Wie kommen die hohen Zahlen an Hunderissen bei Weide- und Wildtieren zustande? Lesen Sie hier eine mögliche Erklärung in unserer neuen Reportage. Unsere Ergebnisse stellen auch die Sinnhaftigkeit von Bundesumweltministerin Lemkes (Grüne) Schnellabschüssen infrage. Außerdem zeigen wir auch wieder Zaun- und Jagdfrevel auf.
Wir zählen in der Rissstatistik Hessen 54 Verdachtsfälle von Wolfsrissen von September bis Ende Dezember 2023. Von diesen 54 Verdachtsfällen wurde 19 Mal Hund bestätigt. Wolfsgegner deuten die deutlich hohen Zahlen an Hunderissen so, als wäre das Labor des Senckenberginstituts nicht in der Lage, die Proben richtig zu analysieren. Sie stellen Analysen eines Hamburger Labors dagegen, dessen Leitung sich in der Vergangenheit deutlich Anti-Wolf geäußert hatte und das zudem gar keinen offiziellen Auftrag hat, genetisches Material auszuwerten. Der Verdacht liegt also nahe, dass hier Ergebnisse den Wunschvorstellungen der Wolfsgegner angepasst werden sollen.
Sicherlich sind auch viele unangeleinte Hunde oder auch einige tatsächlich streunende Hunde für Risse verantwortlich. Doch die hohe Anzahl an Hunderissen in der Drückjagdsaison ist schon frappierend.
Jagdhunde für hohe Risszahlen verantwortlich?
Ab September fanden in den betroffenen Gebieten auch immer wieder große Drück- und Treibjagden statt. Es gab und gibt immer wieder Fälle, in denen unkontrollierte Jagdhunde Schafe und Wildtiere reißen. Im Rahmen von Drückjagden geraten Jagdhunde oft außer Kontrolle. In Kirchwald im Kreis Mayen-Koblenz (Rheinland-Pfalz) rissen Jagdhunde im Dezember 2022 während einer Drückjagd 15 Schafe. Die meisten Fälle werden der Öffentlichkeit kaum bekannt. Oft wird nach einer Drückjagd nicht ordnungsgemäß nach verletzten Tieren gesucht und Wildtiere müssen tagelang unter Qualen dahin siechen. Wir berichteten hier über eine Drückjagd mit Leikis im Wolfsterritorium Butzbach. Leikis sind berüchtigt dafür, Wildtiere anzufallen: https://wolfsschutz-deutschland.de/2023/11/12/hessen-wolf-butzi-hat-jetzt-eine-gefaehrtin/
Auszug aus der Verdachtsliste
12.12.23 | Langgöns / Kreis Gießen | Schaf | abgeschlossen: Hund* |
11.12.23 | Mühltal / Kreis Darmstadt-Dieburg | Damwild, Gatterwild | abgeschlossen: Hund* |
22.11.23 | Gutsbezirk Spessart / Main-Kinzig-Kreis | Ziege | abgeschlossen: Hund* |
20.11.23 | Fürth / Kreis Bergstraße | Reh | abgeschlossen: Hund* |
17.11.23 | Münchhausen / Kreis Marburg-Biedenkopf | Schaf | abgeschlossen: Hund* |
16.11.23 | Runkel / Kreis Limburg-Weilburg | Reh | abgeschlossen: Hund*
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14.11.23 | Lohra / Kreis Marburg-Biedenkopf | Reh | abgeschlossen: Hund* |
13.11.23 | Fürth / Kreis Bergstraße | Reh | abgeschlossen: Hund* |
13.11.23 | Münchhausen / Kreis Marburg-Biedenkopf | 2 Schafe | abgeschlossen: Hund* |
10.11.23 | Langgöns / Landkreis Gießen | Reh | abgeschlossen: Hund* |
10.11.23 | Grünberg / Landkreis Gießen | Rinderkalb | abgeschlossen: Hund* |
06.11.23 | Sinntal / Main-Kinzig-Kreis | Fohlen | abgeschlossen: Hund* |
22.10.23 | Biebergemünd / Main-Kinzig-Kreis | Reh | abgeschlossen: Hund* |
15.10.23 | Modautal / Kreis Darmstadt-Dieburg | Reh | abgeschlossen: Hund* |
10.10.23 | Weilrod / Hochtaunuskreis | Reh | abgeschlossen: Hund*
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24.09.23 | Aßlar / Lahn-Dill-Kreis | Reh | abgeschlossen: Hund* |
20.09.23 | Ranstadt / Wetteraukreis | Reh | abgeschlossen: Hund* |
15.09.23 | Habichtswald / Kreis Kassel | Hund | abgeschlossen: Hund* |
09.09.23 | Nidda / Wetteraukreis | Reh | abgeschlossen: Hund* |
Fünf Fälle sind in der Verdachtsliste noch offe. Kein einziges Mal wurde von September bis Ende Dezember ein Wolf bestätigt. In den meisten Fällen war keine Artbestimmung möglich.
Ausschnitt aus der Liste der Wolfsnachweise
Wir haben hier nicht zwischen Nutz- und Wildtierrissen unterschieden. Auch so wird deutlich, wie wenig tatsächlich Wolfsrisse ausmachen.
Ähnliche Daten aus Schleswig-Holstein
Wie aus einer Statistik des Ministeriums hervorgeht, hatte es im Jahr 2023 nur 11 Risse von Nutz- und Wildtieren gegeben, die klar dem Wolf zuzuordnen waren – dabei wurden meistens Schafe erlegt. Bei 16 weiteren Tierkörper- und Kadaverfunden konnte zudem ein Wolfsriss nicht nachgewiesen werden.
Hier eine Dokumentation der Schweizer Orga Hunt Watch über einen Jagdhund, der während einer Drückjagd außer Kontrolle geraten war:
Niedersachsen will Lemkes Schnellabschüsse umsetzen
Laut einer Meldung der dpa Ende des vergangenen Jahres, hat Umweltminister Christian Meyer die neue Abschussregelung für Wölfe begrüßt. «Niedersachsen setzt sich seit langem für pragmatische, einfache und schnellere Entnahmen von Wölfen in Regionen mit hohen Nutztierschäden trotz bestehendem Herdenschutz ein.“
Er sei sehr erleichtert und froh, dass seine Kolleginnen und Kollegen von CDU, SPD und Grünen sich einstimmig für das von Niedersachsen befürwortete neue Modell zur Abwehr erheblicher Schäden an Weidetieren ausgesprochen haben», hieß es weiter in einer Stellungnahme.
Zukünftig sollen Wölfe, denen man Risse an Weidetieren unterstellt, ohne DNA-Abgleich rund um Weiden im Umkreis von einem Kilometer abgeschossen werden dürfen. Ein Unding, denn für sehr viele Risse sind Wölfe gar nicht verantwortlich. Außerdem öffnet diese Regelung Rissprovokationen und Wolfsanfütterungenien von Seiten der Weidetierhalter Tür und Tor. Wir berichteten hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2023/12/05/skandal-schnellabschuesse-von-woelfen-auf-umweltministerkonferenz-beschlossen/
Hier unsere Petition gegen Schnellabschüsse: http://www.innn.it/wolf
In zwei von drei Fällen waren Weidetiere in Hessen immer noch nicht geschützt
Das Wolfszentrum Hessen im Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) informierte am 04. Januar über das Neueste im hessischen Wolfsmonitoring sowie der Begutachtung von Nutztierschäden im November:
Im November haben in Hessen nachweislich drei Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere stattgefunden. Die Fälle ereigneten sich in den Landkreisen Fulda, Lahn-Dill sowie Rheingau-Taunus. Insgesamt wurden bei den Übergriffen vier Schafe und eine Ziege getötet. Ein weiteres Schaf gilt als vermisst. In allen drei Fällen konnte Wolfs-DNA sichergestellt werden. Mithilfe der sogenannten Genotypisierung gelang es dem Zentrum für Wildtiergenetik des Senckenberg Instituts auch die einzelnen Individuen nachzuweisen. Demnach ist der Übergriff im Lahn-Dill-Kreis auf die Wölfin GW2479f (Freya) zurückzuführen. Das Tier gilt seit dem Monitoringjahr 2022/2023 in dem Bereich als sesshaft. Wir berichteten vor Kurzem wie in diesem Revier ein Rehkadavader unter mysteriösen Umständen auf einer Schafsweide landete: https://wolfsschutz-deutschland.de/2024/01/14/taeuschen-abzocken-moralisieren-und-drohen-die-tricks-der-agrarlobby/
Im Rheingau-Taunus-Kreis wurde die Wölfin GW3059f nachgewiesen. Sie ist ein Nachkomme aus dem Territorium Rüdesheim, in welchem seit 2020/2021 ein Wolfspaar sesshaft ist. Das Paar hat im Jahr 2022 den ersten hessischen Wolfsnachwuchs bekommen. Im Landkreis Fulda wurde das Wolfspaar GW3222m und GW3092f (Frigga und Anton) zum wiederholten Male an einem Nutztierschaden nachgewiesen. Das Paar wurde schon mehrfach in der Grenzregion Hessen- Bayern genetisch erfasst. Hessen und Bayern hatten zudem auch Schießgenehmigungen auf das Paar ausgestellt, ein Gericht fegte diese jedoch kurze Zeit später vom Tisch. Wir berichteten auch hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2023/11/21/wolfsschutz-deutschland-e-v-alarmiert-frigga-und-anton-von-illegalter-toetung-bedroht/
Laut HLNUG waren in zwei der drei Fälle die Tiere zum Zeitpunkt des Übergriffs nicht ausreichend geschützt.
Ungeschützte Weide bei Biebergemünd
Zaundokumentation über eine Weide bei Biebergemünd im Spessart in Hessen. Zuvor wurden hier ganz in der Nähe zwei tote Schafe einem Goldschakal zugeordnet.
14.10.23 | Biebergemünd / Main-Kinzig-Kreis | 2 Schafe | abgeschlossen: Goldschakal* |
Wir glauben nicht, dass der Goldschakal das Schaf gerissen hatte, sondern glauben eher, dass er an dem bereits toten Schaf nachgesorgt, d. h. Aas gefressen hatte. In der Nähe von Biebergemünd wurden auch schon Wölfe nachgewiesen. Hier eine Zaunsituation, die leider beispielhaft für den gesamten Spessart ist. Vorne sehen die Zäune nahezu perfekt aus, aber an den Seiten sind große Lücken.
Hier Bilder von dieser Weide ein paar Tage zuvor, mit Schafen
Wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. fordern, dass es endlich möglich gemacht werden muss, Weidetierhalter nach Rissen, endlich mit Strafzahlungen für Nachlässigkeiten und geplante Rissprovokationen verantwortlich zu machen.
Quellen:
https://www.hlnug.de/themen/naturschutz/tiere-und-pflanzen/arten-melden/archiv
https://www.wildtierschutz-deutschland.de/single-post/jagdhunde-reissen-schafe
https://www.zeit.de/news/2023-12/01/land-will-schnellabschuss-problematischer-woelfe-umsetzen
https://www.umwelt.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/pressemitteilungen/umk-wolf-227680.html
Wir freuen uns über Unterstützung
Es ist leider Fakt, dass der Schutz der Wölfe in Zukunft wohl immer mehr über Gerichte und Anwälte durchgesetzt werden muss. Deshalb brauchen wir auch dringend finanzielle Unterstützung. Unser Verein wird nicht staatlich gefördert, was uns zum einen tatsächlich auch sehr unabhängig macht, zum anderen aber natürlich auch unsere finanziellen Möglichkeiten begrenzt.
Schon kleine, regelmäßige Beiträge, wie z. B. ein monatlicher Dauerauftrag von 5 Euro können uns helfen. Seit Vereinsgründung vor fünf Jahren standen wir ohne wenn und aber und politische Winkelzüge auf der Seite der Wölfe und wir widersprachen unerschrocken Politkern ebenso wie anderen Verbänden und wir lassen uns durch Drohungen nicht einschüchtern. Gerade in diesen schweren Zeiten ist ein Verein wie der unsere essentiell.
Wolfsschutz-Deutschland e.V.
Berliner Sparkasse
IBAN DE79 1005 0000 0190 7118 84
BIC BELADEBEXXX
Auch Paypal ist möglich: https://wolfsschutz-deutschland.de/spenden-2/
2 Gedanken zu „Jagdhunde für hohe Risszahlen verantwortlich?“
eben die geistlosen Jäger.
Wann rücken wir den endlich auf den Pelz. Primitives Volk. 👎🤦♀️
…..klar und immer sind es die
angeblich die Wölfe….so ein
Phariäertum ….diese Theoretiker
von den einzelnen Bundesländer
haben von Tuten und Blasen keine
Ahnung, Hauptsache abknallen.