Zwischen dem 27. Oktober und dem 2. November 2019 seien sowohl im Vogelsberg, als auch in den Landkreisen Hersfeld-Rotenburg, im Schwalm-Eder-Kreis und im Werra-Meißner-Kreis mehrere Tiere, vorwiegend Nutztiere, aber auch Wildtiere, von Wölfen gerissen worden, schreibt das Hessische Landesumweltamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) heute in einer Pressemitteilung. Nun würden auch die Ergebnisse der genommenen Genproben vorliegen. In allen fünf Fällen wäre die Individualisierung gelungen – es handle sich um die beiden Wölfinnen, die das HLNUG bereits mehrfach genetisch dokumentiert hat.
Weidetierhalter fordern Wolfsabschuss
Wir von Wolfsschutz Deutschland e. V. haben uns die Gegend, in der sich die Wölfin GW1166f – von uns Ulli von Ulrichstein genannt – wohl ansiedeln wird, am Sonntag, den 15.12.19 mal etwas näher angeschaut. Die Gegend ist hügelig bis bergig, weitläufig, wenig besiedelt und Waldflächen wechseln sich mit Wiesen und Feldern ab. Ein ideales Gebiet für Wölfe, das einen ähnlichen Eindruck macht, wie die Heimat des Rosenthaler Rudels in Sachsen. Wir haben dort insgesamt fünf Weiden kontrolliert – auch im Bereich der nachgewiesenen Risse sowie auch Müll im Wald gesammelt. Hierbei sind wir auch auf Jagdfrevel gestoßen. Die Schafsweide entsprach den Mindestanforderungen in Hessen. Allerdings lag ein Schaf hilflos auf der Seite und es kam nicht mehr von alleine hoch. Wird es nicht gedreht, kann das Tier sterben. Wir haben die Polizei Alsfeld informiert und die freudige Nachricht erhalten, dass sich der Schäfer wie auch schon angekündigt, gleich auf den Weg gemacht hatte und das Schaf wieder hingestellt hatte, das daraufhin kurz danach Zwillinge zur Welt gebracht hatte. Mutter und Lämmchen geht es gut. Sämtliche Rinderweiden hatten keinen Mindestschutz, sondern es war lediglich eine Litze in Höhe von 80 bis 90 Zentimetern gespannt. Dass hier Kälber gerissen werden, ist bei solchen Weiden, die NICHT den Mindestanforderungen entsprechen, alles andere als verwunderlich.
Umso erstaunlicher ist es, dass sich von Rissen betroffene Bauern in der Lokalpresse mit solchen Forderungen präsentieren, wie Schäfer Bernd W. in der Oberhessischen Zeitung: „Die Weidetierhaltung darf nicht länger einer falschen Romantik und der ungehemmten Verbreitung des Wolfes untergeordnet werden, genauso wenig, wie das Sicherheitsgefühl der Menschen in den ländlichen Räumen.“
Zwei Wölfinnen, eine im Vogelsberg, die andere in Nordhessen, werden sesshaft
Zitat aus der Pressemeldung des HLNUG: „Die Wölfin mit dem Laborkürzel GW1166f wurde bei einem Rehriss im Vogelsberg am 27. Oktober erneut genetisch bestätigt. Nur zwei Tage später, am 29. Oktober, hinterließ dasselbe Tier beim Riss eines Angus-Kalbs im Vogelsberg seinen genetischen Fingerabdruck. Erstmals war GW1166f am 12. Juli 2019 anhand einer Losungsprobe (Wolfskot) identifiziert worden, sie hält sich seither im Gebiet um Ulrichstein im Vogelsberg auf. Nach wiederholtem Nachweis dieser „Ulrichsteiner Wölfin“ mittels DNA-Analyse über sechs Monate hinweg, würde GW1166f ab Mitte Januar 2020 als „territorial“ betrachtet (GW= Grauwolf, 1166= Labornummer, f= weiblich).“
Das zweite Tier, das erstmals seit dem Rüden vom Reinhardtswald in Hessen als territorial bezeichnet werden könnte, trägt das Kürzel GW1409f und wurde erstmalig am 1. August 2019 bei Herlefeld im Schwalm-Eder-Kreis an einem Rotwild-Alttier nachgewiesen. Diese Wölfin war laut der jüngsten Analyseergebnisse verantwortlich für drei Rissvorfälle in drei verschiedenen Landkreisen. Sie würde bei weiteren Bestätigungen am 1. Februar 2020 als sesshaft bezeichnet werden.
Die Gennachweise im Einzelnen:
02.11.2019 Sontra/Werra-Meißner-Kreis, Genetik Schafe, Wolf HW01, GW1409f
31.10.2019 Herlefeld/Schwalm-Eder-Kreis, Genetik Schaf, Wolf HW01, GW1409f
29.10.2019 Seifertshausen/Hersfeld-Rotenburg, Genetik Rotwild, Wolf HW01, GW1409f
29.10.2019 Unter-Seibertenrod/Vogelsbergkreis, Genetik Kalb, Wolf HW01, GW1166f
27.10.2019 Lardenbach/Vogelsbergkreis, Genetik Reh, Wolf HW01, GW1166f
Hier unser Faktencheck in Bildern:
Schafweide bei Romrod
UPDATE: 18.12.19 – Die Polizei Alsfeld hat nachgeforscht, was mit dem Schaf weiter passiert ist und nun die freudige Nachricht erteilt, dass sich der Schäfer wie auch schon angekündigt, gleich auf den Weg gemacht hatte und das Schaf wieder hingestellt hatte, das daraufhin kurz danach Zwillinge zur Welt gebracht hatte. Mutter und Lämmchen geht es gut.
Vier Rinderweiden bei Ulrichstein Unter- und Oberseifertenrod
https://umwelt.hessen.de/sites/default/files/media/hmuelv/wolfsmanagementfuerhessen.pdf
6 Gedanken zu „Hessen 2020 wieder Wolfsgebiet? Faktencheck und Zaunkontrolle bei Ulrichstein – Jagdfrevel und meist ungeschützte Weidetiere“
Da fällt einem wirklich nichts mehr zu ein: Aleae iactae sunt – die Würfel sind gefallen! Zudem haben es die ach so lieben BäuerInnen in den letzten Wochen wieder geschafft, das Ruder wieder zu ihren Gunsten in der Öffentlichkeit herumzureißen(Sternfahrten, grüne Kreuze aufstellen, Mahnfeuer) und sich als Opfer präsentiert! Und der überwiegende Teil der Deutschen Gesellschaft beschäftigt sich nicht mit derartigen Themen – Tierschutz ist in Deutschland keine Realität! So bleibt alles wie es immer war: Menschen versessen und Tier vergessen…
Toll unsere Jäger. Dieses Verhalten ist ne Schande und gehört gewaltig bestraft. Wo sind unsere Behörden? Bezahlt man Diese nur fürs Rumsitzen im Büro?????
Klar,denen sind doch unsere Natur und unsere Waldtiere egal..hauptsache Geld.
Wir sog.Ottonormalverbraucher haben eh nix davon.
Jäger-weg damit.Sollen sich gegenseitig erschiessen.
Wer es jetzt noch nicht gelernt hat,der hat keinen Verstand.
Die Natur braucht keine JägerInnen! Zitat Theodor Heuss : …… Jagd ist eine Nebenform menschlicher Geisteskrankheit! ! !
Überbevölkerung stoppen = Platz für alle !!!
Nutztiere wie auf den o.a. Fotos in einem Gebiet einzuzäunen, in dem sich Wölfe aufhalten, ist grob fahrlässig! Wann wird solches Verhalten, das eindeutig Tierquälerei ist, endlich zum Straftatbestand?! Hier wird es früher oder später zu Angriffen durch Wölfe kommen.
Die Wölfin in Schellnhausen ist zum Glück überfahren worden.Seitdem keine ausbrechenden Rinderherden mehr! Der Kadaver war-wegen des schönes Pelzes wohl-schneller weggeräumt als wir gucken konnten….
Ich brauche bestimmt keinen Wolf!