Niedersachsen – Populationsstudie Wolf bedeutet nichts anderes als Beginn erneuter Ausrottung

Gestern stellte der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies gemeinsam mit dem Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft (IWJ) der Universität für Bodenkultur Wien eine neue Populationsstudie zum Wolf in Niedersachsen vor. Wolfsschutz-Deutschland e. V. ist der Meinung, dass illegale Abschüsse damit legalisiert werden sollen. Eine erneute Ausrottung könnte die Folge sein. Wir protestieren auf das Schärfste und fordern Umweltminister Lies (SPD) auf, sich endlich um Herdenschutzmaßenahmen zu kümmern.

Vor einem Jahr hatte das Land Niedersachsen die Studie in Auftrag gegeben, scheinbar um sich den „günstigen Erhaltungszustand des Wolfs“ endlich bestätigen zu lassen. So geht  Umweltminister Lies (SPD)  davon aus, dass sich der Wolf unter den gegenwärtigen Bedingungen bis 2030 in Niedersachsen und in Deutschland in allen potenziellen Lebensräumen niedergelassen haben wird. Die Studie zeige seiner Meinung nach aber auch, dass der Abschuss einzelner Wölfedas Wachstum der Gesamtpopulation nur verlangsame, aber nicht bedrohe.

Hier liegt genau der Knackpunkt und hier zeigt sich wieder einmal mehr, dass der Umweltminister der Agrar- und Jagdlobby mehr gewogen zu sein scheint, als seiner Aufgabe als Umweltminister. Hierzu passt auch, dass der Wolf in Niedersachsen ins Jagdrecht aufgenommen worden ist. Die Jäger scheinen darauf zu pochen, dass Wölfe nun auch endlich in den Katalog des „jagdbaren Wildes“ aufgenommen werden könnten. Wie gelegen kommt hier eine Studie, die aufzeigt, dass Regulierung gar nicht so schlimm sein soll?

Beispielbild Wolf.

Macher der Studie aus dem Jagdumfeld

Die Macher der Studie sind keinesfalls neutral zu nennen. „Das Institut beschäftigt sich in Forschung und Lehre mit der Ökologie und dem Management von Wildtieren und deren Lebensräumen. Dazu gehören vor allen Dingen jene Säugetiere und Vögel, die im Fokus verschiedener Interessensgruppen stehen (Jagd, Fischerei, Naturschutz, Tourismus, Land-, Forst- und Wasserwirtschaft, Raumplanung etc.).“, ist auf der Webseite zu lesen. Gleichzeitig ist dessen Leiter Klaus Hackländer auch Leiter der Jägerstifitung „Deutsche Wildtierstiftung“.  Könnten solche Ergebnisse auch und gerade deswegen zustande kommen? Unklar. Fakt ist aber, dass als Grundlage für alle Berechnungen von einem so genannten exponentiellen (unbegrentes, freies) Wachstum ausgegangen wurde. Dies entspricht aber nicht der Realität, denn die Wolfspopulation wächst deutlich geringer. Alleine vier von 23 möglichen Szenarien ergaben ein erneutes Aussterben des Wolfes bis 2030.

Nutztierrisse gehen trotz mehr Wölfen zurück

Dass Herdenschutz wirkt, ist durch Statistiken belegbar, denn in Niedersachsen gingen die Zahlen von Nutztierrissen in den vergangenen drei Jahren deutlich zurück. Warum also will Lies Wölfe schießen lassen? Seiner Aussage nach, damit die Population langsamer wächst. Warum sollte sie langsamer wachsen, wenn doch die Risszahlen zurück gehen Hier stellt sich erneut die Frage, ob die Jägerschaft einfach keine Lust mehr hat, für Trophäen ins Ausland zu reisen?

Desweiteren zeigt die Rissliste Niedersachsen auf, dass Risse vor allem dort aufreten, wo nicht geschützt wird. Ein Abschuss von Wölfen verringert die Angriffe auf Nutztiere nicht, wie auch das Beispiel Frankreich zeigt, wo jährlich Wölfin sinnlos abgeschlachtet werden.

Und da die Wiederbesiedlung des Wolfes in seine natürlichen Lebensräume noch nicht abgeschlossen ist, bewerten EU und Bundesregierung den Erhaltungszustand weiter als ungünstig. Wir fordern Herrn Lies auf, sich endlich mit den Realitäten zu befassen und uns würde auch interessieren, wie viel diese Studie die Steuerzahlenden gekostet hat.

 

Hier die Pressemitteilung dazu: https://www.umwelt.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/pressemitteilungen/pi-92-populationsstudie-wolf-213564.html?fs=e&s=cl&fbclid=IwAR2cHWAj_dYpUd2uD_1FMDEKp48_SGSU_NRLAVHVnWwubB9qBe5TkJT4oiI

Hier die Studie: 220713_Studie_Final (1)

https://www.senckenberg.de/de/institute/senckenberg-gesellschaft-fuer-naturforschung-frankfurt-main/abt-fliessgewaesseroekologie-und-naturschutzforschung/das-cewolf-konsortium/#content-0003_2

https://boku.ac.at/dib/iwj/institutsprofil

https://www.deutschewildtierstiftung.de/aktuelles/prof-dr-klaus-hacklaender-wird-mit-wirkung-zum-1-januar-2021-zum-vorstand-der-deutschen-wildtier-stiftung-ernannt