Besenderung von Wölfen in Sachsen: Wirklich Wissenschaft?

Die Rückkehr des Wolfs nach Deutschland wird oft als Erfolgsgeschichte des Naturschutzes gefeiert. Doch die jüngsten Entwicklungen in Sachsen werfen ein düsteres Licht auf den Umgang mit diesem geschützten Tier. Wie die Webseite des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) berichtet, wurden erneut Wölfe mit Sendern ausgestattet – angeblich zu Forschungszwecken. Zudem sind die mit der Besenderung beauftragten Personen weisungsgebunden, wie das Landesprogramm zur Besenderung offenlegt. Wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. stellen die Frage: Dient die Besenderung wirklich nur der Wissenschaft, oder ist sie ein versteckter Schritt, um Wölfe für den Abschuss aufzuspüren?

Beispielfoto Wölfe.

 

In diesem Frühjahr sind in der Oberlausitz vier Wölfe gefangen und mit Halsbandsendern ausgestattet worden. Damit senden in Sachsen aktuell sieben Wölfe Daten für das wissenschaftliche Wolfsmonitoring, schreibt die Fachstelle Wolf in einer Pressemitteilung.

In der Nacht zum 7. April wäre erstmals ein Wolfspaar zeitgleich gefangen worden. Die genetische Untersuchung hätte ergeben, dass es sich bei der Fähe um FT18 »Sofi« handelt, die bereits von 2022 bis 2024 mit einem Sender für die Wissenschaft unterwegs gewesen wäre. Sie sei eine erwachsene Tochter des Rudels Knappenrode II und hätte dort bereits mehrmals als zweite Fähe neben ihrer Mutter reproduziert. Zusammen mit ihr wurde ihr aktueller Rüde MT14 »Jarek« gefangen. Er stamme aus dem Rudel Spremberg.

Bereits Ende März und Anfang April wären im Westteil des Truppenübungsplatzes Oberlausitz zwei erwachsene Rüden in die Falle gegangen: MT12 »Micha« und MT13 »Ulli«. MT12 sei ein Nachkomme des Rudels Felixsee in Brandenburg. Seine Lokationsdaten ließen darauf schließen, dass er in keinem der umliegenden Rudel integriert, sondern allein unterwegs wäre. MT13 stamme aus dem Rudel Haselbach. Er bewege sich aktuell als sogenannter Floater großräumig zwischen den Wolfsterritorien Graureiher See, Ralbitz, Johnsdorf und Rauden.

Schutzstatus herabgesetzt: Ein Freibrief für die Jagd?

Die Entscheidung der Bundesregierung und mehrerer Landesregierungen, den Schutzstatus des Wolfs herabzusetzen, hat die Debatte über den Umgang mit Wölfen verschärft. In Sachsen, wo die Wolfspopulation wächst, aber auch die Zahl der Nutztierschäden steigt, wird die Diskussion besonders hitzig geführt. Laut der Schadensstatistik des LfULG wurden im ersten Quartal 2025 112 Nutztiere durch Wölfe getötet, ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Diese Zahlen werden oft als Rechtfertigung für härtere Maßnahmen gegen Wölfe herangezogen. Doch anstatt in präventive Maßnahmen wie Herdenschutz zu investieren, scheint die Politik einen anderen Weg einzuschlagen: den gezielten Abschuss.
Die Besenderung von Wölfen könnte in diesem Kontext mehr als nur ein wissenschaftliches Instrument sein. Sender liefern genaue Standortdaten, die nicht nur Forschern, sondern auch Jägern zugutekommen könnten. Angesichts der politischen Stimmung, die zunehmend auf eine Lockerung der Jagdbeschränkungen drängt, ist es naiv zu glauben, dass diese Daten nicht missbraucht werden könnten. Die Weisungsgebundenheit der Besenderungsteams, die den Anweisungen staatlicher Behörden unterliegen, verstärkt diese Befürchtung. Wer garantiert, dass die Daten nicht für politisch motivierte Maßnahmen, wie die gezielte Jagd auf „Problemwölfe“, verwendet werden? Wolfsschutz-Deutschland e. V. sieht hierin eine klare Gefahr: Die Besenderung könnte als Werkzeug dienen, um Wölfe gezielt aufzuspüren und zu töten – legal oder illegal.
Beispielfoto Wolf.

Sicherheitsrisiken: Sender sind hackbar

Ein weiteres Problem ist die Sicherheit der Sender selbst. Es ist kein Geheimnis, dass die Technologie anfällig für Hacking ist. In der Vergangenheit wurden besenderte Wölfe wiederholt illegal getötet, wie etwa im Fall einer Wölfin in Sachsen, für deren Ergreifung Wolfsschutz-Deutschland e. V. eine Belohnung von 1.000 Euro aussetzte. Die Standortdaten, die eigentlich der Forschung dienen sollen, könnten in die falsche Hände geraten. Wilderer und Gegner des Wolfsschutzes könnten diese Informationen nutzen, um gezielt Jagd auf die Tiere zu machen. Die Weisungsgebundenheit der Besenderungsteams verschärft dieses Risiko zusätzlich: Wenn die Datenflüsse von staatlichen Stellen kontrolliert werden, wer stellt sicher, dass sie nicht missbraucht werden? Die Besenderung birgt also nicht nur ethische, sondern auch praktische Risiken, die die Sicherheit der Wölfe gefährden.

Wissenschaft als Vorwand?

Die Begründung, dass die Besenderung allein der Forschung dient, ist angesichts der aktuellen politischen Lage fragwürdig. Zwar liefern die Daten wertvolle Erkenntnisse über das Verhalten und die Wanderungen der Wölfe, doch die Frage bleibt: Wer hat Zugang zu diesen Daten und wie werden sie genutzt? Das Landesprogramm zur Besenderung bleibt vage, was die genaue Verwendung der Daten und die Kontrolle der Weisungen angeht. Auch Abschussverfügungen werden oft nicht der Öffentlichkeit mitgeteilt. Ohne transparente Kontrollen und strikte Schutzmechanismen besteht die Gefahr, dass die Forschung als Vorwand dient, um die Interessen von Jägern und Landwirten zu bedienen, die den Wolf lieber ausgerottet als geschützt sehen möchten.

Der Wolf als Sündenbock

Die Debatte um den Wolf wird in Sachsen und darüber hinaus oft emotional geführt. Medienberichte über Wolfsrisse, wie die 21 Damhirsche in Stolpen oder die Schafe in Bautzen, schüren Ängste und heizen die Stimmung gegen den Wolf an. Doch anstatt den Wolf zum Sündenbock zu machen, sollten die Behörden endlich konsequent in präventive Maßnahmen investieren. Zäune, Herdenschutzhunde und finanzielle Unterstützung für Landwirte könnten Konflikte minimieren, ohne dass der Wolf dafür mit dem Leben bezahlen muss.
Beispielfoto Wolf.

Ein Mangel an Transparenz

Die Weisungsgebundenheit der Besenderungsteams wirft ein Schlaglicht auf die Frage, wessen Interessen hier tatsächlich bedient werden. Wer gibt die Anweisungen? Wer hat Zugriff auf die Daten? Und wie wird sichergestellt, dass diese nicht für die Jagd missbraucht werden? Ohne klare Antworten auf diese Fragen bleibt die Besenderung ein zweischneidiges Schwert, das den Wolf mehr gefährden als schützen könnte.

Unser Appell: Transparenz und echter Schutz statt politischer Instrumentalisierung

Wolfsschutz-Deutschland e. V. fordert ein sofortiges Umdenken in der Wolfsstrategie. Die Besenderung von Wölfen muss transparent geregelt und die Daten streng geschützt werden, um Missbrauch auszuschließen. Die Weisungsgebundenheit der Besenderungsteams muss aufgehoben oder durch unabhängige Kontrollmechanismen ergänzt werden, um sicherzustellen, dass die Daten ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken dienen. Statt den Schutzstatus weiter zu schwächen, sollten Bund und Länder in den Ausbau von Herdenschutzmaßnahmen investieren und die illegale Tötung von Wölfen konsequent ahnden. Der Wolf ist ein essentieller Bestandteil unserer Ökosysteme und sein Schutz darf nicht politischen oder wirtschaftlichen Interessen geopfert werden.
Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich kritisch mit der Wolfsbesenderung und der aktuellen Politik auseinanderzusetzen. Nur durch gemeinsames Handeln können wir verhindern, dass die Besenderung von Wölfen zu einem Werkzeug der Jagd umfunktioniert wird. Der Wolf verdient eine Zukunft in Deutschland – ohne Angst vor Sendern, die ihn ins Fadenkreuz bringen.
Quelle:

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8 Gedanken zu „Besenderung von Wölfen in Sachsen: Wirklich Wissenschaft?

  1. da ist alles bereits deutsch-verschwurbelter-vermiefter quatsch, denn es gibt längst eine internationale technische möglichkeit wildtiere, auch wölfe, aus der erdumlaufbahn zu monitoren, zu überwachen, und zu schützen: starlink (elon musks) – die satelliten „freuen sich“ über solche arbeiten – ich habe dazu eine entsprechende anfrage an starlink/usa gestellt …/ wenn es klappt, ist wolfsschutz.de mit im geschäft !

    1. weiß nicht ob das notwendig ist bei diesem musk…….
      wölfe schützt man artgerecht wohl am besten,wennman sie unbehelligt läßt.einfach in ruhe läßt.die weietiere zureichnd schützt und auch die geflügelhaltung…seine haus o. hofhud nachts nicht vor der tür sondern hinter der tür hält und den hofkatzen genügend kletter ud andere flucht möglichkeiten einräumt.
      bei weidetieren und hütehunde sollte imer die regionale stärke des wolfsrudels beachtet werden..12 wölfe können 3 wlfsschutzhunde gut beschäftigen und trotzdem tiere reißen.es kommt nicht nur auf die größe der herde an,sondern auch auf die des dominierenden revierrudels.und auch wölfe übersteigen mauern und zäune..wennsie auch lieber unten drunter sich durchbuddeln..weil da auch die beute besser durch geht.
      aber wir haben festzustellen,das alle zuständigen stellen den wolfsartenschutz von anfang an völlig unzureichend betrieben haben und es zusätzlich an der hinreichenden begleitenden gresetzgebung gefehhlt hat und immer noch fehlt.
      das also eine riesen hintergehung gegen den artenschutz für wölfe nicht erst durch die weidetierhalter in die gänge kam.
      eine ordnungsgemäße weidetierhaltung hat es diesbezüglich nie umfassend gegeben.wenn man bedenkt das jungwölfe abwandern,ist praktisch ganz deutschland samt nachbarländer ,also ganz europa wolfsland.dagen ist rational nichts einzuwenden,aber sich damit einzurichten notwendig richtig.
      wo die wölfe jagen lebt der wald…rissprovokationen sind daher rechtswidriges verhalten der weidetierhaltung.sowie der landwirtschaftsministerialien.
      eine mehr o. weniger kriminelle vereinigung gegen den wolfsartenschutz und den weidetierschutz.rechtshintergehend perfide.machtmißbräuchlich rechtsstaats und menschenrechtsdemokratie gefährdent.

    1. naturbelassen….ungestört und ungegängelt…auch der erkenntniswille der wissenschaft hat seine ethischen grenzen.
      etwa in der frage WOZU ?FÜR WEN? WER WILL DAS SO GENAU WISSEN ?
      wölfe wie viele andere freilebende tiere sind bereits mehr als genug gestreßt…
      statt besendern wären wildtierpflegende infrastruckturmaßnahmen angesagt.und verkehrsschützende ebenso.und das umgehend.

  2. Nach allem, was zur Zeit an Hetze gegen die Wölfe stattfindet, halte ich die Besenderung für ein Alibi um die Wölfe aufzuspüren und kaltblütig zu ermorden.
    In unserem Land ist es inzwischen üblich geworden zu heucheln und zu betrügen im
    Interesse gewisser Typen. Wir brauchen wegen der Wölfe keine Wissenschaft, Wölfe soll man einfach in Ruhe leben lassen. Es wird oft die Wissenschaft zum Vorwand genommen um Unrecht zu begehen.

    1. @renate spors: doch, es lohnte sich, wölfe zu besendern und zu tracen, denn laut „wild-beim-wild“/schweiz, https://wildbeimwild.com/die-irrsinnige-jagd-auf-woelfe-in-der-schweiz und university-leeds/england ist jeder einzelne lebende wolf durch seine wirkungen auf den wald im rahmen CO2-treibhausgas-verminderung ca 170.000 schw.franken wert! (ca 182.000 euro) — wild-beim-wild:
      „Wälder sind essenziell für den Klimaschutz. Bäume nehmen Kohlendioxid aus der Luft auf und speichern es langfristig. Eine Studie der University of Leeds zeigt, dass sich mit der Rückkehr der Wölfe pro Jahr eine zusätzliche Million Tonnen CO₂ binden liesse. Besonders bemerkenswert: Die Forscher haben berechnet, dass jeder einzelne Wolf zur Speicherung von 6’080 Tonnen CO₂ jährlich beitragen würde. Basierend auf aktuellen Berechnungen zum Wert von CO₂ wäre jedes Tier damit theoretisch rund 170.000 Franken „wert“. “ — uni leeds: =>
      https://www.leeds.ac.uk/main-index/news/article/5734/reintroducing-wolves-to-scottish-highlands-could-help-address-climate-emergency — wir schießen also auch in DE mit jedem getöteten wolf ca 180.000 euro „in den wind“, denn soviel ist jeder lebende wolf als alleine-schon CO2-einsparer geld-wert ! = heißt: wie können es uns garnicht nicht leisten, im rahmen klimaschutz wölfe zu töten, wenn wir die sache „klimaschutz“ ernstnehmen wollen

  3. „Landesprogramm zur Besenderung“ ist nichts Geringeres als die verdeckte Aufforderung, durch das Aufspüren der Wölfe sie zu ermorden und eine weitere Möglichkeit, die Ausrottung der Wölfe zu forcieren.

    „…Und auf vorgeschriebenen Bahnen zieht die Menge durch die Flur; den entrollten Lügenfahnen folgen alle. Schafsnatur!“ Faust II

  4. nachtrag: wölfe sind also nicht nur emotional- und naturschutz- wert, sondern haben, jedes einzelne lebende tier, auch einen knallharten geld-wert, (= ca 180.000 euro). welcher weit über dem geldwert die angerichteten schäden an sog „nutztieren“ liegt, insoweit ist JEDER, der wölfe tötet oder zum abschuß freigibt, ein in geldwert auszudrückender knallharter verbrecher, welcher der allgemeinheit mit scheinargumenten gelder entzieht — jeder jäger oder andere mensch, der einen wolf tötet, müßte entsprechend, genau wie bei anderen umwelt-delikten, zu einer geldstrafe von: 1 getöteter wolf = 180.000 euro strafe verurteilt werden, denn wölfetöten ist eben nicht nur ein naturschutz-delikt, sondern auch ein umwelt/klima/environment-verbrechen

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