Sachsen: Wolfsland stirbt…
…wenn nicht endlich die Auswirkungen der Narrenfreiheit von Hobbyjägern gesamtgesellschaftlich bemerkt und endlich illegale Täter ermittelt werden. Auch in diesem Jahr sind erneut komplette Wolfsrudel verschwunden. Offiziell sind es sechs Rudel, wir glauben aber, dass es noch mehr sind. Lesen sie hier unsere Einschätzung.
Die Behörden erklären das Verschwinden der Rudel Linz, Milkel, Tautewalde, Massenei, Colditzer Forst und Trebus auch in diesem Jahr wieder mit einer hohen Dynamik unter den Wölfen. Wir widersprechen und klagen Wildtierkriminelle für das Verschwinden ganzer Rudel an. Bereits vor zwei Jahren berichteten wir über die Problematik der verschwundenen Wolfsrudel: https://wolfsschutz-deutschland.de/2022/11/10/zuwachs-in-sachsen-stagniert-wolfsland-darf-nicht-sterben/
In einer Pressemitteilung des Landesumweltamtes Sachsen heißt es, dass der Schwerpunkt des Wolfsvorkommens nach wie vor in Ostsachsen liegen würde. Dort würde auch die höchste Dynamik in Bezug auf die Etablierung, Verschiebung und das Verschwinden von Wolfsterritorien beobachtet. So haben sich im südlichen Landkreis Görlitz die Wolfsrudel Kottmarwald und Nonnenwald neu etabliert. Im Norden des Landkreises ist das Territorium Reichwalde neu dazugekommen.
Durch das Verschwinden von Rudeln sei es zu Verschiebungen anderer bestehender Territorien gekommen. Dazu gehörten zum Beispiel die beiden Territorien Daubitz II und Noeser Heide, die im Monitoringjahr 2023/2024 zu einem Territorium verschmolzen seien. Die miteinander verwandten Fähen dieser Territorien hatten sich beide mit demselben Rüden gepaart, der sich um die Welpen beider Fähen kümmerte. Und mit genau diesem Punkt widersprechen sich auch die behördlichen Experten in Punkto Rivalität zwischen den Wolfsrudeln. Wir vermuten, dass ganze Rudel illegal beseitigt werden. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern, wie zum Beispiel Niedersachsen, werden hier die toten Wölfen nicht präsentiert, sondern hier in Sachsen wird praktisch schon immer „Schießen, Schaufeln, Schweigen“ praktiziert. Nur ganz wenige Kadaver werden gefunden bzw. ausgelegt zum Finden.
Nach unseren Erkenntnissen gibt es in Ostsachsen an der Grenze zu Polen gar keine Wölfe mehr. Auch die Reviere von „verschwundenen“ Rudeln wie Neusorge oder Niesky konnten nach unseren Erkenntnissen nicht mehr dauerhaft neu besetzt werden. Wir können das bestätigte Neiße-Rudel nicht bestätigen und auch Spremberg können wir nicht bestätigen. Hobbyjäger sind dort inzwischen auch aus anderen Bundesländern unterwegs und sie nutzen Nachtsichtgeräte und Schalldämpfer, sodass deren Treiben sogar kaum noch von Anwohnern bemerkt wird. Allerdings haben wir von Insidern die Information erhalten, dass auch der Rothirschbestand immer mehr zusammengeschossen werden würde.
Ein Altwolf des Neiße-Rudels, GW1522m, wurde am 14. Februar 2024 im Territorium des Rudels Königshainer Berge tot entdeckt. Er ist der einzige der illegal getöteten Wölfe, der auch gefunden wurde.
Der Status des Territoriums Ralbitz im Landkreis Bautzen sei derzeit noch unklar. Das Territorium Ralbitz hieß früher Rosenthal. Auch dieses Rudel wurde massiv illegal verfolgt, da Abschussverfügungen von Gerichten gekippt worden waren.
Im Landkreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge sei das Territorium Massenei verschwunden, so das Landesumweltamt. Es sei durch das Rudel Polenztal neu besetzt worden. Im Süden des Landkreises hätte sich zudem das Rudel Harte als grenzüberschreitendes Territorium zur Tschechischen Republik hin neu etabliert. Im Westen Sachsens sei das Rudel Colditzer Forst verschwunden.
Insgesamt vier Rudel weniger als im Vorjahr
Offiziell gibt es in Sachsen derzeit 34 Wolfsrudel, fünf Wolfspaare und zwei territoriale Einzeltiere. Im vergangenen Jahr waren es 38 Rudel, fünf Paare sowie zwei Einzeltiere gewesen. Die Zahlen für das kürzlich abgeschlossene Monitoringjahr seien aber als vorläufig zu betrachten, heißt es vom Landesamt für Umwelt. Bis zum Frühherbst könne es immer noch Ergänzungen geben, da manche Territorien erst rückwirkend bestätigt werden.
LKA bestätigt ein Problem mit illegalen Wolfstötungen
Die Zahl der illegalen Tötungen hätte zugenommen, bestätigte auch das Landeskriminalamt (LKA). So sei die Zahl der in Sachsen tot aufgefundenen Wölfe seit dem Jahr 2000 auf über 200 Tiere gestiegen. Im noch laufenden Monitoringjahr 2023/2024, das am 30. April 2024 endet, wurden bereits 31 tote Wölfe erfasst. In den Landkreisen Bautzen und Görlitz waren Wölfe durch illegalen Beschuss getötet bzw. vergiftet worden. Daher appelliert das LKA an die Bewohner der Regionen, verdächtige Köder umgehend zu melden. Aufgrund der ausgelegten Köderstruktur und einer aufgefundenen Schlagfalle sollten Hundehalter ihre Tiere in den betroffenen Gebieten unbedingt anleinen. Da es sich bei den entdeckten Tieren jeweils um Zufallsfunde handelt, ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer der illegalen Tötungen weitaus höher ist. Das LKA weist erneut darauf hin, dass die illegale Nachstellung von streng geschützten Arten wie dem Wolf mit Freiheitsstrafen von drei Monaten bis zu fünf Jahren sowie Geldstrafen geahndet werden kann. Wir berichteten hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2024/05/29/sachsen-fahndung-nach-wolfsmoerdern-endlich-im-tv/
Wir brauchen viel mehr aktive Hilfe in Sachsen
Die Kriminellen scheinen uns immer einen Schritt voraus zu sein, denn im Gegensatz zu normalen Bürgern können sie über Zeit und Ausrüstung verfügen und sich ziemlich sicher über die Verschwiegenheit von Kumpanen sein. Um diesen Tätern endlich einen Strich durch die Rechnung zu machen, braucht es aufmerksame Tier- und Naturfreunde, die sich nicht scheuen, zu dokumentieren, was im Wald passiert. Denn wenn nämlich das Motto „Was im Wald passiert, bleibt im Wald“ immer weiter umgesetzt werden kann, dann wird Wolfsland sterben.
Dies können aber auch Hotels und Gaststätten nicht wollen, denn Fotografen und Wanderurlauber bleiben bereits der Region zwischen Ostsachsen und Polen fern.
Erinnerung an das Neusorge-Rudel. Wir glauben, dass es kein Zufall ist, dass dieses Rudel als eines der ersten Rudel beseitigt worden ist. Das Rudel lebte praktisch neben unserem Hauptsitz. Man wollte uns wohl zu verstehen geben, dass man machen könne, was man wolle. Wir sind uns sicher, dass die Quittung hierzu noch kommt, wenn auch amtliche Mühlen langsam mahlen.
Quellen:
https://www.dbb-wolf.de/mehr/pressemitteilungen/details/sachsen
https://www.dbb-wolf.de/totfunde/auflistung-nach-jahren
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