Skandal in Sachsen-Anhalt: Ließ das Wolfskompetenzzentrum absichtlich einen Jungwolf erfrieren?

Die Wolfsmonitoringzahlen für Sachsen-Anhalt liegen nun vor. Mit 22 Rudeln und drei Paaren hat sich die Zahl der Wölfe im Vergleich zum Vorjahr mit 19 Rudeln und vier Paaren leicht erhöht. So weit, so erfreulich ist es auch, dass die Risse an Weidetieren abgenommen haben. Herdenschutz wirkt also. Doch auch einen Skandal geben die Daten des Monitorings preis. Ein unter Räude leidendes Jungtier ließ man wohl erfrieren und verhungern, obwohl es mehrere Medikamente zur Behandlung von Räude gibt. Wolfsschutz-Deutschland e. V. zeigt sich entsetzt über die Herzlosigkeit. Denn es hätte relativ einfach geholfen werden können.

Beispielbild Jungwolf, zirka vier Monate alt.

Gegen Räude gibt es drei sehr wirksame Medikamente, die sowohl bei Hunden als auch bei Wölfen eingesetzt werden könnten. Es gibt sogar Tabletten, die in Köderform verabreicht werden könnten.

Zitat aus dem Monitoringbericht:

Rudel Oranienbaumer Heide (OH)

„Wieder wurden schwere Räudefälle bei mehreren Tieren des Rudels bekannt. In der Umgebung wurden im Januar/Februar 2021 bei strengen Nachfrösten (-18°C) zwei Fälle von schutzsuchenden Wölfen in privaten Pferde-Offenställen bekannt. In beiden Fällen gab es keine Nutztierübergriffe, vielmehr suchten die von Räude gekennzeichneten Jungwölfe in selbst angelegten Strohnestern Witterungs- und Kälteschutz. Beide Vorfälle wurden sofort dem WZI gemeldet. Eines der Tiere erfror unweit des zuvor aufgesuchten Pferdestalles, der Verbleib des zweiten Tieres ist unklar.“

Dass die Natur oft unerbittlich und grausam ist und man nicht eingreifen dürfe, wird oft auch als Erklärung für eine solche „unterlassene Hilfeleistung“ hergenommen. Dabei wurde vor ein paar Jahren noch ein Tierfilmer frenetisch gefeiert, der sich über dieses ungeschriebene Gesetz hinweggegsetzt hatte und statt nur mit der Kamera draufzuhalten, den Tieren geholfen hatte. Siehe Bericht in der Welt: https://www.welt.de/kmpkt/article191244587/Tierfilmer-retten-Pinguine-vor-dem-Tod.html

Unserer Ansicht nach, hätte nach Kenntnis dieser beiden in Not geratenen Jungtiere, die ja geradezu in einem Stall „um Hilfe gebeten hatten“, auch eine Hilfe erfolgen müssen. Uns ist auch die Kaltschnäuzigkeit der StallinhaberInnen unerklärlich. Wie kann man es verantworten, dass Tiere praktisch in der Haustüre leiden und erfrieren? Solche entkräftigten Tiere hätten bestimmt auch betäubt und eingefangen werden können. Es gibt mehrere Päppelstationen in Deutschland. Aus Italien und anderen benachbarten Ländern werden immer wieder Erfolgsgeschichten gemeldet, während sich in Deutschland eine erschreckende Kaltherzigkeit immer mehr auszubreiten scheint.

Hier ist ein Wolf mit einer fast ausgeheilten Räude zu sehen.

Mehr Wölfe, weniger Risse

„In diesem Jahr bemerkenswert ist die positive Entwicklung bei den Nutztierrisszahlen. Sowohl die Zahl der Übergriffe als auch die Anzahl getöteter/verletzter Tiere ging trotz steigender Wolfspopulation spürbar zurück. Mindestens teilverantwortlich sind neben möglichen unbekannten Faktoren die Wahrnehmung der Fördermöglichkeiten des Landes für Maßnahmen des Herdenschutzes vor dem Wolf durch die Nutztierhalter, aber auch eine intensivierte Beratung/Begleitung durch alle Akteure, die sich mit dem Thema Herdenschutz beschäftigen. Bei den meisten Vorfällen waren trotzdem fehlender Untergrabungsschutz bzw. Mängel in Zaunführung und Elektrifizierung auszumachen, so dass ein Eindringen von Wölfen in die Herden zu einfach möglich war.“

Karte der Wolfsterritorien.

ß

 

 

 

Hier der komplette Monitoring-Bericht aus Sachsen-Anhalt: https://lau.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Bibliothek/Politik_und_Verwaltung/MLU/LAU/Naturschutz/WZI/Dateien/Monitoringbericht_2020-21.pdf

Hier auch noch einmal Zahlen zum Vergleich auf DBB-Wolf: https://www.dbb-wolf.de/Wolfsvorkommen/territorien/status-und-reproduktion?Bundesland=&Jahr=2020