Am 03.12.2018 fand um 19.00 Uhr im Ev. Gemeindehaus in Dinslaken ein Infoabend zum Thema „Wolf“ mit anschließender Podiumsdiskussion statt. Eingeladen hatte Adnan Köse, deutscher Regisseur, Drehbuchautor, Schauspieler, Theaterautor und Produzent, türkisch-deutscher Abstammung, der sich bereits im November in einem Artikel der NRZ für die Wölfin am Niederrhein eingesetzt hatte. Anwesend waren die Wolfsexperten Eckhard Schwedhelm und Jos de Bruin, Peter Malzbender (NABU Wesel), Heike Grießer und Adip Duter (Lichtburg). Ziel der Veranstaltung war die Information auf breiter Ebene von Befürwortern und Gegner des Wolfsgebietes Wesel. Ängste sollten genommen und Lösungsvorschläge angeboten werden.
Ca. 60 – 70 Interessierte nahmen an diesem Abend teil, der ganz klar „pro Wolf“ geprägt war. Vielleicht ein Grund dafür, daß der „Massenandrang“ der vorausgegangenen Veranstaltungen ausblieb?
Wölfe haben viele Freunde in NRW
Den Auftakt bildete die Begrüßung durch den Ev. Pfarrer der Gemeinde, der freundlicherweise die Räumlichkeit zur Verfügung gestellt hatte. Darin erwähnte er, dass Tiere in der Bibel schon immer als vernachlässigte Geschwister der Schöpfung gesehen wurden, und daher gerade der Wolf immer schon mit einem schlechten Image im Christentum kämpfen mußte. Anders hingegen im Buddhismus und Hinduismus, der Tiere als Mitgeschöpfe gleichstellt.
Eröffnungsworte, die zum Nachdenken anregten.
Daran knüpfte Heike Grießer, Archäologin und Eigentümerin der Lichtburg, mit ihren Ausführungen an. Dabei bezog sie sich auf die intensive Beziehung zwischen Hominiden und Caniden, die bereits seit mehreren tausend Jahren besteht, und die sich immer wieder gegenseitig beeinflußt. Die Wölfe suchten irgendwann die Nähe der Menschen mit dem Ergebnis, daß diese ihr Sozialverhalten von ihnen erlernt haben – statt umgekehrt.
Für viele der Anwesenden vielleicht neue und ungewohnte Töne in der Wolfsdebatte.
Großer Riss im Zaun des Dammwildgeheges
Aber auch der Vorsitzende des NABU Wesel, Peter Malzbender, zog einen tierischen Vergleich: “ Wir sind Affen und ein Teil der Natur!“ Sein Anliegen war in erster Linie die Hysterie einzudämmen und auf realistische „facts“ runterzufahren. Dabei betonte er die wichtige Rolle des Senckenberg – Instituts, und ließ keinen Zweifel an dessen wissenschaftlichen Ergebnissen zu. Auch bei der Zaunkontrolle des LANUV, am Beispiel des Landwirts Dickmann und seinem Damwildgehege, sei untersuchungstechnisch alles korrekt verlaufen. Bis auf die Tatsache, daß dabei ein 30cm Loch im Zaun festgestellt wurde, und der Landwirt dem LANUV erst zwei Tage nach dem Riß den Zugang auf seinen Hof gewährte. Dieses brachte eine bereits bekannte sehr „engagierte“ Wolfsgegnerin dazu, mit Zwischenrufen vehement zu stören, was allerdings sehr rasch unterbunden wurde.
Deutschland hätte Platz für ca. 400 Rudel, also etwa 3000 – 4000 Wölfe, war eine weitere Aussage an diesem Abend! Nach der ersten „Schnappatmung“ ließ die Debatte nicht lange auf sich warten. Die Antwort Peter Malzbenders war, es gibt hier genug Schalen-‚ als auch Rotwild, und darum ist der Wolf da! Allen Betroffenen riet er, alle erforderlichen Schutzmaßnahmen in jeder Hinsicht wahrzunehmen!
Im Anschluß daran folgten sehr detaillierte Diavorträge von Jos de Bruin und Eckhard Schwedhelm, die mit vielen Beispielen alles Wissenswerte zum Thema „Wolf“ vermittelten.
Der Bestand der Wölfe in Deutschland, Lebensraum, Nahrungserwerb und Jagdverhalten, Kommunikation und Verhaltensweise der Tiere wurden anschaulich dargestellt. Die Wolfsforschung im Gehege, aber auch der Vergleich zu den wildlebenden Wölfen wurden immer wieder differenziert geschildert, so, daß eigentlich keine Fragen mehr offen bleiben sollten!
Wolfsgegner störten und Hobbyhalter forderten ohne Skrupel, dass ihr Hobby von der Allgemeinheit bezahlt wird
Einige blieben anscheinend dennoch…, z. B. eine angebliche Kinder/ Wolfsproblematik, für die immer wieder eine Art Garantieschein von den Experten eingefordert wurde. Die Gerüchteküche kochte…, von drei Wölfen , die am Wohnbereich der Nachbarin gesichtet wurden…, keine Reaktion des LANUV auf mehrmaligen Anruf, und noch vieles mehr. Ein Landwirt, der buchstäblich mit “ den Hufen scharrte“ um endlich sein Statement von Milchkühen, Schafen, kurzum, der desaströsen Situation der Weidetierhalter (Schuldzuweisung an die Wolfsschützer zum Besten zu geben, wurde schnell in die Schranken gewiesen. Seine manipulative Art und Weise seien hier unangebracht, war die Antwort.
Adnan Köse bedauerte sehr, daß in diesem Zusammenhang kein geladener Politiker des Landtags teilgenommen habe, betonte aber ganz klar, daß die Tötung der Wölfin Gloria keine Option sei! Sein Fazit dieses Abends: “ Wenn sie möchten, daß der Wolf hier heimisch wird, dann finden wir eine Lösung! Wenn nicht, dann haben wir ein Problem!“
Abschließende Worte des Podiums: Die Erde soll nicht weiter ausgebeutet werden. Vielleicht muß man einmal darüber nachdenken, ob die Landwirtschaft zu extensiv sei. Denn, die meisten Probleme mit dem Wolf seien hausgemacht.
Ulrike de Heuvel, Wolfsteamleitung NRW
5 Gedanken zu „NRW – Tötung von Wölfin Gloria keine Option – Zusammenfassung einer Veranstaltung mit Filmemacher Adnan Köse“
Ich denke noch an das Vergasen der Füchse in den siebziger Jahren. Füchse übertragen Tollwut. Kein Mensch bekam Tollwut,aber die Füchse wurden getötet..Mit dem Wolf ist es ähnlich. Obwohl täglich in den Medien berichtetet wird,dass Kinder und andere Menschen von Menschen getötet werden,lese ich nichts über den Wolf und grausame Taten. Nur dass er Fleisch frisst und das machen die Gutmenschen auch. Marianne Futterschneider Türkisweg
Daumen hoch, genauso ist es, nicht anders.
sehr interessant sind die Ausführungen von Heike Grießer, die Menschen erlernten ihr Sozialverhalten von den Wölfen. Ich bewundere schon immer die Familienbande der Wölfe, das hat man auch jetzt wieder schön gesehen in dem Film über die Polarwölfe. Das sollten sich diese nie etwas dazu lernenden Wolfsgegner ansehen und auch mal ihr Gehirn ( soweit noch vorhanden ) einschalten, ich würde auch mal noch etwas Empathie empfehlen. Den Vergleich von Peter Malzbender: wir sind Affen und Teil der Natur kann ich nur begrüßen.
Solche Abende kann ich nur begrüßen und würde mir wünschen, dass viel mehr Fachleute an vielen Orten Deutschlands solch einen Aufklärungs – und Diskussionsabend anbieten würden. Die ganz harten, verbohrten, ignoranten und fachlich unwissenden Wolfsgegner wird man wohl kaum überzeugen können, dafür jedoch mit Sicherheit einige andere Menschen, die bisher nur das Märchen vom bösen Wolf kannten.
Es tut so gut auch mal positive Meldungen zu lesen. Trotzdem bekomme ich immer mehr Angst um jegliche Tiere ,weil so viele Menschen dumm und gefühllos im Umgang mit all unseren Tieren sind .
Vielen Dank an die entgagierten Wolfsschützer !!!