Der Wolf braucht uns: Wolfsschutz-Deutschland e. V. ruft zur Teilnahme an der NDR-Debatte auf!

Am 6. Oktober 2025 will die NDR-Sendung „Mitreden! Deutschland diskutiert“ eine Bühne bieten: „Der Wolf in Deutschland – schützen oder schießen?“ Mit Gästen wie Marie Neuwald (NABU, pro-Schutz) und Jens Schreinicke (Landesbauernverband, pro-Regulierung) wird die Debatte wahrscheinlich hitzig werden. Jetzt seid ihr dran: Ruft an (Telefonnummern in der Sendung), schickt E-Mails oder kommentiert live auf YouTube.

Teilt Erfolge wie wolfsabweisende Zäune (bis zu 90 % weniger Risse) oder Herdenschutzhunde. Zeigt, dass Koexistenz funktioniert – ohne Abschüsse!
Berichterstattung mit Gleichgewicht? Wohl eher nicht. © Brigitte Sommer
Eure Stimmen können den Unterschied machen: Kein Wolf darf getötet werden. Warum drängt die Zeit? Auch 2025 dominiert, wie schon seit Jahren,  in Medien (ARD, ZDF, regionale Sender) eine negative Narrative: Über 70 % der ca. 15–20 Beiträge fokussieren Konflikte – Risse (4.000 Fälle 2024), besorgte Bauern oder Abschussforderungen. Positive Aspekte wie die Regulierung von Wildbeständen? Kaum erwähnt. Diese Berichterstattung schürt Ängste und ignoriert die Erfolge der Rückkehr der Wölfe. Warnung: Die auf die Sendung nachfolgenden Berichte werden wahrscheinlich wieder tendenziös werden, Gegenstimmen könnten mehr heraus gestellt werden, als positive Stimmen in der Sendung selbst. Allerdings sollten wir es den Medien nicht so leicht machen. 

Bringt  deshalb Fakten ein! Die Debatte braucht unsere klare Stimme

Kritisch zu sehen: Der NABU, vertreten durch Neuwald, ist kein uneingeschränkter Wolfsverbündeter. Der Verband akzeptiert „Problemwolf“-Entnahmen – ein Begriff, der natürliches Verhalten verzerrt. Besonders problematisch: NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger ist selbst Jäger, was seine Haltung prägt. Wolfsschutz-Deutschland e. V. steht hingegen klar gegen jeden Abschuss. Warum? Abschüsse sind sinnlos: Sie destabilisieren Rudel, erhöhen Risszahlen (z. B. durch verwaiste Jungtiere) und lösen keine Konflikte. Unser Fallbeispiel Knappenrode II (Sachsen) zeigt: Illegale Tötungen zerstören Rudel, ohne Schäden zu senken. Dr. Carsten Nowak, Wolfsexperte vom Senckenberg-Institut, bestätigte dies in einem Vortrag am 25. Januar 2024 beim Senckenberg-Institut in Frankfurt am Main: „Wir haben es in Deutschland nicht ein einziges Mal geschafft, den Wolf, der Schafe gerissen hat, zu entnehmen.“ https://wolfsschutz-deutschland.de/2024/02/11/wolfsexperte-sagt-in-deutschland-ist-noch-nie-der-richtige-wolf-entnommen-worden/DNA-Tests, wie im Fall Wildflecken (Bayern 2024), beweisen: Abschüsse treffen Unschuldige. Erlaubte Abschüsse als Reaktion nach Rissen provieren Halter dazu, nicht zu schützen, um Abschussverfügungen zu erlangen, wie im Fall Gloria in NRW. 
Wölfe in Deutschland leben in kleinen Familien, bestehend aus Vater, Mutter und bis zu zwei Jahren alten Jungtieren, die in diesem Alter abwandern, um sich ein eigenes Revier zu suchen. Die gefährliche Reise überleben höchstens 30 Prozent der Jungtiere. Die Anzahl der Welpen, die immer Ende April, Anfang Mai geboren werden, richtet sich nach Angebot an Beutetieren in einem Revier, das mindestens 250 Quadratkilometer groß sein muss. Dabei wird das Revier gegen fremde Wölfe verteidigt. Wölfe müssen also überhaupt nicht „reguliert“ werden, wie oft von der Jagdlobby propagiert wird, weil sie sich eben nicht ungebremst, wie behauptet, vermehren. Sie kommen auch in unserer Kulturlandschaft wunderbar zurecht. Wölfe brauchen keine einsamen Wälder.
Wir fordern härtere Strafen für illegale Abschüsse (113 dokumentierte Fälle seit 1999) und massive Förderung von Prävention. Unsere Arbeit lebt von Taten: Wir erstatten Strafanzeigen (z. B. Knappenrode II und Thüringen), setzen Belohnungen für Hinweise (z. B. Erfolg in der Sache Backhaus in Mecklenburg-Vorpommern) aus. Unterstützt uns als Mitglied, mit Spenden oder durch aktives Mitreden in der Sendung! Teilt diesen Aufruf, um die Debatte für den Wolf zu drehen. Hier die Daten zur Debatte mit Kontaktdaten: https://www.ndr.de/nachrichten/info/epg/Mitreden-Deutschland-diskutiert,sendung-19272.html?fbclid=IwY2xjawNPA3BleHRuA2FlbQIxMQABHhHLmyD8gfgJ9fm8X-8K5TX5PBSVBO52_2sQWOozS_XosiPZiCEgHqYOPtK__aem_N0rYhXfSBZfj2iw1SVM3BA

Wir freuen uns über finanzielle Unterstützung:

Konzerne und Lobbyisten bestimmen immer mehr –  und nicht im Interesse der Bürger und nicht zum Wohle der Natur – mit. Deshalb ist es essentiell, dass es Vereine wie Wolfsschutz-Deutschland e. V. gibt, die völlig unabhängig sind. Kein Vorstandsmitglied sitzt in einer Partei. Parteien mischen auch nicht bei uns mit und wir nehmen keine Lobbygelder an. Wer uns unterstützt, kann sich also sicher sein, dass wir stets im Sinne unserer Wölfe handeln. Wir sind nicht bestechlich. 

Doch wir Helfer brauchen auch Hilfe. Bitte unterstützen Sie uns mit einer Spende. Auch mit einem Dauerauftrag von 5 Euro im Monat können wir viel Gutes tun und weiter für unsere Wölfe kämpfen. https://wolfsschutz-deutschland.de/spenden-2/

Auch durch den Kauf unseres neues Wolfskalenders für 2026 kann unsere Arbeit wirkungsvoll unterstützt werden. Hier geht es zu den Bestellmöglichkeiten: https://wolfsschutz-deutschland.de/2025/08/19/unser-wolfskalender-2026-ist-da/

Sensationsgier statt Fakten: Berichterstattung der „Thüringer Allgemeinen“ zur sogenannten „Wolfsattacke“

Nein, es gab keinen Angriff auf Menschen. Wolfsschutz-Deutschland e. V. verurteilt die einseitige und tendenziöse Berichterstattung der Thüringer Allgemeinen zum Thema „Zwei Wolfsrudel attackieren Menschen“ (Ausgabe 25./26. September 2025) aufs Schärfste. Schon in der Headline ist eine falsche Tatsachenbehauptung, der ganze Artikel ist zudem alarmistisch und verdreht die Realität zugunsten einer Wolfspanikmache, die weder wissenschaftlich noch ethisch haltbar ist. Es ist an der Zeit, die Fakten klarzustellen und die Verantwortung der Medien sowie der Politik in Thüringen zu hinterfragen.

Die Fakten statt Sensationslust

Die Grundlage der Berichterstattung bildet die Pressemitteilung des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten vom 24. September 2025. Darin wird von „auffälligem Verhalten“ einzelner Wölfe aus dem Rudel Neustadt am Rennsteig (NAR) berichtet. Es ist von Annäherungen an einen Spaziergänger und einen Forstbediensteten mit Hunden die Rede, ohne physischen Kontakt zu Menschen. Das Kompetenzzentrum Wolf Biber Luchs (KWBL), im Ministerium angesiedelt, stuft dies als Folge des illegalen Abschusses des Leitwolfs (GW3147m) Anfang September ein, der die Rudelstruktur destabilisiert habe. Wir berichteten hier über den Vorfall und setzten eine Belohnung für Hinweise zur Ergreifung der Täter aus. Damals war noch nicht bekannt, dass es sich um den Vaterwolf handelte: https://wolfsschutz-deutschland.de/2025/09/05/thueringen-illegaler-wolfsbeschuss-bei-ilmenau-strafanzeige-und-2000-euro-belohnung-zur-ergreifung-des-taeters/
Im Frühjahr gab es einen absurden Antrag auf Abschuss der Mutterwölfin, der jedoch abgelehnt worden war. Siehe Quellenlinks. Kriminelle haben sich anscheinend entschlossen, hier das Gewehr selbst in die Hand zu nehmen. Absolut verwerflich ist es dabei, dass sich der Vaterwolf wohl Tage bis Wochen schwer angeschossen gequält hat, bevor er von den Behörden erlöst werden musste. Insider berichten, dass Wölfe absichtlich schwer angeschossen werden würden, damit sie nicht im Revier des Täters sterben.
Die Mutterwölfin muss nun alleine Welpen von diesem und aus dem vergangenen Jahr versorgen, weil der Vater illegal getötet wurde. Beispielfoto Wolfsrudel © Brigitte Sommer
Das Rudel, bestehend aus einer Mutter-Fähe, vier Einjährigen und vier Welpen, zeige nun untypisches Verhalten, heißt es in der Pressemitteilung des Thüringer Umweltministeriums, insbesondere durch unerfahrene Jungtiere, die länger beobachten, da ihnen die Erfahrung fehlt. Monitoring und Vergrämungsmaßnahmen (z. B. Gummigeschosse) wurden angekündigt. Trotz mehrfacher Anfragen beim Umweltministerium erhielten wir keine weitere Stellungnahme. Ein Sprecher verneinte zudem die Existenz von Videos der Vorfälle, was wir angesichts der Smartphone-Kultur als merkwürdig empfinden. Dies nährt Zweifel an der Dramatik der Berichte. Könnte es sein, dass die Ereignisse übertrieben dargestellt werden, um eine politische Agenda zu stützen? Die gleichzeitige Forderung von leichteren Abschüssen scheint wie orchestriert. 

Tendenziöse Berichterstattung der „Thüringer Allgemeinen“

Ausriss aus der „Thüringer Allgemeinen“.

Die „Thüringer Allgemeine“, Teil der Funke-Mediengruppe, scheint an interne Mails des KWBL an Forstämter gelangt zu sein, die über die Vorfälle informieren. Diese werden jedoch sensationslüsternd ausgelegt, um eine Debatte über Abschüsse zu schüren. Die Funke-Gruppe ist bekannt für ihre Tendenz, die oft konservative und landwirtschaftsnahen Positionen bevorzugt – eine Linie, die hier klar zum Vorschein kommt. Statt sachliche Aufklärung wird Panik geschürt und Jägerstimmen, die für ein „Umdenken“ und erleichterte Abschüsse plädieren, dominieren den Artikel. Dies ignoriert, dass es Angriffe auf Menschen in Deutschland von frei lebenden Wölfen seit Ihrer Rückkehr um das Jahr 2000  nicht gegeben hat.

Politischer Druck aus Thüringen

Noch besorgniserregender ist die Haltung der thüringischen Regierungskoalition aus CDU, BSW und SPD, die laut aktuellen Aussagen Wölfe bejagen möchte. Die aktuelle Regierungskoalition hat in ihrem Regierungsprogramm und im neuen Managementplan für Wölfe explizit Pläne für ein „Bestandsmanagement“ formuliert, was die kontrollierte Jagd auf Wölfe legitimiert, um Populationen zu regulieren und Konflikte zu mindern. Diese Pläne widersprechen dem Naturschutz und den wissenschaftlichen Empfehlungen des Bundeskompetenzzentrums (DBBW), das Monitoring und Prävention befürwortet. Die Instabilität des Neustädter-Rudels durch den Verlust des Leitwolfs ist eine direkte Folge illegaler Jagd – ein Problem, das durch strengere Strafen, nicht durch weitere Abschüsse, gelöst werden sollte.

Unser Standpunkt

Wir zweifeln die Darstellung der Vorfälle stark an, solange keine unabhängigen Beweise (z. B. Videos) vorliegen. Das Verhalten der Jungtiere ist erklärbar und kein Grund für Hysterie. Wölfe sind Teil unserer Ökosysteme und verdienen Schutz, nicht Verfolgung. Die „Thüringer Allgemeine“ trägt mit ihrer Berichterstattung und die Politik mit Lobbytendenz zur Dämonisierung der Wölfe bei, anstatt Lösungen wie Aufklärung und Prävention zu fördern, die gerade in Thüringen dringend notwendig wäre, denn ein Blick auf die Rissliste bestätigt, dass noch immer so gut wie kein gerissenes Weidetier geschützt gewesen ist. 

Das Territorium Neustadt am Rennsteig in dem Waldgebiet zwischen Neustadt am Rennsteig, dem Dreiherrenstein und Gehren existiert laut Umweltministerium seit 2024. Im Jahr 2024 konnte mittels genetischer Untersuchungen ein Rudel mit insgesamt 4 Welpen festgestellt werden. Die beiden Elterntiere sind GW2985f und GW3147m. Der Rüde war bereits aus dem vormaligen Territorium „Neuhaus am Rennweg“ bekannt, welches sich auflöste, nachdem seine Fähe GW2437f „verschwand“. Der Rüde und die neue Fähe verlagerten ihren Aktivitätsschwerpunkt in Richtung Nord-Westen in den Bereich nördlich von Neustadt am Rennsteig. Nun ist der Vaterwolf selbst den Kriminellen zum Opfer gefallen, die nun dem gesamten Rudel noch mehr nachstellen werden. Wir freuen uns über aktive Menschen, die uns dort vor Ort unterstützen: https://wolfsschutz-deutschland.de/mitglied-werden/

Das KWBL geht aktuell im NAR-Territorium von acht Tieren aus (einer Mutter-Fähe, vier Einjährigen, vier Welpen aus diesem Jahr), die nun ohne Vater leben müssen.

Quellen:

https://umwelt.thueringen.de/aktuelles/anzeigen-medieninformationen/einzeltiere-aus-dem-wolfs-rudel-neustadt-am-rennsteig-nar-auffaellig-mehr-monitoring-und-vergraemung

https://wolfsschutz-deutschland.de/2025/06/03/thueringen-absurder-antrag-auf-wolfsabschuss-auf-mutterwoelfin-des-rudels-neustadt-im-ilmkreis/

https://wolfsschutz-deutschland.de/2025/08/13/antrag-auf-abschussverfuegung-gegen-wolf-im-ilm-kreis-in-thueringen-abgelehnt/

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/wolf-abschuss-schutz-brandenburg-bundesrat-100.html

https://wolfsschutz-deutschland.de/2025/02/07/thueringen-bsw-minister-mit-stasivergangenheit-will-schutzstatus-senken-und-woelfe-toeten-lassen/

https://wolfsschutz-deutschland.de/2025/05/03/thueringen-kein-unglaublicher-anstieg-der-wolfsrisse-politiker-und-presse-verbreiten-die-unwahrheit/

https://umwelt.thueringen.de/aktuelles/anzeigen-medieninformationen/medieninformation-aktualisierter-wolfsmanagement-plan-thueringen-jetzt-online-verfuegbar

https://umwelt.thueringen.de/themen/natur-artenschutz/kompetenzzentrum/wolf

 

Wir freuen uns über finanzielle Unterstützung:

Konzerne und Lobbyisten bestimmen immer mehr –  und nicht im Interesse der Bürger und nicht zum Wohle der Natur – mit. Deshalb ist es essentiell, dass es Vereine wie Wolfsschutz-Deutschland e. V. gibt, die völlig unabhängig sind. Kein Vorstandsmitglied sitzt in einer Partei. Parteien mischen auch nicht bei uns mit und wir nehmen keine Lobbygelder an. Wer uns unterstützt, kann sich also sicher sein, dass wir stets im Sinne unserer Wölfe handeln. Wir sind nicht bestechlich. 

Doch wir Helfer brauchen auch Hilfe. Bitte unterstützen Sie uns mit einer Spende. Auch mit einem Dauerauftrag von 5 Euro im Monat können wir viel Gutes tun und weiter für unsere Wölfe kämpfen. https://wolfsschutz-deutschland.de/spenden-2/

Auch durch den Kauf unseres neues Wolfskalenders für 2026 kann unsere Arbeit wirkungsvoll unterstützt werden. Hier geht es zu den Bestellmöglichkeiten: https://wolfsschutz-deutschland.de/2025/08/19/unser-wolfskalender-2026-ist-da/

 

Neue Insa-Umfrage: Deutsche Bevölkerung will die Wölfe nicht abschießen

„BILD“ korrigiert tendenziöse Berichterstattung – ein Schritt in die richtige Richtung. Am 12. April 2025 veröffentlichte die „BILD“ einen Artikel mit der reißerischen Schlagzeile „Schwarz-Rot gibt den Wolf zum Abschuss frei“, der die Pläne von CDU und SPD, den Schutzstatus des Wolfs zu lockern, einseitig darstellte und die Interessen von Weidetierhaltern und Jägern in den Vordergrund rückte. Wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. reagierten prompt mit unserem Beitrag „Nein! Schwarz-Rot kann den Wolf nicht einfach zum Abschuss frei geben“ (14. April 2025), in dem wir die rechtlichen Hürden, die Bedeutung des Herdenschutzes und die Notwendigkeit eines ausgewogenen Wolfsmanagements betonten. Nun scheint die „BILD“ mit ihrem Artikel vom 14. April 2025 („Deutsche wollen den Wolf gar nicht abschießen – trotz Jagd-Plan von CDU und SPD“) ihre Berichterstattung daraufhin korrigiert zu haben. Dies werten wir als einen wichtigen Schritt hin zu einer ausgeglicheneren Berichterstattung, auch wenn weiterhin Vorsicht geboten ist. Lesen Sie hier warum.

 

Kehrtwende von „BILD“: Von der Panikmache zur Umfrage

Der ursprüngliche „BILD“-Artikel vom 12. April suggerierte, dass die Pläne von CDU und SPD, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen, breite Unterstützung hätten und der Abschuss kurz bevorstünde. Dabei wurde verschwiegen, dass die Aufnahme ins Jagdrecht keine automatische Bejagung bedeutet – Arten wie Luchs und Wildkatze sind ebenfalls im Jagdrecht gelistet, jedoch mit ganzjähriger Schonzeit. Zudem wurde der „günstige Erhaltungszustand“ des Wolfs, der für eine Bejagung Voraussetzung wäre, nicht hinterfragt, obwohl dieser laut Experten derzeit nicht gegeben ist.

Beispielfoto: Wolfswelpen
Im neuen Artikel vom 14. April nimmt die „BILD“ eine differenziertere Perspektive ein. Eine INSA-Umfrage im Auftrag der Zeitung zeigt, dass 61 % der Deutschen eine Lockerung des Wolfsschutzes ablehnen, während nur 26 % dafür sind. Besonders in Ostdeutschland, wo Wölfe häufiger vorkommen, ist die Ablehnung mit 67 % deutlich. Diese Zahlen widersprechen der zuvor vermittelten Narrative, dass die Bevölkerung die Jagdpläne der Großen Koalition unterstütze. Wir begrüßen, dass die „BILD“ nun die Stimme der Mehrheit abbildet und die Komplexität des Themas anerkennt.

 

Ausriss aus dem „BILD“-Artikel. Grafik der Insa-Umfrage, von „BILD“ in Auftrag gegeben. Quelle: https://www.bild.de/politik/inland/deutsche-wollen-den-wolf-gar-nicht-abschiessen-trotz-jagd-plan-von-cdu-und-spd-68012962cd205831a5e4a564?t_ref=https%3A%2F%2Fl.facebook.com%2F&fbclid=IwY2xjawJxnA5leHRuA2FlbQIxMQABHuLoEzp-RIGmSm93xBwR8HCh0b15-Q976O3se_DBPEmHLf7w1rugr8l_TXhO_aem_0SlElMloDmrKg8uFraZmXg

 

Rechtliche und ökologische Realität

Wie wir in unserem Artikel betonten, ist der Wolf durch die Berner Konvention und die EU-FFH-Richtlinie geschützt. Die Herabstufung des Schutzstatus von „streng geschützt“ (Anhang IV) auf „geschützt“ (Anhang V) erfordert nicht nur eine Änderung der EU-Gesetzgebung, sondern auch die Zustimmung des Europäischen Parlaments und des Rates – ein Prozess, der noch Monate oder Jahre dauern kann. Es stellt sich allerdings die Frage, ob  der Wolf bei einer Herabstufung tatsächlich noch „geschützt“ wäre.

Anhang V: Ein trügerischer Schutz für den Wolf

Auch wenn die Herabstufung des Wolfs in Anhang V der FFH-Richtlinie noch dauert und Gesetze geändert werden müssten, ist sie besorgniserregend. Anhang V-Arten wie der Fischotter und der Feldhase sind nämlich nur theoretisch „geschützt“, doch in der Praxis sind sie den Jägern ausgeliefert.
  • Kein verlässliches Monitoring: Daten basieren auf unkontrollierten Jagdstreckenmeldungen, ohne unabhängige Überprüfung. Der Feldhase, stark rückläufig durch Jagd und Landwirtschaft und der Fischotter, lokal bejagt trotz Erholung, leiden unter fehlenden Populationsdaten.
  • Fehlende Kontrolle: Die Jägerschaft trägt keine Verantwortung und weder EU noch Behörden überwachen die Jagdpraxis effektiv. Dies macht den Schutzstatus zur Farce.
  • Desinteresse der Umweltverbände: Große Verbände wie BUND oder NABU engagieren sich kaum für Anhang V-Arten, um Konflikte mit der Jagdlobby zu vermeiden.
Fischotter und Feldhase zeigen: Anhang V bietet keinen echten Schutz. Ohne wirklich regierungs- und lobbyunabhängies Monitoring sowie strikte Kontrollen droht dem Wolf in Anhang V dasselbe Schicksal, verschärft durch illegale Bejagung, wie aktuell in Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Sachsen.
Ausriss aus dem „BILD“-Artikel. Grafik der Insa-Umfrage, von „BILD“ in Aufrag gegeben. Quelle: https://www.bild.de/politik/inland/deutsche-wollen-den-wolf-gar-nicht-abschiessen-trotz-jagd-plan-von-cdu-und-spd-68012962cd205831a5e4a564?t_ref=https%3A%2F%2Fl.facebook.com%2F&fbclid=IwY2xjawJxnA5leHRuA2FlbQIxMQABHuLoEzp-RIGmSm93xBwR8HCh0b15-Q976O3se_DBPEmHLf7w1rugr8l_TXhO_aem_0SlElMloDmrKg8uFraZmXg

 

Klage gegen die Herabsetzung: Hoffnung auf Schutz?

Naturschutzorganisationen haben vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) Klage gegen die Herabsetzung des Schutzstatus des Wolfs eingereicht, die am 6. März 2025 durch die Berner Konvention beschlossen wurde und die Grundlage für eine mögliche Änderung der FFH-Richtlinie bildet. Kann diese Klage etwas erreichen? Unsere Einschätzung: Es gibt Chancen, aber die Hürden sind hoch.

Chancen der Klage:
  • Fehlende wissenschaftliche Grundlage: Die Kläger argumentieren, dass die Herabsetzung nicht auf ausreichenden wissenschaftlichen Beweisen basiert, wie von der Berner Konvention und der FFH-Richtlinie gefordert. Ein offener Brief von Wissenschaftlern vom 26. November 2024 kritisiert, dass die EU-Kommission keine validen Daten zur Rechtfertigung der Herabstufung vorgelegt hat. Der EuGH könnte die Entscheidung für nichtig erklären, wenn die wissenschaftliche Grundlage fehlt.

  • Ungünstiger Erhaltungszustand: Der EuGH hat im Sommer 2024 bestätigt, dass der Erhaltungszustand des Wolfs in einigen Regionen, z. B. Österreich, ungünstig ist. Nach Artikel 14 der FFH-Richtlinie müssen Mitgliedstaaten bei ungünstigem Erhaltungszustand Schutzmaßnahmen wie Jagdverbote umsetzen, was eine Herabstufung in Anhang V rechtlich fragwürdig macht.

  • Präzedenzfall vermeiden: Die Klage zielt darauf ab, einen gefährlichen Präzedenzfall zu verhindern, der den Schutz anderer Arten aushöhlen könnte. Der EuGH könnte dies berücksichtigen, da die FFH-Richtlinie die Biodiversität sichern soll.

Hürden der Klage:
  • Politischer Druck: Die Herabstufung wurde von der EU-Kommission und vielen Mitgliedstaaten (z. B. Deutschland, Niedersachsen) unterstützt, die ein „regional differenziertes Bestandsmanagement“ fordern. Der EuGH steht unter Druck, wirtschaftliche Interessen (z. B. Weidetierhaltung) zu berücksichtigen.

  • Einstimmigkeitsprinzip: Für eine Änderung der FFH-Richtlinie ist die Zustimmung aller 27 EU-Staaten erforderlich. Selbst wenn die Klage die Berner Konvention-Entscheidung kippt, könnte die EU-Kommission die FFH-Änderung weiterverfolgen, solange die Mitgliedstaaten zustimmen.

  • Zeitfaktor: Der Klageprozess kann Jahre dauern, während die Herabstufung in der FFH-Richtlinie voranschreitet. Bis zur Entscheidung könnten nationale Gesetze (z. B. Bundesnaturschutzgesetz) bereits angepasst werden.

    Fazit: Die Klage hat Potenzial, die Herabstufung zu verzögern oder zu stoppen, insbesondere wenn der EuGH die fehlende wissenschaftliche Grundlage oder den ungünstigen Erhaltungszustand als Verstoß gegen die FFH-Richtlinie wertet. Dennoch ist der Ausgang ungewiss, da politische und wirtschaftliche Interessen eine große Rolle spielen. Wir unterstützen die Klage und fordern ein Moratorium für die Herabstufung, bis ein unabhängiges Monitoring den Erhaltungszustand europaweit klärt.

Ein Aufruf an die Unentschlossenen: Naturerhalt geht uns alle an

Die INSA-Umfrage zeigt, dass rund 30 % der Befragten das Thema Wolfsschutz entweder egal finden oder keine klare Meinung dazu haben. Gerade für diese Menschen möchten wir betonen: Der Erhalt unserer Natur, zu der auch die Wölfe gehören, ist eine Verantwortung, die uns alle angeht. Wölfe spielen eine Schlüsselrolle in unseren Ökosystemen, indem sie die Populationen von Rehen und anderen Wildtieren regulieren und so die Biodiversität fördern. Ihre Rückkehr nach Deutschland ist ein Erfolg des Naturschutzes, der zeigt, dass wir durch gemeinsames Handeln die Natur wiederbeleben können. Gleichgültigkeit gegenüber diesem Thema bedeutet, die Verantwortung für unsere Umwelt an andere abzugeben. Wir laden alle ein, sich zu informieren – etwa durch unsere Website oder Veranstaltungen – und Teil der Lösung zu sein. Jede Stimme, die sich für ein friedliches Miteinander von Mensch und Wolf ausspricht, zählt. Wir freuen uns über neue Mitglieder, die auch aktiv werden wollen: https://wolfsschutz-deutschland.de/mitglied-werden/

Ein Aufruf zur Wahrheit

Die „BILD“ zitiert im neuen Artikel auch Naturschützer und verweist auf die Seltenheit von Wolfsangriffen auf Menschen – ein wichtiger Punkt, der in der vorherigen Berichterstattung fehlte. Dennoch bleibt die Berichterstattung nicht frei von Widersprüchen. Während die Umfrage eine klare Ablehnung der Jagdpläne zeigt, wird weiterhin die Perspektive von Landwirten betont, die Abschüsse fordern. Dies deutet darauf hin, dass die „BILD“ noch nicht vollständig von ihrer Sensationslust abgelassen hat.

Wir fordern die Medien auf, ihre Verantwortung ernst zu nehmen und die Debatte nicht durch einseitige Narrative anzuheizen. Der Wolf ist ein wichtiger Bestandteil unserer Ökosysteme, der die Biodiversität fördert, indem er Rehe und anderes Wild reguliert. Statt ihn als Bedrohung darzustellen, sollten wir lernen, mit ihm zu koexistieren – durch Förderung von Herdenschutz und Aufklärung statt Panikmache.

Ein Teilerfolg für den Wolfsschutz

Die Korrektur der „BILD“ ist durchaus ein Teilerfolg für den Wolfsschutz und zeigt, dass fundierte Kritik und öffentlicher Druck Wirkung zeigen können. Wir danken allen Unterstützern, die unsere Arbeit ermöglichen, sei es durch Spenden, oder durch aktives Engagement. Dennoch bleiben wir wachsam: Die politische Debatte ist von Lobbyinteressen geprägt und die illegale Tötung von Wölfen, wie kürzlich in Rheinland-Pfalz und Sachsen, zeigt, dass der Schutz unserer Wölfe gefährdet ist. Hier geht es zu unserer Geschenke-Seite: https://wolfsschutz-deutschland.de/geschenke/

Quellen:

https://www.bild.de/politik/inland/deutsche-wollen-den-wolf-gar-nicht-abschiessen-trotz-jagd-plan-von-cdu-und-spd-68012962cd205831a5e4a564?fbclid=IwY2xjawJxkA1leHRuA2FlbQIxMAABHrzAKrgenCdulw-NNz_FqdOiTd6SQr5BoI30IweTjOq5OxHX5-dmNn6RF3QH_aem_ARifj8NShYAKQCGWGj-1RA&t_ref=https%3A%2F%2Fl.facebook.com%2F

https://wolfsschutz-deutschland.de/2025/04/14/nein-schwarz-rot-kann-den-wolf-nicht-einfach-zum-abschuss-frei-geben/

https://wolfsschutz-deutschland.de/2024/12/20/klage-gegen-herabsetzung-des-wolfsschutzstatus-vor-dem-eugh/

 

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