Wolfsland Hessen: Verfolgter Wolf aus dem Leuscheider Rudel findet Zuflucht im Taunus

Es tut sich einiges in den Wolfsgebieten in Hessen. Während das Rüdesheimer Rudel bislang weitestgehend unbehelligt lebt, tun sich in Nordosthessen wahre Untiefen menschlicher Abgründe auf. Ein Wolfspaar hat bei Waldkappel im vergangenen Jahr eine Familie gegründet. Fast zeitgleich ist die dort ursprünglich ansässige Wölfin  Stölzi „verschollen“ und ihr Revier wurde übernommen. Ob sie von Wutbauern beseitigt worden ist, oder durch Revierkämpfe, wissen wir nicht. Fakt ist aber, dass dort eine Panik und ein Hass verbreitet werden, die ihresgleichen suchen. An der Grenze von NRW zu Rheinland-Pfalz haben es Wölfe aber auch nicht leicht. Lesen Sie hier in unserer neuen Reportage die dramatischen Schicksale auch von Jungwolf Butzi und seiner Ursprungsfamilie.

 

Beispielbild Wolf © Brigitte Sommer

 

Über die völlig überzogenen Reaktionen auf die wenigen Wölfe in Hessen berichteten wir ja bereits hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2023/02/13/rotkaeppchensyndrom-versus-fakten-woelfe-nicht-unter-den-gefahren-fuer-kinder/

Wolfsparadies am Rande des Taunus

Nun haben wir uns aber auch einmal in einem neuen Territorium umgesehen, in dem sich Butzi, ein Jungwolf aus dem Leuscheider Rudel, niedergelassen hat. Seine Familie an der Grenze von NRW zu RLP wird derartig heftig und hasserfüllt verfolgt, dass wir froh sind, dass zumindest dieses Jungtier es geschafft hat, ein Revier in Hessen, nämlich im Raum Butzbach, einzurichten. Wir haben uns einmal in seinem Revier umgesehen und festgestellt, dass er hier gut leben kann, wenn man ihn lässt.

 

Diese Krähe versucht sich wohl auf der erhöhten Position mehr Durchblick zu verschaffen. ©Brigitte Sommer

 

Schnüffelspezialistin Liv auf Erkundungstour.

 

 

Zu dieser Aufnahme vom Nebelwald passt ein Gedicht von Joachim Ringelnatz: „Ein Glück ist niemals erreicht. Mich lockt ein fernstes Gefunkel, mich lockt ein raunendes Dunkel ins nebelhafte Vielleicht.“

 

Der Nebel hüllt noch alles in Kälte, die Vögel allerdings lassen sich nicht davon beeindrucken und singen bereits ihre Frühlingslieder. ©Brigitte Sommer
An diesem Tag gewinnt die Sonne nicht. Der Nebel wird kurz vor Sonnenuntergang wieder dichter. © Brigitte Sommer
Wie in allen Regionen wird auch hier stark gerodet und es werden Waldwege mit dem Einsatz von schweren Maschinen zerstört. © Brigitte Sommer
Morbider Charme am Rande eines Wanderweges. Hier fließen die Touristenströme nicht entlang. ©Brigitte Sommer

 

Faszinierende Eiskristalle an Ginstersträuchen. Dieses Eis wächst dem Wind entgegen. ©Brigitte Sommer

 

Kleine Wanderung durch das Gebiet, das sich der Wolf aus dem Leuscheider Rudel als sein Zuhause ausgesucht hat.

Abseits der Touristengebiete um den Feldberg und Altkönig herum gibt es im Taunus viele Gebiete, die Wölfen ein Zuhause bieten können, wie hier der östliche Taunus. Auch hier gibt es gut ausgebaute Wanderwege, auf denen man aber kaum jemandem begegnet. ©Brigitte Sommer
Der Taunus bietet ein ähnliches Habitat wie die Gegend um den Hohen Schaden an der Grenze NRW/RLP. Hoffentlich findet der Jungwolf hier mehr Frieden als in seiner ursprünglichen Heimat. ©Brigitte Sommer

 

Unterwegs mit Spürnase Liv und einer Freundin von ihr. Liv kann auch Wolfslosung finden. ©Brigitte Sommer

 

 

In der Dämmerung im Nebel präsentiert sich das Gebiet märchenhaft mystisch. © Brigitte Sommer

Faktencheck Weidezaun

Am 24. Januar wurden auf einer Weide zwei tote Schafe gefunden. Kurz danach überboten sich die Massenmedien wieder mit reißerischen Artikeln. Nun stellt sich heraus, dass es wirklich ein Wolf war, der aber noch nicht genau zugeordnet werden kann.

Ende Januar wurden über die amtliche Wolfshotline zwei tote Schafe mit Verdacht auf Wolfsübergriff in Wehrheim im Hochtaunuskreis gemeldet. Eine amtliche Wolfsberaterin und ein amtlicher Wolfsberater dokumentierten den gemeldeten Fall und nahmen mittels Abstrich genetische Proben an den toten Tieren. Anschließend wurden die Genetikproben im wildtiergenetischen Labor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Gelnhausen analysiert. Das Ergebnis der Analyse der Probe bestätigt nun, dass der Übergriff durch einen Wolf verübt worden ist. Hier die PM: https://www.hlnug.de/presse/pressemitteilung/wolfsuebergriff-auf-zwei-schafe-in-wehrheim

Die Genotypisierung der DNA-Proben steht noch aus. Sollte diese erfolgreich sein, ließen sich darüber Rückschlüsse auf das entsprechende Individuum ziehen.

https://www.hlnug.de/themen/naturschutz/tiere-und-pflanzen/arten-melden/wolfszentrum

Hier im Film eine Schafsweide bei Wehrheim. Es könnte die Weide sein, aber wir wissen es nicht mit Sicherheit. Leider schlug uns hier auch der Nebel ein Schnippchen. Es standen hier und auf zahlreichen benachbarten Weiden gar keine Tiere draußen.  Richtigen Schutz gibt es hier gar keinen. Auch ein Reh soll hier von einem Wolf gerissen worden sein, vermuteten einmal wieder Artikel in Massenmedien. Tatsächlich hat aber ein Hund gerissen: https://www.hlnug.de/themen/naturschutz/tiere-und-pflanzen/arten-melden/wolfszentrum

Buchenwald im Nebel. Die ersten Knospen sind schon zu erkennen. © Brigitte Sommer

 

Es gibt viele kleine und große Bäche und auch einige Fischteiche. Durchsetzt ist das Gebiet von Wäldern und Lichtungen, was Wölfe mögen. © Brigitte Sommer

 

Überall plätschern kleine Bäche. ©Brigitte Sommer

 

Auch hier gibt es einen Truppenübungsplatz.

 

Mit dem mobilen Einsatzteam unterwegs: Vorsitzende Brigitte Sommer

 

Wolfsnachweise RLP: https://fawf.wald.rlp.de/de/forschung-und-monitoring-unsere-aufgaben/koordinationszentrum-luchs-und-wolf/wolf/wolfsnachweise-rheinland-pfalz/

Hier ist die tragische Geschichte des Leuscheider Rudels noch einmal nachlesbar:

Rudel verlor erst die Mutter, dann den Vater

Dabei gab es ursprünglich einmal zwei Rudel in dem Gebiet. Bei dem einen „verschwand“ die Mutter, worauf der Rüde mit einer zweiten Fähe ein weiteres Rudel gründete. Danach verschwand auch er. Diese Fähe GW1415f gründete mit einem in Bayern erstmals nachgewiesenen Wolf, nämlich GW1896m, eine neue Familie. Wolf Butzi, der jetzt im Taunus lebt, ist ein Nachkomme dieses Paares.

Seither wird sowohl gegen den Vaterwolf, als auch gegen die Mutter medial gehetzt. Es sei nicht üblich, dass ein Rüde gleich zwei Wölfinnen decken würde, hieß es in diversen Zeitungsberichten. Nun, wenn die eine Wöfin zu Tode kommt, aus welchen Gründen auch immer, ist es aber nun nicht sonderlich erstaunlich.

Brigitte und Lara Sommer mit Spürnase Liv im Herbst 22 auf dem Hohen Schaden, der Heimat des Leuscheider Rudels.

Die Geschichte dieses Rudels lässt vermuten, dass dort die Wölfe von Anfang an beseitigt werden sollten. Wer so viel Überlebenswillen zeigt, hat auch einen Namen verdient, fanden wir. Wir nannten die Eltern Wolfgang und Wolfruna.

Nun wird auch Wolfruna, offiziell GW1415f, seit April des vergangenen Jahres vermisst. Der letzte Nachweis ist vom 06.04.2022. Siehe auch Link oben.

Was Kriminelle noch alles anstellten, um das Rudel los zu werden, ist hier nachzulesen: https://wolfsschutz-deutschland.de/2022/03/19/wolfsschutz-deutschland-e-v-gegen-absurden-abschuss-von-woelfen-aus-dem-leuscheider-rudel/

Hier weitere Geschichten über Fakes, Hetze und Übergriffe gegen Tierschützer:

https://wolfsschutz-deutschland.de/2022/03/25/rlp-leuscheider-rudel-es-war-kein-wolf-fakenews-zu-angeblichem-kaelberriss/

https://wolfsschutz-deutschland.de/2022/01/18/nrw-wolf-bei-eitorf-tot-gefahren-leuscheider-rudel-soll-besendert-werden/

https://wolfsschutz-deutschland.de/2022/04/30/rlp-leuscheider-rudel-angriff-auf-vorstand-von-wolfsschutz-deutschland-e-v-bei-recherche/

Blick ins Gebiet des Rudels Leuscheid:

Berglandschaften wechseln sich hier mit Wiesen und Heidegebieten ab. © Brigitte Sommer

 

Auf den Fotos ist zu erkennen, wie rudimentär die Weiden eingezäunt sind. © Brigitte Sommer
Blick vom Hohen Schaden ins Tal. © Brigitte Sommer
Auch hier wurde viel abgeholzt. ©Brigitte Sommer

 

Territorium „Waldkappel“ in Nordosthessen liegt im Gebiet der Stölzinger Wölfin

Im Bereich des nordhessischen Stölzinger Gebirges gibt es ein neues Wolfsterritorium, das Territorium Waldkappel (WAK). Dies ergibt sich aus dem genetischen Nachweis von zwei der fünf im Juli 2022 per Kamerafalle bestätigten Welpen, wodurch auf die genetisch bereits bekannten Elterntiere rückgeschlossen werden konnte, schreibt das Hessische Umweltministerium heute in einer Pressemitteilung. Der Rüde GW2114m und die Fähe GW1873f wurden bereits mehrfach in Hessen und in der Region nachgewiesen, allerdings nicht an Nutztieren. Sie werden nun für das Monitoringjahr 22/23 als Rudel und rückwirkend für das Monitoringjahr 21/22 als Paar gezählt.

Damit werde klar, dass die so genannte Stölzinger Wölfin (GW 1409f), die bisher im Stölzinger Gebirge als territorial galt, nicht an der Verpaarung beteiligt war, also nicht das Muttertier des neuen Rudels ist. Die Stölzinger Wölfin wurde zuletzt im Oktober 2021 in dem Gebiet genetisch nachgewiesen, im laufenden Monitoringjahr (Mai bis April) allerdings noch nicht. Das Wolfszentrum Hessen (WZH) hat deshalb in Abstimmung mit der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) entschieden, für das neue Wolfspaar und Rudel ein neues Territorium zu benennen. Hier die weitere Pressemitteilung: https://www.hlnug.de/presse/pressemitteilung/neues-wolfsterritorium-in-nordhessen

Ob sich die Stölzinger Wölfin noch in dem Gebiet aufhält, wäre nicht bekannt. Hier ein Blick in das Gebiet in unserer Reportage von 2020. Haben Wutbauern die Wölfin beseitigt? https://wolfsschutz-deutschland.de/2020/10/02/faktencheck-und-zaunkontrolle-stoelzinger-gebirge-hessen-weidetierhalter-schuetzen-nicht-fordern-aber-wolfsabschuss/

Nachweise über Wolfsgebiete in Hessen: Drei Rudel, Waldkappel, Rüdesheim und Wildflecken sowie der Einzelwolf Butzi bei Butzbach und ein Wolfspaar bei Ludwigsau  https://www.dbb-wolf.de/Wolfsvorkommen/territorien/karte-der-territorien

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7 Gedanken zu „Wolfsland Hessen: Verfolgter Wolf aus dem Leuscheider Rudel findet Zuflucht im Taunus

  1. So ist das mit den Menschen und dem Wolf. Ich bin ja froh, dass die Spinnen nicht verfolgt werden, denn es gibt sehr viele Menschen, die große Angst vor Spinnen haben

  2. ich habe hier einige alte fotos, die ureinwohner der usa = indianer zeigen, die neben/vor ihren tipis mit wölfen zusammenstehen, was scheinbar für die leute + wölfe damals ganz normal war, da wölfe damals mitunter zaungäste waren, die knochen-fett-fleischabfälle der indianer verputzten und sich daher oft in der nähe der „nahrhaften“ menschen aufhielten, zb besonders auch winters – das war ein völlig entspanntes miteinander auf diesen alten bildern – die pseudo-domestikation des wolfes als „menschlicher kulturfolger“ also mindestens bei den indianern völlig normal und nicht der rede wert – soweit zum „bösen wolf“ …

  3. nachtrag: oder obiges anders gesagt: wenn du dem wolf vom geschlachteten was auch immer seinen „gerechten teil“ abgibst, (zb luderplätze oder sog ablenkungsfütterung),
    hast du keinerlei probleme mit ihm – ich habe dieses prinzip für meine wilden (wander) hausratten eingeführt (habe kleinen bauernhof mit „nutzFREIEN“ sog. nutztieren), die ratten habens angenommen, und seither leben die hausratten hier einfach mit als „gleiche unter gleichen“, und mich freuts

  4. Wilde Tiere und Menschen haben auch in Deutschland bis in das vergangene Jahrhundert ohne Probleme zusammengelebt, in einigen Gegenden ist das noch heute noch so. Wenn man weiß, wie man miteinander umzugehen hat, ist das auch gar kein Problem. Der moderne Mensch hat sich so weit von der Natur entfernt, dass ihm die notwendigsten Verhaltensweisen abhanden gekommen sind. Ergebnis dessen sind Ablehnung, Abscheu und sinnlose Zerstörung des natürlichen Gleichgewichtes.

  5. Geschehen in Münster/Sudmühle : Unbekannte haben zwei Schafe von einer Weide geholt und getötet. Kadaverreste wurden in einem Graben abgelegt. Wo bleibt hier der mediale Aufschrei?

  6. der schmieren presse sollte die artenschutzwidrige hetze und panikmache endültig
    verbotn werden.was die justiz alles zulässt ist schon sonderbar…..3 affen machen ist
    allerdings auch rechtswidrige amtsvernachlässigung.
    dank für die bildreichen berichterstattung….war bestimmt recht klamm die nebeltour.
    hät nicht übel lust mal mitzufahren…wenn die zeit reicht…
    der artenschutz scheint ein arg vernachässigtes recht zu sein …bei dem pöbel….auch der schmierenpressse.

  7. diE umweltminister von niEdersachsen herr olaf lies und dieser grüne meyer sind strafrechtlich
    wohl noch nicht in ermittlungsverfahren gekommen.wohl auch nicht die in brandenburg u. anderswo…?das hundwolfswlpn abballern ohne jede haftung
    als legal verrechtlicht?rchtswidrigerweise…? eigntu an tiern verplichtet zum umfassenden schutz.wer sene tiere unsachlich u. unötig in gefahr bringt handelt
    zumindest grobfahrlässig.

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