Bayern: Kein Weidetierschutz, trotzdem Wolfsabschuss – Elf Wölfe in Gefahr

Die Regierung von Unterfranken hat am 12. Oktober 2023 dem Abschuss von zwei so genannten „schadenstiftenden Wölfen“ zugestimmt. Die Entscheidung ziele darauf, das weitere Reißen von Schafen und Lämmern durch diese Wölfe zu verhindern, heißt es in einer Pressemitteilung. Gemeint sind die beiden Wölfe Frigga (GW3092f) und Anton (GW3222), doch auch das Rudel Wildflecken ist nun von Abschuss gefährdet, weil der Bereich auch in ihrem Territorium liegt. Dabei waren die gerissenen Tiere größtenteils ungeschützt. Ein Zaun war vor Eintreffen der Behörden sogar abgebaut. Hier die Geschichte eines Skandals, der sich auch nach Hessen zieht.

Hierzu gibt es ein Update: https://wolfsschutz-deutschland.de/2023/11/04/ausgeschossen-gericht-untersagt-weitere-jagd-auf-das-wolfspaar-frigga-und-anton/?fbclid=IwAR2Zp-nEL80d8Hcj3T_xIouBK83E-54HkMGfNl2V2EtbICz5VX9_hw4uNoo

Man weiß nicht, wo Wölfin Frigga eigentlich ihren Ursprung hat, aber das erste Mal nachgewiesen wurde sie in Nordhessen. Die Region gilt auch als Frau-Holle-Land, was uns von Wolfsschutz-Deutschland e. V. dazu angeregt hat, GW3092f einen Vornamen von Frau Holle zu geben. Schließlich wanderte sie bis in den hessischen Teil des Spessarts, wo ihr Weidetierrisse nur allzu leicht gemacht worden waren. Berichte darüber sind in den Quellen zu finden. Wir hofften sehr, dass sie im hessischen Teil des Spessarts bleiben würde, doch Risse wurden schließlich auch im bayerischen Teil nachgewiesen. Im hessischen und bayerischen Teil des Spessarts finden und fanden das ganze Jahr über intensive Rodungsarbeiten statt, was diese Wölfin und weitere Wölfe dort auch gestört haben könnte.

Ab Spätsommer verlief Friggas Spur erst nach Unterfranken dann über Sinntal in Richtung Osten. Im Landkreis Rhön-Grabfeld scheint sie sich nun mit dem Wolfsrüden Anton in direkter Nachbarschatz zum Wolfsrudel auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken niederlassen zu wollen. Eine verhängnisvolle Entscheidung, denn in Bayern scheint man Schießen statt Schützen etablieren zu wollen.

Wolfsschutz-Deutschland e. V. kündigt Strafanzeige an

Die Genehmigung in Form einer naturschutzrechtlichen Ausnahme sei bis zum 9. November 2023 befristet und räumlich auf das Naturschutzgebiet „Lange Rhön“ sowie südlich davon gelegene Teilbereiche im Umfeld der Ortschaften Frankenheim und Oberweißenbrunn begrenzt. Die Abschüsse wären in diesen Gebieten jeweils beschränkt auf mit Weidezäunen oder Weidenetzen umgrenzte Flächen mit Nutztierherden sowie einen Radius von 1000 Metern um diese Nutztierhaltungen. Der räumliche und zeitliche Geltungsbereich wäre so  zu wählen, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließlich die schadenstiftenden Wölfe abgeschossen werden, nicht dagegen andere Wölfe.
Hier widersprechen wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. auf das Entschiedenste, denn das Rudel Wildflecken lebt in unmittelbarer Nähe und es hat in diesem Jahr sieben Welpen. Schießt man die Eltern ab, verhungern die Welpen oder aber sie wenden sich leichter Beute, also Weidetieren, zu.
Die Abschüsse würden ausschließlich von zur Jagdausübung Berechtigten durchgeführt, die dazu ihr Einverständnis erklärt hätten und deren Befugnis zum Abschuss von der Regierung von Unterfranken bestätigt wurde. Diese Festlegungen beruhen auf der Regelung des § 45 a Bundesnaturschutzgesetz.
Die Regierung von Unterfranken arbeitet beim Vollzug der Maßnahme eng mit dem Landratsamt Rhön-Grabfeld zusammen.

Wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. kündigten ja bereits hier an https://wolfsschutz-deutschland.de/2023/10/14/einfach-auf-verdacht-bayern-will-in-wolfsfamilie-hinein-schiessen/

dass wir Strafanzeige erstatten werden, sollten Wölfe erschossen werden. Wir möchten hier noch einmal darauf hinweisen, dass Jäger sich nicht über die Rechtslage in Sicherheit wiegen sollten.

Bei unseren aktuellen Zaundokumentationen konnten wir zwar überall wolfsabweisende Zäune finden, allerdings wiesen auch all diese Zäune Durchschlupflöcher, wie in der Liste des LfU nach. Zudem wurde kein DNA-Abgleich gemacht, um festzustellen, welcher Wolf überhaupt Verursacher war. Elf Wölfe sind nun in Lebensgefahr, weil einfach ins Blaue hinein geschossen werden soll?

 

Jäger lauern an den Weiden und schießen auf jeden Wolf der hier vorbei läuft?

In unserer Dokumentation weisen wir überall noch immer Durchschlupfmöglichkeiten nach.

 

Im Bereich der Abschussverfügung sind zahlreiche Weiden zu finden, an denen in direkter Nähe Hochsitze aufgebaut sind. Lauert man dort darauf, dass ein Wolf sich blicken lässt? ©Brigitte Sommer

 

Wir rufen zu Spaziergängen in den betroffenen Weidegebieten auf

 

 

 

Diese Ziegen und Schafe stehen hinter einem wolfsabweisenden Netz mit einer Höhe von 1,20 Metern. Am Tag der Überprüfung, am 23. Oktober war genug Spannung, 10.000 Volt am Eingang der Weide.

 

Oft stimmen emotionale Ausbrüche von Tierhaltern nach Rissen nicht mit der Haltungsrealität ihrer so genannten „Familienmitglieder“ überein. Hinkende Schafe und Ziegen sind leider immer wieder an der Tagesordnung. Dass sehr viel mehr Schafe und Ziegen an Vernachlässigung und Krankheiten sterben müssen, scheint kaum von der Öffentlichkeit beachtet zu werden. Auch nicht, dass die meisten Tiere zum Schlachter wandern.

 

 

In den Zaun hinein wachsende Äste können die Spannung herabsetzen.© Brigitte Sommer

 

8.000 bis 10.000 Volt sind optimal.

 

 

Wölfe überspringen nicht einfach Zäune. Sie suchen nach Schwachstellen im unteren Bereich. Auch wir haben hier eine gefunden. Hier würde sich Untergraben lohnen.

 

Die Abschussverfügung gilt Wölfin Frigga (GW3092f) und ihrem Partner Anton (GW3222m), doch auch das Rudel Wildflecken ist gefährdet.

 

Wölfin Frigga weist einen seltenen Haloptypen auf.  Die Gründertiere trugen den in Nordost-Europa häufig vorkommenden, maternal vererbten mitochondrialen Haplotyp mit der Bezeichnung HW01. Nach wie vor ist HW01 der vorherrschende Wolf-Haplotyp in Deutschland.

Im Labor wird zunächst der von der Mutter übertragene Haplotyp identifiziert. Er beschreibt eine bestimmte Nukleotidsequenz eines Chromosoms, dass bei Tieren einer bestimmten Population häufig gleich ist. Daher lässt der Haplotyp häufig schon Rückschlüsse auf die Populationszugehörigkeit des Tieres zu. In Deutschland sind überwiegend Wölfe mit dem Haplotyp HW01 bekannt, seltener Tiere mit dem Haplotyp HW02. Beide sind typisch für die Mitteleuropäische Flachlandpopulation. Aus der Alpenpopulation wandern bisher vereinzelt auch Tiere mit dem Haplotyp HW22 nach Deutschland ein. Das Tier, welches der Dinarischen Population zugeordnet werden konnte, trägt den Haplotyp W17. Unterschiedliche Nomenklaturen sorgen hier für die verschiedenen Bezeichnungen.

Als Träger des seltenen Haloptypes 02  ist Frigga also für genetische Vielfalt bei der Vermehrung der Wölfe in Deutschland wichtig.

 

Am 09.10. waren Frigga und Anton auf der hessischen Seite der Rhön nachgewiesen worden: https://www.hlnug.de/themen/naturschutz/tiere-und-pflanzen/arten-melden/wolfszentrum

Bei den nicht bewertbaren Zäunen war der Zaun beim Eintreffen der Experten vom LfU einfach abgebaut

Interessant ist es, dass mal wieder bei keinem Rissereignis Herdenschutz vorhanden war (siehe Quelle ab Seite 8), selbst bei den Rissen am 29.09 und am 2.10., die ja anscheinend für die Abschussgenehmigung entscheidend waren, räumt man einen „möglichen Einschlupf“ ein.

 

 

Ausriss aus dem Abschussbescheid.

 

Ausriss aus dem Abschussbescheid.

 

 

 

 

Vorsitzende Brigitte Sommer unterstützt die Teams vor Ort. Wir freuen uns über neue Mitglieder aus Hessen, Bayern und Thüringen: https://wolfsschutz-deutschland.de/mitglied-werden/

 

Das für das Totschießen genehmigte Gebiet liegt in unmittelbarer Nähe des Truppenübungsplatzes Wildflecken.

Am Rand des Truppenübungsplatzes.

 

 

Nicht der gesamte Truppenübungsplatz ist eingezäunt. Die Wölfe dort streifen auch in der Umgebung umher.

 

 

Die Rhön gilt als Gebiet der offenen Weiten.

 

 

Jungbulle auf einem Radweg.© Brigitte Sommer

 

 

 

Blick Richtung Truppenübungsplatz. © Brigitte Sommer

 

So genannte Fleischrinder hinter zwei Litzen, die zwar genug Spannung aufweisen, allerdings sollen die Tiere dadurch lediglich im Zaun gehalten werden. Die untere Litze ist so hoch, dass Hunde oder Wölfe hindurch können.

 

Fleischrinder sind, wie der Name schon sagt, zum Schlachten gezüchtet.

 

 

An den Weiden lauern nun wohl überall die „Jagdberechtigten“. Egal welcher Wolf sich hier wagt, vorbei zu laufen, wird erschossen.

 

 

Zahlreiche Quellen und Bäche durchziehen das Gebiet.© Brigitte Sommer

 

 

Schönes Gebiet für Wölfe. © Brigitte Sommer

 

 

Diese Pferde sind an einer abgelegenen Waldweide untergebracht. Im hinteren Bereich ist der Hochsitz zu erkennen. ©Brigitte Sommer

 

 

Die typischen Rhöner Schwarzkopfschafe hier hinter einem wolfsabweisenden Netz von 1,10 Metern Höhe. Vorne und an den Seiten war eine Spannung von 10.000 Volt. An der grasbewachsenen Seite kann die Spannung abfallen. © Brigitte Sommer

 

Auch bei diesem wolfsabweisenden Netz konnten wir eine Durchschlupfmöglichkeit nachweisen. ©Brigitte Sommer

 

 

Örtlichkeiten auf Friggas Wanderung nach Osten

 

Auch in diesen Gebieten hinterließ Frigga Spuren.

 

Dunkle Wolken am Horizont betreffend der Zukunft von Wölfin Frigga? Wir wären froh gewesen, wenn sie in Hessen geblieben wäre. ©Brigitte Sommer.

 

Mit Schnüffelnase Liv auf Friggas Spuren im bayerischen Teil des Spessarts.

 

Völlig ungeschützte Ziegen bei Sinntal (Hessen).

 

 

Ein positives Beispiel bei Sinntal.

 

Burg Schwarzenfels bei Sinntal.

 

Wir wissen nicht, was letztendlich bewirkte, dass Frigga die Entscheidung traf, den Spessart Richtung Rhön wieder zu verlassen. Vielleicht waren es die intensiven Rodungsmaßnahmen? Liv auf Spurensuche Anfang September. ©Brigitte Sommer

 

Im hessischen und bayerischen Teil des Spessarts wird massiv abgeholzt. © Brigitte Sommer

 

Die Waldplantagen werden auf unglaubliche Weise ausgebeutet, während gleichzeitig Klimahysterie geschürt wird. Es gibt so viele Widersprüche, über die es sich nachzudenken lohnt. ©Brigitte Sommer.

 

Wolfsspuren. Evtl. von Frigga.© Brigitte Sommer

 

 

Pressemitteilung über die Abschussgenehmigung:

https://www.regierung.unterfranken.bayern.de/presse/pressemitteilungen/archiv/2023/167/index.html

 

Link zu Rissliste:

https://www.lfu.bayern.de/natur/wildtiermanagement_grosse_beutegreifer/wolf/monitoring/index.htm

Hier der Bescheid der Regierung Oberfranken

https://www.regierung.unterfranken.bayern.de/mam/aufgaben/bereich5/sg55_1/2023_10_16_z_bescheid_geschw%C3%A4rzt_wolfsentnahme.pdf

Weitere Quellen:

https://wolfsschutz-deutschland.de/2023/10/14/einfach-auf-verdacht-bayern-will-in-wolfsfamilie-hinein-schiessen/

https://www.fva-bw.de/top-meta-navigation/fachabteilungen/wildtierinstitut/luchs-wolf/monitoring-luchs-wolf/wolfsmonitoring

 

Berichte über Frigga:

https://wolfsschutz-deutschland.de/2023/08/27/gewalteskalation-in-hessen-wutbauern-drehen-durch/

https://wolfsschutz-deutschland.de/2023/09/15/herdenschutzmassnahmen-werden-jetzt-in-ganz-hessen-bezahlt/

 

 

Wir freuen uns über finanzielle Unterstützung

Es ist leider Fakt, dass der Schutz der Wölfe in Zukunft wohl immer mehr über Gerichte und Anwälte durchgesetzt werden muss. Deshalb brauchen wir auch dringend finanzielle Unterstützung. Unser Verein wird nicht staatlich gefördert, was uns zum einen tatsächlich auch sehr unabhängig macht, zum anderen aber natürlich auch finanzielle Probleme bereitet.

Schon kleine, regelmäßige Beiträge, wie z. B. ein monatlicher Dauerauftrag von 5 Euro können uns helfen. Seit Vereinsgründung vor fünf Jahren standen wir ohne wenn und aber und politische Winkelzüge auf der Seite der Wölfe und wir widersprachen unerschrocken Politkern ebenso wie anderen Verbänden. Gerade in diesen schweren Zeiten ist ein Verein wie der unsere essentiell.

Wolfsschutz-Deutschland e.V.

Berliner Sparkasse

IBAN DE79 1005 0000 0190 7118 84

BIC BELADEBEXXX

Auch Paypal ist möglich: https://wolfsschutz-deutschland.de/spenden-2/

Niedersachsen – Wolf Anton nach Zusammenstoß mit Auto qualvoll verendet – Fahrer flüchtet

Beispielfoto

Burgdorf/Uetze – Ein Wolfsrüde aus Mecklenburg-Vorpommern wurde in Niedersachsen bei Burgdorf bereits am Dienstag oder Mittwoch überfahren. Dies schreibt die Hannoversche Allgemeine nach einen Gespräch mit dem zuständigen Wolfsberater. Besonders tragisch an dem Fall. Der Rüde, der ein Sendehalsband trug und Anton genannt wurde, soll sich nach dem Aufprall noch mehrere Meter weiter geschleppt haben und danach über mehrere Stunden hin unter sehr viel Leid und Schmerzen gestorben.

Der Fahrer oder die Fahrerin des PKWs soll den Zusammenstoß nicht gemeldet haben. In Niedersachsen gibt es mehrere Päppelstationen und sogar einen Krankenwagen für Wölfe. Evtl. hätte dem Tier sogar noch geholfen werden können. Hier der Link: http://www.haz.de/Umland/Burgdorf/Uetze-Wolf-aus-dem-Burgdorfer-Holz-verendet-nach-Unfall

In dem Gebiet lebten zwei Wölfe. Die Partnerin des Rüden ist nun alleine. Da der Wolfsbestand in Deutschland noch immer nicht gesichert ist, ist es weiterhin tragisch, dass hier nächsten Frühjahr aller Wahrscheinlichkeit auch kein Nachwuchs zu erwarten ist. Auch könne die Wölfin abwandern, wird der Wolfsberater in der HAZ weiter zitiert.