten keine DNA-Spuren mehr gesichert werden. Das Pferd sei zum Zeitpunkt der Begutachtung schon gewaschen und tierärztlich versorgt gewesen. Wir fragen uns: Warum wurden Spuren beseitigt, wenn doch die Reiterin extra die Landwirtschaftskammer zur Ermittlung von Spuren eingeschaltet hatte?
Unser Appell an die Massenmedien: Bitte besinnen Sie sich wieder auf eine ausgewogene Berichterstattung, die den Namen Journalismus verdient und lassen Sie sich nicht zu wahren Hetzkampagnen gegen Wölfe instrumentalisieren.

 

Quellen: https://www.fr.de/panorama/wolf-attackiert-landkreis-cuxhaven-nesse-stotel-niedersachsen-bremen-reiterin-pferd-92221441.html

https://www.tageblatt.de/lokales/nachbarkreise_artikel,-wolfsangriff-auf-reiterin-und-pferd-haaranalyse-endlich-da-_arid,2861570.html?fbclid=IwAR2KPLvW2oaqa9VLyHjhUxTychTZOuueTpmolxFzx1osJgeVsuTiB-ElcYw