Faktencheck: So sehen „wolfssichere“ Zäune in Schleswig-Holstein bei dem vom Abschuss bedrohten Wolf Dani aus?

Während Schleswig Holsteins Umweltminister Albrecht (GRÜNE) Wolfsfreunde als „militant“ bezeichnet und folgendermaßen von den Kieler Nachrichten http://www.kn-online.de/Nachrichten/Schleswig-Holstein/Jan-Philipp-Albrecht-haelt-Wolfs-Abschuss-fuer-immer-wahrscheinlicher?fbclid=IwAR0fxfKtasvhItU6f8g7saeoX7BdLCkV_ai9V1J6EwjMA4NhdVOHzAUyQn8  zitiert wird: … „Bestätigt sich, dass der junge Wolfsrüde GW 924 – wir nennen ihn Dani –  erneut einen Schutzzaun überwunden und Schafe gerissen hat, dann rechnet der Umweltminister mit einem schnellen Verfahren: „Ich gehe davon aus, dass entweder ein betroffener Tierhalter oder ein Verband, der ihn vertreten kann, dann zügig einen Antrag auf Entnahme des Wolfes stellen wird. Das zuständige Landesamt wird diesen Antrag dann schnell genehmigen.“

...haben wir uns mal typische Zäune in Schleswig-Holstein angesehen. Bei unserer heutigen Kontrolle zeigt sich ein Zaun, der lediglich kniehoch ist und auf dem auch kein Strom vorhanden ist. Zudem ist dort weder eine Batterie vorhanden noch ein anderes Gerät, das überhaupt eine Stromzufuhr zum Zaun ermöglichen würde. Dass dieser Zaun tatsächlich eine Schafherde umfasst, zeigen die weiteren Fotos. An einer Stelle, in der der Zaun an ein Gebüsch anschließt, wird er sogar noch niedriger. Solche Zäune kann man nur als Anfütterungsstellen bezeichnen, denn erlebt ein Beutegreifer hier ein Erfolgserlebnis, was geradezu kinderleicht zu erreichen ist, wird er sich auch an etwas professionelleren Zäunen ausprobieren. Solche Zäune sind nicht nur für Wölfe sondern auch für Hunde ein Fastfood-Angebot. 

Sollte der Umweltminister nicht erst einmal Weidetierhalter in Punkto Förderung von sicheren Zäunen unterstützen, als einen Wolfsabschuss in Aussicht zu stellen? Seine Versicherungen, dass Antragsteller und Jäger anonym bleiben können und nicht genannt werden sollen, klingt ja fast schon so, als würde der Umweltminister um einen Abschuss betteln. Dabei ist nicht einmal sicher, dass sich Dani fest in Schleswig-Holstein niederlassen wird.

Über die seltsam populistischen Anwandlungen des Umweltministers berichteten wir bereits hier: https://wolfsschutz-deutschland.de/2019/01/04/faktencheck-ndr-berichterstattung-zu-einem-so-genannten-problemwolf-in-schleswig-holstein-ist-zum-jetzigen-zeitpunkt-purer-populismus/

Hierzu auch unser offener Brief vom November 2018 – https://wolfsschutz-deutschland.de/2018/11/14/offener-brief-von-wolfsschutz-deutschland-an-umweltminister-philipp-albrecht-schleswig-holstein/

 

Das Gerät ist übrigens richtig angeschlossen, der nicht gesteckte Ampere-Anschluss ist für 10Ampere. Es wurde im mA-Bereich Gleichstrom gemessen. Im Übrigens ist auch keine Batterie oder ein anderes Gerät für eine Stromzufuhr am Zaun angebracht. Das Kabel wurde von der Rolle aus um die Weide gespannt.

Ein Platz für Wölfe: neben Gloria lebt jetzt Senni fest in Nordrhein-Westfalen

Beispielfoto

Landesregierung weist in der Senne zweites „Wolfsgebiet“ in Nordrhein-Westfalen aus


https://www.umwelt.nrw.de/presse/detail/news/2018-12-20-landesregierung-weist-in-der-senne-zweites-wolfsgebiet-in-nrw-aus/

Ministerin Ursula Heinen-Esser in einer Pressemitteilung von heute: Ab heute können Maßnahmen zum Herdenschutz auch in Ostwestfalen, in den Kreisen Lippe, Höxter, Paderborn, der Stadt Bielefeld und Teilen des Kreises Gütersloh gefördert werden

Nach dem „Wolfsgebiet Schermbeck“ am Niederrhein weist das Umweltministerium nun ein weiteres Wolfsgebiet in Nordrhein-Westfalen im Bereich der Senne aus. Hier liegen genügend Nachweise und Anhaltspunkte vor, so dass von einem standorttreuen Wolf ausgegangen werden kann. Anhand genetischer Analysen konnte ein weiblicher Wolf mit der Kennung GW1044f seit Ende Juli dieses Jahres mehrfach individuell nachgewiesen werden. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (LANUV) geht davon aus, dass dieses Tier mittlerweile standorttreu geworden ist.

Umweltministerin Heinen-Esser: „Vor diesem Hintergrund weisen wir hier in der Senne auf der Grundlage unserer Förderrichtlinien Wolf mit Wirkung zum 20. Dezember nun auch das zweite Wolfsgebiet in Nordrhein-Westfalen, das „Wolfsgebiet Senne“ aus. Das Wolfsgebiet ist zugleich Förderkulisse, denn hier erhalten Tierhaltungen mit Schafen und Ziegen sowie Wildgehege ab sofort Förderungen für Maßnahmen zum Herdenschutz.“ Das Wolfsgebiet Senne ist 922 km2 groß und umfasst Teile der Kreise Gütersloh, Lippe und Paderborn sowie der Stadt Bielefeld.

Beide Wolfsgebiete, „Schermbeck, wo Wölfin Gloria lebt und „Senne“, das neue Zuhause von „Senni“ würden von einer großzügig dimensionierten Pufferzone umfasst, in der künftig ebenfalls Präventionsmaßnahmen gefördert werden sollen – dazu werden zurzeit die aktuellen Förderrichtlinien angepasst, so das LANUV in der Pressemitteilung.

Wie bereits zum Wolfsgebiet „Schermbeck“ am Niederrhein informiert das Wolfsportal Nordrhein-Westfalen künftig auch zum „Wolfsgebiet Senne“. Das unter www.wolf.nrw öffentlich zugängliche Portal wird vom Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen (LANUV) regelmäßig aktualisiert. Dr. Thomas Delschen, Präsident des LANUV betonte: „Mit unserem Wolfsportal informieren wir die Bürgerinnen und Bürger über Nachweise, Nutztierrisse, sowie über das Verhalten und die Biologie von Wölfen. Mit Hilfe von interaktiven Karten und Listen können alle Ereignisse rund um den Wolf in Nordrhein-Westfalen unmittelbar nachvollzogen werden.“ Darüber hinaus sind für Anfang 2019 im Wolfsgebiet Senne Informationsveranstaltungen vor Ort vorgesehen.

Nichts dazugelernt? Patrouille und Zaunkontrolle im Gebiet des Rosenthaler Rudels in Sachsen

Das Rosenthaler Rudel in Sachsen im Landkreis Bautzen zählt zu den meist gefährdeten Rudeln in Deutschland. Dabei ist das Paar aber auch besonders klug, denn ihm gelingt es seit Jahren in dem Gebiet um Ralbitz-Rosenthal nicht nur zu überleben, sondern auch erfolgreich für Nachwuchs zu sorgen. 2013/14 siedelte sich das Wolfspaar dort an. 2014 bekamen sie fünf Welpen, 2015 ebenfalls fünf, 2016 2 und 2017 nur einen Welpen und 2018 vier Welpen,  wobei ein  männlicher Welpe am 16.07.2018 auf einem Betriebsgelände bei Holschdubrau (LK Bautzen) tot aufgefunden worden ist. Das Tier war an den Folgen einer Darm- und Lungenentzündung auf natürliche Weise gestorben.  (Quelle: http://www.dbb-wolf.de ) Dass dieses Wolfspaar dort so erfolgreich ist, obwohl in der Region die Menschen leben, die die bundesweite Wolfshasserfraktion mit organisieren, ist der Schlauheit dieses Rudels anzurechnen.  Illegale Abschüsse von Welpen, die nicht mehr aufgefunden werden, sind dort auch zu befürchten.  In diesem Jahr wurde bislang „nur“ eine illegal getötete Jährlingswölfin gefunden. Maja, die aus dem Rudel Knappenrode II stammte und die mit Betongewichten in einem See versenkt worden ist.  Wir berichteten: https://wolfsschutz-deutschland.de/2018/07/11/grausame-toetung-einer-jungwoelfin-10-000-euro-belohnung-fuer-die-ergreifung-des-taeters-ausgesetzt/ Wir gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Immer die gleichen Weidetierhalter beklagen sich in dem Gebiet über Risse. Zahlreiche Zaunkontrollen, die wir dort schon durchgeführt haben, machten deutlich, dass es Schäfern, oft Hobbyhaltern oder Schäfern im Nebenerwerb, nicht wirklich am Schutz ihrer Tier gelegen ist. Ja wir sagen sogar ganz klar, dass Risse im Gebiet des Rosenthaler Rudels provoziert werden. 

Diese interaktive Karte ist auf www.dbb-wolf.de zu finden.

Nur zirka die Hälfte der Risse in Sachsen sind überhaupt dem Wolf zuzuordnen

2018 gab es bisher 120 Meldungen von getöteten/verletzten/vermissten Nutztieren im Freistaat Sachsen. In 70 Fällen wurde der Wolf als Verursacher festgestellt bzw. konnte nicht ausgeschlossen werden, schreibt das Kontaktbüro Wolf in Sachsen  (http://www.wolf-sachsen.de ) Davon fallen sechs Vorfälle in den Bereich Ralbitz-Rosenthal. Siehe Rissliste, die dokumentiert, dass es in den Fällen, in denen ein Wolf nicht ausgeschlossen werden kann, eklatante Versäumnisse im Bereich Herdenschutz gibt. Von Festzäunen ohne Strom und Untergrabschutz, gar keinen Zaun und sogar von Anbindehaltung, die auch tierschutzrechtliche Konsequenzen haben müsste, ist hier in der rechten Spalte die Rede. 

Füttern die Tierhalter absichtlich Wölfe an?

Auch wir fanden bei unserer Kontrolle erneut Versäumnisse vor: Eine kleine Schafherde (siehe Fotos) ist zwar mit einem höheren Zaun ausgestattet, doch durch das Einwachsen von Gras wird die Stromzufuhr unterbrochen. Eine obere Litze ist zu hoch angebracht. Anders bei einer Ziegenherde, die gut geschützt ist. Eine obere Litze, die wirklich unter Strom steht, sowie Flatterbänder und zusätzliche Stromlitzen im unteren Bereich des Zauns sorgen für Sicherheit der Ziegen. Wie auch schon im vergangen Jahr erweckt hoch riskantes Verhalten der Hobbytierhalter bei uns den Eindruck, als wolle man seine Tiere opfern, um Argumente für den Abschuss des Rudels fordern zu können. Landrat Harig, selber Hobbyschäfer und zuständig für dieses Gebiet, hatte bereits mehrmals den Abschuss des ganzen Rudels gefordert. Grund: Immer wieder Rissgeschehen bei einem Nebenerwerbsschäfer in Cunnewitz, der einfach nicht dazuzulernen scheint.

 Im Vergangenen Jahr gelang es dem Rudel 20 Schafe und Ziegen in der Gegend zu reißen. Grund: fehlender Schutz. Dennoch genehmigte das Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) und des Landratsamtes Bautzen vom 27.10.2017, dass im Rosenthaler Rudel ein Wolf entnommen werden dürfe. Das SMUL hatte sein Einvernehmen zu der Ausnahmegenehmigung des Landratsamtes Bautzen erteilt. Diese absurde Genehmigung wurde mithilfe eines Eilantrages unseres damaligen Verbandes Grüne Liga Sachsen außer Kraft gesetzt. Die Geschichte liegt nun noch immer vor Gericht in Dresden. Zeitgleich hatten wir von Wolfsschutz Deutschland damals das Rosenthaler Rudel bis zur Erteilung des Eilantrages durch Nachtwachen geschützt. Wir sorgten dafür, dass sich die Tiere nicht aus dem Wald herauswagten. Unsere Petition für das Rosenthaler Rudel http://www.change.org/woelfe  haben bis heute mehr als 50.000 Menschen unterschrieben.

Kirrplatz direkt auf dem Waldweg

Wir schützen bis heute das Rudel dort mit Hilfe von  Zaunkontrollen und Wolfsschutzpatrouillen. Auch aktuell sind wir dort unterwegs. Im Wald haben wir einen Kirrplatz (siehe Fotos unten) direkt auf dem Waldweg gefunden. Was den meisten Menschen nicht bekannt ist: Jäger legen im Wald  Anlockplätze mit Getreide, Mais, Äpfeln und sogar Brot und sonstigen Abfällen an, um Wild zu füttern. Dieses wird dann während des Fressens erschossen. Diese Plätze sind sogar legal. Aber auch mitten auf dem Waldweg? Wie schnell könnte dort auch ein Geschoss einen Spaziergänger treffen? Nicht auszumalen, wie gefährlich solche Orte sind.

Ein weiteres Argument der Jägerschaft, dass das Wild dort immer weniger würde, können wir ebenfalls entkräften. Mitten am Tag, kurz vor der Mittagszeit, grasten drei Rehe auf offenem Gelände, 200 Meter rechts daneben ein Hochsitz. Die Rehe wussten ganz genau, dass sich dort zu dieser Zeit kein Jäger aufgehalten hat. Ein Stück weiter grasten friedlich Pferde. Das Rosenthaler Rudel hat noch nie Pferde angegriffen. Aber das Rudel sagt zu Schafen und Ziegen, die ihm ohne Schutz dargeboten werden, natürlich nicht „nein“.

CDU startete Kampagne gegen den Wolf in Sachsen

Die CDU startete eine Kampagne gegen den Wolf in Sachsen https://mitmachen.cdu-sachsen.de/wolf/. Hier ein Bericht des MDR dazu: https://www.mdr.de/sachsen/bautzen/bautzen-hoyerswerda-kamenz/kampagne-wolf-als-gefahr-100.html

Gerade mal 2606 Menschen wollen bis heute diese Wolfshasserkampagne mit ihrer Unterschrift unterstützen. Die Pro-Wolfpetition unseres Vereines unterstützen dagegen über 50.000 Menschen. Ein deutliches Signal, dass die Wähler Lobbypolitik für die Jäger und Bauernverbände nicht mehr tolerieren. Deutlich machen dies auch neueste Umfragen, bei denen die GroKo-Parteien (CDU und SPD) deutliche Verluste einfahren. Wir rufen die Landesregierung in Sachsen auf, sich endlich für den Schutz des Wolfs so einzusetzen, wie es die EU-Verträge, die auch der Freistaat Sachsen unterzeichnet hat, vorsehen, anstatt auf billigen Populismus zu setzen.

Was nützen höhere Zäune, wenn der Strom durch hineinwachsendes Gras unterbrochen wird?
Diese Ziegen sind gut geschützt. Am Festzaun ist eine obere Litze befestigt, die unter Strom steht. Zusätzlich sind Flatterbänder angebracht. Unten ist der Zaun durch Stromlitzen verstärkt.
Vor einem Jahr war in diesem Gebiet ein Riss von zirka 20 Schafen und Ziegen, der dem Rosenthaler Rudel zugeschrieben wurde. Daraufhin sollte das Rudel bzw. später ein einzelner Wolf aus dem Rudel abgeschossen werden. Dies wurde durch einen Eilantrag verhindert.
Wir machen regelmäßig Patrouillen im Gebiet des Rosenthaler Rudels. Auch unsere Vorsitzende Brigitte Sommer beteiligt sich daran.
Diese Schafe stehen hinter einem höheren Zaun mit oberer Litze, allerdings kann die Stromspannung nicht gehalten werden, da Gras in den Zaun hineinwächst.
Der Abstand zwischen Zaun und oberer Litze ist zudem zu hoch.
Wolfsschutzpatrouillen machen wir stets mit mehreren Vereinsmitgliedern, auch die Vereinsvorsitzende Brigitte Sommer beteiligt sich. Weitere Mitglieder zeigen wir zu deren Schutz nicht auf Bildern. Die Kontrollen sind legal, auch wenn Hobbyjäger oft etwas anderes behaupten.
Im Bereich des Rosenthaler Rudels wechseln sich Wälder mit Feldern und kleinen Dörfern ab.
Es gibt keinerlei nachgewiesene Angriffe auf Pferde in Haltung in Deutschland, auch nicht im Bereich des Rosenthaler Rudels. Eine Ausnahme: eine Wildpferdeherde des NABU, wo es vor mehreren Jahren einen Angriff auf Fohlen gab. Diese Pferde hier verhalten sich völlig ruhig.
Jäger behaupten immer wieder, man dürfe sich nur auf den Hauptwegen im Wald aufhalten. Dies ist nicht richtig.
Jäger behaupten durch die Anwesenheit des Rosenthaler Rudels sei das Wild so scheu geworden, dass es sich nicht mehr blicken lassen würde. Diese Aufnahme entstand bei Ralbitz. Drei Rehe äsen um kurz nach zwölf Uhr mittags auf dem Feld völlig in Ruhe. Zirka zweihundert Meter in östlicher Richtung befindet sich ein Hochsitz. Die Tiere wissen ganz genau, dass dort im Moment kein Jäger sitzt.
Der Wald im Bereich des Rosenthaler Rudels.
Ein so genannter Kirrplatz mitten auf dem Weg, oder ist der Jäger hier über seinen eigenen Eimer mit Getreide gestolpert? Normalerweise sind diese Anfütterungsplätze immer ein paar Meter im Wald verborgen. Drum herum Hochsitze. Dort sollen die Tiere beim Fressen erschossen werden.

Sachsen – Rissvorfall bei Förderverein Oberlausitz: Wir fordern Herdenschutz statt Wolfsabschuss!

Wie kann das sein? Der Förderverein Oberlausitz wartet seit Dezember 2017 auf neue, wolfssichere Netze und Entschädigung!

12.10.2018 – Dauban/Wartha (Schlangenweide- Elchgehege) – Von einem Blutrausch war in der Presse mal wieder schnell die Rede. Das Daubaner Wolfsrudel soll aktuell mutmaßlich für einen Großriss von mindestens 40 Schafen verantwortlich sein. Mindestens 80 Tiere wären weggelaufen und würden tatsächlich noch immer vermisst werden, teilt uns der Schäfer Felix Wagner, Mitarbeiter des Vereines, am Telefon mit. Der Verein hält in fünf Herden 534 Schafe und 52 Ziegen mitten im Gebiet des Daubaner Rudels. Die Tiere würden wichtige Aufgaben in der Landschaftspflege übernehmen. Man setze sie ein für die Offenhaltung und gegen die Verbuschung  des Gebietes. Diese Maßnahmen kämen auch bedrohten Arten wie beispielsweise Feuersalamander und seltenen Schmetterlingsarten zugute. Das Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert und für die Landschaftspflege gibt es auch EU-Subventionen. Dennoch sei die Haltung und Pflege der Schafe derart kostenintensiv, dass der Verein sich bislang keine zusätzliche, unter Strom stehende obere Litze sowie Herdenschutzhunde leisten könne.

Zwar würde die Anschaffung von Herdenschutzhunden von der sächsischen Landesregierung gefördert, doch könne man den Unterhalt, wie z.B.Futter- oder Tierarztkosten nicht alleine stemmen. Auch sei es schwierig, Herdenschutzhunde in alle fünf Herden zu integrieren. Eine weitere Option, Esel, stünden nur für trockene Böden und Magerwiesen zur Debatte. Auf den Feuchtwiesen, auf denen Schafe und Ziegen ebenfalls Flächen freihalten, wäre der Boden wegen Hufproblemen bei Eseln nicht geeignet.

Die Mitarbeiter des Vereins fordern nicht den Wolfsabschuss

Mit seinem Projekt, der Wolf und die sieben Burenziegen, dessen Förderung bis 2020 sichergestellt ist, wollte der Förderverein sogar für die Akzeptanz des Wolfs in der Region werben. Einer der wichtigsten Brennpunkte ist dabei die Akzeptanz des Wolfes (Lupus lupus), der seit einigen Jahren wieder in das Gebiet des Biosphärenreservates und die umliegenden Region zurückgekehrt und in Ausbreitung begriffen ist. Große Skepsis machte sich zunächst in der Bevölkerung und insbesondere bei den Landnutzern breit. Verluste  von Schafen, insbesondere durch falsche Haltungsmaßnahmen begünstigt, führten zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Naturschützern und Landnutzern. Mitten im Bestandsgebiet des Daubaner Rudels gelegen, praktiziert der Förderverein Landschaftspflege mit Moorschnucken und Burenziegen und greift damit ganz praktisch einen der größten Brennpunkte auf… steht auf der Webseite des Vereins zu diesem Projekt.

Förderverein hat EU-Subventionen in Höhe von über 300.000 Euro erhalten

Der Förderverein für die Natur der Oberlausitzer Heide und Teichlandschaft e. V. hat laut der Liste von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung 2017 362.663,41 Euro erhalten. Siehe hier unter Suchbegriff Mücka https://www.agrar-fischerei-zahlungen.de/Suche

Die Geschäftsführerin des Vereins, Annett Hertweck, sei am Tag des Vorfalls selbst früh am Morgen vor Ort gewesen. Sie sei geschockt über die Situation gewesen und sie hätte Wölfe mit eigenen Augen wegrennen gesehen. In Punkto Herdenschutz habe man nichts falsch gemacht, betont sie. Neben vielen toten und halb aufgefressenen Schafen und Ziegen sei auch genug Wolfskot vor Ort gewesen. Sie gehe davon aus, dass sich der Großriss per DNA bestätigen würde. Experten müssten danach entscheiden, wie es mit dem Daubaner Rudel weitergehen solle. Es seien aber nicht die Wölfe das Problem, sondern eine mangelnde Anerkennung der Naturschutzarbeit. Man hätte keine Entschädigung für 29 vermisste Schafe aus dem Riss vom vergangen Jahr erhalten und auch das Geld für den Bau von Nachtpferchen müsse man selber aufbringen. Schäfer Felix Wagner klagte weiterhin, dass man im Dezember 2017 Entschädigungen für den ersten Riss beantraget habe, die noch immer nicht ausgezahlt worden sei. Auch habe man schon damals neue, wolfssichere Zäune bestellt, aber bis heute nicht erhalten.

Statt endlich Entschädigung zu gewährleisten, überlegt das Landratsamt den Wolfsabschuss

Es würde davon ausgegangen werden, dass mindestens vier Wölfe an dem Angriff beteiligt waren, teilte das Landratsamt dem MDR mit. Das Sächsische Umweltministerium sei über den Vorfall informiert worden. Geprüft wird demnach auch die Möglichkeit einer Entnahme, heißt es in der Mitteilung. „Da die Wolfspopulation so zugenommen hat, müssen wir in naher Zukunft mit weiteren Konflikten rechnen. Deswegen sind wir im Gespräch in Sachsen eine Wolfsverordnung aufzustellen, die unsere behördlichen Entscheidungen zur Entnahme erleichtert“, wird Dezernatsmitarbeiterin Heike Zettwitz gestern vom MDR zitiert. Im Sommer, während der WM, strich die GroKO eine Weideprämie für Halter von Nutztieren.

Im Herbst besteht die Gefahr von vermehrten Angriffen von Wölfen auf Weidetiere

Dies hatte Wolfsschutz Deutschland bereits im vergangenen Jahr anhand der Statistik vom Rosenthaler Rudel nachgewiesen. Es gibt auch eine logische Begründung dafür. Die im Frühjahr geborenen Welpen fressen mittlerweile längst selber Fleisch, werden aber noch von den Eltern mitversorgt. Mitversorgt werden oft auch noch die Geschwister aus dem Vorjahr, die mit bei der Aufzucht der Welpen helfen. Es besteht in den Herbstmonaten, bis zur Abwanderung der Jungtiere also ein erhöhter Bedarf nach Fleisch im Rudel. Werden Weidetiere wie Ziegen und Schafe nicht bestens geschützt, nehmen Wölfe ihre Gelegenheit wahr.

Blutrausch bei Wölfen gibt es nicht

In den Medien war schnell von grausamer Tötung und Blutrausch die Rede. Ganz so, als genieße der Wolf seine blutrünstige Tat. Hier wird der Wolf auch schnell mal mit Psychopathen verglichen. Doch im Gegensatz zum Menschen, tötet ein Wolf nicht aus Lust oder Perversion. Zum Überleben braucht ein Beutegreifer Fleisch. Zum Überleben muss er töten. Auslöser für einen Angriff ist der Beutetrieb. Dieser ist genetisch festgelegt. Flieht die Beute, wird dieser Trieb ausgelöst. In der Natur holt sich ein Beutegreifer normalerweise ein Tier, tötet es durch Kehlbiss und frisst es dann. Eingezäunte Weidetiere stellen eine nicht natürliche Situation für Wölfe dar. Gelingt es ihm eines der Tier zu reißen und zu töten, rennen noch immer Schafe oder Ziegen herum, ohne fliehen zu können. Dieses Verhalten löst so lange den Beutetrieb bei dem Wolf aus, bis sich keines der Tiere mehr bewegt. Diese Situation ist für Weidetier und Wolf gleichermaßen tragisch, denn ein Wolf tötet so bis zur völligen eigenen Erschöpfung.  Das Phänomen ist auch bei einem Fuchs im Hühnerstall bekannt. Die Verantwortung für den Schutz der Weidetiere trägt der Mensch. Es gibt zahlreiche Beispiele, wo ein Nebeneinander Wolf und Weidetiere klappt. Herdenschutzhunde, Esel auf Magerböden, wolfssichere Elektrozäune mit zusätzlicher Stromlitze oben, Nachtpferche, Festzäune mit Untergrabungsschutz sind nur einige Beispiele. In Niedersachsen gibt es mehr Wölfe und gleichzeitig weniger Risse. Ein deutliches Indiz dafür, dass Herdenschutz wirkt.

 

So sieht der Zaun dort um eine Herde herum aus. Eine obere stromführende Litze ist bis zum Riss nicht angebracht gewesen. Zaunhöfe 1.05 Meter. Der Verein habe bereits nach dem ersten Rissvorfall im Dezember 2017 bessere Zäune als auch Entschädigung angefordert, beides aber bis heute nicht erhalten.
In dem Gebiet wird aktuell Holz mit Hilfe schwerer Maschinen geerntet. Ein Anwohner vermutet, dass das Rudel deshalb aus seinem Kerngebiet vertrieben wurde.
Schutz durch Verzicht des Menschen: Gebiete nicht zu betreten, gewährleisten eine Renaturierung der Natur. Dennoch moniert ein Anwohner, dass sich viele Menschen nicht an das Verbot halten würden und sogar mit Autos hindurchfahren würden.
Konikpferde sind auch in dem weitläufigen Gebiet untergebracht. Dahinter befindet sich das Elchgehege. Der Riss ereignete sich im Südwesten des Elchgeheges auf der so genannten Schlangenweide.
Das Daubaner Rudel soll für den Großriss verantwortlich sein .
Holzernte mit schwerem Gerät. Durch die Maschinen werden viele Wildtiere beunruhigt und vertrieben. Auch das Daubaner Rudel?
Holzernte findet normalerweise in den Wintermonaten statt.

 

Hier ein Bericht des MDR zum Vorfall: https://www.mdr.de/sachsen/bautzen/goerlitz-weisswasser-zittau/wolf-riss-schafe-niesky-100.html

Hintergrund zum Förderverein Oberlausitz:

Der Förderverein für die Natur der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft e.V., seit August 2016 anerkannte Naturschutzstation „Östliche Oberlausitz“ des Landkreises Görlitz, unterstützt seit seiner Gründung die Naturschutzarbeit im gleichnamigen Naturraum und heute weit darüber hinaus. Er hat wesentlichen Anteil an der erfolgreichen Gründung und Entwicklung des UNESCO Biosphärenreservats Oberlausitzer Heide – und Teichlandschaft, und er arbeitet in besonders intensiver Weise mit der Naturerbe GmbH der Deutschen Bundesstiftung Umwelt auf den Flächen des Daubaner Waldes zusammen. Die Naturschutzstation „Östliche Oberlausitz“ führt unter ihrem Dach naturinteressierte Menschen zusammen, darunter z.B. Ornithologen, Botaniker, Teichwirte, Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörden Görlitz und Bautzen sowie Mitarbeiter der Naturschutzstation Neschwitz schreibt der Verein auf seiner Seite. Hier der Link: https://www.foerderverein-oberlausitz.de/index.php?option=com_content&view=featured&Itemid=70

Baden-Württemberg – Weidetierhalter im Landkreis Rastatt erhalten Zäune zu 90 Prozent finanziert

Schafsrisse vom 7. September in Reichental (Gernsbach)

Untersuchung des Senckenberg-Instituts belegt Wolfsverdacht

Die zwei gerissenen Schafe in Gernsbach-Reichental (Landkreis Rastatt) sind laut einer Pressemeldung des Umweltministeriums von einem Wolf getötet worden. Reichental liegt im Territorium des Wolfes mit der Bezeichnung GW852m, der bereits mehrfach Nutztiere gerissen hat. Laut Analyse des Senckenberg-Institutes ist derselbe Wolf auch in diesem Fall für die Risse verantwortlich.

Möglich soll der Angriff durch einen unzureichenden Herdenschutz gewesen sein.

Der aktuelle Fall belege erneut, dass Lücken und Schwachstellen in der Umzäunung das Risiko eines Wolfsangriffs erhöhen. Umfassender Herdenschutz sei deshalb unabdingbar, heißt es weiter in der Pressemitteilung vom 01.10.18.

Um Nutztierhalterinnen und -halter bei den notwendigen Schutzmaßnahmen zu unterstützen, hat das Umweltministerium die so genannte Förderkulisse Wolfprävention geschaffen, die das Revier des GW852m einschließt. Innerhalb dieser Kulisse fördert das Land umfangreiche Herdenschutzmaßnahmen, darunter auch Elektrozäune und die erforderliche Erdung, mit 90 Prozent der Kosten.

Kurzfristig stellt die forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg, FVA, Zaunsets sowie Flatterband mit Stangen für 1,20 Meter Höhe auch zum Ausleihen zur Verfügung.

Brandenburger Wolfsverordnung Freibrief zum Wölfe töten?

Brandenburg – Die Hatz auf den Wolf geht in eine neue Runde. Der Brandenburger Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD) hat eine so genannte „Wolfsverordnung“ unterzeichnet. Anfang 2018 soll sie in Kraft treten. Wir von Wolfschutz Deutschland bezweifeln allerdings, dass sich diese Verordnung wirklich konform mit EU-Recht erweisen wird. Von Seiten der EU wurde Ende des vergangenen Jahres erneut der höchste Schutzstatus für den Wolf bestätigt. Ein Vorstoß des Bundeslandwirtschaftsministers, den Schutzstatus zu lockern, wurde damit zurückgewiesen. Will das Land Brandenburg mit seiner Wolfsverordnung (BbgWolfCv) dem mächtigen Bauernverband und dem Jagdverband entgegenkommen? Brandenburg versuche, mit seiner Wolfsverodnung Einzelfallentscheidungen zu auffälligen Wölfen besser abzusichern, heißt es. Weiterhin erklärt der Minister: „Der Wolf steht weiter national und international unter Schutz. Unter diesen Bedingungen brauchen wir neben einem guten Herdenschutz klare rechtliche Regelungen, die Behörden einen Handlungsrahmen vorgibt, wenn Wölfe sich auffällig verhalten oder lernen die anerkannten Schutzeinrichtungen in Nutztierhaltungen zu überwinden.“ Im Klartext heißt dies nach unserer Ansicht: Wolfsabschüsse sollen erleichtert werden.

Dem Spiegel http://www.spiegel.de/…/brandenburg-neue-verordnung-regelt-…

sagt der Minister: „Es wird nur Einzelfallprüfungen geben. Zuständig ist das Landesumweltamt, das zunächst mildere Methoden wie Verscheuchen oder Vergrämen der Tiere versuchen muss. Bleibt dies erfolglos, darf eine „berechtigte Person“ dem Wolf nachstellen und ihn töten. Dies soll in der Regel der Jagdpächter sein.“ Und genau hier liegt eines der Hauptprobleme dieser Verordnung.

Diese Praxis eröffnet der „Problemwolfkreation“ Tür und Tor. Eine Tierfreundin war für uns in einem Gebiet vor Ort, das seit Jahren Schlagzeilen macht. http://www.maz-online.de/…/Verfahren-wegen-moeglicher-Wolfs…

Sabine Schmidt (Name geändert) hat auch Fotos gemacht, die die Lage darstellen. „Seit vielen Jahren leben Wölfe in unserer Nachbarschaft und als Tierhalterin bin ich froh, dass es hier bisher noch nie Probleme mit Wölfen gab. Aufgrund der neuen Brandenburger Wolfsverordnung, nach der zum Beispiel auch Wölfe geschossen werden dürfen, wenn sie zweimal in eine Weide eingebrochen sind, könnte sich das jetzt leider ändern,“ befürchtet die Brandenburgerin, die selbst Weidetiere hält. Denn kaum ist die Verordnung in Kraft, stellt sich die Frage, ob nicht Menschen die nötigen Übergriffe selbst herbeiführen wollen. „Seit Ende Dezember 2017 steht nun eine Schafherde im Bereich eines kommerziellen Jagdgebietes mitten im Wald, an einer Stelle, an der bislang noch nie Weidetiere zu sehen waren.“ Die Weide ist zirka zwei Kilometer von der nächsten Ortschaft, Kemlitz, entfernt. Die aus fünf Schafen bestehende Herde, ist nicht sicher eingezäunt. Eine Batterie, die auf Strom hinweist, ist nicht zu sehen. Keine 500 Meter davon entfernt hat Sabine Schmidt selbst schon Wölfe beobachten können. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Jagdpächter und Tierhalter nicht wissen, dass in dem Gebiet aktuell Wölfe leben. Seit Jahren würde sich der Tierhalter dafür einsetzen, dass Wölfe abgeschossen werden sollen, so Sabine Schmidt. „Am liebsten hätte ich die fünf armen Würstchen da draußen im Wald gleich mitgenommen. Die nächste Nacht kann schon ihre letzte sein und die bisher absolut unauffälligen Wölfe könnten mit dieser mutmaßlichen „Anköderei“ erst auf den Geschmack von Schafen gebracht werden.“

Desweiteren gibt es auch noch tierschutzrechtliche Bedenken: Auf Bildern ist ersichtlich, dass hier wohl ein aufgestellter Miststreuer als eine Art „mobiler Schafstall“ dienen soll. Der Wassereimer für die fünf Schafe ist so gut wie leer. Es stellt sich die Frage, wie tierschutzgerecht es ist, die Tiere im Dezember auf einer feuchten Wiese zu halten. Die fünf Schafe können sich zwar unter dem Miststreuer unterstellen, doch das Futter liegt nicht überdacht im Regen.

Zudem soll die Entscheidung über einen Abschuss von so genannten „Problemwölfen“, deren Verhalten nicht einmal genau definiert wurde, alleine das Landesamt für Umwelt treffen, ohne vorher Experten hinzugezogen zu haben. Das ist für Wolfsschutz Deutschland inakzeptabel. Der NABU sei im Großen und Ganzen mit der Wolfsverordnung zufrieden, erklärte dagegen die Brandenburger Geschäftsführerin Christiane Schröder, obwohl NABU die Verordnung zusammen mit den anderen Verbänden stark kritisiert hatte. Nicht die erste Aussage, die sowohl bei Naturschützern und den Jägern Verwunderung auslöst. Die Brandenburger NABU-Geschäftsführerin wollte auch dem Abschuss von Jungwolf Filou zustimmen http://www.jagdrechtsblog.com/wolfsmanagement-brandenburg-wird-das-nix/ Neben dem NABU hatten auch der BUND Brandenburg, die Grüne Liga Brandenburg sowie die Naturfreunde Brandenburg eine gemeinsame Stellungnahme zur geplanten Wolfsverordnung abgegeben. https://brandenburg.nabu.de/…/171218-nabu-2-stellungnahme-w…

Hier geht es zur Brandenburger Wolfsverordnung

http://www.mlul.brandenburg.de/…/lmb1.a.3310.de/BbgWolfV.pdf

Bundestagswahl 2017: Antwort der SPD zu unserer Anfrage, wie sie mit dem Schutzstatus der Wölfe umgehen wollen

 

 

Anlässlich der bevorstehenden Bundestagswahl am 24. September 2017 haben wir die Fraktionen im Deutschen Bundestag gebeten, uns darüber zu informieren, wie sie zum Thema Wolfsschutz eingestellt sind, bzw. wie sie in der folgenden Legislaturperiode mit diesem Thema umgehen wollen.

Diese beiden Fragen haben wir gestellt.

1 ) Wie  ist  Ihre  parteiinterne  Meinung  bezüglich  der  in  einigen Bundesländern  von Wolfsgegnern diskutierten Forderung nach einer Lockerung des Schutzstatus des Wolfs in Deutschland?

2 )  Gibt  es  in  Ihrer  Partei  Pläne  hinsichtlich  einer  Lockerung  des  Schutzstatus  des Wolfs in Deutschland?

Hierzu hat uns die SPD-Fraktion folgende Antwort übermittelt:

„WIr begrüßen die natürliche Rückkehr des Wolfes. Der Wolf in Deutschland wird der Mitteleuropäischen Flachlandpopulation zugerechnet, die zusammen mit den polnischen Exemplaren ca. 500 Tiere umfasst.

Wissenschaftliche Studien halten den günstigen Erhaltungszustand für den Wolf in Deutschland für noch nicht erreicht. Er genießt daher besonderen Schutz nach der FFH-Richtlinie. Der Wolf wird in Deutschland durch das Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG) als streng geschützte Art eingestuft.  Wir begrüßen den strengen Schutzstatus für den Wolf und sehen keine Veranlassung, ihn zu ändern.

Die Konflikte mit den Nutztierhaltern entstehen insbesondere dort, wo der  Wolf erstmalig erscheint und sich die Nutztierhalter noch nicht auf die Anwesenheit des Wolfes  eingestellt haben. Hier ist es wichtig, präventiven Herdenschutz zu betreiben. Dort, wo der Wolf bereits etabliert ist, kommt es nicht zu einer Zunahme der Schäden. Die Schäden sollten in angemessenem Umfang von den Ländern ersetzt werden. „

Zu Besuch im Wolfspark Werner Freund in Merzig

„Auhuuuuuuu…“ Das Rudel Polarwölfe kommuniziert seine Zusammengehörigkeit. Mitten drin im Rudel sitzt Tatjana Schneider. Die Wölfe heulen mit ihr und sie mit ihnen. Darum herum ist kein weiterer Laut zu hören. Alles befindet sich im Gleichklang, pure Harmonie, echtes Gänsehautgefühl. Dabei polarisiert kaum ein Tier in Deutschland so sehr wie der Wolf. Die einen fürchten, die anderen lieben ihn. Tatjana arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren mit und für Wölfe. Im Wolfspark in Merzig, dessen Leitung sie nach dem Tod des bekannten Wolfsforscher Werner Freund  Jahr übernommen hat, leben 24 dieser stolzen Tiere, darunter die weißen Polarwölfe, schwarze Timber- und graue Europäische Wölfe. Sie hat tagtäglich hautengen Kontakt zu den einzelnen Rudeln. Alle Elterntiere sind per Hand aufgezogen, damit sie ihre natürlich Scheu vor dem Menschen verlieren. Mit ihren wilden Vertretern in der Natur sind sie deshalb vom Verhalten her nicht zu vergleichen, auch wenn sie außerhalb ihres Geheges wieder scheu sein würden. Wilde Wölfe sind scheu und weichen dem Menschen aus. Handaufgezogene Wölfe haben diese Scheu nur gegenüber ihren menschlichen Adoptiveltern nicht. „Wölfe sind keine aggressiven Tötungsmaschinen, sondern faszinierende Beutegreifer, deren Sozialleben dem unseren so ähnlich ist. Auch sie leben in Familien, auch sie sorgen für ihre Jungen, auch sie kommunizieren miteinander. Doch im Gegensatz zum Menschen tötet ein Wolf nur, wenn er Hunger hat.“

Tatjana Schneider (48)

 

Neben Reh, Wildschwein und Co. fressen sie auch Schafe, die nicht ausreichend geschützt sind. Genau da treten die größten Probleme auf. Viele Schaf- und Nutztierhalter sind nicht bereit, ihre Gehege wolfssicher zu machen. Dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten: Von Herdenschutzhunden bis hin zu speziellen Zäunen. Von vielen Bundesländern gibt es dazu sogar Unterstützungen, bzw. auch Entschädigungen. 70.000 Euro flossen im vergangenen Jahr an Betroffene. Auch ehrenamtliche Helfer engagieren sich im Herdenschutz.

Dabei verursachen Wölfe geringe Schäden. Zum Vergleich. Die Kirschessigfliege verursachte 2015 Schäden von zwei Millionen Euro. Viele Jäger, die den Wolf als Beutekonkurrenten sehen, sind nicht bereit das, Tier hier zu akzeptieren, obwohl Wölfe europaweit den höchsten Schutzstatus haben. Immer wieder kommt es zu illegalen Abschüssen. 20 Fälle sind bekannt. Auch Deutschlands erste Wölfin Einauge wurde gleich mehrmals Opfer von Wilderern. Als man das Tier nach seinem Tod untersuchte, fand man etliche Geschosse im Körper. Schüsse, die Einauge überlebt hatte. So verlor dabei sogar ein Auge, was ihr den Spitznahmen verlieht. Die Täter können so gut wie nie dingfest gemacht werden. Ob sie aus der Jägerschaft kommen ungewiss? Fakt ist aber, dass sich viele Landes- und Ortsgruppen der Jägerschaft gegen den Wolf aussprechen und entsprechende Propaganda betreiben. Sie sind bei vielen Entscheidern der Wirtschaft, bis hin in die Politik vernetzt. Politiker haben das Thema Wolf als Wahlkampfhilfe entdeckt.

EuropŠäische Wöšlfe
Brigitte Sommer bei Tatjana Schneider

Tatjana hat ein anderes Konzept als Parkgründer Werner Freund. Sie mischt sich in die Machtverhältnisse unter den Tieren nicht ein. „Für die Wölfe bin ich eine Art Tante, sie freuen sich wenn ich sie besuche, und nicht nur, wenn ich Futter bringe. Ich mische mich allerdings nicht in ihre Spiele ein. Im Laufe der Jahre ist so ein echtes Vertrauensverhältnis entstanden. Den Respekt vor ihnen verliere ich dennoch nicht. Schließlich sind es Wildtiere.“ Keine Frage, die Niederländerin hat sich mit ihrer Arbeit einen Lebenstraum erfüllt, dabei war ihr Start in den Job eher skurril. „Als ich Werner damals fragte, ob ich bei Handaufzuchten mithelfen durfte, grummelte er ein „ja“, schleppte mich aber sogleich mit in den Schlachthof. Er wollte testen, ob ich nicht nur fürs Kuscheln, sondern auch für den Alltag tauge, denn Wölfe fressen nun mal Fleisch und Mitarbeiter dürfen nicht davor zurückschrecken, kranke Tiere zu erlösen. Eine Zwergziege, die kerngesund als Wolfsfutter gespendet werden sollte, hat Werner Freund allerdings höchstpersönlich weitervermittelt,“ erzählt Tatjana lächelnd von der weichen Seite des raubeinigen Forschers. Genau wie Werner Freund, der ursprünglich Gärtner war, ist auch Tatjana Schneider eine Quereinsteigerin, hat sich ihr Wissen im Laufe der Jahre selbst beigebracht. Heute ist sie eine Koryphäe und gibt ihr Wissen an die nächste Generation weiter. Neben ihrem Engagement als Wolfsforscherin sind vor allem ihre Arbeiten als Malerin bekannt. Sie und ihr Freund Michael (37) kämpfen tagtäglich um das Image des Wolfes. So lässt die beiden auch die Diskussion um die in Deutschland wieder eingewanderten Tiere nicht kalt. „Es wird so viel Unsinn erzählt,“ erbost sich Tatjana. „In jedem Frühjahr wurden viele Wölfe gesehen. Manche Leute setzen diese Sichtungen mit mangelnder Scheu gleich. Das ist totaler Blödsinn. Die Wölfe, die man gesehen hat, waren allesamt Jungwölfe auf der Suche nach einem neuen Revier. Wie sollen sie es denn im dichtbesiedelten Deutschland hinbekommen, auf ihren Wanderungen nicht gesehen zu werden?“

EuropäŠischer Wolf.

Die Folge: Forderungen nach Abschuss wurde einem Jungwolf namens Kurti zum Verhängnis. Der Welpe hatte sich in Niedersachsen, im Gegensatz zur landläufigen Meinung, auch tagsüber sehen lassen, und er wirkte wenig scheu. Ein schwedischer Experte sollte das Tier im Frühjahr vergrämen. Doch es kam nicht dazu, weil der Wolf vor dem Wolfsschützer flüchtete, sich also doch scheu zeigte. Der Experte bescheinigte dem Jungtier daraufhin Ungefährlichkeit. Kurti wurde trotzdem am 28. April des vergangenen Jahres abgeschossen. Politiker, Landwirte und Jäger in Niedersachsen ernteten danach viel Kritik, weil sie die Angst geschürt haben sollten. Angeblich soll Kurti immer wieder Menschen erschreckt, und einen Labrador in den Po gebissen haben. Beweise? Fehlanzeige. Nicht einmal einen Nutztierriss konnte man dem Welpen nachweisen. Der prominente Tierfilmer Andreas Kieling beklagte via Facebook die Tötung von Bruder Wolf und Elli Radinger stelle in einem offenen Brief die Frage „War Kurti ein Bauernopfer? Wahrscheinlich ja.“  Doch auch die Reaktion einiger Naturschutzverbände konnten viele Menschen nicht nachvollziehen: Eine an die Öffentlichkeit gelangte Mail des Nabu an seine Mitglieder erklärte die Zustimmung zum Abschuss so: „Die Frage, ob dieses distanzlose Wolfsverhalten aus biologischer Sicht „normal“ oder „unnormal“ ist, tritt in den Hintergrund.“ Die Ängste der Menschen seien ausschlaggebend. Hunde- und Wolfsexperte Günther Bloch bezeichnete die Deutschen in einem Interview mit dem ZDF als naturentfremdet.