Zwei neue Wolfsterritorien: jetzt leben offiziell vier Wölfinnen in Hessen

Wiesbaden, 22.03.2021 – In Hessen sind zwei weitere Wölfe sesshaft, schreibt das Hessische Umweltministerium heute in einer Pressemitteilung. Neben den bereits vor einem Jahr als territorial registrierten Tieren im Vogelsberg und in Nordhessen, hat sich auch je ein Tier im Kreis Hersfeld-Rotenburg sowie im Rheingau-Taunus-Kreis niedergelassen – beides weibliche Tiere, in Hessen leben nun also insgesamt vier sesshafte Wölfinnen. Mit weiteren durchziehenden Tieren müsse auch jederzeit gerechnet werden.

Beispielbild Wölfin. ©Brigitte Sommer

Von Sachsen nach Hessen

Im Kreis Hersfeld-Rotenburg konnte nun eine Ende Januar dieses Jahres gesammelte Kotprobe einer Wölfin zugeordnet werden, die bereits Ende März 2019 bei Alheim nachgewiesen worden war. Das Tier stammt aus einem sächsischen Rudel und trägt das Laborkürzel GW1142f. Durch den engen räumlichen Zusammenhang der beiden Nachweise sowie durch die Nachweisdauer von mehr als sechs Monaten gilt die Wölfin als territorial in dem betreffenden Gebiet. Ob sie eines der beiden Tiere ist, die im Februar 2021 von einer Kamerafalle bei Ludwigsau fotografiert wurden (PM vom 1. März 2021), lässt sich nur anhand des Fotos nicht verifizieren.

Unbekannte Wölfin im Taunus

Auch im Rheingau-Taunus-Kreis führt ein neuer DNA-Nachweis zur Ausweisung eines neuen Territoriums: Die Wölfin GW1798f wurde Anfang März 2021 an einem Rotwildriss bei Rüdesheim nachgewiesen. Ein erster Nachweis erfolgte zuvor im Mai 2020 in der nahegelegenen rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinde Loreley. Auch diese Wölfin gilt damit als territorial, weil sie vor mehr als sechs Monaten erstmals in diesem Gebiet nachgewiesen wurde. Ihr Herkunftsrudel ist unbekannt, sie entstammt aber, wie auch die anderen sesshaften Wölfinnen in Hessen, der mitteuropäischen Flachlandpopulation. Auch hier ist aus demselben Grund wie oben unklar, ob GW1798f einer der beiden Wölfe ist, die eine Kamerafalle bei Schlangenbad Mitte Februar aufgenommen hat (PM vom 11. März 2021): Für den Nachweis eines Individuums ist fast immer eine DNA-Analyse nötig.

Seit Sommer bzw. Herbst 2020 nichts Neues mehr von Wölfin Stölzi und Wölfin Ulli von Ullrichstein.

Mit den nun ausgewiesenen Territorien gibt es derzeit vier sesshafte Wölfinnen in Hessen. Die Wölfin GW1409f im Bereich des nordhessischen Stölzinger Gebirges wurde zuletzt im Oktober 2020 genetisch nachgewiesen. Für GW1166f mit räumlichem Schwerpunkt im Vogelsberg gelang der letzte genetische Nachweis im August 2020.

Hier geht es zur Pressemitteilung: https://www.hlnug.de/presse/pressemitteilung/zwei-neue-wolfsterritorien-in-hessen?fbclid=IwAR2aG0mo_iWOXD3O2J8zT6HpfBy-Y9QNZdtKTmNlmVLSmccLxPt11_T6bz4

 

Bei Wutbauern in Hessen – Faktencheck und Zaunkontrolle im Vogelsberg bei Wölfin Ulli von Ulrichstein zeigt desolaten Schutz

Bauern und Jäger machen gegen die beiden in Hessen ansässigen Wölfinnen mobil und schrecken hier auch vor alternativen Fakten und Gruselgeschichten nicht zurück. Es war also wieder einmal an der Zeit, die Lage vor Ort im Vogelsberg zu checken. Wir fanden desolate Zaunzustände sowie Wutbauern, die sich wohl einfach nicht mit der Wölfin arangieren möchten, vor. Dabei ist Wölfin Ulli von Ulrichstein nicht einmal ein Riss nachzuweisen. Deshalb versuchen die Bauern die Wölfin wohl jetzt mit dem Argument der angeblich mangelnden Scheu loszuwerden.

Lobbypolitik für die Bauern von der SPD?

Angeblich soll die im Vogelsberg ansässige Wölfin Ulli von Ulrichstein jedwede Scheu verloren haben und die Bauern, die oft auch zugleich einen Jagdschein haben – also zugleich auch Jäger sind – würden sich in der Dämmerung nicht mehr aus dem Haus trauen. Solche Geschichten schildern sie der Tagespresse  und auch Landräte scheuen sich nicht, mit populistischen Forderungen aufzutreten. Beim einem kürzlichen Vor-Ort-Termin wurde Landrat Manfred Görig (SPD) so zitiert: „Die Menschen, die sich ihre Heimat mit dem Wolf teilen müssen, dürfen mit der Bewältigung dieser Mammutaufgabe nicht alleingelassen werden.“ Auf dem Hof von Familie W. soll sich Görig ein Bild von der Lage und dort auch betroffene Anwohner des Ulrichsteiner Stadtteils gemacht haben. Vom Wolfsmanagement der Hessischen Regierung wären diese nicht überzeugt. „Spricht man mit den Menschen hier, kann man sicher alle zwei bis drei Tage eine Begegnung mit dem Wolf nachvollziehen“, sagt Landwirt Bernd W.  „Niemand hat gefragt, ob wir den Wolf hier haben wollen. Wieso bekommen wir es dann aufgebürdet?“, wird Landwirt W., weiter im Onlinemedium Lokalo 24 zitiert.

Seltsam ist es schon, dass unsere Mitglieder auch vor Ort sind, aber der Wölfin noch nicht begegnet sind. Bei einem anderen Bericht einer Lokalzeitung wurde sogar ein Video, das einen Jungwolf aus einem ganz anderen Bundesland zeigte, eingebunden und es wurde behauptet das Tier sei die Vogelsberger Wölfin.

Jäger wollen wohl beide hessischen Wölfinnen als verhaltensauffällig erklären und abschießen

Der hessische Landesjagdverband fordert sogar schon Kriterien, wie die beiden Wölfinnen zu beseitigen wären. Ein Jäger aus Frankfurt hatte behauptet, einem Wolf in Brandenburg vor die Füße geschossen zu haben, weil dieser angeblich seinen Jagdhund angegriffen habe. Im Internet gab der Jäger seinen Waidgenossen den Ratschlag, dies ebenso zu tun. Er selber würde es auch jederzeit wieder so lösen. Seltsamerweise wurde kurz danach tatsächlich ein Wolf bei einer Drückjagd in Brandenburg erschossen. Angeblich soll er einen Jagdhund angegriffen haben. Für solche merkwürdigen Fälle fordern die Hessischen Jäger nun wohl Rechtssicherheit. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Hessische Jäger wollen Niedersächsischen Umweltminister Lies als Vorbild

„Es ist nun dringend geboten konkret zu regeln, wann ein verhaltensauffälliger Wolf in Hessen entnommen werden kann, so wie es etwa der Niedersächsische Umweltminister Olaf Lies getan hat. Ein klarer Handlungsplan, der genau vorsieht, wie oft ein Wolf eine ordnungsgemäße Einzäunung überwunden haben muss und wie viele Weidetiere einen ernsten wirtschaftlichen Schaden darstellen, ist nun dringend erforderlich“, so Prof. Dr. Jürgen Ellenberger, Präsident des Landesjagdverbandes Hessen in einer Pressemitteilung.

Die kann aber kaum der Wille der Hessischen Landesregierung sein, denn Um Lies hatte in Niedersachsen Steuergelder in Millionenhöhe für die erfolglose Jagd auf Wolf Roddy verbraucht.

Wir haben mit ganz normalen Anwohnern und Wandernden in der Gegend gesprochen. Hier scheinen wirklich nur Bauern und Jäger Angst vor der Wölfin zu haben. Einige gaben sogar an, extra wegen der Wölfin Wandertouren rund um das Gebiet bei Ulrichstein eingeplant zu haben. Leider habe man die Wölfin jedoch nicht gesehen.

Dreiste Lügen um angebliche Risse?

Es scheint der Fall zu sein, dass die Landwirte es mit der Wahrheit jedenfalls nicht so genau nehmen. Dem voraus gegangen  sind zahlreiche Artikel in der Lokalpresse um angeblich gerissene Kälber. Fakt ist aber: „Wolf lässt Schafe in Ruhe“, lautete die Überschrift eines Artikels in der Frankfurter Rundschau. Das HLNUNG wird darin folgendermapen zitiert: „Sie (Wölfe) ernähren sich überwiegend von Schalenwild, Angriffe auf Tierhaltungen seien die Ausnahme, beurteilt das Ministerium. Die Ulrichsteiner Wölfin – interne Kennung 1166f – etwa habe sich bislang schadlos gehalten und sich nur von Schalenwild, wie zum Beispiel Rehen, ernährt. Nutztierrisse seien von ihr nicht angezeigt worden, seitdem sie sesshaft geworden sei, hieß es in der dpa-Meldung, die die Frankfurter Rundschau zum Anlass genommen hatte, am 12.06.20 einen Bericht über die Wölfin imVogelsberg zu verfassen.

Nachfolgend klären unsere Bilder aus dem Kerngebiet der Ulrichsteiner Wölfin darüber auf, dass hier Zäune nur dazu da sind, die Tiere in den Weiden zu halten. Es scheint den Haltern völlig gleichgültig zu sein, ob Hunde oder Beutegreifer zu den Kälbern oder Rindern und Kühen hineingelangen können. Allerdings ist es dennoch total unwahrscheinlich, dass eine einzelne Wölfin Rinder angreifen würde. Allerdings würde sie sicherlich tote Tiere nachsorgen. Wölfe fressen auch Aas. Hier besteht die Gefahr, dass ein betroffener Bauer eine Totgeburt oder an einer Krankheit verstorbenen Tier als Wolfsrisse angeben könnte, um an eine Entschädigungssumme zu gelangen und um gegen die Wölfin zu hetzen.

 

Weide 1: Jungrinder und Kälber

 

Jungrinder und Kälber auf einer Weide. Eine äußere Litze besteht durch Stacheldraht, eine innere durch ein Band. Unter beiden Litzen können Hunde oder Beutegreifer bequem hindurch.
37 Zentimeter beträgt der Abstand der Stacheldrahlitze zum Boden. Hier können Hunde und Beutegreifer einfach unten durch.
Bei der inneren Bandlitze sind es sogar 75 Zentimeter.
Beide inneren Litzen haben keine Spannung.
Hier sind noch einmal die Bewohner dieser Weide zu sehen. Jungrinder und Kälber ohne Mütter.

Weide zwei: erwachsene Rinder

Auch bei dieser Weide wird deutlich, dass die Litze nur dazu dient, die Rinder drinen zu halten. Dem Besitzer scheint gleichgültig zu sein, was von draußen hereinkommen kann.
Rinderweide mit nur einer Litze.
Das Revier der Wölfin ist weitläufig. Wiesen wechseln sich mit Wäldern ab.
Blick in Wölfin Ull von Ulrichsteins Revier im Vogelsberg.

Weide 3: Schafsweide

Diese Schafsweide im Kerngebiet der Wölfin wurde wohl mit Elektrozaun nachgerüstet. Er umschließt innen liegende Litzen aus Draht und Stacheldraht. Im oberen Bereich sind 4.000 bis 6.000 Volt gemessen worden.
Die Tücken dieses nachgerüsteten Netzes liegen am Boden.
In Hessen wurden Stromnetze von 90 Zentimetern Höhe vom HLNUG als ausreichend erklärt.
Kein Untergrabschutz, das Gras wächst in den Zaun hinein. Ganz unten keine Spannung mehr.
In der vorletzen Querstrebe zum Boden sind es nur noch 2.000 Volt.
Keine Spannung am Boden und dazu noch eine Lücke. Dies lädt zum Untergraben ein.
Keine Spannung und zehn Zentimeter Lücke zum Boden.
Normalerweise hätte der Rand des Geheges gemäht werden müssen. Hier ist deutlich zu sehen, wie das Gras in den Zaun hineinwächst, was sie Spannung vermindert.
Die Höhe ist in Hessen ausreichend.
Kein Untergrabschutz, keine Spannung am Boden.

Weide 4: erwachsene Rinder

Diese Weide ist nur von einer Litze umringt.
Auf dieser einen Litze ist nicht einmal Spannung vorhanden.
Die Höhe bis zum Boden beträgt 77 Zentimeter. Hier marschiert alles darunter durch was möchte.

Weide 5: Jungrinder

Jungrinderweide bei Unterseibertenrod.
Eine Lücke von 39 Zentimeter bis zum Boden.
Hier sind es sogar 45 Zentimeter.
45 Zentimeter bis zum Boden. Hier ist es völlig unerheblich, dass der Zaun insgesamt 103 Zentimeter hoch ist. Stirbt hier ein Tier und Wolf oder Fuchs treten als Nachsorger auf, wird behauptet, dass der Zaun übersprungen worden wäre.
Innen befindet sich eine Litze ohne Spannung.
Diese Rinderweide ist totel abgelegen.

Weide 6: Mutterkühe und Kälber

Hier sind Mutterkühe und Käber untergebracht. Hunde, Wölfe und andere Beutegreifer können hier ohne Probleme Totgeburten oder tote Kälber, die nicht mehr verteidigt werden, nachsorgen.
Eine Lücke von 50 Zentimetern bis zum Boden.
Dass hier ausreichend Spannung auf den Zäunen ist, ist unerheblich, denn Hunde oder Beutegreifer können einfach unter dem Zaun durch.
Hier ist die Lücke sogar 83 Zentimeter hoch.
Jungrinder, Muttekühe und Kälber.
Jungrinder, Mutterkühe und Kälber haben hier ein schönes Leben. Geschützt sind sie jedoch nicht.

 

Quellen: https://www.lokalo24.de/lokales/alsfeld/vogelsbergkreis-lernen-wolf-leben-13841546.html?fbclid=IwAR1P5PXGqqHEWHyFJaUE3YC9EBAp4s4t_xbK1UP0TXbe-LgYV0FouvNB4aQ

https://wolfsschutz-deutschland.de/2019/12/17/hessen-2020-wieder-wolfsgebiet-faktencheck-und-zaunkontrolle-bei-ulrichstein-jagdfrevel-und-meist-ungeschuetzte-weidetiere/

https://wolfsschutz-deutschland.de/2020/03/03/hurra-hessen-ist-wieder-wolfsland-woelfin-im-vogelsberg-daheim/

https://wolfsschutz-deutschland.de/2020/01/27/faktencheck-und-zaunkontrolle-hessen-hobbyschaefer-e-keine-spannung-auf-den-zaeunen-aber-wolfsausrottung-auf-wutdemo-fordern/

https://www.fr.de/rhein-main/woelfin-laesst-schafe-ruhe-13796685.html

https://ljv-hessen.de/wolfsmanagement-muss-aktueller-situation-angepasst-werden/

https://wolfsschutz-deutschland.de/2020/02/27/anfrage-der-gruenen-deckt-auf-umweltminister-lies-spd-verrennt-sich-in-wolfsjagd-in-niedersachsen-dabei-geht-es-um-millionen/

https://www.hlnug.de/themen/naturschutz/tiere-und-pflanzen/arten-melden/wolf?fbclid=IwAR3UfPdkHbVUlvqALxcVZ00Ec9guzARE9sxC2VEWsOlhGDWZUHaR5-A_4J8

 

 

 

 

 

 

Hessen 2020 wieder Wolfsgebiet? Faktencheck und Zaunkontrolle bei Ulrichstein – Jagdfrevel und meist ungeschützte Weidetiere

Zwischen dem 27. Oktober und dem 2. November 2019 seien sowohl im Vogelsberg, als auch in den Landkreisen Hersfeld-Rotenburg, im Schwalm-Eder-Kreis und im Werra-Meißner-Kreis mehrere Tiere, vorwiegend Nutztiere, aber auch Wildtiere, von Wölfen gerissen worden, schreibt das Hessische Landesumweltamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) heute in einer Pressemitteilung. Nun würden auch die Ergebnisse der genommenen Genproben vorliegen. In allen fünf Fällen wäre  die Individualisierung gelungen – es handle sich um die beiden Wölfinnen, die das HLNUG bereits mehrfach genetisch dokumentiert hat.

Weidetierhalter fordern Wolfsabschuss

Wir von Wolfsschutz Deutschland e. V. haben uns die Gegend, in der sich die Wölfin GW1166f – von uns Ulli von Ulrichstein genannt –  wohl ansiedeln wird, am Sonntag, den 15.12.19 mal etwas näher angeschaut. Die Gegend ist hügelig bis bergig, weitläufig, wenig besiedelt und Waldflächen wechseln sich mit Wiesen und Feldern ab. Ein ideales Gebiet für Wölfe, das einen ähnlichen Eindruck macht, wie die Heimat des Rosenthaler Rudels in Sachsen. Wir haben dort insgesamt fünf Weiden kontrolliert – auch im Bereich der nachgewiesenen Risse sowie auch Müll im Wald gesammelt. Hierbei sind wir auch auf Jagdfrevel gestoßen. Die Schafsweide entsprach den Mindestanforderungen in Hessen. Allerdings lag ein Schaf hilflos auf der Seite und es kam nicht mehr von alleine hoch. Wird es nicht gedreht, kann das Tier sterben. Wir haben die Polizei Alsfeld informiert und die freudige Nachricht erhalten, dass sich der Schäfer wie auch schon angekündigt, gleich auf den Weg gemacht hatte und das Schaf wieder hingestellt hatte, das daraufhin kurz danach Zwillinge zur Welt gebracht hatte. Mutter und Lämmchen geht es gut. Sämtliche Rinderweiden hatten keinen Mindestschutz, sondern es war lediglich eine Litze in Höhe von 80 bis 90 Zentimetern gespannt. Dass hier Kälber gerissen werden, ist bei solchen Weiden, die NICHT den Mindestanforderungen entsprechen, alles andere als verwunderlich.

Umso erstaunlicher ist es, dass sich von Rissen betroffene Bauern in der Lokalpresse mit solchen Forderungen präsentieren, wie Schäfer Bernd W. in der Oberhessischen Zeitung: „Die Weidetierhaltung darf nicht länger einer falschen Romantik und der ungehemmten Verbreitung des Wolfes untergeordnet werden, genauso wenig, wie das Sicherheitsgefühl der Menschen in den ländlichen Räumen.“

Zwei Wölfinnen, eine im Vogelsberg, die andere in Nordhessen, werden sesshaft

Zitat aus der Pressemeldung des HLNUG: „Die Wölfin mit dem Laborkürzel GW1166f wurde bei einem Rehriss im Vogelsberg am 27. Oktober erneut genetisch bestätigt. Nur zwei Tage später, am 29. Oktober, hinterließ dasselbe Tier beim Riss eines Angus-Kalbs im Vogelsberg seinen genetischen Fingerabdruck. Erstmals war GW1166f am 12. Juli 2019 anhand einer Losungsprobe (Wolfskot) identifiziert worden, sie hält sich seither im Gebiet um Ulrichstein im Vogelsberg auf. Nach wiederholtem Nachweis dieser „Ulrichsteiner Wölfin“ mittels DNA-Analyse über sechs Monate hinweg, würde GW1166f ab Mitte Januar 2020 als „territorial“ betrachtet (GW= Grauwolf, 1166= Labornummer, f= weiblich).“

Das zweite Tier, das erstmals seit dem Rüden vom Reinhardtswald in Hessen als territorial bezeichnet werden könnte, trägt das Kürzel GW1409f und wurde erstmalig am 1. August 2019 bei Herlefeld im Schwalm-Eder-Kreis an einem Rotwild-Alttier nachgewiesen. Diese Wölfin war laut der jüngsten Analyseergebnisse verantwortlich für drei Rissvorfälle in drei verschiedenen Landkreisen. Sie würde bei weiteren Bestätigungen am 1. Februar 2020 als sesshaft bezeichnet werden.

Die Gennachweise im Einzelnen:

02.11.2019     Sontra/Werra-Meißner-Kreis, Genetik Schafe, Wolf HW01, GW1409f
31.10.2019     Herlefeld/Schwalm-Eder-Kreis, Genetik Schaf, Wolf HW01, GW1409f
29.10.2019     Seifertshausen/Hersfeld-Rotenburg, Genetik Rotwild, Wolf HW01, GW1409f
29.10.2019     Unter-Seibertenrod/Vogelsbergkreis, Genetik Kalb, Wolf HW01, GW1166f
27.10.2019     Lardenbach/Vogelsbergkreis, Genetik Reh, Wolf HW01, GW1166f

Hier unser Faktencheck in Bildern:

Schafweide bei Romrod

Dieses festliegende Schaf fanden wir bei unserer Kontrolle am Sonntag Abend, den 15.12.19. Es kommt immer wieder vor, dass Schafe von alleine nicht wieder hochkommen. So werden sie auch leicht zum Opfer von streunenden Hunden oder Beutegreifern. Wir haben in diesem Fall auch nicht die Weide betreten und das Schaf umgedreht (was nicht legal gewesen wäre), sondern wir haben die Polizei angerufen. Nach einigem Hin und Her hatte die Polizei Alsfeld und auch zugesichert, den Weidetierhalter ausfindig machen zu lassen und darüber zu informieren, dass er sein Schaf umdrehen muss.

UPDATE: 18.12.19 – Die Polizei Alsfeld hat nachgeforscht, was mit dem Schaf weiter passiert ist und nun die freudige Nachricht erteilt, dass sich der Schäfer wie auch schon angekündigt, gleich auf den Weg gemacht hatte und das Schaf wieder hingestellt hatte, das daraufhin kurz danach Zwillinge zur Welt gebracht hatte. Mutter und Lämmchen geht es gut.

Das festgelegene Schaf gehörte zu dieser Schafsherde bei Romrod.
90 Zentimeter hohe Standardnetze gelten in Hessen als ausreichende Umzäunung, während in anderen Bundesländern 1,10 Meter mit zusätzlichem Flatterband üblich ist.
Überall maßen wir. Hier sind es 10.000 Volt – auch auf der Litze am Boden.
Das Gelände, auf dem sich die Wölfin „Ulli von Ulrichstein“ niedergelassen hat, gleicht dem des Rosenthaler Rudels in Sachsen. Hier wechseln sich kleinere Waldflächen mit Wiesen und Äckern ab.

Vier Rinderweiden bei Ulrichstein Unter- und Oberseifertenrod

Rinderweide bei Seibertenrod, direkt mit Hochsitz. Bei Haltung einer kleinen Anzahl von Rindern oder Pferden wird laut Hessischem Wolfsmanagementplan ein Elektrozaun mit 4 Litzen und maximal 20cm Bodenabstand empfohlen. Die Funktionsfähigkeit von Zaun und Elektrogerät muss regelmäßig überwacht werden. Bereits aus Tierschutzgründen muss der Zustand der Tiere einmal pro Tag überprüft werden. Hierbei ist die Kontrolle der Einzäunung auf unversehrte Funktionsfähigkeit wichtig.
Während unserer Kontrolle überquerte eine Wildschweinfamilie (siehe Hintergrund) die Weide. Dadurch gerieten auch die Kühe in Bewegung und rannten hinter den Schweinen her.
Eine einzige Litze, 78 Zentimeter hoch und völlig ohne Spannung.
Die Rinder kamen im hinteren Teil der Weide zum Stehen. Zum Glück muss man sagen, denn auf der einzelnen Litze war keine Spannung. So wundert es nicht, dass ständig ausgebrochene Weidetiere gemeldet werden.
Weide mit Mutterkühen, Bullen und Kälbern bei Seibertenrod, Auch hier wird wie überall in dem Gebiet, die Weide von einer einzigen Litze begrenzt. Für Spaziergänger unter Umständen gefährlich. Bei einem Bullen mit auf der Weide wird sich die Wölfin höchstwahrscheinlich nicht herantrauen, doch kleine Kälber können selber unter der Litze hindurch und finden evtl. den Weg nicht mehr zurück. So können sie eben doch leicht zum Opfer von wildernden Hunden oder Beutegreifern werden.
Kleine Kälber stehen hier auf einer Wiede, die nur von einer Litze umzäunt ist.
Die nächste Weide mit Mutterkühen, Bullen und Kälbern bei Seibertenrod wird von Büschen umrahmt. Innen sind zwei weitere Litzen aus Metall ohne Spannung angebracht. Eine einzige Litze in Höhe von 80 Zentimetern führt 4.000 Volt. Doch hier kommen Beutegreifer mühelos unten durch.
Hier ein Nebeneingang zur Weide.
Die Mutterkühe, Kälber und Bullen leben unter idealen Bedingungen in Weidehaltung. Dennoch werden sie nicht ordentlich geschützt. Eine Litze in Höhe von 80 Zentimetern ist zu wenig.
Eine Litze in Höhe von 83 Zenitmetern mit 10.000 Volt reicht dennoch nicht aus, weil sowohl Kälber, als auch Beutegreifer unten durch gelangen können.
In einem Waldstück südlich von Romrod haben wir diesen Jagdfrevel entdeckt. Jäger ließen ein erschossenes und ausgeweidetes Wildschwein einfach im Wald liegen. Problematisch in Zeiten der ASP. Siehe auch hier: https://umwelt.hessen.de/presse/pressemitteilung/hessen-bereitet-sich-auf-afrikanische-schweinepest-vor
Jagdfrevel in einem Waldstück bei Romrod. Scharen von Raben und einige Bussarde führten uns zu diesem Kadaver. Wir dachten zuerst einen Wolfsriss entdeckt zu haben, doch es stand sehr schnell fest, dass hier zweibeinige Jäger am Werk gewesen sind.
Auf der gegenüberliegenden Seite waren Einweghandschuhe achtlos weggeworfen worden. So wird der Wald von Jägern vermüllt.

 

 

Einweghandschuh neben dem toten Wildschwein.

 

 

 

Quellen: https://www.hlnug.de/presse/pressemitteilung?tx_news_pi1[action]=detail&tx_news_pi1[controller]=News&tx_news_pi1[news]=292&cHash=78fe7f469093cd552c24ba3c78af6f5a&fbclid=IwAR226vHIMwRdr23UtkCV_g0TAuaMIp18z9asELaoUTe-py0f93eEdfPbyc8

https://umwelt.hessen.de/sites/default/files/media/hmuelv/wolfsmanagementfuerhessen.pdf

https://umwelt.hessen.de/presse/pressemitteilung/hessen-bereitet-sich-auf-afrikanische-schweinepest-vor

https://www.hlnug.de/presse/pressemitteilung?tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Bnews%5D=316&cHash=404d7a82240ebbf5b30b1c2448fe1366

https://www.oberhessische-zeitung.de/lokales/vogelsbergkreis/ulrichstein/wolf-reisst-kalb-bei-ulrichstein_20855248?fbclid=IwAR0edbKXCjG6E1kR2H6vQ09gxV-lq5ZIv4Pwbtdvx-TaFyOr11l5amopdbo