Absurd: Mecklenburgische Gemeinde will Wanderwolf totschießen

Die Gemeinde Feldberger Seenlandschaft (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) hat den Abschuss eines Wolfes beantragt. Einfach nur, weil er gefilmt wurde. Übrigens nicht zum ersten Mal will die Gemeinde einfach drauf los schießen. Dabei scheint die Bürgermeisterin durchaus Eigeninteressen zu haben.

Die Gemeinde Feldberger Seenlandschaft (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) hat laut NDR den Abschuss eines Wolfes beantragt. Öffentliche Sicherheit und Ordnung seien gefährdet, weil ein Wolf am 15. Januar 2025 von drei Zeugen im Ortsteil Neuhof auf einer öffentlichen Straße und auf zwei Grundstücken gefilmt worden wäre. Der Antrag werde von der Unteren Naturschutzbehörde geprüft, teilte ein Kreissprecher dem NDR mit.

Der NDR befragte dazu den Jäger Klaus Hackländer von der Deutschen Wildtier Stiftung, einer Jägerstiftung. Selbst er, nicht gerade bekannt als großer Wolfsfreund,  räumte ein, dass seiner Meinung nach das Tier in Feldberg ein Jungwolf auf der Suche nach einem eigenen Revier gewesen sein könnte. Auffällig sei das Verhalten eines Wolfes erst, wenn er keine Scheu vor Menschen zeige, so Hackländer zum NDR.

Dass die Jungwölfe jedes Jahr wandern, könnten viel mehr Menschen wissen, würden die Medien nicht jedes Jahr  völlig unausgewogene, teilweise Panik verbreitende Artikel heraus bringen, in denen sie mangelnde Schau beklagen. Medien haben also einen erheblichen Anteil an der alljährigen Mobilmachung gegen wandernde Jungtiere. Hier ein Artikel zum Thema: https://menschen-fuer-woelfe.com/post/bitte-vorsicht-beim-autofahren-jungw%C3%B6lfe-sind-auf-wanderschaft

Die Bürgermeisterin des Ortes, Constance von Buchwaldt (SPD), ehemals Lindheimer, beschwerte sich bereits 2023 in einem Jägerblatt. Zitat: „Es ist Zeit, dass wir aus ordnungsrechtlicher Sicht anfangen, die einheimische Bevölkerung vor der hohen Wolfspopulation zu schützen….“

Erst am 15. November 2024 richtete sie einen Apell an Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Wölfe sollten nach schwedischem Vorbild gejagt werden. https://wolfsschutz-deutschland.de/2025/01/07/skandinavien-rottet-seine-woelfe-durch-brutale-lizenzjagden-aus/  2023 amtierte sie als Notjagdvorstand der Jagdgenossenschaft Weitendorf.

Die Bürgermeisterin ist auch Agrarwissenschaftlerin. Sie steht der mit 200 Quadratkilometern größten Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern vor. 4500 Einwohner leben in den 27 Ortsteilen, 350 Menschen – vor allem aus Berlin und Hamburg– haben hier ihren Zweitwohnsitz. Als Bürgermeister des Monats meinte sie zum Blatt „Kommunal“:  „Wir stehen hier vor den Herausforderungen des ländlichen Raums, denen wir uns stellen müssen”, sagte die Bürgermeisterin. Zum Beispiel der Nahverkehr. “ Sie könnte sich also auch den tatsächlichen Problemen auf den Land zuwenden.

Ihr verstorbener Mann Henning von Buchwaldt war in der Forstverwaltung tätig.

 

Wären Wanderwölfe sicherer, wenn sie in entsprechender Kleidung unterwegs wären? Ki generiertes Bild von Grok/X

 

Schon 2021 wurde ein Antrag auf Abschuss abgelehnt

Es klingt nicht nur unglaublich, es ist auch so. Weil ein Kind wohl am 23. Juli 2021 auf einem Radweg zwischen Wittenhaben und Hullerbusch einen Wolf gesehen haben wollte, stellten die Gemeinde Feldberger Seenlandschaft und ein Jäger noch am gleichen Tag einen Antrag auf Abschuss des Tieres. Wohl ohne überhaupt zu überprüfen, ob es sich denn wirklich um einen Wolf gehandelt hat. Monatelange Überwachung des Gebietes mit Wildkameras ergab nämlich, dass sich dort gar keine Wölfe aufhalten. Der Antrag wurde damals übrigens abgelehnt.

Wir gehen davon aus, dass auch der neueste Schildbürgerstreich ins Leere gehen wird.

Die Monitoringdaten 23/24 weisen für Mecklenburg-Vorpommern übrigens gerade mal 19 Rudel, zehn Wolfspaare und zwei Einzelwölfe auf. Seit 2021 findet kaum noch eine Steigerung statt. Das liegt unserer Meinung nach an der massiven illegalen Verfolgung im Bundesland, das von den Behörden kaum geahndet wird.

Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Backhaus behauptete allerdings im Dezember 24, dass die Zahlen nicht stimmen würden und es mindestens 25 Rudel geben würde. Darüber hinaus betonte er die Notwendigkeit einer Regulierung der Wolfspopulation im Nordosten. Im August 24 warnte Backhaus noch vor illegalen Tötungen.

 

Jetzt beginnt auch die Paarungszeit

Blick aus einer unserer Wildkameras, irgendwo in Deutschland.

 

Quellen:

https://www.nordkurier.de/regional/neustrelitz/von-anwohnerin-gefilmt-wolf-laeuft-seelenruhig-durch-dorf-3243012

https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/haff-mueritz/Feldberg-Gemeide-beantragt-Abschuss-eines-Wolfes,mvregioneubrandenburg2350.html

https://wolfsschutz-deutschland.de/2021/12/19/abschussantrag-fuer-einen-wolf-in-mecklenburg-vorpommern-abgelehnt/

https://wolf-mv.de/woelfe-in-m-v/

https://www.nordkurier.de/regional/neustrelitz/buergermeisterin-schimpft-im-jagdmagazin-ueber-wolfs-politik-2125121

https://www.pressreader.com/germany/strelitzer-zeitung-9BMV/20241115/281861534036936?srsltid=AfmBOoqKC1Mfkpv3lcJUC5aGRglBS1TPDA92W7X7NcRQsijy4xK4IWxR

https://gemeinde.feldberger-seenlandschaft.de/medien/dokumente/2023_10_11_einladung_jg_weitendorf_27._oktober_2023.pdf?20231012123644

https://kommunal.de/das-vergaberecht-blockiert-die-flexibilitaet

https://www.nordkurier.de/regional/neustrelitz/feldberger-burgermeisterin-hat-geheiratet-1192760

https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Umweltminister-Deutlich-mehr-Woelfe-in-MV-als-statistisch-erfasst,wolf5148.html

https://www.regierung-mv.de/Aktuell/?id=206806&processor=processor.sa.pressemitteilung

https://www.ardmediathek.de/video/nordmagazin/wolfsmonitoring-backhaus-warnt-vor-illegalen-abschuessen/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS9mYmJjZWQ2Yi02OTAxLTRkYmYtYTYxNi1lY2JmYWY1ODIwMDM

 

Wir freuen uns über finanzielle Unterstützung:

Konzerne und Lobbyisten bestimmen immer mehr –  und nicht im Interesse der Bürger und nicht zum Wohle der Natur – mit. Deshalb ist es essentiell, dass es Vereine wie Wolfsschutz-Deutschland e. V. gibt, die völlig unabhängig sind. Kein Vorstandsmitglied sitzt in einer Partei. Parteien mischen auch nicht bei uns mit und wir nehmen keine Lobbygelder an. Wer uns unterstützt, kann sich also sicher sein, dass wir stets im Sinne unserer Wölfe handeln. Wir sind nicht bestechlich. 

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Niedersachsen – Populationsstudie Wolf bedeutet nichts anderes als Beginn erneuter Ausrottung

Gestern stellte der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies gemeinsam mit dem Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft (IWJ) der Universität für Bodenkultur Wien eine neue Populationsstudie zum Wolf in Niedersachsen vor. Wolfsschutz-Deutschland e. V. ist der Meinung, dass illegale Abschüsse damit legalisiert werden sollen. Eine erneute Ausrottung könnte die Folge sein. Wir protestieren auf das Schärfste und fordern Umweltminister Lies (SPD) auf, sich endlich um Herdenschutzmaßenahmen zu kümmern.

Vor einem Jahr hatte das Land Niedersachsen die Studie in Auftrag gegeben, scheinbar um sich den „günstigen Erhaltungszustand des Wolfs“ endlich bestätigen zu lassen. So geht  Umweltminister Lies (SPD)  davon aus, dass sich der Wolf unter den gegenwärtigen Bedingungen bis 2030 in Niedersachsen und in Deutschland in allen potenziellen Lebensräumen niedergelassen haben wird. Die Studie zeige seiner Meinung nach aber auch, dass der Abschuss einzelner Wölfedas Wachstum der Gesamtpopulation nur verlangsame, aber nicht bedrohe.

Hier liegt genau der Knackpunkt und hier zeigt sich wieder einmal mehr, dass der Umweltminister der Agrar- und Jagdlobby mehr gewogen zu sein scheint, als seiner Aufgabe als Umweltminister. Hierzu passt auch, dass der Wolf in Niedersachsen ins Jagdrecht aufgenommen worden ist. Die Jäger scheinen darauf zu pochen, dass Wölfe nun auch endlich in den Katalog des „jagdbaren Wildes“ aufgenommen werden könnten. Wie gelegen kommt hier eine Studie, die aufzeigt, dass Regulierung gar nicht so schlimm sein soll?

Beispielbild Wolf.

Macher der Studie aus dem Jagdumfeld

Die Macher der Studie sind keinesfalls neutral zu nennen. „Das Institut beschäftigt sich in Forschung und Lehre mit der Ökologie und dem Management von Wildtieren und deren Lebensräumen. Dazu gehören vor allen Dingen jene Säugetiere und Vögel, die im Fokus verschiedener Interessensgruppen stehen (Jagd, Fischerei, Naturschutz, Tourismus, Land-, Forst- und Wasserwirtschaft, Raumplanung etc.).“, ist auf der Webseite zu lesen. Gleichzeitig ist dessen Leiter Klaus Hackländer auch Leiter der Jägerstifitung „Deutsche Wildtierstiftung“.  Könnten solche Ergebnisse auch und gerade deswegen zustande kommen? Unklar. Fakt ist aber, dass als Grundlage für alle Berechnungen von einem so genannten exponentiellen (unbegrentes, freies) Wachstum ausgegangen wurde. Dies entspricht aber nicht der Realität, denn die Wolfspopulation wächst deutlich geringer. Alleine vier von 23 möglichen Szenarien ergaben ein erneutes Aussterben des Wolfes bis 2030.

Nutztierrisse gehen trotz mehr Wölfen zurück

Dass Herdenschutz wirkt, ist durch Statistiken belegbar, denn in Niedersachsen gingen die Zahlen von Nutztierrissen in den vergangenen drei Jahren deutlich zurück. Warum also will Lies Wölfe schießen lassen? Seiner Aussage nach, damit die Population langsamer wächst. Warum sollte sie langsamer wachsen, wenn doch die Risszahlen zurück gehen Hier stellt sich erneut die Frage, ob die Jägerschaft einfach keine Lust mehr hat, für Trophäen ins Ausland zu reisen?

Desweiteren zeigt die Rissliste Niedersachsen auf, dass Risse vor allem dort aufreten, wo nicht geschützt wird. Ein Abschuss von Wölfen verringert die Angriffe auf Nutztiere nicht, wie auch das Beispiel Frankreich zeigt, wo jährlich Wölfin sinnlos abgeschlachtet werden.

Und da die Wiederbesiedlung des Wolfes in seine natürlichen Lebensräume noch nicht abgeschlossen ist, bewerten EU und Bundesregierung den Erhaltungszustand weiter als ungünstig. Wir fordern Herrn Lies auf, sich endlich mit den Realitäten zu befassen und uns würde auch interessieren, wie viel diese Studie die Steuerzahlenden gekostet hat.

 

Hier die Pressemitteilung dazu: https://www.umwelt.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/pressemitteilungen/pi-92-populationsstudie-wolf-213564.html?fs=e&s=cl&fbclid=IwAR2cHWAj_dYpUd2uD_1FMDEKp48_SGSU_NRLAVHVnWwubB9qBe5TkJT4oiI

Hier die Studie: 220713_Studie_Final (1)

https://www.senckenberg.de/de/institute/senckenberg-gesellschaft-fuer-naturforschung-frankfurt-main/abt-fliessgewaesseroekologie-und-naturschutzforschung/das-cewolf-konsortium/#content-0003_2

https://boku.ac.at/dib/iwj/institutsprofil

https://www.deutschewildtierstiftung.de/aktuelles/prof-dr-klaus-hacklaender-wird-mit-wirkung-zum-1-januar-2021-zum-vorstand-der-deutschen-wildtier-stiftung-ernannt