„Wolfsschmutz“ aus dem eigenen Lager: Offener Brief an Achim Heisler

Offener Brief an Achim Heisler, Tierpark Lüneburger Heide

Sehr geehrter Herr Heisler,
als Vorstand von Wolfsschutz-Deutschland e.V. richten wir diesen offenen Brief direkt an Sie, in Reaktion auf einen aktuellen FB-Beitrag, in dem Sie dort Diskussionen unter Tierschützern als „Wolfsschmutz“ brandmarken und damit stellvertretend für das Scheitern einer geschlossenen Front verantwortlich machen. Ihr Appell zur Einheit in Zeiten massiver politischer Bedrohungen ist verständlich – doch genau hier lenken Sie geschickt ab von den wahren Verantwortlichen.
Die großen Naturschutzverbände, in deren Umfeld Sie sich als Partner von Tanja Askani bewegen, haben den Wolf längst fallen lassen. Seit November 2025 liegt ein Referentenentwurf vor, der den Wolf ins Bundesjagdgesetz aufnimmt – mit rechtssicheren Entnahmen bei überwundenem Herdenschutz, regionalem Bestandsmanagement in „dichten“ Gebieten und sogar der Möglichkeit, Welpen früh zu „entnehmen“. Basierend auf einer hochumstrittenen Meldung eines „günstigen Erhaltungszustands“ an die EU, die unabhängige Studien (z. B. Senckenberg/LUPUS) klar widerlegen und die offenbar politisch manipuliert wurde. NABU, WWF, BUND und Co. kritisieren das zwar verbal, bleiben aber im „pragmatischen“ Diskurs stecken – Kompromisse, die den Weg für eine schleichende Bejagung ebnen.
Beispielfoto Wölfe.

 

Genau das thematisieren wir in einem aktuellen Thread über Carl Popper und Meinungsfreiheit. Karl Popper war ein österreichisch-britischer Philosoph des 20. Jahrhunderts (1902–1994) und einer der einflussreichsten Denker der Wissenschaftstheorie und politischen Philosophie. Am bekanntesten ist er für zwei große Bereiche: Kritischer Rationalismus und Falsifizierbarkeit.

Popper revolutionierte die Wissenschaftstheorie, indem er sagte: Eine Theorie ist nur dann wissenschaftlich, wenn sie prinzipiell widerlegbar (falsifizierbar) ist. Statt endlos Beweise zu suchen, müssen wir versuchen, Theorien zu widerlegen – und wenn sie das überstehen, sind sie vorläufig akzeptabel. Das war ein direkter Angriff auf dogmatische Systeme, die sich jeder Kritik entziehen. In „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ (sein Hauptwerk, 1945), kritisiert er totalitäre Ideologien (Platon, Hegel, Marx) und plädiert für die offene Gesellschaft: Eine Demokratie, die auf Kritik, Fehlerkorrektur und institutioneller Kontrolle basiert – nicht auf utopischen Heilsversprechen. Sein berühmtes Zitat dazu: „Der Versuch, den Himmel auf Erden zu verwirklichen, produziert stets die Hölle.“ Selbst die besten Absichten können in Unterdrückung umschlagen, wenn man Kritik und abweichende Meinungen nicht zulässt.

Deshalb: Offene Kritik ist kein „Kleinklein“ oder Ego-Trip, sondern der Kern einer ehrlichen Schutzbewegung. Unser Popper-Thread sowie Diskussionen von anderen Wolfsfreunden zu Themen wie Copyright oder internen Differenzen laufen ausschließlich auf Facebook. Es ist geradezu verrückt zu glauben, dass FB-Diskussionen, und sei es gerade über Copyrightverstöße, irgendeinen relevanten Einfluss auf politische Entscheidungen in Ministerien oder im Bundestag hätten. Die Vorstellung, dass genau diese Beiträge die Einheit zerstören und den Wölfen schaden, ist absurd.
Ausriss aus Ihrem Thread: Die Formulierung „selbsternannte Wolfsschützer“ in Ihrem Beitrag ist ein klassischer rhetorischer Kniff – und ein ziemlich fieser noch dazu. Sie impliziert, dass es eine „echte“, legitime Riege von Wolfsschützern gibt (nämlich die etablierten, mit denen er sich verbunden fühlt: große Verbände, bekannte Experten wie Tanja Askani, langjährige Akteure), und dann eine Gruppe von Leuten, die sich das Label einfach selbst angeheftet haben, ohne echte Qualifikation, Erfahrung oder Berechtigung. Es ist eine Abwertung, die suggeriert: Die einen sind die Profis, die anderen bloße Hobbyisten, Aufmerksamkeitsjäger oder gar Scharlatane. Die Bezeichnung dient also vor allem einem Zweck: Kritische, unabhängige Stimmen zu delegitimieren, ohne sich inhaltlich mit ihren Argumenten auseinandersetzen zu müssen. Es ist eine Form von Gatekeeping: „Ihr gehört nicht richtig dazu, also habt ihr auch kein Recht, unsere Kompromisse zu kritisieren.“ Das ist nicht nur unfair – es ist kontraproduktiv. Eine starke Schutzbewegung braucht genau diese Vielfalt: die institutionalisierten Player mit Lobby-Zugang und die unabhängigen, lautstarken Kritiker, die verhindern, dass zu viele Kompromisse gemacht werden. Wenn man die einen als „selbsternannt“ abqualifiziert, schwächt man die gesamte Bewegung. Der Begriff ist ein billiger rhetorischer Schlag unter die Gürtellinie, der mehr über die Unsicherheit der Etablierten aussagt, als über die Kritisierten.

 

„Ansprüche auf Deutungshoheiten“
Sie unterstellen damit, dass kritische Stimmen nicht aus sachlicher Überzeugung handeln, sondern primär Macht und Kontrolle über die „richtige“ Interpretation des Wolfsschutzes wollen. Das ist eine klassische Diskreditierung: Statt sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen (z. B. Kritik an Kompromissen der großen Verbände), wird das Motiv der Kritiker in Frage gestellt. Es wird suggeriert: „Die sind gar nicht wirklich für die Wölfe, die wollen nur das Sagen haben

Neid und Rivalitäten“
Noch heftiger: Hier wird unterstellt, dass die öffentliche Kritik nicht aus echter Sorge um den Wolf entsteht, sondern aus persönlichem Neid – vermutlich auf die Bekanntheit, die Nähe zu „echten“ Experten (wie Tanja Askani) oder die vermeintliche Legitimität der etablierten Akteure. Das ist eine direkte Attacke auf die Integrität und die Motive von Kritikern.

Diese Unterstellungen von „Deutungshoheit“ und „Neid“ sind manipulative Techniken, die darauf abzielen, legitime Kritik zu diskreditieren und die Kritisierten emotional zu verunsichern. Das ist kein fairer Diskurs – das ist ein Versuch, unliebsame Stimmen mit psychologischen Mitteln zum Schweigen zu bringen.
Politische Weichenstellungen wie der aktuelle Entwurf werden hinter verschlossenen Türen getroffen – nicht durch Facebook-Threads. Ihr Aufruf impliziert jedoch indirekt, dass selbst Diskussionen in sozialen Netzwerken zensiert oder vermieden werden sollten, um „Einheit“ zu wahren. Das ist abwegig und gefährlich. Karl Popper warnte genau davor, dass gute Absichten in Dogmatismus umschlagen, wenn Abweichler als Verräter diffamiert werden. Ihr Aufruf zur Einheit dient genau diesem Zweck: Kritische Stimmen wie unsere mundtot zu machen, während die etablierten Verbände den Wolf schrittweise opfern, um Einfluss zu wahren. Das ist clever – aber zutiefst schädlich für die Wölfe.
Statt Abweichlern und anscheinend auch unserem Verein die Schuld am Versagen der Großen zuzuschieben: Wo war der „gemeinsame Aufschrei“, als die Regierung den Erhaltungszustand fälschte? Wo eine  radikale Strategie gegen die Jagdlobby? Die Wölfe brauchen starke, unabhängige Stimmen, keine erzwungene Fassade und schon gar keine Selbstzensur in sozialen Medien – und erst recht keine Übernahme von Begriffen aus dem Lager der Wolfshasser.
Unser Weihnachtswunsch: Sie sollten sich von der Rolle des Spalters verabschieden, der die „reine Lehre“ verteidigt, und stattdessen Brücken bauen – auch zu denen, die lauter und kompromissloser sind als Sie selbst. Nur so wird der Wolfsschutz stärker, vielfältiger und letztlich erfolgreicher. Die Wölfe haben es verdient.
Mit kritischen Grüßen
Vorstand Wolfsschutz-Deutschland e. V.
Ulrike de Heuvel
Jürgen Götz
Volker Vogel
Brigitte Sommer
Quellen:

7 Gedanken zu „„Wolfsschmutz“ aus dem eigenen Lager: Offener Brief an Achim Heisler

  1. Euer Brief hat die höchste Hochachtung und Anerkennung verdient. Jeder, dem das Wohl der Wölfe am Herzen liegt, schließt sich dem an. Ich stelle in diesem Land leider fest, das Meinungen politisch gewollt nur in eine Richtung gehen soll, Die Jäger und Lobbyisten haben das Sagen und den übrigen Menschen wird Angst gemacht.
    Warum erinnert mich das an die Corona Zeit und noch andere Begebenheiten. Man schafft Feinde um gewisse Dinge durchzusetzen und scheut sich auch nicht, die Unwahrheit als wahr zu verkaufen. Und hier sollen jetzt die Wölfe die Opfer sein, wie verachtenswert ist das ? Die Wölfe gehören in unser Land und haben ein Recht darauf, geschützt zu werden. Die großen Orgas sollten sich schämen, dass sie hier keine saubere Stellung beziehen. Und was man von manchen Experten zu halten hat, wissen wir spätesten auch seit Corona.

  2. „Sie sollten sich von der Rolle des Spalters verabschieden“

    Ich denke, ER sollte sich verabschieden – mit seinerAussage „Wolfsschmutz“ beschmutzt er den Verein WolfsSCHUTZ Deutschland.de.
    „selbsternannte Wolfsschützer“ – ist wohl die klassische Projektion…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert