Fixe Fakten: Die schlimmsten Fakegeschichten über Wölfe

Heute nehmen wir uns in den „Fixe Fakten“ einmal die schlimmsten  Lügengeschichten vor, die aktuell über Wölfe kursieren.

Lügengeschichte um Hundebisse

Angeblich soll ein Mann, der sich in Mecklenburg-Vorpommern am Straßenrand erleichtern wollte, von einem Wolf gebissen worden sein. Dazu der Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt, Till Backhaus: „Es hat keinen Wolfsangriff auf einen Menschen in unserem Land gegeben. Wer das behauptet, verbreitet Fakenews. Was auch immer ihn dazu motiviert. Über Social-Media-Kanäle verbreitet wird auch die Lüge, ich hätte das vermeintliche Opfer angesprochen und zur Verschwiegenheit verpflichtet. Dies ist eine Verleumdung, die ich nicht hinnehmen werde. Wir werden den Urheber ausfindig machen und dafür sorgen, dass er seine Horrormärchen nicht weiterverbreitet“, so Backhaus abschließend.

Weitere Untersuchungsergebnisse des Senckenberg-Institutes lagen kurze Zeit später vor. Dazu erklärt Minister Backhaus:

„Die untersuchten Kotproben waren an dem Ort der Attacke eines Hundes. Das heutige Untersuchungsergebnis bestätigt unsere Aussage: Auf Basis aller vorliegenden Daten ergibt sich kein Hinweis auf die Beteiligung eines Wolfes, oder Wolf-Hund-Hybriden. In unserem postfaktischen Zeitalter vermag diese wissenschaftlich fundierte Aussage die Gerüchteküche vielleicht nicht zu schließen. Für mich ist die Sache damit jedoch erledigt. Nicht erledigt sind jedoch verleumderische Aussagen, die im Zusammenhang mit dem Vorfall über meine Person getätigt wurden. Diese werden wir zur Anzeige bringen“, so Minister Backhaus. Quelle: https://www.mueritzportal.de/news/wolfsbiss-sind-fakenews.html?fbclid=IwAR2ANwO6gtNmU_ImY_LLjE44tECFF0QT_FAYz9Sdx3JGGkScFZM4cny-2-A

Fakt ist es, dass es seit der Rückkehr der Wölfe vor über 20 Jahren nach Deutschland keinen einzigen Angriff eines frei lebenden Wolfes auf Menschen in Deutschland gegeben hat.  Hier auch noch mal unser Faktencheck über Gefahren für Kinder: – https://wolfsschutz-deutschland.de/2023/02/13/rotkaeppchensyndrom-versus-fakten-woelfe-nicht-unter-den-gefahren-fuer-kinder/

 

Tricksereien mit Onlineumfragen:

In einer Umfrage will t-online heraus gefunden haben, dass eine Mehrheit der Deutschen einen Abschuss von Wölfen will. Im Kleingedruckten findet sich allerdings dies dazu. Zitat: „Civey dagegen lässt online alle Menschen abstimmen, die wollen. Aus den vielen Tausend Antworten zieht ein Computer erst hinterher eine Stichprobe von rund 5.000 Befragten, die dann nach Alter, Geschlecht, Bevölkerungsdichte und Parteipräferenz der Gesamtbevölkerung entsprechen….An dieser Methode gibt es Kritik. Statistiker halten es aber für möglich, auf diese Art zu zutreffenden Aussagen über Meinungen in der Gesamtbevölkerung zu kommen. Wie genau im Detail gewichtet wird, hält Civey auch gegenüber Auftraggebern wie t-online ebenso geheim, wie es andere Umfrageinstitute tun. – https://www.t-online.de/region/hannover/id_100165614/soll-der-wolf-gejagt-werden-das-sagen-die-deutschen-umfrage.html?fbclid=IwAR0IGcizL53VBMajwXrHMQebk4OojrucsjFXEuGsS5fsg7RVT5-8LFs06F8

 

Überschrift kann zu falschen Schlüssen führen:

Die neueste Taktik: Pferde brechen aus welchen Gründen auch immer aus wahrscheinlich ungenügenden Zäunen aus, Halter behaupten einfach, es wäre wegen Wölfen passiert und die Massenmedien verbreiten Artikel auf Grund von Vermutungen dieser Halter. Was dann noch hinzukommt: die meisten Menschen  lesen nur die Überschrift. Katastrophal – https://www.kreiszeitung.de/lokales/niedersachsen/wolf-niedersachsen-ostfriesland-landkreis-wittmund-friedeburg-pferde-panik-weidezaun-halter-92238613.html?fbclid=IwAR371NpicADOMZxJxFpyRMwf3CfSDmWKKHtfTSoruGEFaS2eNI0ySj7aukE

 

Lügengeschichte einer Schäferin geht Dank eines Haters in den sozialen Netzwerken viral:

Hundehändler Lars E. B. verbreiterte folgende Geschichte einer Schäferin, unter dreißig wäre und zu noch schwanger.
Zitat: „Ich hatte meine kleine Schafherde noch im Stall. Es ist ein alter Stall mit einem bis fast zum Boden reichenden Reetdach.
Bevor ich die Schafe aus dem Stall lassen wollte, ging ich noch eine kleine Runde mit meinen Hütehunden. Dies sind zwei Collies und ein Schäferhund. Zwei der Hunde führte ich an einem Schäfer Bandelier, den dritten, die Hündin, an einer handelsüblichen Leine, die längenverstellbar ist.
Ich bemerkte nach wenigen Metern, das meine Hunde sehr unruhig wurden und entdeckte in einiger Entfernung vom Weg einen Wolf, der neben einem Baum lag.
Ich verhielt mich ruhig, machte zwei Fotos mit meinem Smartphone, hielt meine Hunde kurz am Körper und trat – so wie es ja überall empfohlen wird – den Rückzug an.
Während ich in Richtung des Stalles ging, bemerkte ich, das sich meine Hunde immer angespannter und komisch verhielten. Die an der Leine laufende Hündin geriet in absolute Panik. Ich drehte mich daher um und der Wolf stand direkt hinter mir. Hätte ich meinen Arm ausgestreckt – ich hätte ihn berühren können.
In diesem Moment riss meine Hündin sich aus ihrem Halsband, gleichzeitig schoss der Wolf los – ob er an mich wollte, kann ich nicht beurteilen, jedenfalls schnappte einer meiner Rüden nach ihm, doch darauf reagierte der Wolf nicht und verfolgte stattdessen meine Hündin.
Diese schaffte es jedoch, sich in einem Kellerfensterschacht des Stalles zu verkriechen, wo der Wolf nicht an sie herankam. Er zog dann weiter. Meine Hündin trug eine leichte Verletzung davon, ich weiß nicht, ob sie gebissen oder gekratzt wurde oder ob sie sich auf ihrer Flucht verletzt hat.“
Die Landwirtschafskammer hätte aber folgendes mitgeteilt:
– die Fotos seien in einem Wolfsgehege entstanden, dies sei durch eine Tierärztin festgestellt worden
– in dem Wald stünden keine Eichen
– die Geschichte sei frei erfunden
– ob sie das nicht alles zurück nehmen wolle.
Doch die  Schäferin beharrte angeblich weiter auf ihrer Lügengeschichte.
Der Welpenhändler gibt sich zerknirscht.

Das Ende vom Lied: Natürlich flog die Lüge auf, aber sie wurde vorher über 800 Mal geteilt. Was bleibt also eher hängen? Die Lüge oder die Richtigstellung? Hier der Link zur Gruppe mit dem Original-Posting: https://www.facebook.com/groups/347215789877202

 

Wolfswelpen angeblich in Transportkiste ausgesetzt:

Screenshot eines Beitrages auf FB.

Die Threaddarstellerin behauptet in einem sozialen Netzwerk, dass es sich mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ um Wölfe handeln würde. Sie bittet außerdem darum, diese Geschichte weitläufig zu teilen. Wie Sie auf diese Aussage kommt, wissen wir nicht. Fakt ist allerdings, dass erst nach einem DNA-Test eine wirkliche Aussage möglich ist. Schon alleine aufgrund ihrer Größe ist es unwahrscheinlich, dass dies Wölfe sind, denn Wölfe paaren sich nur ein Mal im Jahr, nämlich im Spätwinter  und die Welpen kommen jetzt Ende April, Anfang Mai – https://wolfsschutz-deutschland.de/2022/05/11/die-wolfswelpen-sind-endlich-da/

auf die Welt, sind also noch viel kleiner, als diese hier abgebildeten Tiere. Die einjährigen Jungwölfe dagegen sind schon viel größer als die Tiere in dem Transportkasten. Irgend etwas kann also an der Geschichte so nicht stimmen. Es könnte sich eher um Wolfshunde handeln.

Kein DNA-Abstrich

Vor der Threaddarstellung seien beiden Fotos  schon vor Tagen auf Seiten von Hatern viral gegangen. Angeblich sollen die Bilder belegen,  dass  Leute Wölfe durch die Gegend karren und  sie dann freilassen. Wir haben uns mit dem Tierheim Kelkheim heute in Verbindung gesetzt. Am Telefon sagte eine Mitarbeiterin, dass kein DNA-Abstrich gemacht worden sei, man  versuche, es „anderweitig zu klären“. Anscheinend besteht dort wenig Interesse, die Öffentlichkeit aufzuklären, denn die Mitarbeiterin wollte keine weiteren Fragen mehr beantworten und beendete das Telefonat. Inzwischen geht der Thread weiter viral.

Update 04.05.2023 –

Das Tierheim Kelkheim hat endlich reagiert und anscheindend stellte auch die ursprüngliche Threaderstellerin ihre Behauptung, dass es sich höchstwahrscheinlich um Wölfe handeln würde, richtig, bzw löschte den Thread.
In einem Telefonat aufgrund unserer Mail von heute, wurde mir bestätigt, dass ein DNA-Abgleicht gemacht werden würde. Wir sind nun auf das Ergebnis gespannt.

Zwei Videos mit humpelnden sowie sich in ein Gebüsch verkriechenden Wolf gehen viral:

Wir möchten diese Videos hier nicht teilen, weil sie wirklich grausam anzuschauen sind. Wolfhasser verbreiten die Videos auf ihren Seiten und heucheln Mitgefühlt mit dem abgebildeten Wölfen. Ob es der gleiche Wolf auf beiden Videos ist, wissen wir nicht. Angeblich musste das Tier eingeschläfert werden, aber niemand hätte sich dafür zuständig erklärt. Anfangs wurde behauptet, dass der Vorfall in NRW geschehen sei, aber auf unsere Anfrage beim LANUV wurde schnell mitgeteilt, dass in NRW kein Fall bekannt sei. Dann wurde als Ort Niedersachsen und schließlich die Lüneburger Heide angegeben. Vom Wolfsbüro in Niedersachsen haben wir bis heute trotz zweimaliger Nachfrage bis heute Morgen noch keine Antwort erhalten. Man wolle nicht jeden Thread von Wolfshassern kommentieren, hieß es in einem Telefonat. Allerdings gehen die Videos inzwischen auch unter Wolfsfreunden viral und da wäre unserer Ansicht nach eine Richtigstellung, oder auch eine Bestätigung angebracht.

Soeben erhielten wir eine Bestätigung dieser Geschichte für den LK Lüneburg.  Zitat:

„Am Sonntag, den 23.04.2023, wurde ein Wolf im Landkreis Lüneburg aufgrund schwerwiegender Verletzungen letal  entnommen.
Zwei Veterinäre konnten im Vorfeld zur Einschätzung des Tieres kontaktiert werden. Die zuständige Untere Naturschutzbehörde und der Wolfberatende wurden zeitnah informiert.“
Diese Geschichte hat sich also in Niedersachsen abgespielt und nirgendwo sonst. Dennoch kursieren diese Videos immer noch mit den unterschiedlichsten Angaben im Netz.

Fazit:

Wolfsfreundinnen und Wolfsfreunde können gar nicht skeptisch genug sein. Auch bei Artikeln sollte nicht nur die Überschrift gelesen werden, sondern der komplette Artikel. Oft ist die Wahrheit erst im Fließtext versteckt.

 

Das Erstellen unserer Reportagen, die Richtigstellungen, die Bewertungen werden mit großem zeitlichen Aufwand und persönlichem Einsatz erstellt. Unser Verein wird nicht staatlich unterstützt, deshalb sind wir auf Spenden angewiesen. Ein monatlicher Beitrag  von fünf Euro in einem Abo hilft uns sehr, unsere Reportagen auch weiterhin werbefrei anbieten zu können und auch unsere aktive Arbeit in den Wolfsgebieten kann weiterhin stattfinden.

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Fixe Fakten – Kurzmeldungen aus Deutschland, Österreich, Schweden, Italien und der Schweiz

Das Neueste zum Thema Wolf wieder kurz zusammengefasst.

Foto © Brigitte Sommer

Wir beginnen mit guten Nachrichten:

In Italien wird ein Wolf nach einem Unfall wieder aufgepäppelt. Das Tier hatte ähnliche Verletzungen wie Wolf Bubla in Tschechien. Wir berichteten hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2022/10/20/happy-end-fuer-wolf-bubla-in-tschechien-tod-fuer-wolf-meckie-in-deutschland/

Wolfsschutz-Deutschland e. V. spendete auch dieser Organisation in Italien eine Summe, denn die Kosten für die ärztliche Behandlung sind hoch.

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Das Jahr 2023 ist noch jung und wir haben noch Exemplare unseres exklusiv erstellten Kalenders:

 

Wir freuen uns über Unterstützung. So können sie noch bestellt werden. Sie werden sofort versendet: https://wolfsschutz-deutschland.de/2022/11/08/unser-exklusiver-wolfskalender-2023-kann-bestellt-werden/

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In Österreich haben Menschen aus der Region Hochschwab  zum Jahreswechsel ein Mahnfeuer der anderen Art errichtet. PRO WOLF stand da mit fast 200 Fackeln auf einen Berggipfel in den dünnen Schneebelag geschrieben.  https://vgt.at/presse/news/2023/news20230102ff.php?fbclid=IwAR3q_nIF9ClzGcl5NeeDqMIlzEB42b-6spc3FtdoebbW64lMmM_4ThhTCTQ

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In der Schweiz hat das Amt für Jagd und Fischerei Graubünden eine Fotoaufnahme einer Wildkamera veröffentlicht, die die 13 jahre alte ehemalige Leitwölfin des Calanda-Rudels zeigt. Die Gruppe Wolf Schweiz schrieb dazu folgendes: „Sie hat vor zehn Jahren das erste Wolfsrudel der Schweiz seit 150 gegründet und bis 2018 mindestens 46 Welpen geboren. Mehrere ihrer Töchter sind mittlerweile selber Leitwölfinnen ihrer Rudel in anderen Regionen der Schweiz. F07 hat die Ausbreitung des Wolfes in der Schweiz somit massgeblich geprägt. Seit 2019 hat die Wölfin wohl nicht mehr reproduziert, lebt aber weiterhin in ihrem angestammten Gebiet und vergesellschaftet sich – wie auf diesem aktuellen Bild zu sehen – auch mit anderen Wölfen.“

13 Jahre alte ehemalige Leitwölfin des Calanda-Rudels. © Amt für Jagd und Fischerei Graubünden.

Wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. sind uns sicher, dass diese ungewöhnlich alte Wölfin von ihren Nachkommen mitversorgt wird.

Auch erfreulich ist es, dass die kleinen Vereine in der Schweiz endlich gegen das Jagdgesetz aufbegehren. https://www.suedostschweiz.ch/politik/widerstand-gegen-teilrevision-buendner-verein-ergreift-referendum-gegen-das-eidgenoessische?fbclid=IwAR2AtfaIZdWCX2PCz0x5BUtD-ZZ9b9vITypSOQoBhjGdlpqLIUq1caEYJjc

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Deutschland – NRW:

Wandernde Wölfe unterwegs in NRW: Wolfsnachweise bei Münster, im Oberbergischen Kreis sowie in den Kreisen Steinfurt und Minden-Lübbecke.
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) bestätigt Wolfsnachweise bei Münster, im Oberbergischen Kreis, sowie in den Kreisen Steinfurt und Minden-Lübbecke.
Am 30. November 2022 wurde gegen 22 Uhr ein einzelner Wolf bei Münster gefilmt, der über eine Ackerfläche lief und vor einem Auto eine Nebenstraße kreuzte. Die Beobachtung erfolgte im Umfeld des Autobahnkreuzes Münster-Süd. Autobahnen stellen für Wildtiere schwer überwindbare Barrieren dar. Wölfe treffen auf ihren Fernwanderungen auf solche Barrieren und müssen sich dann auf der Suche nach einer Querungsmöglichkeit orientieren. Am 02. Dezember 2022 um 9:23 Uhr erfasste eine Wildkamera einen Wolf in einem Waldgebiet bei Radevormwald (Oberbergischer Kreis). Am 09. Dezember 2022 fotografierte ein Autofahrer einen einzelnen Wolf in einem Waldgebiet bei Emsdetten (Kreis Steinfurt). Am 10. Dezember 2022 filmte eine Spaziergängerin gegen 9:30 Uhr einen Wolf, der über Ackerflächen in Rahden (Kreis Minden-Lübbecke) lief.

https://wolf.nrw/wolf/de/aktuelles/2023-01-04?fbclid=IwAR3KOd59oQZL8XTlGMvxEqvqehe66S_8aEwwbwKF7uPvz3I-ATvshj0jqJc

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Deutschland – Hessen:

Hessen wird wieder Wolfsland. Dies freut uns von Wolfsschutz-Deutschland e. V. ganz besonders.

Drei Rudel in Hessen

Mitte Dezember waren in Hessen drei Rudel bekannt: in Rüdesheim (Rheingau), im Stölzinger Gebirge in Nordhessen sowie in der Rhön im bayerisch-hessischen Grenzgebiet am Truppenübungsplatz Wildflecken (Bayern), der nicht weit von Gersfeld (Fulda) entfernt liegt. In Nordhessen waren im Sommer junge Wolfswelpen in eine Kamerafalle getappt. Darüber hinaus ist laut der Expertin Annika Ploenes im Bereich Butzbach (Wetterau) ein Einzelwolf sesshaft, der aus dem Rudel Leuscheid im nördlichen Rheinland-Pfalz stammt. „Im Vergleich zu östlichen Bundesländern leben in Hessen noch wenige sesshafte Wölfe“, sagte Ploenes. Bedroht würden die Tiere durch Krankheiten oder Verkehrsunfälle. – https://www.hessenschau.de/panorama/nachwuchs-bei-woelfen-in-hessen-in-2023-erwartet-v2,kurz-woelfe-114.html

Wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. sehen allerdings auch in Hessen die Gefahr von illegaler Beseitigung. So ist wohl die Vogelsberger Wölfin Ulli von Ullrichtstein ebenso wie der Einzelwolf im hessischen Odenwald nicht mehr nachweisbar. So wurde z. B. ein wanderndes Jungtier Anfang des vergangenen Jahres verfolgt und bedroht. Wir berichteten hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2022/02/12/hessen-junger-wanderwolf-wurde-bei-homberg-ohm-bedroht/

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Deutschland – Sachsen-Anhalt:

Erneut wurde nachgewiesen, dass Herdenschutz wirkt, doch solange der Abschuss von Wölfen als Problemlösung angeboten wird, wird sich an der Praxis der Bauern, ihre Tiere bewusst nicht zu schützen, um eben Wolfsabschüsse zu erlangen, auch nichts ändern.

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Schweden killt weiter seine Wölfe. Gegen Schweden gab es bereits mehrere Verfahren wegen dieser Wolfslizenzjagden. Aber man macht einfach weiter.Nun haben die Schweden auch noch sechs Monate Ratspräsidentschaft in der EU.

https://www.mz.de/panorama/schweden-grosse-wolfsjagd-soll-ausbreitung-der-tiere-bremsen-3516208?utm_term=Autofeed&utm_campaign=echobox&utm_medium=Social&utm_source=Facebook&fbclid=IwAR0IaP-o0V9gAklyjvK-159XDUgsm-qYZZ37oRjftT7eFmoh6k_RAnJAO1M#Echobox=1672717556

Aber es gibt auch hier Widerstand: https://www.facebook.com/HuntSaboteursSweden/

Einheimische machen die Hobbyjäger und andere Jagdbegeisterte für das Blutbad verantwortlich. Man wolle nur selber weiter ungebremst Elche abschießen und hätte Angst davor, dass die Wölfe das alljärliche Abballern der Elche stören könnte, weil auch sie Elche reißen.

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Kaum startete das neue Jahr, wurden auch schon zwei Wölfe in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg überfahren.

https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Banzkow-Wolf-auf-A14-ueberfahren,kurzmeldungmv9046.html

https://www.bz-berlin.de/brandenburg/wolf-bei-cottbus-ueberfahren

 

 

 

 

 

 

 

NRW: Neue Nachbarn bei Gloria von Wesel und eine Klatsche für Wolfshasser

Es gibt gleich zwei gute Nachrichten aus dem Landkreis Wesel aus NRW. Zum Einen könnte sich ein neues Wolfspaar direkt in der Nachbarschaft angesiedelt haben und zum Anderen gibt es eine sehr deutliche Ansage an diejenigen, die meinen, für Wölfe in NRW gäbe es keinen Platz.

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) bestätigt heute in einer Pressemitteilung neue Wolfsnachweise in Schermbeck (Kreis Wesel).

Beispielbild. ©Brigitte Sommer

Sie sind wahrscheinlich schon länger dort, aber mittels genetischer Analysen von Kotproben im Senckenberg Forschungsinstitut in Gelnhausen konnten zwei neue Wölfe im Wolfsgebiet Schermbeck, außerhalb des Streifgebietes des bekannten Rudels um Gloria von Wesel, identifiziert werden. Die in einem Waldgebiet im Raum Schermbeck gefundenen Losungen vom 04. und 12. Juli 2022 konnten dem bislang unbekannten Rüden mit der Kennung GW2889m zugeordnet werden. Eine am 09. Juli 2022 gefundene Losung stammt von dem ebenfalls bislang unbekannten Weibchen mit der Kennung GW2890f. In beiden Fällen ist das Herkunftsrudel nicht bekannt, genetisch zählen diese Wölfe aber unzweifelhaft zur Mitteleuropäischen Flachlandpopulation. Anhand der DNA-Ergebnisse sei belegt, dass die beiden Wölfe nicht mit Gloria und ihrer Familie verwandt sind. Ob sich die beiden neuen Wölfe in Schermbeck ansiedeln oder bereits wirklich ein Paar sind, könne noch nicht geklärt werden, so das LANUV.

Das LANUV empfiehlt den Halterinnen und Haltern von Schafen, Ziegen und Gehegewild im Wolfsgebiet Schermbeck und in der umgebenden Pufferzone, ihre Tiere mit geeigneten Zäunen wolfsabweisend zu sichern. In den Wolfsgebieten und in den Pufferzonen werden Präventionsmaßnahmen wie beispielsweise die Anschaffung wolfsabweisender Elektrozäune zu 100 Prozent gefördert. Im Wolfsgebiet Schermbeck können gemäß Förderrichtlinien Wolf vom 03. Februar 2017, zuletzt geändert am 06. Dezember 2021, nur dann Entschädigungsleistungen für nachweislich von einem Wolf getöteten Schafe, Ziegen oder Gehegewild gewährt werden, wenn ein wolfsabweisender Grundschutz vorhanden ist.

Klatsche für die Wolfshasser

NRW hat übrigens einen neuen Umweltminister und der hat gleich klar gemacht, dass Wölfe eine Daseinsberechtigung in NRW haben.

Oliver Krischer (Grüne) verweist in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der SPD, die dem WDR vorläge, so die Tagesschau, auf die strengen EU-Vorgaben. Diese sicherten dem Wolf, der hierzulande knapp 200 Jahre lang als ausgestorben galt, einen umfangreichen Schutzstatus zu. Für Krischer bedeutet das, „dass ein Bestandsmanagement mit Regulierungsabschüssen von Wölfen (…) nicht zulässig ist“. Er sieht für NRW „weder eine fachliche Rechtfertigung noch eine Aussicht auf Erfolg, den Schutzstatus des Wolfes in Deutschland zu ändern“.

Und dem WDR sagte Krischer, der Abschuss von Wölfen sei keine Lösung: „Das würde auch der Wolf nicht mit sich machen lassen. Das ist eine Art, die von alleine hier hin kommt. Und wenn wir einen Wolf abschießen, dann wird es sicherlich bald so sein, dass der nächste auftaucht. Und wo soll das enden?“ Wichtig sei, die Herden zu schützen.“

Ein gutes Zeichen für die neuen Wölfe und auch für Glorias Familie, denn auch bei den aktuellen Rissen war nicht wolfsabweisend gezäunt. Und auch für einen neuen Wolf bei Paderborn eine gute Nachricht. Bekannte Rudel gibt es bei Leuscheid im Grenzgebiet zu NRW und ein Einzelwolf in der Hohen Mark. Wolfsschutz-Deutschland e. V. freut sich auf weiteren Zuwachs.

 

Presseinformation LANUV: https://www.wolf.nrw/wolf/de/aktuelles/2022-08-29?fbclid=IwAR2w7txm19kxfShfW4CPYi1mH4eQXKT1iswJCq9NiwX9hBu2l41PpdmQ-L4

Weitere Quelle:

https://www.tagesschau.de/inland/regional/nordrheinwestfalen/wdr-story-50083.html?fbclid=IwAR2UnHEWWaPedAKB5aqS3SUl-aZAWZSik5n3ekcUxua_qf0NyvTuWckKECA

https://wolf.nrw/wolf/de/aktuelles/2022-08-23?fbclid=IwAR2gAZpQ_CePOch88c_55YT2HHpH94vKvI0UhChAcBgbZLaOpGVxlKZfheg

NRW – Wolf bei Eitorf tot gefahren – Leuscheider Rudel soll besendert werden

Am Samstag, dem 15. Januar 2022 wurde gegen zehn Uhr am Morgen ein Wolf überfahren. Der Unfall geschah im Rhein-Sieg-Kreis auf der Landesstraße 86 bei Eitorf Obereip. Der Fahrer alarmierte selbst die Polizei. Das Tier starb im Revier des Leuscheider Rudels. Ob es tatsächlich ein Wolf aus dem Familienverband ist, soll eine genetische Untersuchung in Berlin klären.

 

Der Wolfsrüde starb noch an der Unfallstelle.

Schon vier tote Wölfe durch  Verkehrsunfälle in diesem Jahr

Auch der zuständige Wolfsberater wurde herbei gerufen. Er klassifizierte das Tier als einen jungen Rüden, dessen Körper zuerst ins Veterinäramt des Rhein-Sieg-Kreises gebracht wurde. Klarheit über die Zugehörigkeit zum Rudel soll eine genetische Untersuchung im Liebnitz-Institut für Wildtierforschung bringen. Dies wäre der erste Autounfall in NRW, bei dem ein Tier aus dem Rudel zu Tode kam. Das Leuscheider Rudel wechselt regelmäßig von NRW nach RLP, wo schon mehrere Tiere nach Unfällen gestorben waren. Wir appelieren eindringlich an Autofahrende, doch mit Bedacht zu fahren, da die Paarungszeit der Wölfe kurz bevorsteht und auch die Jungwölfe jetzt vermehrt ihre Famlien verlassen und abwandern, um sich eine eigene Familie zu suchen. Jedes Jahr fordert der Straßenverkehr eine enorme Anzahl an Wolfsopfern. Laut DBB-Wolf wäre dies schon der vierte Fall bundesweit in diesem Jahr.

Auch am Unfallort soll der Schäfer Simon D. gewesen sein, der auch wieder Spekulationen über die Herkunft des Wolfs angestellt haben soll. Der Schäfer plädiert, obwohl er selber keine Risse zu verzeichnen hatte sowie hohe Summe an EU-Subventionen erhält, dass Wölfe aus dem Rudel abgeschossen werden sollen. Wir berichteten hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2021/12/23/grosse-exklusivreportage-nrw-woelfe-im-fadenkreuz-zwischen-rotkaeppchenhysterie-anfuetterung-fake-news-und-geplanter-wolfsverordnung/

Einige Kommentierende unserer FB-Seite hatten daraufhin behauptet, dass unsere Kontrollen an den falschen Orten stattgefunden hätten und das Leuscheider Rudel nie die Sieg überquer hätte. Dies ist nachweislich falsch, wie hier in der offiziellen Karte des LANUV zu sehen. Wir hatten genau dort Weidezäune kontrolliert, wo auch Wolfsnachweise waren.

Protest gegen Besenderung

Gleich dreimal hätte der Wolfsrüde mit der Bezeichnung GW1896m im Dezember 2021 in der Verbandsgemeinde Asbach ein Schaf gerissen, wie aus der Übersicht des neuen Koordinationszentrum Luchs und Wolf (Kluwo) des Landes Rheinland-Pfalz hervorgehen würde. Doch jetzt sollen  mehrere Tiere aus dem Leuscheider Rudel unter Beobachtung gestellt werden. Wie das Landesumweltministerium auf eine Anfrage der RZ mitteilte, wäre die Besenderung von GW1896m und der Fähe GW1415f in Arbeit.

Wolfsschutz-Deutschland e. V. kritisiert diese Herangehensweise stark und weisst darauf hin, dass längst nicht überall Maßnahmen zum Herdenschutz ergriffen werden. Die Besenderung ist für die Tiere riskant. Wölfe vertragen Narkosen schlecht und zudem sind die Sender durch Wildtierkriminelle hackbar bzw. einlesbar. Den meisten Wölfen wurde ihre Besenderung deswegen zum Verhängnis.

Quellen: https://www.rhein-zeitung.de/region/aus-den-lokalredaktionen/kreis-neuwied_artikel,-nach-schafsrissen-in-der-vg-asbach-woelfe-sollen-sender-bekommen-_arid,2359404.html

https://www.dbb-wolf.de/totfunde/aktuelle-ereignisse

 

 

Kein Abschuss: Wutbauern aus NRW erneut abgewatscht – Gutachten entlastet Schermbecker Wölfe

Ein Rechtsgutachten, das das Umweltministerium in Auftrag gegeben hat, bestätigt jetzt erneut: die Voraussetzungen für eine „Entnahme“, sprich Tötung der Wölfe sind nicht gegeben. Wolfsschutz-Deutschland e. V. begrüßt diese Entscheidung mit großer Erleichterung und mit noch größerer Zufriedenheit. „Wir sind sicher, dass auch unsere Faktenchecks, mit denen wir immer wieder die Lage vor Ort aufgezeigt haben und den mangelnden Willen bestimmter Schäfer und Pferdehalter *innen aufgezeigt haben, mit zur Entscheidung beigetragen haben,“ so die Vorsitzende Brigitte Sommer.

Der Wolf hat allen Grund zur Freude. © Beispielbild Brigitte Sommer

Für Schäfer Kurt Opriel sie es dagegen ein „Tiefschlag“ gewesen, schreibt heute die NRZ. Wir können uns das gut vorstellen, haben wir die „alternativen Fakten“ dieses Schäfers doch immer und immer wieder aufgedeckt.  Unser großer Dank geht hier auch an unser NRW-Team, das praktisch über sich hinaus gewachsen ist. Und weil wir weiter so starke Arbeit leisten wollen, freuen wir uns über Spenden und neue Mitglieder.

Für zwei Risse war der Rüde verantwortlich

Für die Pony-Risse am 11., 20., und 22. Oktober sowie das verletzte Pony am 21. Oktober war auf jeden Fall ein Wolf verantwortlich. Das haben die Genanalysen des Senckenberglabors für Wildtiergenetik in Gelnhausen laut Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz ergeben. Bei den Übergriffen am 20. und 21. Oktober konnte erstmals der männliche Wolf GW1587m als Verursacher nachgewiesen werden. Für die Risse am 11. und 22. Oktober konnte kein bestimmtes Wolfsindividuum nachgewiesen werden. Die genetischen Analysen der Proben vom 29. Oktober  und 3. November  sind noch in der Bearbeitung.

Land will wolfsabweisende Zäune für Pferde ab Dezember fördern

Als „zumutbare Alternativen“ zu einer von Nutztierhaltern und Bauern geforderten Entnahme werden Herdenschutzmaßnahmen wie wolfsabweisende Zäune, nächtliches Aufstallen oder der Einsatz von Herdenschutzhunden genannt. Diese sind aber kostspielig und werden vom Land bislang nicht gefördert. Die Landesregierung will künftig nun auch die Halter von Kleinpferden finanziell unterstützen. Das Landwirtschaftsministerium werde dien Förderrichtlinien Wolf auch für Kleinpferde-, Fohlen- und Jungpferde-Haltungen öffnen, mit dem Ziel, ab 1. Dezember 2021 Schutzmaßnahmen für sie zu fördern – ähnlich, wie es für Gehegewild, Schaf- und Ziegenhaltung heute schon der Fall ist. Die Details werden derzeit ausgearbeitet. Zusätzlich wurde bei der Landwirtschaftskammer eine neue Hotline für die Herdenschutzberatung eingerichtet, die u.a. auch zu wolfsabweisenden Zäunen berät.

Das sagt die Ministerin

Landwirtschafts- und Naturschutzministerin Ursula Heinen-Esser:Eine „Entnahme von Wölfen in Schermbeck ist nach aktueller rechtlicher Bewertung nicht möglich.“ Umso wichtiger sei es, die Weiden mit potenziell gefährdeten Haus- und Nutztieren „wolfsabweisend zu zäunen“ und die Tiere „in den dunklen Tag- und Nachtstunden nach Möglichkeit in einen Stall zu verbringen.“

Artikel aus der NRZ: https://www.nrz.de/staedte/dinslaken-huenxe-voerde/rechtsgutachten-woelfe-im-kreis-wesel-duerfen-weiterleben-id233794881.html?utm_medium=Social&utm_campaign=NRZDinslaken&utm_source=Facebook&fbclid=IwAR0ykhXDr5sFk8mu67Ytjtr6ZMMmXQkJq2h_DxBSCF4ruGP9ANyJKsqzoaA#Echobox=1636466051

Unsere Faktenchecks noch einmal zum Nachlesen:

https://wolfsschutz-deutschland.de/2021/10/25/weitere-tote-ponys-in-nrw-alle-warnungen-zu-rissgefahren-ab-august-ignoriert/

https://wolfsschutz-deutschland.de/2021/10/19/nrw-wolfsschutz-deutschland-e-v-klagt-an-provozieren-pferdehalter-innen-absichtlich-wolfsrisse-um-eine-abschussgenehmigung-zu-erhalten/

https://wolfsschutz-deutschland.de/2021/10/03/wolfsschutz-deutschland-e-v-entlarvt-fakenews-in-nrw-woelfin-gloria-nicht-auf-schlagerpfaden/

https://wolfsschutz-deutschland.de/2021/09/01/exklusiv-faktencheck-fotoreportage-und-zaunkontrollen-aus-dem-wolfsgebiet-schermbeck-nrw/

Zum Gerichtsentscheid im Mai: https://wolfsschutz-deutschland.de/2021/05/07/woelfin-gloria-darf-nicht-abgeschossen-werden-wolfsschutz-deutschland-e-v-begruesst-die-entscheidung-des-verwaltungsgerichts-duesseldorf/

Wolfsschutz-Deutschland e. V. entlarvt Fakenews in NRW – Wölfin Gloria nicht auf Schlagerpfaden

Die Diskussion um Wölfin Gloria von Wesel ist nach einer längeren Sommerpause wieder einmal neu entfacht, und wird immer grotesker. Auf dem ehemaligen Anwesen des Schlagersängers Michael Wendler solle Gloria angeblich seinen ehemaligen Springpferden Konkurrenz machen. Wolfsschutz-Deutschland e. V. hat sich die Pressefotos und die Berichterstattung als auch das Gelände vor Ort nochmal genauer angeschaut. Jedoch ergaben unsere Recherchen ein ganz anderen Bild. Hier unser Faktencheck:

Vier gerissene Schafe wurden am 28.09.21 auf der Weide in Dinslaken-Oberlohberg gefunden. Wie nicht anders zu erwarten sorgte dieses für entsprechende Meldungen. Auch die Lokalpresse verlor keine Zeit um die „natürlich makellosen und wolfsabweisenden hohen Zäune“ in den Focus ihrer Berichterstattung zu setzen.

Wie bitte? Bei solchen Fakegeschichten schaut ja selbst ein Wolf ungläubig. ©Brigitte Sommer

Dieses kann – glaubt man den Aussagen des Gahlener Forums (loser Zusammenschluss von Weidetierhalter *innen und Wolfshasser *innen) nur eines bedeuten: einen erneuten Beweis für die enorme Sprungkraft von „Problemwölfin“ Gloria, und in gleichem Atemzug wieder einmal die Abschussforderung des Tieres.

„Sie liebt den Wendler…!?“

Der Vorfall soll auf dem ehemaligen Anwesen des Schlagersängers Wendler passiert sein.

Der prominente Vorbesitzer des Anwesens, Michael Wendler (Song: Sie liebt den DJ) sorgt ebenso für polarisierende Schlagzeilen wie Wölfin Gloria. Was liegt also näher, als hier eine Verbindung herzustellen, die die Medien sicherlich aufgreifen werden? In der Presse ist die Rede von einer 190cm hohen LeGi Zaun, der angeblich 10cm in den Boden ragen soll. Diese Zäunung soll das gesamte Grundstück umfassen. Untergrabungen seien nicht zu finden gewesen, lediglich einige Kratzspuren und Haare. Laut des LANUV (Umweltministerium) sei übrigens ein Untergrabeschutz gar nicht vorhanden, und somit auch keine Grundschutz!

Kein Untergrabschutz und kein Grundschutz

Hinter dem Metallzaun sollen sich noch hölzerne Unterteilungen sowie eine Elektroabtrennung befinden. Ob es hier eine Stromzufuhr gab, entzieht sich unserer Kenntnis, ebenfalls wie die Wölfe den Zaun überwunden haben sollen. Allerdings konnten wir bei unseren Nachforschungen Folgendes feststellen: wir fanden einen ca. 1,80 – 2,00 Meter hohen Doppelstabmattenzaun vor, der teilweise sehr stark bewachsen war. Besonders auffällig erschien uns ein bepflanzter  Erdwall, der an allen Seiten mit Gestrüpp umfasst war.

Der Zaun ist mit Sträuchern und Gestrüpp zugewachsen, das sowohl von Hunden als auch von Wölfen als Kletterhilfe genutzt werden kann.
Hier ist kein Untergrabschutz vorhanden.

Solche Bedingungen bieten Wölfen immer eine ideale  Kletter- und Sprunghilfe, so das das Märchen von 2,00m übersprungenen Zäunen direkt in einem ganz anderen Licht erscheint. Des weiteren fanden wir mehrere Möglichkeiten zur Untergrabung des Zaunes mit Zwischenräumen von 10cm bis zum Boden. Auch diese Behauptung von der gesamten Sicherung des Zaunes lässt sich also widerlegen.

Doppelstegmattenzäune sind genormt. Sieben Querstäbe können also nur 1,43 Meter ergeben und nicht 1,83 Meter.
Ausriss aus einem Artikel des Lokalblattes Schermbeck Online. Zählt man hier die Querverstrebungen nach, kann dieser Zaun nicht höher als 1,43 Meter aus dem Boden ragen. Ist er, wie angegeben, auch noch zehn Zentimeter im Boden verankert, wäre er nur 1,33 Meter hoch. Eine Stromzufuhr ist hier nicht zu erkennen.

Wer sich mit Doppelstabmattenzäunen auskennt, weiß, das diese einer ganz festgelegten DIN-Norm entsprechen. Schaut man sich vor diesem Hintergrund eines der Bilder von Schermbeck Online an, kann man sehen, das der Zaun an dieser Stelle nur etwa 140 cm hoch sein kann. Hier wird allerdings angegeben, der Zaun sei mindestens 1,80 m hoch. Ein Zaun von 1,40 Metern kann auf jeden Fall sowohl von Hunden als auch von Wölfen überklettert werden.

Gepflügter Streifen am Ackerrand.
Diese Spur könnte von einem Wolf oder von einem Hund sein.

Noch etwas kam uns bei unseren Recherchen höchst merkwürdig vor. Wir fanden ebenfalls Wolfsspuren auf dem Acker in der unmittelbaren Umgebung der Weide, aber warum pflügt man nur den Ackerrand? Vielleicht um die Trittsiegel der Wölfe besser zu sehen? Ein landwirtschaftlicher Grund dürfte fraglich sein. Werden hier vielleicht ganz gezielt die Wölfe angelockt, oder gar angefüttert? Sollen dadurch weitere Risse provoziert werden, um erneut Abschussforderungen stellen zu können? Unklar. Fakt ist aber, dass hier wohl einige Leute an Rotkäppchensyndrom leiden.

Quelle: https://schermbeck-online.de/wolf-ueberspringt-zaun-von-190-meter-in-dinslaken/?fbclid=IwAR1_BQ4ADDiKo8RSLdDQZfY1M2MQYC0A3-9ZSMjEMUX72nEvWYm3xifsjvI

 

 

 

 

NRW: versuchter Betrug? 17 von 24 in der Rissliste aufgeführten Vorfälle 2021 Falschmeldungen

In der Rissliste von NRW sind 2021 mehr Falschmeldungen als Verdachtsfälle, für die Wölfe infrage kommen könnten, zu finden. Fakt ist es sogar, dass es in diesem Jahr sogar überhaupt nur einen durch Wölfe bestätigten Riss gab. Dafür reisst aber die Hetze und Panikmache von bestimmten Weidetierhalter *innen nicht ab. Ein besonders dreistes Beispiel stellen wir aus dem Kreis Gütersloh vor. Und wir haben im Raum Schermbeck, dem Zuhause von Wölfin Glorias Familie, wieder einmal Weidetiere völlig ohne Schutz und in einem Fall sogar angeplockt vorgefunden. Hier unser Faktencheck:

Ausriss eines Zeitungsberichts aus der Neuen Westfälischen vom Mai 2021.

Im Mai gab es ein großes Geschrei von Inhabern eines Gestüts in der regionalen und überregionalen Presse. Ein Fohlen sollte grausam zu Tode gekommen sein. Natürlich wurde sofort der Wolf als Verursacher ins Spiel gebracht. Morgens um sechs Uhr wäre das tote Pferdekind gefunden worden. Nun stellte sich heraus, dass das Fohlen schon tot geboren worden war. Aasfresser hatten ledigleich am toten Körper des Fohlens gefressen. Wir fragen uns da natürlich, wie es passieren kann, dass eine angeblich so wertvolle Stute bei der Geburt alleine auf einer Weide gelassen worden war und wie es passieren konnte, dass bereits beträchtliche Teile des toten Tieres gefressen werden konnten, ohne dass irgend jemandem auf dem Gestüt aufgefallen war?

Leider war man mal wieder mit Schuldzuweisungen schneller bei der Hand als mit der Richtigstellung. Uns verwundert es auch, dass angeblich erfahrene Pferdehalter *innen nicht erkannt haben wollen, dass es sich um eine Totgeburt gehandelt hatte. Hier muss die Frage schon erlaubt werden, ob der Fall absichtlich zum Hetzen und zur Panikmache von Gestütsleitung und Zeitung verwendet worden ist?

 

Screenshot aus der Rissliste NRW. Ein Link zur kompletten Liste befindet sich am Ende unserer Reportage.

 

Schutz anscheinend nicht wichtig beim Schermbecker Rudel

 

Ähnlich wichtig, beziehungsweise unwichtig, sehen wohl auch wieder einmal noch mehr Weidetierhalter *innen das Schicksal ihrer ihnen anvertrauten Tiere in NRW. Im Bereich des Schermbecker Rudels fanden wir in den Oberlohberger Weiden am Waldrand wieder desaströse Zaunzustände vor. Hier unser Faktencheck:

 

 

Ein neu geborenes Kälbchen. Die Weide ist lediglich von Stracheldraht umrahmt.
Hier die Situation am Eingang dieser Weide. Unter der ersten Stacheldrahtlitze kommen auch Hunde bequem unten durch.
Mutterkuhhaltung mit Kälbchen auf der Weide ist artgerecht wenn auch die Zäune in Ordnung sind.
In der Pferdehaltung ist in den meisten Bundesländern Stacheldraht inzwischen verboten.
Haltung hinter Stacheldraht ist nicht tierschutzkonform.

 

In der Buschstraße haben wir dieses kleine Pony sogar „angepflockt“ gesehen. Nur an einem Seil angebunden, direkt nahe der Straße ohne jede Einzäunung, könnte es auch leicht einem Pferderipper zum Opfer fallen. Direkt gegenüber einer Weide: ein Hochsitz. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

 

Quellen:

https://www.nw.de/lokal/kreis_guetersloh/versmold/23043373_Wolf-im-Kreis-Guetersloh-Todesursache-fuer-angefressenes-Fohlen-geklaert.html?fbclid=IwAR2QzTa2ihZUWGVBvFIX32e1Ej7YJXY1UxLPK3XW21eT84Kz6HS5S8D40hs

Tränenreicher Schockbericht über die Totgeburt: https://www.nw.de/lokal/kreis_guetersloh/versmold/23020626_Grausamer-Fund-Angefressenes-Fohlen-gibt-Zuechtern-Raetsel-auf.html

Hier der Link zur Rissliste: https://www.wolf.nrw.de/wolf/de/management/nutztierrisse?sortierung=verursacher%3Aa&fbclid=IwAR2LDRZuVvLN7B__K04tew3VECChtbNMuK6lUcBIcjcfuhhj4IFGfz2pMZ0

 

 

NRW: Wolfsbaby nach kurzem Ausflug in Menschenobhut wieder zuhause – dennoch bleiben Fragen offen

Wolfsschutz Deutschland e. V. recherchiert hier einer seltsame Geschichte nach, die sich im Bereich des Schermbecker Rudels abgespielt hatte. Spaziergänger hatten wohl einen Wolfswelpen mit nach Hause genommen, weil sie dachten, es handele sich um ein ausgesetztes Hundebaby. Am gleichen Tag wurde der Welpe wieder in den Wald zurück gebracht. Vielen Tierfreunden reichten allerdings die Erklärungen über den Vorfall von den offiziellen Stellen nicht aus. Außerdem suchen wir einen Namen für das Wolfsmädchen.

Originalfoto des weiblichen Welpen von Gloria und Ingolf.

Demnach wurde ein Wolfswelpe im Wolfsgebiet Schermbeck/Hünxe, der irrtümlicherweise für einen Schäferhund gehalten wurde, von Spaziergängern mitgenommen. Das Jungtier soll am Wegrand gelegen, und einen entkräfteten Eindruck gemacht haben. Zudem entdeckte man eine Verletzung am Ohr, so das das Ehepaar (sicherlich in guter Absicht) entschied hier Hilfestellung zu leisten. Auf Grund seines verdreckten Zustandes wurde der Welpe wohl shampooniert, um ihn von etlichen Kotresten zu befreien. Danach dämmerte den Findern wohl langsam, dass es sich nicht um einen Hund handelte, den sie da vor sich hatten. Laut Presseberichten sei ein befreundeter Jäger aus diesem Gebiet zu Rate gezogen worden, der ihn als Wolfswelpe identifiziert habe. Daraufhin sei ein Tierarzt aus Hünxe hinzugezogen worden, der die Verletzung am Ohr versorgte. Anschließend sei der Wolfswelpe unter Rücksprache mit den zuständigen Behörden in der Nähe des Fundortes ausgesetzt worden, um ihn möglichst schnell wieder dem Rudel zuzuführen.

Ungereimheiten mit Klärungsbedarf

Auf unsere Nachfragen bei der Pressestelle des LANUV erhielten wir die folgenden Antworten. In welchem Zeitraum wurde der Welpe aufgefunden und mitgenommen? Man verwies uns auf das Wolfsportal/NRW unter die Rubrik „Reproduktionsnachweise“. Die Meldung vom 12.07.21 benannte zwei Daten einer Wolfswelpensichtung. Diese betreffende Situation ereignete sich bereits am 27.06.21, wie man uns auch bestätigte. Über die beteiligten Personen wurden keine Infos weitergegeben. Auch über die näheren Umstände der Aktion klärte man uns nicht weiter auf, da darüber keine Kenntnisse vorliegen würden, ergo – es wäre kein Mitarbeiter des LANUV persönlich anwesend gewesen um den Welpen zu begutachten. Wie kann das sein, wo doch das Wolfsmonotoring Aufgabe des LANUV ist?

Die Frage, warum man ihn in diesem bedenklichen Gesundheitszustand direkt ausgesetzt habe, wurde mit der nur kurzzeitigen Inobhutnahme begründet. Die gesundheitliche Ersteinschätzung wäre von den Experten –  in diesem Fall wohl Tierarzt und Jäger – positiv bewertet worden.

Unser Einwand, dass in Sachsen ebenfalls ein Wolfswelpe vor nicht allzu langer Zeit von Spaziergängern mitgenommen wurde, und nicht mehr ausgewildert werden konnte (das Tier hatte den Namen Anuschka erhalten und befindet sich im Wolfsauffang von Tanja Askani), war anscheinend nicht relevant. Davon hätte man keinerlei Kenntnis, und man könnte es auch nicht miteinander vergleichen. Das wichtigste wäre gewesen, den Welpen so schnell wie möglich ins Wolfsrevier zurückzubringen,  um die Rudelzusammenführung zu ermöglichen. Sicherlich hat das im Normalfall auch oberste Priorität. Wenn wir also davon ausgehen, das alles genauso stattgefunden hat, lässt dieses nur folgenden Schluss zu: die Medienberichterstattung hat den Vorfall dramatischer geschildert, als er sich tatsächlich zugetragen hat. Vielleicht steckt aber auch etwas ganz anderes dahinter. Wenn allerdings das Kleine von den Eltern tatsachlich wiedergefunden worden ist, ist dies für die kleine Wölfin bestimmt die bessere Entscheidung. Ein Leben in Freiheit ist auf jeden artgerechter als ein Leben in einem Gehege. Auch kann man den Spaziergängern keinen Vorwurf machen. Sie handelten richtig, denn das Kleine befand sich augenscheinlich in einer Notlage. In diesem Alter sind Wolfswelpen von Fuchs- und Hundewelpen so gut wie gar nicht zu unterscheiden.

Weitere Details wurden uns dazu nicht mitgeteilt. Wir wissen lediglich, dass der LANUV und die untere Naturschutzbehörde Wesel in Absprache mit der DDBW diese Entscheidung getroffen haben.

Wolfswelpe ist ein Mädchen

Am 28.07.21 erschienen weitere Berichte in der Presse, und auch auf der offiziellen Seite des LANUV. Die genetischen Proben, die wohl doch, anders als es uns erzählt worden war, bei der tierärztlichen Untersuchung entnommen und vom Senckenberg Institut analysiert wurden, bestätigten, dass es sich bei dem Welpen (GW2307) um den weiblichen Nachwuchs des Schermbecker Wolfspaares handelt. Wir hoffen, das das Tier ins Rudel zurückgefunden hat. Genaueres wird man aber erst wissen, wenn entsprechende Losungen bzw. Sichtungen vorliegen. Auch ob es sich um ein oder zwei Welpen handelt, ist noch unklar.

Einer der für diese Gebiet zuständigen Wolfsberater bekräftigte diese Aussagen, obwohl weder er noch einer seiner Kollegen mit involviert waren. Unser Fazit zu dieser Geschichte – wenn Behörden/Entscheidungsträger eingeschaltet werden zählen letztendlich nur Zahlen, Fakten und wissenschaftliche Ergebnisse, Hauptsache ergebnisorientiert!  Das es sich dabei um wichtige Informationen zum Thema Forschung und Daten zur statistischen Erfassung handelt, stellt auch niemand in Frage. Man sollte allerdings auch die andere Seite sehen, hier geht es um das Wohl und Befindlichkeit der beteiligten Tiere und es geht auch darum Sorgen der Bürger um das Wohl eines solchen hilflosen kleinen Welpen Ernst zu nehmen.

Massive Störungen durch Hobbyjäger

So weit reicht das Interesse dann anscheinend oft nicht. Spekulationen sind nicht erwünscht und durch mangelnde Transparenz  bleiben oftmals Fragen offen. Wo befand sich Mutter des Welpen zur Zeit der Auffindung? Was war die mögliche Ursache für Verletzung und die Entkräftung des Welpen? Gibt es derzeit massive Störungen im Wolfsgebiet, die die Tiere verschrecken und sie flüchten lässt?

Am Freitag vor zwei Woche waren Temamitglieder von uns im  Wolfsgebiet unterwegs. Sie hörten hörten zirka  15 Minuten lang anhaltendes lautes Bellen wie man es von Jagdhunden im Jagdrausch kennt.  Im Waldgebiet entdeckten wir überall Halteverbotsschilder, die vorher noch nicht dort waren. Auch Spaziergänger würden weiter von Jägern angefeindet und vergrault werden. Da wurden sogar Zufahrten von Parkplätzen mit Erde zugeschüttet. Bis zum vergangenen Sonntag fand in dem Gebiet auch nich die so genannte Sommerfuchswoche statt. Ein unseliges Treiben in dem jedes Jahr wie im Rausch Füchse erschossen werden.

Wir suchen einen Namen für das Wolfsmädchen

Gestern informierte das LANUV über den Fortgang der Geschichte in einer weiteren Pressemitteilung. Der weibliche Wolfswelpe sie von einem Tierarzt untersucht worden und es wäre nur eine unbedeutende Wundstelle am Ohr festgestellt worden. Wenige Stunden nach dem Aufgreifen sei der Welpe durch die zuständige Behörde am Auffindeort ausgewildert worden. Im Rahmen der veterinärmedizinischen Untersuchung wäre der Welpe genetisch beprobt worden. Das Ergebnis der genetischen Untersuchung durch das Senckenberg Forschungsinstitut läge jetzt vor. Es handele sich zweifelsfrei um einen Welpen des territorialen Wolfspaares mit der Kennung GW2307f. Da Wolfswelpen einen ausgeprägten Eigengeruch und die Elterntiere über einen hervorragenden Geruchssinn verfügen, bestehe nach Einschätzung von LANUV und DBBW die Aussicht, dass der Welpe von den Eltern gefunden und versorgt wurde.

Wir als Verein Wolfsschutz Deutschland e.V. werden den Fall weiter verfolgen.  Im Gegensatz zu anderen Institutionen zählt für uns nach wie vor das Schicksal jedes einzelnen Tieres

Deshalb suchen wir natürlich auch wieder ein Namen für den „Youngster“ in Glorias und Ingolfs Rudel.

Namensvorschläge bitte bis zum 16. August an ulrike.deheuvel@wolfsschutz-deutschland.de

Weiterer Wolfsrüde aus dem Neuwieder Rudel im Königsforst

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz bestätigte gestern  auch noch vier Wolfsnachweise in der Pufferzone zum Wolfsgebiet Oberbergisches Land im Waldgebiet Königsforst; der Königsforst erstreckt sich über Flächen der Städte Köln, Bergisch Gladbach und Rösrath.

Genetische Untersuchungen von vier Kotfunden durch das Senckenberg Forschungsinstitut Gelnhausen hätten einen männlichen Wolf mit der Kennung GW1804m nachgewiesen. Dieser Wolfsrüde wurde bereits am 08. März 2021 bei Engelskirchen im Oberbergischen Kreis genetisch erfasst. Er stammt aus dem Wolfsrudel Feldkircher Wald-Neuwied in Rheinland-Pfalz und wurde im Jahr 2019 geboren. Alle Funde lägen im Bereich des Waldgebietes Königsforst. Es handelte sich im Einzelnen um folgende Funde: zwei Kotfunde am 28. Mai 2021 bzw. 02. Juni 2021 bei Bergisch Gladbach, sowie jeweils ein Kotfund am 15. Juni 2021 bei Köln und am 01.07.2021 bei Rösrath.

Es handele sich somit eindeutig nicht um den Wolfsrüden GW2119m, der am 19. und 20. Mai 2021 im linksrheinischen Stadtgebiet von Köln an einer Tankstelle für Schlagzeilen gesorgt hatte und ursprünglich aus der Alpenpopulation stammte. Wie die genetischen Untersuchungen an gerissenen Schafen vom 14. und 15. Mai 2021 im Kreis Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz ergeben haben, war dieser Wolfsrüde über die Eifel zugewandert. Sein aktueller Verbleib sei nicht bekannt, heisst es in der Pressemitteilung. Wir vermuten, dass dieser Wolf wieder zurück gewandert sein könnte und sich nun in Belgien aufhalten könnte. Die Fellfärbung auf dem Foto gleicht jedenfalls der Färbung von vielen Wölfen aus der Alpenpopulation.

Quellen: https://wolf.nrw/wolf/de/aktuelles/2021-07-27

https://wolfsschutz-deutschland.de/2021/07/12/nrw-gloria-und-ingolf-haben-wieder-nachwuchs-wolfswelpe-nachgewiesen/

https://wolf.nrw/wolf/de/aktuelles/2021-07-28?fbclid=IwAR1S4xfLpaD1lgDp7b9HPLjNfWdY0m5kuY1MX7fEldCdNznv_Q0lo68DUys

https://www.grenzecho.net/59666/artikel/2021-07-28/vermutlich-ein-neuer-wolf-im-raum-bullingen-butgenbach?fbclid=IwAR0IgCcsdYId5JjWIZWrKj8niAiq1He0OnEOKcr0VGU_rwr5fpviDWoV_5Y

NRW – Gloria und Ingolf haben wieder Nachwuchs – Wolfswelpe nachgewiesen

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) bestätigt heute eine erneute Reproduktion im Rudel „Schermbeck“ in einer Pressemitteilung.

Beispielbild.

Am 27. Juni und 04. Juli 2021 konnte auf dem Gebiet der Gemeinde Hünxe (Kreis Wesel) jeweils ein wenige Wochen alter Welpe nachgewiesen werden. Im Jahr 2020 hatte sich das Rudel „Schermbeck“ erstmals erfolgreich reproduziert (mindestens ein Welpe).

Den Halterinnen und Haltern von Schafen, Ziegen und Gehegewild im Wolfsgebiet Schermbeck und in der umgebenden Pufferzone wird empfohlen, ihre Tiere mit geeigneten Zäunen wolfsabweisend zu sichern. In den Wolfsgebieten und in den Pufferzonen werden Präventionsmaßnahmen wie die Anschaffung wolfsabweisender Elektrozäune zu 100 Prozent gefördert. Informationen zu den möglichen Förderungen geben die jeweiligen Bezirksregierungen. Fragen zum praktischen Herdenschutz beantworten die Herdenschutzberaterinnen und -berater der Landwirtschaftskammer: https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tierproduktion/herdenschutz/weidetierschutz.htm

Glorias und Ingolfs Sohn Hope, der im vergangenen Jahr geboren wurde, war schon viel früher als es Jungtiere normalerweise tun, abgewandert. Siehe Bericht hier: https://www1.wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet/wolf-schermbeck-niederlande-belgien-100.html

Wir vermuten, dass dies auch an massiven Störungen seitens der Jägerschaft in dem Gebiet liegen könnte. Spaziergänger hatten uns darauf aufmerksam gemacht, dass in dem Gebiet vermehrt Jagden veranstaltet worden wären und auch Spaziergänger mit Hunden wären eingeschüchtert worden und von Waldwegen vertrieben worden.

Hier geht es zur Pressemitteilung: https://wolf.nrw/wolf/de/aktuelles/2021-07-12?fbclid=IwAR0v6Sgwm_Ljlw4RJDb4vQS01__ldRH9wS9-FvSMS5sg5kPbmV3s6A52i0g

 

NRW – Gutachten: Weidetierhalter schuld, nicht Wölfin Gloria

Die Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser hat sich am 18. Februar 2021 mit Landräten, Oberbürgermeistern und Bürgermeistern aus dem Wolfsgebiet Schermbeck über die aktuelle Situation ausgetauscht und Abschusswütigen erneut einen Korb gegeben. Neben einem Lagebericht des Ministeriums und des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV), dem Stimmungsbild aus der Region, standen die Nutztierrisse der zurückliegenden Jahre, der Herdenschutz, die Unterstützung der Region sowie die Frage der Auffälligkeit der Wölfe im Wolfsgebiet Schermbeck im Mittelpunkt des Gespräches, heisst es in einer Pressemeldung. Gleichzeitig deckt ein jetzt fertig gewordenes Gutachten der DBB-Wolf über Wölfin Gloria die Schwachstellen der Weidetierhaltung, und nicht etwa problematisches Rissverhalten von Wölfin Gloria auf. Ein brisanter Satz aus diesem Gutachten könnte sogar auch ein Schlaglicht auf die Schießgenehmigung von Umweltminister Lies auf das Rodewaldrudel in Niedersachsen werfen, finden wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V.

Beispielbild Wolf ©Brigitte Sommer

Fazit von Ministerin Heinen-Esser: „Wölfe werden sich in Nordrhein-Westfalen dauerhaft etablieren / Nur ein ausreichender Herdenschutz wird unsere Weidetierhaltung dauerhaft sichern.“

Grundlagen für den Austausch waren unter anderem die Monitoring-Ergebnisse des LANUV sowie eine aktuelle vom Ministerium in Auftrag gegebene gutachterliche Stellungnahme der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) zum bisherigen Verhalten der Wölfe im Wolfsgebiet Schermbeck. Die gutachterliche Stellungnahme der DBBW bestätigt die bisherige Einschätzung, dass sich das Rudel in Schermbeck weitgehend von Wild ernährt. Übergriffe auf Haus-und Nutztiere erfolgten im Wesentlichen immer dann, wenn sich die Gelegenheit durch unzureichenden Herdenschutz bietet.

  • In der Stellungnahme heißt es unter anderem: „In den meisten Fällen tötet sie (Anm.: GW954f) Nutztiere, bei denen sie gar keine oder nur geringe Schutzmaßnahmen überwinden muss.“ . „Bisher gibt es keinen Beleg dafür, dass GW1578m oder der Welpe des Rudels das Töten von Nutztieren hinter empfohlenen Herdenschutzmaßnahmen erlernt haben.“ . Die Wölfe in Schermbeck zeigen, „.dass sie ihre Ernährung weitgehend mit Wildtierrissen bestreiten, d.h. sie töten Nutztiere, wenn sie die Gelegenheit dazu haben, aber sie brauchen Nutztiere nicht als Nahrungsgrundlage.“

Die gutachterliche Bewertung kommt aber auch zu dem Schluss, dass dann, wenn sich Übergriffe auf ausreichend gegen den Wolf geschützte Weidetiere verstetigen, eine Entnahme des betreffenden Wolfs in Betracht zu ziehen sei. Zurzeit sei dies aber nicht der Fall.

  • „Sollte die Wölfin GW954f damit beginnen, in zeitlich-räumlich engen Abständen Nutztiere hinter empfohlenen Schutzmaßnahmen zu töten, so dass man von einem verfestigten Verhalten ausgehen kann und nicht von seltenen Ausnahmen bzw. sporadischen Vorfällen, die zwischen vielen Übergriffen auf wenig geschützte Nutztiere erfolgen, ist es für uns allerdings fachlich nachvollziehbar, sich dafür zu entscheiden, eine Entnahme des Tieres zu veranlassen.“

Die DBBW empfiehlt auch aus den Erfahrungen in anderen Bundesländern eine konsequente Anwendung des bundesweit empfohlenen Herdenschutzes in der Fläche.

  • „Eine massive Ausweitung geeigneter Schutzmaßnahmen in der Region erscheint uns aber die einzig tragfähige Strategie, um eine langfristige Koexistenz von Nutztieren und Wölfen zu gewährleisten.“

Ministerin Heinen-Esser: „Hierbei geht es vor allem um die langfristige Perspektive, da auch bei einer theoretischen Auflösung des aktuellen Rudels in Schermbeck damit zu rechnen ist, dass sich früher oder später wieder neue Wölfe in der wild- und waldreichen Region westlich von Wesel ansiedeln.“

Brisanter Aussschnitt aus Gutachten könnte Schlaglicht auf die Vorgänge in Niedersachsen werfen

Zitat aus dem Gutachten, das eigentlich auch ein Schlaglicht auf Niedersachsen werfen müsste. Niedersachsens Umweltminister Lies begründete die Schießgenehmigung auf das Rodewaldrudel nämlich unter anderem damit, dass die Gefahr bestände, dass Jungtiere problematisches Jagdverhalten von ihren Eltern erlernen würden. Das Gutachten der DBB-Wolf widerspricht dieser Aussage deutlich:  „Da sie den Effekt des Schmerzreizes der elektronischen Zäune nicht haben, können Wölfe an ihnen mit der Zeit die Technik des Überwindens verfeinern, ohne dass die Zäune einen abschreckenden Effekt haben, der dazu führen kann, dass sie sich das gelernte Verhalten wieder abgewöhnen.

Bisher gibt es keinen Beleg dafür, dass GW 1578m (Wolf Ingolf) oder der Welpe (Hope) des Rudels das Töten von Nutztieren hinter empfohlenen Schutzmaßnahmen erlernt haben. Aus anderen Territorien in Deutschland ist bekannt, dass einzelnde Indivuduen mitunter jahrelang das Verhalten des Partners bzw. der Elterntiere beim Jagen von Nutztieren NICHT übernehmen. Z.B. Zschorno, Rosenthal, Ohrdruf.“

Im Klartext heisst dies, dass es keinesfalls belegt ist, dass Nachkommen oder Partner eine bestimmte Technik von einem Elterntier erlernen. Damit würde auch die Begründung zum Abschuss des Rodewaldrudels entfallen. Stattdessen legen wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. dem Niedersächsischen Umweltminister nahe, ebenfalls ein Gutachten über das Rudel erstellen zu lassen.

Hintergrund

Im Jahr 2009 wurde der erste Wolf in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen, 2018 erfolgte die erste dauerhafte Ansiedlung eines Wolfs, 2020 gründeten sich die ersten beiden Rudel. Aktuell sind in Nordrhein-Westfalen sieben Wölfe verteilt auf zwei Wolfsrudel nachgewiesen. Ein Wolfsrudel lebt im niederrheinischen „Wolfsgebiet Schermbeck“, das andere im „Wolfsgebiet Oberbergisches Land“ bei Eitorf an der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz.

Während die Wölfe bei Eitorf kaum in Erscheinung treten, kam es im Wolfsgebiet Schermbeck immer wieder zu Übergriffen. Im Jahr 2018 wurden 18 Vorfälle und insgesamt 47 getötete Nutztiere nachgewiesen, 2019 waren es 18 Vorfälle und 39 getötete Nutztiere, 2020 waren es 20 Vorfälle und 25 getötete Nutztiere inklusive eines Übergriffs auf ein Shetland-Pony. Damit blieb trotz gestiegener Zahl der Wölfe die Anzahl der Übergriffe in etwa gleich, die Zahl der getöteten Tiere nahm ab.

52 von 56 Übergriffen in den zurückliegenden Jahren ereigneten sich auf unzureichend gegen den Wolf geschützten Weiden. In bisher vier Fällen lag ein nach den Empfehlungen des Bundes ausreichender Herdenschutz vor (durchgehend stromführende Schutzzäune in Höhe von 120 cm). Ein Übergriff auf eine durch eingearbeitete, erfahrene Herdenschutzhunde gesicherte Weide ist bisher nicht zu verzeichnen. Im Jahr 2021 stellt sich die Situation bisher wie folgt dar: Anfang Januar erfolgte ein weiterer Übergriff auf ein Shetland-Pony, Ende Januar und Anfang Februar gab es jeweils einen Übergriff auf Schafe.