Achtung: Teenager sucht erste eigene Bude!
Die Jungwolfwandersaison hat begonnen. Bitte gerade jetzt mit Vorsicht und Bedacht Auto fahren.
Viele Menschen sind nur im Herbst, wenn die Tage kürzer werden, darauf vorbereitet, langsamer und vorsichtiger zu fahren. Nicht nur das fallende Laub macht die Straßen gefährlich, auch Wildtiere, die urplötzlich die Straße überqueren, können Unfälle verursachen. Doch kaum jemand ist darauf eingestellt, gerade jetzt im Hoch- und Spätwinter, wenn die Tage wieder länger werden, noch einmal mit Wildwechsel zu rechnen. Dabei beginnt gerade jetzt eine ganz besondere Zeit im Wolfsjahr. Die Paarungszeit steht kurz bevor und die Jungwölfe verlassen ihr Rudel, um sich ein eigenes Revier zu suchen. Dabei geraten sie leicht in große Gefahr, überfahren oder Opfer von illegaler Tötung zu werden.
Einer der faszinierendsten Beutegreifer ist seit knapp 20 Jahren nach Deutschland zurückgekehrt. Unsere wildreichen Wälder bieten ihm viel Nahrung und er kommt sehr gut in unserer Kulturlandschaft zurecht. Wölfe leben, wie wir Menschen auch, in Familienverbänden. Mutter und Vater bleiben zusammen. Sie besetzen ein Revier, dass sie gegen andere Wölfe verteidigen. Wenn die Lebensbedingungen dort gut sind, erwarten sie Nachwuchs, der im Frühjahr auf die Welt kommt. Oft helfen die einjährigen Welpen noch bei der Aufzucht der Welpen mit. So wie der Wolf Pumpak aus dem polnischen Ruszow-Rudel, der hier, wie im Video zu sehen, im Alter von einem Jahr seine Geschwister sittet, während die Mutter auf Jagd ist. Die zweijährigen Jungtiere sind zu diesem Zeitpunkt schon abgewandert.
Ganz Deutschland ist Wolfserwartungsland. Der Wolf ist in Deutschland streng geschützt und er darf nicht abgeschossen werden. Bei uns leben inzwischen um die 500 Wölfe. Platz wäre leicht für das Vierfache. Seit Anfang des Jahres (Quelle: DBB-Wolf) sind bereits neun Wölfe überfahren worden. Bitte fahren Sie deshalb gerade jetzt besonders vorsichtig. Da Jungtiere leicht 70 Kilometer pro Tag zurücklegen, kann jetzt praktisch überall ein Wolf auftauchen. Besondere Vorsicht beim Fahren ist in der Oberlausitz und allen anderen neuen Bundesländern und in Norddeutschland geboten.
Wolfsteenager sind im Verhalten vergleichbar mit menschlichen Teenagern. Sie sind unerfahren, gehen Risiken ein. Sie sind neugierig und neigen zur Selbstüberschätzung. Sie sind genauso groß wie ihre Eltern, aber im Gegensatz zu einem erfahrenen Altwolf lassen sie sich auf ihren Wanderungen blicken. So ist es völlig normal, dass ein solches Jungtier auch mal durch Ortschaften streift, oder Feldwege und Radwege benutzt. Schließlich kommt ein Wolf dort schneller voran, als im Gelände. Sein Ziel ist es, ein für ihn geeignetes Revier zu finden.
Oft werden Filme, die Landwirte von Traktoren aus machen, in soziale Netzwerke gestellt. Sie sollen beweisen, dass Wölfe die Scheu verloren hätten. Doch dies stimmt ganz und gar nicht. Die Jungtiere kennen Traktoren und Fahrzeuge. Sie erkennen allerdings nicht sofort, dass sich ein Mensch darin befindet. Bitte niemals solche Filme in sozialen Netzwerken teilen. Sie landen garantiert auf Wolfshasserseiten. Dort werden Lügengeschichten verbreitet. Oder Onlineausgaben von Tageszeitungen bringen diese Filme, übertitelt mit reißerischen Überschriften, die nichts anderes als Panik schüren sollen.
Wer einem Jungwolf begegnet, der sollte sich bewusst machen, dass ihm in diesem Moment ein ganz wunderbares Naturerlebnis geschenkt worden ist. Es ist möglich, dass das Jungtier nicht gleich flüchtet, sondern neugierig schaut. Wem diese Situation unangenehm wird, kann sich großmachen, laut sprechen und gegebenenfalls mit einem Stock nach dem Tier werfen. Bitte keine Filme oder Fotos von einer solchen Begegnung ins Netz stellen. Schon gar nicht mit Ortsangaben. Niemals einem Jungtier etwas zum Fressen zuwerfen. Es könnte diesem Tier zum Verhängnis werden, mit Menschen positive Erinnerungen zu verbinden. Denn in Deutschland herrscht noch immer das „Rotkäppchensyndrom“. Dabei stehen wir Menschen ganz und gar nicht auf dem Speiseplan von Wölfen. Sie ernähren sich zu über 90 Prozent von Wild. Natürlich verschmähen sie auch Schafe nicht, wenn sie ihnen ungeschützt auf dem Silbertablett serviert werden. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten Weidetiere zu schützen. Entschädigungszahlungen gibt es ebenfalls.
Jeder kann mit einer vorsichtigen Fahrweise und mit klugem, medienreflektiertem Handeln dazu beitragen, dass ein Jungwolf auch das Erwachsenenalter erreichen kann.