Der Fluch von Schluchsee: Einzige Wölfin von Baden-Württemberg totgefahren

Die Wölfin mit dem offiziellen Kennzeichen GW2407f war zudem trächtig. Damit ist eine erneute Rudelbildung, wie wir sie uns erhofft hatten, Geschichte, denn auch die Welpen, die in ihr heran reiften und bald geboren worden wären, mussten sterben. Bereits im Dezember des vergangenen Jahres ist der einzige Welpe des dort ansässigen Paares überfahren worden. Raserei auf Bundesstraßen kostet vielen Wildtieren immer wieder das Leben. Wir fordern eine Geschwindigkeitsbeschränkung sowie Warnschilder auf der B 500 in sensiblen Bereichen. Am gleichen Tag musste auch ein Jungtier in Sachsen und eines in Niedersachsen sterben. Lesen Sie hier unseren Bericht.

Am Mittwoch lautete eine Polizeimeldung lapidar: „Der Unfall ereignete sich am Mittwoch kurz nach 7 Uhr auf der B500 zwischen Windgfällweiher und Schluchsee. Das Tier habe unvermittelt die Fahrbahn gekreuzt, der Fahrer konnte den Zusammenprall offenbar nicht mehr verhindern. Während der Mann unverletzt blieb, entstand an seinem Auto ein Sachschaden in Höhe von rund 1.500 Euro.“

Beispielfoto Wolfsmutter. © Brigitte Sommer

Die einzige bekannte Wölfin im Bundesland ließ am 17. April 2024 in Lenzkirch (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) auf der B 500 ihr Leben. Nicht weit entfernt war kurz vor Weihnachten 2023 auch ihr Welpe aus dem vergangenen Jahr totgefahren worden. Die dpa berichtete am Mittwoch zunächst, dass es unklar sei, ob es sich bei dem überfahrenen Tier überhaupt um einen Wolf handele. Kurze Zeit später bestätigte das Umweltministerium dies jedoch. Und es bestätigte auch die Trächtigkeit.

Eine Tragödie

Die Genetik des Tiers werde derzeit noch überprüft, Körpermerkmale sprächen jedoch stark dafür, dass es sich um die bekannte Fähe handeln würde. Ihr Partner, GW1129m, bleibt nun alleine zurück. Wölfe binden sich lebenslang an ihren Partner. Sie vermehren sich nur ein Mal im Jahr. Die Chance auf ein Rudel am Schluchsee ist ungewiss. Die Fähe war ursprünglich aus dem Territorium Billinghagen, der Rüde aus Schneverdingen in den Schwarzwald gewandert. Nicht einmal 30 Prozent der Jungtiere überleben die ersten Jahre. In ganz Baden-Württemberg sind nun nur noch drei Wolfsrüden gelistet. Es verschwanden auch bereits mehrere Wölfe aus dem Odenwald. Mit diesem Hintergrund ist das Getöne um Wolfsabschüsse geradezu grotesk in Baden-Württemberg

Laut Statistik ist GW2407f  schon der 44. Wolf, der in diesem Jahr überfahren wurde. Am gleichen Tag wurde auch noch ein Jungtier im Gebiet Königshainer Berge in Sachsen überfahren. Auch an der Bundesstraße 70 in Völlenerfehn in Niedersachsen wurde am gleichen Tag ein Wolf von einem Auto erfasst. In allen drei Gebieten wird Wölfen auch stark illegal nachgestellt.

Überfahren, verfolgt, erschossen

Im Jahr 2017 wurde ein erschossener Wolf aus dem Schluchsee geborgen. Seither verschwinden im Gebiet, genau wie in Ostsachsen, immer wieder Wölfe.

Auch werden Wölfe immer wieder von Fahrzeugen gehetzt und absichtlich überfahren. Schon 2011 wurde ein Lausitzer Wolf bei Rietschen im Kreis Görlitz durch einen Autounfall verletzt und ein zweiter an der Grenze zum Kreis Bautzen absichtlich gehetzt und überfahren. Ein junger Wanderwolf wurde bei Homberg Ohm in Hessen regelrecht bedroht. Meist ohne wirkliche Konsequenzen für die Täter. Auch im Internet kursieren immer wieder Videos, auf denen zu sehen ist, wie Fahrzeuge hinter Wölfen her rasen. Verfahren aufgrund unserer Strafanzeigen, wie bei einem Fall in Thüringen, werden regelmäßig eingestellt. Menschliche Abgründe lassen sich hier erahnen.

Im Ausland werden solche Fälle anders verfolgt. Ein Gericht in Annecy hat einen Autofahrer im vergangenen Jahr zu ca. 8000 Euro Schadensersatz verurteilt, nachdem er versucht hatte, einen Wolf zu überfahren.

In Westpolen ist es üblich, Geschwindigkeitsbeschränkungen in Gebieten auszuweisen, in denen Wölfe leben. Dort werden sogar zusätzliche Schilder aufgestellt, die Autofahrer mahnen, vorsichtig zu fahren. Wir fordern dies auch für besonders sensible Gebiete, wo mehrfach Wölfe überfahren wurden, in Deutschland.

 

Quellen:

https://www.bw24.de/baden-wuerttemberg/freiburg-alle-fakten-zur-stadt-im-breisgau-baden-wuerttemberg-92536621.html

https://www.dbb-wolf.de/totfunde/auflistung-nach-jahren

https://wolfsschutz-deutschland.de/2024/02/18/selbstjustiz-toter-wolf-im-territorium-koenigshainer-berge/

https://wolfsschutz-deutschland.de/2017/08/09/wir-stellen-anzeige-wegen-des-erschossenen-wolfs-in-baden-wuerttemberg/

https://www.saechsische.de/unbekannte-hetzen-einen-wolf-zu-tode-939421.html

https://wolfsschutz-deutschland.de/2023/04/03/autoraser-verfolgt-wolf-in-thueringen-wolfsschutz-deutschland-e-v-stellt-strafanzeige/

https://www.schweizerbauer.ch/7600-franken-busse-weil-er-wolf-ueberfahren-wollte

https://wolfsschutz-deutschland.de/2022/02/12/hessen-junger-wanderwolf-wurde-bei-homberg-ohm-bedroht/

https://www.oz-online.de/artikel/1463149/Toter-Wolf-bei-Voellenerfehn-hat-er-vorher-Pferde-aufgescheucht?utm_term=Autofeed&utm_medium=Social&utm_source=Facebook&fbclid=IwZXh0bgNhZW0CMTEAAR1ZhGaj0X-fhIzNjOGvOl_u8kHNebgsIokQsnDmC9yXHxntxY8scsV8zfw_aem_AZuHCksqFV0yPx8nTKn345aqmmp5J7BasEfLqmrrI6y8vK8puZsqz0B1nHqxl8xezjeV34ik9i11vC4W93fCjyYR#Echobox=1713441672

 

Wir freuen uns über Unterstützung

Es ist leider Fakt, dass der Schutz der Wölfe in Zukunft wohl immer mehr über Gerichte und Anwälte durchgesetzt werden muss. Deshalb brauchen wir auch dringend finanzielle Unterstützung. Unser Verein wird nicht staatlich gefördert, was uns zum einen tatsächlich auch sehr unabhängig macht, zum anderen aber natürlich auch unsere finanziellen Möglichkeiten begrenzt.

Schon kleine, regelmäßige Beiträge, wie z. B. ein monatlicher Dauerauftrag von 5 Euro können uns helfen. Seit Vereinsgründung vor fünf Jahren standen wir ohne wenn und aber und politische Winkelzüge auf der Seite der Wölfe.  Gerade in diesen schweren Zeiten ist ein Verein wie der unsere essentiell, der sagt, was ist und sich mutig Lobbyisten in den Weg stellt.

Wolfsschutz-Deutschland e.V.

Berliner Sparkasse

IBAN DE79 1005 0000 0190 7118 84

BIC BELADEBEXXX

Auch Paypal ist möglich: https://wolfsschutz-deutschland.de/spenden-2/

Erstes Wolfsrudel nun auch in Baden-Württemberg

Ein Fotofallenbild aus der Gemeinde Schluchsee im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald liefert den Nachweis für Nachwuchs im Südschwarzwald, teilte das Umweltministerium in Baden-Württemberg am 13. Juni mit. Wolfsschutz-Deutschland e. V. freut sich sehr und heißt die Wolfsfamilie willkommen. Wir erinnern aber auch an die schreckliche Tat eines Kriminellen im Jahr 2017 und wir hoffen, dass diese neuen Wölfe besser geschützt werden.

In den vergangenen Monaten hätte es im Südschwarzwald, im Territorium Schluchsee, immer wieder Hinweise darauf gegeben, dass sich eine Wölfin zum bislang alleine lebenden Wolfsrüden GW1129m gesellt hätte.

Beispielfoto Wolfsfamilie. ©Brigitte Sommer

Ein aktuelles Fotofallenbild der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) aus der Gemeinde Schluchsee im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald vom 6. Juni 2023 zeigt nun eine Fähe mit erkennbarem Gesäuge.

Auf Grundlage vorangegangener Monitoringerkenntnisse sei es die Fähe mit dem Kennzeichen GW2407f. Gemäß nationaler Monitoringkriterien weise diese Aufnahme damit die Reproduktion der Wölfe in diesem Gebiet nach. Zu­dem bestätige dies, dass es sich bei den zwei ausgewachsenen Wölfen und deren Welpen im Territorium Schluchsee nun um ein Wolfsrudel und nicht mehr nur um ein Wolfspaar handelt.

Die im Durchschnitt vier bis sechs Wolfswelpen werden meist Ende April/Anfang Mai geboren und verlassen erst mit mehreren Wochen die Wurfhöhle. Mit sechs bis sieben Monaten sind die Welpen dann bereits fast so groß wie ausgewach­sene Wölfe und laufen mit den anderen Rudelmitgliedern mit.

Das Wolfsmonitoring der FVA in enger Zusammenarbeit mit lokalen Personen aus Jagd und Forst würde in den kommenden Monaten versuchen, weitere Infor­mationen über dieses Wolfsrudel zu erfassen, heißt es weiter in der Pressemitteilung.

Auch wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. freuen uns sehr über neue Mitglieder https://wolfsschutz-deutschland.de/mitglied-werden/ aus dem Gebiet, auch wenn wir nicht am offiziellen Wolfsmonitoring teilnehmen, so sind wir dennoch mit Aktiven vor Ort. Wir sehen es zudem kritisch, dass gerade Jäger in das Wolfsmonitoring eingebunden werden. Das Umweltministerium informiert weiter darüber, dass das Wolfsrevier im Fördergebiet Wolfsprävention Schwarzwald liegt. Für Weidetierhalter gibt es deshalb dort Herdenschutzzuschüsse. Wir von Wolfsschutz-Deutschland e.V. plädieren allerdings dafür, komplett Baden-Württemberg zum Wolfsgebiet zu erklären und überall zu fördern, aber auch Maßnahmen zu fordern.

Neben der Wolfsfamilie am Schluchsee leben im Gebiet Feldberg und im Enztal Einzelwölfe. Sichtungen gab es kürzlich auch im Odenwald. Mit diesen wenigen Tieren hat Baden-Württemberg kaum Wölfe vorzuweisen, dennoch überschlagen sich bereits wieder Massenmedien sowie die Agrar- und Jagdlobby und auch Politiker mit Panikmache und Abschussforderungen.

2017 war die Region Schluchsee schon einmal in der Presse. Allerdings unter weit weniger erfreulichen Umständen. Am achten Juli war nämlich ein toter Wolf aus dem Schluchsee geborgen worden. Kurze Zeit später informierte das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin darüber, dass der Wolf Verletzungen im Brustbereich erlitten hätte. Diese stammten von einem Projektil, das in der Leber des Wolfes gefunden worden war. Wir stellten damals Strafanzeige. Der Fall wurde, wie so viele andere Fälle, nie aufgeklärt. Wir fragen uns, warum nicht stärker bei denen ermittelt wurde und wird, die Zugang zu Waffen und Munition haben und die oft ungeniert in der Öffentlichkeit fordern, Wölfe endlich schießen zu dürfen. Dies schließt auch den Fall in Gifhorn mit ein. Wir berichteten hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2023/04/11/gekoepfter-wolf-wolfsschutz-deutschland-e-v-erhoeht-belohnung-auf-15-000-euro/

Quellen:

https://um.baden-wuerttemberg.de/de/presse-service/presse/pressemitteilung/pid/nachwuchs-im-suedschwarzwald-bestaetigt

https://wolfsschutz-deutschland.de/2017/08/09/wir-stellen-anzeige-wegen-des-erschossenen-wolfs-in-baden-wuerttemberg/

Kurznachrichten aus Hessen, Baden-Württemberg, Österreich, Belgien, Niedersachsen und der Schweiz

Hier das Wichtigste wieder kurz zusammengefasst.

Erstmals ist in Baden-Württemberg ein weiblicher Wolf, eine sogenannte Fähe, genetisch nachgewiesen worden. Das haben die Untersuchungen der Abstrichproben der am 6. und 9. Januar 2023 getöteten Ziegen in Münstertal im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald am Senckenberg-Zentrum für Wildtiergenetik bestätigt.

Damals waren der Forstlichen Versuchungs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg insgesamt sieben tote Ziegen gemeldet worden.

Die Fähe mit der wissenschaftlichen Bezeichnung GW2407f (Haplotyp HW01) war bereits in der länderübergreifenden Datenbank am Senckenberg-Zentrum registriert. Das Wildtier ist vermutlich 2021 in Billenhagen (Mecklenburg-Vorpommern) auf die Welt gekommen. Ob sich die Fähe noch im Breisgau-Hochschwarzwald aufhält, oder schon weitergezogen ist, ist aktuell nicht bekannt. Das müssten weitere genetische Monitoring-Ergebnisse, beispielsweise durch Kot oder Risse, zeigen.

Die Massenmedien arbeiten sich bereits wieder an dieser Pressemitteilung ab und schüren Panik vor Rudelbildungen.

Quelle: https://um.baden-wuerttemberg.de/de/presse-service/presse/pressemitteilung/pid/erster-nachweis-eines-weiblichen-wolfs-1

In Hessen breiten sich die Wölfe weiter aus

Dies freut uns von Wolfsschutz-Deutschland e. V. ganz besonders. Empfehlenswert ist dieser Artikel von Sandra Werner vom Merkur: https://merkurist.de/wiesbaden/nachweis-ruedesheimer-rudel-wolf-breitet-sich-weiter-im-rheingau-aus_kQj

Wolfskillen in Österreich geht weiter

In Österreich wurde schon wieder ein Wolf abgeschossen. Der WWF Österreich bezeichnete die Jagdgesetz-Novelle als „klar rechtswidrig“ Doch wird er auch klagen? https://www.puls24.at/news/chronik/zweiter-wolf-in-kaernten-abgeschossen/287702?fbclid=IwAR2WrNxF3uugiJ1FzDaxz437NgOWzX5B87JxBNNmsl9lEutZOtXBuxnxsjw

Schießgenehmigung auf den Burgdorfer Wolf abgelaufen

Bis gestern Null Uhr durfte der Vaterwolf des Burgdorfer Rudels noch erschossen werden, so eine Pressemitteilung des Verwaltungsgerichts Hannover: https://www.verwaltungsgericht-hannover.niedersachsen.de/aktuelles/pressemitteilungen/eilantrag-gegen-ausnahmegenehmigung-zum-abschuss-eines-wolfs-teilweise-erfolgreich-219182.html?fbclid=IwAR0IZ753mKk2ILo9gdmneXt8y8UDwCaSAZmlkUoHag4dHSorqsPI9Uel64g

Angeblich soll bereits ein erneuter Antrag auf Abschuss vorliegen. Dieser müsste aber laut Umweltminister Meyer (Grüne) vom Umweltministerium veröffentlicht werden. Wir sind gespannt.

In Belgien leben mindestens 24 Wölfe

In Belgien leben mindestens 24 Wölfe. Ein Paar im Grenzgebiet zu Deutschland in der Eifel. https://www.brusselstimes.com/belgium/356762/belgium-now-has-24-wolves-new-pack-likely-on-the-way?utm_term=Autofeed&utm_medium=Social&utm_source=Facebook&fbclid=IwAR2yza8zNUjsjXiQYB7drqsMtrJBqmytramkjINcmRwwPwr-fACYTxRJi8o&fbclid=IwAR0XBYjA6RYe9DU-37RAh222ku07_PAnn-c5Yqeucqy7XOpJNPkzHzfv0zA#Echobox=1674366098

Immer mehr Widerstand gegen das missratene Jagdgesetz in der Schweiz

Obwohl das Stimmvolk das Jagdgesetz bereits abgelehnt hatte, will die Lobby es trotzdem durchsetzen. Es gibt aber auch immer mehr Widerstand dagegen. Unter anderem auch ein Referendum. Mehr Infos hier: https://www.susyutzinger.ch/Aktivitaeten/SUST-PFEILER-Aufklaerung-und-Information/Politische-Arbeit/gefaehrdung-der-wolfspopulation-in-der-schweiz?fbclid=IwAR0eoZppVBa5LyCB6zOBNukFk9Gv4PE7bUeQW4wfzVbD-eEYB-6DpdVqTRQ

sowie auf http://www.nein-zum-jagdgesetz.ch

Wölfin aus Mecklenburg-Vorpommern nach Hessen gewandert

Neue Wölfin im Werra-Meißner-Kreis nachgewiesen und es gibt Nachwuchs beim Wolfspaar in Wildflecken an der hessisch-bayerischen Grenze.

Beispielfoto Wolf.