Wolf in Bissendorf: Rotkäppchensyndrom und die wahren Gefahren für unsere Kinder

Achtung: Jägerlatein im Wald. Die Sichtung eines einzelnen Wolfs in Bissendorf wird wieder einmal zum Anlass für überzogene Maßnahmen. Wolfsberater Frank Schlattmann, ein bekannter Jäger, rät dazu, mit Kindergruppen den Wald zu meiden, und beruft sich auf vage Sicherheitsbedenken. Dieser Rat ist nicht nur unsinnig, sondern schadet unseren Kindern mehr, als er nützt – gerade nach den Folgen der Corona-Krise. Der Wolf ist ein Gewinn für die Natur – die wirklichen Gefahren lauern anderswo.

Der Wolf: Ein scheues Tier, keine Bedrohung

Der Wolf in Bissendorf ist ein Einzelgänger, der Rehe und ungeschützte Schafe gerissen hat – ein natürliches Verhalten, das niemanden überraschen sollte. Die Empfehlung, Kindergruppen aus dem Wald fernzuhalten, ist jedoch völlig überzogen. Wölfe sind scheu und meiden Menschen konsequent. Das Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) bestätigt: Es gibt in Deutschland keinen einzigen dokumentierten Fall eines Wolfsangriffs auf Menschen. Selbst in wolfsreichen Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg nicht. Die Chance, dass ein Kind einem Wolf begegnet – geschweige denn attackiert wird –, ist praktisch null. Schlattmanns Rat schürt unnötige Angst und raubt Kindern die Naturerfahrung – ein Rückschlag, den sie nach den Einschränkungen der Corona-Krise nicht brauchen.

Ein Jäger mit Eigeninteressen?

Frank Schlattmann ist nicht nur Wolfsberater, sondern auch Jäger. Diese Doppelrolle wirft Fragen nach seiner Objektivität auf. Jäger sehen Wölfe oft als Konkurrenz, da sie Wildbestände reduzieren, die für die Jagd interessant sind. Ist sein Ratschlag wirklich von Sorge um Kinder getrieben – oder dient er dem Interesse, den Wolf als Bedrohung darzustellen und seine Population zu kontrollieren? Die Jägerschaft lobbyiert seit Jahren für eine stärkere Bejagung von Wölfen. Schlattmanns Empfehlung könnte somit weniger der Sicherheit dienen, sondern vielmehr den Wolf in der öffentlichen Wahrnehmung diskreditieren – ein Manöver, das dem Naturschutz schadet.

Die echten Gefahren für Kinder – und die Rolle der Natur

Achtung: Jägerlatein im Wald. Das Jägerrotkäppchen. KI-Bild von GROK/X generiert.

 

Statt einem harmlosen Beutegreifer nachzujagen, sollten wir uns den realen Risiken widmen. Verkehrsunfälle fordern jährlich etwa 20 Kinderleben, oft auf dem Schulweg oder in Wohngebieten – verursacht durch Autos, nicht durch Wölfe. Hunderte Kinder werden zudem jedes Jahr durch Hundebisse verletzt; 2023 meldete das Statistische Landesamt Niedersachsen über 1.200 Bissvorfälle, viele mit Kindern als Opfer. Im Wald sind Zecken, die Borreliose oder FSME übertragen, eine größere Gefahr – Tausende Fälle jährlich, auch bei Kindern. Dazu kommt die erschütternde Realität von Gewalt: Laut Bundeskriminalamt wurden 2023 über 17.000 Fälle von Kindesmisshandlung registriert, meist im familiären Umfeld.
Die Corona-Krise hat diese Lage verschärft. Studien zeigen, dass Kinder massenhaft psychische Schäden erlitten haben – Angststörungen und Depressionen stiegen laut Robert Koch-Institut um über 30 Prozent. Gleichzeitig entwickelten viele Übergewicht durch monatelange Schließungen von Schulen und Sportstätten; die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin meldete 2022 einen Anstieg der Adipositas-Rate bei Kindern um 25 %. Bewegung in der Natur ist für sie jetzt wichtiger denn je – sie stärkt Körper und Geist. Den Wald zu meiden, wie Schlattmann vorschlägt, ist das Letzte, was unsere Kinder brauchen.
Und dann gibt es noch die Gefahren durch Jäger selbst. Die Initiative zur Abschaffung der Jagd dokumentiert seit 2002 anhand von Presseberichten Jagdunfälle und Straftaten mit Jagdwaffen. Sie gibt an, dass jährlich bis zu 40 Menschen in Deutschland durch Jäger und deren Waffen sterben könnten – sowohl durch klassische Jagdunfälle (z. B. Verwechslung mit Wild) als auch Beziehungstaten (z. B. ein Jäger erschießt Familienmitglieder). Für 2023 meldet die Initiative bis August mindestens 36 Todesfälle, überwiegend durch Beziehungstaten; die tatsächliche Zahl könnte höher sein, da nicht alle Vorfälle publik werden. Die Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften verzeichnen etwa 1.600 Jagdunfälle pro Jahr während legaler Jagdausübung, inklusive Verletzungen und vereinzelt Todesfälle. Damit sind Jäger eine weitaus größere Gefahr für Kinder.

Vernunft statt Hysterie

Der Wolf in Bissendorf ist kein Grund zur Sorge, sondern ein Zeichen für eine gesündere Natur. Schlattmanns Rat, Kinder aus dem Wald zu verbannen, ist nicht nur überflüssig, sondern könnte von jagdlichen Eigeninteressen geprägt sein – und ignoriert die Heilwirkung der Natur nach Corona. Die wahre Gefahr liegt in Autos, Hunden, Krankheiten, Gewalt, den Folgen der Coronapolitik und nicht zuletzt in Jagdunfällen – nicht in einem scheuen Wolf. Statt Hysterie zu fördern, sollten wir unsere Kinder schützen, wo es zählt, und ihnen die Freiheit in der Natur gönnen, die sie verdienen.

Quellen:

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/osnabrueck_emsland/Wolf-in-Bissendorf-gesichtet-Experte-raet-zur-Vorsicht,aktuellosnabrueck13220.html

https://www.ljn.de/jaegerschaften/melle/wild-und-jagd/jagdausbildung

Wir freuen uns über finanzielle Unterstützung:

Konzerne und Lobbyisten bestimmen immer mehr –  und nicht im Interesse der Bürger und nicht zum Wohle der Natur – mit. Deshalb ist es essentiell, dass es Vereine wie Wolfsschutz-Deutschland e. V. gibt, die völlig unabhängig sind. Kein Vorstandsmitglied sitzt in einer Partei. Parteien mischen auch nicht bei uns mit und wir nehmen keine Lobbygelder an. Wer uns unterstützt, kann sich also sicher sein, dass wir stets im Sinne unserer Wölfe handeln. Wir sind nicht bestechlich. 

Doch wir Helfer brauchen auch Hilfe. Bitte unterstützen Sie uns mit einer Spende. Auch mit einem Dauerauftrag von 5 Euro im Monat können wir viel Gutes tun und weiter für unsere Wölfe kämpfen. https://wolfsschutz-deutschland.de/spenden-2/

 

2 Gedanken zu „Wolf in Bissendorf: Rotkäppchensyndrom und die wahren Gefahren für unsere Kinder

  1. Ihr von Wolfsschlucht habt soooo Recht!
    Ich habe einige Jahre in einer Jägergemeinschaft das Jagdhorn geblasen. Es war eine schöne Zeit. Aber als die Diskussionen um den Wolf aufkamen, und es immer nur hieß:“ Der Wolf muß abgeschlossen werden, weil er eine Gefahr für unsere Herdentiere und uns Menschen ist und bleibt.“ Und Argumente gar nicht ankamen, weil jeder heiß auf einen Wolfabschuß war, da habe ich mich schweren Herzens zurückgezogen.

  2. grundsätzlich ist die jagd als solche stillzulegen und abzuschaffen.
    gründe hat es zahlreiche….mit unerschiedlicher gewichtung.
    tatsache aber ist,daß jagd generell unökologisch und antidemokrat.privilegienrecht ist.
    ebenso grundsätzlich kann kein schlachter oder kürschner wildtierbeauftragter sein….ebenso wenig hobby oder berufsjäger.wer sich aus der selben quelle ernährt wie seine anderenanimalischen konkurrenten ,kann rechtlich überzeigend kein objektiver wolfsberater sein.
    diese positionen der wolfsberater und der wolfsmanager….sind rechtlich zu schützen und den ngos sowie ihren und anderen wissenschaftlichen personal zu überlassen..
    nicht nur bundes sondern auch europa weit..wir sind hierkein selbstbedienungsladen für mehr oder weniger korrupte und inplausible posten u. zuständigkeitsverteilung .
    es geht grundsätzlich nach dem sachlich logischen u. juristisch hinreichenden plausibilitätsprinzip.das hat so zu bleiben und auch strafrechtlich ermittelnd wieder hergestellt zu werden.diese billigen beliebigkeiten sind rechtsstaatsexterne handlungen…im mittleren demokratieschädigungsfeld.
    in den wald sollten kinder eh nie allein gehen…..schon wegen der suspekten menschen..denn man nimmt ja immer nur an,daß diese menschen im wald auch menschen sind….ob das und in wie weit zutrifft ,ist dann immer ein gewisser risikofall….davon können jogger*innen wohl berichten….
    kindergruppen sollten nie ohne zureichende begleitung ,die mit fotokamera und einem langen wanderstab ausgerüstet sein sollten..der stab für evtl. verscheuchungsabwehr ..evtl. von wildschweinen….giftschlangen..ect.
    aber das bischen leben der wälder nicht aufzusuchen halte ich für gegenteilig nutzbar.es sollten überhaupt mehr wälder und die vorhandenen größer und miteinander vernetzter sein.europa sollte auch ein stabiles netz von wäldern sein..
    schon allein aus aufarbeitung industriegesellschaftlicher zerstörungsregression.
    was ja vor der erwürgung dieser ökologischen themen von vielen auch mahnenden stellen gefordert wurde.die restnatur ist bei weitem überlastet..trinkwasservorräte werden knapper..die industrie will vorzugsoptionen auf trinkwasserrelevantes grundwasser..die wälder sterben an austrocknungen..weil das geringer werden wasser abgesaugt wird..für nicht ökologische zwecke..
    nicht zuletzt ist jagd tierrechtswidrig.soweit man mit retardiertem bewußtsein tieren überhaupt rechte zugestehen will.
    wenn man bedenkt das es früher noch kanibalen gegeben haben soll,während andere bereits ganz andere zivilisationen erschufen..so erscheint auch heute noch eine gewisse parallelität gegeben zu sein..selbst unter vermeindlich hoch zivilisierten,ja oft gerade durch diese vortäuschenden..imitationen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.