Umweltminister Lies außer Kontrolle? Kostenexplosion für Wolfsjagd in Niedersachsen auf fast 200.000 Euro

Die Tötungsjagd auf Roddy geht weiter und die Kosten explodieren.   

Ein nicht endender Skandal: Umweltminister Lies weiterhin auf dem „Tötungstrip“, oder wie ein niedersächsischer SPD-Minister Steuergelder in Höhe von mindestens 185.000 Euro vernichtet hat.

Wolfsrüde und siebenfacher Familienvater Roddy soll sterben. Dabei ist er nur seiner Natur nachgegangen. Die Kosten, die er verursacht haben soll,  stehen mit hochgerechnet rund 3.000 Euro in gar keinem Vergleich zur Hatz auf ihn, die nun fast 200.000 Euro erreicht hat. Das Geld wurde auch noch aus dem Etat für Zäune für Weidetierhalter verwendet. Für beantragte Zäune sei nun kein Geld mehr da, heisst es.

Zur Vorgeschichte:

Der Rodewalder Wolfsrüde Roddy ist seit dem 23. Januar 2019 vom niedersächsischen Umweltministerium, verantwortlich ist dafür der SPD-Umweltminister Lies,  zum Abschuss freigegeben.

In der Abschussgenehmigung werden zwei Fälle aufgeführt, in denen der Rodewalder Rüde (GW717m) laut Gutachten eindeutig als Verursacher von Angriffen auf zum Selbstschutz befähigte Rinderherden (so die Meinung des Umweltministerium) identifiziert werden konnte (NTS 678 und NTS 811). Dabei wurden ein Kalb und ein Rind getötet, nach Angaben des Umweltministeriums entstand dabei ein „Gesamtschaden“  von 1844 Euro.

Wir haben des Öfteren in Beiträgen auf der Wolfsschutz Deutschland e.V. –Webseite dokumentiert, dass die meisten Zäune in der Steimbker und Rodewalder Gegend nicht wolfsabweisend sind. Gleichzeitig hatte das Umweltministerium Rinder auch in die Förderkulisse aufgenommen. Dies interpretieren wir so, dass man mit Rissen von Rindern rechnete. Tierhalter konnten deswegen so genannte Billigkeitsleistungen – also Ausgleichzahlungen – beantragen. Pikant ist es, dass laut Umweltministerium (siehe vorherige kleine Anfrage der Grünen) für die Risse bislang kein Antrag eingereicht worden war.

Perfides Vorhaben mit einer Wolfsfalle

Bislang wird die Abschussgenehmigung jeweils um weitere vier Wochen verlängert, jetzt aktuell bis zum 30. September 2019.

Jetzt ist durch eine Antwort des Umweltministeriums  auf eine Anfrage https://www.fraktion.gruene-niedersachsen.de/fileadmin/docs/abgeordnete/christian_meyer/Anfragen/Wolfdienstleister_Antw_zu_4360.pdf an die Fraktion der Grünen https://www.fraktion.gruene-niedersachsen.de/presse/presseinfos/artikel/christian-meyer-land-soll-lieber-in-praevention-als-teure-wolfsjagd-investieren.html?fbclid=IwAR2vqFL46Od9uFvxOM9s5UG2jOdctInvpS5ICcxngzXqZGY4ID4kU_en-3M  im niedersächsischen Landtag bekannt geworden, dass die Tötungsjagd auf Roddy sogar bisher mindestens 185.000 Euro gekostet hat. Allein die Kosten für den Dienstleister betragen 150.000 Euro. Zur Erinnerung: die Kosten für den Dienstleister betrugen bis zum 15.5. 2019, also in den ersten vier Monaten 48.201,64 Euro. In den nächsten vier weiteren Monaten explodierten die Kosten für den Dienstleister um 100 Prozent. Was für ein Wahnsinn!

Das Umweltministerium ist auch nicht auf Nachfragen bereit, den Begriff  Dienstleister näher zu definieren. Ich vermute, dass unter dem Begriff Dienstleister Berufsjäger gemeint sind. Zwei Berufjäger hatten vor zwei Jahren eine Wolfsfalle entwickelt. Damals hatte das Umweltministerium allerdings wohl keinen Badarf, denn ein Ankauf dieser Falle wurde abgelehnt. Hat das Umweltministerium nun seine Meinung geändert? Unklar. Fakt ist, dass die einheimische Bevölkerung in Steimbke von drei Berufsjägern spricht, die dort als Häscher unterwegs wären. Angeblich sollen in diesen Fallen die Rodewälder Wölfe gefangen werden. Ist der Rodewalder Rüde dabei – feststellbar durch eine DNA-Probe – soll er dann anschließend erschossen werden. Dabei soll er in der Falle verharren, bis die DNA-Analyse ausgewertet ist? Ein solche Analyse kann Tage dauern. Tage in Angst und Agonie für das Tier! Wie pervers ist denn das? Auch hat Umweltminister Lies schon vor vielen Wochen erklärt, dass er weitere Wölfe aus diesem Rudel töten lassen will. Gegebenenfalls würde er das ganze Rudel auslöschen. Das Rodewalder Rudel soll sieben Welpen haben (Stand Anfang August 2019).

Im Waldgebiet von Steimbke sind mindestens fünf Funkkameras im Einsatz. Siehe gelbe Punkte auf der Karte. Wird eine Kamera unbeabsichtigt durch eine Person ausgelöst, sind innerhalb von 15 Minuten zwei einheimische Jäger vor Ort. Mindestens drei Mal sind die Kameras ausgelöst worden.  Und es ist so eindeutig, dass die einheimischen Jäger dem Umweltminister zuarbeiten. Lies hat ja immer wieder betont, dass er auf eine stärkere Beteiligung der örtlich ansässigen Jäger auf der Jagd nach Roddy angewiesen ist.

Im Vergleich zu den Kosten auf die Tötungsjagd, die bis Ende September sicherlich auf über 200.000 Euro ansteigen werden, nehmen sich die Ausgleichszahlungen des Landes Niedersachsen für die Nutztierrisse des Rüden sehr bescheiden aus. Für drei Fälle, in denen Roddy angeblich wolfsabweisende Zäune überwunden und Rinder angegriffen haben soll, wurden 2.458,60 Euro gezahlt. Bei einem weiteren Übergriff auf Schafe betrugen die Ausgleichszahlungen 429,10 Euro.  Ich frage mich, was sagt eigentlich der niedersächsische Rechnungshof dazu? Wie viele Weiden hätten mit dieser hohen Summe von  185. 000 Euro mit wolfssicheren Zäunen und mit Herdenschutzhunden ausgestattet werden können? Ich betone hier noch einmal, dass ca 80 Prozent der Bevölkerung für den Wolf ist. Etliche Nutztierhalter*innen haben einen Antrag gestellt, um ihre Weiden wolfssicher zu schützen. Doch werden diese Anträge einfach nicht vom Ministerium bearbeitet, bzw. ist das Geld, das eigentlich für die Weidetierhalter gedacht war, für die Jagd auf Wolf Roddy verwendet worden.

Mit der „Lex Wolf“ droht die erneute Ausrottung des Wolfs

Umweltminister Lies hofft wohl auf eine baldige für die Wolfsgegner und -hasser positive Entscheidung im Bundestag in der Sache „Lex Wolf“ flyer-lex-2. Dann wird es in Deutschland so richtig finster. Die Jagd bis zur erneuten Ausrottung der Wölfe wäre dann praktisch flächendeckend freigegeben. Es erweckt den Anschein, dass Umweltminister Lies alle Wölfe des Rodewalders Rudel töten lassen will. Dabei ist die Region für Wölfe gut geeignet. Weiter gedacht muss man hier unterstellen, dass auch das nächste, dort einwandernde Rudel getötet werden würde.

Ferner verbreitet Lies Fake-News über angelbliche Störer in den Wäldern von Steimbke. Seit Februar gehe ich sehr oft in dieser Gegend spazieren und sammle auch Müll ein. Mit mir sind weitere Wolfsschützer*innen, auch Einheimische, Tag für Tag unterwegs. Durch unsere Anwesenheit versuchen wir die Tötung von Roddy zu verhindern, was uns auch bislang dadurch gelungen ist, weil die Häscher nicht erkannt werden wollen.  Denn sie wollen in aller Stille ihr mörderisches Handeln umsetzen. Uns von Wolfsschutz Deutschland e.V. sind keine Menschen bekannt, die lärmend und störend durch den Wald ziehen. Dafür ist allerdings vor zirka drei Wochen in der Dämmerung ein Hubschrauer, der erheblichen Lärm verursacht hat, über den Wald um Steimbke gekreist. Wir zerstören keine Hochsitze, wie es die einheimischen Jäger und Lies immer wieder behaupten. Die Polizeidirektion Nienburg hat uns dies auf Nachfrage bestätigt. Es liegen keine Anzeigen wegen Zerstörungen vor. Im Gegenteil, Angelika Zipper, Brigitte Sommer und ich mussten im Sonnenborsteler Wald zur Seite springen, als ein Jäger mit seinem Auto im hohen Tempo bewusst auf uns zugerast ist, als er uns auf dem Weg sah.  Unsere Anzeige gegen den Fahrer ist eingestellt worden. So sieht die Realität in dieser Gegend aus.

Außerdem will Lies anscheinend immer noch nicht zur Kenntnis nehmen, dass das Hauptverfahren in dieser Sache immer noch läuft, also noch gar nicht entschieden ist, ob die Abschussgenehmigung überhaupt rechtens ist. Nur bei dem Antrag auf Aussetzung dieser Abschussgenehmigung sind Wolfsschützer (Freundeskreis frei lebender Wolfs e. V. der mit seiner Klage von Wolfsschutz Deutschland e. V. mit dem Beitrag von 1.000 Euro unterstüzt wurde) vor dem Oberlandesgericht nicht durchgekommen. Lies behauptet immer wieder in der Öffentlichkeit, dass die Tötung von Roddy vollkommen rechtssicher wäre.

Aktuell sind Kälber bei Steimbke und Heemsen gerissen worden. Ob Hunde oder Wölfe Verursacher sind, steht noch nicht fest. Fakt ist aber, dass inzwischen allgemein bekannt ist, dass eine erhöhte Gefahr von Weidetierrissen im Herbst besteht, da die Wolfswelpen jetzt schon fast so groß wie ihrer Eltern sind und mehr Fleisch benötigen. Gleichzeitig werden die Wölfe jetzt bei ihrer Jagd auf Wild durch den Beginn der Jagdsaison gestört. An die 400 Hobbyjäger treiben nun dort nämlich ihr Unwesen.

Ariane Müller, Wolfsteamleiterin Niedersachsen im Wolfsschutz Deutschland e.V.

 

Faktencheck und Zaunkontrolle Schleswig-Holstein – Minister Albrecht beenden Sie endlich die Schießbefehlfarce auf Wolf Dani!

Als Antwort auf unseren zweiten offenen Brief https://wolfsschutz-deutschland.de/2019/01/24/schleswig-holstein-offener-brief-an-umweltminister-albrecht-unterlassen-sie-den-schiessbefehl-auf-wolf-dani/  an Umweltminister Albrecht erhielten wir dieses lapidare Schreiben. Antwort_Albrecht_1 

Darin schreibt der Grüne Umweltminister unter anderem, dass auch die Nutztierhalterinnen und – halter in der Verantwortung für die erfolgreiche Abwehr und Prävention von Wolfsrissen seien. Zitat: Auch der nun leider zum Abschuss freigegebene Wolf hat mit „hoher Wahrscheinlichkeit????“ an unzureichenden Herdenschutzmaßnahmen gelernt, Zäune zu überwinden und im zweiten Schritt festgestellt, dass er auch eigentlich ausreichende Herdenschutzmaßnahmen bewältigen kann. Zitat Ende.

Warum sollte ein Wolf, oder ein Hund einen solchen Zaun überspringen, wenn er ganz einfach untendurch kommt? Wir zweifeln die Behauptung, dass Dani Zäune übersprungen haben soll, mehr als nur an. Wir haben bis heute keinen einzigen wolfsabweisenden Zaun im Revier von Dani entdecken können. Freilich aber weiterhin Zäune, die ihren Namen nicht verdienen. Da grasen weiterhin Schafe mit Lämmern hinter Hobbitzäunchen, die jedes Meerschweinchen überspringen kann. Auf unteren Litzen ist kein Strom und Pferde- sowie Kühe sind nah an einer stark befahrenen Straße so gut wie gar nicht gesichert.

Ein Wolf oder auch Hunde, die Weidetiere derart angeboten bekommen, brauchen erst gar nicht „zu lernen“ dass solche Tiere leichte Beute sind. Ein Wolf oder Hund überlegt sich auch nicht, ob er lieber Schafe oder Rehe fressen soll. Er nutzt Augenblick und Gelegenheit. Erschwerend kommt hinzu, dass in dem Gebiet noch ein weiterer Wolf aus Sachsen-Anhalt hinzugewandert ist. Auch dieser Wolf wird zu derart leichter Beute doch nicht „nein“ sagen. Und schon ist der nächste Problemwolf da, der abgeschossen werden muss. Zumal dieser Wolf gar keine Chance hätte, seinen Häschern zu entkommen, denn er ist auch noch besendert. Wir fordern: Setzen Sie endlich Herdenschutzmaßenahmen um. Beenden Sie diese Farce von Schießbefehl auf Wolf Dani.

 

 

Hobbitzäune in 25 bis 35 Zentimeter Höhe bei Farnewinkel. Auf der Weide befinden sich Schafe mit Lämmern.

25 Zentimeter können selbst die Lämmer überspringen.

 

 

 

Zwischen Westerhorn und Rethwisch

Diese Kuhweide zwischen Westerhorn und Rethem ist ungenügend geschützt.

 

Nur auf der obersten Litze ist Spannung vorhanden.

 

Zur Bachseite so gut wie kein Schutz

 

Am Tor ist unten gar kein Schutz.

 

Die stromführende Litze befindet sich in 50 Zentimeter Höhe. Darunter können bequem Hunde oder Beutegreifer durch.

 

Die Litze befindet sich in 50 Zentimeter Höhe.

 

Die Pfosten sind marode.

 

Pferdeweide im Kreis Pinneberg

Fotos aus Bokel Kreis Pinneberg. Eine Weide mit jungen Pferden. Der größte Teil der Weide ist mit drei Litzen eingezäunt. Über 300m sind jedoch nur mir einem Draht 90cm eingezäunt. Der niedrig eingezäunte Bereich liegt an einem Knick, der an eine Spurbahn grenzt. Die Weide liegt direkt an einen Landstraße, auf der man 70 fahren darf. Man kann immer nur hoffen, dass die Tiere nicht mal durchdrehen und den Draht überspringen. 90 cm dürfte für ein Pferd wohl ein Witz sein.

Die Pferde- und Kuhweiden liegen direkt an einer Straße.

 

90 Zentimeter Höhe

 

 

90 Zentimeter Höhe, direkt an einer viel befahrenen Straße.

 

Für Hunde oder Beutegreifer ist ein Gebüsch kein Hindernis.

 

 

Kuhweide direkt gegenüber

Unter der Litze können auch die Kälber durchspazieren.

Diese Litze hält weder Wolf noch Hund auf. Das Klb soll mit dem Stachelnasenring am Trinken gehindert werden. Versucht es bei der Mutter Milch

zu trinken, ist diese für sie schmerzhaft und sie weist ihr Kalb zurück

Unter der Litze kann alles hindurch.

 

Die Weide liegt direkt an der Straße.

1 – 0 für die Robin Hoods – Filmreife Szenen im Lichtenmoor

Was sich dieser Beispielwolf wohl denkt?

in Roddys Revier zeigt sich gerade, wie gelebte Demokratie und Naturschutz von unten, nämlich vom Bürger selber, funktionieren kann. Seit über zwei Monaten schützen Spaziergänger, Müllsammler und Nachtwanderer das Leben von Familienvater Roddy, der grundlos zum Abschuss von Umweltminister Lies freigegeben wurde. Seine Partnerin Lichta ist mit ziemlicher Sicherheit wieder tragend. Der einjährige Welpe Grindi könnte mit bei der Aufzucht der Welpen helfen. Doch es schwebt ein Todesurteil über dem Familienvater und dem ganzen Rudel.

Der verlängerte Schießbefehl gilt bis Ende April und nun wollten die Jäger nachts wohl Drückjagden veranstalten. Angeblich sollten Wildschweine geschossen werden. Dazu wollten sie den Aktiven das Betreten der Wälder und Wiesen um Steimbke herum in der Nacht verbieten. Doch es wurde sehr schnell klar, dass sie dies gar nicht dürfen, sondern erst einen Antrag stellen müssen. 

Die Bürger haben bis dahin das Recht, sich zu jeder Tageszeit auf Wald- und Wiesenwegen aufzuhalten. Immer mehr Einheimische beteiligen sich an Müllsammelaktionen und Nachtwanderungen. Auch völlig legal ist es, Zäune und Tiere zu fotografieren sowie Wildkameras, Luderplätze sowie ausgelegte Schlingfallen.

Wenn entdecken die Medien endlich das Potential dieser Geschichte, statt weiter gegen die Wolfsfamilie zu hetzen? Wann schreibt ein Filmemacher ein Drehbuch über den großartigen Einsatz der Menschen vor Ort?

Wann begreifen Politiker, dass sie gewählt wurden, um die Interessen der Bürger und nicht der Agrar-, Industrie- und Jägerlobby zu vertreten? Was Bürger selber leisten können, zeigt sich am Hambacher Wald und in der Fridays for Future-Bewegung sowie im Bürgerbegehren Artenschutz in Bayern. Auch eine neue Umfrage des Senckenberg-Instituts bestätigte, dass die Mehrheit der Deutschen trotz Lobby- und Medienhetze weiter Wölfe willkommen heißen. 

Bitte unterstützen Sie unseren Verein weiter, damit wir handeln können.

Wolfsschutz-Deutschland e.V.

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Auch Paypal ist möglich

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Hier ein Bericht des NDR dazu: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Land-Jaeger-duerfen-Wald-nicht-sperren,rodewald122.html

Schleswig- Holstein: Offener Brief an Umweltminister Albrecht – Unterlassen Sie den Schießbefehl auf Wolf Dani!

Offener Brief an

Vorab per Email:

pressestelle@melund.landsh.de

Jan Philipp Albrecht (Die GRÜNEN Bündnis 90)

Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung

Düsternbrooker Weg 104

24105 Kiel

Kein Schießbefehl auf Wolf Dani (GW 924m) in Schleswig-Holstein

Sehr geehrter Herr Albrecht,

halten Sie sich bitte an Recht und Gesetz und geben Sie Dani nicht zum Abschuss frei. Nach der Gesetzeslage ist ein Abschuss des aus Dänemark stammenden Jungwolfs nicht legal. Nur sechs Mal soll das Jungtier Zäune ausgetrickst haben.  Ein Insider, der direkt in den Fall involviert ist sagt, dass die Aufrüstungsmöglichkeiten für Zäune noch nicht ausgeschöpft worden sein sollen. So wurde beispielsweise noch nicht ausprobiert, eine obere Litze auf Zäune zu setzen, sodass sich eine Gesamthöhe von 1,20 Metern ergibt.

Außerdem sieht die Gesetzeslage erst eine vorherige Vergrämung des Wolfs vor. Diese müsste also unverzüglich in Angriff genommen werden.

Desweiteren hat eine Zaunkontrolle durch ein Vereinsmitglied von Wolfsschutz Deutschland e. V. im Landkreis Pinneberg ergeben, dass dort die meisten Zäune gerade mal eine Höhe von 45 Zentimetern haben. Dies ist keinesfalls als wolfsabweisend anzusehen.

Zusätzlich schließen wir uns der Einschätzung der Richterin a. D. Almuth Hirt an, die folgendes erläutert: Zitat:  „Schäden, die Hobbyschafhalter durch Wölfe erleiden, scheiden von vornherein aus. Erforderlich sind vielmehr erhebliche Schäden gewerblicher Tierhalter. Ein erheblicher Schaden ist nur ein grundrechtsrelevanter Schaden am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb. Solch ein Schaden ist anzunehmen, wenn der Betrieb infolge des Artenschutzes schwer und unerträglich betroffen ist, obwohl der Betriebsinhaber alle Anstrengungen unternommen hat, dem entgegenzuwirken.“

Alle Anstrengungen sind noch nicht unternommen worden. Dies ist auch auf keinen Fall gegeben, wenn nur ein paar Schafe einer Herde betroffen sind. Zumal die Schäden durch Wolfsrisse gerade mal 1-2 % der natürlichen Letalität bei Schafen ausmachen.

Dazu kommt noch, dass EU-Kommissar Phil Hogen erst kürzlich auf der Grünen Woche Weidetierhaltern erneut zugesagt hat, dass alle Schäden, die von Wölfen verursachst werden, aus einem EU-Topf übernommen werden können. Das heisst im Klartext: 100%iger Schadensersatz. 

Den betroffenen Schäfern sind demnach also bis dato gar keine schweren oder unerträglichen Schäden entstanden.

Schlussendlich kann nicht sichergestellt werden, dass der Wolf abgeschossen wird, der für die Risse verantwortlich war. Ebenso ist nicht sicher, dass Wolf Dani sich in der Gegend fest ansiedeln wird. Da der Erhaltungszustand des Wolfs in Deutschland noch immer als schlecht beurteilt wird, ist jeder junge Wolf, der seinen Anteil zur weiteren Vermehrung des Wolfs in Deutschland beitragen kann, zu schützen. 

Dass Wölfe getötet werden dürfen, die mehrmals Weidezäune überwinden, widerspricht EU-Recht. Zudem ist hier Tür und Tor zu absichtlicher Anfütterung von Wölfen eröffnet, um Wolfsabschüsse fordern zu können. Ob ein Zaun wirklich wolfsabweisend war, den ein Wolf angeblich überwunden habe, kann nie zu 100 % sichergestellt sein, da zwischen Riss und Kontrolle von Wolfsberatern Stunden bis Tage vergehen und Zäune vorher manipuliert worden sein können.

Zusammenfassung: Die Gesetzeslage gibt einen Abschuss des Wolfs Dani nicht statt. Wir bitten Sie, einen entsprechenden Antrag abzulehnen. 

Mit den besten Grüßen

Brigitte Sommer

Vorsitzende Wolfsschutz Deutschland e.V.

NRW: Unfassbar – NABU fordert: Wölfin Gloria von Wesel muss es ans Fell

In der Nacht vom siebten auf den achten Dezember sollen bei Berufsschäfer Maik Dünow aus Hünxe in einer Herde aus 350 Schafen, 26 Schafe von einem Tier angegriffen worden sein. Zwei Schafe und sieben Lämmer sollten daraufhin eingeschläfert worden sein. Die Herde hätte hinter Elektrozaun gestanden und wäre von zwei Herdenschutzhunden bewacht worden, heißt es seitens Dünow. Ein weiterer Angriff mit einem toten Schaf als Opfer hätte in der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember stattgefunden. Obwohl es noch keine DNA-Auswertung gibt, fordert Dünow: „Der Wolf muss weg!“ Auch der NABU Kreisverband Wesel und derNABU Xanten, der den Steinkauz vom Wolf gefährdet sieht, blasen ins gleiche (Jagd)Horn. 

NABU Kreisverband Wesel: Dem Wolf muss es ans Fell

Auch der NABU Kreis Wesel:„Wenn es ein Problemwolf ist, dann ist der Nabu dafür, dass es ihm ans Fell geht“, sagte Peter Malzbender  (malzbender@nabu-wesel.org ) am Donnerstag.  Aktuell versendet der NABU, wie jedes Jahr, Werbemails, in denen Naturfreunden eine Wolfspatenschaft nahegebracht werden soll. Der NABU schütze den Wolf in Deutschland. Wolfspaten würden helfen, den Wolf zu schützen.

Schon oft gab NABU Feuer frei auf den Wolf

Wie blanker Hohn mag vielen Naturfreunden nun die Aussage des Nabu-Kreisvorsitzenden erscheinen. Nicht zum ersten Mal gibt er NABU Feuer frei auf seine Schützlinge: bereits vor knapp drei Jahren genehmigte die Brandenburger NABU-Funktionärin Schröder einen Abschuss von Jungwolf Filou, der durch eine Drückjagd aus seinem Revier vertrieben wurde und als Folge mehrere Tage in der Kleinstadt Rathenow herumirrte. Dass er wohl wieder in den Wald zurückfand, rettete ihm das Leben. Jungwolf Kurti hatte im Frühjahr darauf nicht so viel Glück. Er wurde mit Genehmigung des NABU erschossen, obwohl auch diese Abschussbegründung alles andere als stimmig war. Siehe Fall Kurti. Danach ging es weiter mit einer Genehmigung auf ausgebrochene Gehegewölfe in Bayern, die auch teilweise umgesetzt wurden. Kurz darauf mussten Wolfsmischlingswelpen in Thüringen mit NABU-Forderung ihr Leben lassen. Und das, obwohl man in Italien Erfahrungen damit hat, Wolfsmischlinge zu sterilisieren und wieder in die Natur zu entlassen. Kurze Zeit später traf es Wolf „Zottel“ in Sachsen, der unter Räude gelitten haben soll, die mit zwei Medikamenten in Köderform hätte behandelt werden können. Nun soll die Wölfin Gloria nach dem Willen des NABU ihr Leben lassen?

Dabei stellen sich in diesem Fall viele Fragen und auch ein Geschmäkle, denn der NABU und Schäfer Dünow sind sozusagen „alte Bekannte“, der Beruf des Schäfers in der Region steht in Frage, denn zur Landschaftspflege werden die Tiere kaum noch gebraucht.

Maik Dünow, Matthias Bussen (Ehemaliger NABU Vorstand) und Dr. Völl (Schäferverband) werden bereits vor acht Jahren der NABU-Webseite Wesel auf gemeinsamen Veranstaltungen gezeigt. Termine mit dem NABU Landesverband stünden an, heißt es.Gesprächsstoff gebe es genug: Mittlerweile würden einige Flächen zur Gewinnung von Bioenergie genutzt, statt sie für die Schafe frei zu geben. Matthias Bussen zeigt sich entsetzt über die existenzbedrohenden Probleme: „Der Konflikt zwischen Erneuerbaren Energien und Schäferei darf nicht auf dem Rücken der Schäfer ausgetragen werden,“ wird Bussen auf der NABU-Seite zitiert.

Dünow gibt bereits im Jahr 2015 selber zu, dass es für Berufsschäfer kaum noch einen Markt gibt . Er selber würde vor allem von der Vermarktung des Fleisches seiner Schafe leben, sagte er damals der Welt.  Zitat: „Die Zeiten, in denen man auch mit der Wolle oder dem Fell Geld verdienen konnte, sind lange vorbei. Heute schafften es nur noch wenige Schäfer, mit ihrem Beruf über die Runden zu kommen, meinte auch Karin Viesteg, stellvertretende Sprecherin der Berufsschäfer. Viele könnten nur davon leben, weil sie selbst sehr bescheidene Ansprüche stellten. „Diese liegen zum Teil unterhalb der Harz-IV-Sätze. Viele Betriebe gehen daher in den Nebenerwerb, leider zu viele geben auf“, sagte Viesteg, der Welt weiter.  2015 war der Wolf in NRW noch kein Thema, dennoch klagte Dünow bereits zu dieser Zeit, dass er von seinem Beruf nicht mehr leben könne. Die Krähen mussten damals allerdings als Feindbild herhalten.

Für die meisten Unternehmer und Kleinbetriebe in Deutschland gilt das eigene Unternehmerrisiko. Wer nicht am Markt bestehen kann, muss seinen Betrieb schließen. Lediglich die Bauern- und Schäfer scheinen Eigenverantwortung nicht zu kennen. So fordert man EU-Subventionen genauso salopp, wie man Sündenböcke sucht. Wölfin Gloria scheint hier genau im richtigen Moment aufzutauchen. Doch war sie es überhaupt? Doch selbst wenn, kann man keinesfalls von einem Problemwolf sprechen, der mehrere Male ordnungsgemäße Zäune überwunden hat. Zumal Dünow keinen schweren wirtschaftlichen Schaden erlitten hat. 167.499,8 Euro 2017 EU Fördergelder hat er 2017 erhalten.

Herde nicht optimal geschützt

Dünow soll zwar wohl tatsächlich zwei Herdenschutzhunde in der Herde gehabt haben, diese seien aber nicht wie es normalerweise üblich ist, mit den Schafen aufgewachsen, sondern sollen lediglich ausgeliehen gewesen sein. Auch hätten die Hunde nach Meinung eines Wolfsexperten noch sehr unsicher gewirkt. Einer der Hunde hätte sich im Zaun verheddert. Wie kann das bei einem voll funktionsfähigen Elektrozaun funktionieren?  Der Elektrozaun soll zudem nur 90 Zentimeter hoch gewesen sein. Aus Ärger, noch keine Fördermittel vom Land bekommen zu haben, hätte der Schäfer nun den Antrag auf Tötung gestellt.

Schon Ende Oktober forderte der Schäfer den Tod der Wölfin

Den Tod von Gloria hatte Dünow aber schon am 31. Oktober in diversen Zeitungsartikeln gefordert. Will er nun passende Tatsachen schaffen? Ein Wille, sich mit der Wölfin zu arrangieren, ist bei Dünow beim besten Willen nicht zu erkennen. Doch auch das Landesamt für Umwelt macht in diesem Fall keine gute Figur. Immer wieder nimmt man Gloria ihre Beute weg, um sie genetisch untersuchen zu lassen. Ein Rotwildkalb und sieben Rehe seien der Wölfin so als Nahrung abhanden gekommen. Hat diese Vorgehensweise Gloria erst auf die Idee gebracht, sich leicht zugängliche Beute vorzunehmen?

Wir von Wolfsschutz Deutschland e. V. widersprechen einem Abschuss auf das Entschiedenste und fordern Schäfer und LANUV dazu auf, sich endlich mit geeigneten Herdenschutzmaßnahmen zu befassen, bzw. die Fördergelder auch bereitzustellen und auszuzahlen. Den NABU fordern wir auf, endlich damit aufzuhören, sich an Problemwolfkreationen zu beteiligen und seinem Namen Naturschutzbund gerecht zu werden. 

 

Ulrike de Heuvel, Leiterin Wolfsteam NRW 

Brigitte Sommer, Vorsitzende 

 

Quellen:

https://www.nrz.de/staedte/dinslaken-huenxe-voerde/26-schafe-angefallen-nabu-spricht-von-toetung-des-wolfes-id216007149.html?__pwh=ardBSf5xmNsAYbT02EixmQ%3D%3D&fbclid=IwAR2HDb33QiWmfdZU47PPPTRRx5SbQbp1CZGIoPvne2GyrncRytVqTWpocsc

https://rp-online.de/nrw/staedte/wesel/wesel-woelfin-reisst-schafe-trotz-herdenhund-schutz_aid-35114527?fbclid=IwAR2czDpNGELvjIQWxYwIE_J8Hju5hzb-shYSqowsq4ADH2GHuMaPQRuZy1E

https://www.nrz.de/region/woelfin-riss-rotwildkalb-bei-huenxe-id215798971.html?fbclid=IwAR1jhXeXAnxjPrc8i84PR0LpyT1C6gbHJPJ2Ys44JVJCc9c7JIVmpjkrpPY

https://www.welt.de/regionales/nrw/article150291647/Mit-Romantik-hat-Schafe-hueten-nichts-zu-tun.html

http://www.nabu-wesel.de

https://rp-online.de/nrw/staedte/xanten/wolf-in-schermbeck-sorge-um-steinkauz-am-niederrhein_aid-34783705?fbclid=IwAR2psnFL9J1gsdq0W79HTxqDlbjOk7jdc67G2-y70vr0pSKPGD_8GOnPgEw&utm_medium=referral&utm_campaign=share

 

UPDATE 18.12.18 – Erfreuliche Kehrtwende des NABU Wesel zur Wölfin Gloria. Statt Problemwölfin heißt es nun Problemschäfer 

Ob eine Konsequenzanalyse nach zahlreichen Beschwerden von Wolfsfreunden und NABU-Basismitgliedern aufgrund unseres Artikels zu dieser erfreulichen Kehrtwende geführt hat, wissen wir nicht. Allerdings sind wir sehr erfreut darüber, dass der NABU Wesel zu seinen Hauptaufgaben zurückgefunden zu haben scheint. Hier in Bericht in der RP-Online:

In einer am Montag versandten Mitteilung redet Malzbender nun sogar von „Problemschäfern“ statt eines „Problemwolfes“. Er spricht von „Rufmord“ gegen den Wolf.

Die Nabu-Kreisgruppe werde „ab sofort, der bisher vollkommen unbegründeten, verbal-ketzerischen Hatz auf den Wolf in unserer Region massiv entgegentreten“, kündigte Malzbender mit scharfer Rhetorik an. „Wir scheuen uns auch nicht, Stimmungsmacher und Lügner beim Namen zu nennen. Ich betone auch ausdrücklich, dass bisher schon einige Wolfsrisse in unserer Region nachgewiesen wurden, aber wir dennoch nach geltenden Experten-Vorgaben keinen Problemwolf bei uns haben.“

https://rp-online.de/nrw/staedte/wesel/im-streit-um-den-wolf-im-raum-wesel-wird-der-ton-schaerfer_aid-35181923?fbclid=IwAR1dQZO-mtK0AXo7444nnziEC8p6xcqze8FuF3oQWaz6NOLLkxyvWhk_v9E