Wölfe als Sündenböcke: Die „Herrsche und Teile“- Agenda auch gegen Italiens Wölfe

Der Wolf ist ein Symbol für die Rückkehr der Wildnis, gerade auch in Italien. Mit etwa 3.300 Tieren, die 23 % des Landes von den Apenninen bis zu den Alpen besiedeln, reguliert er Ökosysteme und fördert die Biodiversität. Doch in Südtirol wird der Wolf erneut zum Sündenbock, wie der Fund eines toten Wolfs am 25. September 2025 bei St. Vigil in Enneberg zeigt. Dieser Vorfall spiegelt eine eskalierende Aufwiegelung wider, angeheizt durch Medienpropaganda und Interessenkonflikte. Wolfsschutz-Deutschland e. V. lehnt jegliche Abschüsse – legal oder illegal – entschieden ab und sieht den Wolf als Opfer einer uralten Strategie: „Herrsche und Teile“. Dieser Artikel beleuchtet, wie Medien die Bevölkerung aufhetzen, warum die Wolfskontroverse von größeren Problemen ablenkt und wer davon profitiert.

Der Wolfsfund in Südtirol: Ein Symptom systematischer Propaganda

Am 25. September 2025 fanden Förster in Südtirol den Kadaver eines Wolfs, nachdem eine anonyme E-Mail den Fund meldete. Die Todesursache ist unklar – Vergiftung wird vermutet, ähnlich wie bei einem Wolf in Kastelruth (Juli 2025) oder einem Goldschakal in der Region. Gleichzeitig wurde ein geschwächter Jungwolf gerettet und in ein Pflegezentrum bei Bologna gebracht. Solche Vorfälle sind kein Einzelfall: Jährlich sterben in Italien 200–500 Wölfe durch illegale Tötungen (Gift, Fallen, Wilderei) oder Verkehrsunfälle. Seit der EU-Herabstufung des Schutzstatus von „streng geschützt“ auf „geschützt“ im März 2025 sind legale Abschüsse erlaubt – etwa 160 pro Jahr, darunter zwei im Vinschgau (Juli 2025). Wolfsschutz-Deutschland e. V. verurteilt diese Abschüsse scharf. Wölfe sind keine Gefahr für Menschen – seit über 200 Jahren gab es keinen tödlichen Angriff. Ihre ökologische Rolle als Regulator von Wildbeständen wie Rehen oder Wildschweinen ist unersetzlich. Dennoch wird der Wolf als Problem dargestellt. Warum?
Beispielfoto Wolfsrudel. © Brigitte Sommer

Medienpropaganda: Der Wolf als Sündenbock

Medienberichte schüren gezielt Angst. Schlagzeilen über „Wölfe auf Skipisten“ oder Viehverluste (ca. 200 pro Jahr in manchen Regionen) dominieren, während die Hauptursachen für Weidetierverluste – Krankheiten, Unfälle oder mangelnde Stallung – kaum erwähnt werden. Statistisch machen Wolfsrisse nur einen Bruchteil der Verluste aus (z. B. in Südtirol weniger als 5 % der Schafverluste). Trotzdem wird der Wolf als Hauptproblem inszeniert. Eine Umfrage des Landesinstituts ASTAT (18. September 2025) zeigt die Folgen: 72 % der Südtiroler sehen Wölfe negativ, 69 % halten sie für gefährlich, und 87 % fordern Abschüsse. Diese Stimmung ist kein Zufall. Sensationslüsternde Berichte über seltene Angriffe auf Hunde (ca. 400 seit 2024) oder Wolfsichtungen in Wohngebieten übertreiben die Gefahr, während Lösungen wie Zäune oder Herdenschutzhunde (erfolgreich im Nationalpark Abruzzo) unterbelichtet bleiben. Schon im Mittelalter diente der Wolf als Sündenbock: Mächtige nutzten ihn, um Bauern von sozialen Missständen abzulenken und Kontrolle zu sichern. Heute lenkt die „Wolfskrise“ von systemischen Problemen der Landwirtschaft ab – etwa sinkende Agrarsubventionen, steigende Kosten oder Handelskonkurrenz.

„Herrsche und Teile“: Die Agenda hinter der Anstachelung

Die Fixierung auf den Wolf ist nicht logisch, da Viehverluste durch andere Ursachen weit überwiegen. Stattdessen folgt sie dem Prinzip „Herrsche und Teile“: Bauern, die mit wirtschaftlichen Unsicherheiten kämpfen, werden gegen Wölfe aufgebracht, anstatt gegen strukturelle Probleme wie unzureichende Förderungen oder Marktdruck. Wer profitiert von dieser Ablenkung?

  1. Politische Akteure: Lokale Politiker in Südtirol nutzen die Wolfskontroverse, um Wählerstimmen zu gewinnen. Forderungen nach Abschüssen – unterstützt von Prominenten wie Reinhold Messner – lenken von Versäumnissen in der Agrarpolitik ab. Die EU-Herabstufung des Schutzstatus könnte ein Zugeständnis an solche Interessen sein, um ländliche Wähler zu beruhigen.
  2. Agrarlobby: Großbauern drängen auf Abschüsse, um kurzfristige Kosten für Herdenschutz zu vermeiden. Statt in nachhaltige Maßnahmen wie Maremmano-Abruzzese-Hunde zu investieren, wird der Wolf als Bedrohung dargestellt.
  3. Tourismusindustrie: 61 % der Südtiroler befürchten laut ASTAT negative Auswirkungen auf den Tourismus. Berichte über „gefährliche“ Wölfe könnten dazu dienen, Abschüsse zu rechtfertigen, um das Image der Region als „sicheres Urlaubsziel“ zu wahren.
  4. Medienhäuser: Sensationalismus generiert Klicks und Auflage. Geschichten über „gefährliche“ Wölfe verkaufen sich besser als komplexe Themen wie Agrarreformen, wodurch die Spaltung zwischen Naturschützern und Landwirten vertieft wird. Zudem gehören die Medienhäuser nur noch einer Handvoll Menschen. Echte Vielfalt ist nicht mehr gegeben. 

Diese Agenda schadet nicht nur den Wölfen, sondern auch den Bauern, die von den wahren Ursachen ihrer Probleme abgelenkt werden. Die eigentliche Bedrohung liegt in wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, die kleinere Betriebe an den Rand drängen. Schon jetzt gehört immer mehr Grundbesitz Konzernen, die ein Interesse daran haben, dass kleine Betriebe zugrunde gehen. Sie wollen die Kontrolle über die Nahrungsmittelproduktion und die damit verbundenen Gewinne.

Fazit: Den Wolf schützen, die Ablenkung durchschauen

Der Wolf ist kein Feind, sondern ein Verbündeter der Natur. Die aktuelle Mobilmachung gegen Wölfe, angefacht durch Medien und Interessengruppen, folgt einem alten Muster: „Herrsche und Teile“. Indem Bauern gegen Wölfe europaweit, ja sogar weltweit aufgebracht werden, bleiben systemische Probleme wie wirtschaftliche Unsicherheit oder ungleiche Handelsbedingungen im Schatten. Der Wolfsfund in Südtirol ist ein Alarmsignal: Wir müssen die wahren Ursachen der Konflikte benennen und den Wolf schützen – für die Natur und für eine ehrliche Debatte. Wolfsschutz-Deutschland e. V. ruft dazu auf, die Stimme für den Wolf zu erheben und die Ablenkungsmanöver zu durchschauen. Wir müssen uns europaweit mit echten Wolfsfreundinnen und Wolfsfreunden verbünden und die Bauern sollten endlich erkennen, dass wir Natur- und Tierschützer, genau wie Wölfe, keine Feinde sind, sondern dass sie von Konzernen im Hintergrund benutzt werden wie Figuren in einem Schachspiel. 

Quellen:

https://www.buzzfeed.de/welt/fragen-auf-anonyme-mail-eingegangen-raetselhafter-fund-in-suedtirol-gemeinde-wirft-zr-93967832.html?utm_term=Autofeed&utm_campaign=bfde&utm_medium=Social&utm_source=Facebook&fbclid=IwY2xjawNQXNBleHRuA2FlbQIxMQABHlClLVHZwDAn8GXweNH4hs4ZC0gmNz0ZnHgidh-tjFp2YprvMIMHMcOXXRhh_aem_JaKOR7dZ5gwksS9_YtZCHw#Echobox=1759467982

https://astat.provinz.bz.it/de/home

Wir freuen uns über finanzielle Unterstützung:

Konzerne und Lobbyisten bestimmen immer mehr –  und nicht im Interesse der Bürger und nicht zum Wohle der Natur – mit. Deshalb ist es essentiell, dass es Vereine wie Wolfsschutz-Deutschland e. V. gibt, die völlig unabhängig sind. Kein Vorstandsmitglied sitzt in einer Partei. Parteien mischen auch nicht bei uns mit und wir nehmen keine Lobbygelder an. Wer uns unterstützt, kann sich also sicher sein, dass wir stets im Sinne unserer Wölfe handeln. Wir sind nicht bestechlich. 

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3 Gedanken zu „Wölfe als Sündenböcke: Die „Herrsche und Teile“- Agenda auch gegen Italiens Wölfe

  1. Das wäre schön, herrsche und teile.
    Unsere wohlhabenden Herrschenden geben etwas ab von ihrem Reichtum.

    Leider wird es eine schöne Utopie bleiben, und man wird es wie schon seit Römerzeiten umgekehrt handhaben:
    teile und herrsche.

    Ein Fakt am Rande ist aber auch eine erfreuliche Nachricht – in Italien leben 3000 Wölfe. Na bitte, wenn das kein Erfolg ist. Auch bei uns würde es ab und zu gut tun, den Blick nicht auf Mord- und Totschlag und im Verkehr getötete Wölfe zu lenken, sondern auch auf die zahlreichen Mitstreiter und die Erfolge der Wiederansiedlung im eigenen Land und in unseren Nachbarländern zu lenken.
    Bei aller berechtigten Wut und Verzweiflung auch mal die positiven Seiten beleuchten.
    Diese Sichtweise transportiert euer Wolfskalender auf hervorragende Art und Weise und genau deshalb kaufe ich den auch 😊👋🏻

  2. beispiel fuchs/ dachs: in mehreren ländern europas ist die fuchs-jagd (füchse als beutegreifer wie wolf) teils seit aberjahren komplett verboten, mit den anfangs selben wehklagen und haltlosen droh+befürchtungs-kulissen durch jäger und andere unbelehrbare. die realität indes erweist nach dem jahrelangen fuchs-jagd-verbot in diesen ländern aber keinerlei negative auswirkungen, im gegenteil sogar eine erhöhung der biodiversität in diesen gebieten ohne fuchsjagd, insbesondere auch keinerlei von interessierten prognostizierte füchseplage = „die natur“ reguliert sich betreffend fuchs VÖLLIG selbst, und oh wunder, genau das hat sie schon seit entstehung der art „fuchs“ vor abermillionen jahren getan, sonst wäre art „fuchs“ schon längst wieder ausgestorben, aus der weiteren evolution gelöscht. es kann doch dem verstand-begabten menschen nicht schwerfallen, das „modell-fuchs“ auf andere sog. „beutegreifer“ wie auch den wolf zu übertragen, und den schluss zu ziehen, dass man auch den wolf und andere sog „beutegreifer“ am besten einfach in ruhe leben und agieren lässt, ohne monitoren, ohne jagen, ohne befürchtungen, ohne ängste, usw, zumal erwiesen ist, dass wolf keinerlei gefahr für den menschen-selbst darstellt, womit sich die ganze mal positiv, weit öfter negativ hypende wolfsdebatte weil völlig gegenstandslos als unsinnig erweist, und wenn wolf selten (1-2-3%) nicht-geschützte weidetiere reisst, dann ist das die kategorie „fuchs du hast die gans gestohlen …“ mit dem heutigen unterschied, dass man dafür finanzielle staatliche entschädigungen bekommt, „so what?“ — wer heute noch wölfe und andere beutegreifer bejagen oder vernichten will, hat die zeichen der zeit (sich anbahnende umweltkatastrophen, arten-aussterben, übersäuerung und vermüllung der basis-lebensgrundlage weltmeere, usw) und die funktionsweisen der natur sträflich (denn das wissen ist mittlerweile vorhanden!) nicht verstanden, und sollte sich daher raushalten statt unsinn zu quaken, denn wir alle lebewesen auf erden werden den ganz realen sehr hohen preis zahlen, wenn wir menschen so weitermachen wie die letzten ca 200 jahre.

  3. Herrliche Analyse! Der „Herrsche und Teile-Trick mit dem Wolf ist ja ein alter Hut, oder vielleicht ja nicht? Wer denkt schon daran, dass die wirklich gefährlichen Großkatzen im董事會的办公室坐镇,statt draußen die Weidewirtschaft zu kontrollieren? Aber klar, wer braucht schon logische Lösungen, wenn es einfacher ist, eine faszinierende Sündebockfigur zu haben? Gut, dass es noch den Wolfsschutz-Deutschland e. V. gibt, um diese schiere Lüge aufzudecken. Wir brauchen mehr Wolfskalender, damit jeder sieht, wie niedlich diese Tiere sind – und wie skrupellos diejenigen sind, die sie instrumentalisieren! Lass uns gemeinsam den Wolf schützen und die wahren Mächtigen auf den Schirm holen! Spende jetzt, wir brauchen die Hilfe!vòng quay lựa chọn

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