Thüringen: Kein „unglaublicher Anstieg“ der Wolfsrisse – Politiker und Presse verbreiten die Unwahrheit

In Thüringen tobt eine erbitterte Debatte um den Wolf, die von maßlosen Übertreibungen und populistischen Parolen geprägt ist. Während Politiker wie Peter Grimm, Bürgermeister von Großbreitenbach, von einem „unglaublichen Anstieg“ der Wolfsrisse sprechen, und Medien diese Behauptungen ungeprüft übernehmen, zeigen die Fakten ein anderes Bild. Landwirte wie Heinz Bley mit seinem Thüringeti-Projekt tragen durch ihre Praktiken zu einem verzerrten Bild bei, das den Wolf als Bedrohung darstellt. Dabei wird die wahre Ursache der Konflikte – fehlender Herdenschutz – systematisch ignoriert. Dieser Artikel entlarvt die Lügen und zeigt, wie eine faktenbasierte Diskussion den Weg für eine friedliche Koexistenz ebnen könnte.

Peter Grimm, Bürgermeister von Großbreitenbach, behauptet im Artikel auf „insuedthueringen.de“ vom 14. April 2025, die Wolfsrisse im Ilm-Kreis hätten „unglaublich zugenommen“. Diese dreiste Behauptung ist eine glatte Lüge, wie aktuelle Rissdaten eindeutig beweisen. Der fehlende Herdenschutz ist das wahre Problem, doch Politiker wie Grimm und die regionale sowie überregionale Presse verbreiten gezielte Propaganda, indem sie die Fakten ignorieren und tendenziöse Hetze gegen Wölfe betreiben. Es reicht: Schluss mit der Lügenkampagne – wir fordern konsequenten Herdenschutz statt populistischer Abschussforderungen! Grimm hat sogar einen Petition an den Thüringer Landtat gestarte, aber nur wenige Unterschriften erzielt: https://petitionen.thueringer-landtag.de/petition/petition-an-den-thueringer-landtag-zur-regulierung-des-wolfsbestandes
Beispielfoto Wolfspaar.

Rissdaten entlarven die Märchen von Peter Grimm

Die Risslisten des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten (TMLNU) für 2025 (Stand 24. April) zeigen 57 Schadensereignisse mit 91 betroffenen Nutztieren. Davon sind nur 26 Fälle genetisch als Wolfsrisse bestätigt, 8 weitere in Bearbeitung. In Großbreitenbach gab es 5 Fälle mit 7 betroffenen Tieren (3 Schafe, 4 Muffel). Im Vergleich zu 2023/24 (134 Risse, ca. 11 pro Monat) ist die Zahl 2025 leicht gestiegen (16 pro Monat) – ein völlig normaler Anstieg, der bei nur 24 standorttreuen Wölfen in Thüringen niemanden überraschen sollte. Grimms Behauptung eines „unglaublichen Anstiegs“ scheint schlicht erfunden, ein populistischer Trick, um den Abschussantrag im Ilm-Kreis zu rechtfertigen?

Fehlender Herdenschutz: Die Wahrheit wird ignoriert

Die Rissdaten legen die wahre Ursache offen: In 82 % der Fälle (47 von 57) waren die betroffenen Herden ungeschützt – in Großbreitenbach in allen 5 Fällen. Der Rest: „Nicht definiert“. Was dies heißt erklären wir noch. Elektrozäune, Untergrabschutz oder Schutzhunde fehlen, obwohl diese Maßnahmen Risse drastisch reduzieren könnten. In Regionen mit konsequentem Herdenschutz sinken die Angriffe massiv – doch in Thüringen wird das ignoriert. Stattdessen wird auf Abschüsse gedrängt. Peter Grimm bestätigte „In Südthüringen“ am 14. April, dass ein solcher Antrag vorliegen würde. Wird diesem zugestimmt, wäre dies ein Skandal ohne Gleichen. Diese Verweigerung von Schutzmaßnahmen ist skandalös: Weidetiere sterben, weil Halter und Politik versagen – und der Wolf wird zum Sündenbock gemacht.
Ausriss aus der aktuellen Rissliste Thüringen. Kein einziges Tier war geschützt. Die Wölfin GW2985f gehört zum Rudel Neustadt am Rennsteig in Thüringen. Dieses Territorium wurde 2024 bestätigt und GW2985f ist eines der Elterntiere dieses Rudels, zusammen mit dem Rüden GW3147m. Das Rudel umfasst mindestens vier Welpen (Stand 2024) und die Elterntiere verlagerten ihren Aktivitätsschwerpunkt aus dem früheren Territorium Neuhaus am Rennweg, das sich auflöste, nachdem die Fähe GW2437f „verschwand“. Wir gehen davon aus, dass sie illegal getötet wurde. Die Kriminellen schaffen sich ihre Rissprobleme also selbst.
Ausriss aus der Rissliste Thüringen. Kein einziges Tier war geschützt.

Politiker und Presse: Tendenziöse Hetze statt Fakten

Nicht nur Politiker wie Grimm, sondern auch die regionale und überregionale Presse tragen die Verantwortung für diese Antiwolfpropaganda. Medien wie „insuedthueringen.de“ oder die „Thüringer Allgemeine“ sowie der „MDR“ übernehmen die übertriebenen Angaben von Politikern wie Grimm und Umweltminister Tilo Kummer (BSW) kritiklos, anscheinend, ohne die Risslisten auch nur anzusehen. Kummer behauptete laut einem Artikel von uns (7. Februar 2025) 20 Rissereignisse im Vorjahr – die Rissliste zeigt nur 16. Insgesamt waren Wölfe in Thüringen für weniger als die Hälfte der gemeldeten Fälle verantwortlich. Doch solche Fakten finden in den tendenziösen Artikeln der Presse keinen Platz – stattdessen wird der Wolf pauschal als Bedrohung dargestellt, um die Abschussforderungen zu rechtfertigen. Diese Berichterstattung ist nicht nur einseitig, sondern gefährlich: Sie schürt Hass und lenkt von der eigentlichen Lösung ab.

Kummers Agenda: Abschüsse statt Naturschutz

Tilo Kummer, selbst Nutztierhalter, setzt die Interessen der Agrarlobby über den Naturschutz und fordert die Regulierung von Wölfen – ein klarer Verstoß gegen EU-Recht, das die Vermehrung der Wölfe fördern soll. Seine Politik ignoriert die Fakten und drängt auf Abschüsse, wie der neueste Abschussantrag zeigt. Diese Hetze ist unverantwortlich: Sie zerstört Rudelstrukturen, erhöht langfristig die Konflikte und ignoriert die wissenschaftliche Evidenz, dass Wölfe nur einen Bruchteil der Nutztierverluste verursachen.

Lösung: Endlich Herdenschutz statt Lügen und Abschüsse

Die Fakten sind klar: Wölfe verursachen in Thüringen weniger als die Hälfte der gemeldeten Risse und die moderate Zunahme 2025 ist kein Grund für Panik. Der wahre Skandal ist der fehlende Herdenschutz, der in 82 % der Fälle die Ursache für Konflikte ist. Wir fordern das Thüringer Umweltministerium auf, endlich Verantwortung zu übernehmen: Setzt flächendeckend Schutzmaßnahmen um – Elektrozäune, Schutzhunde, Unterstützung für Landwirte! Die Presse muss aufhören, die Lügen von Politikern wie Grimm und Kummer ungeprüft zu verbreiten und stattdessen faktenbasiert berichten. Der Wolf ist kein Feind, sondern ein Teil unserer Natur – es ist Zeit, dass Thüringen das anerkennt!

Reale Einblicke ins Gebiet:

Glaubt man der Thüringer Presse, könnte man meinen, auch die Ohrdrufer Wölfe belagern die Gegend geradezu. Um den einseitigen Berichten Fakten entgegen zu setzen, haben wir uns selbst in das Territorium Ohrdruf aufgemacht und sind auch auf die Suche von „undefinierten Zäunen“ gegangen.

Wir starten mit einem positiven Zaunbeispiel bei Arnstadt. Hier sind Herdenschutzhunde im Einsatz und die Schafe sind mit wolfsabweisenden Litzen und zusätzlich mit wolfsabweisenden Netzen gesichert. Dazu sind auch Herdenschutzhunde im Einsatz. Wenn man will, geht es.

Blick aus Richtung Arnstadt auf den Kalkberg. Rechts sind die Schafe in der Ferne zu sehen. ©Brigitte Sommer

 

Das Gras unter den unteren Litzen muss allerdings bald gemäht werden. Wenn Gras in die Litze hinein wächst, kann es zu Spannungsabfällen kommen. © Brigitte Sommer

 

Außen sind Litzen unter hoher Spannung, innen ein wolfsabweisendes Netz und drei Herdenschutzhunde. ©Brigitte Sommer

Hier kurze Filmbeiträge über das Kalkberg-Projekt:

 

 

 

Wanderer werden auf die Beweidung hingewiesen. © Brigitte Sommer

 

Die Problematik hinter den „undefinierten Zäunen“

In der Rissliste taucht öfter der Begriff „undefinierte Zäune“ auf. Wir haben uns mal auf die Suche der Fälle im LK Gotha gemacht und diese Zäune hier gefunden:

In der Thüringeti sind Weidetiere nur hinter zwei Litzen auf einer riesigen Fläche eingezäunt. Diese Litzen bieten keinen Schutz. © Brigitte Sommer

 

Infokasten am Rand der Weiden.

Heinz Bley (CDU) ist nicht nur Bauer und Jäger und Bürgermeister von Crawinkel, sondern mit der Agrar GmbH Grawinkel auch Betreiber der „Thüringeti“, einem großflächigen Naturschutzprojekt, bei dem auf etwa 2.500 Hektar Pferde und Rinder in freier Wildbahn gehalten werden. Die Zäune um das Gebiet, wie hier zu sehen, sind mit gerade mal zwei Litzen rudimentär und schützen allenfalls davor, dass die Weidetiere nicht auf die Straße laufen. In diesem Gebiet gab es wiederholt Wolfsrisse. In einem Bericht äußert er sich dazu, dass Wolfsrisse bei seiner offenen Haltungsform unvermeidbar seien und er Kompensationen für gerissene Tiere erhalten würde. Er geht also ganz bewusst ein Risiko für seine Weidetiere ein. Es ist sicher auch eine ethische Frage, ob man derart risikofreudig mit Weidetieren umgehen sollte. Insider behaupten, den Tieren würde auch nicht bei Verletzungen oder Krankheiten, wie in anderen vergleichbaren Projekten wie z. Dülmen, geholfen werden.

Zu viel werde für Wolfsmonitoring ausgegeben, während Tierhalter zu wenig Unterstützung erhalten würden, monierte Bley in einem MDR-Bericht am 30. März 2025. Plattformen, Foren oder Social-Media-Seiten greifen aber solche Fälle wie seine Risse dort oft auf, um Ängste zu schüren und Wölfe als Bedrohung darzustellen. Solche Seiten verzerren häufig die Realität, indem sie Einzelfälle wie Wolfsrisse in der Thüringeti sensationalisieren, ohne den Kontext (z. B. Bleys Naturschutzziele oder Kompensationsmechanismen) zu beleuchten. Bley könnte sich zumindest öffentlich von den Wolfshetzern distanzieren, dies scheint aber nicht so einfach zu sein.

Seine Partei, die CDU in Thüringen, forderte Maßnahmen, die den Schutzstatus des Wolfs herabsetzen und Abschüsse erleichtern sollen. Schon 2017 brachte die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag einen Antrag ein, der eine Wolfsverordnung mit Regelungen zur Schutzjagd und zum Abschuss problematischer Wölfe forderte, da die wachsende Wolfspopulation Nutztiere gefährde und Ängste in der Bevölkerung schüre. Sie drängte auch auf eine Überprüfung des europäischen Schutzstatus des Wolfs, um ein Gleichgewicht zwischen Wolfspopulation, Weidetierschutz und dem Sicherheitsgefühl der Menschen herzustellen.
Im April 2025 unterstützte die CDU einen Antrag der Regierungskoalition (CDU, BSW, SPD), der die Landesregierung auffordert, im Bundesrat eine Absenkung des Wolfschutzstatus anzustreben, um Bejagung zu ermöglichen. CDU-Abgeordneter Andreas Bühl betonte, dass dies die Situation vor Ort verbessern soll, da die Wolfspopulation – laut einem Entschließungsantrag des Europäischen Parlaments von 2022 – in zehn Jahren um 25 % gestiegen und ein günstiger Erhaltungszustand erreicht sei. Am 11. April 2025 begrüßte die CDU-Fraktion eine Bundesratsinitiative zur Änderung des Jagdrechts.

 

 

„Heinz Bley ist ein Vorbild für Deutschland“, sagte Michael Succow, der vom „stern“ als einer der renommiertesten Naturschützer des Landes bezeichnet wurde und für seine Verdienste mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde. „Ein Held, der bewiesen habe, wie in einer historisch gewachsenen Landschaft Schönheit und Artenvielfalt zu bewahren sind, zum Nutzen aller.“ Ist vielleicht ein bisschen dick aufgetragen. Aber die guten Geschichten müssen erzählt werden, schlechte Nachrichten gibt es genug, so der „stern“ 2018. Die Headline lautete: Fürs Nichtstun bekam ein Bauer EU-Subventionen. Und schuf so ein Paradies für bedrohte Arten“

Das Projekt erhält nach unseren Recherchen seit 2004 als zertifizierter ökologischer Landbaubetrieb Fördermittel, etwa für Flächenstilllegung, Naturschutzmaßnahmen und die Pflege von 2.500 Hektar Weideland. Eine Kontroverse um Subventionsbetrug im Jahr 2017, bei der Heinz Bley einer Zahlung von 10.000 Euro zustimmte, um ein Verfahren einzustellen, deutet darauf hin, dass Subventionen geprüft wurden. https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/eu-agrarpolitik-und-foerderung/direktzahlung/veroeffentlichung-eu-zahlungen.html

So sehen die Zäune in der Thüringeti aus. Selbst wenn Spannung auf den Litzen ist, so hindert diese nur die Weidetiere daran, die Weide zu verlassen. Wobei Pferde hier auch mühelos darüber springen können. Direkt neben den Weiden ist eine viel befahrene Straße. © Brigitte Sommer

 

Hier werden Reitpferde eingesetzt.

 

Es gibt auch noch den Thüringeti e. V.

Der Vorstand des Thüringeti e.V. besteht aus:
  • 1. Vorsitzender: Heinrich Bley
  • 2. Vorsitzende: Lilli-Sophie Sauerbrey
  • Schatzmeisterin: Maren Hißbach
Der Thüringeti e.V. wurde am 9. März 2020 in Crawinkel gegründet und ist seit dem 4. Juni 2020 im Vereinsregister des Amtsgerichts Gotha unter der Nummer VR 141607 eingetragen. Der Verein engagiert sich in kulturellen und reitsportlichen Aktivitäten, wie Reitturnieren, Laientheater und der Förderung der Tierzucht und ist steuerlich als gemeinnützig anerkannt. Heinrich Bley, der Vorsitzende. Diese Verbindung deutet auf eine enge Verknüpfung zwischen Verein und Projekt hin, was Fragen nach Interessenskonflikten aufwerfen könnte.
Die Thüringeti wird trotz ihrer Erfolge bei der Artenvielfalt (2.457 Arten) und nachhaltigen Landwirtschaft scharf von Tierschützern kritisiert:
  1. Kadaverproblematik: Bley lässt Kadaver liegen, was Wölfe anzieht. Dies widerspricht dem „Managementplan für den Wolf in Thüringen“, der das Zugänglichmachen von Futterquellen verbietet (wolfszone.de, 22. März 2021).
  2. Fehlender Herdenschutz: Die extensive Beweidung (1.500 Tiere) erfolgt ohne ausreichenden Schutz, was Risse begünstigt und Konflikte mit Wölfen verschärft, wie die Rissdaten (82 % ungeschützt) zeigen.
  3. Wirtschaftliche Prioritäten: Bley profitiert von EU-Subventionen (1,5 Millionen Euro 2019) und Tourismus (Safaris, Auktionen), spart aber Entsorgungskosten von Kadavern, was Naturschutzziele untergräbt.
  4. Indirekte Unterstützung von Abschüssen: Die Kadaverpraxis nährt die Forderung nach Abschüssen, da sie Konflikte eskaliert, was Politikern wie Tilo Kummer Argumente liefert.
Die Thüringeti wird zwar für Biodiversität gelobt, doch diese Praktiken stehen im Widerspruch zu nachhaltigem Wolfschutz und fördern eine feindselige Haltung gegenüber Wölfen.
Für Wanderer kann die Thüringeti wohl durchaus gefährlich werden, denn dieses Zäunchen wird einen frei laufenden Bullen nicht abhalten. Kurz zuvor sind übrigens zwei ältere Damen mit Nordic Walking Stöcken hier vorbei gekommen.

Einblicke ins Gebiet Ohrdruf

Blick von Gossel in Richtung Truppenübungsplatz. ©Brigitte Sommer

 

Im Territorium wird überall stark gerodet und die Waldwege durch schwere Maschinen zerstört. Zudem rasen hier auch Leute mit Geländemaschinen durch. © Brigitte Sommer

 

Genug Platz für Wölfe. © Brigitte Sommer

 

Wanderweg durch die Thüringeti. ©Brigitte Sommer

 

In vielen Gebieten Deutschlands eine Rarität. Hier überall zu finden. Die Schlüsselblume. © Brigitte Sommer

 

So wenig Wölfe leben in Thüringen

Infokasten: Anzahl der Wölfe in Thüringen (Stand Mai 2025)
  • Gesamtzahl standorttreuer Wölfe: 24
  • Wolfsterritorien: 4
    • Ohrdruf: Rudel mit mindestens 11 Wölfen (inkl. 8 Welpen 2024)
    • Neustadt am Rennsteig: Rudel mit 4 Welpen (seit 2024)
    • Ilfeld: Paar (2 Wölfe, keine Welpen 2024/25)
    • Hainich: Paar (2 Wölfe, seit 2025 bestätigt)
  • Durchziehende Wölfe: Zusätzlich zu den standorttreuen Tieren werden regelmäßig Einzelwölfe gesichtet, die auf der Suche nach einem Revier sind.
  • Monitoring: Daten basieren auf Fotofallen, genetischen Analysen und Sichtungen, erhoben vom Kompetenzzentrum Wolf, Biber, Luchs des Thüringer Umweltministeriums.
  • Wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. machen ein vereinsinternes Monitoring: https://wolfsschutz-deutschland.de/mitglied-werden/
Bei nur 24 Wölfen in Thüringen ist die Chance nach einer Herabsetzung des Schutzstatus gezielt Wölfe abzuschießen, sehr gering. Die geringe Dichte, rechtliche Hürden, praktische Schwierigkeiten und gesellschaftlicher Widerstand machen Abschüsse unwahrscheinlich und ineffektiv. Statt auf Abschüsse zu setzen, sollte der Fokus auf Herdenschutz liegen, da 82 % der betroffenen Herden ungeschützt sind – eine Maßnahme, die Konflikte nachhaltig reduziert, ohne die kleine Wolfspopulation zu gefährden.

Polittheater

Die Wolfsdebatte in Thüringen wird von Kritikern als politisches Theater wahrgenommen. Die CDU und Umweltminister Tilo Kummer (BSW) fordern eine Herabsetzung des Wolfschutzstatus, um Abschüsse zu erleichtern, obwohl es nur 24 standorttreue Wölfe im Freistaat gibt und Risszahlen moderat sind (26 bestätigte Wolfsrisse 2025). Politiker wie Peter Grimm (Bürgermeister Großbreitenbach) sprechen von einem „unglaublichen Anstieg“ der Risse, obwohl die Daten dies nicht stützen.
Das „Theater der Regierung“ beschreibt die Mischung aus politischer Instabilität, Skandalen, populistischen Debatten und öffentlicher Skepsis gegenüber der Brombeer-Koalition. Anstatt Probleme wie Herdenschutz oder Haushaltsspielraum konsequent anzugehen, scheint die Regierung in internen Konflikten und symbolischen Auseinandersetzungen wie der Wolfsdebatte gefangen – ein Schauspiel, das die Bürger mehr frustriert als überzeugt, aber auch von den wahren Problemen ablenkt.

Gebrochene Wahlversprechen

Vor der Wahl sprach sich das BSW für den Schutz von Wölfen aus, mit Fokus auf Herdenschutz und Koexistenz. Nach der Wahl, unter dem Druck der Koalition und durch Umweltminister Tilo Kummer, hat das BSW seine Position geändert und unterstützt nun Abschüsse – ein klarer Widerspruch zu den Wahlversprechen. Diese Kehrtwende zeigt, wie politische Zwänge und persönliche Interessen die ursprünglichen Ideale des BSW untergraben haben und trägt zur Wahrnehmung der Regierung als „Theater“ bei, das mehr mit Machtspielen als mit konsequenter Politik beschäftigt ist.
Im Januar 2025 wurden die Immunitäten von Finanzministerin Katja Wolf (BSW) und Infrastrukturminister Steffen Schütz (BSW) aufgehoben, nachdem eine anonyme Anzeige Korruptionsvorwürfe auslöste. Die Staatsanwaltschaft Erfurt ermittelt wegen einer Reise Wolfs auf ein Privatanwesen von Schütz auf Mallorca vor der Landtagswahl 2024. Grünen-Sprecherin Ann-Sophie Bohm nannte dies eine „enorme Hypothek“ für die Regierung und Sprecher Luis Schäfer warnte vor einer Regierungskrise. Solche Skandale nähren den Eindruck, dass die Regierung mehr mit internen Dramen als mit effektiver Politik beschäftigt ist.
Die Regierung wird auch für ihre Haushaltspolitik kritisiert. Finanzministerin Wolf beklagte, dass über 12 der 14 Milliarden Euro des Haushalts 2025 durch Gesetze gebunden seien, was den Spielraum einschränkt. Die Aufnahme neuer Schulden (313 Millionen Euro) wurde kontrovers diskutiert, während die AfD unter Björn Höcke von „Geldverschwendung“ sprach und Kürzungen vorschlug, z. B. bei der Betreuung Geflüchteter. Solche Auseinandersetzungen, gepaart mit der hohen Wahlbeteiligung der AfD (35 % in Umfragen), verstärken den Eindruck, dass die Regierung mehr mit politischem Streit als mit Lösungen beschäftigt ist.

Unterstütze den Wolfschutz!

Unterwegs vor Ort vom Vorstand waren Jürgen Götz und Brigitte Sommer mit weiteren Aktiven, die wir zu deren Schutz nicht zeigen. Wir freuen uns über weitere Unterstützung vor Ort. https://wolfsschutz-deutschland.de/mitglied-werden/

 

Trittsiegel Wolf © Brigitte Sommer

 

Die Propaganda von Politikern und Presse bedroht den Wolf und die Koexistenz von Mensch und Natur. Unterstütze uns bei Wolfsschutz-Deutschland e.V.: Werde aktiv oder kläre in Deiner Gemeinde auf. Gemeinsam können wir die Hetze stoppen und eine Zukunft schaffen, in der Mensch und Wolf friedlich zusammenleben!

 

 

Quellen:

https://www.ardmediathek.de/video/mdr-thueringen-journal/wolfsrisse-im-ilmkreis-nehmen-zu/mdr/Y3JpZDovL21kci5kZS9iZWl0cmFnL2Ntcy8wNWQ4YTFjYy0wOTFhLTRhMzEtODI3Ni1mYWZlMGFlZDI5ZGY

https://www.stern.de/gesellschaft/wildnis-in-thueringen–eu-subventionen-fuers-nichtstun-8116244.html

https://wolfsschutz-deutschland.de/2025/02/07/thueringen-bsw-minister-mit-stasivergangenheit-will-schutzstatus-senken-und-woelfe-toeten-lassen/

https://umwelt.thueringen.de/themen/natur-artenschutz/kompetenzzentrum/wolf

https://www.agrar-crawinkel.de/thueringeti/

https://www.thueringeti-verein.com/kontakt/

http://www.dbb-wolf.de

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/bsw-spitzenduo-verliert-immunitaet-wegen-mallorca-reise-110247625.html

Wir freuen uns über finanzielle Unterstützung:

Konzerne und Lobbyisten bestimmen immer mehr –  und nicht im Interesse der Bürger und nicht zum Wohle der Natur – mit. Deshalb ist es essentiell, dass es Vereine wie Wolfsschutz-Deutschland e. V. gibt, die völlig unabhängig sind. Kein Vorstandsmitglied sitzt in einer Partei. Parteien mischen auch nicht bei uns mit und wir nehmen keine Lobbygelder an. Wer uns unterstützt, kann sich also sicher sein, dass wir stets im Sinne unserer Wölfe handeln. Wir sind nicht bestechlich. 

Doch wir Helfer brauchen auch Hilfe. Bitte unterstützen Sie uns mit einer Spende. Auch mit einem Dauerauftrag von 5 Euro im Monat können wir viel Gutes tun und weiter für unsere Wölfe kämpfen. https://wolfsschutz-deutschland.de/spenden-2/

Thüringen: BSW-Minister mit Stasivergangenheit will Schutzstatus senken und Wölfe töten lassen

Tilo Kummer (BSW) fordert den Schutzstatus von Wölfen zu senken. Dabei schreckt er augenscheinlich auch nicht vor Fakenews zurück und benennt exorbitant hohe Risse an Rindern, die so nie stattgefunden haben. Außerdem scheint er Waldbesitzer enteignen zu wollen. Lesen Sie hier unseren Bericht.

Es gebe in Thüringen Wölfe, die sich darauf spezialisiert hätten, auch größere Nutztiere zu reißen, sagte Kummer am 28. Januar zur Thüringer Allgemeinen. Er werde Nutztierhalter verlieren, wenn er nicht rechtzeitig eingreife und er verglich Wölfe mit dem Verhalten von Kormoranen an Fischteichen. Hier ist es nicht schwer erkennbar, für welche Lobby sich der Minister beauftragt fühlt, statt im Sinne aller Bürger zu agieren. Er ist selbst Nutztierhalter, will die Nutztierhaltung aber angeblich aufgeben.

Beispielfoto Wolfsfamilie.

 

20 Rissereignisse von Wölfen hätte es im vergangenen Jahr gegeben. In der Rissliste sind nur 16 aufgeführt. Was Kummer auch verschweigt, ist die Anzahl der gesamten Rissereignisse. Und hier ist die Anzahl 48. Selbst wenn Wölfe 20 Risse verursacht hätten, wäre dies nicht einmal die Hälfte der gesamten Meldungen. Auch Rinderrisse sind verschwindend gering. 2024 waren es gerade mal fünf Risse, laut Liste des Thüringer Umweltministeriums. Von einem problematischen Wolfsverhalten kann also gar keine Rede sein.

Trotzdem setzt sich Kummer dafür ein, Wölfe in Thüringen weniger zu schützen. Dabei gibt es in Thüringen nach den neuesten Zahlen der DBB-Wolf nur zwei bestätigte Rudel. Ein regionales Wolfsmanagement, eine „Regulierung“ des Bestandes wird ohnehin nicht durchzusetzen sein.

 

Die Thüringer Allgemeine zitiert Kummer folgendermaßen: „Wenn ich sehe, was vor allem seit meinem Amtseintritt an Rindern gerissen wurde, hätte ich mir das nicht vorstellen können.“ Dieses Zitat hätte die Redaktion gegen recherchieren und einordnen müssen, denn Fakt ist, dass Wölfe kaum Rinder gerissen haben. Stattdessen taucht das Zitat auch noch als Intro auf. Ausriss, © Thüringer Allgemeine. Quelle: https://www.thueringer-allgemeine.de/politik/article408151574/brombeer-koalition-bsw-umweltminister-will-woelfe-in-thueringen-weniger-schuetzen.html?utm_medium=social&utm_campaign=TA&utm_source=Facebook&tpcc=artikel_facebook_ta&fbclid=IwY2xjawIRag5leHRuA2FlbQIxMQABHQbRqB8NSC9BjKU4tAtJLYVFCYJ4sDrdENJWNeYaSDOZHuHJ7YGWyVRhsQ_aem_Z1jm4U8HUgAUzeV7HE-zZQ#Echobox=1738002318

Ausrisse aus der Risstabelle zeigen die Wahrheit

20 Rissereignisse von Wölfen hätte es im vergangenen Jahr gegeben. In der Rissliste sind nur 16 aufgeführt. Was Kummer auch verschweigt, ist die Anzahl der gesamten Rissereignisse. Und hier ist die Anzahl 48. Selbst wenn Wölfe 20 Risse verursacht hätten, wäre dies nicht einmal die Hälfte der gesamten Meldungen. Auch Rinderrisse sind verschwindend gering. 2024 waren es gerade mal fünf Risse laut Liste des Thüringer Umweltministeriums. Von einem problematischen Wolfsverhalten kann also gar keine Rede sein.

 

Ähnlich sieht es 2023 aus. Die restlichen Jahre sind unter der unten verlinkten Quelle zu finden.

 

Pikante Stasi-Vergangenheit des Umweltministers

Tilo Kummer (Bündnis Sarah Wagenknecht) wurde im Dezember 24 zum Umweltminister der so genannten „Brombeerkoalition“, bestehend aus CDU, SPD und BSW, ernannt. 20 Jahre saß er als umweltpolitischer Sprecher der Linken im Kabinett und er war Bürgermeister von Hildburghausen.

Laut Thüringer Allgemeine diente der studierte Fischereiingenieur unmittelbar vor der Wende drei Jahre lang beim Stasi-Wachregiment „Felix Dzierzynski“. Laut dem Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gilt Kummer damit als hauptamtlicher Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Verbunden sei der Dienst mit einem besonderen Tapferkeitsorden von Mielkes Sicherheitsbehörde gewesen.

Will Kummer Waldbesitzer enteignen?

Kummer sei selbst Waldbesitzer, habe selbst 10 Hektar Wald, ist in der Thüringer Allgemein vom 27. Januar zu lesen. Der Minister prüfe den Akutfall, war am 31. Januar auch in der Thüringer Allgemeinen zu lesen. In Thüringen gebe es schlimme Waldschäden, die etwa 20 Prozent der gesamten Waldfläche ausmachen würden. Aber mehr als die Hälfte des Thüringer Waldes ist im Privatbesitz. Für einen praktikableren Forstschutz fordert Kummer praktikablere Regelungen und deutet ein Eingreifen ins Privateigentum an.

Ein Experte, Förster Dieter Schneider (Name geändert) dazu. „Ein gravierender Eingriff in das Eigentum an Wald kommt hier auf uns zu. Das gilt für den Privatwald, aber auch gleichermaßen für den Kommunalwald sowie für den Kirchenwald. Hier begibt sich der Herr auf sehr dünnem Eis. Bei akuten Gefahren für den Wald kann das Forstamt Ersatzmaßnahmen einleiten. Alle Einnahmen und Ausgaben sind auf ein Verwahrkonto zu buchen. Diesen Fall erlebte ich auch bereits. Kleine Waldbesitzer, die in den USA oder anderen Staaten in Übersee lebten, konnten nicht so schnell ausfindig gemacht werden. Die Maßnahmen sind jedoch immer mit dem Waldbesitzerverband, den Forstwirtschaftlichen Vereinigungen oder den Waldgenossenschaften und Forstbetriebsgemeinschaften abzusprechen und von denen genehmigen zu lassen. So ohne weiteres in das private oder kommunale Eigentum einzugreifen ist ein No Go.“

Hätte der Minister tatsächlich Enteignungen im Sinn, würde er damit wohl an seine DDR-Vergangenheit anschließen. Außerdem wird auch hier deutlich, dass das Thema Wolf politisch missbraucht wird und Bauern aufgehetzt werden um von wirklichen Problemen in Landwirtschaft und Forst abzulenken.

 

Weitere Quellen:

https://umwelt.thueringen.de/themen/natur-artenschutz/kompetenzzentrum/schadensbegutachtung

BSW-https://www.thueringer-allgemeine.de/politik/article407891298/regierung-in-thueringen-tilo-kummer-ist-erster-minister-mit-stasivergangenheit.html

https://thueringen.de/regierung/kabinett

https://www.pressreader.com/germany/thuringer-allgemeine-gotha/20250127/281517936798345?srsltid=AfmBOopreC55yUCk7pGuj1wp8TYwAKGgjeIJ0_7CqhKec0NklLZ1hypO

https://www.pressreader.com/germany/thuringer-allgemeine-gotha/20250131/281543706611252?srsltid=AfmBOopt2oSOTs_5600n8CFXVEnWAcexmjxym1rcFzdmzC4Q9SXq6jpU

https://www.dbb-wolf.de/Wolfsvorkommen/territorien/karte-der-territorien

 

 

Wir freuen uns über finanzielle Unterstützung:

Konzerne und Lobbyisten bestimmen immer mehr –  und nicht im Interesse der Bürger und nicht zum Wohle der Natur – mit. Deshalb ist es essentiell, dass es Vereine wie Wolfsschutz-Deutschland e. V. gibt, die völlig unabhängig sind. Kein Vorstandsmitglied sitzt in einer Partei. Parteien mischen auch nicht bei uns mit und wir nehmen keine Lobbygelder an. Wer uns unterstützt, kann sich also sicher sein, dass wir stets im Sinne unserer Wölfe handeln. Wir sind nicht bestechlich. 

Doch wir Helfer brauchen auch Hilfe. Bitte unterstützen Sie uns mit einer Spende. Auch mit einem Dauerauftrag von 5 Euro im Monat können wir viel Gutes tun und weiter für unsere Wölfe kämpfen. https://wolfsschutz-deutschland.de/spenden-2/

Wölfin Rhönhild hat ihr Revier jetzt auf Hessen und Bayern ausgeweitet

Ihr Lebensraum in der Rhön beschränkte sich bisher auf die Thüringer Seite. Doch jetzt hat das hessische Wolfsmonitoring ergeben, dass sich GW1422f, so das offizielle Kürzel für Rhönhild, auch in Hessen und Bayern bewegt hat.

Beispielbild Wölfin.

Das Hessische Umweltministerium wird in einen dpa-Artikel dahingehend zitiert, dass das Territorium des Tieres sich somit über drei Bundesländer erstrecken würde. Der ersten Nachweis der Wölfin überhaupt hatte im Oktober 2019 bereits nach Hessen geführt: Ihre DNA wurde erstmals in der Rhön bei Poppenhausen (Fulda) nachgewiesen. Die Wölfin hatte dort nahe der Wasserkuppe auf einer Koppel drei Schafe gerissen. Für Hessen blieb dies bisher der einzige Beleg der Wölfin, die aus einem Wolfsrudel in Brandenburg stammt.

Rhönhild stammt aus Brandenburg

Im Februar 2020 und 2021 sei sie dann auch in Thüringen erfasst worden. Thüringen habe „GW1422f“ daraufhin im Territorium „Zella/Rhön“ als sesshaft erklärt. Im Herbst 2021 wurde ihre DNA zum vierten Mal nachgewiesen – und zwar in Bayern am 30. Oktober 2021.

Anlässlich dieser zeitlich weit auseinanderliegenden vier genetischen Nachweise derselben Wölfin hätten sich die drei Bundesländer gemeinsam mit der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf beraten und beschlossen, die Wölfin rückwirkend auch in Hessen seit dem Monitoringjahr 2019/2020 länderübergreifend als sesshaft einzustufen, erklärte das HLNUG.

Rhön ist Hessens sechstes Wolfsterritorium

Hessen hat damit grenzüberschreitend in der Rhön ein sechstes Wolfsterritorium. Neben der jetzt als sesshaft eingestuften Wölfin gelten bereits drei weitere Einzeltiere, ein Paar und ein Rudel als territorial. Bei den Einzeltieren handelt es sich um eine Wölfin im Stölzinger Gebirge in Nordhessen, eine weitere Wölfin im Vogelsberg und einen männlichen Wolf im Odenwaldkreis über die Grenze nach Baden-Württemberg hinweg.

Ein Wolfspaar lebt bei Hersfeld-Rotenburg bei Ludwigsau und das Rudel ist im Rheingau-Taunus-Kreis nördlich von Rüdesheim beheimatet.

 

Quellen: https://www.hessenschau.de/panorama/erste-woelfin-wird-in-hessischer-rhoen-sesshaft,woelfin-hessen-rhoen-100.html

https://osthessen-news.de/n11661424/sie-standen-ploetzlich-vor-mir-mann-wird-von-woelfen-ueberrascht.html?fbclid=IwAR1aQkdcmWfFyZYNk37LluGW-4gFrTTG_71KTGttjl7tVcqSKEU9vRk5L6A

https://www.hlnug.de/themen/naturschutz/tiere-und-pflanzen/arten-melden/wolfszentrum

https://www.hlnug.de/presse/pressemitteilung/woelfin-im-dreilaendereck-hessen-thueringen-bayern-sesshaft?fbclid=IwAR25wGD9KJ0aq7auD1vgwKVUdDGb66R59gwhlcYmOXDWGgtwyQ6F9X8RLSQ

Thüringen: Platz für Wölfe, Wildkatzen und Luchse

In Thüringen gibt es reichlich Platz für kleine und große Beutegreifer. Neue Wildkamerabilder zeigen, dass sich Wölfe, Wildkatzen und Luchse wohl in Thüringens Kulturlandschaften und Wildnisgebieten fühlen.

Wölfin aus Brandenburg hat ihr Zuhause in der Rhön gefunden

Perfekte Tarnung. Diese Wölfin ist im Gebüsch fast nicht zu erkennen. © Brigitte Sommer

Gefährliche Wanderung von Brandenburg nach Thüringen. Eine Wolfsfähe mit der Bezeichnung „GW1422“, die sich im Gebiet um Zella/Rhön im Wartburgkreis aufhält, stuft das Kompetenzzentrum Wolf, Biber, Luchs am Thüringer Umweltministerium in einer Pressemitteilung vom 27.01.2021 aufgrund genetischer Nachweise als standorttreu ein. Die Fähe stammt aus dem Wolfsrudel „Göritz/Klepzig“ in Brandenburg. Sie wurde genetisch bereits im Februar 2020 bei Weilar nachgewiesen – über einen weiteren Rissabstrich an einem Wildtierkadaver in diesem Jahr erfolgte nun der zweite genetische Nachweis bei Kaltensundheim. Wir von Wolfsschutz Deutschland e. V. hatten der Wölfen bereits im vergangenen Jahr den Namen Rhönhild gegeben.

Dem MDR hätte das Umweltministerium am vergangenen Freitag mitgeteilt, dass im Wartburgkreis nun eine zweite Wölfin sesshaft geworden sei. „Im Wartburgkreis hat eine weitere Wölfin ein Revier gefunden. Damit sind es bereits zwei. Fachleute konnten über einen längeren Zeitraum das Vorkommen des Tieres über Genanalysen nachweisen. Das teilte das Umweltministerium am Freitag mit. Erstmals sei das Weibchen im April 2020 nahe nahe des Bad Salzunger Ortsteils Hämbach nachgewiesen worden. Sein Territorium erhält die Bezeichnung „Tiefenort““, schreibt der MDR in einem Bericht.

Neben den beiden Wölfinnen lebt noch Wölfin Ohrdri auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf, zusammen mit einem Wolfsrüden und ihrem Nachwuchs. Aktueller Bericht hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2021/01/19/thueringer-umweltministerium-zieht-schiessgenehmigung-auf-woelfin-zurueck-und-zahlt-weiter-weidepraemie/

Wildkatzen im Nordwesten

Wildkatze ©Brigitte Sommer

 

Aktuelle Fotofallenbilder aus dem Nordwesten Thüringens würden zeigen, dass die Waldgebiete des Vorharzes in den Landkreisen Eichsfeld und Nordhausen nördlich der A38 stellen einen idealen Lebensraum für die Wildkatze darstellen. Im Rahmen eines Projektes des BUND Thüringen wären dort kürzlich so viele Wildkatzen von Fotofallen abgelichtet worden, wie nirgendwo sonst in Europa in einem vergleichbaren Zeitraum, so nach Verleutbarung in der Pressemitteilung des Umweltministeriums.

Luchse gesucht, Wildkatzen gefunden

Die Belege für die Ausbreitung der Wildkatze wären ein Nebenfang eines BUND-Projektes, das vorrangig zum Ziel hätte, die Ausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland zu erforschen. Es sei vom Umweltministerium im Jahr 2020 in Höhe von 35.000 Euro gefördert worden. Neben zahlreichen Nachweisen des Luchses wären eben auch ungewöhnlich viele Aufnahmen der Wildkatze gelungen. Erste Aufnahmen seien kürzlich im Rahmen einer Abschlussarbeit an der Georg-August-Universität Göttingen ausgewertet worden Zwar ließe sich der Bestand der Wildkatzen mit den verwendeten Methoden nicht direkt ermitteln, die Häufigkeit, mit der die Wildkatzen im Vorharz abgelichtet worden wären, und die Anzahl der fotografierten Tiere würden aber daraufhin deuten, dass die Art dort in großer Individuenzahl vorkommt.

Beispielbild Luchs. ©Brigitte Sommer

Luchs im Thüringer Schiefergebirge

Nach ersten Fotofallenbildern eines Luchses im Thüringer Schiefergebirge sei dem Kompetenzzentrum Wolf, Biber, Luchs im Umweltministerium jetzt die Identifizierung gelungen. Es handele sich um den weiblichen Luchs Mira, so das Thüringer Umweltministerium in einer Pressemitteilung. Mina wurde 2019 in der Woiwodschaft Westpommern (Polen) im Rahmen eines von der EU geförderten Life-Projektes ausgewildert. Sie hätte bereits in Polen eine beträchtliche Strecke zurückgelegt, bevor sie Ende 2020 nach Deutschland gekommen wäre, heisst es weiter.  Bewegungsdaten durch ein GPS-Senderhalsband seien bei Mira allerdings zwischenzeitlich ausgefallen. Eine Mitarbeiterin des Kompetenzzentrums hätte allerdings gemeinsam mit dem örtlichen Jäger sowie dem zuständigen Revierförster Mira geortet. Nun soll durch weiteres Monitoring herausgefunden werden, ob Mira nur zu Besuch ist, oder bleiben werden, heisst es abschließend in der Pressemitteilung.

Wir von Wolfsschutz Deutschland e. V. sehen Besenderungsaktionen durchaus kritisch, weil Tiere auch durch Wilderer geortet werden könnten. Viele wölfe hatten dies bereits mit ihrem Leben bezahlt.

 

Hier die Pressemitteilungen mit original Fotofallenbildern: https://umwelt.thueringen.de/aktuelles/anzeigen-medieninformationen/wildkatzen-foto-studie-belegt-gute-bedingungen-im-vorharz

https://umwelt.thueringen.de/aktuelles/anzeigen-medieninformationen/erster-nachweis-eines-weiblichen-luchses-im-thueringer-schiefergebirge

https://umwelt.thueringen.de/aktuelles/anzeigen-medieninformationen/woelfin-im-wartburgkreis-standorttreu

https://www.mdr.de/thueringen/west-thueringen/wartburgkreis/zweiter-wolf-tiefenort-100.html?fbclid=IwAR3EaDNleJBi70dpnXdtSb6cWHeFxmjDMIffEUhF6UMrU8IsBRw4xQGlp0E

 

Wolfswelpen in Thürungen komplettieren erstes Rudel

Obwohl so genannte Experten daran zweifelten, dass die Ohrdrufer Wölfin im Alter von zirka neun Jahren noch einmal Nachwuchs bekommen könnte, zeigen nun Bilder aus einer Wildkamera des Umweltministeriums das Gegenteil. Auf Wildkamerabildern tummeln sich mehrere Wolfswelpen. Das freut uns von Wolfsschutz-Deutschland e. V. sehr. Gleichzeitig hoffen wir, dass die Abschussfarce der Thüringer Umweltministerin Siegesmund (Grüne) auf diese Wolfsfamilie damit endlich beendet wird.

Wolfswelpen in Thüringen. ©TMUEN

Zwei Mal hintereinander hatte die Wölfin Ohrdri mangels Anwesenheit eines Wolfsrüden in der Paarungszeit mit einem streunden Hund Welpen gezeugt und es sogar geschafft, diese Welpen alleine großzuziehen. Wegen einer angeblichen Notwendigkeit der Erhaltung der „Reinrassigkeit der deutschen Wölfe“ wurden die meisten dieser Wolfskinder allerdings getötet, obwohl so genannte F1-Hybrinden zu dem Zeitpunkt den gleichen Schutzstatus laut EU-Recht wie Wölfe genossen hatten. Dies wurde allerdings zwischenhzeitlich mit Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes (LEX-Wolf) Anfang des Jahres aufgehoben. Seither läuft aber ein Pilotverfahren gegen Deutschland.  Wir von Wolfsschutz Deutschland e. V. protestierten vehement und erstatteteten auch Anzeige gegen die Thüringer Umweltministerin Siegesmund. Wir berichteten hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2020/02/19/wolfsschutz-deutschland-e-v-protestiert-und-stellt-anzeige-wegen-erneuter-toetung-so-genannter-hybriden-in-thueringen/

Wolfsmutter sollte abgeschossen werden

Doch nicht nur die Welpen sollten nach dem Willen der Grünen Umweltministerin sterben. Auch die Mutter Ohdri geriet Anfang des Jahres auf die Abschussliste. Eine Schlappe gab es dann allerdings im Juli für das Thüringer Umweltminsterium und Umweltministerin Anja Siegesmund. Das Thüringer Oberverwaltungsgericht hatte mit Beschluss vom 2. Juli 2020 den Vollzug der bis zum 31. Dezember 2020 geltenden Genehmigung zum Abschuss der auf dem Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes Ohrdruf-Jonastal lebenden Wölfin weiterhin ausgesetzt. Wir berichteten hier: http://Eine Schlappe gab es gestern für das Thüringer Umweltminsterium und Umweltministerin Anja Siegesmund. Das Thüringer Oberverwaltungsgericht hat mit Beschluss vom 2. Juli 2020 den Vollzug der bis zum 31. Dezember 2020 geltenden Genehmigung zum Abschuss der auf dem Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes Ohrdruf-Jonastal lebenden Wölfin weiterhin ausgesetzt.

Ein Umdenken dank nun „reinrassiger“ Welpen?

„Wir freuen uns über das erste echte Wolfsrudel in Thüringen seit 150 Jahren. Das ist ein Erfolg für den Artenschutz. Gleichzeitig bleiben wir an der Seite der Schäferinnen und Schäfer, um den maximalen Schutz ihrer Herden zu ermöglichen“, wurde Umweltstaatssekretär Olaf Möller in einer Pressemitteilung vom 14.08.2020 zitiert. Die Aufnahmen zeigten jeweils zwei Jungtiere, die phänotypisch mitteleuropäischen Wolfswelpen entsprechen würden. Der genetische Nachweis stehe jedoch noch aus. Mit dem Nachweis des Wolfsnachwuchses wechsele der Status des Wolfsvorkommens bei Ohrdruf von „Paar“ auf „Rudel“. Zitat: Auf den vorliegenden Bildern läuft um 2.49 Uhr erst die Wölfin durch das Blickfeld der Kamera, drei Minuten später folgen ihr zwei Welpen. Der zweite Nachweis der Jungtiere gelang am Abend desselben Tages. Um 22:23 Uhr lichteten die Kameras erneut beide Welpen ab. Es sind die einzigen vorliegenden Aufnahmen, die den bislang vermuteten Wolfnachwuchs bestätigen. Die genaue Anzahl und das Geschlecht der Welpen sind nicht bekannt. Über die Fotofallenaufnahmen ist lediglich gesichert, dass es sich um mindestens zwei Tiere handelt. Die jungen Wölfe sind zum jetzigen Zeitpunkt etwa 3 Monate alt. Meist bleiben die Nachkommen bis zu ihrer Geschlechtsreife im Alter von ein bis zwei Jahren im Rudelverband.“

Weidewonne? Schaf- und Ziegenhaltung für Fleischgewinnung massiv vom Land subventioniert

Gleichzeitig soll laut einer Thüringer Vermarktungsinitiative der Umsatz für für Lammfleisch deutlich wachsen. Dafür überreichten Umweltstaatssekretär Olaf Möller und Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) vor wenigen Tagen  einen Förderbescheid an die Naturstiftung David.

Die DBU finanziert 67.476 EUR, vom Thüringer Umweltministerium fließen 60.0000 EUR. Das Projekt der Naturstiftung David hat ein Volumen von rund 135.000 EUR und läuft vorerst bis Juli 2021. Zukünftig sollen Fleisch und Wolle so in ganz Thüringen unter der Marke „Weidewonne“ vertrieben werden. Dazu sollen regionale Verarbeitungs- und Vermarktungsketten etabliert und ausgebaut werden. Projektpartner sind dabei die zwölf Thüringer Natura‐2000‐Stationen, das Natura 2000-Kompetenzzentrum, der Landesverband der Thüringer Schafzüchter und das Landesamt für Landwirtschaft und ländlichen Raum.

Schaftstod durch Schlachter akzeptiert

Bei so vielen Subventionen sollte es doch nun endlich auch von Seiten der Weidetierhalter möglich sein, auch in den Schutz ihrer Tiere zu investieren, die wohl nachweislich eben nicht als Streicheltiere und reine Landschaftspfleger gehalten werden sollen. Insofern wundern wir uns schon über emotionalisierte Aufschreie von Schäfern und der Presse, wenn der Wolf sich ab und an auch mal ein Schaf holt; zumal es Entschädigungen gibt, HSH und auch noch Zäune bezahlt und gefördert werden.

Hier geht es zur Pressemitteilung: https://umwelt.thueringen.de/aktuelles/anzeigen-medieninformationen/wolfnachwuchs-in-thueringen

Sehr übersichtliche Rissliste mit wenigen Vorkommnissen in Thüringen: https://umwelt.thueringen.de/fileadmin/001_TMUEN/Unsere_Themen/Natur_Artenschutz/Wolf_Luchs_Biber/20200903.pdf

https://umwelt.thueringen.de/aktuelles/anzeigen-medieninformationen/weidewonne

Wolfsmanagementplan Thüringen: https://umwelt.thueringen.de/fileadmin/00_tlubn/Naturschutz/Dokumente/4_wolf_luchs/managmentplan_wolf.pdf

Förderrichtline: https://umwelt.thueringen.de/fileadmin/00_tlubn/Naturschutz/Dokumente/4_wolf_luchs/foerderantraege_wolf_luchs/2019-11-19_nichtamtl.-Lesefass._AEnderung_Richtlinie_Wolf-Luchs_Website_TMUEN.pdf

 

 

Nächstes Gericht bestätigt: Thüringer Wölfin Ohrdri darf weiter nicht geschossen werden

Eine Schlappe gab es gestern für das Thüringer Umweltminsterium und Umweltministerin Anja Siegesmund. Das Thüringer Oberverwaltungsgericht hat mit Beschluss vom 2. Juli 2020 den Vollzug der bis zum 31. Dezember 2020 geltenden Genehmigung zum Abschuss der auf dem Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes Ohrdruf-Jonastal lebenden Wölfin weiterhin ausgesetzt.

Nach den Erkenntnissen des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) lebt eine Wölfin mit einem Wolfsrüden und ihren im Frühjahr geborenen Welpen in der Region um den ehemaligen Truppenübungsplatz Ohrdruf, der als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Nr. 63 „TÜP Ohrdruf-Jonastal“ dem Europäischen Schutzsystem Natura-2000 unterliegt und in dem Wölfe ihrer Art nach besonders geschützt sind. Nachdem die Wölfin mehrfach Herdenschutzanlagen überwunden und verschiedentlich Schafe und Ziegen gerissen hatte, beantragte das TMUEN Ende 2019 beim Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz die Zulassung einer „letalen Entnahme“ der Wölfin unter Ausnahme von natur- und artenschutzrechtlichen Verboten. Diesem Antrag entsprach das Landesamt unter Auflagen mit Bescheid vom 23. Dezember 2019 und ordnete die sofortige Vollziehung ihrer Verfügung an. Der Thüringer Landesverband des Naturschutzbunds Deutschland (NABU) hat daraufhin Klage zum Verwaltungsgericht Gera erhoben, über die noch nicht entschieden wurde.

Schießgenehmigung rechtswidrig

Der zeitgleich gestellte Antrag auf vorläufigen Eilrechtsschutz hatte Erfolg. Auf die dagegen gerichtete Beschwerde des Freistaats Thüringen hat der zuständige 1. Senat des Thüringer Oberverwaltungsgerichts den Beschluss des Verwaltungsgerichts nun bestätigt. Die Genehmigung zum Töten der Wölfin erweise sich bereits im Eilverfahren als höchstwahrscheinlich rechtswidrig. Sie berücksichtige ausschließlich artenschutzrechtliche Belange, ohne eine aufgrund europarechtlicher Vorgaben gebotene Vorprüfung zur Ermittlung der Auswirkungen des Vorhabens auf die für das FFH-Gebiet festgelegten Erhaltungsziele oder eine sich dann ggf. als notwendig erweisende Verträglichkeitsprüfung durchzuführen.

Herdenschutz statt Wolfsabschuss

Es könne aber bereits jetzt nicht ausgeschlossen werden, dass der Abschuss der Wölfin (und unter Umständen des mit ihr im Rudel lebenden Wolfsrüden) den Erhalt einer langfristig überlebensfähigen Population der für das FFH-Gebiet „TÜP Ohrdruf-Jonastal“ ausdrücklich als prioritäres Erhaltungsziel benannten Tierart „Wolf“ gefährden würde. Art und Umfang des Artenschutzrechts werden europarechtlich unter anderem durch die Vorgaben der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) gesteuert. Dadurch würden neben dem allgemeinen Artenschutz die Habitate der Pflanzen- und Tierwelt unter ein besonders strenges Schutzregime gestellt. Pläne und Projekte, die ein solches besonderes Schutzgebiet erheblich beeinträchtigen könnten, müssten vorher auf ihre Verträglichkeit mit den für dieses Gebiet festgelegten Erhaltungszielen überprüft werden. Dies habe das Landesamt offensichtlich versäumt. Abschließend weist der Senat darauf hin, dass sich das Landesamt mit den von den Beteiligten in das Zentrum ihrer rechtlichen Auseinandersetzung gestellten Fragen – etwa zur Zumutbarkeit weiterer Herdenschutzmaßnahmen – erst befassen muss, wenn eine von ihm durchzuführende Verträglichkeitsprüfung ergeben sollte, dass der Abschuss der Wölfin die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck des FFH-Gebiets erheblich beeinträchtigen würde.

Hier ein Link zur Stellungnahme der Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht e. V. https://www.djgt.de/news/20200710171734_20200710_OVG_Thueringen_Ohrdrufer_Woelfin.pdf?fbclid=IwAR1dS2mpPfW6SjvMwMM3yTl-NIc24RuePXG1eHV-UkbVEwpHDRVxJoWEULA

Große Freude: Thüringer Wölfin hat wohl Nachwuchs und damit Ruhe vor Abschuss bis mindestens Mitte Oktober

Foto aus einer Wildkamera ©TMUEN – Am Bauch von Wölfin „Ohrdri“ ist deutlich ein Gesäuge zu erkennen. Sie muss also wieder Nachwuchs haben, sonst würde sich ein solches Gesäuge nicht bilden.

Seit 2014 lebt auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes Ohrdruf in Thüringen eine Wölfin. Sie ist damit lange das einzige fest ansässige Tier in ganz Thüringen gewesen. Seit Ende des vergangenen Jahres hat sich ein Wolfsrüde zu ihr gesellt. Nun könnte sich das erste offizielle Wolfsrudel in Thüringen gebildet haben, denn es gibt einen Nachweis darüber, dass die Wölfin säugend ist.

Wir haben mit Tom Wetzling vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz gesprochen. Hier sind seine Antworten:

„Eine uns vorliegende Fotofallen-Aufnahme am Truppenübungsplatz Ohrdruf zeigt die Wölfin mit ausgeprägtem Gesäuge. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Wölfin Nachwuchs geboren hat (auch wenn es dazu, also zu Jungtier/en bisher keinen Foto- oder sonstigen Nachweis gibt). Ob es sich um echte Wolfswelpen (erst dann wäre es ein Rudel) handelt, soll im Rahmen des Monitorings durch von uns beauftragte Experten  herausgefunden werden. Ob und wie viele, können wir erst sagen, wenn entsprechende Nachweise durch das Monitoring vorliegen ( Fotofallenbilder oder genetische Nachweise, z.B. aus Losungen).

Was ist mit der Ausnahme-Genehmigung für den Abschuss der Wölfin?

„Weiterhin gilt: Bis zur Entscheidung des OVG ruhen die Entnahmebemühungen sowieso. Selbst im Erlaubnis-Fall würden im Fall von Nachwuchs Bemühungen zur Entnahme aus Tierschutzgründen bis zum 15. Oktober ruhen, um die Versorgung der Jungtiere zu gewährleisten. Dies ergibt sich aufgrund der Regelungen des Tierschutzgesetzes.“

Hintergründe zur Geschichte der Wolfsmutter, die sich mangels eines Wolfsrüden während der Paarungszeit vor zwei Jahren mit einem streunenden Hund und vor einem Jahr mit einem ihrer Nachkommen gepaart hatte. Wir protestierten energisch gegen den Abschuss dieser so genannten Hybriden und stellten Anzeigen gegen Ministerin Siegesmund. Es wurde allerdings kein Verfahren eröffnet, bzw. eingestellt. Seit dem Frühjahr steht nun auch die Wolfsmutter auf dem Abschussplan: https://wolfsschutz-deutschland.de/2020/02/21/erster-teilerfolg-in-thueringen-gericht-untersagt-abschuss-der-mutterwoelfin-jagd-auf-welpen-geht-aber-weiter/

Monitoring und Forschung in Thüringen

Seit April 2020 habe das „Kompetenzzentrum Wolf, Luchs, Biber“ die Aufgaben des Monitorings und der Forschung übernommen, schreibt das Thüringer Umweltministerium auf seiner Webseite:  Unter Monitoring wird die Überwachung der Wolfs- bzw. Luchspopulation verstanden. Dazu werden bestimmte Methoden wie der Einsatz von Fotofallen genutzt, um u.a. mehr über das Vorkommensgebiet der Arten in Erfahrung zu bringen.

Darüber hinaus wäre das Kompetenzzentrum für die Rissbegutachtung von vermeintlichen Wolf- bzw. Luchsrissen zuständig. Das heißt, Fachleute würden begutachten, bewerten vor Ort das Geschehen dokumentieren.

Hier geht es zur aktuellen Rissliste. Wie zu erkennen ist, sind so gut wie keine Schäden von Wölfen verursacht worden. Wir erachten die Schießgenehmigung auch deshalb für eine Farce: https://umwelt.thueringen.de/fileadmin/001_TMUEN/Unsere_Themen/Natur_Artenschutz/Wolf_Luchs_Biber/20200525.pdf

Hier geht es zum Wolfsmanagementplan Thüringen: https://umwelt.thueringen.de/fileadmin/001_TMUEN/Unsere_Themen/Natur_Artenschutz/managementplan_wolf.pdf

 

 

Wolfsschutz Deutschland e. V. protestiert und stellt Anzeige wegen erneuter Tötung so genannter „Hybriden“ in Thüringen

Beispielbild ©Brigitte Sommer

Nun geht die Jagd auf gesunde Wölfe in Thüringen erneut los. Wolfsschutz Deutschland e. V. protestiert auf das Schärfste. Ferner stellen wir Anzeige gegen Umweltministerin Siegesmund sowie ausführende Personen und weitere am Geschehen beteiligte Personen. Nachdem am Freitag, den 14. Februar 2020 ein Hybride (weiblich, schwarz) geschossen sowie ein weiteres Tier am 19.02.20 erschossen worden wäre, würden nun die Behörden von drei weiteren Wolf-Hund-Mischlingen im Revier um den Standortübungsplatz ausgehen.

Der Thüringer Wolfmanagementplan sehe  das Entnehmen von Wolf-Hund-Mischlingen aus der freien Natur vor, schreibt das Umweltministerium in einer Pressemitteilung.  Das Umweltministerium habe im September 2019 die artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung zur Entnahme der Wolf-Hund-Mischlinge erwirkt. Das Thüringer Umweltministerium (TMUEN) hätte den Umgang mit Hund-Wolf-Hybriden eng mit der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) abgestimmt. Aus Artenschutzgründen müssten Kreuzungen von Hund und Wolf aus der Natur entnommen werden. Damit solle die Wildtierpopulation Wolf vor dem Eindringen von Haushund-Genen geschützt werden. Eine Vermischung der Gene würde den Fortbestand der Wolfspopulation gefährden.

Die Heraufbeschwörung der Gefahr einer Zerstörung des reinen Erbes der Wölfe gehört ins Reich der Fake-News

Brigitte Sommer, Vorsitzende von Wolfssschutz Deutschland e. V.  erinnert daran, dass gemäß  Anhang II des Berner Abkommens  der Wolf zu den streng zu schützenden Arten von gemeinschaftlichem Interesse zähle. Diesem strengen Schutzstandard würden auch Hybridwölfe unterliegen,  also Tiere, die aus einer Verpaarung zwischen einem Hund und einem Wolf stammen. Auch nach naturwissenschaftlichen Aspekten gehörten Hybridwölfe zur Art „Wolf“. Hybridwölfe seien zudem auch durch das Tierschutzgesetz geschützt.  Kein Tier dürfe damit ohne Vorliegen eines vernünftigen Grundes getötet werden. Auch ein genereller Konsens, dass Hybriden aus Artenschutzgründen aus der Natur zu entfernen seien, sei kein Argument, weil sich zum Beispiel die fünf Hybriden in Thüringen niemals so stark ausbreiten würden, dass sie die reinerbigen Wölfe von ihren Standorten verdrängen oder gar vernichten würden. Die Hybridisierungsrate betrage in Deutschland  unter einem Prozent.

Rassismus im Naturschutz

Solche Argumente – wie für die Schießbefehle kreiert – beförderten geradezu rassistische, nach rückwärts gerichtetete Naturschutzgedanken, die eigentlich gerade in Deutschland so nicht aufkommen dürften. In den vergangenen Jahrhunderten haben sich mit Sicherheit immer einmal wieder Wölfe mit Hunden gepaart. Forscher meinen sogar, dass die schwarze Fellfarbe von amerikanischen Wölfen durch Hundegene in die Population eingetragen worden sei. Man ist sich nur nicht darüber einig, wann genau dies geschehen ist. In Italien leben heute schon schwarze Wölfe, die durch so genannte Hybridisierung entstanden sind.

„Ändere Länder, wie Italien, machen vor, wie es tierfreundlich gehandhabt werden könnte“, so Sommer. Dort werden Mischlingswelpen sterilisiert und wieder in die Natur entlassen. Außerdem hatte erneut ein Wildpark angeboten, die Welpen aufzunehmen. Da sich nun ein Wolfsrüde bei der Wölfin befinde, bestehe nun die Gefahr einer erneuten Verpaarung mit einem Hund nicht mehr.

Die artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung gelte für wolfsfarbene Tiere bis zum 30.04.2020. Damit soll sichergestellt werden, dass die Wölfin nicht geschossen wird, während sie Jungtiere versorgt. Würde sie in der Gebär- und Aufzuchtzeit geschossen, kämen unselbstständige Welpen zu Schaden.

Im Klartext: Man wolle sich wohl nicht einmal an die Schießpause auf die Wolfsmutter halten, die nach einer Eilverfügung von zwei Naturschutzverbänden erwirkt worden war.

Schwarz gefärbte Hybride dürften sogar bis zum 31.12.2020 geschossen werden, heisst es weiter in der Pressemitteilung. Die Verfügung gelte in Teilen des Landkreises Gotha sowie Teilen des Ilmkreises. Begrenzt wird die 275 Quadratkilometer große Fläche um den Standortübungsplatz Ohrdruf durch die Autobahnen A4 und A71 sowie die Bundesstraßen 88 bzw. 247.

Hobbyjäger dürfen schießen

Was regelt die Allgemeinverfügung?

Die Allgemeinverfügung richte sich an einen genau beschriebenen Personenkreis und spräche eine Ausnahme vom Tötungsverbot gemäß artenschutzrechtlicher Bestimmungen auf Grundlage des Bundesnaturschutzgesetzes aus. Vor dem Erlass der Allgemeinverfügung seien die vom Land anerkannten und landesweit tätigen Naturschutzvereinigungen angehört worden. Skandalöserweise erklärte sich der NABU in einer Pressemitteilung mit dem Erschießen der Welpen einverstanden.

Die Allgemeinverfügung berücksichtige folgende Eckpunkte:

  • Zum Abschuss ermächtigt werden Jagdausübungsberechtigte, Jagdschutzberechtigte sowie bestimmte Jagderlaubnisscheininhaber in den Landesforsten, wenn diese durch Personen durch das TLUBN geschult und registriert worden sind
  • Ausdrücklich nicht zum Abschuss ermächtigt werden anderweitige Jagdgäste ohne Aufgaben des Jagdschutzes im betreffenden Jagdbezirk.
  • Der Abschuss darf nur in einem bestimmten Zulassungsgebiet (siehe Karte) vorgenommen werden.
  • Im Falle eines Abschusses ist die zuständige Behörde, das TLUBN sofort zu informieren; das getötete Tier ist an die Behörde zu übergeben

Landesjagdverband rät Jägern ab

Thüringen – Der Jagdverband warnte Jäger vor Schüssen auf die Welpen, eben weil die Jäger wohl selber ganz genau wüssten, dass eben KEINE Rechtssicherheit bestehe und ihnen aber etwas anderes vorgegaukelt würde. WDer Geschäftsführer des Landesjagdverbands Thüringen, Frank Herrmann, appelliert an die örtlichen Jäger: „Wir empfehlen den Jägern momentan, aufgrund rechtlicher Unsicherheiten, sich nicht am Abschuss der Hybride zu beteiligen.“https://www.jagderleben.de/news/umweltministerium-thueringen-jaeger-hybride-schiessen-711559?fbclid=IwAR2Fw0l9E9YKbc3dxR8PuRlV5DQ2aYlo9QNr3-514PK5ksVYREzotsIPlXY

Weitere Quelle: https://www.tag24.de/nachrichten/wolf-hund-mischling-abgeschossen-ohrdruf-thueringen-woelfin-abschuss-klage-1391196

https://wolfsschutz-deutschland.de/2019/12/12/wolfsschutz-deutschland-e-v-protestiert-und-droht-mit-anzeige-wegen-des-geplanten-abschusses-der-ohrdrufer-woelfin-in-thueringen/

https://wolfsschutz-deutschland.de/2019/12/04/thueringen-500-000-euro-fuer-die-toetung-von-woelfen-beschwerde-der-djgt-gegen-verfahrenseinstellung-wolfsschutz-deutschland-e-v-schliesst-sich-an/

https://www.mdr.de/thueringen/west-thueringen/gotha/naechster-hund-wolf-hybrid-abgeschossen-100.html?fbclid=IwAR0FSVAvbKKPP1MZKbyq7DtvOXpfTtDvd600DEzagtZY0dFwW48yuU6GCiw

 

 

Wolfsschutz Deutschland e. V. protestiert und droht mit Anzeige wegen des geplanten Abschusses der Ohrdrufer Wölfin in Thüringen

Beispielfoto Wölfin © Brigitte Sommer

Das Thüringer Umweltministerium kündigte am Mittwoch an, einen Abschussantrag zur Tötung der Thüringer Wölfin Ohrdri zu stellen, schreibt die Deutsche Presseagentur in einer Meldung. Dieser Schritt sei nötig, weil Wölfe unter strengem Schutz stehen und nur in Ausnahmefällen gejagt werden dürften. «Es ist weder ein schöner, noch ein einfacher Schritt, aber ein notwendiger», wird Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) von der Deutschen Presse-Agentur in der Meldung zitiert. Wir von Wolfsschutz Deutschland e. V. protestieren auf das Schärfste und wir drohen mit einer erneuten Anzeige gegen die Ministerin und weitere Beteiligte.

Zuvor sei bekannt geworden, dass am Sonntag 24 Tiere einer größeren Schafsherde bei Ohrdruf im Landkreis Gotha gerissen worden wären. Das Revier der Wölfin und ihres Rudels liegt auf dem Übungsplatz der Bundeswehr in der Nähe der Kleinstadt. «Das inzwischen belegte mehrfache Überwinden des Herdenschutzes durch die Wölfin, auch optimaler Schutzzäune, ist nach Einschätzung unserer Experten problematisch», erklärte Siegesmund weiter in der dpa-Meldung.

Zwei Grüne-Umweltminister und ein Ziel: Wölfe abschießen

Die wirtschaftlichen Schäden seien erheblich. In den vergleichsweise hohen Risszahlen – 2019 wurden demnach in Thüringen bislang mehr als 180 Schafe, Ziegen und andere Nutztiere getötet – sieht Siegesmund eine weitere Grundlage für den Antrag. Über den sollen Experten des Thüringer Landesamts für Umwelt, Bergbau und Naturschutz entscheiden. Die Ministerin setzt darauf, dass der Antrag noch vor Jahresende bewilligt wird. Sie verwies auf einen ähnlichen Fall in Schleswig-Holstein, wo ein Wolf nach mehreren Übergriffen zum Abschuss freigegeben worden war. Diesen Schießbefehl auf Wolf Dani hatte ihr Kollege Jan Phillipp Albrecht (ebenfalls Grüne) Anfang des Jahres erteilt. Wir von Wolfsschutz Deutschland e. V. sowie auch die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierrecht e. V. protestierten mehrfach dagegen. Die DJGT schätzt die Abschussgenehmigung in Schleswig-Holstein als nicht EU-rechtskonform ein. Wir berichteten hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2019/11/19/erfolg-in-schleswig-holstein-schiessbefehl-auf-wolf-dani-gw924m-wird-aufgehoben-jedenfalls-vorerst/

Für Thüringen liegen uns leider keine Fallzahlen, d. h. Anzahl der Tiere, die durch andere Ursachen als durch Schlachtung oder Risse umkommen, vor. Allerdings beträgt der Bestand an Schafen laut Statistik dort knapp 120.000 Schafe. Davon werden zirka 7.000 Tiere jährlich geschlachtet. In diesem Vergleich wirken 180 Schafe, Ziegen und weitere Nutztiere geradezu lächerlich gering.

Für Hessen gibt es Fallzahlen, die Umweltministerin Hinz (Grüne) bekannt gegeben hatte: Zitat. „Beim Thema Wolfrisse ist zu beachten, dass bei der ganz normalen Haltung ohne besondere Vorfälle in Hessen jährlich rund 15.000 Schafe und Ziegen sowie mehr als 20.000 Kälber während der Geburt, durch Krankheiten oder andere Ursachen vorzeitig zu Tode kommen. Im Vergleich wurden in diesem Jahr in Hessen 12 Wolfsrisse bei Nutztieren nachgewiesen.“

Umgerechnet auf Thüringen sind dies zwar weniger Tiere, aber es kommen bestimmt noch immer weitaus mehr Ziegen und Schafe durch andere Ursachen als durch Wölfe um.

In  „in Thüringen.de“ wird Siegesmund dahingehend zitiert, dass sie den Einsatz von Herdenschutzhunden ablehnen würde, da die Tiere erst auf Schäfer und Schafe geprägt werden müssten. Das ginge ad hoc nicht. Wie bitte? Das Territorium von Wölfin Ohrdri ist seit dem Monotoringjahr 2014/2015 hinlänglich bekannt und innerhalb von fünf Jahren ist man dort nicht in der Lage, für passenden Herdenschutz mit Herdenschutzhunden zu sorgen? In einem Fall aus NRW sorgten sogar ausgeliehene Herdenschutzhunde dafür, Wölfin Gloria den Appetit auf Schafe des Schäfereibetriebes Dünow zu vertreiben.

 

Siegesmund macht, was die Agrar-Lobby diktiert

Nach unserer Ansicht fehlt hier ganz klar der Wille der Ministerin, die sich ganz augenscheinlich lieber für die Interessen der Agrar-Lobby einsetzt, als für den Tier- und Naturschutz. Wir protestieren genauso auf das Schärfste gegen den geplanten Antrag zum Abschuss der Wölfin, wie gegen den Abschuss ihrer Mischlingswelpen (wir berichteten: https://wolfsschutz-deutschland.de/2019/12/04/thueringen-500-000-euro-fuer-die-toetung-von-woelfen-beschwerde-der-djgt-gegen-verfahrenseinstellung-wolfsschutz-deutschland-e-v-schliesst-sich-an/ ) und fordern stattdessen, auch dort endlich mit einem ernsthaften Herdenschutzprogramm zu beginnen. Unserer Ansicht nach soll hier höchstwahrscheinlich durch eine solche Abschussgenehmigung die Bildung eines neuen Wolfsrudels verhindert werden. Dies verstößt ganz klar gegen EU-Recht, das ausdrücklich vorsieht, dass die Wölfe in Deutschland sich vermehren sollen. Hintergrund: Seit Sommer/Frühherbst ist bekannt, dass sich ein Wolfsrüde in der Gegend aufhält. Dieser soll sogar die Welpen aus dem Vorjahr akzeptiert haben.

Sollte die Mutterwölfin, die Welpen oder gar der Rüde aufgrund des erneuten Schießbefehls von Umweltministerin Siegesmund getötet werden, werden wir von Wolfsschutz Deutschland e. V. erneut Anzeige gegen alle an der Tötung beteiligten Personen, auch weiterer Entscheider im Umweltministerium, stellen. Wir bitten die Ministerin Siegesmund daher, ihre Entscheidung noch einmal zu bedenken. Sollte sie die Entscheidung im Hinblick auf die baldige Änderung des Bundesnaturschützgesetzes (LEX-Wolf) getroffen haben, so muss sie damit rechnen, dass gegen die Änderung geklagt werden wird, bzw. massiv Anzeigen erstattet werden. Drei Anwälte, darunter Christina Patt von der DJGT, hatten am 09.12.19 während einer öffentlichen Anhörung im Bundestag den Abgeordneten signalisiert, dass die geplante Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes in der von Bundesumweltministerin Schulze (SPD) entworfenen Form keinesfalls EU-rechtskonform ist. Darin ist unter anderem vorgesehen, dass komplette Wolfsfamilien solange getötet werden dürften, bis keine Schäden mehr vorhanden wären. Der geplante Abschuss von Ohrdri geht wohl eindeutig in diese Richtung. Gleichzeitig gibt auch Ministerin Siegesmund hohe sechsstellige Summen für die Wolfsjagd aus, anstatt Weidetierhalter unbürokratisch zu entschädigen. Dies steht unserer Ansicht nach in keinem Verhältnis.

Quelle: Greenpeace hatte gestern die komplette Pressemitteilung der dpa übernommen: https://www.greenpeace-magazin.de/ticker/thueringen-plant-antrag-auf-abschuss-von-woelfin

Weitere Quellen:

https://www.insuedthueringen.de/region/thueringen/thuefwthuedeu/Ohrdrufer-Woelfin-soll-zum-Abschuss-freigegeben-werden;art83467,7040501?fbclid=IwAR3GKevDKyY-GBgH4JZfZRgIcncNfhIkcYSZ3-CxXgidq2zFHAFqZWZRXfc

https://statistik.thueringen.de/webshop/pdf/2018/03308_2018_00.pdf

http://www.dbb-wolf.de

 

 

Wolfsschutz Deutschland e. V. protestiert gegen Forderungen des Bauernverbandes Thüringen nach Abschuss der Ohrdrufer Wölfin

„Existenzielle Herausforderungen“ für Schäfer sieht der  Bauernverband Thüringen einem Bericht des MDR zufolge in Rissen, die der Ohrdrufer Wölfin zugeschrieben werden, und fordert ihren Abschuss und den ihrer Welpen. Schützenhilfe erhält der Verband – wie nicht anders zu erwarten – von der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag. 

 „Existentielle Herausforderungen“? Die amtliche Statistik zu Nutztierrissen sagt etwas ganz anderes aus. Nachgewiesen sind bisher für das Jahr 2019 ganze 19 (!) Nutztierrisse, die eindeutig dem Wolf zuzuordnen sind – wohlgemerkt in ganz Thüringen. Da kann man wohl kaum von einer Existenzbedrohung der Weidetierhalter sprechen, insbesondere wenn man die üblichen ‚Ausfallquoten‘ in der Nutztierhaltung kennt! Außderdem erhalten viele der so genannten Betroffenen bereits EU-Subventionen im hohen Bereichen, dass es geradezu lächerlich erscheint, hier von einer existentiellen Herausforderung zu sprechen. 

Auch weitere in einem Bericht  https://www.mdr.de/thueringen/west-thueringen/gotha/bauernverband-wolf-abschuss-ohrdruf-100.html?fbclid=IwAR17owZpDuPwadzRhC0eHvGLfYhpZP1pVDuHeGfj4QIlDGrsAlv8QTdEKSM des MDR zitierten Behauptungen des Thüringer  Bauernverbandes halten einer fachlichen und rechtlichen Überprüfung nicht stand.

Angeblich habe sich die Wölfin „auf das Reißen von Nutztieren spezialisiert“ und gebe „diese Fähigkeiten an ihre Nachkommen weiter“. Hier werden unhaltbare  Mutmaßungen zu Gewissheiten umgedichtet – Beweise werden nicht erbracht. Diese fehlen auch für die Feststellung der Weidetierhalter, dass die Wölfin  „selbst hohe Weidezäune“ überwinde. Immer wieder zeigen Zaunkontrollen des Wolfsschutz Deutschland e.V. in verschiedenen Wolfsgebieten, dass selbst elementarer Schutz der Weidetiere fehlt. Echte Fürsorge für ihre Tiere lassen viele Weidetierhalter vermissen!

Besonders perfide ist der ‚Vorwurf‘ des Thüringer  Bauernverbandes, die Wölfin zeige ein „untypisches Verhalten, indem sie sich bereits zum zweiten Mal mit einem Haushund gepaart hat.“ Ja, wenn kein geeigneter wölfischer Partner zur Verfügung steht (warum wohl?!), dann ist es eben nicht ‚abartig‘, dass eine Wölfin sich mit einem Haushund paart. Wolf und Haushund sind schließlich Unterarten ein und derselben Spezies. Ein nur allzu durchsichtiges Manöver des Bauernverbandes, das auch noch den ‚Vorteil‘ bietet, dass er gleich noch den Abschuss der Welpen fordern kann, denn diese sind ja Hybriden. Dabei ist das Töten von Wolfs-Hunde-Hybriden ein Straftatbestand, also kriminell, wie schon Richterin a.D. Almuth Hirth in ihrem Rechtsgutachten vom 25.03.2019 ausführlich darlegt. Hybriden sind ebenso wie Wölfe streng geschützt und dürfen nicht aufgrund irgendwelcher verquerer Rassereinheits-Argumenten ‚entnommen‘ werden. Der Wolfsschutz Deutschland e.V. hat in mehreren solcher Fälle bereits Anzeigen gegen die thüringische Umweltministerin erstattet; die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen noch. 

Nach dem Willen des Bauernverbandes Thüringen soll also wieder einmal mit dem Abschuss einer Wölfin und ihrer Welpen der scheinbar einfachste Weg zur ‚Sicherung‘ der Weidetiere gegangen werden, Naturschutzrecht hin oder her. Konsequenter Herdenschutz – nein danke! Wir fordern den Bauernverband Thüringen dazu auf, sich endlich mit dem Thema Herdenschutz zu befassen. Stattdessen hofft man aber ganz augenscheinlich darauf, dass die Änderung des Naturschützgesetzes, nämlich die LEX-Wolf nach der Sommerpause durch den Bundestag abgesegnet wird und man versucht anscheinend schon mal Fakten für Abschüsse zu schaffen. Diese Auffassung, alles zu eliminieren, was keinen sofortigen verwertbaren Geldnutzen bringt, ist nicht mehr zeitgemäß und der Widerstand in der Bevölkerung wächst ebenfalls. 

Ursula Ripke, Mitglied von Wolfsschutz Deutschland e. V.