Niederlande: Utrecht-Wolf darf vorerst nicht gefangen, betäubt und besendert werden

Ein Erfolg für zwei Tierschutzorgas. Die Provinz Utrecht darf vorerst nicht mit dem Einfangen, Betäuben und Besendern des Wolfes GW3237m beginnen, der auf dem Utrechtse Heuvelrug lebt.

Dies gab das Gericht in Utrecht am vergangenen Montag nach einer Anhörung vor zwei Wochen bekannt, vermeldete die Agentur ANP. Dem Gericht zufolge reichten die Argumente der Provinz Utrecht nicht aus, um eine geschützte Art wie den Wolf einzufangen, zu betäuben und zu besendern. Die Provinz wollte den Wolf mit einer Paintball-Pistole beschießen, falls es nach der Besenderung zu anhaltenden Problemen gekommen wäre.

Beispielfoto Wolfsfamilie.

Die Organisationen Fauna Protection Society und Animal Rights hatten beantragt, die Genehmigung vorläufig auszusetzen, bis das Berufungsverfahren, das noch bei der Provinz anhängig ist und drei Monate dauern könnte, abgeschlossen ist. Das Verbot gilt bis zwei Wochen nach Abschluss des Einspruchsverfahrens. Die Provinz hätte laut ANP eigentlich schon letzte Woche damit beginnen wollen.

Nach Ansicht des Gerichts hatte die Provinz nicht genügend Einblick in die Vorfälle mit dem fraglichen Wolfsrüden gewährt. Dies machte es unmöglich, richtig zu beurteilen, ob der Wolf wirklich eine Gefahr für das Gebiet darstellt, wie die Provinz behauptet. Es war auch nicht bekannt, welche anderen Maßnahmen ergriffen werden könnten. Der Wolf sei in den letzten Monaten in eine Reihe von Zwischenfällen mit Hunden verwickelt gewesen. Viele Hunde waren allerdings nicht angeleint gewesen, möglicherweise sah der Wolf diese Hunde als potenzielle Partner an.

Angeblich hätte der Wolf auch zwei Kinder gebissen, was sich als Fake-News heraus gestellt hatte: Wir berichteten hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2024/08/07/fake-news-kleine-maedchen-wurden-nicht-vom-wolf-gebissen-sagt-wolven-in-nederland/

Utrecht bedauere die Entscheidung, heißt es in der Meldung: „Die Provinz hätte gerne schnell gegen diesen Wolf mit problematischem Verhalten gehandelt, um neue, schwerwiegende Vorfälle zu verhindern. Die Empfehlung, Hunde auf dem Utrechtse Heuvelrug an der Leine zu führen und kleine Kinder nicht mit in den Wald zu nehmen, bleibt ebenfalls in Kraft. Die Provinz sei der Meinung, dass eine nationale Gesetzgebung gegen den Wolf notwendig wäre.

Animal Rights freut sich dagegen für den Wolf. Berater Erwin Vermeulen ist sich sicher, dass es keine guten Argumente dafür gibt, warum die Vorfälle zwischen Wolf und Hund problematisch sein sollten. „Dass sich ein Wolf für Hunde interessiert, ist ein ganz natürliches Verhalten, schließlich gehören Hund und Wolf zur selben Spezies“, so Vermeulen. „Wenn die Provinz diese Annäherung für unerwünscht hält, sollte sie Hunde aus dem Territorium des Wolfes verbannen.“

Auch die Fauna Protection Society, zeigt sich zufrieden. „Diese vorläufige Entscheidung könnte ein wichtiger Meilenstein in der Wolfsschutzpolitik und den Bedingungen, unter denen von ihr abgewichen werden kann, sein.“

 

Quelle:

https://www.bnnvara.nl/vroegevogels/artikelen/provincie-utrecht-mag-wolf-voorlopig-niet-vangen-en-zenderen?fbclid=IwY2xjawFblAlleHRuA2FlbQIxMQABHW1Na4jxRGfUi1G8Src7DvXy8Qwd5wOtwO7FKQBTmMdNvUsyACC3vORIRA_aem_8pTXl9xC0RQAB0xrjenD8w

Fake News: Kleine Mädchen wurden nicht vom Wolf gebissen, sagt „Wolven in Nederland“

Presseberichte in den Niederlanden und insbesondere auch in Deutschland überschlugen sich in den vergangenen Wochen über angebliche Beißvorfälle mit Kleinkindern in einem Naturschutzgebiet bei Utrecht. Dabei kam es zu regelrechten Hetzkampagnen, die an Irrationalität kaum zu überbieten waren. Nun stellt sich heraus, dass diese Berichte wahrscheinlich gelogen, aber auf jeden Fall stark übertrieben waren. Niederländische Wolfsexperten sagen nämlich, dass es in Wirklichkeit ganz anders war. Trotzdem plant die Region Utrecht einen Abschuss.

Wölfe kommen kaum noch zur Ruhe. Medien haben dem Beutegreifer den Krieg erklärt. Beispielfoto Wolf, © Brigitte Sommer

Die Facebookseite von „Wolven in Nederland“ schreibt, dass die Medienberichte über drei Vorfälle mit einem Wolf im Bereich Leusden und Austerlitz zum Großteil nicht gestimmt hätten.

Die Hetzberichte gingen quer durch die Medienlandschaft. Auch die so genannte Qualitätspresse hielt sich mit wilden Vermutungen nicht zurück.
Nicht alle hielten sich an den Konjunktiv. Ein Agrarlobbyblatt stellte sogar eine Tatsachenbehauptung in die Headline.

 

„Wolven in Nederland“ berichtete vorgestern in einem Update darüber, was nach deren Einschätzung wirklich passiert ist

Das Gebiet, in dem die Wölfe leben, sei ziemlich groß und es hätte zudem auch ein großes Areal, das nicht betreten werden dürfe: Das Militärgebiet. Da dort aktuell viele Nato-Übungen stattfinden würden, hätten die Wölfe dort ausweichen müssen.  Die Region zeichne sich durch eine sehr begrenzte Beutegemeinschaft (im Wesentlichen nur Rehe und kleinere Tiere) mit geringer Dichte aus.
Der erste Vorfall – an dem ein kleiner Hund verschwand,  hätte sich direkt nach dem Ausweichen der Wölfe aus dem Truppenübungsplatz ereignet. Das Rudel hätte sich ein neues Ruhegebiet ausgesucht, in dem der kleine Hund wohl in die Quere gekommen ist. Es wird angenommen, dass der Wolf, der den kleinen Hund verschleppte, eines der Elterntiere des Rudels ist.
Der zweite Vorfall hätte einen Rendevouzplatz betroffen. So wird der Ort genannt, an dem sich alle Rudelmitglieder z. B. nach einer Jagd versammeln und wieder finden. In Den Treek fände keine Überwachung statt, sie sei nicht erlaubt.  „Wolfven in Nederland“ sei deshalb nicht ausreichend informiert gewesen. Ein Kind hätte sich unabsichtlich dem Wolf mit seinen Welpen genähert. Ein Elterntier wollte die Welpen verteidigen, wobei DNA auf der Kleidung des Mädchens gefunden wurde.  Die Verletzungen des Mädchens seien von mehreren Experten untersucht worden: Die Schlussfolgerung sei, dass sie nicht von einem Biss stammen könnten.
Wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. hatten auch eine Anfrage an die Niederländische Polizei gestellt und auch in der Antwort an uns war nicht von einem Biss die Rede, sondern davon, dass die DNA eines Wolfs an der Kleidung nachgewiesen worden sei. In mehreren niederländischen Berichten war zu lesen, dass das Mädchen umgerempelt worden sei und vom Sturz Schürfwunden davon getragen habe.
Der Kontakt könnte aus einem Stoß oder einem Schlag bestanden haben, woraufhin das Kind gestürzt sei, beschreibt es auch „Wolven in Nederland“. Es wird angenommen, dass es sich bei dem beteiligten Wolf um eines der Elterntiere des Rudels handelt. Inzwischen ist ein größerer Bereich des Naturschutzgebietes Den Treek (vorübergehend) Ruhezone und gesperrt.
Beim dritten Vorfall sei ein Wolf auf einen streunenden Hund zugerannt und habe dabei erneut ein Kind umgestoßen. Es handele sich um einen Einzelwolf, der auch in dieser Region lebt und seit einem Jahr Interaktionen mit streunenden Hunden zeigen würde.
„Alle drei Fälle hatten einen unglücklichen Auslöser, wobei die ersten beiden Vorfälle auf die Unruhen auf dem Militärgelände und der dritte Vorfall auf das anhaltende Versäumnis zurückzuführen ist, freilaufende Hunde anzuleinen,“ so der Vorwurf von „Wolven in Nederland.“
„Wolves in the Netherlands“ ist seit 2008 eine Wissensplattform über Wölfe in den Niederlanden. Die Mission bestehe darin, ein konfliktfreies Zusammenleben mit Wölfen in den Niederlanden zu ermöglichen, heißt es auf der Webseite: http://www.wolveninnederland.nl

Die Plattform setzt sich aus folgenden Unterstützern zusammen: Ark Rewilding Nederland, Canine Efficiency, Free Nature, Jagersvereniging, Landschap Overijssel, Natuurmonumenten, NOJG, Radboud Universiteit, Studio Wolverine, Van Bommel Faunawerk, Wolf-Fencing Nederland sowie Zoogdiervereniging.

Trotzdem Abschuss geplant

Eine heutige telefonische Nachfrage bei Jelmer Geerds von der Provinz Utrecht ergab, dass man mit der DNA-Analyse einen Wolfsexperten gebeten habe, die Vorfälle weiter zu klären und die Provinz so schnell wie möglich zu informieren. Die Provinz hat definitiv das LVVN-Ministerium und die betroffenen Gemeinden Zeist, Leusden, Woudenberg und Utrechtse Heuvelrug um Unterstützung und Zustimmung zu einer geplanten Abschussverfügung gebeten.

Es könne aber auch sein, dass statt eines Abschusses das Einfangen, Besendern und das Beschießen mit Paintball-Munition zur Vergrämung stattfinden würde. „Wolven in Netherlands“ sei keine offizielle Stelle und deshalb könne man sich auch nicht zu deren Aussagen äußern. Man wolle selbst auf die Einschätzung eines offiziellen Wolfsexperten warten. Wann diese Einschätzung eintreffe, könne man nicht sagen.

Am 31. Juli riefen die Provinz und die Gemeinden Leusden, Zeist, Woudenberg und Utrechtse Heuvelrug Einwohner und Besucher auf, in den Wäldern der Utrechtse Heuvelrug sehr vorsichtig zu sein. Es wird dringend davon abgeraten, die Wälder des Utrechtse Heuvelrug in den genannten Gemeinden mit kleinen Kindern zu besuchen.

Quellen:

https://www.facebook.com/WolvenInNederland/

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