Neue Studie: Ohne Wölfe keine Hunde

Eine neue Studie zeigt, dass die Domestizierung der Hunde ohne die Wölfe als flexible und robuste Ausgangsart nicht möglich gewesen wäre. Sie liefert Einblicke in die komplexe Interaktion zwischen natürlicher Evolution und menschlichem Einfluss und betont, dass die Wölfe nicht nur passive Vorfahren, sondern dynamische Akteure in der Entstehungsgeschichte der Hunde waren. Diese Erkenntnisse können bedeuten, dass sich Wölfe selbst dazu entschieden haben an der Seite der Menschen zu leben.

Beispielfoto Wolf. © Brigitte Sommer
Die Studie „Rapid prehistoric evolutionary divergence of dogs from wolves via natural and human-driven selection“ (Schnelle prähistorische evolutionäre Divergenz von Hunden aus Wölfen durch natürliche und menschliche Selektion), veröffentlicht in Proceedings of the Royal Society B, untersucht die Domestizierung von Hunden mit einem besonderen Schwerpunkt auf der zentralen Rolle der Wölfe als Ausgangspunkt dieses Prozesses. Durch paläontologische, morphologische und genetische Analysen wird gezeigt, wie sich Hunde aus ihren Wolfs-Vorfahren entwickelten und welche natürlichen und menschlichen Selektionskräfte dabei wirkten.
Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen Menschen und Wölfen hat wahrscheinlich viel früher angefangen, als bislang vermutet. KI-Bild, erstellt von Grak/X

Die Rolle der Wölfe als Ursprung

Wölfe (Canis lupus) bilden die Grundlage der gesamten Evolution der Hunde und sind der wilde Stammvater, von dem alle domestizierten Hunde abstammen. Die Studie hebt hervor, dass Wölfe nicht nur als genetische Vorlage dienten, sondern auch durch ihre Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit die Voraussetzungen für die Domestizierung schufen. Ihre ursprünglichen Eigenschaften – wie kräftige Kiefer, ausgeprägte Sozialstrukturen und Jagdinstinkte – waren der Ausgangspunkt, von dem aus evolutionäre Veränderungen einsetzten. Fossilien von Wölfen, die in der Nähe prähistorischer menschlicher Siedlungen gefunden wurden, zeigen, dass diese Tiere bereits in Kontakt mit Menschen standen, lange bevor die Domestizierung vollständig abgeschlossen war.
 
Die Forscher analysierten Schädel, Zähne und Skelettreste von Wölfen sowie frühen Hunden aus prähistorischen Fundstellen. Diese Vergleiche zwischen Wölfen und ihren domestizierten Nachkommen waren entscheidend, um die morphologischen Unterschiede zu verstehen. Genetische Daten von fossilen Wölfen wurden ebenfalls einbezogen, um die Abstammungslinien und die Punkte der Divergenz zu rekonstruieren. Die Studie zeigt, dass Wölfe nicht einfach passiv „verändert“ wurden, sondern dass ihre natürliche Variabilität – etwa in Verhalten, Größe und Schädelstruktur – die Basis für Selektionsprozesse lieferte.
Gemeinsame Jagd brachte Vorteile für Wölfe und Menschen. KI-Bild erstellt mit Grok/X.

Wichtige Ergebnisse:

  1. Schnelle Divergenz von Wölfen: Die Studie belegt, dass sich Hunde innerhalb weniger Generationen deutlich von Wölfen unterschieden. Dieser schnelle Wandel wurde durch starke Selektionsdrücke ermöglicht, die auf der natürlichen Vielfalt innerhalb der Wolfs-Populationen aufbauten.
  2. Natürliche Selektion bei Wölfen: Wölfe, die in der Nähe menschlicher Siedlungen lebten, entwickelten Merkmale wie kleinere Schädel und kürzere Schnauzen, die sie von ihren wilderen Artgenossen abhoben. Diese Anpassungen könnten darauf hindeuten, dass weniger aggressive oder territorial dominante Wölfe besser mit menschlichen Abfällen als Nahrungsquelle zurechtkamen, was ihre Überlebenschancen erhöhte.
  3. Menschliche Selektion aus der Wolfs-Population: Menschen wählten bewusst oder unbewusst Wölfe mit bestimmten Eigenschaften aus – etwa solche, die zutraulicher waren oder nützliche Fähigkeiten wie Wachsamkeit zeigten. Diese Wölfe wurden in die menschliche Umgebung integriert, wodurch ihre Gene weitergegeben wurden und die Grundlage für domestizierte Hunde entstand.
  4. Morphologische Unterschiede: Im Vergleich zu Wölfen zeigen frühe Hunde eine reduzierte Gesichtslänge und veränderte Zahnstrukturen. Während Wölfe mit ihren kräftigen Kiefern und großen Zähnen für die Jagd auf Beutetiere optimiert waren, deuten die Veränderungen bei Hunden auf eine Anpassung an eine Ernährung hin, die stärker von menschlichen Resten geprägt war. Dennoch bleiben die Ähnlichkeiten zwischen Wölfen und frühen Hunden ein Beleg für ihre enge Verwandtschaft.
  5. Zeitlicher Rahmen: Die Abspaltung von Wölfen hin zu Hunden begann (bereits) in prähistorischer Zeit, wobei die natürlichen Eigenschaften der Wölfe als Ausgangspunkt dienten. Die Studie legt nahe, dass die heutige Vielfalt der Hunderassen auf den genetischen und verhaltensmäßigen Reichtum der Wolfs-Populationen zurückzuführen ist.

Die Bedeutung der Wölfe

Die Autoren betonen, dass Wölfe nicht nur die „Rohstoffe“ für die Domestizierung lieferten, sondern auch aktiv durch ihre Anpassungsfähigkeit den Prozess mitgestalteten. Ihre Fähigkeit, in unterschiedlichen Umgebungen zu überleben und ihre sozialen Strukturen machten sie zu idealen Kandidaten für eine enge Beziehung mit dem Menschen. Die Evolution der Hunde ist somit weniger eine vollständige „Umformung“ der Wölfe, sondern vielmehr eine Weiterentwicklung spezifischer Wolfs-Eigenschaften unter neuen Selektionsbedingungen. Die mutualistische Beziehung – Wölfe profitierten von Nahrungsquellen, Menschen von Schutz und Jagdhilfe – unterstreicht die zentrale Rolle der Wölfe in diesem Prozess.
Quelle:

3 Gedanken zu „Neue Studie: Ohne Wölfe keine Hunde

  1. so lebten nordmerikanische indianerstämme ehe die weißen kamen mit teil-domestizierten wolfsrudeln in ihrer umgebung ganz natürlich und ohne alle wissenschaften zu beidseitigem nutzen zusammen, als wolf kulturfolger des menschen, und mensch kulturfolger des wolfes – daher mein vorschlag für heute: ein teil-domestiziertes (gut anzufütterndes) wolfsrudel stationär in der nähe meiner weiden „installiert“, wird mir sämtliche fremdwölfe vom hals halten = ich unterstütze „meine“ wölfe, und die deshalb mich, ein „geschäft zu gegenseitigem nutzen, ganz simpel und einfach und real zu bewerkstelligen, und das wolfsrudel in weidenähe erspart mir hütehunde weitere aufwendige maßnahmen => der nächste evolutionäre schritt wäre dann, dass ich mit teilen meines wolfsrudels auf wildtiere-fleischjagd gehen würde, statt mit flinte und fallen, das brauchen wir heute, wölfe und ich, aber nicht mehr, da wir fleischfabriken mit massig sog „schlachtabfällen“ haben, aus denen das rudel und ich sich ernähren können, womit die jägerei auch hier völlig überflüssig ist

  2. nachtrag zu „wolf als bewacher meiner weiden“: der wolf bietet sich durch sein ca 1% interesse an weidetieren ständig „als dienstbar“ an, warum also ihn nicht ko-evolutionär wie in alten zeiten, in den dienst als weiden-bewacher wieder aufnehmen? — ich habe hier, altes gehöft, hausratten-rudel/familiengruppen, und alle leute würden sagen pfui-deibel, muss man unbedingt vernichten usw, ich aber nicht, ich lebe mit den rattenfamilien zusammen, sie sind quasi „angestellte“ von mir, die mir andere kulturfolger wie mäuse und anderes sog „ungeziefer“ usw gerdezu perfekt komplett vom hals halten, dafür bekommen sie von mir, zb winters, beifutter, und klappt seit jahren zu beiderseitigem nutzen, und genauso würde ich mit wölfen verfahren, immer eingedenk der tatsache, dass man als mensch eben nicht allein ist auf diesem planeten, sondern koevolutionär auch „nur“ ein tier unter tieren

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.