Klage könnte Söder-Populismus schnell den Garaus machen

Seit das Bayerische Kabinett am Dienstag eine Verordnung zum leichteren Abschuss von Wölfen beschlossen hat, sind viele Wolfsfreundinnen und Wolfsfreunde in Sorge. Wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. halten den aktuellen Vorstoß von Söder für nichts anderes als Populismus, weil er sowohl gegen EU- als auch Deutsches Recht verstößt. Am 1. Mai soll die Verordnung in Kraft treten.  Der Bund Naturschutz erwägt eine Klage. Wolfsschutz-Deutschland e. V. begrüßt dies ausdrücklich.

In einem wirklich sehr lesenswerten Interview mit dem BR kritisiert Uwe Friedel vom Bund Naturschutz Bayern in Nürnberg Söders Vorstoß.  Er sei überzeugt, dass man Landwirten bereits vor Jahren die Wahrheit hätte sagen müssen: „All die Versprechungen, dass es Bejagung gibt, dass es mehr Abschüsse gibt und dass wir das Problem allein mit dem Gewehr lösen, das tritt so einfach nicht ein.“ Vielmehr müsse alles getan werden, um einen Herdenschutz der Weidetiere durchzusetzen.“ so Friedel im BR-Interview.

Dieser Meinung sind wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. auch. Solange Abschüsse als Problemlösung angeboten werden, so lange werden sich auch schwarze Schafe darum bemühen, Gründe für Abschüsse zu schaffen, und sei es selbst mit der Provokation von Rissen.

Beispielfoto Wölfe ©Brigitte Sommer

Dumme Almbauern?

Friedel fordert mehr Bildung für die Almbauern. Wir meinen, das Problem liegt eher in der Herzensbildung, denn Mitgefühl und Empathie haben zunächst nichts mit Bildung an sich zu tun. Vielmehr ist eine Bereitschaft, die Natur als Ganzes zu sehen und Mitgeschöpfe auch Platz einzuräumen, wichtig. Viele Almbauern verstehen ihre Arbeit in diesem Sinne, aber einige besonders laute Kollegen und Kolleginnen lassen sich von Politik und teilweise auch von ihren eigenen Verbänden auf einen Stellvertreterkrieg gegen einen Beutegreifer hineintreiben, der für ihre wirtschaftlich immer schwieriger werdende Situation nichts kann. Fakt ist es, dass viele Bundesländer Sondertöpfe der EU für Herdenschutz gar nicht abgerufen haben, oder die Beratung so kompliziert machen, dass viele Bauern vor der Beantragung kapitulieren. Ein weiteres Problem sind Subventionen, die vor allem an die gehen, die viel Land haben. Kleinbauern bleiben auf der Strecke.

Seltsam finden wir es auch, dass sowohl Söder, als auch Aiwanger entgangen zu sein scheint, dass jährlich viel mehr Weidetiere durch Krankheiten, Vernachlässigung und Abstürze ums Leben kommen, als durch Wolfsrisse. Dazu kommt, dass in Bayern eine lächerliche geringe Anzahl von Wölfen lebt.

Wer ist radikal?

Friedel distanziert sich im BR-Interview von so genannten „radikalen“ Tierschützern. Zitat: „Wir sind ein Naturschutzverband und kein Tierschutzverband. Der Vorschlag, JJ4 (Bärin) in Freiheit zu entlassen, erschreckt mich. Hier hätte ich die Befürchtung, dass wieder ein Unfall passiert. Und das muss auf jeden Fall ausgeschlossen werden.“ Grundsätzlich wichtig sei, dass die unterschiedlichen Interessenparteien ins Gespräch kommen. Man sei sich in vielen Bereichen nicht einig, aber es gäbe sicher auch Schnittmengen.“

Wir bedauern, dass Friedel andere Ansichten als „radikal“ einstuft, begrüßen aber ausdrücklich das Einräumen von Schnittmengen mit Tierschützern und Tierrechtlern. Wir reichen hier dem Bund Naturschutz gerne die Hand. Früher gab es einmal eine Streitkultur bei der unterschiedliche Meinungen diskutiert werden konnten. Heute werden andere Meinungen meist von bestimmten Mitgliedern von  „stärkeren Verbänden“ gecancelt und es wird gehetzt.

Über die unterschiedlichen Ansichten von Natur- und Artenschützern gegenüber Tierschützern und Tierrechtlern hatten wir hier bereits berichtet: https://wolfsschutz-deutschland.de/2017/07/29/starke-frauen-fuer-einen-starken-naturschutz-gestern-heute-und-morgen/

Die meisten Streitereien ergeben sich aus den unterschiedlichen Ansichten.

Die Bayerische Wolfsverordnung ist nichts als heiße Luft

Der „Schutz des Menschen und der öffentlichen Sicherheit“ sieht den Abschuss von Wölfen vor, die sich beispielsweise „mehrfach Menschen außerhalb von Fahrzeugen auf unter 30 Meter nähern“ oder „über mehrere Tage hinweg in einem Umkreis von weniger als 200 Metern von geschlossenen Ortschaften oder von Menschen genutzten Gebäuden oder Ställen gesehen werden“.

Laut Paragraf 2 soll es auf Almen in Zukunft bereits für den Abschuss eines Wolfs genügen, wenn er ein Schaf, eine Ziege oder ein anderes Nutztier reißt. Überschrieben ist Paragraf 2 mit den Worten „Abwendung ernster wirtschaftlicher Schäden“.

Dazu schreibt die Süddeutsche: „Zuständig für die Wolfsabschüsse sollen nach Söders Willen künftig die Unteren Naturschutzbehörden (UNB) an den Landratsämtern sein, und zwar sowohl was die Anordnung der Abschüsse, als auch die Auswahl der Jäger anbelangt. Die Kadaver der erlegten Wölfe müssen allerdings am Landesamt für Umwelt (LfU) abgeliefert werden. Gemäß Paragraf 4 tritt die Verordnung am 1. Mai 2023 in Kraft, so wie das Söder vergangene Woche angekündigt hatte.

Dem BN zufolge ist die neue Verordnung das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben ist. Und zwar in vielfacher Hinsicht. Deshalb gab sich auch BN-Chef Mergner zuversichtlich, dass die Gerichte die neue Verordnung rasch kassieren werden. Als einen Grund nannte Mergner, dass Bestimmungen zu pauschal und abstrakt seien. So sei es nicht automatisch eine Gefahr für Leib und Leben von Menschen, wenn sich ihnen ein Wolf auf weniger als 30 Meter nähert, oder sich wiederholt in der Nähe von Ortschaften oder Gehöften sehen lässt.

Das aber ist es nicht allein. Die Staatsregierung dürfe die Entscheidung über etwaige Wolfsabschüsse nicht an die Naturschutzbehörden an den Landratsämtern delegieren. „Bei allem Respekt vor den Mitarbeitern der UNB“, sagte der BN-Chef. „Das übersteigt ihre Kompetenz und steht in Widerspruch zu allen Vorgaben der Naturschutzgesetze.“

 

Hier ist das Interview mit dem BR zu lesen: https://www.br.de/nachrichten/bayern/bund-naturschutz-wolf-problem-nur-mit-gewehr-nicht-zu-loesen,TcYglTF?fbclid=IwAR0tOcrRuSesYh0y3vsLu0D3g2H_qcqP2EnBrhYLBVppLRMhg-S388xBLUk

Weiterer Hintergrund dazu: https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-woelfe-abschuss-markus-soeder-bund-naturschutz-bauern-1.5821068?fbclid=IwAR2GSntFlIZpdDIGc7f3BAmBCF_T9atRE3LPjUVOc64uz4Vm-2HOPCEUin8

8 Gedanken zu „Klage könnte Söder-Populismus schnell den Garaus machen

  1. Der Wolf hat im der Natur ein Lebensrecht!! Es gibt wirkungsvolle Maßnahmen gegen den Riss, da der Hunger wegen Abschuss von Rothwild und anderen freilebenden Wildtieren zu Groß ist! Es gibt Herdenschutzhunde fŭr die Herden!! Das sind humane Gegenmaßnahmen!!

  2. Ja der Söder!! Vor der letzten Wahl umarmte er noch Bäume; dieses Mal lässt er Wölfe und Fischotter töten. Was tut man nicht alles für ein paar mehr Wähler-stimmen. Vergangenes Jahr war er nur bei 5 von 30 Landtagssitzungen anwesend. Er musste schließlich Prioritäten setzen, denn seine Auftritte in Bierzelten, wo man über den Wolf bei den Tierhaltern und Jägern hetzen konnte sowie seine medienwirk-samen Ortstermine auf Almen, kosten ja Zeit. Leider müssen wir in Bayern nicht nur ihn ertragen, sondern auch seinen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger “Hobby-Jäger“ und “Wolfshasser“.

  3. Söder ist ein Schwätzer und er weiß sicher selbst, dass seine Sprüche nicht umsetzbar sind. Nur Stimmenfang für die nächste Wahl. Das es für die Bergbauern mit sehr niedrigen Tierbestand nicht so einfach ist, die wirksamen Wolfsschutzmechanismen wie im Flachland umzusetzen ist verständlich. Und wegen fünf Ziegen und zwei Kühen wird sich niemand einen Herdenschutzhund anschaffen. Nur leider wird wieder mal aus einer Mücke ein Elefant gemacht und so getan, als ob der der Weltuntergang nah ist, wenn mal ein Wolf durch die Almen wandert. Nicht nachvollziehbar.

  4. „Wir sind ein Naturschutzverband und kein Tierschutzverband“… traurig, dass zwischen Naturschutz und Tierschutz und auch Tierrechten immer noch so eine grosse Lücke klafft. Diese Angelegenheiten sollten viel mehr zusammen gedacht werden. Ich persönlich halte Tierrechte sogar als einen Schlüssel zu mehr Naturschutz, denn wer Tiere schützt und respektiert, schützt und achtet auch ihren Lebensraum.

    1. Ja genau, hier sind wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V.ja auch zuhause. Früher konnten Streigespräche stattfinden, ohne dass der jeweils andere gleich ein Feind war. Heute scheint dies oft kaum mehr möglich.

      1. …das erzählen sie mal Hobbyjägern und warum erwägen deren Verbände keine Klage, wo sie doch mehrheitlich vernünftig sind und die Rolle der Wölfe in der Kulturlandschaft zu schätzen wissen. Stichwort Aiwanger (Hobbyjäger) forderte den Abschuss von mindestens 500 Wölfen in Deutschland pro Jahr, schönen Abend!

  5. Ich kann und muss Euch da wirklich beipflichten.Heute wird man schon manchmal blöd angesehen,wenn man sagt,das man im Tierschutz ist.
    Warum?Ohne Tiere gäbe es uns doch auch nicht.Alles Lebewesen.Die Natur..brauchen wir wohl auch nicht?Ich verstehe das alles nicht mher.Und ja-früher war das nicht soo extrem.
    Heute liebt sich doch jeder selbst..ebtschuldigt,da ist kein Platz für Tiere.( oder kaum noch);-(
    Mich macht das alles so traurig.Und das die Politiker sich nicht für die Wölfe einsetzen,überhaupt für Tiere,aber posen für Beiträge die an Tierheime geleistet wurden.Ich gehe nicht ins detail..Bis dato erfolgten dort wohl keine Spenden.
    Echt ätzend.Gerade die sollten doch sich da durchsetzen,und das Jagdverbot endlich dingfest machen!

    Das mit dem Herdenschutz werden wohl weiterhin viele Weidetierhalter nicht „begreifen“wollen

  6. Wem kann man als „Otto Normalverbraucher“ noch trauen ???? Es muß doch möglich sein , sich in der Gemeinschafr so zu verhalten wie in der eigenen , gesunden Familie !!!

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