Überraschendes Überleben: Welpen im Segeberger Forst trotz Verlust der Leitwölfin?

Am Ostermontag, dem 21. April 2025, erlitt das Wolfsrudel im Segeberger Forst in Schleswig-Holstein einen schweren Verlust: Die Mutterwölfin GW2656f wurde auf der B205 bei Rickling von einem Fahrzeug erfasst und getötet. Genetische Analysen des Landesamtes für Umwelt (LfU) Schleswig-Holstein und die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf (DBBW) bestätigen nun eindeutig, dass es sich tatsächlich um die Leitwölfin des Rudels handelte. Da sie kurz vor ihrem Tod Welpen gesäugt hatte, wurde befürchtet, dass Jungtiere ohne ihre Mutter nicht überleben könnten. Doch Wildtierkameraaufnahmen vom 17. Mai 2025 zeigen eine ermutigende Entwicklung: Mindestens fünf vitale Wolfswelpen bewegen sich im Kerngebiet des Segeberger Forsts. Wer die Mutter dieser Welpen ist, bleibt jedoch bislang unklar.

 

Unsicherheit um die Mutter der Welpen

Die Herkunft der fünf auf der Wildkamera gesichteten Welpen sei derzeit ungeklärt, da noch kein genetisches Material (z. B. Kotproben oder Haare) gesammelt werden konnte, so ein Sprecher der Projektgruppe des LfU.  Da Wölfe sich nur einmal im Jahr vermehren, nämlich im Frühjahr, müssen die Welpen aus einem Wurf von 2025 stammen. Sie könnten Nachkommen der getöteten Leitwölfin GW2656f sein, die kurz vor ihrem Tod Welpen gesäugt hatte. Ebenso ist es möglich, dass eine Tochter des Rudels, die sich in einem angrenzenden Gebiet angesiedelt hatte, die Mutter ist und nach dem Tod der Leitwölfin mit ihren Jungen in das Kerngebiet des Segeberger Forsts zurückgekehrt ist.
Beispielfoto Wolfswelpen. Auf dem Originalbild sind die Welpen auf einer Wiese zu sehen. Das Abendblatt titelte aber in einer Tatsachenbehauptung, dass die Welpen überlebt haben. Tatsächlich ist dies aber noch nicht klar: https://www.abendblatt.de/schleswig-holstein/norderstedt/article409063081/woelfe.html?utm_medium=social&utm_campaign=HA&utm_source=Facebook&tpcc=artikel_facebook_ha&fbclid=IwY2xjawKbtU9leHRuA2FlbQIxMQABHjO45h4coUJcPDwO7tRVy9LBlYIxNVDVOBW8swA9wyxB8usDq-ETD94MRWlN_aem_7RujXOsX1X-Ymg0UHn9SGQ#Echobox=1747818389

Die Rolle von GW2441m

Der Vaterwolf GW2441m spielt vermutlich eine zentrale Rolle in der Aufzucht der Welpen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass er das Rudel verlassen hat oder verstorben ist, so der LfU-Sprecher, was ihn zu einem stabilisierenden Element im Rudel macht. Ob er der Vater der aktuellen Welpen ist, bleibt jedoch unklar, da auch die Beteiligung eines neuen Wolfsrüden möglich ist. Die genetische Untersuchung der Welpen wird Aufschluss darüber geben, ob GW2441m weiterhin als Vater aktiv ist oder ob ein neuer Rüde die Dynamik des Rudels verändert hat. Unabhängig von seiner biologischen Vaterschaft zeigt die Anwesenheit von GW2441m, wie wichtig starke Elterntiere für die Stabilität eines Rudels sind.

Die Stärke des Rudels

Die Möglichkeit, dass die Welpen trotz des Verlustes ihrer Mutter überlebt haben, unterstreicht die soziale Stärke von Wolfsrudeln. Wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. vermuten, dass ältere Jungtiere aus früheren Würfen (z. B. aus 2023) oder GW2441m selbst die Welpen mit zerkauter Nahrung versorgen könnten. Dies verdeutlicht, wie Wölfe als Rudel zusammenarbeiten, um Herausforderungen wie den Verlust eines Elterntieres zu meistern.

Chronik des Wolfsrudels Segeberger Forst

Ausriss aus DBB-Wolf.de
  • 2019: Einzelwolf GW1120f wird im Segeberger Forst nachgewiesen (DBBW-Daten).
  • 2022: Das Rudel im Segeberger Forst wird als bestätigtes Wolfsgebiet etabliert, mit GW2441m als Leitrüde und GW2834f als Leitwölfin. Keine Reproduktion nachgewiesen (DBBW-Daten).
  • 29. März 2023: Leitwölfin GW2834f wird auf der B205 bei Rickling bei einem Verkehrsunfall getötet. GW2441m paart sich anschließend mit GW2656f, einer Wölfin aus dem Bereich Kalübbe.
  • Frühjahr 2023: GW2441m und GW2656f ziehen sechs Welpen auf, bestätigt durch Wildkameraaufnahmen im Juli 2023 (DBBW-Daten). Eines der Jungtiere stirbt im Oktober 2023 bei einem Verkehrsunfall. Fünf Jungtiere überleben und bleiben im Rudel.
  • Frühjahr 2024: GW2656f bringt acht Welpen zur Welt, bestätigt durch Wildkameraaufnahmen und DBBW-Daten. GW2441m ist der Vater.
  • 21. April 2025: Leitwölfin GW2656f wird auf der B205 bei Rickling getötet. Genetische Analysen und die DBBW bestätigen ihre Identität als Leitwölfin. Milchspuren deuten darauf hin, dass sie Welpen gesäugt hatte.
  • 17. Mai 2025: Wildkameraaufnahmen zeigen fünf vitale Welpen im Segeberger Forst. Ihre Herkunft ist unklar: Sie könnten von GW2656f oder einer Tochter des Rudels stammen, die mit ihren Welpen in das Kerngebiet zurückgekehrt ist. GW2441m ist vermutlich weiterhin im Rudel aktiv, seine Vaterschaft ist unbestätigt.

Ein Plädoyer für Schutz und Aufklärung

Der Segeberger Forst ist ein lebendiger Beweis dafür, wie wichtig intakte Lebensräume und der Schutz von Wölfen sind. Verkehrsunfälle wie der Tod von GW2656f sind neben illegalen Tötungen eine der größten Bedrohungen für Wölfe in Deutschland. Wolfsschutz-Deutschland e.V. fordert daher verstärkte Maßnahmen wie Wildtierbrücken, Geschwindigkeitsbegrenzungen und Warnschilder an bekannten Wolfsterritorien, um solche Tragödien zu verhindern.
Quellen:

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