Offener Brief an die Stuttgarter Zeitung – warum verbreiten Sie Horror-Märchen?

Liebe Frau Dake, Lieber Herr Dorfs. 

wir beziehen uns auf einen Artikel, der gestern in der Online-Ausgabe Ihrer Zeitung erschienen ist. Es geht um einen angeblichen Beißvorfall in Polen. Die Faktenlage ist dürftig. Es ist nur soweit bekannt, dass zwei Kinder mit Verletzungen an den Beinen in ein Krankenhaus eingeliefert worden sein sollen. Dass ein Wolf dafür verantwortlich sein soll, beruht bis dahin nur auf Hörensagen. Dennoch erdreistet sich Ihr Kollege Jens Mattern, einen reißerischen Artikel über den Vorfall zu schreiben. In Deutschland gibt es im Jahr 30.000 bis 50.000 Beißvorfälle mit Hunden, wobei das Schätzungen sind, denn hierüber wird keine genaue Statistik geführt. Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass es ein Wolf gewesen ist, ist dies keine Rechtfertigung dafür, praktisch alle Wölfe in Polen zu Problemwölfen zu erklären.

Schon die Headline stellt eine Tatsachenbehauptung dar: „Ein Horrormärchen wird wahr“. Die Subheadline lautet, „In Polen hat ein Wolf Kinder verletzt“. Zu diesem Zeitpunkt ist die Informationslage derart dürftig gewesen, dass diese Behauptungen jeglichen seriösen Journalismus ad absurdum führen. Das kannte man bislang nur von Boulevardzeitungen, aber der Druck, Leser zu gewinnen, scheint nun auch bei Zeitungen wie Ihrer Praxis zu sein. Und im gleichen Stil geht es in Ihrem Artikel weiter: „Kein Märchen der Gebrüder Grimm,“ heißt es. Jeder Volontär im ersten Jahr lernt, dass es Brüder Grimm heißen muss, aber das nur am Rande. Was ist nur los in Ihrer Redaktion?

Ist das der seriöse Journalismus von heute? Ist es mittlerweile so, dass es die Funktion des Kommentars gar nicht mehr gibt, sondern in einem Bericht einfach nur noch geschrieben werden darf, was einem so einfällt und welche Meinung man hat? Wo bleibt die sachliche Recherche? Sie wäre möglich gewesen, aber wahrscheinlich nicht gewollt.

…soll man die Wölfe nicht endlich schießen?“, fragt Kollege Mattern weiter. Dieser Artikel ist nicht als Meinungsartikel gekennzeichnet. Eine sorgfältig recherchierte Geschichte sollte so geschrieben sein, dass sich der Leser selber einen Meinung bilden kann.

Dieses Machwerk ist dagegen schwer tendenziös und enthält dazu noch Falschinformationen. Die Webseite der polnischen Wolfsforscherin Sabina Nowak meldete heute, dass die abgenutzten Krallen des erschossenen Tieres darauf hinweisen, dass  es in Gefangenschaft gehalten worden ist. Zudem seien mehrere Zähne beschädigt, was dem Tier Schmerzen bereitet haben muss. Eine mögliche Erklärung für das außergewöhnliche Verhalten dieses Tieres. Auch ist nicht geklärt, ob es sich um einen gezüchteten Wolfsmischling gehandelt hat, der ausgesetzt wurde. Dies alles ist erst nach der genetischen Untersuchung geklärt. Diese ist erst Mitte nächster Woche zu erwarten.

Wir hoffen, dass Sie ihren Artikel richtigstellen. 

Viele Grüße nach Stuttgart
Verein Wolfsschutz Deutschland
Brigitte Sommer
1. Vorsitzende
Volker Vogel
Schriftführer

Hier geht es zu dem Artikel:

 

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.polens-problemwoelfe-ein-horrormaerchen-wird-wahr.aee52fd2-e5a7-44b8-a58d-7c59786d29d6.html

12 Gedanken zu „Offener Brief an die Stuttgarter Zeitung – warum verbreiten Sie Horror-Märchen?

  1. Sensationsmeldungen sind das tägliche Brot der Presse.Leider! Nur wie Viele von uns kaufen doch gerade wegen solcher Meldungen die Zeitungen? Im Zeitalter der Fake News kommt es doch überhaupt nicht mehr auf Seriosität an.Je oskurer die Meldungen,um so besser kommen sie an.In diesem Fall muß wohl ein Wolf darunter leiden.Das geschilderte Verhalten ist so weitab von dem natürlichen Verhalten eines Wolfes,das man es schwer glauben kann; auch wenn man unterstellt das das Tier krank ist.

  2. Sollten besagten Schreiber fest angestellt sein – sofort wegen Unfähigkeit und Verletzung des Pressegesetzes entlassen. Handelt es sich um freie Mitarbeiter, noch schlimmer – für de verantwortlichen Redakteure. Wer so die einfachsten Grundregeln im Journalismus überspringt und negiert, hat in diesem Job wahrlich nichts verloren.

    1. Ich war immer ein Verfechter vom Spiegel! Aber da brachte eine Journalistin Jahrgang 1979 einen Bericht, sie wäre mit Markus Söder Jahrgang 1967, in der gleichen Schule zur selben Zeit wie ich gewesen ich bin 1971 geboren. Die Familie Söder wohnte 2 Straßen weiter wie wir. Ich war ein paar Klassen unter ihm. Die türkische Journalistin, behauptete dann noch, sie sollte Nachmittags in den Unterricht für türkische Kinder. Das ist auch gelogen, denn es gab nur für griechische Kinder, separat Nachmittagsunterricht. Ich bin CSU Gegner!! Ich stehe links, aber so lügen muss man nicht. Da war ich sehr erstaunt über den Spiegel Online. Was soll man dann von anderen Zeitungen noch halten? Wenn es um den Wolf geht?! Die Zeitungen sind anscheinend von den Hobbyjägern gekauft. Denn anders lässt sich diese Hetze nicht mehr erklären.

  3. Eine Frechheit, gestern wurde eine Joggerin von einem Kampfhund gebissen. Diese Hunde dürfte es in Deutschland gar nicht mehr geben! Denn das Züchten ist verboten und die Einfuhr auch! Da es in Deutschland wilde Hunde schon gibt, gibt es die in Polen erst recht! Denn der Tierschutz ist in Polen nicht so wie bei uns. Auch weiß ich definitiv in Italien haben die Menschen angst, vor den wilden Hunden, in den Wäldern. Wölfe sind auch in Italien sehr scheu!! Man sollte vieleicht ein Europa weites Register von Hunden einführen. Denn die Hunde werden raus geworfen und es gibt fast überall in Europa Tötungsststionen, für freilaufende Hunde und Katzen. Ausserdem waren da Hänsel und Gretel etwas zu weit im Wald?! Kinder sollten ohne Aufsicht eh nicht alleine in den Wald hinein. War schon immer so und wird so bleiben. Da drohen ganz andere Gefahren.

  4. Unseriöse Zeitungsreporter, die nur Schwachsinn schreiben, sollte man immer auf die Finger klopfen! Irgendwann sollte dann einmal die geistige Eingebung kommen!

  5. Warum die Frage? Jawohl, das ist der ’seriöse ‚ Journalismus von heute.
    Dumm, dreist und darauf Bedacht, ohne anzuecken, in diesem abstoßenden Mediencircus mitzumachen.

  6. Jäger wollen ballern, ansonsten würden sie als Naturschützer die Rückkehr des Wolfes willkommen heissen. Auf die Idee, dass der Mensch in den Lebensraum des Beutegreifers eindringt, kommen die Wochenend-Schützen gar nicht. Und die Neutralität der Presse ist ein Märchen.

  7. Die Presse verkommt immer mehr. Saubere Recherche und Trennung von Meinung und Nachricht sind inzwischen eine Seltenheit. Das ist Juornalismus auf unterstem Niveau Herr Redakteur, oder sollte ich eher sagen Herr Unfähiger Schmierfink?

  8. Es ist genau wie in Rumänien, wo angeblich ein Hund ein Kind tot gebissen haben soll als Vorwand dafür, die vielen „gefährlichen“ Hunde zu eliminieren. Es kam jedoch im Nachhinein heraus, dass dieses Kind missbraucht und erdrosselt wurde. Auch eine Frau würde umgebracht. Am Morgen fand man sie nackt, tot und an ihr befestigt war ein „Kampf“-Hund. Ja – der böse Hund hatte auch diese Frau missbraucht ausgezogen und tot gebissen – jedoch so gekonnt, dass keine Bisswunden sichtbar waren – hat sich dann an sie gekettet und gewartet, dass man ihn mit seinem Opfer entdeckt. Der Mensch ist und bleibt pervers, arrogant, ignorant und skrupellos und die Medien spielen voll mit und sind nur auf prollige Boulevard-Meldungen aus

  9. Richtig so, Frau Sommer und Wolfsschutz ! Gleich reagieren und mit den eigenen Waffen schlagen !
    Gibt es überhaupt noch unabhängige Zeitungen ???????

  10. Es ist schlimm wie die Presse sich in den Schoss der Politiker und Hetzer begibt, die den Wolf unbedingt zum Politikum machen wollen, bzw gemacht haben! Denn es ist ja schon ‚Lieblingsthema‘.. Dass ein Tier von solch extremer Scheuheit sich Menschen nähert, egal ob es Kinder sind, ist völlig unglaubwürdig! Im Gegensatz zu Hunden, die den Menschen nicht scheuen.. Wenn ich mit meiner hellen Huskymix Hündin, die ein wenig einem Wolf gleicht, kleineren Kindern begegne, höre ich aus ihren Mündern.. schau mal Mama.. ein weisser Fuchs!! Soviel zur kindlichen und überhaupt menschlichen Wahrnehmung!

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