Täuschung enthüllt: Wolfshund statt Wolf beim Zaunsprung?

In den sozialen Medien und in Zeitungsartikeln tauchen immer wieder Videos auf, die angebliche Wölfe beim Überspringen von Weidezäunen zeigen. Diese Aufnahmen sollen belegen, dass selbst hohe, stromführende Zäune für Wölfe kein Hindernis darstellen. Doch ein kürzlich bekannt gewordener Telefonmitschnitt mit einem Sprecher eines Landwirtschaftsvereins wirft ernsthafte Zweifel an der Authentizität solcher Darstellungen auf und deutet auf bewusste Täuschung hin. Wolfsschutz-Deutschland e. V. fordert eine kritische Überprüfung und mahnt zu faktenbasiertem Umgang mit dem Thema Herdenschutz.

Ein Telefonat enthüllt Manipulation

Im Rahmen der Vorbereitung einer Veranstaltung in Sachsen versuchte ein Sprecher des Vereines, eine Wolfshundehalterin in einem Telefonat am 15. August 2025 zur Teilnahme zu bewegen. Der Plan: Ihr Wolfshund sollte vor Publikum über ein Schafsweidenetz springen, um zu „beweisen“, dass Wölfe praktisch jeden Zaun überwinden können. Auf die Rückfrage, ob wirklich dargestellt werden sollte, dass die Zäune für Wölfe überwindbar dargestellt werden sollten, wurde dies bejaht. Doch genau hier liegt der Knackpunkt: Hunde, insbesondere trainierte Wolfshunde, können gezielt darauf trainiert werden, Zäune zu überspringen. Wölfe hingegen verfolgen in der Natur einen anderen Ansatz. Sie suchen stets den Weg des geringsten Widerstands und versuchen, unter Zäunen hindurchzukommen – oft durch Schwachstellen wie mangelnden Untergrabungsschutz. Der Telefonmitschnitt legt nahe, dass solche Demonstrationen gezielt inszeniert werden könnten, um zu täuschen und die vermeintliche Unwirksamkeit von Herdenschutzmaßnahmen zu suggerieren. Wolfsschutz-Deutschland e. V. sieht darin einen Versuch, die Debatte um den Wolf zu emotionalisieren und die Forderung nach Abschüssen oder laxeren Schutzmaßnahmen zu befeuern.
Ki-Generiertes Beispielfoto.

Wölfe und Zäune: Was die Forschung sagt

Wissenschaftliche Beobachtungen zeigen, dass Wölfe tatsächlich Zäune auch überspringen können, aber dies ist die absolute Ausnahme, nicht die Regel. Laut dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) und anderen Experten greifen Wölfe bevorzugt Schwachstellen an, wie schlecht gewartete Zäune, fehlenden Stromfluss oder unzureichenden Untergrabungsschutz. In den meisten dokumentierten Rissvorfällen gelingt es Wölfen, unter Zäunen hindurchzukommen, weil die empfohlenen Standards (z. B. 1,20–1,40 m Höhe, stromführend, mit Bodenverankerung) nicht eingehalten wurden. Hohe Sprünge über Zäune erfordern eine starke Motivation, wie Sichtkontakt zu Beutetieren, und sind selten. Zudem riskiert ein Wildtier wie ein Wolf, sich bei Sprüngen ins Ungewisse zu verletzen. Die Praxis, trainierte Hunde als „Wölfe“ auszugeben, verfälscht diese Realität. Wolfshunde, die in ihrer Optik Wölfen ähneln, können durch gezieltes Training beeindruckende Sprungmanöver vollführen, die in der Natur kaum vorkommen. Solche Inszenierungen, wie sie offenbar für die Veranstaltung  geplant waren, könnten Landwirte dazu verleiten, Herdenschutzmaßnahmen als nutzlos abzutun und stattdessen Abschüsse zu fordern.
Erst kürzlich sorgten fragwürdige Bilder  aus den Niederlanden für Aufsehen, das einen angeblichen Wolf beim Überspringen eines Zauns zeigt. Ähnlich wie bei früheren Aufnahmen – etwa im Zusammenhang mit der Wölfin Gloria im Kreis Wesel – zweifeln wir die Echtheit dieses Materials stark an. Wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. weisen darauf hin, dass die gezeigten Tiere oft Merkmale wie eine sichelförmige Rute aufweisen, die eher für Hunde typisch sind. Zudem gibt es Hinweise auf Manipulation, etwa durch KI-generierte oder bearbeitete Aufnahmen, die die Diskussion um den Wolf verzerren.

Absichtliche Täuschung?

Die Enthüllung des Telefonmitschnitts wirft die Frage auf: Werden Weidetierhalter bewusst getäuscht, um politischen Druck zu erzeugen? Der Verein ist bekannt für seine ablehnende Haltung gegenüber dem Wolfsschutz und fordert regelmäßig ein stärkeres Wolfsmanagement. Solche inszenierten Demonstrationen könnten gezielt eingesetzt werden, um Ängste zu schüren und die Akzeptanz für Abschüsse zu erhöhen. Gleichzeitig wird die Bedeutung effektiver Herdenschutzmaßnahmen heruntergespielt, obwohl diese nachweislich die Zahl der Wolfsrisse deutlich reduzieren können.
Wir baten den Verein um eine Stellungnahme, doch diese wurde abgelehnt, der Vorfall geleugnet und uns rechtliche Schritte angedroht. Uns liegen zwar ein Mitschnitt des Gesprächs und eine glaubhafte Versicherung der Hundehalterin vor, doch wir haben keine Erlaubnis, das Telefonat zu veröffentlichen. Daher haben wir uns entschlossen, den Namen des Vereins nicht zu nennen.

Forderung nach Transparenz und Dialog

Wolfsschutz-Deutschland e. V. fordert eine ehrliche und faktenbasierte Debatte. Unser Verein ruft Veranstalter dazu auf, keine irreführenden Inszenierungen zu nutzen, sondern den Fokus auf die Verbesserung von Herdenschutzmaßnahmen zu legen. Darüber hinaus appellieren wir an die Öffentlichkeit, Videos in sozialen Medien kritisch zu hinterfragen und sich auf verlässliche Quellen zu stützen. Nur so kann verhindert werden, dass Fehlinformationen die Koexistenz von Mensch und Wolf erschweren.
Die Hundehalterin ging übrigens nicht auf das Angebot ein. Ob der Übersprung noch Teil der Veranstaltung in Sachsen am 21. September sein wird, wissen wir nicht. Wir raten Wolfshundehaltern auch generell ab, auf solche Angebote einzugehen, da diese dazu verwendet werden können, gegen Wölfe zu hetzen.
Hinweis: Wir schreiben Wolfshund mit s, weil Wolfhund grammatikalisch absolut nicht richtig klingt.

 

Quellen:

https://heimatreport.de/video-wolf-ueberspringt-einen-140cm-hohen-stromfuehrenden-zaun/?fbclid=IwY2xjawM4xW1leHRuA2FlbQIxMQABHjT-L2iG5b-RbIi9X3wfhMkpBQ2kGdBv57F5eReGCNDTnM7bPwVlSlgSg04s_aem_iDvwjC5rwR9_BZat8mbPQg

https://wolfsschutz-deutschland.de/2024/10/25/nrw-nein-da-springt-kein-wolf-ueber-den-weidezaun/

https://www.gld.nl/nieuws/8361293/provincie-geeft-vergunning-voor-afschieten-probleemwolf?fbclid=IwY2xjawM2D4FleHRuA2FlbQIxMQABHnpNZlgW7uwDiIisD9TZpFHG9oUvcn5T6o9CAJ6NZfrrYDMCzXq_WFmU9CHj_aem_LQhbXivgxEVvlQJ70taN8w

 

Wir freuen uns über finanzielle Unterstützung:

Konzerne und Lobbyisten bestimmen immer mehr –  und nicht im Interesse der Bürger und nicht zum Wohle der Natur – mit. Deshalb ist es essentiell, dass es Vereine wie Wolfsschutz-Deutschland e. V. gibt, die völlig unabhängig sind. Kein Vorstandsmitglied sitzt in einer Partei. Parteien mischen auch nicht bei uns mit und wir nehmen keine Lobbygelder an. Wer uns unterstützt, kann sich also sicher sein, dass wir stets im Sinne unserer Wölfe handeln. Wir sind nicht bestechlich. 

Doch wir Helfer brauchen auch Hilfe. Bitte unterstützen Sie uns mit einer Spende. Auch mit einem Dauerauftrag von 5 Euro im Monat können wir viel Gutes tun und weiter für unsere Wölfe kämpfen. https://wolfsschutz-deutschland.de/spenden-2/

Auch durch den Kauf unseres neues Wolfskalenders für 2026 kann unsere Arbeit wirkungsvoll unterstützt werden. Hier geht es zu den Bestellmöglichkeiten: https://wolfsschutz-deutschland.de/2025/08/19/unser-wolfskalender-2026-ist-da/

Sachsen: „Der Wolf hat vergessen, sein Halsband auszuziehen“

Es erscheinen wirklich fast nur noch schwer tendenziöse und reißerische Artikel in Lokalblättern und Massenmedien über Wölfe. Von daher hat dies fast schon etwas von Normalität. Viele Leserinnen und Leser bilden sich sicherlich dennoch ihre eigene Meinung und lassen sich nicht durch Propaganda täuschen. Doch die Freie Presse sorgt mit einem Artikel über einen Alpaka-Züchter wirklich für Lacher.

„Hat der Wolf vergessen, sein Halsband auszuziehen?“, fragte sich eine Userin nach dem Präsentieren unseres Pressespiegels in unserer Facebookgruppe.  Tatsächlich ist gut zu erkennen, dass der angebliche Wolf aus dem Artikel ein Halsband trägt und dazu noch wie ein Tschechoslowakischer Wolfshund aussieht. Viele Laien können diese Hunderasse nicht von einem echten Wolf unterscheiden, aber einer seriösen Zeitung sollte dies eigentlich nicht passieren.

Der Hund soll übrigens in der Nachbarschaft des Alpakazüchters leben.

 

Beispielfoto Tschechoslowakischer Wolfshund. ©Brigitte Sommer

 

Ausriss des Artikels aus der Freien Presse. In der Vergrößerung links oben ist gut erkennbar, dass es sich um einen TWH mit Halsband handelt. Hier ist der komplette Artikel: https://www.freiepresse.de/chemnitz/wolf-im-chemnitztal-gesichtet-alpakazuechter-lebt-in-angst-artikel12934908?fbclid=IwAR0WXvJ5oAcc6L4_nfLkWdjYj83HOTDUQjeZke0BPpFjlHaXkQmaSLlKHAE

 

Im Vergleich dazu ein Foto von echten Wölfen. ©Brigitte Sommer