Erstes Wolfsrudel nun auch in Baden-Württemberg

Ein Fotofallenbild aus der Gemeinde Schluchsee im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald liefert den Nachweis für Nachwuchs im Südschwarzwald, teilte das Umweltministerium in Baden-Württemberg am 13. Juni mit. Wolfsschutz-Deutschland e. V. freut sich sehr und heißt die Wolfsfamilie willkommen. Wir erinnern aber auch an die schreckliche Tat eines Kriminellen im Jahr 2017 und wir hoffen, dass diese neuen Wölfe besser geschützt werden.

In den vergangenen Monaten hätte es im Südschwarzwald, im Territorium Schluchsee, immer wieder Hinweise darauf gegeben, dass sich eine Wölfin zum bislang alleine lebenden Wolfsrüden GW1129m gesellt hätte.

Beispielfoto Wolfsfamilie. ©Brigitte Sommer

Ein aktuelles Fotofallenbild der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) aus der Gemeinde Schluchsee im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald vom 6. Juni 2023 zeigt nun eine Fähe mit erkennbarem Gesäuge.

Auf Grundlage vorangegangener Monitoringerkenntnisse sei es die Fähe mit dem Kennzeichen GW2407f. Gemäß nationaler Monitoringkriterien weise diese Aufnahme damit die Reproduktion der Wölfe in diesem Gebiet nach. Zu­dem bestätige dies, dass es sich bei den zwei ausgewachsenen Wölfen und deren Welpen im Territorium Schluchsee nun um ein Wolfsrudel und nicht mehr nur um ein Wolfspaar handelt.

Die im Durchschnitt vier bis sechs Wolfswelpen werden meist Ende April/Anfang Mai geboren und verlassen erst mit mehreren Wochen die Wurfhöhle. Mit sechs bis sieben Monaten sind die Welpen dann bereits fast so groß wie ausgewach­sene Wölfe und laufen mit den anderen Rudelmitgliedern mit.

Das Wolfsmonitoring der FVA in enger Zusammenarbeit mit lokalen Personen aus Jagd und Forst würde in den kommenden Monaten versuchen, weitere Infor­mationen über dieses Wolfsrudel zu erfassen, heißt es weiter in der Pressemitteilung.

Auch wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. freuen uns sehr über neue Mitglieder https://wolfsschutz-deutschland.de/mitglied-werden/ aus dem Gebiet, auch wenn wir nicht am offiziellen Wolfsmonitoring teilnehmen, so sind wir dennoch mit Aktiven vor Ort. Wir sehen es zudem kritisch, dass gerade Jäger in das Wolfsmonitoring eingebunden werden. Das Umweltministerium informiert weiter darüber, dass das Wolfsrevier im Fördergebiet Wolfsprävention Schwarzwald liegt. Für Weidetierhalter gibt es deshalb dort Herdenschutzzuschüsse. Wir von Wolfsschutz-Deutschland e.V. plädieren allerdings dafür, komplett Baden-Württemberg zum Wolfsgebiet zu erklären und überall zu fördern, aber auch Maßnahmen zu fordern.

Neben der Wolfsfamilie am Schluchsee leben im Gebiet Feldberg und im Enztal Einzelwölfe. Sichtungen gab es kürzlich auch im Odenwald. Mit diesen wenigen Tieren hat Baden-Württemberg kaum Wölfe vorzuweisen, dennoch überschlagen sich bereits wieder Massenmedien sowie die Agrar- und Jagdlobby und auch Politiker mit Panikmache und Abschussforderungen.

2017 war die Region Schluchsee schon einmal in der Presse. Allerdings unter weit weniger erfreulichen Umständen. Am achten Juli war nämlich ein toter Wolf aus dem Schluchsee geborgen worden. Kurze Zeit später informierte das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin darüber, dass der Wolf Verletzungen im Brustbereich erlitten hätte. Diese stammten von einem Projektil, das in der Leber des Wolfes gefunden worden war. Wir stellten damals Strafanzeige. Der Fall wurde, wie so viele andere Fälle, nie aufgeklärt. Wir fragen uns, warum nicht stärker bei denen ermittelt wurde und wird, die Zugang zu Waffen und Munition haben und die oft ungeniert in der Öffentlichkeit fordern, Wölfe endlich schießen zu dürfen. Dies schließt auch den Fall in Gifhorn mit ein. Wir berichteten hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2023/04/11/gekoepfter-wolf-wolfsschutz-deutschland-e-v-erhoeht-belohnung-auf-15-000-euro/

Quellen:

https://um.baden-wuerttemberg.de/de/presse-service/presse/pressemitteilung/pid/nachwuchs-im-suedschwarzwald-bestaetigt

https://wolfsschutz-deutschland.de/2017/08/09/wir-stellen-anzeige-wegen-des-erschossenen-wolfs-in-baden-wuerttemberg/

Die Wolfswelpen sind endlich da!

„Will Dir den Frühling zeigen, der hundert Wunder hat. Der Frühling ist waldeigen und kommt nicht in die Stadt“, das wusste schon der Dichter Rainer Maria Rilke. Ende April bis Anfang Mai geschieht jedes Jahr ein heimliches Wunder in den dunklen Wurfhöhlen unserer Wölfe. Ein bis zehn Welpen bringt die Wolfsmutter jetzt nach zirka 63 Tagen zur Welt. Kaum größer als Meerschweinchen mit einem Gewicht von 300 bis 500 Gramm, werden sie blind geboren.

Vorher hatte sich die Wolfsmutter ihre Höhle selbst gegraben. Dieser Zufluchtsort kann mehrere Meter tief liegen. Oft gräbt sie auch Ersatzhöhlen und auch leere Dachsbauten werden gerne genutzt und passend an – und umgebaut.

Wölfe sind sehr liebevoll umsorgende Eltern. Foto: Pixabay.

Die Wolfswelpen sind in den ersten 14 Tagen vor allem am Schlafen und Trinken. Aufzucht des Nachwuchses ist bei Familie Wolf Aufgabe von beiden Elternteilen. Solange sich die Mutter komplett ihrem Nachwuchs widmen muss, wird sie vom Vaterwolf mit versorgt, so dass sie die ersten acht bis neun Wochen ihre Kleinen säugen und wärmen kann. Im Alter von 14 Tagen entwickeln die Welpen auch ihren Geschmackssinn und sie können riechen. Sie können jetzt schon maunzen und quietschen, obwohl sie selbst noch nichts hören können.

Im Alter von zirka 15 Tagen öffnen sie die Augen, die Babys sehen aber zunächst noch nicht wirklich scharf, dies dauert noch weitere zwei Wochen. Bis zur vierten Woche brechen auch die ersten Zähnchen durch, die Ohren stellen sich auf und sie können nun auch perfekt hören.

Dieser kleine Wolfswelpe ist zirka vier Monate alt.

Im Alter von zirka vier Wochen verlassen die Kleinen das erste Mal den Bau. Das heißt, bei ihren ersten kurzen Ausflügen sind die Welpen noch sehr klein. Gut wenn da ein großer Bruder oder eine große Schwester da ist, die auf ihre Geschwister aufpasst, wenn Mutter und Vater wieder zusammen jagen gehen. Die Aufzucht der Welpen kostet die Mutter viel Kraft. Schon mit sechs Wochen haben die Welpen das Verhalten im Spiel erlernt, das ein wilder Wolf zum Überleben braucht.

Hier zu sehen ist ein anrührendes Video von dem Jungwolf Pumpak. Katarzyna Bojarska, die Forscherin aus Polen, die das Ruszow-Rudel betreut, aus dem Pumpak ursprünglich stammt, hatte uns dieses Video geschickt. Darin ist Pumpak als Jährling zu sehen. Er kümmert sich liebevoll um seine Geschwister, während die Mutter auf Jagd ist. Das Video ist nur in Polnisch untertitelt, doch die Bilder sprechen für sich. Es ist so Herz erwärmend, dass es keine Übersetzung braucht. Für diese Tiere lohnt es sich, tagtäglich neu zu kämpfen.

Ab der dritten Lebenswoche gibt es für die Kleinen außer der nährenden Wolfsmilch auch schon von den Eltern oder Geschwistern hervorgewürgtes Fleisch. Aber auch Beeren und andere Frühlingsfrüchte runden den Speiseplan der Babys ab.

Nach spätestens acht Wochen zieht die komplette Wolfsfamilie aus dem Wurfhöhlengebiet aus. Ihr neues Zuhause wird ein so genannter Rendevouzplatz, in dessen Nähe sich die Welpen aufhalten, bis die Eltern von der Jagd zurückkehren.

Oft passen ein- bis zweijährige Geschwister auf die Kleinen auf und lassen sich dabei auch viel gefallen. Wolfseltern und Wolfsgeschwister geben sich ausgesprochen antiautoritär. Das Zusammenleben gleicht in Vielem dem von menschlichen Familien. Die Welpen lernen im Spiel von den Großen wie gejagt werden muss und sie lernen auch, sich gegen ihre Geschwister zu behaupten sowie alle Fähigkeiten, um gut zu überleben.

Dabei gibt es durchaus charakterliche Unterschiede. Es gibt Draufgänger und Schüchterne. Die Draufgänger lassen sich beim späteren Abwandern nach ein bis zwei Jahren in einem eigenen Revier oft leichter sehen und sie zeigen sich neugieriger als ihre Geschwister.

Beim Zusammentreffen auf dem Rendevouzplatz wird oft eine Runde zusammen geheult. Dabei gibt es zwei Arten: Das Chorheulen mit dem der Zusammenhalt gestärkt wird und das Kontaktheulen, das 15 Kilometer weit zu hören sein kann. So finden sich die Familienmitglieder nach ihren Ausflügen gegenseitig wieder.

Bis zum Herbst sind die Welpen nun fast schon so groß wie ihre Eltern. Allerdings laufen sie noch immer tapsig und auch ihr Fell ist wuscheliger als das ihrer Eltern und Geschwister. Im Herbst braucht die Wolfsfamilie besonders viel Fleisch, deshalb ist es auch für Weidetierhalter in dieser Zeit besonders wichtig, ihre Nutztiere gut zu sichern.

Ein Wolfsrudel in Deutschland besteht immer aus den beiden Elterntieren, den neu geborenen Welpen und älteren Geschwistern, die noch eine Weile Babysitten. Fremde Wölfe werden im Revier nicht geduldet. Eine Wolfsfamilie braucht mindestens 250 Quadratkilometer Platz. Ob es Wölfen in einem Revier gefällt, richtet sich nach den Beutetieren, die vorhanden sind. Am liebsten mögen Wölfe Rehe, Wildschweine und Hirsche. Aber auch Kaninchen und Mäuse werden nicht verschmäht. Menschen stehen nicht auf dem Speiseplan. Wölfe halten uns Menschen wohl auch für Beutegreifer. Seit ihrer Rückkehr vor über 20 Jahren gab es keinen einzigen Angriff auf Menschen. Wildnis brauchen Wölfe nicht. Sie kommen in unserer Kulturlandschaft wunderbar zurecht, wenn wir sie lassen. Und was könnte es Schöneres und Aufregenderes geben als Nachbar Wolf?

Niedersachsen: Lies (SPD) genehmigt die Tötung von zwei Wölfen aus dem Cuxland

Das Schießen in Niedersachsen auf unschuldige Wolfsfamilien geht wohl in die nächste Runde. Gestern meldete das Blatt Nord24, dass zwei Wölfe aus dem Cuxland jetzt erschossen werden dürften. Wieder gibt es keine Pressemitteilung von Seiten des Umweltministeriums dazu. Wolfsschutz-Deutschland e. V. protestiert auf das Schärfste und fordert einen sofortigen Schießstop.

Noch am Mittwoch scheiterte ein Antrag von Niedersächsischen Gestütsinhabern, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen und Maßnahmen zur Begrenzung der Wolfspopulation zu ergreifen im Petitionsausschuss des Bundestages und kaum einen Tag später lässt Umweltminister Lies weiter wahllos in Niedersächsische Wolfsrudel hinschießen. Und dies, obwohl die EU ein Verahren gegen Deutschland wegen solcher Praktiken eröffnet hat und dies, obwohl auch noch mindestens zwei Klagen der Grünen gegen die Schießorgien anhängig sind. Ein Urteil wird Anfang Februar erwartet.

Schiffdorfer und Garlstedter Rudel von Abschuss betroffen

Bis zum 31. März darf in das Schiffdorfer und Garlstedter Rudel hineingeschossen werden. Dann wolle man prüfen, ob Risse aufhören. Brigitte Sommer, erste Vorsitzende: „Diese Herangehensweise ist geradezu irrsinnig, denn wie will ein Wolf denn überhaupt verstehen, dass er durch die Tötung eines Artgenommen und Familienmitgliedes, künftig Risse unterlassen solle. Die einzig vernünftige Herangehensweise ist und bleibt ein vernünftiger Herdenschutz. Bei den aktuellsten Rissen war ja wohl zudem nicht einmal ein Mindestschutz gegeben. Ein Pressestermin des Umweltminsters fand an einem ganz anderem Ort, als der ungeschützen Weide statt, und es stellte sich auch heraus, dass Deiche eben nicht wolfsabweisend eingezäunt waren.“

Aktive Menschen aus dem Cuxland gesucht

Wolfsschutz-Deutschland e. V. wird erneut Strafanzeige gegen Minister und Ausführende stellen, sollte ein Tier hier erschossen werden. Zudem suchen wir dringend Menschen aus dem Gebiet Cuxland, die mit uns aktiv werden wollen. Unsere Einsätze finden nur im legalen Bereicht statt. Wir garantieren Anonymität.

Tragische Geschichte der Wölfe im Cuxland

Dass uneinsichtige WeidetierhalterInnen dort in den Gebiet wohl niemals Wölfe dulden wollen, zeigt das Schickals der Wölfe, die vorher dieses Gebiet besiedelt hatten. Die Mutter wurde auf grausamste Art und Weise illegal erschossen und auf einem Acker liegen gelassen, der Vater verschwand und die Jungtiere kamen alleine wohl nicht durch. Das Rudel war verschollen. Vorher gab es nicht weniger, sondern mehr Angriffe auf Weidetiere, da die Welpen das Jagen nicht gerlernt hatten. Schießt man jetzt also die Elterntiere, wird es mehr statt weniger Risse geben. Zudem beginngt die Paarungzeit und mit dem Erschießen der Wölfe werden auch Nachkommen verhindert. So erlangt käme der Umweltminister seinem Ziel nach wolfsfreien Zonen ebenfalls näher. Das Schicksal neu einwandernder Wölfe kann man sich leicht ausmalen.

Quellen: https://www.nord24.de/landkreis-cuxhaven/cuxland-woelfe-koennen-jetzt-erschossen-werden-72428.html?fbclid=IwAR1w-yeVQGaknF6-GMA3PMEPN9mNCyG45I6FU1oO71npAOeC7UrjVAshC5Q

https://wolfsschutz-deutschland.de/2021/12/14/niedersachsen-umweltminister-lies-spd-will-woelfe-aus-zwei-rudeln-im-cuxland-totschiessen-lassen/

NRW – Jetzt ist es offiziell: Bei Eitorf im Rhein-Sieg-Kreis lebt eine komplette Wolfsfamilie

Beispielbild @ Brigitte Sommer

Die Auswertung von Bildmaterial aus dem südlichen Nordrhein-Westfalen durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) und die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) bestätigt erstmals den Nachweis einer Wolfsfamilie in der Kommune Eitorf im Rhein-Sieg-Kreis. Das Territorium liegt im Grenzgebiet von NRW und Rheinland-Pfalz. Aktuell würden durch das LANUV weitere Hinweise aus dem Rhein-Sieg-Kreis überprüft und bewertet werden, heisst es in einer Pressemitteilung.

In Nordrhein-Westfalen gab es bisher Nachweise einzelner durchziehender Wölfe sowie drei territorialer Wölfe in den Wolfsgebieten Schermbeck, Senne und Eifel-Hohes Venn. Der Nachweis einer Paarbildung und eines Wolfsnachwuchs konnte erstmals geführt werden.

Im Rhein-Sieg-Kreis sowie in den angrenzenden Kreisen und Gemeinden (Kreis Olpe, Kreis Siegen-Wittgenstein, Oberbergischer Kreis, Rheinisch-Bergischer Kreis) existieren bereits ausgewiesene Förderkulissen, abgegrenzt durch das Wolfsverdachtsgebiet Oberbergisches Land und die Pufferzone Stegskopf. Die Ausweisung dieser Gebietskulissen ist insbesondere für die Nutztierhaltung von großer Bedeutung. Das Land Nordrhein-Westfalen bietet in Wolfsverdachtsgebieten, Wolfsgebieten und Pufferzonen auf der Grundlage der „Förderrichtlinie Wolf“ eine Förderung von Investitionen in vorbeugende Maßnahmen zum Herdenschutz (Präventionsmaßnahmen) an. Gefördert werden der Erwerb von Elektrozäunen sowie die wolfsabweisende Optimierung bestehender Zäune. Mit dem Nachweis eines territorialen Wolfsrudels im Wolfsverdachtsgebiet Oberbergisches Land werden diese beiden Förderkulissen in der nächsten Zeit in ein Wolfsgebiet mit umgebender Pufferzone umgewandelt.

Weitere Informationen zu den Förderkulissen, zur Förderrichtlinie Wolf sowie zu Wolfsnachweisen in Nordrhein-Westfalen sind zu finden unter https://wolf.nrw/wolf.