Natürlicher Tod durch Rudelkonflikte: Die Wahrheit über die getöteten Wolfswelpen bei Leippe und Bernsdorf

Am 20. und 21. Oktober 2025 sorgten zwei tragische Funde für Aufregung im Landkreis Bautzen (Sachsen): Zwei tote Wolfswelpen – Fähen aus dem diesjährigen Nachwuchs des Territoriums Leippe (LPP) – wurden in Wiednitz (bei Bernsdorf) und Leippe entdeckt. Die Polizei Görlitz ging zunächst von einer illegalen Tötung aus, doch detaillierte Untersuchungen haben eine ganz andere, natürliche Ursache ergeben: Die Welpen starben durch innerartliche Konflikte mit anderen Wölfen. Diese Meldung unterstreicht einmal mehr die Komplexität des Wolfslebens – und widerlegt Lügen der Jägerschaft. Bei Wolfsschutz-Deutschland e.V. nehmen wir den Fall zum Anlass, für Fakten und Aufklärung zu werben, statt für Propaganda.

Beispielfoto Wolfswelpen, sechs Monate alt.

Der Fund und die anfängliche Verdachtslage

Ein toter Wolf wurde zufällig von einem Mitglied eines anderen Naturschutzvereins entdeckt. Ein auffälliges Loch im Bauch eines der Welpen ließ zunächst auf einen Schussverletzung schließen – ein typisches Indiz für illegale Abschüsse, die in Sachsen leider kein Einzelfall sind. Die Polizeidirektion Görlitz leitete umgehend Ermittlungen ein und informierte die dpa, deren Artikel rasch andere Medien aufgriffen. Die Öffentlichkeit hielt den Atem an: War dies wieder ein Fall von Wildtierkriminalität, wie sie inzwischen in allesn Wolfsgebieten in Deutschland immer wieder vorkommen? Schwerpunktmäßig auch gerade im Gebiet Knappenrode II, weiter östlich, wo wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. einen Serientäter vermuten. Kurz zuvor hatte der andere Verein Fotos der Funde in einem Social-Media-Thread gepostet. Brigitte Sommer, Vorsitzende von Wolfsschutz-Deutschland e.V., entdeckte darauf eine Wunde, die sie für einen Kehlbiss hielt – eine Verletzung, die typisch für Kämpfe unter Wölfen ist. Um Klarheit zu schaffen, kontaktierten wir die Behörden. Die Antwort war eindeutig: Beide Welpen waren durch andere Wölfe getötet worden. Leider wurde der Thread des anderen Vereins gelöscht und auch die offizielle Pressemitteilung des LfULG enthält kein Foto. Eine verpasste Chance für transparente Aufklärung – viele Wolfsfreunde wollen oder können diese natürliche Ursache nun nicht akzeptieren und spekulieren weiter über menschliches Zutun.

Die Untersuchungen: Kein Fremdeinwirken, sondern Naturgesetz

Die beiden toten Welpen wurden ins Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin überstellt. Dort ergaben Sektion und radiologische Untersuchungen: Keine Schussverletzungen, keine Giftspuren, kein Hinweis auf menschliches Eingreifen. Stattdessen wiesen die Verletzungen auf innerartliche Konflikte hin – territoriale Auseinandersetzungen und Konkurrenz um Lebensraum und Nahrung. Solche Kämpfe sind unter Wölfen natürlich: Rudel verteidigen ihr Revier erbittert gegen Eindringlinge, besonders Jungwölfe auf Wanderschaft sind hier gefährdet.Das LfULG fasst es in seiner Pressemitteilung treffend zusammen: „Die Sektion der Tierkörper kam zu dem Ergebnis, dass diese offensichtlich in Folge innerartlicher Konflikte zu Tode gekommen sind. Auch die durchgeführte radiologische Untersuchung fand keinerlei Hinweise auf ein Fremdeinwirken.“ Die genetische Zuordnung der Welpen steht noch aus, doch sie gelten als Nachwuchs des Leippe-Territoriums – eines der etablierten Rudel in der Oberlausitz.
Wölfe in Deutschland leben in Familienverbänden und verteidigen ihr Zuhause unerbittlich gegen andere Wölfe. Beispielfoto Wolfsrudel.

Warum Wölfe untereinander kämpfen: Ein starkes Argument gegen die Jägerschaft

Diese Tragödie ist schmerzlich, doch sie ist ein Paradebeispiel für die natürliche Regulierung. Wölfe töten nicht aus Bösartigkeit, sondern aus purer Notwendigkeit: Sie schützen ihr Revier, sichern Ressourcen und verhindern selbst, das es zu viele werden. Jungwölfe, die ihr Geburtsrudel verlassen, wandern oft Hunderte Kilometer – und stoßen dabei auf Rudel, die ihr Revier verteidigen. Die Gefahr droht nicht nur durch Menschen, sondern durch die harte Logik der Natur. Dies widerlegt pointiert die Lieblingsmär der Jägerschaft: „Wölfe vermehren sich unkontrolliert und müssen reguliert werden.“ Falsch! Wölfe regulieren sich selbst, nicht nur durch die Anzahl an Beutetieren in einem Wolfsrevier, sondern auch durch interne Konflikte und Abwanderung der Jungtiere. Studien aus Yellowstone oder Brandenburg zeigen: Wo Wölfe frei leben, stabilisieren sich Wildbestände natürlich, ohne dass Menschen eingreifen müssen. In Sachsen, wo Rudel wie Leippe oder Knappenrode II trotz aller Bedrohungen gedeihen, sehen wir genau das: Ein Ökosystem, das sich selbst balanciert. Statt Abschüssen, wie es die Jagdlobby will, brauchen wir mehr Aufklärung und Herdenschutz – EU-Fördermittel für Zäune und Hunde sind da, werden aber oft ignoriert und  nicht gewollt. 
Der Fall der Welpen bei Leippe und Bernsdorf mahnt: Lasst uns auf Fakten setzen, nicht auf Spekulationen. Die Löschung des Threads und das Fehlen von Fotos in der PM sind bedauerlich – sie nähren Misstrauen. Fotos in entsprechenden Pressemitteilungen könnten Gerüchte und Wut vermeiden. 
Quelle:

Wir freuen uns über finanzielle Unterstützung:

Konzerne und Lobbyisten bestimmen immer mehr –  und nicht im Interesse der Bürger und nicht zum Wohle der Natur – mit. Deshalb ist es essentiell, dass es Vereine wie Wolfsschutz-Deutschland e. V. gibt, die völlig unabhängig sind. Kein Vorstandsmitglied sitzt in einer Partei. Parteien mischen auch nicht bei uns mit und wir nehmen keine Lobbygelder an. Wer uns unterstützt, kann sich also sicher sein, dass wir stets im Sinne unserer Wölfe handeln. Wir sind nicht bestechlich. 

Doch wir Helfer brauchen auch Hilfe. Bitte unterstützen Sie uns mit einer Spende. Auch mit einem Dauerauftrag von 5 Euro im Monat können wir viel Gutes tun und weiter für unsere Wölfe kämpfen. https://wolfsschutz-deutschland.de/spenden-2/

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NRW – Wolfsschutz-Deutschland e. V. klagt an: Provozieren Pferdehalter *innen absichtlich Wolfsrisse um eine Abschussgenehmigung zu erhalten?

Umwelt- und Agrarministerin Heinen-Esser scheint nach einem unserer Meinung nach provozierten Wolfsriss im Rudelgebiet Schermbeck auf Abschusswünsche von Ponyhalter *innen nun doch eingehen zu wollen. Wolfsschutz-Deutschland e. V. protestiert erneut auf das Schärfste. Hier unser entlarvender Faktencheck:

Im Oktober 2020 wurde ein Wolfsriss eines Ponys auf einer Weide in Bottrop-Kirchhellen festgestellt und am 4. Januar 2021 wurde ein Pony auf einer Weide in Hünxe tot aufgefunden. Eine Individualisierung der beteiligten Wölfe war in beiden Fällen nicht möglich. Dennoch verlangen Halter *innen im Wolfsgebiet immer wieder die Tötung der Mutterwölfin Gloria. Anfang Oktober 2021 wurde ein Pony mit Kehlbiss auf einer abgelegenen Waldweide wieder in Hünxe gefunden. Umweltministerin Heinen-Esser erklärte einer Pressemitteilung am 12. Oktober dazu folgendes: „Es bereitet mir Sorge, dass nach Schafen, die auf den Weiden geschützt werden müssen, jetzt offenbar auch einzelne Pferde angegriffen werden. Wenn sich der Verdacht bestätigt, dass das Pony von einem oder mehreren Wölfen gerissen wurde, wäre es bereits der dritte Wolfsriss eines Ponys“, sagte Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser… Sobald die Untersuchungsergebnisse des Senckenberg-Instituts und des CVUA sowie die abschließende Analyse des LANUV vorliegen, müsse man die Lage auf aktueller Basis neu bewerten. „Die Frage einer Entnahme ist erneut zu stellen, wenn die Wölfin GW954f an dem Vorfall beteiligt war und die Gefahr besteht, dass verstärkt Pferde Opfer von Übergriffen werden“, so die Ministerin.““

Wie sollen Wölfe wissen, dass Schafe „erlaubt“ sind und Ponys nicht?

Auf unsere gestrige telefonische Nachfrage bei der Pressestelle des Umweltministerium wurde die Aussage der Ministerin noch einmal bekräftig und bestätigt. Das Ergebnis der DNA-Untersuchung stünde erst frühestens Ende der Woche fest. Wir wundern uns sehr, über diesen plötzlichen Stimmungsunschwung der sonst so besonnenen Umweltministerin. Richtig ist es zwar, dass dies tatsächlich der dritte Riss eines Ponys ist. Allerdings haben unsere Faktenchecks und Zaunkontrollen ergeben, dass alle Kleinpferde nicht geschützt waren. Die Wölfin Gloria hat seit mehreren Jahren im Raum Schermbeck ihr festes Revier. Es ist inzwischen auch hinlänglich bekannt, dass Wolfsrisse jährlich ab August zunehmen. Also müssten doch Weidetierhalter *innen, die wirklich um ihre Tiere besorgt sind, ab dieser Zeit besondern auf ihre Tiere achten. Die Größe eines Ponys entspricht in etwa der eines Damhirsches oder eines großen Schafs und passt damit auch in das Beuteschema eines Wolfs. Es ist uns nicht begreiflich, wie Ponyhalter *innen, obwohl sie doch wissen, dass bereits Ponys gerissen worden sind, ihre Tiere praktisch auf dem Präsentierteller servieren.

Rissprovokation für Abschuss?

Unserer Meinung nach ist es offensichtlich, dass wie in Niedersachsen nun auch in NRW, Pferde alleine auf einsame Weiden gestellt werden, um Wölfe zu Rissen zu animieren. Geben sich Halter *innen am Ende sogar noch Tipps, wie ungeliebte Haustiere abgeschoben werden können? Unklar. Fakt ist aber, dass die im Hintergrund eines unten verlinkten TV-Beitrages zu erkennenden Zäune keinen Schutz geboten haben konnten. Das Pony stand demnach alleine nachts auf einer Weide im Kerngebiet des Schermbecker Rudels. Wie sollen Wölfe wissen, dass sie Schafe „dürfen“, weil Halter *innen entschädigt werden und Kleinstpferde nicht, die natürlich auch ins Beuteschema passen, vor allem, wenn sie nachts alleine auf einer Weide gelassen werden? Umweltministerin Heinen-Esser will Zäune für Pferde mit in die Förderrichtlinie aufnehmen. Warum erst jetzt? Es ist schon das dritte Mal, dass Halter *innen ihre Tiere „opfern“. Was sie damit erreichen wollen, ist nicht schwer vorzustellen. Enttäuschend ist es, dass Heinen-Esser nun wohl tatsächlich auf die Abschusswünsche eingehen könnte.

Im Film ist die abgelegene Waldweide deutlich zu erkennen. Angeblich sei der über 20 Jahre alte Rebell ein Therapiepferd für die Tochter gewesen. Umso unbegreiflicher ist es, das Pferd unter derart desaströsen Umständen, wie im Verlauf des Filmes weiter zu sehen ist, zu halten. Die marode Umzäunung würde auch Hunde oder Pferderipper nicht abhalten. Der Unterstand ist in einem katastrophalen Zustand und viel zu klein. Außerdem ist es ganz und gar nicht artgereicht, ein Pferd oder Pony alleine zu halten. Angebliche Spender *innen wollen nun sogar ein neues Pferd spenden. Dabei kann die Alleinhaltung von Pferden durchaus als Tierquälerei bezeichnet werden.

Wolfsschutz-Deutschland e. V. appeliert an die Ministerin auch dieses Mal weiter auf der Seite des Rechts und Wahrheit zu stehen und sich nicht dem Druck der Agrar- und Jagdlobby zu beugen.

 

Pferdehaltung in der Familie des Schäfer O., der auch bereits mehrmals einen Antrag auf Abschuss von Wölfin Gloria gestellt hatte. So sieht die Haltung der Ponys der Schwester von O. im Kerngebiet des Schermbecker Rudels aus. Selbst falls Spannung auf den Litzen sein sollte, kommen Hunde oder Wölfe mühelos unten durch.

 

Hier die nähere Umgebung der Weide, auf der der jüngste Riss passiert sein könnte

Weide mit eingebautem Schlupfloch.
Zwei Litzen.
Stacheldraht.
Und Hochsitze in Weidenähe.
Die Weiden und Höfe sind keinesfalls in Stadtnähe, sondern abgelegen.
Keine 50 Meter vom Rissort entfernt.
Stacheldraht.
Stacheldraht.
Erneut ein Hochsitz direkt neben einer Weide. Will man auf die langersehnte Abschussgenehmigung „vorbereitet“ sein?
Erntejagd oder Wolfsjagd?
Erntejagd oder Wolfsjagd
Freie Sicht auf Weiden.
Weitere abgelegene Waldweide.

 

Pressemitteilung des Umweltministerium NRW vom 12.10.2021: https://www.umwelt.nrw.de/presse/detail/wolfsgebiet-schermbeck-pony-in-huenxe-gerissen-1634054730

Bericht des WDR, das die Ponyweide zeigt: https://www1.wdr.de/nachrichten/wolfsriss-100.html