Baden-Württemberg: Viel Geschrei um wenig Wölfe

Nachdem seit dem Jahr 2015 auch in Baden-Württemberg einzelne Wölfe nachgewiesen wurden, haben sich inzwischen drei Wölfe im Schwarzwald, nämlich in der Region Enztal (GW852m), Feldberg (GW2103m) und Schluchsee (GW1129m) niedergelassen. Ein vierter Wolf in der Region Odenwald (GW1832m) ist verschwunden. Es leben also im gesamten Bundesland gerade einmal drei Wolfsrüden, dennoch ist das Geschrei der Weidetierhalterinnen und -halter groß. Nun hat sich bestätigt, dass der Schluchseewolf wohl vier Rinder bzw. Kälber gerissen hat. Hier unser Bericht.

Die Landesregierung suche wegen der Rückkehr der Wölfe gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Jagd, Landwirtschaft, Naturschutz, Verwaltung und Wissenschaft nach pragmatischen Lösungen für die Herausforderungen, die die Rückkehr des Wolfes mit sich bringen. Innerhalb eines „Fördergebietes Wolfprävention“ fördere das Land die Anschaffung und den Unterhalt von Weidezäunen und Herdenschutzhunden, heisst es auf der Seite des Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg.

Beispielfoto Wolf.

Wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. plädieren seit Jahren dafür, doch ganz Deutschland zum Wolfsgebiet zu erklären und überall zu fördern aber auch zu fordern. Damit gäbe es keinen bürokratischen Aufwand, erst Wolfsgebiete zu benennen und auch die Schäden von wandernden Jungwölfen könnten gleich bezahlt werden.

Die Forstliche Versuchs und Forschungsanstalt (FVS) bestätigte nun in allen vier Fällen, in denen Rinder auf der Gemeindeebene von Bernau im Landkreis Waldshut tot oder verletzt aufgefunden wurden, den Wolf als Verursacher.

Die Proben, die am 26. August 2022 an einem verletzten Kalb und am 28. August 2022 an einem toten Kalb genommen wurden, hätten ergeben, dass der resi­dente Wolfsrüde GW1129m für die Angriffe verantwortlich wäre. Beide Kälber seien zehn Monate alt gewesen.

„Am 11. und am 16. August waren ein Kalb (10 Monate) und drei sechs Monate alte Kälber tot aufgefunden worden. Die Ergebnisse würden ebenfalls einen Wolf bestätigen. Eine genaue Zuordnung sei allerdings nicht bekannt. Es wäre aber davon auszugehen, dass auch diese Ereignisse mit dem Wolf GW1129m zusammenhängen,“ lautet eine Pressemitteilung.

Die Wolfsrisse fanden im Fördergebiet Wolfsprävention Schwarzwald statt, in dem sich der männliche Wolf mit der Bezeichnung GW1129m seit Juni 2020 nie­dergelassen hat. In dem Fördergebiet unterstützt das Land Nutztierhalterinnen und -halter bei der Finanzierung von Herdenschutzmaßnahmen.

Leider ist in der Pressemitteilung nicht die Information enthalten, ob der Halter oder die Halterin denn das Angebot der Förderung von Zäunen angenommen hat und entsprechend entschädigt wird.

Und wieder einmal war es kein Wolf

Am 11. August 2022 war auf Gemeindeebene Ottenbach im Landkreis Göppingen ein totes Kalb mit Verdacht auf Wolfsriss gemeldet worden. Nach Angaben der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt sei das erst einen Tag alte Kalb nicht durch einen Wolf gerissen worden. Die Todesursache sei nicht feststell­bar gewesen; der Einfluss eines Wolfes konnte dennoch ausgeschlossen werden. Das Ergebnis der genetischen Probe, die an der Fraßstelle genommen wurde, weise einen Hund nach.

Leider ist von Seiten der Nutztierhalterinnen und Nutztierhalter wenig bis gar nichts zu vernehmen, wenn das Ergebnis „Hund“ statt „Wolf“ lautet. Entsprechende Zäune sind aber gegen beide wirksam. Teilweise waren auch in diesen Fällen erneut Forderungen nach Abschuss und tendenziöse Zeitungsberichte vorausgegangen.

 

Quellen: https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/kalb-in-ottenbach-nicht-von-wolf-getoetet-1/

https://um.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/untersuchungen-bestaetigen-wolfsverdacht-in-bernau/

https://www.hlnug.de/presse/pressemitteilung/neues-laenderuebergreifendes-wolfsterritorium

https://um.baden-wuerttemberg.de/de/umwelt-natur/naturschutz/biologische-vielfalt/artenschutz/wolf/nachweise/

Infos zur Förderung: https://um.baden-wuerttemberg.de/de/umwelt-natur/naturschutz/biologische-vielfalt/artenschutz/wolf/hinweise-nutztierhalter/

Bawü: Möglicherweise jetzt auch ein Wolf im Südschwarzwald

Untersuchung am Senckenberg-Institut soll Klarheit schaffen

Beispielfoto ©Brigitte Sommer

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (FVA) habe das Umweltministerium gestern (27.11.) darüber informiert, dass sich möglicherweise ein Wolf im Südschwarzwald aufhält, gab das das UM Bawü gestern in einer Pressemitteilung bekannt. Es gebe verschiedene Hinweise darauf. Ein Fotofallenbild aus der Gemeinde Grafenhausen im Landkreis Waldshut zeige ein Tier, bei dem es sich um einen Wolf handeln könnte. Das Bild zeige das Tier allerdings nur von hinten, so dass eine eindeutige Zuordnung nicht möglich wären. Außerdem würden aus den Gemeinden Grafenhausen und Bonndorf (ebenfalls Landkreis Waldshut) Losungsfunde vorliegen. Die Expertinnen und Experten der FVA hätten die Funde als sogenannte C3-Hinweise klassifiziert. Mit dieser offiziellen Klassifizierung sind nicht bestätigte Hinweise gemeint. Ob sich im Südschwarzwald tatsächlich ein Wolf aufhält, solle nun anhand einer Losungsprobe am Senckenberg-Institut untersucht werden.

Die beiden Gemeinden liegen außerhalb der sogenannten „Förderkulisse Wolfsprävention“ im Nordschwarzwald, wo seit rund zwei Jahren ein residenter Wolf nachgewiesen wird. https://um.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/hinweise-auf-einen-wolf-im-suedschwarzwald/?fbclid=IwAR0qJChA9fsc_BBes0RKd8c3Yhh6ht8LvvqmPhpFrpLdUkpI_tSPX83f52w

Wir von Wolfsschutz Deutschland fordern deshalb schon lange eine bundesweiter Lösung, mit der ganz Deutschland zum „Wolfsland“ erklärt werden können und so unbürokratisch, wie es die EU Anfang des Jahres erlaubt hat, zu 100 % Zäune gefördert werden könnten und auch Entschädigungen gezahlt werden könnten. Hier wären auch die Schäden von durchwandernden Jungwölfen abgedeckt.