Nach langer Wartezeit gibt es ein neues Lebenszeichen durch Nachweise in der Rissliste. Gloria ist noch da. Kann aber eine einzige, schlaue Wölfin die Weidetierhaltung einer ganzen Region gefährden? Wohl kaum. Wir erklären in unserem neuen Artikel auch warum. Außerdem zeigen wir Jagdfrevel und erneut wieder skandalöse Zäune sowie einen verbalen Aussetzer des NABU-Chefs Kreis Wesel: „Gloria soll gekillt werden, soll geschossen werden.“
Wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. berichten ja schon seit Jahren immer wieder über das problematische Verhalten bestimmter Weidetierhalter im Wolfsgebiet Schermbeck. Die Lage im Gebiet spitzt sich immer mehr zu. Während sich Anwohner immer genervter von den Vorgängen zeigen, sind Nepper, Schlepper und Bauernfänger wieder sehr aktiv dabei mit Hass- und Hetzkampagnen sowie Fake-News, um mobil gegen die kleine Wolfsfamilie zu machen. Ihr Ziel: Endlich der Abschuss.
Es scheint tatsächlich so zu sein, dass Gloria von ihrem Gebiet südlich der Lippe nun in den Dämmerwald nördlich der Lippe umgezogen sein könnte. Da Wölfe nicht von sich ihr Stammgebiet so einfach verlassen, muss es hier Vorfälle gegeben haben. Wir vermuten, dass es illegale Angriffe auf das Rudel in seinem Stammgebiet gegeben haben könnte.
Jungwolf aus dem vergangenen Jahr nachwiesen
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) bestätigte am zweiten September 2024 neue Wolfsnachweise aus dem vergangenen Jahr im Kreis Wesel.
Durch Losungsproben aus Hünxe und Schermbeck, die im Rahmen der Auswertung des abgelaufenen Monitoringjahres 2023/24 für die Analyse beauftragt wurden, konnte mehrmals der männliche Wolf mit der Kennung GW4002m nachgewiesen werden. Bei diesem Wolf handele es sich um einen Nachkommen der territorialen Fähe GW954f Gloria und des Rüden GW3616m Addi, welcher schon seit längerer Zeit als neuer territorialer Rüde im Rudel „Schermbeck“ geführt werde. Dieser Reproduktionsnachweis bestätige nun, dass das Männchen GW3616m den alten Rüden GW1587m Ingolf bereits vor bzw. zur Paarungszeit Ende Februar/Anfang März 2023 ersetzt und sich erfolgreich zum ersten Mal mit dem Weibchen GW954f fortgepflanzt hätte. Über den Verbleib von GW1587m oder die Existenz weiterer Welpen aus dem Jahr 2023 ist nichts bekannt, so das LANUV.
Wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. gehen davon aus, dass Ingolf illegal beseitigt worden ist. Wir hatten im vergangenen Jahr noch eine Babysitterin sowie einen weiteren Welpen nachgewiesen. Wir hatten dies öffentlich gemacht, um den Mutterschutz von Gloria nach der jüngsten Abschussverfügung deutlich zu machen. Über deren Verbleib sowie von Welpen aus diesem Jahr haben wir bislang keine Nachweise. Das Wolfsmonitoring im Gebiet ist wirklich mangelhaft. Unter vorgehaltener Hand heißt es, die Jäger hätten es übernommen, das LANUV vereinte dies aber in einer telefonischen Anfrage von uns.
Unsere Anfrage an den Kreis Wesel und das LANUV, ob es aktuell erneut eine Abschussverfügung gibt, wurde ebenfalls verneint.
Die Rissliste https://wolf.nrw/wolf/de/nutztierfaelle wurde wochenlang nicht aktualisiert, nun sind erste Ergebnisse da, die bestätigen, dass Gloria noch da ist.
15.08.2024 | Borken | Raesfeld | Schaf | 1 | Wolf(Canis lupus) | eindeutiger Nachweis | verletzt; HW02, GW954f, Weibchen, Territorium Schermbeck-Dämmerwald |
15.08.2024 | Borken | Raesfeld | Schaf | 4 | Wolf(Canis lupus) | eindeutiger Nachweis | 3 Schafe tot, 1 Schaf verletzt und später euthanasiert; HW02, GW954f, Weibchen, Territorium Schermbeck-Dämmerwald |
08.08.2024 | Wesel | Schermbeck | Schaf | 1 | Wolf(Canis lupus) | eindeutiger Nachweis | HW02, GW954f, Weibchen, Territorium Schermbeck-Dämmerwald |
Nördlich der Lippe gibt es so gut wie keine Berufsschäfer, sondern hier wird professionelle Landwirtschaft mit großen monokulturartigen Getreide- und Maisfeldern betrieben. Schafe und Ziegen werden zumeist nur nebenbei als Hobby gehalten. Die Maismonokulturen reichen oft bis an weitläufig verteilte Grundstücke mit Schafen und Ziegen heran. So haben Wölfe wie Gloria die perfekte Deckung für einen Übergriff. Zudem sind im Gebiet nördlich der Lippe fast alle Zäune nicht wolfsabweisend eingezäunt.
Wir gehen davon aus, dass wieder Risse provoziert werden, um einen Grund für die nächste Abschussverfügung auf Gloria zu kreieren. Hierbei schrecken wohl einige Halter auch nicht davor zurück, tote Tiere, die auf ungesicherten Weiden gerissen wurden, in wolfsabweisende Zäune zu verbringen.
Zaunrealitäten im Wolfsgebiet Schermbeck
Fördertopf auch in diesem Jahr nicht abgerufen:
Nicht nur wir von Wolfsschutz-Deutschland e. V. bemängeln die Zäune im Wolfsgebiet Schermbeck, sondern auch die AG NABUS im Wolfsterritorium Schermbeck
Maislabyrinth bei Gahlen
Lippe bei Hünxe
Bei Schermbeck – Brix
Schafe bei Raesfeld – Dämmerwald
Blindes Pferd bei Gahlen
Zaun bei Schäfer S. bei Hünxe-Gartrop
Bei einem Pressetermin von Schäfer Specht, Jäger Stefan Koch und Schäferin Rittmann am 29. August sagte aber NABU-Wesel-Chef Malzbender wirklich Ungeheuerliches. Ab Minute 3.25: „Gloria soll gekillt werden, soll geschossen werden.“ Nach unserer Kenntnis war dies nicht mit der AG NABUS im Wolfsgebiet Schermbeck abgesprochen. Wir von Wolfsschutz-Deutschland e V. sind natürlich völlig anderer Ansicht. Quelle Bericht: https://www.youtube.com/watch?v=vK55Wgjs5f4
Schafe zwischen Putenhaltung in Hallen bei Schermbeck Dämmerwald
Problem Blauzungenkrankheit
Im Kreis Wesel sind über 100 Betriebe von der Blauzungenkrankheit betroffen und es wird vermutet, dass die Zahl der infizierten Tiere weiter ansteigt. Halter müssten also ganz andere Sorgen haben, als Wolfsrisse. Die Blauzungenkrankheit wird von einem Virus verursacht, das vor allem Rinder und Schafe, aber auch wiederkäuende Wildtiere befällt. Der Erreger ist für den Menschen ungefährlich. Das Virus (BTV 3) wird von blutsaugenden Gnitzen übertragen.
Die Tiere zeigen mitunter laut LANUV „erhebliche klinische Symptome wie Lahmheit, Fieber, gestörtes Allgemeinbefinden mit verminderter Futter- und Wasseraufnahme, Nasenausfluss, vermehrter Speichelfluss und Ödem- und Krustenbildung, insbesondere im Kopfbereich.“ Sie leiden erheblich, einige gehen an der Krankheit ein, andere zeigen kaum Symptome.
Wie der Kreis Wesel mitteilt, ist das Virus für Menschen nicht gefährlich, auch der Verzehr des Fleisches von infizierten Tieren sei unbedenklich. Allerdings sei Fleisch von Tieren mit Fieber und einer schweren Allgemeininfektion grundsätzlich nicht für den menschlichen Verzehr geeignet. Erkrankte Tiere seien bis zur Genesung von einer Schlachtung ausgeschlossen. „Das wissen Landwirte und die Kontrolle ist wesentlicher Bestandteil der tierärztlichen Schlachttieruntersuchung in den Schlachtbetrieben vor Freigabe zur Schlachtung“, so der Kreis.
Jagdfrevel auf einem Jagdplatz im Dämmerwald nahe der Gaststätte Fuchsbau
Die Angelegenheit wurde zur Anzeige gebracht.
Kommt eine neue Abschussverfügung?
Trauriger Rekord in Deutschland: Nur Fehlschüsse
Dr. Carsten Nowak: „Wir haben es in Deutschland nicht ein einziges Mal geschafft, den Wolf, der Schafe gerissen hat, zu entnehmen,“ so O-Ton Dr. Carsten Nowak. Wolfsexperten seien keine Wolfsfreunde, die sagen würden, man müsse alle Wölfe schützen, nein Experten würden sagen: „Man muss Wölfe töten!“…“es müssen aber idealerweise die Richtigen sein.“
Wenn es aber bislang nie die Richtigen gewesen sind, machen Einzel- und Schnellabschüsse doch gar keinen Sinn, sondern einzig und alleine konsequenter Herdenschutz schützt Wölfe und Nutztiere. Wolfsschutz-Deutschland e. V. plädiert seit Jahren dafür, ganz Deutschland zum Wolfsland zu erklären und überall einheitlich zu fördern, aber auch zu fordern. Sommer: „Nur Null-Wolfsabschuss motiviert wirklich zum Herdenschutz.“ Denn was haben Bauern und Wolfsgegner davon, wenn sowieso nie die „richtigen“ Wölfe abgeschossen worden sind?
Alle Verfahren wurden bislang von Regierungsseite verloren. Zahlen dafür müssen die Steuerzahler, die sich, was die Willkommenskultur von Wölfen betrifft, in der Mehrheit befinden.
Falls der Kreis Wesel oder Kreis Borken über Umweltminister Krischer (Grüne) tatsächlich eine neue Abschussverfügung ausstellen, wird diese erneut kaum Bestand vor Gericht haben.
Quellen:
https://wolf.nrw/wolf/de/aktuelles/2024-09-02
Wir freuen uns über Unterstützung:
Wolfsschutz-Deutschland e.V. ist eine gemeinnützige Organisation, die sich der Aufgabe verschrieben hat, Wölfen in Deutschland die Zukunft zu sichern.
Trotz ihres weiterhin strengen Schutzstatus werden Wölfe in Deutschland illegal gejagt und getötet. Diese Abschüsse gefährden nicht nur einzelne Tiere, sondern auch die gesamte Population und das Ökosystem, in dem sie eine zentrale Rolle spielen. Auf keinen Fall dürfen hier bei uns in Deutschland bald Schweizer Zustände herrschen.
Die Arbeit von Wolfsschutz-Deutschland e.V. ist für den Erhalt der Wölfe von unschätzbarem Wert. Doch diese wichtige Arbeit ist nur durch die Unterstützung von Menschen wie Ihnen möglich. Jede Spende zählt – egal, ob groß oder klein. Ihre finanzielle Unterstützung ermöglicht es dem Verein, weiter für die Wölfe zu kämpfen, zu dokumentieren und Aufklärungsarbeit zu leisten.
Sie unterstützen damit eine von Regierungs- und Lobbygeldern wirklich unabhängige Organisation, die unermüdlich daran arbeitet, dass die Rückkehr der Wölfe in unsere Landschaften ein Erfolg wird – für die Natur, für die Artenvielfalt und für kommende Generationen.
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5 Gedanken zu „NRW – Wolfsgebiet Schermbeck: Gloria soll schon wieder gekillt werden“
Mittlerweile bin ich mir sicher, dass es mit dem mangelndem Herdenschutz nur darum geht, Gründe zu finden um Wölfe abzuknallen. Was ist nur los in diesen Land?
WO IST DIE EU??? Wrum können diese Unmenschen so handeln?
Kuh mit Babykalb und ein blindes Pferd!!! Immer wieder diese Lodenbrut die: SSS schreibt!!! Und nun Gloria???
Wolfsschutz-Deutschland e. V. plädiert seit Jahren dafür, ganz Deutschland zum Wolfsland zu erklären und überall einheitlich zu fördern, aber auch zu fordern (=> und ansonsten bei rissen die tierehalter ohne oder bei mangelhaftem weidenschutz schutz für sie spürbar abzustrafen, statt sie für ihre unverschämten unterlassungen auch noch zu entschädigen). Sommer: „Nur Null-Wolfsabschuss motiviert wirklich zum Herdenschutz.“ (=> und nur so kann es letztlich funktionieren) – es ist zudem einfach nur völliger quatsch, dass wölfe vernünftig aufgebauten und gewarteten weideschutz in irgendeiner weise überwinden könnten, denn man kann dem wolf alles nachsagen, aber zaubern kann er nicht. -//- gegen blauzungenkrankheit, eine wiederkäuer-erkrankung, (ist eine virusklasse) kann übrigens im vorfeld geimpft werden, andere tiere wie wölfe sind nicht in gefahr, selbst wenn sie „blaue zungen“ reissen + + fressen.
wie lange will unser Staat den kriminellen Machenschaften einiger Weidetierhalter noch tatenlos zusehen? Meine Zweifel an unserem Rechtsstaat werden leider größer…
@werner [zweifel am rechts-staat wachsen]: lieber werner, das tut wirklich nicht not, das mit den zweifeln, denn gerade eben driftet dieser staat ja sichtbar immer weiter nach rechts, sodass ich ernsthaft erwäge, ihm freiwillig demnächst adé zu sagen, denn diese drift, behaupte ich, ist kein politischer unfall, sondern gewollt / weiter zu sagen, es ist höchst erstaunlich (und ermüdend) zuzusehen, dass „der staat“ nicht einmal mehr in der lage ist, die kriminellen machenschaften der weidetierhalter, jägerlobbies usw schnell+knallhart „einzufangen“ und unter kontrolle zu bringen, und stattdessen zulässt, dass die gutmeinenden menschen mit einfach nur gesundem menschenverstand der verfolgung und häme durch den mob ausgesetzt sind, wie etwa die mitarbeitenden beim wolfsschutz-de, denen man wirklich nicht vorwerfen kann etwas falschzumachen, und dem weit überwiegenden teil der bevölkerung, die mit dem wiedererscheinen der wölfe in „unserem land“ keinerlei probleme sieht und hat / normal wäre, dem wolf als „heimkehrer auch nach DE“ den roten teppich auszurollen, weil er als spitzen-prädator für eine gesunde natur unerlässlich ist = er gehört integral dazu, stattdessen wird er wo immer es geht von selbsternannten ignoranten, die keine ahnung vom funktionieren einer „gesunden natur“ haben, erneut geradezu mittelalterlich gehasst, verfolgt und getötet (es ist, drastisch ausgedrückt, einfach nur zum kotzen).